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K -illing Project

von

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Kapitel 9

Soooo ja ich melde mich auch mal wieder mit einem Kapitel. Wenn ihr meine Ausrede hören wollt ich bin von Vorweihnachtsstress in den Nachweihnachtsstress gerutscht und habe in der Zeit danach seeehr viel Inspiration für Cosplay gehabt. Leider jedoch nicht wirklich für FF^^° Trotzdem ist jetzt endlich das neue Kapitel da.

Viel Spaß beim Lesen.

Eure Xalis
 

~*+*~
 

Munakatas POV

Fushimi schlief. Sicher bereits seit über einer Stunde. Und ich konnte nicht anders, als ihn dabei zu betrachten, während ich den Abend immer wieder Revue passieren ließ. Das schwache Mondlicht und meine Augen, die sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erlaubten es mir, grobe Umrisse seines Gesichts zu erkennen. Er schien friedlich zu schlafen, noch immer eng bei mir liegend. Und das war vielleicht auch der Grund weswegen ich ihn die ganze Zeit ansah. Dieses Gefühl von Nähe war schön – und dann von der Person, von der ich sie als letztes erwartet hätte. Die Situation hatte etwas Surreales. Ebenso die letzten Sätze unseres kurzen Gespräches heute Nacht.

Ich gähnte. Vermutlich hatte die Müdigkeit einen großen Teil zu meiner Aussage beigetragen. Mit etwas Glück würde morgen keiner von uns mehr darüber reden. Ob sich Fushimi überhaupt noch daran erinnern würde, war eine andere Frage. Fast fand ich den Gedanken enttäuschend, er könnte es bis morgen vergessen haben. Ich seufzte und strich ihm erneut leicht durchs Haar. Vielleicht war es einfach der verzweifelte Versuch eines einsamen Mannes gewesen, einen Jüngeren vor seinen eigenen Fehlern zu bewahren.

„Gute Nacht Saruhiko“

Es nützte nichts. Morgen war wieder ein Arbeitstag und ich brauchte den Schlaf. Nach einem letzten Blick in Fushimis schwach erhelltes Gesicht schloss ich die Augen und kurze Zeit später holte auch mich der Schlaf ein.
 

Meine Augen waren geschlossen und ich konnte das Blut in meinem Kopf pulsieren hören, angetrieben von meinem viel zu schnellen Herzschlag. Aber es war nicht laut genug, um das tiefe und gleichzeitig schrille, das leise und zugleich dröhnende Geräusch zu übertönen, das von oben auf mich eindrang. Es war dieses Geräusch, das meine Finger zittrig machte und jeden meiner Muskeln verkrampfen ließ. Einst hörte sich dieses Geräusch fremd an, doch mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Verfolgt im Schlaf und in unaufmerksamen Momenten. Allgegenwärtig wie ein Schatten, wie die düstere Bedrohung, die es war. Das nicht zu beschreibende Geräusch, von dem ich sicher war, dass kein normaler Mensch es je gehört hatte, gehörte zu einem Damoklesschwert. Um genauer zu sein: Zu einem fallenden . Mein Körper wurde taub während das Geräusch so laut wurde, dass man den Klang fast spüren konnte.

Ich wusste was nun kommen würde. Gleich würde ich die Augen öffnen, wie die Nächte zuvor. Vor mir würde Suoh stehen, mit diesem friedlichen Gesichtsausdruck, während er das schier Unmögliche von mir verlangte. Ein König in Erwartung des Todes. Die Arme ausgebreitet um sein Ende zu begrüßen. Ein Anblick der mich auch in meinen wachen Momenten verfolgte. Ich wollte es nicht tun. Nie hatte ich es gewollt, doch ich wusste, dass es sein musste. Wusste, dass ich ihm diesen Gefallen schuldete, dafür, dass ich ihn nicht früher hatte retten können. Es kostete mich Überwindung, wie jede Nacht, doch ich öffnete die Augen.

Es schneite. Der Boden war weiß, der Himmel grau. Alles trist. Alles farblos. Sonst nichts. Keine leise Spur von rot. Keine rote Aura, keine roten Haare, und auch nicht das Damoklessschwert des roten Königs. Ich starrte in das Nichts vor mir, während das Geräusch noch immer lauter wurde. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff und langsam, fast wie in Zeitlupe den Blick hob. Hinauf in den Himmel, dem Schnee entgegen, in Erkennung meines Schicksals. Töricht von mir zu denken, es wäre immer nur der rote König. Den eigenen näherkommenden Tod nicht zu bemerken. Wie dumm von mir. Das war also das Ende. Gellender Schmerz durchzuckte meinen Körper wie ein Blitz, als die Spitze meines Damoklesschwertes mich traf.
 

Ich saß kerzengerade und schweißgebadet in meinem Bett. Schwer atmend starrte ich in die dunkle Leere, von der ich noch nicht ganz überzeugt war, dass sie mein Zimmer war und nicht der Tod. Alles war schwarz und tonlos. Dann hörte ich das Rascheln des Bettzeugs neben mir.

„Captain?“

Fushimi! Ich wollte nicht antworten. Konnte es nicht. Wusste nicht wie. Am liebsten hätte ich ihn berührt. Irgendwo. Ein anderes lebendiges Wesen gespürt. Ihn gebeten, mir zu bestätigen, dass ich lebe.

„Entschuldige mich bitte.“

Ich schaltete die Nachttischlampe an und erntete ein missbilligendes Geräusch von der anderen Seite des Bettes. Licht. Es war schön zu sehen, wo ich war. Pures Schwarz war so undefiniert gewesen. Trotzdem zog es mich nach draußen. Ich war rastlos. Aufgescheucht von diesem Traum. Leicht zittrig schwang ich die Beine aus dem Bett und stand auf. Ich verließ den Raum. Der Boden war eisig unter meinen Füßen, aber tatsächlich empfand ich das in diesem Moment eher als angenehm. Mein Weg führte mich in die Küche, wo ich mir einen Tee aufsetzte.

Ein leises Geräusch hinter mir ließ mich kurz aufschrecken. Ich hasste diese Anspannung nach einem Albtraum wie diesem. Als ich den Kopf drehte musste ich dann allerdings leicht lächeln. Große grüne Augen blickten mich unschuldig von unten an. Ich ging etwas in die Knie und strich der Katze leicht über den Kopf. Ich erntete ein langgezogenes „Miau“. Ich seufzte und setzte mich auf einen der Küchenstühle, während ich auf das Wasser für meinen Tee wartete. Vitani begleitete mich, sprang auf meinen Schoß und rollte sich zu einer kleinen, flauschigen Kugel zusammen. Gedankenverloren kraulte ich das Tier, während ich nachdachte. Auch jetzt konnte ich es hören. Ganz leise und kaum hörbar unter dem Schnurren der Katze auf meinem Schoß. Aber es war da. Das Geräusch einer immerwährenden Mahnung viele Meter über meinem Kopf. Damoklesschwerter verschwanden nie. Vielleicht sah es für Außenstehende so aus, aber eigentlich waren sie immer da. Und ich konnte es hören. Das Geräusch war nicht wirklich zu beschreiben und bei weitem nicht so beunruhigend wie in meinem Traum, aber es war da. Eine kleine Erinnerung.

Bedenke, dass du sterblich bist.

Unwillkürlich wanderte mein Blick nach oben. Dieser Traum. Hatte er etwas zu bedeuten? Andererseits, träumt nicht jeder irgendwann einmal von seinem Tod? Ich schloss die Augen. Es war ein Traum. Mehr nicht. Ich war am Leben und ich würde es auch bleiben. Ich war gesund, mein Damoklesschwert in annehmbarem Zustand und letzten Endes gab es noch kein einziges geglücktes Attentat auf mich oder Scepter 4. Ich senkte den Blick etwas. So ganz stimmte das wohl nicht. Ich würde sein Blut wohl auf ewig an den Händen haben, aber ich war am Leben. Wäre ich es nicht gewesen, gäbe es die Schulinsel rund um die Ashinaka Highschool nicht mehr. Erneut hatte es mich eingeholt. Das Bild das mich Nacht um Nacht in meinen Träumen verfolgte. Ich verdrängte es. Nein, ich würde leben. Vorsichtig hob ich Vitani von meinem Schoß und nahm einen großen Schluck von meinem fertigen Tee.
 


 

Fushimis PoV

Perplex saß ich in dem für meine Augen noch viel zu grell erleuchteten Schlafzimmer und starrte zu der Tür, durch die Munakata vor wenigen Sekunden verschwunden war. Also haben Könige wohl auch hin und wieder Albträume. Und wie es aussah auch gleich recht heftige. Ich kniff noch ein paarmal die Augen zusammen, ehe das Licht erträglich wurde. Kurz überlegte ich, die Lampe einfach wieder auszuschalten und weiterzuschlafen, doch dann packte mich die Neugier. Es war schon fast lustig, wie meine Pläne das Interesse an meinem König in mir geweckt hatten. Ich lehnte mich etwas über die Bettkante und zog die Schublade des Nachttisches auf. Ich war nicht so naiv, mit einem Tagebuch oder anderen privaten und interessanten Dingen zu rechnen. Und doch war ich überrascht, dass die Schublade wirklich so wenig Interessantes enthielt. Das einzige war ein abgeschlossenes kleines Notizbuch in Form eines Terminkalenders, ein sehr trocken klingendes Buch und eine angebrochene Dose Schlaftabletten. Ich sah erneut zur Tür. Nach dieser Nacht konnte ich mir vorstellen wofür er die brauchte. Vorsichtig hob ich das Notizbuch hoch in der Hoffnung, den Schlüssel ebenfalls in der Schublade finden zu können, als ein kleiner Zettel herausrutschte. Ich legte das Büchlein zurück und nahm den Zettel.

„Bei Ausfall des Scanners: S4RMSASFHAYBRCADTEDFRGAH“

Interessiert betrachtete ich den Zettel. Es war auf jeden Fall ein Passwort. Wofür es war, wusste ich noch nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass es gut wäre, es mir zu merken. Ich kramte weiter in der Schublade und fand tatsächlich einen Kugelschreiber. Ein Stück Papier hatte ich nicht und ich hätte auch nicht gewusst, wo ich es hätte hintun können. Ich zog eines meiner Beine an und kopierte den Text auf meinen Unterschenkel. Dort sollte er so schnell niemandem auffallen. Ich legte Zettel und Notizbuch wieder in die Schublade, schloss diese und legte mich wieder bequem hin. Mein Timing war gut. Schon kurz darauf hörte ich Schritte auf der Treppe.

Als er den Raum wieder betrat, wirkte der blaue König fast so wie immer: Gefasst und ruhig. Erstaunt stellte ich jedoch fest, dass er Begleitung hatte. Um seine Beine wand sich der schlanke, haarige Körper Vitanis. Ausgerechnet diese Katze.

Als er sich wieder hingelegt hatte, sah ich gerade noch, wie das Tier auf das Bett sprang und sich schnurrend neben seinem Kopf zusammenrollte. Das Letzte was ich sah, bevor das Licht ausging, war das Gesicht der Katze und ich hätte schwören können, dass sie mich feindselig angefunkelt hatte. Mistvieh.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich zu meiner Erleichterung fest, dass die Katze weg war. Nur ein sehr behaartes Kissen hatte sie zurückgelassen. Munakata war auch schon aufgestanden. Ich gähnte kurz und streckte mich, ehe ich die Beine aus dem Bett schwang und das Passwort darauf entdeckte. Kurz grübelte ich erneut, verwarf den Gedanken dann aber. Das konnte bis nach dem Frühstück warten.
 

Man sah Munakata an, dass er schlecht geschlafen hatte. Er wirkte zerknittert und müde als ich die Küche betrat. Zu meinem Erstaunen allerdings war davon nach dem Frühstück nichts mehr zu bemerken, obwohl ich bezweifelte, dass er sich jetzt viel wacher oder lebendiger fühlen konnte. Wir waren beide viel zu gute Schauspieler. Ansonsten war alles absolut unspektakulär. Keiner sprach die vergangene Nacht an. Insgesamt sprachen wir nicht viel. Der Tag bot einen starken Kontrast zum Vergangenen. Aber das war mir recht. Ich war selbst nicht auf Konversation aus. Meine Gedanken waren woanders; bei meinem Stundenplan. Ich hatte beschlossen mir heute den Mr. Hyde genauer anzusehen. Vielleicht konnte mir dieser Strain noch nützlich werden.

„Fushimi-kun,“ Die Stimme meines Captains riss mich aus den Gedanken. „beeil dich etwas, oder wir kommen zu spät.“

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Munakata – im Gegensatz zu mir – bereits fertig angezogen war und sein Frühstücksgeschirr weggeräumt hatte.

Ich nickte, schlang die Reste auf meinem Teller herunter und machte mich eiligen Schrittes auf den Weg ins Gästezimmer. Als ich die geliehenen Sachen auszog fiel mein Blick erneut auf das Passwort auf meinem Bein. Es hatte begonnen leicht zu verwischen. Ich zog meinen PDA heraus und speicherte es unter meinen Notizen.

Dann fiel mein Blick auf die Hose, die Munakata mir letzte Nacht gegeben hatte. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer wo sich meine befinden könnte. Ich griff danach und zog sie an. Es war immer noch ein unangenehmes Gefühl auf der von der Verbrennung gereizten Haut, aber es war um einiges besser auszuhalten als gestern. Ich wechselte auch mein Oberteil und verschob das Duschen auf den Abend. Wenn man bedachte, dass alle Räume in Scepter 4 videoüberwacht waren, war meinem Gastgeber zuzutrauen, dass er mich dabei bespannen würde, oder? Na gut, das war weniger wahrscheinlich, aber ein seltsames Gefühl wäre es trotzdem.

Ich suchte noch meine restlichen Sachen zusammen ehe ich mich zurück ins Untergeschoss begab. Mein König erwartete mich bereits in kompletter Uniform, mit einem kleinen Stapel Akten in der einen und dem Autoschlüssel in der anderen Hand. Und auch wenn er nicht ungeduldig wirkte, hatte ich das Gefühl, mich beeilen zu müssen.

„A-Auf Wiedersehen.“

Ich blickte kurz über meine Schulter, um zu sehen wo Aoi stand und fiel prompt über ein laut miauendes, protestierendes Fellknäuel am Fuß der Treppe. Ich hörte ein Klatschen und spürte kurz darauf einen Arm, der meinen Sturz unterbrach. Ich sah auf und blickte in das schmunzelnde Gesicht Munakatas. Peinlich.

„Vitani scheint es wirklich auf dich abgesehen zu haben“, scherzte er belustigt während ich mein Gleichgewicht wiederfand und mich aufrichtete.

„Ich glaube auch“, grummelte ich schlecht gelaunt und schob seinen Arm von mir weg.

„Lass uns gehen, ehe sie den nächsten Anschlag auf dich verübt.“ Man konnte sein Amüsement hören.

Ich sagte nichts dazu. Dafür half ich dabei, die Blätter wieder einzusammeln, die er hatte fallen lassen, als er mich auffing. Das meiste schienen Berichte zu sein. Ein Schema ließ sich in den Fällen allerdings nicht feststellen. Erstaunt stellte ich fest, wie selbstverständlich ich mittlerweile fast alles analysierte, was mit ihm zu tun hatte, aber nicht ihn selbst. Warum hatte er mich gerade aufgefangen. Warum sagt er nichts dazu, dass ich noch immer seine Hose trage? Warum hat er gestern Abend zugelassen, dass ich mich zu ihm lege? All diese Fragen hatte ich mir nicht gestellt, aber seinen Notizblock und Mülleimer durchsucht und die Akten überflogen. Ich schüttelte leicht den Kopf über mich selbst. Eine Geste, die Munakata zum Glück entging.

Ich richtete mich wieder auf und gab ihm die Papiere zurück. Er bedankte sich, verabschiedete sich von Aoi und wir verließen das Haus. Die Fahrt verlief recht still und beinahe wäre ich noch einmal eingeschlafen, als mich die Computerstimme aufschrecken ließ.

„Eingehende Sprachnachricht von Awashima Seri“

Ein leises Seufzen kam vom Fahrersitz, ehe ich erneut beobachten konnte, wie das ausgeklügelte Computersystem des Fahrzeuges hochgefahren wurde. Das Scannen von Munakatas Finger dauerte keine 2 Sekunden, ehe-.

Das Scannen? Ich schmunzelte. Konnte das Stimmen?

Ich wartete höflich ab, bis der Lieutenant mit seinen Berichten über einen Strainvorfall im südlichen Stadtteil, die erneute Verschiebung des Termins mit dem Zuständigen für Mr.Hyde und Enomotos sich schnell verbessernden Gesundheitszustand geendet hatte. Dann erst sprach ich das Thema an, das mir nun auf der Zunge lag.

„Darf ich Sie etwas fragen?“

Ich wartete keine Antwort ab.

„Was machen sie eigentlich sollte der Scanner einmal defekt oder gehackt worden sein?“

Eine kurze Stille entstand und meine Aufregung stieg. Wenn ich Recht hatte, hatte ich jetzt ein Fluchtfahrzeug in Aussicht.

„Für den Notfall habe ich ein Passwort, mit dem sich das System starten und neu einstellen lässt. Es ist faszinierend gut durchdacht, nicht wahr.“

Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, bis ich Munakatas Blick sah. Seine Tonlage hatte unbeschwert geklungen, aber sein Blick war skeptischer, als er es hätte sein sollen. Hatte er Verdacht geschöpft?

„Wieso fragst du, Fushimi-kun?“

„Reines Interesse“, antwortete ich schnell.

Er sah wieder auf die Straße. Das Gespräch war vorbei, aber das unbehagliche Gefühl wurde ich nicht los, bis wir das Tor zum Gelände des Scepter 4 Hauptquartiers passierten. Ich wurde bereits vorm Eingang abgesetzt und mein König fuhr den Wagen allein in die Tiefgarage.

Einen Moment stand ich einfach nur da und überlegte. Hatte er wirklich Verdacht geschöpft? Aber dann hätte er doch sicher mehr Fragen gestellt, oder? Andererseits war das der blaue König. Wenn es einen Menschen gab, den ich kannte, von dem man manchmal glauben konnte, dass er Gedanken lesen konnte, dann Munakata. Ich würde es sehen. Ich vertrieb den Gedanken aus meinem Kopf und betrat das Gebäude.

Alles war normal, bis auf meine gute Laune. Ich war dem perfekten Mord wieder einen Schritt näher gekommen. Und auch das skeptische Verhalten meines Königs dämpfte jetzt nicht mehr den Hauch von Euphorie der mich erfasste, wenn ich daran dachte, wie leicht alles werden würde. Unbewusst wanderte mein Blick zu meinem Bein, auf dem wohl immer noch die verschwommenen Reste eines ganz bestimmten Passworts sein mussten.

Zuerst führte mich mein Weg in mein Zimmer. Ich wollte raus aus der geliehenen Hose. Außerdem lag meine Uniform noch in meiner Wohnung außerhalb. Ich holte Ersatz aus dem Schrank und zog mich um. Vermutlich konnte man die Tage, an denen ich sie noch tragen musste an einer Hand abzählen. Der Gedanke hinterließ ein seltsames Gefühl in mir. Eine abstrakte Mischung aus Freude, Unsicherheit, Erwartung und Trauer. Ich würde Misaki zurückbekommen. Dafür musste ich aber diesen einen Menschen umbringen, der sich tatsächlich um mich bemühte. Ärgerlich schlug ich mit der Hand gegen den Spiegel. Warum musste dieser Mistkerl das auch machen? Konnte ich ihm nicht einfach genauso egal sein, wie allen anderen auch. Dann wäre das hier einfacher. So viel einfacher. Aber nein, doch nicht Munakata.

Ich hasse Menschen mit einem großen Herz…

Ich seufzte.

…sie machen dir ein schlechtes Gewissen, wenn du sie töten willst.

Ich betrachtete mein Spiegelbild. Es lächelte mich bitter an und seufzte erneut. Es würde nicht das erste Mal sein, dass ich mit einem schlechten Gewissen leben musste, das Richtige getan zu haben. Mit HOMRA war es damals doch dasselbe gewesen. Vielleicht nicht ganz dasselbe…aber ich würde damit umgehen können. Besonders wenn Misaki dann bei mir war. Immer. Jeden Tag. Bei mir. Er würde der Beweis sein. Der Beweis dafür, dass ich das Richtige getan habe. Denn alles andere war falsch. Solange er nicht bei mir war, war es falsch. Und egal wie, wenn er zu mir zurückkam war es richtig.

Ich verließ mein Zimmer und machte mich auf den Weg in die Büroräume. Ich würde erst die Mittagspause nutzen, um mich mit dem Mr. Hyde zu beschäftigen. Solange musste ich mich gedulden, sonst würde es zu auffällig werden. Noch immer gut gelaunt machte ich mich an die Arbeit und bot damit einen Anblick, der die anderen zum Tuscheln brachte.

Brocken wie „verliebt“, „gruselig“ und „seltsam“ erreichten mich, aber es kümmerte mich nicht.
 

Munakatas POV

Eine einzelne Schneeflocke landete auf meinem Fenster. Ich sah zu wie sie schmolz. Ich stand schon länger als eine Viertelstunde hier. Auf dem Schreibtisch hinter mir drohten Papierberge über mir zusammenzustürzen, aber ich konnte mich gerade nicht mit ihnen beschäftigen. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee und sah weiter in den hellgrauen Himmel. Dort oben, weit über mir, hing eine ständige Bedrohung, die meinem Leben ein Ende setzen würde. Ich wusste es schon lange. Um genau zu sein, seit ich König war. In dem Moment, in dem man es das erste Mal sieht, begriff man es sofort. Sein eigenes unausweichliches Schicksal. Dann musste man lernen damit umzugehen. Mittlerweile wusste ich beinahe alles darüber. Und doch dachte ich nie über meinen eigenen Tod nach. Wann würde es passieren? Wie würde ich sterben? Würde ich eine Welle von Verwüstung und Tod hinterlassen? Würde es jemanden geben der wenigstens das Schlimmste verhindern würde? Jemanden der mir den Gefallen erweisen würde, den ich Suoh erwiesen hatte? Trotz der angenehmen Temperatur in meinem Büro wurde mir kalt. Ich verscheuchte die düsteren Gedanken und drehte mich zum Schreibtisch. Ich war vernünftiger als Suoh und ich war dabei, mich wieder zu fangen. Sollte der Himmel warten. Ich hatte noch Arbeit. Und ich hatte jemanden, der mich lebend brauchte. Ich schmunzelte beim Gedanken an den doch recht niedlichen Gesichtsausdruck, als er heute Nacht in der Tür gestanden und gebeten hatte, zu ihm ins Bett kommen zu dürfen.



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