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K einer von den anderen

von

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Ich bin, was ich bin...

...und das kann mir keiner nehmen
 

Eine Hand auf der glatten Oberfläche des Glases ruhend und die andere in meiner Hosentasche, stehe ich hier. Braune Augen sehen mich an. Umrahmt von langen, dunklen Wimpern sehen sie, in Kombination mit der hellen Haut und dem schmächtigen Körperbau, fast so aus, wie die eines Mädchens. Der Ausdruck in ihnen ist ernst, kalt und traurig. Ich weiß, das es meine Augen sind. Ich weiß, das ich dieser Junge bin, der so verloren zu sein scheint, in dieser Welt.
 

Um mich herum hetzen die Leute, telefonieren und beachten niemanden außer sich selbst. Vielleicht sind sie auf dem Weg zu ihrer Familie, beeilen sich, um nur nicht zu spät zum Familienessen zu kommen. Warten ungeduldig bis die Ampel auf grün umspringen, bis sich die Tür der Bahn endlich öffnet, um schnellstmöglich nach Hause zu können und von ihren Lieben empfangen zu werden. Es kann natürlich auch sein, das sie einen wichtigen Termin, ein Geschäftsessen, haben. Sie wollen in keinem schlechten Licht da stehen und es ist ihre selbstauferlegte Pflicht, vor anderen gut auszusehen.
 

Eine dumme Pflicht, finde ich. Lieber würde ich nun mit meinen Eltern zusammen in der

Küche sitzen und zu Abend essen, als mich mit irgendwelchen fremden Leuten, über die Aktien zu unterhalten. Was würde es mich interessieren, wie viel man mit dem Verkauf von Puppen, die aussehen wie eine billige Animefigur, einnehmen kann? Vermutlich säße ich dann nur auf einem dieser Plastik- oder Drehstühle und dächte an meine Mutter, wie sie glücklich lächelnd vor dem Herd stünde und etwas Leckeres zubereitete. Mein Vater würde ihr dabei über die Schulter sehen, seine Arme um ihren Bauch gelegt und genießerisch die Augen schließen, um den Duft des Essen zu inhalieren.
 

Später, wenn das Abendbrot fertig wäre, riefen sie mich und käme ich nicht runter, würde mein Vater mich holen. Dann äßen wir gemeinsam und unterhielten uns über den Tag. Mein Vater würde sich über die Unmöglichkeiten, die der Chef von ihm verlangte beschweren und meine Mutter und ich müssten lachen, ob der Grimassen die er dabei schnitt. Sobald meine Vater fertig damit war, sich aufzuregen, würden meine Eltern mich nach meinem Tag fragen. Wahrscheinlich hätte ich ihnen nur erzählt, wie langweilig es in der Schule gewesen sei und das ich dort einfach unterfordert wäre und meine Mutter hätte gelächelt und sich über ihren intelligenten Sohn gefreut.
 

Ich wünschte, es wäre nun wirklich so, doch die Realität hatte mich wieder eingeholt. Ihre kalten, unbarmherzigen Klauen strecken sich nach mir, ziehen an meiner Kleidung und reißen mich unsanft aus meinen Träumen. Ich werde wieder vor vollendete Tatsachen gestellt und das ich alles andere als glücklich mit eben diesen bin, scheint niemanden etwas auszumachen. Jeder achtet auf sich, andere werden ihrem Schicksal überlassen. In dieser grausamen Welt darf man nicht zu viel erwarten, Ansprüche auf Mitgefühl werden einem zum Verhängnis.
 

Ich mag diese Welt nicht. Ich mag sie nicht nur nicht, ich hasse sie. Es gibt nichts was ich hier tun kann, um mich nicht alleine zu fühlen und erst Recht niemanden, dem ich Vertrauen kann. Ich konnte es früher auch nicht. Vertrauen war etwas, das man als Verbrecher nicht gebrauchen konnte, denn es hieß abhängig zu sein. Wäre ich von meinem Partner abhängig gewesen, hätte mich sein Tod in ein tiefes Loch gestürzt, doch so konnte er ausgetauscht werden. Was war schon ein Menschenleben? Auf jeden Fall nichts, was man nicht ersetzen konnte. Auch mich konnten sie ersetzen.
 

Eine Puppe, ohne jegliche Emotionen hatte sich gut gemacht, in ihrer Organisation. Nie zeigte sie Gefühlsregungen und war nicht verletzlich, eine praktische Angewohnheit. Die Aufträge wurden schnell, präzise und fehlerfrei erfüllt. Ohne Frage, diese Puppe war nützlich gewesen, aber nicht unersetzbar. Es gab so viele Menschen auf der Welt und wenn einer starb, dann machte das niemanden etwas aus. Es ist sein Pech und nicht mein Problem. Tod ist Tod und wenn man meine Berufung ausübte, musste man sich den Konsequenzen bewusst gewesen sein.
 

Mir war es bewusst. Es war klar gewesen, das ich jeder Zeit sterben konnte. Natürlich, aber ich dachte nicht daran. Meine Kunst war für die Ewigkeit und ich, ich war meine Kunst. Unsterblich und unzerstörbar, wunderschön. Genau das war ich gewesen. Ich war es, bin es. Meine Kunst hatte  ewig gehalten, ich hatte Recht. Dennoch gibt es viele Momente, in denen ich mich frage, ob ich wirklich Kunst bin. Ich war ewig, bin ewig, aber auch allein. Diejenigen, die so etwas wie Freunde für mich waren, starben und das schon vor langer Zeit. Alle sind sie gestorben und jeder einzelne auf seine Weise ehrenhaft. Mag sein, das nicht alle ihr Lebensziel erreichten. Sie waren dennoch alle besonders. Nicht besonders hübsch, nicht besonders schlau, aber sie waren insgesamt besonders.
 

Es kann sein, das es das gewesen ist, was mich dort hielt. Vielleicht habe ich mich wohl gefühlt, in Mitten von solch abstrakten Personen. Vielleicht auch ein wenige geborgen. Wir waren nie eine Familie gewesen, hatten nie etwas anderes, außer vielleicht Missionen, zusammen unternommen, doch es gab Augenblicke, in denen wir einfach nebeneinander standen und nichts sagten. Wir mochten uns vielleicht nicht einmal, aber wir akzeptierten uns. Keine Fragen, wieso wir das gemacht hatten, weshalb wir nun hier standen und nicht in unserem Dorf waren. Es war egal. Jeder einzelne von uns hatte sein Gründe. Es gab unter uns niemanden, der einfach aus einer Laune heraus das geworden ist, was er damals war.
 

Das hatte uns wohl verbunden und, wenn ich heute darüber nachdenke, wünsche ich mir diese Zeiten zurück. Einfach wie früher von Dorf zu Dorf wandern, Missionen erfüllen und gegen diverse feindliche Ninja zu kämpfen, mit meinem Teampartner zu streiten oder einfach nur an meinen Marionetten zu basteln, wäre wunderbar. Niemals machte ich den gleichen Fehler, wie damals, als mich die alte Frau und das kleine Mädchen besiegten. Ich würde gewinnen, weiterhin Missionen erfüllen, aber das wichtigste war;
 

Ich würde nicht hier stehen, vor einer Glasscheibe und mich fragen, weshalb ich überlebt hatte, obwohl mein Herz durchbohrt worden ist. Ich machte mir keine Gedanken um das, was wäre und würde weiterhin glücklich sein. Irgendwo, ganz tief in meinem Herzen, bin ich das wohl damals gewesen. Glücklich.
 

Langsam löse ich meine Hand von der Glasscheibe, sehe wieder nach vorne, auf die schmutzige Straße und mache mich auf den Weg zu dem kleinen Haus am Stadtrand, welches ich mir, als Schauspieler, gegönnt hatte. Natürlich habe ich mich angepasst, an diese, mir so verhasste, Zeit. Ein guter Ninja konnte das und auch, wenn ich nun, mehrere Hundert Jahre nach meiner Zeit mit dem Schauspiel mein Geld verdiente und sicher auch viele Fans hatte, war ich das immer noch; Ein Ninja. Egal, ob früher, heute oder in fünfzig Jahren, ich werde immer das bleiben, was ich bin und das kann mir niemand nehmen.
 

Ich bin Akasuna no Sasori.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Prolog. Hoffe es gefällt. Komplett anzeigen

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