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Fünf Jahre

(K)eine Freundschaft für immer
von

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Babyglück

„Oh. Mein. Gott.“ Mimi fächelte sich mit der flachen Hand Luft zu. „Das ist... oh mein Gott!“ Sie warf die Arme um Karis Hals und drückte sie fest an sich, was sich angesichts ihres großen Bauchs als schwierig erwies. „Ich fass' es nicht!“ Sie kreischte und tanzte im Kreis, was Tai mit gerunzelter Stirn beobachtete.

„Hey, komm' wieder runter. Noch vier Tage bis zum Entbindungstermin“, sagte er, dann wandte er sich an Kari. „Das ist echt krass.“ Er umarmte sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Du wirst in New York leben!“, kreischte Mimi und machte große Augen. „Wir werden dich besuchen kommen! Oh, ich kann's kaum erwarten. Die Juilliard!“

„Wir werden dich wirklich besuchen kommen. Immerhin wirst du... wie lange wirst du da leben?“ Fragend musterte er Kari.

„Vier Jahre dauert der Bachelor“, antwortete Kari. Es war Samstag und sie war zu Tai und Mimi gefahren, um ihnen die große Neuigkeit brühwarm zu erzählen. Sie hatte es nicht am Telefon abhandeln wollen, da es eine zu große Sache war.

„Vier Jahre!“, wiederholte Mimi schrill und führte ihren seltsamen Tanz fort. Wahrscheinlich wäre sie gehüpft, hätte sie nicht so einen großen Bauch gehabt.

„Würdest du dich jetzt bitte wieder beruhigen!“, rief Tai verärgert. „Du weißt, was die Ärztin gesagt hat. Stress vermeiden.“

„Aber sie wird vier Jahre in New York leben!“, jubelte Mimi. „Oh Mann, ich vermisse New York manchmal echt. Es ist so eine tolle Stadt. Du wirst dich verlieben, Kari. Vielleicht willst du hinterher gar nicht mehr zurück nach Japan.“

„Ich habe auch nicht vor, wieder nach Japan zurückzukommen“, erwiderte Kari. „Vielleicht könnte ich in Musicals auftreten. Oder im Ballett. Dann würde ich sowieso nur durch die Welt reisen. Das wäre mein Traum.“

„Oh ja, das wäre toll.“ Mimi bekam einen verträumten Gesichtsausdruck, während Tai seine Chance nutzte und sie zur Couch schob, wo er sie auf die Kissen drückte.

„Mach' mal halblang. Erst mal das Studium packen. Wie willst du das überhaupt bezahlen? Machen Mama und Papa das?“, fragte er.

„Ich habe ein Stipendium bekommen“, antwortete Kari. „Fünfzigtausend Dollar.“

„Fünfzigtausend?“ Mimi sprang auf und starrte sie mit großen Augen an. „Oh mein Gott!“

„Ja, das reicht für's erste Jahr. Die Studiengebühren sind echt hoch“, murmelte Kari. „Und ja, Mama und Papa werden versuchen, das zu übernehmen und Oma und Opa wollen auch helfen. Und für den Rest kann ich einen Kredit aufnehmen oder so und wenn ich Zeit habe, werde ich nebenbei arbeiten gehen.“

„Mann, das ist echt viel“, meinte Tai und lehnte sich gegen die Rückenlehne der Couch. „Aber ich glaube, du kriegst das hin.“

„Das Studium oder das Bezahlen?“, fragte Kari müde lächelnd.

„Beides“, antwortete er überzeugt. „Will T.K. mitkommen nach New York?“

Kari senkte den Blick. „Keine Ahnung. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, wie es nach der Schule mit uns weitergeht.“

Tai verschränkte die Arme vor der Brust und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Verstehe. Aber ich bin sicher, was immer er machen will, kann er auch irgendwo in den USA machen. Bestimmt sogar in New York. Die Stadt ist doch riesig. Würde mich wundern, wenn man da nicht alles Mögliche studieren kann.“

„Ja, das glaube ich auch“, sagte Kari. „Das Problem ist nur... ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt auswandern will. Ich meine, er ist ja erst aus Frankreich zurück.“

„Wer weiß.“ Tai zuckte mit den Schultern. „Aber wenn du gehst, dann geht er doch bestimmt auch.“ Er lächelte, dann drehte er sich zu Mimi um, die mit starrem Blick ihren Bauch umklammert hielt. „Was ist?“

„Ich glaube, es geht los“, sagte sie kleinlaut.

Tai stöhnte auf und sah auf einmal wütend aus. „Mensch Mädel, ich habe dir doch gesagt, du sollst dich beruhigen! Es ist noch zu früh.“

„Tai, schrei' sie nicht an. Ruf' lieber ein Taxi“, murrte Kari und ging zu Mimi, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. „Geht es?“

Sie richtete sich auf und ließ ihren Bauch los. „Ja, aber ich glaube, das war eine Wehe.“

Tai hatte schon sein Handy gezückt und telefonierte mit einem Taxifahrer, während Mimi Kari aus großen Augen ansah.

„Kommst du mit ins Krankenhaus?“, fragte sie flehend.

„Was? Ich... ich meine... also eigentlich...“, stotterte Kari. Sie sollte bei der Geburt dabei sein? Darauf war sie nicht vorbereitet. Sie dachte, es würde reichen, wenn Tai dabei war. Sie hatte Angst vor dem, was dort ablaufen würde und sie hatte im Grunde genommen keine Ahnung, was genau überhaupt ablief.

„Bitte!“, flehte Mimi eindringlich und griff nach Karis Hand. „Komm' mit. Ich befürchte, Tai steht das nicht durch.“

Kari warf einen irritierten Blick auf Tai. Er sollte das nicht durchstehen? Er gehörte zu den tapfersten Menschen, die Kari kannte. So eine Geburt dürfte ihm doch nichts ausmachen. Und überhaupt musste er ja nur zusehen und Händchen halten.

Sie folgte Mimi ins Schlafzimmer, wo diese eine Tasche mit Klamotten zusammenpackte.

„Das Taxi ist in zehn Minuten hier“, meinte Tai.

Eine halbe Stunde später kamen sie im Krankenhaus an, füllten an der Rezeption ein Formular aus und wurden dann von einer Krankenschwester alle drei in einen Kreißsaal gebracht.

„Shiori wird gleich bei Ihnen sein“, sagte die Frau und verließ das Zimmer.

„Shiori?“, fragte Kari und sah Mimi an.

„Meine Hebamme“, antwortete diese, ließ ihre Tasche fallen und setzte sich aufs Bett. Seit ihrer ersten Wehe hatte sie noch zwei weitere gehabt.

„Wie geht’s dir?“, fragte Tai, setzte sich neben sie und strich ihr durch das Haar.

„Ganz okay. Wenn ich gerade keine Wehen habe, gut“, meinte Mimi und strich sich über den Bauch.

Kari sah sich in dem Zimmer um. Der Boden war in hellem Grün, die Wände weiß und mit Vorhängen versehen. Das Bett, auf dem Mimi und Tai saßen, hatte eine Art angebauten Hocker und Beinstützen wie die Stühle beim Gynäkologen. Neben dem Bett stand ein Nachtschrank mit einem CTG-Gerät darauf. Außerdem gab es noch ein Babybettchen und eine Schrankzeile. Auch eine große Wanne war vorhanden. In dem Raum herrschte der typische Krankenhausgeruch und Kari musste sich unweigerlich die vielen Frauen vorstellen, die hier schon schreiend ihre Kinder zur Welt gebracht hatten.

„Ah!“

Kari drehte sich um und sah, wie Mimi die Hände auf den Bauch presste und das Gesicht verzog. Tai sah hilflos zu Kari, während er ihr den Rücken tätschelte.

„Ich glaube, die Abstände werden kürzer“, meinte er.

„Das ist normal“, erwiderte Mimi, als die Wehe anscheinend vorüber war. In diesem Moment klopfte es kurz an der Tür, dann kam eine Frau von etwa vierzig Jahren herein. Sie lächelte fröhlich, als wäre dies der schönste Tag in ihrem Leben.

„Hallo Mimi, hallo Tai. Und oh, wen haben wir hier?“, begrüßte sie die drei und musterte Kari interessiert.

„Das ist meine Schwester Kari“, stellte Tai sie vor.

„Hallo Kari. Freut mich, dich kennenzulernen. Du bist also die weibliche Unterstützung“, sagte Shiori zwinkernd.

Kari lächelte und nickte nur.

Shiori ging direkt zu Mimi und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wie geht’s dir? Alles gut?“

„Ja, alles okay. Wehen ungefähr im fünfzehn-Minuten-Abstand“, berichtete Mimi.

„Gut, gut.“ Shiori nickte zufrieden. „Mach dir aber nicht zu viele Hoffnungen, dass es bald vorbei ist es kann noch eine Weile dauern, okay?“

Mimi verzog das Gesicht.

Fröhlich plaudernd tastete Shiori Mimis Bauch ab und schloss sie an das CTG-Gerät an, um die Herztöne des Babys und die Wehentätigkeit zu überwachen. Alles war soweit in Ordnung und der Kleine lag mit dem Kopf nach unten. Shiori untersuchte noch den Muttermund, der laut ihrer Aussage drei Zentimeter geöffnet war, und verließ den Kreißsaal nach einer halben Stunde erst einmal wieder.

„Also wenn ich mir vorstelle, dass das jetzt noch bis morgen dauert, werde ich wahnsinnig“, grummelte Mimi.

„Ach, die Zeit kriegen wir schon irgendwie rum. Willst du was essen? Oder was trinken?“, bot Tai ihr an.

„Ein Glas Wasser, bitte.“

Tai goss ein Glas Wasser aus einer Flasche ein, die neben dem Bett bereitstand, und reichte es an Mimi weiter.

„Also am Montag muss ich wieder in die Schule“, warf Kari ein.

„Bis dahin sind wir hier hoffentlich lange raus“, erwiderte Mimi mit einem Blick aus dem Fenster.

Kari zückte ihr Handy und tippte eine SMS an T.K.
 

Bin mit Tai und Mimi im Krankenhaus.

Es geht los... kann heute wahrscheinlich nicht mehr kommen.
 

Eigentlich hatte sie den heutigen Abend und die Nacht mit T.K. verbringen wollen, doch Mimi ging nun vor.

Sie seufzte und steckte ihr Handy wieder weg und verbrachte die nächsten zwei Stunden damit, sich mit Tai und Mimi zu unterhalten. Dabei hatte Mimi in etwa alle zehn Minuten eine Wehe, die jedoch aushaltbar zu sein schienen. Zumindest schrie sie nicht so, wie Kari es aus Filmen kannte. Vielleicht war Kinder gebären ja nur halb so schlimm, wie es meist dargestellt wurde.

T.K. hatte nach einer Weile geantwortet.
 

:-O Viel Glück?

Sag Bescheid, wenn das Baby da ist.
 

Kari lächelte und legte das Handy beiseite.

„T.K.?“, fragte Mimi.

„Ja.“

„Wart ihr noch verabredet?“

„Eigentlich schon, aber das ist schon okay.“ Kari machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Oh nein, das wusste ich nicht. Ich hätte es mir natürlich denken können. Kari, bitte geh' zu ihm“, sagte Mimi nun und machte große Augen.

„Nein, ich hab' doch schon gesagt, dass das okay ist. Ich sehe ihn doch jeden Tag“, entgegnete Kari und schüttelte den Kopf. „Mach' dir keine Sorgen. Ich bleibe hier und schaue zu, wie mein Neffe geboren wird. Wann erlebt man schon einmal so etwas?“

„Das ist lieb von dir“, sagte Mimi gerührt und griff nach ihrer Hand. „Danke. Danke vielmals.“
 

Der Abend kam und ging und irgendwann wurde es Nacht. Mimi hatte immer wieder Wehen, rannte auf die Toilette, lief unruhig durch das Zimmer und die Flure des Krankenhauses, während Tai und Kari versuchten, sie abzulenken. Hin und wieder schaute Shiori vorbei, machte ihr Mut und kontrollierte mit dem CTG-Gerät die Herztöne des Babys und untersuchte Mimis Muttermund, der gegen Mitternacht immerhin sieben Zentimeter geöffnet war. Mimi war inzwischen nur noch in Krankenhauskleidung gehüllt.

„Ich wünschte, das wäre endlich...“ Sie konnte nicht weitersprechen, sondern krallte sich an Tai fest und krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Sie wimmerte vor sich hin, während Tai ihr den Rücken streichelte und hilfesuchend zu Shiori sah.

„Kann sie nicht einfach schon... anfangen?“

Bestimmt schüttelte Shiori den Kopf. „Nein, wir müssen noch ein bisschen warten. Der Kopf des Babys muss noch tiefer rutschen, bevor sie pressen kann.“

„Wie lange dauert das noch?“, fragte Kari mit einem besorgten Blick auf Mimi, die gerade einen leisen Schrei ausstieß.

„Tja, da der Muttermund schon bei sieben Zentimetern ist, wird es nicht mehr allzu lange dauern“, antwortete Shiori beruhigend lächelnd.

Mimi richtete sich wieder einigermaßen auf. Ihre Augen wirkten ein wenig geschwollen, ihr Gesicht fahl und müde. „Ich kann nicht mehr. Das soll vorbei sein. Ich glaube, er ist soweit.“

„Nein, ist er noch nicht“, widersprach Shiori ruhig und tätschelte Mimis Schulter. „Aber vielleicht solltest du dich hinlegen. Dann geht’s dir sicher besser. Es wird nicht mehr lange dauern.“

„Nein, ich will nicht“, jammerte Mimi mit erstickter Stimme. „Im Liegen wird es nur noch schlimmer.“

„Bald hast du's geschafft“, murmelte Kari und rang sich ein zuversichtliches Lächeln ab, obwohl ihr gar nicht nach Lächeln zumute war. Sie musste daran denken, dass sie diese Schmerzen wahrscheinlich eines Tages auch durchmachen musste. Und es schien einfach nichts zu geben, das sie einem nehmen konnte.

Tai sah jedoch aus, als fände er das Ganze noch schrecklicher als Mimi und Kari zusammen. Er war auf einmal ganz blass und sein Gesichtsausdruck wirkte abwesend. Auch Shiori schien das zu bemerken.

„Tai, vielleicht solltest du mal ein paar Minuten vor die Tür gehen und dich hinsetzen, okay?“, schlug sie ihm zwinkernd vor. „Und wenn es dir besser geht, kommst du wieder rein.“

„Was?!“, rief Mimi entsetzt und starrte Tai an.

Dieser schüttelte langsam den Kopf. „Nee. Alles gut.“

„Das hoffe ich für dich. Sonst...“ Sie stöhnte laut, presste die Hände auf den Bauch und drohte, zusammenzubrechen, doch Shiori und Kari hielten sie fest. Zu dritt brachten sie sie langsam hinüber zum Bett und sorgten dafür, dass sie sich hinlegte.

„In Ordnung. Lass mich noch mal kurz den Muttermund kontrollieren“, meinte Shiori und setzte sich auf den Hocker am Fußende des Bettes, während Tai und Kari links und rechts neben Mimi Platz nahmen. Mit zittrigen Fingern strich Kari ihr eine Haarsträhne aus der schweißnassen Stirn, während Tai wie ein Häufchen Elend auf seinem Hocker saß und aussah, als müsste er sich in der nächsten Sekunde übergeben.

„Acht Zentimeter“, verkündete Shiori fröhlich. „Nicht mehr lang. Ich piepe schon mal Doktor Tanaka an.“

„Das Ding muss da jetzt raus!“, rief Mimi, nachdem sie die Wehe heftig veratmet hatte.

„Ganz ruhig.“ Shiori tätschelte ihr den Oberschenkel. „Durchhalten. Du hast es fast geschafft. Bisher warst du wirklich sehr tapfer.“

„Dieses blöde Kind bringt mich um!“, schrie Mimi.

„Na na“, tadelte Shiori sie lächelnd, während Kari nur große Augen machte. „Tai, du solltest wirklich gehen. Wenigstens für eine Minute. Sonst muss sich Doktor Tanaka um dich kümmern, wenn sie kommt.“

Kari sah zu Tai, der die Lippen aufeinander presste und aufstand.

„Wag' es ja nicht, dieses Zimmer zu verlassen!“, drohte Mimi und klang wie eine Furie.

„Es ist nur für eine Minute, okay? Wenn das Baby kommt, ist er wieder hier“, sagte Shiori. „Und in der Zwischenzeit passen Kari und ich auf dich auf.“

Tai floh nahezu aus dem Raum, während Mimi ihm unschöne Worte hinterherrief.

„Komm' sofort zurück, du Feigling! Wie kannst du es wagen, mich hier allein zu lassen? Du hast mir das angetan! Du bist schuld daran! Du ganz allein! Wenn du nicht augenblicklich... AH!“

„Atmen, atmen! So ist es gut.“ Shiori saß immer noch auf dem Hocker zwischen Mimis Beinen, während sie ihr Anweisungen gab und Mimi atmete, als würde sie einen Marathon laufen. Sie griff nach Karis Hand und zerquetschte ihr fast die Finger.

„Ich... hasse... ihn!“

Verängstigt sah Kari zu Shiori, die jedoch nur müde lächelnd den Kopf schüttelte.

„Keine Angst. So reden einige Frauen, während sie gebären.“

„Ganz ruhig, Mimi, okay? Es ist gleich vorbei“, murmelte Kari und streichelte mit ihrer freien Hand Mimis Handrücken. „Fast geschafft.“

„Ich werde mich scheiden lassen!“, jammerte sie.

„Nein, wirst du nicht“, widersprach Kari. „Komm' schon, du hast es gleich geschafft. Nur noch ein paar Minuten.“

„Dieser Arsch braucht sich hier gar nicht mehr blicken lassen! Ich werde ihn... AAAAHHH!“ Sie schrie und ihre Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in Karis Hand, was diese jedoch nur am Rande mitbekam. Sie hatte sich ein Taschentuch vom Nachttisch genommen und tupfte Mimi den Schweiß von der Stirn, während diese sich vor Schmerz krümmte.

In diesem Moment ging die Tür auf und Kari hoffte, es wäre Tai, doch es war eine recht jung aussehende Ärztin. Sie begrüßte alle mit einem Lächeln und Kopfnicken, bevor sie sich einen Stuhl heranzog und sich neben Shiori setzte, die ihr alle wichtigen Informationen mitteilte. Mimi war inzwischen offenbar nicht mehr in der Lage, lautstark über Tai zu schimpfen, denn sie hechelte vor sich hin und starrte mit schmerzerfülltem Blick an die Decke.

„Na schön, dann holen wir den kleinen Mann mal auf die Welt“, sagte Doktor Tanaka voller Tatendrang.

„Okay, Mimi, du musst tun, was ich dir sage. Wenn die nächste Wehe kommt, presst du, ja? Ganz fest“, wies Shiori sie an.

„Nein! Tai!“, rief Mimi und wirkte auf einmal angsterfüllt. „Tai!“

„Tai ist gleich wieder da, okay?“, sprang Kari ein. „Aber solange bin ich hier. Merkst du das? Das ist meine Hand. Ich bin hier und ich lass' dich nicht allein. Versprochen.“

„Lass nicht los“, stieß Mimi hervor und drückte Karis Hand noch fester, wenn das überhaupt möglich war.

„Bestimmt nicht.“

Als Mimi wenige Sekunden später erneut aufschrie, wusste Kari, dass es nun ernst wurde.

„Pressen!“, rief Shiori.

Tai kam in den Raum gestürmt. Er sah zwar immer noch blass aus, aber wenigstens wirkte er gefasster als vorher. Kari sah seinen Blick für einen Moment zwischen Mimis Beine huschen, sein Gesicht verzog sich, dann setzte er sich zurück auf seinen Hocker und nahm Mimis andere Hand.

„Ich bin hier, Mimi. Du machst das super.“

„Mehr, mehr, mehr!“, rief Shiori, die nun ein wenig gestresster wirkte. Das fröhliche Lächeln war wie von ihrem Gesicht gewischt.

„Ich kann nicht mehr!“, krächzte Mimi.

„Doch, du kannst“, erwiderte Tai ruhig und legte seine freie Hand auf Mimis Stirn. „Du musst. Er kann ja nicht ewig da drin bleiben.“ Kari entging der Anflug eines Grinsens nicht und auch sie musste ein klein wenig lächeln.

Die nächste Wehe erfasste Mimi und Shiori und Doktor Tanaka feuerten sie an, während sie vor Schmerzen schrie und Tais und Karis Hände zerquetschte.

„Der Kopf ist da!“, rief Doktor Tanaka erfreut.

Vorsichtig riskierte Kari einen Blick und entdeckte eine etwas rot-bläuliche Stirn mit einem dunklen Haarflaum. Behutsam drehte Shiori das Köpfchen ein klein wenig.

„Noch einmal, dann ist es vorbei“, sagte sie, das Lächeln zurück auf ihrem Gesicht.

Auch Kari spürte, dass sie ein Lächeln auf den Lippen hatte. Sie wurde gerade Zeugin eines kleinen Wunders.

Mimi verkrampfte sich erneut, presste diesmal jedoch die Lippen fest zusammen. Kari verspürte einen leichten Ruck und im nächsten Moment hatte Shiori Mimi das frisch geborene Baby auf den Bauch gelegt.

Mimi atmete schwer, wimmerte leise und legte vorsichtig die Hände auf ihren Sohn. Tränen der Freude liefen über ihre Wangen. Tai ließ erschöpft den Kopf auf ihre Schulter sinken, als hätte er soeben selbst ein Baby zur Welt gebracht, und Kari betrachtete verzückt das winzige Baby, dessen Haut zerknautscht und voller Käseschmiere war. Es stieß einen gurgelnden Laut aus.

„Geboren am zwölften Dezember um ein Uhr dreiundzwanzig. Möchte der frisch gebackene Papa die Nabelschnur durchschneiden?“ Doktor Tanaka hielt eine Schere bereit und sah Tai auffordernd an.

Tai nickte langsam, stand auf und nahm ihr die Schere aus der Hand. Unter Doktor Tanakas Anweisungen durchtrennte er die Nabelschnur und blickte voller Liebe auf seinen kleinen Sohn und seine Frau hinab. Er ließ sich zurück auf den Hocker fallen, küsste das Baby auf den Kopf und Mimi auf die Wange. Diese lächelte ihn glücklich an.

„Wenn ihr erlaubt, ich mache ihn nur schnell sauber und untersuche ihn“, unterbrach Doktor Tanaka das junge Familienglück und nahm Mimi das Baby ab. „Wie soll er denn eigentlich heißen?“

Mimi nutzte die freie Minute ohne Baby auf der Brust und drückte Kari an sich, während Tai das Antworten übernahm.

„Kaito. Kaito Yagami.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß leider nicht so viel über Geburten und das, was ich weiß, habe ich mir im Internet erlesen oder in der RTL-Sendung "Mein Baby" angesehen. :D Ich hoffe, es sind keine allzu großen Fehler enthalten und wenn doch, dann möge man mich bitte darauf hinweisen. :>
Nun ist der kleine Yagami also auf der Welt. Hach. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (11)

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Von:  Schaput31
2015-08-13T14:51:26+00:00 13.08.2015 16:51
Das Baby ist endlich da. ^^
Ich hätte über geburten auch nichts anderes gewusst als du und so wie du es beschrieben hast, stelle ich es mir auch vor. (Ich hab auch nur Wissen aus Filmen und co.^^)
Du hast das ganze wirklich richtig gut beschrieben, man konnte regelrecht mitempfinden. Armer Tai, aber ich glaube so geht es vielen Vätern bei der Geburt. Das ganze war so schrecklich emotional, ich hatte sogar Tränen in den Augen, als der Kleine dann endlich auf der Welt war und wer sowas bei einem Leser schafft, der hat wirklich ein Talent zum Schreiben.
Der Geburtstermin ist ja nur eine wage Voraussage um ungefähr zu wissen wann es soweit ist, also hätte auch jedes winzige Ereignis bei Mimi die Wehen auslösen können, der Kleine wollte einfach raus bei so einer tollen Nachricht. ^^
Eine persönliche Hebamme wird auch immer seltener. Hebammen werden immer weniger, zumindest private.
50000 reichen gerade mal für ein Jahr? Heilige .... Das muss ja wahnsinnig teuer sein.

Antwort von:  Schaput31
13.08.2015 16:52
P.S.: Ich beneide Kari. Bei solch einem Ereignis dabei zu sein, so ein Wunder mitzuerleben muss ein großartiges Gefühl sein.
Von:  UrrSharrador
2015-02-24T09:31:37+00:00 24.02.2015 10:31
Ah! Ich hätte gedacht, spätestens bei Mimis "Du wirst dich verlieben" kommt sie drauf, dass T.K. in Japan wäre^^ Mach die Augen auf, Kind xD
Gut, endlich spricht die Sache jemand (Tai) an. Aber anscheinend hat Kari sich eh auch schon Gedanken gemacht.
Iwie finde ich es total nett von Mimi, dass Kari mitkommen soll, weil Tai es sonst nicht durchhält. Dass sie sich neben ihrem eigenen Zustand noch um ihn Sorgen macht und er vermutlich auch ziemlich fertig ist, wenn Mimi Kari schon um so was bittet - ich finde, unser mittlerweile vermähltes Traumpaar zeigt wirklich, wie gern es sich hat :)
Bei Karis Kommentar musste ich lachen^^ Sie stellen sich darauf ein, dass es länger dauern könnte, Mimi meint, sie würde dann wahnsinnig werden, und Kari, so trocken und unglaublich taktvoll: "Also am Montag muss ich wieder in die Schule." XD
Ahh also die Wehen und die Geburt waren echt grausam. Was Mimi da alles gesagt hat, tat echt weh :( Ich hab gehört, dass Frauen in den Wehen gern zu fluchen anfangen, aber als sie das Kind als Ding bezeichnet hat, gemeint hat, es bringe sie um, und Tai verwünscht hat ... Das war echt hart. Ich musste da echt mal selbst durchatmen XD Und zB das hier schreiben^^ Jetzt will ich auch, dass das Kind endlich da ist ... (Tai ist gerade rausgegangen)
Wah, jz werde auch ich noch ganz kirre (und beginne meine ganzen Sätze mit Ausrufe-Cues), hoffentlich ist es bald vorbei! Wie sie dann doch wieder nach Tai ruft ... Respekt an dich, dass ich hier so mitfiebere ;)
Endlich ist das Baby da. Ich war so erleichtert, dass mir was ganz Blödes eingefallen ist. Wie Tai die Nabelschnur durchschneidet, so als würde er sagen: Ich erkläre das Baby für eröffnet. Auweh, wenn ich mal Vater werde, bin ich wahrscheinlich drei Tage lang nicht zurechnungsfähig. Sagen wir, er erklärt die Familie für eröffnet, das ist schöner :D
Und ich wollte schon fragen, ob sie sich endlich auf einen Namen geeignet haben! Kaito ist ein schöner Name, und ihn ans Ende des Kapitels zu stellen ist ein hervorragendes Ende :)
So ... Das Kapitel hat mir super gefallen, weil es mich total mitgerissen hat. Jz sind sie Mama, Papa und Tante :D Und der Kleine hat sicher super Eltern erwischt. Merkst du, wie froh ich bin? Ich hab zwar überlegt, ob ich meinen dämlichen Gedanken von vorhin rauslöschen soll, aber du hast ein Recht darauf zu erfahren, in welchen Geisteszustand du mich gestürzt hast XD
Also ich hab dir total abgekauft, dass du dich mit Geburten auskennst XD Ich hätte keine Ahnung. War bisher nur bei meiner eigenen Geburt dabei :P
Antwort von:  Juju
25.02.2015 19:41
Und wieder mal danke für deine Kommentare. :)
Haha Kari kehrt dieses Problem geschickt unter den Teppich. Und ich kann dir verraten, T.K. ist auch nicht besser. xD
Oh ich finde es gut, dass du das mit Mimi und ihren Sorgen um Tai erwähnst. Freut mich, dass sie wie ein glückliches Paar rüberkommen. :)
xD Haha, auch Kari darf mal taktlos sein. :D
Haha ohje, tut mir Leid, dass ich dich so überfahren habe. xD Ich habe keine Ahnung, ob Frauen wirklich so schlimm sind bei der Geburt, aber ein paar bestimmt. :D
Freut mich, dass du mitfieberst. Das ist wirklich ein großes Kompliment für mich. <3
Hahahaha deine Idee da hat mich jetzt echt zum Lachen gebracht. Ich habe die Stelle im Kapitel noch mal nachgelesen und musste dann wegen dir grinsen bei Tai und der Nabelschnur. :D Ich erkläre das Baby für eröffnet... oh Gott. xD
Danke, ich finde auch, dass Kaito ein schöner Name ist. :)
xD Ich finde auch, dass ich ein Recht darauf habe, deine düstersten Gedanken zu meiner Story zu erfahren. :P Die sind immer wieder für Unterhaltung gut. :> Und ich stürze dich gern in fragwürdige Geisteszustände. xD
Oh sehr gut! :D Das nennt man sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit. xD
Von:  Kaguya
2015-02-19T21:51:30+00:00 19.02.2015 22:51
Ich finde du hast dieses Kapitel total gut geschrieben.
Aber das machst du jedes mal! ;)
Mir hat es richtig gut gefallen, wie du die Geburt des kleinen Kaitos beschrieben hast.
Ich kann mir den kleinen schon vorstellen *Wuschelkopf*
Frage mich, wie Tai sich als Vater machen wird XD
Mimi ist einfach unglaublich, sie ist dabei ein Kind zu gebären und schimpft zusätzlich mit Tai *grins*
Ich liebe diese Situationen zwischen den beiden :)
Mach weiter so!

Liebe Grüße

Kaguya
Antwort von:  Juju
23.02.2015 11:36
Danke für deinen Kommentar. :)
Haha freut mich, dass dir die Geburt gefallen hat. Ich war mir da wirklich sehr unsicher, weil ich davon so wenig Ahnung habe. xD
Ach, Tai wird bestimmt ein cooler Papa. :)
Von:  Sayuri88
2015-02-16T09:42:39+00:00 16.02.2015 10:42
supi ^^ ich fands ok. man muss nicht es extrem machen. aber finde es hat gepasst. ^^kaito süßßßß ^^
Antwort von:  Juju
23.02.2015 11:31
Und noch mal danke für deinen Kommentar. :)
Von:  dattelpalme11
2015-02-05T22:03:04+00:00 05.02.2015 23:03
Ohhhh das Baby ist da *-*
Endlich <333
Soo fangen wir mal vorne an :D
Ich fand es wirklich soo süß, wie Mimi sich so für Kari gefreut hat :D Aber irgendwie hat diese Aufregung, die ganze Sache schon etwas beschleunigt :D
Mimi hätte sich wirklich nicht so aufregen dürfen :D
Aber sie sind ja noch gut ins Krankenhaus gekommen. Und irgendwie hast du es mit dem Namen Shiori :D Kam der Name nicht auch schon bei "Ein Lebens wie dieses" vor? ;)
Also jedenfalls war sie mir sehr sympathisch ^^ Wie sie Tai rausschickt, weil sie Angst hat, dass er umkippen könnte. Und Mimi dann verzweifelt nach ihm schreit, wirklich toll ;)
Und das Kari, die ganze Zeit dabei war, fand ich auch sehr passend.
Die Geburt an sich, fand ich sehr gut beschrieben ;D Mein Baby habe ich früher auch immer geguckt :>
Wie bist du auf den Namen gekommen? Bei Kaito, denke ich automatisch an Kaito Kid ;)
Ich freue mich schon auf das Nächste ;)
Und uhii schon 500 Kommentare ;P

Bis zum nächsten Mal <33
Liebe Grüße
Tamara
Antwort von:  Juju
08.02.2015 22:07
Ahhhh mein 500. Kommentar! <3 (xD)
Danke! :)
Haha unwesentlich beschleunigt... xD
Ja, ich bin einfach nur einfallslos, was Namen angeht. :D Bei "Ein Leben wie dieses" hieß das Mädel so, das in T.K. verliebt war.
Ich wollte auch unbedingt eine sympathische Hebamme ind er Story haben. Hebammen müssen einfach sympathisch sein.
Und Kari sollte dabei sein, weil ich die Geburt beschreiben wollte. Das geht halt nicht ohne Kari. xD Aber da der Vater des Babys ihr Bruder ist, fand ich eigentlich auch, dass es passt.
Ahhh du hast das auch geguckt? Ich fand das immer toll. xD Und danach kam immer "Die Kinderärzte".
Genau daher habe ich den Namen. Ich liebe Kaito Kid. <3 Ich freue mich immer so, wenn er in einer Folge auftaucht. Er ist einfach so cool! *_* xD
Von:  Jea1995
2015-02-05T19:15:40+00:00 05.02.2015 20:15
Tolles Kapitel :)
Ich finde du hast es echt gut beschrieben wie sie das Kind bekommt :-)
Zum Glück ist Kari bei ihr geblieben ;))
Die Szene als Tai raus gegangen ist und Mimi nach ihm gerufen hat war echt witzig :D
Ein Schöner Name hat der kleine Yagami bekommen :))

Antwort von:  Juju
05.02.2015 20:53
Danke für deinen Kommentar. :)
Freut mich, dass dir das Kapitel gefällt. Ich habe aber trotzdem Angst, dass da voll viel falsch ist. xD
Ui, freut mich, dass dir der Name gefällt. :>
Von:  Kaninchensklave
2015-02-05T17:56:52+00:00 05.02.2015 18:56
ein Tolles Kap

Nun st es geschafft klein Kaito ist auf der Welt und Mimi Tai nicht mehr Böse
der nur eine Minute brauchte um sich zu fassen

es grenzt an einem Wunder das er beim durchtrennen der Nabeldschnur nicht umgekippt ist
wie so mancher vor Ihm

nun gut Kari hat schon mal mir bekommen wie es aussehen wird ein Kind zu bekommen
Ihr selber steht das auch noch bevor was aber noch etwas Zeit hat da sie es bei weiten nicht so eilig hat
wie Ihr Bruder und Mimi ;)

was die Finazierung nach dem ersten Jahr betrifft so wird sieohl da eine überraschung erleben
denn als Literatur Student kann es schon mal vorkommen das Takeru eine sehr Gutes Buch schreibt uns genug verdient um das Studium und das gemeinsame Leben zu bezahlen

GVLG Arata
Antwort von:  Juju
05.02.2015 20:53
Danke für deinen Kommentar.
Hmmm ob Kari mal Kinder bekommt... wer weiß? In dieser FF wahrscheinlich nicht mehr.
Naja, ob Takeru mit nach New York gehen wird, steht noch in den Sternen. Und ob er ein Literaturstudium aufnehmen wird, weiß auch noch niemand.
Von:  Tasha88
2015-02-05T17:54:42+00:00 05.02.2015 18:54
Wirklich gut geschrieben. Und dank "mein Baby" kann ich er mir auch wirklich vorstellen ;)
Antwort von:  Juju
05.02.2015 20:49
Danke für dein Kommentar. :) Haha noch jemand, der die Sendung geguckt hat. xD
Antwort von:  Tasha88
05.02.2015 21:19
Ab und zu, reicht auf jeden Fall um Angst zu bekommen;) vor den Schmerzen und davor ob mein Mann mal ne gebrochene Hand haben wird ;) aber die babys sind dann immer so goldig ^^ ich glaub des nehme ich mal auf mich
Von:  PurpleTaiga
2015-02-05T15:43:56+00:00 05.02.2015 16:43
Und ich habe mich noch gefragt beim Lesen, ob du mal bei einer Geburt dabei warst, weil du es so detailreich beschrieben hast XD
Ich habe richtig mitgefiebert, tolles Kapitel! ^_^
Antwort von:  Juju
05.02.2015 20:44
Danke für deinen Kommentar. :D Haha freut mich, dass es anscheinend realistisch wirkt. xD Aber nein, ich war bei noch keiner Geburt dabei, wäre ich aber irgendwie gern mal. So zum Händchenhalten. :D


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