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Blind

Holly x Rico
von

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Kapitel 2: Just one more moment

Holly strich dem in seinem Arm liegenden Violinisten zärtlich über den Rücken, während sie erschöpft und verschwitzt auf dem großen Doppelbett Ricos lagen.

„Wie lange geht das eigentlich schon so?“ Hollys Stimme war leise, mehr ein Flüstern; doch Rico konnte ihn in der Stille, die sie umgab, deutlich hören.

„Was meinst du?“, fragte der Violinist schläfrig; er hatte die Augen geschlossen und genoss die sanften Berührungen des Sängers.

„Das mit uns… Seit wann genießen wir diese… besonderen Vorzüge unserer Freundschaft?“ Der Sänger musste bei dieser Frage unwillkürlich grinsen – auch wenn er selbst nicht so recht wusste, wieso eigentlich.

„Hmm… Weiß nicht genau. Muss auf irgendeiner der letzten Touren passiert sein…“ Ricos Stimme machte deutlich, dass er eigentlich nicht gewillt war, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Er wollte diesen Moment einfach genießen.

Holly lachte leise. „Ich merk schon: du hast keine Lust mehr, zu denken. Schläfst ja auch gleich ein.“ Man konnte das Grinsen förmlich aus seiner Stimme heraushören. „Dann will ich dich mal nicht weiter stören.“ Der Sänger wuschelte durch die dunklen, ohnehin zerzausten Haare und lächelte warmherzig. „Ich werd mich auf den Weg machen, dann kannst du dich aufs Ohr hauen, Stolzi. Nicht, dass du morgen noch im Stehen einpennst.“

„Was?“ Nun war Rico wieder hellwach… und ziemlich verwirrt. Und so musterte er den Sänger auch, denn er hatte eigentlich gedacht, Holly würde nun doch noch über Nacht bleiben. „Du willst allen Ernstes jetzt noch losfahren!? Es ist doch mitten in der Nacht.“

„Ja, und? Da sind wenigstens die Straßen schön leer und man kommt gut durch, ohne sich über andere Verkehrsteilnehmer ärgern zu müssen.“ Nach wie vor lächelte Holly und beinahe wäre Rico in diesen wunderschönen Augen versunken, doch er ermahnte sich selbst und ordnete seine Gedanken.

„Aber du kannst doch auch noch bis morgen früh hier bleiben, Holly. Du liegst eh schon im Bett; da bietet sich das doch an.“ Er versuchte sich an einem kecken Grinsen, was ihm offensichtlich auch ganz gut gelang, denn Holly erwiderte es.

„Dann müsste ich morgen aber früh aufstehen oder mich durch den Berufsverkehr quälen.“ Scheinbar hatte der Sänger seine Entscheidung längst getroffen, denn er setzte sich auf, nachdem er Rico losgelassen hatte und schlug die Decke zurück.

Ein kühler Luftzug strich über den Körper des Violinisten und hinterließ eine leichte Gänsehaut. Rico seufzte schicksalsergeben. „Na schön… ich scheine dich ja wohl nicht umstimmen zu können.“

Während er seine Sachen einsammelte, schüttelte Holly den Kopf, grinste dann aber. „Du wirst die Nacht ja wohl auch ohne mich überstehen, mein armes, einsames Stolzi.“

Der Dunkelhaarige spürte einen Stich im Herzen, da er wusste, dass das nicht unbedingt der Fall sein würde. Aber was sollte er machen? Holly auf Knien anflehen, zu bleiben, weil er ohne ihn nicht leben konnte? Wohl kaum eine gute Idee. „Willst du vorher wenigstens noch duschen? Deine Haare sollten ja schnell trocknen – eine Erkältung kannst du dir also wohl kaum einfangen.“

Holly lachte ausgelassen. „Zumindest nicht wegen nasser Haare. Aber die Idee ist wirklich nicht schlecht, danke.“

Mit einem weiteren, für Rico unwiderstehlichen Lächeln begab sich der Sänger ins Bad. Rico sah ihm hinterher und sein Blick wurde wehmütig, fast schon traurig. Wie er so dalag, wirkte er wie ein kleiner Welpe, den man alleingelassen hatte – und irgendwie fühlte er sich auch so. Für einen Moment spielte er deshalb mit dem Gedanken, Holly ins Bad zu folgen. Einerseits um die letzten Minuten seiner Anwesenheit zu genießen. Andererseits um seinen wunderschönen Körper zu betrachten – und das war wirklich ein verdammt guter Grund. Dennoch ließ er es bleiben. Wie hätte er Holly auch seine Anwesenheit erklären sollen? Hey, ich find deinen Körper einfach zu geil und muss ihn die ganze Zeit anstarren? Und bei der Vorstellung, wie du nackt unter der Dusche stehst, muss ich mir jedes Mal einen runterholen? So wohl eher nicht…

Lautlos seufzend drehte sich Rico auf die Seite und setzte sich langsam auf. Er war in die Decke eingewickelt und fuhr sich etwas verschlafen durch die Haare. Holly hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet und ihn ziemlich erschöpft. Aber das war ihm egal – er liebte diese Art von Erschöpfung, auch wenn ihm das Sitzen am folgenden Tag nicht immer unbedingt einfach erschien. Doch so müde er auch war – an ruhigen und erholsamen Schlaf war heute nicht mehr zu denken. Er wollte einfach nicht, dass Holly ging. Doch ihm fiel nichts ein, wie er ihn hätte aufhalten sollen. Was konnte er schon gegen diesen Sturkopf ausrichten, wenn er erst mal seine Entscheidung getroffen hatte? Rico wusste zu gut, dass es dann nahezu unmöglich war, ihn umzustimmen – immerhin war er selbst auch nicht viel besser, wenn es darum ging.

Er seufzte, als sich die Tür öffnete und Holly, lediglich mit Shorts und Jeans bekleidet, hereinkam. „Was hast du, Stolzi? Angst vor dem Einschlafen, wenn du so alleine bist?“, witzelte der Sänger. Natürlich war das nicht ernst gemeint; doch Holly hatte keine Ahnung, wie richtig er mit dieser Vermutung lag. Rico lachte gezwungen, um einer Antwort zu entgehen und seine wahren Gefühle zu überspielen. Inzwischen war er darin sogar recht gut geworden – was aber nicht weiter verwunderlich war, denn mittlerweile hatte der Dunkelhaarige oft genug Gelegenheit gehabt, zu üben. „Also dann… Ich find den Weg auch allein. Du kippst doch eh fast um vor Müdigkeit; also bleib lieber gleich im Bett.“ Holly lächelte, was den Violinisten dazu veranlasste, sich einmal mehr enorm zusammenreißen zu müssen. Diese Augen… diese wunderschönen Augen…

Um wieder in der Realität anzukommen, räusperte sich Rico kurz, während Holly sein Shirt wieder anzog. Vielleicht war das wirklich keine schlechte Idee – wenn er Holly nach unten begleiten würde, wäre da diese Gefahr, dass er ihn nicht gehen lassen könnte. Immerhin fiel ihm das so schon schwer genug. Blieb er hier, könnte er Holly nicht aufhalten und würde somit auch nicht in die eventuelle Verlegenheit kommen, erklären zu müssen, warum er den Sänger bei sich haben wollte. „Meldest du dich, wenn du zu hause bist?“, fragte er dann leise, ohne dass er wirklich erklären konnte, warum er diese Frage überhaupt gestellt hatte. Er sah zu dem Sänger hinüber und beobachtete ihn aufmerksam.

Sein Blick musste ihn verraten haben, denn Holly sah ihn entsprechend verwirrt an und legte den Kopf leicht schief. „Warum? Was soll mir schon passieren? Außerdem bist du hundemüde, Rico. Du solltest schlafen. Wenn ich zu hause ankomme, ist es mitten in der Nacht.“ Es war nur nett gemeint, das hörte Rico deutlich aus der Stimme Hollys heraus; doch es war nicht das, was er hören wollte. Jetzt nicht.

Er wandte den Blick ab und sah zu Boden. „Ist egal, ruf bitte einfach kurz an. Oder schreib eine Nachricht.“ Irgendwie war Rico unruhig geworden, sein Herz zog sich seltsam verkrampft zusammen. Doch er konnte sich diese Unruhe nicht erklären. Was war denn los mit ihm? Holly hatte recht – was sollte ihm schon groß passieren?

Scheinbar sah man ihm seinen Gemütszustand jedoch deutlich an, denn nun bildeten sich kleine Sorgenfalten in dem hübschen Gesicht Hollys. „Hey… was ist denn auf einmal los? So kenn ich dich ja gar nicht.“ Der Sänger hockte sich vor Rico hin und sah ihm direkt in die Augen. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen, Rico.“

Die Worte waren leise, aber eindringlich und ernst. Bei der Art, wie er den Namen Ricos aussprach, bekam dieser eine Gänsehaut. Doch seine Stimme klang auch sehr ehrlich, was ihm ein Teil seiner unbestimmten Sorge nahm. Der Violinist lächelte, jedoch nicht besonders überzeugend.

Das erkannte er auch an Hollys Reaktion. Denn dieser seufzte kurz auf, ehe er sich wieder erhob. „Na schön, ich werd dich informieren, sobald ich wohlbehalten zuhause angekommen bin und in meinem Bett liege. Okay?“

Rico nickte, sein Lächeln wurde ehrlich und warmherzig. „Danke.“ Auch er stand noch einmal auf, wobei ihm die Decke vom Körper rutschte. Somit stand er nun nackt vor Holly und er hätte schwören können, dass dieser seinen Blick kurz über seinen Körper wandern ließ. Doch vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet, weil es seiner Wunschvorstellung entsprach. „Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir los ist. Es ist nur so eine unbestimmte Sorge. Wahrscheinlich völlig übertrieben, wie du schon sagst.“ Er lachte verlegen.

„Du bist schlimmer als meine Mutter, Stolzi.“ Wieder grinste Holly und gab Rico einen kurzen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut. Und zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, die du eh nicht beeinflussen kannst.“ Mit einem letzten Lächeln ging er hinaus.

Dass er seinen letzten Satz bald in einer gänzlich schlimmeren Situation noch einmal sagen könnte, wäre ihm bis dahin nicht im Traum eingefallen. Denn er hatte es einfach nur gesagt, um Rico zu beruhigen. Und weil es der Wahrheit entsprach.

Doch nicht mal eineinhalb Stunden später tauchte ein Paar blendend greller Scheinwerfer auf der Autobahn direkt vor ihm auf und Holly kam nicht einmal mehr dazu, zu realisieren, was geschah…



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