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Leben und Tod liegen nah beieinander.

von

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Es war ein ganz normaler Tag gewesen, bis zu diesem einen Moment.

Es war später Nachmittag, bei dem Regen der herrschte, kamen ihm nur wenige Menschen entgegen.

Er war länger als üblich in der Schule geblieben um das Inventar des Kendoclubs zu sortieren, der Lehrer hatte ihn darum nach dem Training gebeten.

Es wäre alles normal geblieben, wenn er wie jeden Tag bei der zweiten Kreuzung nach der Schule rechts eingebogen wäre. Doch aufgrund des immer stärker werdenden Regens und der Tatsache dass er keinen Schirm dabei hatte, wechselte er von der Hauptstraße in das kleine Waldstück an dem er sonst immer vorbeiging.

Als er aus diesem in die Straße, in der er lebte, einbog fiel ihm direkt der leuchtend gelbe Regenschirm auf.

Ein kleines blondes Mädchen, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, stand unter ihm.

Ein blauer Toyota drehte um und fuhr in die Richtung aus dem er soeben gekommen war. Das Kind winkte dem Mann in dem Wagen zu.

Als das Auto nicht mehr zu sehen war ging es, den Schirm krampfhaft umklammert über die Straße.

Er hatte nicht weiter auf das Mädchen geachtet, wollte schnellstens nachhause ins trockne, doch als er Reifen quietschen hörte, setzte sein Verstand aus.

Er überlegte nicht einen Moment, dachte nicht an die Folgen, sondern sprintete auf das Mädchen zu und schubste sie aus dem Weg.

Gerade rechtzeitig.

Er spürte das Metall des Autos, seine Beine gaben nach und er landete unsanft auf der Motorhaube des Wagens.

Bevor ihn die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit umschlang, nahm er aus den Augenwinkeln wahr, wie der Mann am Steuer erschrocken ausstieg und wie eine blonde Frau aus ihrem Haus gelaufen kam um ihre Tochter in die Arme zu nehmen.
 

Seit vier Monaten kam er jeden Tag her.

Seit vier Monaten wachte er jeden Moment am Bett seines Sohnes.

Seit vier Monaten schlief er kaum noch, seine Gedanken immer nur bei ihm.

Er begrüßte die Schwestern und ging, ohne auf den Weg zu achten, die Flure zu dem Zimmer seines Kindes entlang.

Er kannte in auswendig, seit vier Monaten lief er ihn entlang, hin und zurück.

Wie in Trance ging er die letzten Monate gedanklich durch.

Der Anruf, der sein Leben ändern sollte.

Am Morgen, diesen verhängnisvollen Tages, hatten sie einen Streit wegen einer Matheklausur gehabt. Dabei war die Note nicht einmal der eigentliche Grund gewesen, er hatte Stress bei der Arbeit gehabt und musste seinen Frust irgendwo dran auslassen.

Jetzt bereute er dies zutiefst.

Sein Sprössling hatte sich wütend auf den Schulweg gemacht.

Dann kam er abends nachhause, gewundert dass sein Sohn noch nicht da war, hatte er sich nicht. Er blieb des Öfteren nach der Schule bei einem seiner Freunde.

Er hatte den Knopf des Anrufbeantworters, der die ganze Zeit rot blinkte, gedrückt und sich nichts dabei gedacht als er die Stimme eines Arztes vernahm der ihm mitteilte er sollte ins städtische Hospital kommen.

Hatte sich gedacht, sein Sohn wäre bei einer Prügelei dabei gewesen. Mal wieder.

Doch als der Arzt ihm mit belegter Stimme mitgeteilt hatte, dass sein Junge im Koma lag war ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen.

Das war nun bereits vier Monate her.

Die Ärzte waren zuversichtlich gewesen, sagten seine Chancen ständen bei mehr als 75 Prozent.

Mit den Wochen waren seine Chancen gesunken, lagen nun nur noch bei knapp 10 Prozent.

Sie hatten ihn aufgeben, hatten ihm schon letzten Monat geraten, die Maschinen abzustellen und ihn gehen zu lassen.

Doch er hatte sich geweigert, seine Hoffnungen waren nicht mehr so groß wie am Anfang, aber immer noch da.

Er würde nicht aufgeben, nicht seinen Sohn aufgeben.

Doch vor wenigen Minuten hatte der Arzt ihm schonend versucht beizubringen, dass sein Sohn nicht mehr lange zu leben hatte. Von den 10 Prozent waren vier übrig geblieben.

Es wäre das Beste und damit könnte ein anderes Leben gerettet werden. Sein Sohn war kurz vor seinem Unfall volljährig geworden, hatte sich entschieden Organspender zu werden.

Jetzt musst er die schwerste Entscheidung seines Lebens treffen.

Die Maschinen abstellen und sein einziges Kind verlieren und einen anderen zu retten oder noch warten bis der Tod seines Kindes von allein eintreten würde und dieser anderen Familie das gleiche Schicksal zuteil werden lassen.

Er wusste was sein Sohn gewollt hätte und auch wenn es ihm mehr als nur schwer viel, er wollte nicht dass ein anderer wegen ihm sein Kind zu Grabe tragen müsse.
 

Er sackte an der Wand des Krankenhauses zusammen, sein Körper bebte, alles brach aus ihm raus.

Die ganzen zurück gehaltenen Tränen der letzten Zeit zeigten sich nun.

Es war vorbei. Die Maschinen abgestellt. Das Herz hatte aufgehört zu schlagen, Blut wurde nicht mehr durch die Adern seines Sohnes gepumpt und würde es nie wieder.

Er hatte sich verabschiedet und den Ärzten Bescheid gegeben, sie könnten nun operieren.

Der Junge würde das Herz seines Sohnes erhalten und könnte weiter leben.
 

Es regnet in Strömen, wie an dem Tag als sein Sohn in Koma gefallen war.

Alle waren sie hier versammelt um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Seine Freunde, die Verwandtschaft. Sogar sein Trainer war hier.

Das Wetter passte sehr gut zu der Stimmung die auf dem Friedhof herrschte.

Sie waren am Grab angekommen, die Sargträger zogen sich zurück, der Pfarrer hielt seine Rede. Dann wurde der Sarg in die Erde eingelassen, jeder trat einzeln oder zu zweit vor warf eine Blume oder etwas Erde in das Loch.

Nach und nach war jeder vorne gewesen, auch er. Wie er es geschafft hatte ohne auf dem Boden zusammenzusacken, wusste er nicht mehr. Wahrscheinlich hatte er keine Tränen mehr, hatte sie schon alle herausgelassen.

Während die anderen Trauergäste in das kleine Café am Friedhofseingang gingen, wo sie nach der Beerdigung gemeinsam frühstücken wollten, blieb er zurück.

Ebenso wie eine kleine Gruppe von Menschen, die er nicht kannte. Sieben Personen an der Zahl.

Vier Erwachsene, zwei kleine Kinder und ein Jugendlicher.

„Herr Dulacre?“ Er sah auf als der Jugendlich ihn vorsichtig ansprach.

„Ich bin Sanji Blackleg. Ich wollte mich bedanken für die Chance auf ein normales Leben, das ich ihrem Sohn zu verdanken habe. Ich erhielt sein Herz.“

Eine brünette Frau trat aus der Gruppe hervor. Sie legte einen Arm um ihren Sohn. „Auch wir wollten uns bei ihnen bedanken, seit langer Zeit mussten wir damit rechnen dass jeder Tag sein letzter sein könnte. Und er stand kurz vor dem Tod ohne ihren Sohn wäre er gestorben.“

Die andere Frau lächelte ihn dankbar an. „Meine Tochter, Emi, wurde von ihrem Vater bei mir abgesetzt. Ihr Sohn rettete ihr das Leben.“

Sein Blick wanderte von dem Grab seines Sohnes auf die fremden Menschen vor ihm.

Sein Junge hatte zwei Menschenleben gerettet.

Jetzt wusste er es: Er hatte die richtige Entscheidung getroffen.

Ein letztes Mal las er den Schriftzug des Grabes, bevor er ging.

„Lorenor-Zorro Dulacre.

*11.11. 1992

+ 26.5.2011“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NightcoreZorro
2013-07-04T11:50:04+00:00 04.07.2013 13:50
So traurig und gleichzeitig so schön *-*
echt, du kannst verdammt gut schreiben!
*großer fan deiner ff's*
ich finde den hier sogar noch besser als deinen anderen os ~ :D
und du hast zorro exakt einen monat nach meinem b-day sterben lassen xD
wenn du 26.04 geschrieben hättest...omg, ich könnte dann nie wieder b-day feiern o.o
aber zum glück hast ja nich gemacht xD
Antwort von:  HunterLeon
04.07.2013 14:46
Hey,
Danke, ich habe ja meist die Befürchtung mein Geschreibsel ist zu Gedankenüberladend ;D
Echt? Das nenn ich mal Timing, kratzt er pünktlich ab XP
LG HunterLeon


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