Zum Inhalt der Seite

Frei wie ein Vogel

~Lass mich los~
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

~3~

6.
 

Verschlafen rieb ich mir die Augen. Ich sah mit verschwommenen und müdem Blick an die Decke. Einige Minuten brauchte ich um mich an gestern zu erinnern. "Tosh!" wie ein Geistesblitz fiel es mir wieder ein, ich drehte meinen Kopf langsam auf die Seite. Er lag nicht mehr dort... Vielleicht war er nur auf die Toilette, oder in die Küche was essen! Ich fühlte die leere Stelle, sie war eiskalt. Ich seufzte, noch hatte ich nicht aufgegeben. Ich rollte mich auf die andere Seite des Fotons und schaute auf den Boden, seine Sachen waren auch alle weg, nur der Brief lag auf dem Boden. Ich schaute ihn einige Minuten traurig an. Was würde mich erwarten? Ich wusste nicht warum, aber mir wurde schlecht, alles drehte sich und ich weinte, weinte so sehr, als würde das für mein ganzes Leben reichen.

Mit zitternder Hand nahm ich den Brief und riss ihn hastig auf. Immer wieder musste ich meine Tränen wegstreichen, weil ich nichts lesen konnte...
 

Hi Tom,

ich hoffe dir geht es nicht mehr so scheiße, wegen dem was ich gesagt habe.

Es tut mir alles so leid, was ich gemacht, gesagt und getan habe.

Das war wirklich nur eine Lüge und ich weiß auch nicht wie ich das wieder gut machen soll... beim besten Willen nicht. Ich habe ganz bestimmt nichts gegen Schwule.

Ich bin aber auch keiner, deswegen will ich dir auch sagen das ich mich in dich verliebt habe. Ich wollte es nicht wahrhaben... Aber ich kann nicht mit dir gehen, auch wenn ich dich über alles liebe. Es tut mir so unendlich leid. Es tut mir leid, so leid...so leid...

Vergiss mich einfach schnell, bitte. Ich will dir nicht wehtun!
 

Toshi
 

Ich wollte weinen, aber ich hatte keine Tränen mehr. Nichts, gar nichts! Nicht ein Tropfen kam.

Es ging alles so schnell. Ich stand auf, zog mich an, dann schrieb ich meinen Eltern einen Abschiedsbrief. Mein Entschluss stand fest...ich wollte einfach nicht mehr leben. Ich hatte mich lange genug von allem und jedem verarschen lassen. Ich hatte mir so sehr Hoffnungen gemacht, besser gesagt hatte man mir sie eindeutig gemacht. Ich riss einen Zettel aus meinem Kollegblock und schrieb hastig auf:
 

Mama, Papa...

Wenn ihr das ließt weile ich bestimmt nicht mehr unter euch. Ich weiß das ich vieles flasch gemacht habe. Ich hab euch oft genervt und euch oft genug mit meinen Worten verletzt. Ich habe euch nie für Sachen gedankt, die ich für selbstverständlich erklärt habe. Mein Tod ist dafür kein guter Tausch. Ich weiß das ihr nicht wirklich viel von meinem Leben mitbekommen habt. Ihr habt nie erfahren das ich schwul bin und Toshiya liebe. Er hat mir sehr weh getan und ich war so blöd und habe mir Hoffnungen gemacht, aber ich liebe ihn immer noch! Das ist das schlimmste an der Sache, ich kann nicht aufhören diesen Mistkerl zu lieben... Ich will euch jetzt auch nicht weiter mit diesem sinnlosen Zeug bequatschen.
 

Ihr sollt wissen das ich euch immer liebe, es tut mir leid.

Tom
 

Ich legte den Brief auf den Tisch und steckte den von Toshi in meine Tasche. Irgendwie war ich nicht deprimiert, aber dort wusste ich noch nicht das es nur der Schock war der mich so hart machte. Ich fuhr mit dem Rad so schnell ich konnte zu dem höchsten Wolkenkratzer in unserer Nachbarstadt, die eine sehr große war. Der Wolkenkratzer hatte genau 60 Stöcke und das würde reichen um mich schnell zu töten... Ich würde ohnmächtig werden, bevor ich aufschlagen würde, kein Schmerz. Ich stellte mir dieses Gefühl sehr schön vor, diese ganzen Gedanken, keinen Stress, keine Liebe, kein Mitleid, kein Lebensgefühl, keine Traurigkeit, nur das endlose Nichts, was sich mit dir verbindet.

Vielleicht würde man auch nichts denken nur dahinfliegen, frei wie ein Vogel.
 

Ich fuhr mit dem Aufzug bis ganz nach oben.

Draußen setzte ich mich an den Rand des Gebäudes, sofort wollte ich noch nicht springen. Vielleicht würde mich ja jemand abhalten wollen, aber würde mich überhaupt jemand vermissen oder mich suchen? Ich ließ die Beine in der Luft baumeln und schaute auf die Autos, die dort unten wie Ameisen schienen.

Ich kramte Toshis Brief aus meiner Tasche und lass ihn mir noch einmal durch. Seufzend ließ ich ihn fallen und sah ihm auf den Weg nach unten zu. Bald würde ich ihn wiedersehen...

Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, hatte ich etwa mein Handy mitgenommen?

Ich suchte in meiner Tasche und nahm es in die Hand. Auf dem Display stand "Toshiya".

Ich wollte nicht abnehmen, tat es dann aber doch. "Mh..." sagte ich in den Hörer. An der anderen Seite der Leitung hörte ich nur jemanden laut schluchzen. "Tom...deine Mutter..:" Toshi machte eine Atempause "Deine Mutter wollte das...das.. ich anrufe...Sag mir wo du bist! Ich...ich will nicht...ich will das nicht!!!" seine Stimme wurde immer lauter und er schrie in den Hörer. "Wenn du mich in einer Stunde findest, weiß du wo ich bin...ansonsten...tschüss Toshi. Ich liebe dich..." flüsterte ich und schmiss auch mein Handy vom Wolkenkratzer. "Soll der mich erst mal finden..." stöhnte ich und ließ mich nach hinten fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.

Nach einer halben Stunde hörte ich schnelle, laute Schritte. Wie kann man nur so doof sein und diese vielen Stöcke nach oben laufen? Jemand keuchte vor Anstrengung.

Ich öffnete die Augen einen Spalt. Toshi stand vor mir, sein Gesicht verweint und leichenblass. Ich schwieg und schloss die Augen wieder. "War dir das immer noch zu langsam? Ich habs leider, leider, leider nicht schneller geschafft. Schade das ich keine Flügel besitze um die aufzufangen wenn du fällst oder dich zu retten, damit ich schneller da bin wenn du wieder so ne dumme Idee hast dich umzubringen. Ich glaube ich sollte mir einen Vogelkäfig für dich kaufen, den ich dann in mein Zimmer stelle, damit ich dich immer im Auge habe. Dann kannst du mir nicht mehr wegfliegen, du würdest nie mehr frei sein, nie mehr... Ich würde dich nicht gehen lassen. Lieber würde ich sterben..." flüsterte er und ließ sich wie ein nasser Sack auf den Boden fallen. "Erzähl keinen Mist. Ich werde immer frei sein, frei wie ein Vogel. Nicht mal du könntest mich aufhalten, nicht mal du könntest mich festhalten... Nicht mal in einem Käfig mit tausend Ketten und Schlössern. Ich würde darin eingehen und sterben. Das würdest du doch nicht wollen oder?" antwortete ich leise mit einem fiesen Lächeln auf den Lippen.

Ich richtete mich auf und öffnete langsam die Augen. "Kommst du mit nach Hause?" fragte Toshi mich und strich mir über mein Bein. "Nach Hause? Wo soll das sein? Meine Eltern lieben mich doch eh nicht, und in meiner Liebe hab ich nur so ein scheiß Pech! Rate mal warum ich hier sitze?" schrie ich schon fast und zog mein Bein an den Bauch, damit Toshi es nicht mehr erreichen konnte. Es wurde Still, er antwortete nicht. Einige Tränen entwichen seinen Augenwinkeln und er blickte zu Boden. Dann fing er stotternd an: "Du...du meinst...du meinst allen ernstes, deine Eltern lieben dich nicht? Was redest du für ein Blödsinn? Ich wäre froh, ich hätte so eine Familie wie deine! Sie vergöttern dich doch, auch wenn du nicht perfekt bist. Jeder hat Fehler! Glaub mir, wenn ich mit dir tauschen könnte würde ich das liebend gern machen. Und das mit der Liebe, du weißt ganz genau das ich das selbe für dich empfinde. Aber alles ist so durcheinander, ich denke einfach zuviel darüber nach, vielleicht sollte ich mich einfach darauf einlassen. Ich meine, eine Beziehung mit dir! Ich habe aber Angst, etwas falsch zu machen. Ich habe Angst, das meine Familie mich noch mehr hasst, als sie es eh schon tut. Und ich will nicht das deine Familie mich hasst, denn sie liebe ich mehr als meine eigene. Ich liebe dich...ich liebe dich verdammt noch mal!" schrie er und sprang auf. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mir viel genau in diesem Moment kein Wort ein, doch da war doch immer so viel was ich ihm sagen wollte... So viel! Und jetzt war das alles nicht zu erreichen, alles weg! Vielleicht würde es mir wieder einfallen, wenn ich etwas Zeit hatte... "Ich... alles weg... Alles was ich dir sagen wollte, bevor ich sterbe..." flüsterte ich. Es hörte sich so erbärmlich an. "Du willst dich also doch töten? Wegen mir. Ich bin gekommen um dich davon abzuhalten, mehr als her zu kommen und dir das zu sagen, kann ich nicht. Es tut mir leid, das ich so schwach bin. Auch wenn du nicht springst, werden wir uns wohl nicht mehr lange sehen, aber das tut ja nichts mehr zur Sache..." sagte Toshi mit beruhigender Stimme und drehte sich um. Langsam ging er Richtung Treppenhaus, drückte die Klinke runter und öffnete die Tür. Nicht mehr lange sehen? Was hatte das zu bedeuten? "Ich werde nicht springen! Ich muss um dich kämpfen! Aber was hat das zu bedeuten? Was soll das heißen, das wir uns nicht mehr lange sehen? Ziehst du um, oder willst du keinen Kontakt mehr?" fragte ich und sprang auf. "Es...es ist egal. Komm jetzt, lass uns zu deiner besorgten Mutter fahren" antwortete er, immer noch so benommen und ruhig wie zuvor.

Ich wollte nicht mehr weiter nachhaken, nachher vielleicht noch... Gleich...

Ich wusste, das er mir eh nichts verraten würde. Aber diese Andeutungen machte er trotz allem, damit er meine Aufmerksamkeit hatte. Das hatte er schon früher so gemacht.

"Sie weiß das ich schwul bin..." merkte ich auf dem Rückweg an. "Ich weiß..:" Toshi bekam einen hochroten Kopf "Sie hat mir gesagt was im Brief stand und sie hat gesagt wir wären ein süßes Paar..:" Ich lachte peinlich berührt und wurde rot wie eine Tomate.

"So... Ich fahr nicht mehr mit zu dir. Gute Nacht. Mach keinen Blödsinn. Wir sehen und in der Schule" sagte er und winkte mir noch einmal zu, dann verschwand er in der Nacht. So schnell... Ich seufzte und atmete einmal tief durch, dann fuhr ich mit schnellem Tempo nach Hause. Meine Mutter war nicht sauer, sie war nur überglücklich mich wiederzuhaben und weinte bitterlich. Toshiya hatte recht... Meine Familie liebte mich sehr und ich liebte sie...
 

7.

Ein Sonntag, ein langweiliger und dummer Sonntag. Ich mochte Sonntag nie besonders, sie waren der letzte Tag am Wochenende, an dem man ausschlafen konnte. Am nächsten Tag musste man wieder zur Schule. Man sucht irgendwie die innere Ruhe, aber ich habe sie bis jetzt nie gefunden, jedenfalls nicht an einem Sonntag. Sonntage sind langweilig und dumm... Genau deswegen.

Aber sie sind nicht dumm, wenn Toshiya zu Besuch kommt, ich aufgeregt vor dem Spiegel im Bad stehe und versuche meine Dreads etwas zu bändigen. "Ma, ich brauch neue Färbung!" schrie ich aus dem Bad, zu meiner Mutter die im Wohnzimmer bügelte. "Such dir einen Job und kauft dir welche. Deine Haare sehen schrecklich aus..." nörgelte sie zurück. "Danke Mama, du bist die beste!" grinste ich. Ich wusste das sie mir spätestens übermorgen eine Färbung besorgt hatte. Sie bekam sonst immer ein schlechtes Gewissen, aber einen Job wollte ich mir trotzdem besorgen. Ich wollte meinen Eltern nicht auf der Tasche liegen. Ich bekam 20 Euro im Monat und sie gaben mir auch etwas zwischendurch, auch wenn's dann immer hieß: "Das gibst du mir aber nächsten Monat zurück. Es ist nur GELIEHEN!" Als würde ich das jemals zurück geben. Aber wenn ich es könnte, würde ich es. Denn ich mag keine geizigen und egoistischen Menschen, die alles nur kaufen weil sie andere Menschen übertrumpfen wollen oder ähnliches. Und zu so einem wollte ich auch nicht mutieren.

Geld zu haben ist eine schöne Sache, aber zu viel davon und in falschen Händen... GEFÄHRLICH sag ich da nur.

Naja, zurück zu meinem Date mit Toshiya.

Ich ging vom Bad zurück in mein Zimmer, dort lief immer noch das Live-Konzert von Within Temptation auf meinem PC. Auch wenn ich Holländer nicht mochte, die Frau war mir SEHR sympathisch und diese hypnotisierende Stimme.

Ich war gerade dabei, mir ein anderes T-Shirt anzuziehen, als es unten klingelte. Ich schmiss das T-Shirt auf das Bett und rannte zur Tür. Ich war so aufgeregt, das ich alles vergas. "H...Hi!!" stotterte ich verlegen und ließ Toshiya ein. Auch er hatte etwas an sich getan. Seine schwarzen Haare hatte er heute mal wirklich hübsch zu einem Zopf gebunden. Er schaute mich verdutzt an. "Öhm...hallo" antwortete er lächelnd und folgte mir in mein Zimmer. Ich merkte immer noch nicht, das ich mein T-Shirt noch nicht anhatte. "Alles okay mit dir?" fragte Toshiya und schaute gebannt auf meinen Oberkörper. "Klar!" ich lächelte vor Selbstbewusstsein, dann schaute ich an mir runter. "Oh...Sorry, hab ich nicht gemerkt!" flüsterte ich und kratzte mir am Kopf. "Schon okay, lass es aus... Darf ich, darf ich...deinen Oberkörper berühren?" fragte er vorsichtig und schluckte einige Male. Ich sah die leichte Erhebung in seiner Hose. Eigentlich sollte mich so was ekeln, aber bei ihm war das alles eh egal. Auch wenn er mir wieder weh tun würde... Ich wusste das er nicht mit mir zusammen sein wollte, noch nicht jetzt. Ich nickte zögernd und er kam einige Schritte auf mich zu. Er biss sich vorsichtig auf die Unterlippe. Ich spürte seine Erregung, alleine in der Luft und er fühlte meine. Langsam strich er mit dem Zeigefinger meine Konturen des Oberkörpers nach. Mir lief ein Schauer nach dem anderen über en Rücken und ich schloss genießerisch die Augen. Dann strich er mit der ganzen Hand über meine Brust, wieder kam er einen Schritt näher, legte die Lippen sanft auf meine Haut um sie zu küssen. Er wurde immer hastiger und intensiver mit seinen Küssen. Er erkundete jede Stelle genau, bis ich nach hinten kippte und auf dem Bett landete. Ich musste mich irgendwie wären, irgendwie... Er legte sich auf mich und stützte sich mit den Händen neben mir ab.
 

Fehler korrigiert und allet nomma nachgelesen damit ich irgendwann mal weiter schreiben kann :D



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yomi
2006-08-04T00:39:15+00:00 04.08.2006 02:39
ich hoffe doch das ich die noch irgendwie zustande bekomme.
ist schon recht lang her, aber ich häng an den beiden :(
Von: abgemeldet
2006-04-26T18:55:24+00:00 26.04.2006 20:55
Hm..ne Vortsetzung wird es nach so langer zeit wohl nicht geben,oder? Sehr schade!
Mich würde wirklich interessieren, wie es mit den Beiden weiter geht...schade...


Zurück