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Ein Meer voller Geschichten

One Piece Drabbles
von

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Illusion


 

„Wir begraben die toten in der Illusion, dass wir leben.“


 

 

Manfred Hinrich  (*1926), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer, Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller

 

~

 

Gläser klirrten in der verrauchten Kneipe. Der Dunst war stickig und kratzte furchtbar beim Atmen, aber er war so dick, dass man kaum etwas sehen konnte. Für viele der Gäste war dies einer der wichtigsten Gründe, warum sie in diese Absteige kamen. Anonymität wurde hier groß geschrieben und die Marine verirrte sich nur selten dahin.

Rayleigh genoss den Lärm um sich herum. Hier konnte man sich noch lebendig fühlen, ohne wirklich am Geschehen teilnehmen zu müssen.

Der alte Mann ließ das Glas mit dem teuren Whiskey kreisen und lächelte wehmütig. Er suchte diese Spelunke nicht oft auf. Eigentlich war er hier nur an einem Tag des Jahres, um das Leben seines besten Freundes zu feiern. Oder dessen Tod, je nachdem, wie man es sehen wollte.

 

Für Rayleigh war Roger nicht tot. Natürlich konnte er nicht mehr mit ihm reden, lachen, trinken und schmutzige Witze reißen, aber die Person Roger war für immer ein Teil der Welt, unauslöschlich in deren Geschichte und dem Geist der Menschen.

Aber dennoch fühlte Rayleigh jedes Mal diese Wehmut, wenn er an die alten Tage zurück dachte. Es war eine gute Zeit gewesen, wild und frei. Und nachdem Gol D Roger nicht mehr war, wusste Rayleigh nicht wohin mit sich. Letztendlich hatte es ihn ins Archipel vor der Red Line verschlagen.

Die Zeit verging. Er verfolgte das Kommen und Gehen der Piraten, sah zu, wie die große Piratenära ihren lauf nahm und fragte sich, ob auch nur einer von diesen Grünschnäbeln das Format Rogers erreichen würde. Natürlich gab es ein paar außergewöhnliche Männer und Frauen, von denen einige gingen und andere hinzu kamen. Doch keiner von ihnen war der nächste ‚Piratenkönig’. Rayleigh nahm einen großzügigen Schluck aus seinem Glas. Sein sonst so markantes Lächeln war für den Moment verschwunden.

 

Er fragte sich, wie lange er wohl auf die neue Ära warten musste. Roger hatte die Kugel in Bewegung versetzt und sich in dieser Rolle wunderbar gefallen. Und Rayleigh, einer der letzten von Rogers Vertrauten, wusste, dass er den Verlauf dieser Kugel so lange wie möglich mitverfolgen wollte und musste.

Er trank jeden Tag und verspielte sein Geld schneller, als er es zusammenklauen konnte. Jeder Tag ging irgendwie in den nächsten über.

Etwas aus seiner Zeit machen… Das war für ihn ein fremdes Konzept geworden. Aber er konnte sich nicht aus diesem Trott losreißen. Keiner der aufstrebenden neuen Piraten weckte sein Interesse. Nur die alten Namen – Whitebeard, Shanks, Mihawk und andere des gleichen Kalibers – hielten seine Neugier.

Aber wer wusste schon, wie sich die Zukunft entwickeln würde. Fisher Tiger hatte nicht zuletzt mit seiner Befreiungsaktion für großes Aufsehen gesorgt. Hier und da munkelte man, dass aus Garps und Dragons Familie ein neuer Sprössling hervorgekommen war.

Und Rayleigh wollte Rogers Sohn nicht außer Acht lassen.

 

Er stellte das leere Glas auf den Tresen, warf ein paar Münzen hin und wankte Richtung Tür.

Ja, wer wusste schon, was die Zukunft bringen würde.



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