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Ein Meer voller Geschichten

One Piece Drabbles
von

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Musik


 

„Daß wir die Melodie unseres Lebens selber spielen, das wünschen wir uns. Und daß sie uns, auch wenn es hier und dort mal einen Misston gibt, doch zu einem harmonischen Ganzen gerät, denn es kommt immer darauf an, daß, wie und wo man marschiert, man allerorts die Musik des Lebens hört.“
 

Theodor Fontane, (1819 - 1898), deutscher Journalist, Erzähler und Theaterkritiker
 


 

 

Die lieblichen Klänge einer Violine segelten über das Deck. Es war einer jener ruhigen Abende an Bord der Thousand Sunny, an dem man die laue Meeresluft genießen konnte, ohne von dem nächsten Wetterumschwung, einem Seemonster oder einer rivalisierenden Piratenbande auf Selbstmordkurs gestört zu werden.

 

Brooks Arme bewegten sich routiniert, entlockten dem Instrument jene Klänge, die den geneigten Zuhörer in andere Welten zu versetzen mochten.

Es war niemand von der Mannschaft zu sehen. Aber das kümmerte den Musiker nicht. Jeder hatte mal eine Auszeit verdient und in jenem Moment spielte er nur für sich selbst. Musik war immerhin sein Lebensinhalt. Sie hatte ihn immer begleitet, ihm einen Halt gegeben, ihm Freud und Leid beschert.

Ohne Musik war „Der Summer“ Brook nichts und niemand. Zumindest nach seinem eigenen Ermessen.

 

Er erinnerte sich an die Zeit an Bord seines alten Schiffes. Damit verband er so unglaublich viel Gefühl, dass es ihn selbst in der Erinnerung noch zu überwältigen schien. Jahrzehntelange Erinnerungen, größtenteils angefüllt mit Schmerz und Verlust. Er war so lange allein gewesen. 42 Jahre in Einsamkeit waren eine lange Zeit. Nur die Musik war ihm geblieben. Sie und die Erinnerungen.

 

Er fühlte die ihm bekannte Wärme aufsteigender Tränen und hörte beiläufig, wie die Violine eine traurige Sonate sang. Musik als Spiegel der Seele. Oftmals hatte er sie für die Freude eingesetzt, für sich selbst und vor allem auch für andere. Manchmal jedoch, wenn er wie jetzt seine Gedanken treiben ließ und sein Körper die für ihn unbewusst gewordene Handlung des Musizierens übernahm, da konnte er hören, wie traurig ihn die Erinnerungen werden ließen.

Nicht alle von ihnen. Viele stürzten ihn in eine warme, freudige Wehmut. Es war alles so lang her und so viel verloren. Daher schätzte er seine Zeit auf der Sunny besonders hoch ein.

In seinem Exil an Bord des treibenden Schiffes der Rumba Piraten hatte er sich nicht vorstellen können, jemals wieder fröhliche Musik zu spielen. Wenn er La Boum getroffen hätte, dann hätte er sicher „Binks Sake“ gespielt. Es war immerhin ihr Lied – und es war auch La Boums.

 

Und doch, wie schwer es auch gewesen war… er hätte sich von der Musik nicht abgewandt, egal wie lange die Teufelsfrucht ihn am Leben halten mochte. Brook wusste dies mit kristallklarer Gewissheit. Ohne Musik war er nichts. Sie war seine Existenz. Aber er hatte nicht zu hoffen gewagt, jemals wieder diese Verbundenheit mit ihrer lebendigen Kraft zu spüren.

Seine Begegnung mit der Strohhutbande, der Kampf auf Thriller Bark, die Einladung von Ruffy – das waren helle Töne in einer langen, getragenen Ballade, die das Aufkommen einer fröhlicheren Melodie verkündeten.

Wieder stieg dieses warme Gefühl sich ankündigender Tränen auf, jedoch aus einem erfreulichen Anlass. Er musste nicht mehr mit Trauer auf seine Vergangenheit blicken. Er vermisste seine alte Mannschaft, aber alles, was er erdulden musste, hatte ihn unweigerlich zu seinen neuen Wegbegleitern geführt. Und allein dies ließ jede Schwermut von ihm abfallen.

 

Sanji rief zum Abendessen, es kam Bewegung ins Schiff.

Lachende Klänge tanzten von der Violine über das Deck, bevor sie verstummten und auch Brook sich zu seinen Freunden gesellte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kleines-sama
2013-11-27T13:37:10+00:00 27.11.2013 14:37
Oh Mann,was für ein traurig-schönes Drabble! :) Ich habe wirklich mit Brook mitgefühlt. Der Ärmste! Es gibt auf der Welt wohl nichts Schlimmeres als Einsamkeit; vor allen Dingen, wenn man zuvor ein schönes Leben und viele Freunde hatte. Aber zum Glück gibt es ja ein Happy End! :D (Ich hasse traurige Enden!)
Mir gefällt dein Schreibstil wirklich gut und außerdem mag ich diese schönen Zitate, die du in deiner Ff einfügst. :) Weiter so!

bye
sb
Antwort von:  Yalene
27.11.2013 15:23
Die Mitglieder der Strohhutbande haben alle ihre eigenen traurigen Geschichten, aber ich finde bei Brook ist es noch ne Spur dramatischer. Nicht unbedingt, weil er seine ganze Mannschaft verloren hat, sondern weil er so unglaublich lange alleine war, nur umgeben von einem zerfallenden Schiff und den Leichen seiner Freunde. 42 Jahre Einsamkeit, niemanden zum Reden, niemanden zum Singen, niemand überhaupt nur zum Anschauen. Es wundert mich daher nicht, dass er manchmal ein bisschen exzentrisch rüberkommt. Bei der langen Zeit allein muss man ja irgendeinen Knacks weghaben.
Vielen Dank für deinen Kommentar. =) Es freut mich, dass sie dir gefällt.


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