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Misfits: Herzkönig

{boyxboy}
von

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Noah hat sturmfrei

Gegen Ende der Osterferien, als ich damit beschäftigt war, den Gedanken zu verdrängen, Simon in zwei Tagen wieder fahren lassen zu müssen, telefonierte Noah mit einer erfreulichen Nachricht rund: Er hatte über das Wochenende sturmfrei.

„Mein Dad fährt mit Hannahs Mum in Urlaub, das war sein Geschenk für ihren Geburtstag. Sie kommen Sonntag morgens wieder, das heißt bis dahin können wir bei mir Party machen“, erzählte er mir fröhlich am Telefon.

„Und du darfst das?“, fragte ich zögerlich.

„Natürlich nicht“, lachte Noah. „Aber solange es bis zu ihrer Rückkehr wieder so aussieht wie vorher, kann mir nichts passieren, oder?“
 

Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Theorie so absegnen konnte, doch Simon war von der Nachricht begeistert und meinte, das wäre der perfekte Abschluss für die perfekten Osterferien und damit hatte er zweifelsohne Recht. Nach ein paar Tagen hatte sich bei mir endlich die Erleichterung breit gemacht mich mir gegenüber geoutet zu haben. Das machte einiges einfacher und, da Simon dies ohne mit der Wimper zu zucken akzeptieren konnte und mich nicht ansatzweise anders behandelte als vorher, hatte ich auch keine Bedenken, dass irgendjemand anderes damit ein Problem haben könnte. Als wir vor zwei Tagen mit Noah, Fynn und Hannah in der Stadt feiern gewesen waren, hatte ich gegen drei Uhr morgens in betrunkenem Zustand die Entscheidung getroffen, Lynn anzurufen und ihr zu erzählen, dass ich schwul war. Tatsächlich hatte sie sogar äußerst verschlafen den Anruf entgegen genommen und nach meinem gelallten „Ich bin schwuuuuul“, gesagt „Schön.“ und wieder aufgelegt. Am nächsten Morgen rief sie mich dann zurück und fragte dumpf: „Hast du mich gestern Nacht angerufen und mir gesagt, dass du schwul bist oder habe ich das nur geträumt?“

Auch Genesis wurde via Skype in Kenntnis gesetzt, die bloß mit den Schultern zuckte und meinte: „Wusste ich bereits.“
 

Dass der erste Todestag meines Dads immer näher rückte, konnte ich in dem Chaos der Osterferien gut verdrängen. Jeden Abend und jede Nacht waren Simon und ich gemeinsam unterwegs, schliefen bis in den späten Nachmittag hinein, belagerten Mums Tiefkühltruhe mit Pizzen, die wir zuhauf in uns hinein schaufelten und verbrachten die Wartezeit bis wir uns mit den Anderen trafen mit zocken. Nicht nur einmal wachte ich vollkommen verkatert auf und behauptete eine Nacht Auszeit zu brauchen, nur um mich kurz vorher noch einmal um zu entscheiden und doch mit zu kommen. Dann nahm ich mir vor etwas weniger zu trinken und zu kiffen, aber daraus wurde im Endeffekt auch nichts. Simon ging es nicht anders. Er hatte sogar am letzten Wochenende mit einer Bekannten in Gaaras Gästezimmer Sex gehabt. Es handelte sich dabei um dasselbe Mädchen, das auch schon mit Kaito geschlafen hatte. Bisher hatte ich sie nur als „Betthäschen“ gekannt, ihr Name war jedoch Sheila und ich konnte sie nicht unbedingt leiden, denn sie schien nur zu leben, um mit jedem Jungen, der ihr in die Quere kam, Sex zu haben.
 

Als wir uns dann am Freitag, nur eine knappe Stunde nachdem Noahs Vater und Hannahs Mutter gemeinsam das Haus verlassen hatten, bei Noah einfanden, war Sheila ebenfalls anwesend. Sie schenkte mir keine Begrüßung, dafür aber Simon ein Augenzwinkern und warf ihre schulterlangen, braunen Haare zurück.

„Was macht die hier?“, fragte ich an Noah gewandt. Simon und ich brachten hochprozentigen Alkohol in die Küche. Mein Kopf brummte noch vom Vorabend... heute sollte ich weniger trinken, wenigstens heute. Noah bereitete auf dem Küchentisch eine Shisha vor. Obwohl Sheila irgendwo im Wohnzimmer herum lief, wusste Noah sofort, wen ich meinte.

„Ich habe einfach mal allen möglichen Leuten gesagt, dass ich sturmfrei habe“, antwortete er. „Und hör auf immer so negativ über sie zu reden, du kennst sie doch gar nicht.“

„Muss ich sie unbedingt kennen lernen?“

„Nur, weil jemand viel Sex hat, ist er noch lange kein schlechter Mensch“, sagte Noah und Simon pflichtete bei: „Ich habe auch viel Sex und mich kannst du leiden.“

„Darum geht es auch gar nicht, es gibt einfach Menschen mit denen man sich generell nicht gut versteht.“ Diese Aussage stimmte natürlich nur halb und Simon wusste das, das merkte ich anhand seines Gesichtsausdruckes, doch er sagte kein Wort mehr dazu.
 

Wie bereits die Nächte zuvor, kamen wir schnell in Fahrt und Sam präsentierte uns ein Trinkspiel, welches sie im Internet gefunden hatte: Ein Kartenspiel von Sieben bis Ass lag als normaler Stapel auf dem Tisch. Der Reihe nach musste jeder eine Karte aufdecken. Fynn begann und deckte eine Acht auf, was bedeutete, dass jeder außer ihm trinken musste. Danach kam Noah an die Reihe, der sich dicht an seinen Freund geschmiegt hatte und eine Zehn zog, was hieß, dass er einmal selbst trinken musste. Jede Zahl hatte ihre eigene Bedeutung, doch wirklich lustig wurde es erst, als Sam den König zog. Das machte sie zum Fragekönig und jedes Mal, wenn sie jemandem eine Frage stellte, musste man erst „Fick dich!“ sagen bevor die Antwort folgte.
 

Als sie Gaara also nach dem Wodka fragte und er antwortete: „Der steht in der Küche.“ begannen sofort alle zu lachen und er konnte sich einen weiteren Shot Jägermeister kippen. Ebenfalls lustig war die Dame. Hannah zog sie, was sie zum Daumenkönig machte. Irgendwann im Laufe des Spiels musste sie ihren Daumen an die Nase legen und jeder musste es ihr gleichtun, der Letzte musste trinken. Marc war wie immer ziemlich schnell betrunken und wir saßen beinahe zehn Minuten mit den Daumen an den Nasen bis er es bemerkte.
 

Nach vielen Runden dieses Trinkspiels waren alle ziemlich betrunken, außer Samantha, die das Spiel beherrschte wie sonst niemand. Sie gönnte sich mit ein paar Freundinnen eine Bong, während sich die gesamte Spielgruppe in die Winkel von Noahs Hauses aufmachte. Simon und ich tanzten erst ein wenig im Wohnzimmer, danach gingen wir raus um eine zu Rauchen. Mittlerweile war es bereits dunkel und ich konnte mich selbst lallen hören. Da ich mich nicht mehr sicher auf den Beinen fühlte, ließ ich mich am Straßenrand nieder und betrachtete die Sterne.
 

„Woow“, machte ich. „Normalerweise sieht man die hier in Berlin kaum... aah... ich bräuchte noch eine Woche Ferien, um mich von der Sauferei zu erholen.“

„Ich auch“, lachte Simon. „Aber es waren richtig geile Ferien.“

„Es ist aber mein Ernst, ich brauche wirklich eine Saufpause“, seufzte ich und presste eine Hand gegen meine Schläfe. Vielleicht sprach gerade auch nur der Alkohol aus mir, doch irgendwo spürte ich, dass ich die Wahrheit sagte. „Ich habe das Gefühl ich versuche damit Sachen zu verdrängen.“

„Ist das nicht der Sinn hinter Alkohol und Drogen?“, fragte Simon.

„Das ist aber keine Lösung“, sagte ich trotzig. „Jetzt hast du mich traurig gemacht...“

„War nicht meine Absicht.“ Erneut lachte er. „Das war auch nicht wirklich Ernst gemeint. Natürlich ist das keine Lösung, aber wir hatten doch in den zwei Wochen Spaß gehabt? Wozu sind die Ferien sonst da, wenn nicht dafür?“
 

Ich zuckte die Schultern. Für einige Sekunden breitete sich über uns die Stille, dann hörten wir in der Nähe Kichern und Flüstern und etwas, das klang wie Kussgeräusche. Wir lauschten ein wenig, dann bekam Simon ein breites Grinsen auf die Lippen und wandte sich der Stelle zu, aus der die Geräusche kamen. Die beiden Personen befanden sich gleich um die Ecke von Noahs Haus im Vorgarten, in Schutz von Sträuchern und dem hohen Gartenzaun. Langsam schlich Simon darauf zu.
 

„Was machst du da?“, zischte ich. Er presste einen Finger auf seine Lippen.

„Ich will nur wissen, wer da Spaß hat“, wisperte er. Ich schnippte meine Zigarette weg und folgte ihm mit zwiespältigen Gedanken. Einerseits war ich ebenfalls neugierig, andererseits wollte ich nicht irgendwem in die Privatsphäre eindringen. Wenn man Gaara und mich damals in seinem Garten beobachtet hätte, wäre mir das mehr als nur unangenehm und peinlich gewesen.

Vorsichtig lugte Simon um die Ecke und einige Momente lang verharrte er bloß, während die Kussgeräusche nun überhand nahmen. Man hörte ein Mädchen ein wenig keuchen und mir wurde es zu unangenehm. Ich wollte unbemerkt wieder zurück ins Haus gehen, da drehte sich Simon zu mir um und flüsterte geschockt: „Das sind Fynn und Sheila.“

„Was?“, fragte ich leise.

„Das sind Fynn und Sheila“, wiederholte er nun bestimmter.

„Bist du dir sicher?“ Ich hatte das Gefühl als würde mir jemand eine heiße Flüssigkeit über dem Kopf ausschütten, dich sich über und in meinem Körper verbreitete. „Ich meine, es ist dunkel und -“

„Ich bin mir sicher.“ Simon klang unumstößlich. Ich presste meine Lippen fest aufeinander, ehe ich fragte: „Was machen wir jetzt? Unterbrechen wir sie und reden Fynn ins Gewissen er soll die Sache Noah sagen oder gehen wir direkt zu Noah?“
 

Simon nahm mich beim Handgelenk und führte mich zurück auf die Straße, wo wir uns in normaler Lautstärke unterhalten konnte. Das Erste, was mein bester Freund von sich gab war: „Dieses Arschloch und diese behinderte Schlampe! Ich dachte, der Kerl wäre schwul!“

„Nein, er ist bisexuell“, widersprach ich. „Aber vollkommen egal. Was machen wir jetzt?“

„Wir unterbrechen sie und reden mit Fynn“, sagte Simon nach einiger Überlegung. „Er soll es Noah nicht sagen, wenn der sturzbetrunken ist, das endet nicht gut.“

„Das stimmt. Noah neigt ohnehin zu Depressionen, gemischt mit Alkohol könnte das echt schlimm werden... aber dann verbringen wir zu Viert den Rest dieser Party in sehr angespannter Stimmung“, stellte ich fest. „Wahrscheinlich kann ich Noah keine Sekunde anschauen ohne ihm erzählen zu wollen, was Fynn getan hat.“
 

Für einen Moment stellte ich mir vor, dass wir Gaara mit Sheila gefunden hätten und die Eifersucht, die sich in mir breit machte, war unerträglich. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab und das Gefühl ersetzte sich durch tiefstes Mitleid. Wenn ich ein wenig mehr Alkohol intus hätte und Simon nicht vor mir gestanden hätte, hätte ich aus Mitgefühl für Noah angefangen zu heulen. Simon sah dahingegen einfach nur wütend aus.

„Komm, ich will die unterbrechen.“ Selbstbewusst ging er voraus und ich folgte ihm dicht. Als wir jedoch um die Ecke bogen, waren Fynn und Sheila wie vom Erdboden verschluckt.
 

Wir suchten sie eine Weile hinter dem Haus, wurden dort jedoch von Kaito aufgelesen, der uns eine halbleere Flasche Jackie in die Hand drückte und wieder zurück ins Gebäude schleuste. Von Fynn und Sheila fehlte jede Spur. In einem passenden Moment entwich ich dem Chaos aus Betrunkenen und Tanzenden und suchte nach den Beiden im Gästezimmer, wo jedoch gerade zwei andere, mir fremde, Personen anbandelten. Das Schlafzimmer war abgeschlossen und in Noahs Zimmer herrschte wie im Rest des Hauses ein heilloses Durcheinander. Schlussendlich entschieden Simon und ich die Sache Noah zu erklären, sobald wir und vor allem er, wieder nüchtern waren.
 

Leider war das überhaupt nicht einfach. Nach dem ich mir mit Samantha einen starken Joint gegönnt hatte, übermannte mich der Schlaf und ich nickte auf Noahs Bett ein. Als ich wieder aufwachte, war es bereits später Nachmittag und Musik dröhnte erneut aus dem Wohnzimmer. Sam, die neben mir geschlafen hatte, sah aus als hätte sie in eine Steckdose gefasst und wuschelte mir durch die Haare.

„Sieht aus als würde es direkt weiter gehen“, grinste sie.

„Jaa“, sagte ich langgezogen. Mein Kopf dröhnte schlimmer als zuvor und meine Augen brannten noch vor Müdigkeit. „Ich muss Simon suchen gehen.“

Ich fand meinen besten Freund in der Küche, gemeinsam mit einem blonden Mädchen, das er mit frechem Grinsen und einem Drink versuchte rum zu kriegen. Ohne viel Federlesen packte ich ihn am Handgelenk und zerrte ihn ins Esszimmer, wo wir leise und ungestört reden konnten.
 

„Was ist mit Fynn und Sheila?“, fragte ich sogleich.

„Du siehst absolut fertig aus“, stellte Simon fest. „Keine Ahnung, wo die hin sind, ich habe sie seit gestern Nacht nicht mehr gesehen.“

„Hast du schon mit Noah geredet?“

„Als ich wach geworden bin, war er schon wieder betrunken.“
 

Schwerfällig seufzte ich. Mein Kopf schmerzte so sehr, dass ich kaum über die Situation nachdenken konnte. Ich wägte unsere Möglichkeiten ab und suchte eine geeignete Lösung als Simon mich anstupste und ins Wohnzimmer deutete, welches man durch einen leeren Türrahmen sehen konnte. Dort auf der Couch saß Fynn und mit dem Gesicht zu ihm, auf seinem Schoß, Noah. Beide grinsten sich gegenseitig an und übersäten sich mit Küssen. Verständnislos schüttelte ich den Kopf.
 

„Das kann doch nicht wahr sein, jetzt macht er wieder mit Noah rum?“, empörte ich mich.

„Ich sag's nur ungern, aber der sieht nicht aus als würde er das zum ersten Mal machen“, murmelte Simon. „Ich glaube er betrügt Noah schon eine Weile...“

Kaum, da Simon diese Worte ausgesprochen hatte, wurde mir klar, dass er sie ernst meinte. Wie oft war Fynn schon mit dämlichen Ausreden Noah losgeworden, weil er mit irgendwelchen Freunden feiern gehen wollte oder mal eine Auszeit von seinem Freund brauchte? Die ganze Zeit über dachte ich, er würde das tun, weil es ihm auf die Nerven ging, dass Noah so klammerte, aber eigentlich ging es nur darum Zeit für Affären zu bekommen. Wenn das stimmte...
 

„Sollen wir die jetzt nicht unterbrechen und es Noah sagen?“, fragte ich angespannt.

„Das wird das totale Drama geben“, stellte Simon fest. „Und vor allen Leuten wird Fynn alles abstreiten und abgesehen davon, ist Noah betrunken und wir meinten doch, wir wollen die Sache klären, wenn er nüchtern ist.“

„Ich weiß...“ Ich war nicht scharf darauf Noah zu sagen, dass sein Freund ihn betrog. Eigentlich war ich sogar ganz froh, dass wir es noch ein wenig vor uns herschieben konnten. Aber der Anblick von Fynn machte mich nur noch wütend. Am liebsten wäre ich rüber gerannt, hätte Noah von dem Kerl heruntergezogen und Fynn ordentlich eine gepfeffert. Doch wir entschieden uns zu warten und ich entschied, dass ich das nur in Gaaras Gegenwart ertragen könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Onlyknow3
2014-01-08T06:35:38+00:00 08.01.2014 07:35
Das ist ja mal so was von Fies was Fynn da abzieht. Aber leider ist das bei vielen die Bi-Sexuell sind der Fall das sie sich nicht für ein Geschlecht entscheiden können.Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Leviathena
2013-11-19T16:22:29+00:00 19.11.2013 17:22
Japp Fynn ist definitiv scheiße! Und jaaaa Bambi, lauf zu gaara-hasi xD und wein dich aus *evil grin*
Von:  tenshi_90
2013-11-19T16:06:55+00:00 19.11.2013 17:06
Armer Noah.. So was hat er nicht verdient.. =(

Aber iwie vermiss ich Gaara.. Wo steckt er? ^^
Von:  Medieval
2013-11-19T14:09:06+00:00 19.11.2013 15:09
Fynn dieser Arsch!
Wie kann er Noah das nur antun T^T
Wo steckt Gaara eigentlich die ganze Zeit?
War er nicht auf der Party?

War wieder ein Super Kapi :D
Freu mich schon auf das nächste ^^
Antwort von:  Hushpuppy
21.11.2013 20:13
Doch, doch, aber Lukas hat auf der Party mehr mit Simon gemacht als mit Gaara :D
Nach der Du bist noch Jungfrau - Nacht sucht Lukas ein wenig Abstand. Aber keine Sorge, nicht lange :D


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