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Darkness

Wettbewerb-FF für 'Alle lieben Digimon'
von

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Prolog

So, wieder etwas Neues von mir, dieses Mal eine FanFiction für den Wettbewerb

'Alle lieben Digimon'.
 

Rechtliches: Weder die DigiRitter, noch die Digimon gehören mir, sondern TOEI und BANDAI.

Ich habe sie mir für dieser FF nur ausgeliehen und verdiene kein Geld mit diesem Werk.
 

Nun viel Spaß!
 

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Prolog
 

Der Anfang... ja, wann war der Anfang gewesen? Wann wurde uns zum ersten Mal bewusst, dass in der DigiWelt etwas nicht stimmte, dass ihr eine neue Gefahr drohte? Es muss vor ungefähr einem halben Jahr gewesen sein. Wir waren gerade mitten in der Vorbereitung für unsere Abschlussprüfungen, als wir die ersten Notsignale erhielten. Zuerst waren nur die DigiRtter der neuen Generation betroffen, doch nach und nach entwickelte es sich zu einer Sache, die uns alle anging. Einer Bedrohung, der nicht nur die Digimon ausgesetzt waren.

Es war eine schwierige Zeit gewesen. Durch unseren schulischen Stress konnten wir nicht so für unsere Partner da sein, wie wir es gerne gewollt hatten. Davis und sein Team gaben zwar alles, doch es wurde uns allen sehr schnell klar, dass sie es alleine nicht schaffen würden, dass sie Hilfe brauchten. Hilfe, die wir ihnen nicht geben konnten. Wir taten unser Bestes, waren aber nicht in der Lage die Unterstützung zu geben, die die DigiWelt brauchte.

Glücklicherweise bekamen wir von weiteren Personen Hilfestellung. Von anderen DigiRittern, die vor uns in der DigiWelt waren.
 

Ich erzähle diese Geschichte, weil ich dafür sorgen möchte, dass Leute wissen, wozu ihre Mitmenschen in der Lage sein können.

Wozu Hass, Neid und Größenwahn führen können.

Und vor allen Dingen was diese Gefühle mit Menschen machen können. Mit Menschen, die sie ausüben aber auch mit denen, denen sie angetan werden.

Wie alles begann

Wie alles begann
 

Odaiba, Japan

29.August 2006
 

„Ich brauch ´nen Kaffee.“ Die Stimme meines besten Freundes Matt Ishida ließ mich den Kopf heben. Wir beide hatten uns zum gemeinsamen Lernen für unsere Abschlussprüfung verabredet. Matt war, was die Schule betraf, schon immer der strebsame Typ gewesen. Er bereitete sich ausführlich auf jede Klausur vor und so war ich ganz froh darum, ihn als Lernpartner an meiner Seite zu haben. „Kannst Du Dir vorstellen, wie es die nächsten Wochen aussehen werden?“ „Auf jeden fall sehr Freizeitarm.“, antwortete ich ihm mit einem Grinsen. Ich musste das Ganze einfach mit Ironie sehen, sonst wäre ich am Ende wohl noch wahnsinnig geworden. Matt grummelte nun etwas vor sich hin und verließ anschließend mein Zimmer. Ich lehnte mich in meinen Stuhl zurück und ließ den Blick schweifen. In all den Jahren seit unserer letzten großen Reise in die DigiWelt hatte sich viel getan. Kari und ich hatten nun getrennte Zimmer. Wir beide hatten unseren Eltern wochenlang in den Ohren gelegen, dass wir nun schon groß waren und unsere Privatsphäre benötigten. Da wir jedoch nur eine Drei-Zimmer-Wohnung hatten, gestaltete sich dies ein wenig schwierig. Vor fünf Jahren dann – an meinem vierzehnten Geburtstag und nach ungefähr drei Monaten, in denen Kari und ich unsere Eltern täglich auf die Zimmersituation angesprochen hatten – erbarmte sich mein Vater schließlich und ich konnte in sein Arbeitszimmer ziehen. Kari behielt unser altes und richtete es sich nach ihrem Geschmack ein. Immer wenn ich es nun betrat hatte ich den Eindruck, in der pink-rosaroten Welt gelandet zu sein. Ja, meine Schwester war ein Mädchen, wie es im Buche stand. Auch heute noch, mit ihren inzwischen fünfzehn Lebensjahren.

Mein Vater richtete sich sein Arbeitszimmer im Keller ein. Glücklicherweise war dieser nicht wie die üblichen Kellerräume, da unsere Vormieter bereits das Arbeitszimmer darin hatten.

„Hättest Du nicht ein wenig Mitleid mit Deinem besten Freund haben und mir einen mitbringen können?“ Soeben war Matt – bewaffnet mit seinem Kaffee – in das Zimmer zurückgekehrt.

„Sorry, Tai. Aber bei Deinen Kaffeekochkünsten muss ich aufpassen, dass meine Tasse nicht wegätzt. Auf eine Zweite kann ich da nicht achten.“ Matt grinste mich an, während ich nur murrte. „Dafür frag´ ich Dich jetzt ab, mein Guter!“ Ich stand auf. „Aber erst, nachdem ich meinen Kaffee hab´!“ „Mach das, ich lerne derweil.“ „Feigling.“

Ich ging aus dem Zimmer hinaus in unser Wohnzimmer. Links an der großen Fensterfront befanden sich zwei Sofa´s und ein Sessel, in deren Mitte ein gläserner Couchtisch stand. Unter den Möbeln lag ein dunkelbrauner Teppich. Rechts befand sich unser Esstisch mit sechs Stühlen und etwa einen Meter dahinter eine Theke, die den Essbereich von der sich dahinter befindenden Küche trennte. Zu ebendieser begab ich mich und holte mir eine Tasse aus dem Schrank, um mir ein wenig Kaffee einzuschenken. Mein Blick fiel auf die Uhr, welche an der Wand über dem Kühlschrank hing. Kurz vor fünf. Ich hob die Augenbrauen. Wir waren erst seit knapp einer Stunde am Lernen? Normalerweise verging die zeit viel schneller, wenn ich für die Schule übte. Ich seufzte. Vielleicht lag es daran, dass ich mir nun schon seit Tagen den Kopf über irgendwelchen Formeln, historischen Ereignissen, Mathematik und Japanisch zerbrach, ob nun den Tag über in der Schule oder abends an meinem Schreibtisch. Ich sollte mir vielleicht einmal eine Pause gönnen und etwas rausgehen, einfach mal abschalten. Ja, das wäre wohl das Beste, was ich in dieser Situation machen konnte. Einen Abend einfach mal nichts für die Schule tun. Schaden würde es mir – was meine Noten anging – nicht. Ich war immer ein guter Schüler gewesen und bereitete mich auf alle Prüfungen und Klausuren sorgfältig vor. Was machten da also ein paar Stunden, in denen ich einmal nichts tat? Ich konnte heute Abend mit Matt mal wieder um die Häuser ziehen, vielleicht noch ein paar weitere Kumpels mitnehmen und einmal nach langer Zeit wieder richtig feiern, einfach einen drauf machen.
 

„Die beste Idee des heutigen Tages.“ Matt lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Kaffeetasse in der rechten Hand. „Ich muss mal wieder unter Leute. Und damit meine ich nicht die Schule.“

Gerade war ich wieder in meinem Zimmer angelangt und hatte mich wieder auf meinen Platz gesetzt. Natürlich hatte ich Matt sofort von meiner Idee berichtet. Nun nickte ich. „Genau das sind auch meine Gedanken. Machen wir das hier noch zu Ende und dann rufe ich die anderen an. Vielleicht will ja der eine oder andere mitkommen.“ Bei diesen Worten fiel mir ein, dass wir schon lange keinen DigiRitter-Abend mehr gemacht hatten. In den letzten Jahren hatten wir immer mindestens zweimal im Jahr ein solches Treffen veranstaltet, bei welchem alle DigiRitter – sowohl unserer als auch Davis´ Generation – anwesend waren und wir uns austauschten. Einfach mal wieder miteinander redeten, lachten und auch den ein oder anderen Blödsinn anstellten. Ein feucht-fröhliches Zusammentreffen alter Freunde. Da wir inzwischen alle miteinander ziemlich gut verteilt waren – Mimi wohnte nach wie vor in New York und auch den Rest von uns hatte es in ganz Tokyo und Umgebung verschlagen – waren diese Treffen die einzige Möglichkeit, um den persönlichen Kontakt zu allen DigiRittern aufrecht zu erhalten. Ja, dies mussten wir unbedingt einmal wieder veranstalten.

„Ich sag´ Dir was.“, meinte ich, während ich weiter an meinen Aufgaben arbeitete. „Wenn wir mit dem ganzen Stress und den Prüfungen durch sind, dann lade ich die ganze Mannschaft ein.“ „Na, wenn die anderen genauso denken wie Du, dann könnten das einige lange Nächte werden.“ Matt gluckste. „Aber Du hast Recht. Wenn wir hiermit durch sind, dann haben wir uns so etwas redlich verdient.“
 

„So.“ Ich legte meinen Stift weg, nachdem ich hinter dem letzten Satz einen Punkt gesetzt hatte und lehnte mich zurück. „Ich bin durch für heute.“ Mein Blick wanderte zu meinem besten Freund, der nach wie vor über seinem Blatt hing. Eine Augenbraue hebend lehnte ich mich wieder vor. „Bist Du unter die Streber gegangen, oder was?“

„Ich bin sofort fertig.“, kam die Antwort in einem nachdenklichen Tonfall. „Nur noch drei Aufgaben.“ Ich brummte und ließ mich wieder gegen die Lehne fallen, den Blick zur Decke hin gerichtet.

„Willst Du nicht schon einmal den Anderen Bescheid geben?“ Matt´s Frage ließ mich wieder zu ihm schauen und nicken.

„Allerdings, das sollte ich tun.“ Zum zweiten Mal stand ich auf, um ins Wohnzimmer zu gehen. Ich hatte mir schon mehr als einmal überlegt, ein Telefon in meinem Zimmer anzuschließen, doch es gab zwei Gründe, weshalb ich es nicht tat: Zum einen hatten meine Eltern etwas dagegen, wenn in ihrer Wohnung durch die Wände gebohrt wurde, zum anderen hatte ich keine Lust, dieselbe Leitung wie meine Eltern benutzen zu müssen. Zwar hatte ich das ehemalige Arbeitszimmer meines Vaters bekommen, doch befand sich in diesem kein Telefonanschluss. Er hatte stets ein weiteres Mobilteil genutzt, welches über unsere Hauptleitung lief. So setzte ich mich nun also ins Wohnzimmer, nahm das Telefon, welches auf dem Tisch lag, in die Hand und wählte die erste Nummer. Zu meinem Glück waren meine Eltern gerade nicht da, weshalb ich den anderen ungestört mitteilen konnte, was ich vorhatte. Kari war zwar anwesend, hatte sich jedoch noch bevor Matt kam in ihr Zimmer verabschiedet, da es ihr nicht gut ging. Sie war schon immer anfällig für Krankheiten gewesen, dies hatte sich in den letzten sieben Jahren nicht sehr verändert. Allerdings kam seit nunmehr fast vier Jahren die Macht der Dunkelheit hinzu, welche sie auch immer schwächte. Dieses war zwar seit unserem Sieg über MaloMyotismon im Jahre 2002 nicht mehr der Fall gewesen, dennoch machte ich mir auch jetzt noch Sorgen darüber. Kari selbst sprach nicht mehr über die Dunkelheit, hatte sie seit damals nicht mehr erwähnt. Ken hatte es ihr gleichgetan und ich wusste, dass die beiden ihre schlimmen Erlebnisse einfach vergessen wollten. Ken Ichijouji war seit etwas über drei Jahren in unserem Team. Er war knapp zwei Monate nach den DigiRittern der dritten Generation zu ihnen gestoßen. Vorher hatten sie gegen ihn gekämpft. Er war durch eine spezielle Saat – der Saat der Finsternis – zum Digimonkaiser geworden und hatte die Bewohner der DigiWelt versklavt, sie getötet oder sie dazu gezwungen, sich gegenseitig zu töten. Man kann sich nun sicherlich denken, warum er eine Abneigung und eine panische Angst vor der Dunkelheit hat. Ja, er hat sie auch heute noch.

Meine Schwester Kari war die Trägerin des Lichtes, wodurch auch sie eine gewisse Verbindung zur dunklen Macht hatte. Verbindung mag nun ein wenig positiv klingen, dies war es allerdings in keinster Weise. Sie litt ebenfalls entsetzliche Qualen, wann immer die Dunkelheit in ihre Nähe kam, was vor ein paar Jahren sehr häufig der Fall gewesen war.
 

„Hey, Joey. Störe ich gerade?“ Ich hatte es beim dritten Versuch doch tatsächlich geschafft, jemanden aus unserer Clique zu erreichen. Dass es ausgerechnet Joe war, hatte ich nicht erwartet. Er war abends meistens unterwegs zu irgendwelchen Vorlesungen seiner Uni oder war bei diversen Treffen mit anderen Studenten. Ja, Joe hatte die Schule letztes Jahr mit Bravour abgeschlossen und studierte nun Medizin.

„Kommt drauf an um was es geht, Tai.“, kam die müde klingende Antwort zurück. „Ich wollte mich heute Abend eigentlich mal vom ganzen Stress erholen.“ Hatte es noch Sinn, ihn zu fragen? Ich entschloss mich es nicht zu tun. Sein Tonfall sprach Bände und ich war mir sicher, dass ich seine Antwort bereits kannte.

„Es ist nichts Besonderes. Matt und ich wollten heute Abend nur etwas trinken gehen hier um die Ecke und ich schaue gerade, ob jemand von Euch Lust hat mitzukommen. Aber ich denke bei Dir hat sich das erledigt, oder?“ „Tut mir Leid, Tai. Aber heute wird das nichts. Vielleicht beim nächsten Mal.“ Wir redeten noch ein paar Minuten weiter, sprachen über die Schule und Joe´s bevorstehende Prüfungen an der Uni.

„Ich wünsche Euch auf jeden fall viel Glück und alles Gute. Ihr packt das schon!“ „Klaro, Du kannst Dich auf uns verlassen, Joey.“ „Das will ich doch hoffen.“ Er lachte kurz. „Also, ich mache jetzt Schluss. Bis dann mal.“ „Bis dann, Joey. Hab´ einen schönen Abend.“ „Ihr auch.“

Als nächsten rief ich Izzy an, bei welchem ich fest davon ausging, dass er zu Hause sein würde. Der Rotschopf war schon immer ein Computer-Freak gewesen und wollte nun sein Hobby zum Beruf machen. Er hatte noch ein Jahr Schule vor sich, bevor er sich mit seinen Abschlussprüfungen herumschlagen musste. Einerseits beneidete ich ihn darum, andererseits war ich froh, dass ich diese dann schon hinter mir haben würde.

„Izumi?“, meldete sich die vertraute Stimme wenige Sekunden später. Das Gespräch lief in etwa so ab wie jenes, welches ich mit Joe geführt hatte. Der einzige Unterschied war, dass Izzy zusagte. „Wenn Du mich einlädst jederzeit!“, war seine Antwort, die mich zum Grinsen brachte. „Aber klar doch, wie immer!“ Es hatte sich im Laufe der Zeit bei mir eingebürgert, dass ich – wenn ich die anderen einlud – auch die Getränke bezahlte. Ich war zwar noch Schüler und hatte dementsprechend nicht das größte Geld, doch für meine Freunde hatte ich immer den einen oder anderen Yen übrig. „Wann soll ich bei Dir sein?“ „Komm so gegen acht.“
 

Ich unterrichtete Matt von meinem 'Erfolg', nachdem ich zurück in meinem Zimmer war.

„Na ja, was willst Du erwarten?“ fragte er mich, während er sich in meine Richtung drehte. „Die sind auch ganz froh, wenn sie sich mal ausruhen können.“ Es war nicht so, dass jeder von ihnen in irgendeinem Schulstress steckte, nein. Schulisch gesehen lief es bei ihnen normal – zumindest bei den Jüngeren von uns. In letzter Zeit hatten sie es sich nur zur Aufgabe gemacht, öfters mal in die DigiWelt zu gehen und dort ihre Partner zu besuchen. Von Stress konnte man bei der Sache zwar absolut nicht reden – dies hatte auch keiner von uns je getan – dennoch konnte ich mir vorstellen, dass unsere Nachfolger mal ganz froh über einen 'freien' Abend waren. Ich kannte es ja zur Genüge, bemühte ich mich doch auch, außerhalb des Lernens ein paar Stunden mit meinem Partner zu verbringen.

Vielleicht fragt sich der Leser nun, was ich mit 'DigiWelt' und 'Partner' meine. Nun, das ist eine relativ komplizierte Geschichte und ich werde versuchen, diese in Kurzform zu erklären. Vor etwas mehr als sieben Jahren, am 1. August 1999, wurde ich zusammen mit sieben anderen Kindern auserwählt, eine mir bis dahin völlig unbekannte Welt – die DigiWelt – vor einer Katastrophe zu bewahren. Wir hatten unsere Partner – acht auserwählte Digimon – zur Seite gestellt bekommen, mit welchen wir gegen das Böse antreten sollten. Von Anfang an begeisterte mich meine neue Aufgabe, auch wenn ich damals nicht genau wusste, was sie bedeutete und wie wir sie lösen sollten. Erst mit der Zeit verstanden wir, was genau wir in dieser anderen Welt zu tun hatten. Dass uns unsere Reise vielleicht das Leben kosten konnte, wurde uns noch viel später bewusst und dass sich diese Befürchtung Jahre später bewahrheiten sollte, ahnte niemand von uns.

„Da fällt mir ein, dass ich auch mal wieder zu Agumon sollte.“, sagte ich, während ich mir Sachen aus meinem Kleiderschrank holte. Agumon war mein Digimonpartner, ein kleiner orangefarbender Dinosaurier, der mir von der ersten Sekunde ans Herz gewachsen war. „Ich hatte es ihm letztens versprochen, als ich bei ihm war.“ „Du meinst vor drei Wochen?“ „Hey, immerhin denke ich dran!“ Ja, ich hatte leider nicht mehr allzu viel Zeit für die DigiWelt, die Schule hielt mich fest im Griff. Agumon verstand dies glücklicherweise und unterstützte mich, so gut er nur konnte. Ihm lag viel an meiner Zukunft und daran, dass ich meinen Traum verwirklichen konnte, was meine Berufung anging. Nach meinem Abschluss habe ich das Ziel, Wirtschaft zu studieren und in die Politik zu gehen. Insgeheim ist es mein Wunsch, als Botschafter zwischen der DigiWelt und unserer Welt tätig zu werden. Klar, dies ist bis jetzt ein Wunschtraum, doch man konnte ja nie wissen. Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal die Möglichkeit, diese Tätigkeit auszuführen. Möglicherweise würden Menschen und Digimon wirklich einmal Seite an Seite leben und sich gegenseitig akzeptieren.

„Ist gut, großer Anführer. Ich weiß ja, was der Grund dafür ist.“ Natürlich hatte auch Matt nicht mehr die Zeit, die er früher hatte. Jeder aus unserem Jahrgang – darin befinden sich meine Freundin Sora Takenouchi, Matt und meine Wenigkeit – hatte sie im Augenblick nicht. Wobei Sora wohl diejenige von uns war, die es am Besten hatte. Sie war schon immer eine gute Schülerin gewesen und konnte es sich dementsprechend erlauben, mal ein paar Tage zu faulenzen. Momentan war sie mit einer ihrer Freundinnen in der Stadt unterwegs. Ich wusste, dass sie abends noch zusammen in einen Club gehen wollten. „Na ja, ich bin im Bad.“
 

Gut, dass ich mir ein wenig Zeit gegeben hatte, als ich Izzy für acht Uhr zu mir bestellte. Es war zwar kein großer Akt gewesen, mich für den Abend fertig zu machen, doch irgendwie schaffte ich es immer, daraus eine Angelegenheit zu machen, die durchaus einmal lange andauern konnte. So war ich auch nun etwa zwanzig Minuten vor dem Erscheinen meines Freundes fertig.

„Na ja, wenigstens bist Du nicht zu spät wie eine gewisse andere Person.“ Ich grinste, da ich genau wusste, auf wen Matt aus war. „Wie Davis das fertigbringt wüsste ich mal gerne.“ „Wirklich?“ „Nein. Ich will es lieber nicht wissen.“ Davis Motomiya war der Anführer unserer Nachfolger, der zweiten Gruppe DigiRitter, die drei Jahre nach uns in der DigiWelt waren. Ich kannte ihn seit etwa sechseinhalb Jahren, da er mit mir zusammen im selben Fußballteam gespielt hatte. Fußball war ein weiteres Hobby von mir, welchem ich trotz meines Lernpensums weiterhin nachging. Beim Spielen konnte ich abschalten, einfach mal aus mir raus kommen und war mit meinen Freunden zusammen. Inzwischen war ich in der Bezirksliga und nahm auch des Öfteren an Turnieren teil. Darüber hinaus kickte ich auch das ein oder andere Mal mit Sora, wenn es unsere Zeit zuließ. Sie hatte ebenfalls ein Fable für diesen Sport und spielte bis vor ein paar Jahren selbst in einer Mannschaft.

„Ich glaube das wollen wir beide nicht.“ Matt´s Stimme riss mich wieder einmal aus meinen Gedanken. „Bist Du inzwischen fertig?“

Ich nickte. „Was ist mit Dir?“ „Hey, mein Freund. Ich trage keine Jogginghose.“ „Witzbold.“

Nun hieß es warten. Laut der Wanduhr in der Küche hatten wir noch etwa zehn Minuten, bis Izzy ankam. Auf ihn konnte ich mich verlassen, er war meistens überpünktlich. Das war etwas, was ich an ihm mochte. Wenn man ihn brauchte dann war er da. Ich kannte ihn seit nunmehr fast zehn Jahren, hatte mich auf unserer ersten Reise durch die DigiWelt am Besten mit ihm verstanden. Er war so etwas wie meine rechte Hand gewesen, mit seiner Hilfe konnte ich die Meisten meiner Pläne im Kampf gegen bösartige Digimon umsetzen. Sein Laptop und er wurden nach und nach zu zwei unentbehrlichen Begleitern für unser Team.

Ein Schellen ließ mich erneut zur Uhr blicken. Fünf vor acht, pünktlich wie die Maurer. Ich ging zur Tür und öffnete sie. „Hey, Izzy.“, begrüßte ich den Rotschopf mit einem Handschlag. „Komm rein.“

„Danke für die Einladung, Tai.“, sagte Izzy, während er eintrat. „Das kommt wirklich gelegen. Hi Matt.“ „Hey, Izzy.“

„Kein Problem, Kumpel.“ Ich schloss die Tür und drehte mich zu den beiden um. „Also, bereit?“ „Ja.“ Ich nahm mir meine Jacke von der Garderobe und wollte gerade die Tür öffnen, als mir einfiel, dass meine Eltern ja gar nichts von meinem Vorhaben wussten. Zwar war ich mit meinem inzwischen 19 Jahren kein kleines Kind mehr, doch ich hinterließ trotzdem kleinere Botschaften, damit sie sich keine Sorgen machten. So tat ich es auch nun, als ich einen kleinen Zettel mit einer Notiz darauf schrieb und diesen anschließend gut sichtbar auf den Küchentisch legte.

„Alles klar.“, sagte ich dann. „Gehen wir.“

Erste Probleme

Erste Probleme
 

Der Abend verlief so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Wir redeten weder über die Schule noch über irgendeinen Lernstress oder andere Sachen, bei denen ich schon vom Zuhören Kopfschmerzen bekam. Es ging um ganz lapidare Sachen, die man mit Freunden besprach, wenn man mit ihnen unterwegs war: Frauen, die neuesten Videospiele und - speziell in unserem Fall - um die DigiWelt.

"Vielleicht sollten wir morgen mal wieder für ein oder zwei Stündchen dorthin.", schlug Izzy vor, welcher gerade vor seinem Cocktail saß und diesen genüsslich schlürfte. "Immerhin haben wir uns in der letzten Zeit ziemlich rar gemacht bei unseren Partnern und Freunden." Da lag er allerdings richtig. Ich für meinen Teil hatte Agumon das letzte Mal vor fast drei Wochen gesehen. Während ich mich im Lokal umsah dachte ich an unsere letzte Begegnung. Ich war mit ihm, Sora und ihrem Digimonpartner Byomon auf der File Insel gewesen, wo wir Leomon besucht hatten. Leomon war ein löwenähnliches Digimon, welches wir kurz nachdem wir das erste Mal die DigiWelt betraten kennen gelernt hatten. Damals wurde es von der Macht des Bösen kontrolliert, verursacht von den schwarzen Zahnrädern eines Digimons namens Devimon, welches unser erster damaliger Gegner war.

Mit Leomon hatten wir die neuesten Informationen ausgetauscht. Er hatte uns erzählt, was bis dahin in der DigiWelt geschehen war. Laut ihm lebten die Digimon noch immer in Frieden, seit MaloMyotismon war kein bösartiges Digimon mehr aufgetaucht. Und die Digimon, die aufmüpfig wurden, konnten sie alleine händeln.

Ich berichtete ihnen, wie es in der realen Welt zuging. Von unseren Abschlussprüfungen, die bald anstanden und natürlich auch von dem, was wir sonst so trieben. Die neue Generation der DigiRitter war noch ziemlich regelmäßig in der DigiWelt anzutreffen, weshalb ich sie größtenteils wegließ. Ich nahm an, dass sie selber schon einiges mit ihren Partnern und auch mit Leomon besprochen hatten. Wir blieben noch eine kurze Zeit, in welcher Sora und ich ein wenig den Strand der Insel entlang spazierten, und machten uns dann wieder auf den Weg in unsere Welt - natürlich nicht ohne vorher zu versprechen, dass wir so schnell es uns möglich war wiederkommen würden. Nun, Sora war ein paar Tage später noch einmal dort gewesen, bei mir stand das Einlösen meines Versprechens noch aus.
 

"Tai?" Die Stimme von Izzy riss mich aus meinen Gedanken. "Ja?" "Guck mal, wer dahinten steht." Ich sah in die Richtung, in welche mein Freund mit dem Finger deutete und musste lächeln. Wenn man an den Teufel denkt, dachte ich mir schmunzelnd und erhob mich. "Entschuldigt mich kurz."

Ich bahnte mir einen Weg durch die Menschenmenge hindurch zur Bar des Clubs, an welcher unter anderem eine Gruppe aus drei Mädchen stand, auf welche ich mich nun zu bewegte. Sie waren so sehr mit Lachen beschäftigt, dass sie mich nicht bemerkten. Erst, als ich Sora meine Arme von hinten um die Hüfte schlang und diese kurz aufschrie erlangte ich ihre Aufmerksamkeit. Nur gut, dass mich ihre Freundinnen kannten, sonst hätte ich mir jetzt wohl Sorgen um meine Zeugungsfähigkeit machen müssen.

"Musst Du mich so erschrecken, um Himmels Willen!", keuchte sie nun. Als Antwort lachte ich nur leise auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Auch schön Dich zu sehen, mein Schatz."

"Was tust Du hier? Ich dachte Du wolltest lernen?" Ich setzte mich nun zu ihnen und grinste auf die Worte meiner Freundin hin. Die beiden anderen Mädels waren schon wieder in ein Gespräch vertieft, nachdem ich auch sie begrüßt hatte.

"Wollte ich auch, aber ich musste einfach mal wieder ein paar Stunden haben, in denen ich nicht pausenlos in irgendwelchen Büchern lesen oder Aufgaben lösen muss." Mein Blick wanderte zu dem Tisch, an dem Matt und Izzy saßen. "Und da dachte ich, dass ich mit den Jungs mal ruhig ein paar Stunden Pause machen könnte." Ich deutete auf den Tisch schräg hinter uns, was Sora dazu veranlasste sich herumzudrehen. "Und was machst Du hier? Ich dachte Ihr wolltet in diesen Schickimicki-Schuppen rein. Wie hieß der nochmal?" Meine Freundin wandte sich nun wieder mir zu und sah mich mit einem bösen Blick an, der mich erneut zum Grinsen brachte. Ich liebte es, wenn sie so schaute. "Es ist das Lousiana und es ist kein 'Schickimicki-Schuppen'!", stellte sie klar. "Es ist die beste amerikanische Bar, in welcher ich bisher war!" "In wie vielen anderen warst Du denn schon?" Ich bekam erneut einen typischen Sora-Blick zu sehen, bevor sie sich wieder ihrem Drink zuwandte. "Kommst Du mit rüber?" fragte ich sie, nachdem ich mich daran erinnerte, dass ich auch noch zwei Freunde dabei hatte, die auf mich warteten.

"Vielleicht später.", antwortete sie mir. "Du weißt ja, ich habe Gesellschaft." Klar verstand ich sie, ging es mir in dem Moment doch genauso. "Alles klar." Ich erhob mich von meinem Sitz. "Wir sehen uns dann später. Schönen Abend noch, Mädels." Ich gab ihr noch einen Kuss, winkte den anderen beiden kurz zu und machte mich wieder auf den Weg zurück zu Izzy und Matt.
 

Den reslichden Abend über amüsierten wir uns prächtig. Es tat unendlich gut, nach längerer Zeit mal wieder aus sich herauskommen zu können. Ich hatte mir in den letzten Tagen und Wochen viel zu wenig Spaß gegönnt, hatte mich mehr auf die Schule konzentriert. Klar, dies war wichtig, doch auch der Spaß mit seinen Freunden sollte nicht zu kurz kommen - oder auch die Freunde an sich.

Um kurz vor drei schließlich entschlossen wir uns, dass es für dieses Mal reichte und wir uns so langsam auf den Heimweg machen sollten. Da keiner von uns übermäßig getrunken hatte konnten wir auch noch ohne Probleme laufen, was uns nicht nur Geld, sondern auch Geduld sparte. Hätten wir erst ein Taxi rufen müssen, wären wir wohl - mit ganz viel Glück - in frühestens einer Stunde weg gekommen. Am Wochenende sind hier mehr Leute unterwegs als Taxen zur Verfügung stehen. Zumindest ist dies mein Eindruck.

"Oh man, das müssen wir mal wiederholen!" Matt ging schwungvoll neben mir her, während Izzy uns folgte und ein ums andere Mal herzhaft gähnte. "Sagt mal, was hattet Ihr in Euren Drinks?" Ich lachte bei diesen Worten. "Izzy, mein Freund. Wir müssen mit Dir wohl noch an Deinem Durchhaltevermögen arbeiten, was?" "Mein Freund, wir haben gleich drei Uhr!" "Ja, und Du gähnst wie ein Weltmeister." "Ich bin müde!" "Sag´ ich doch, kein Durchhaltevermögen." Matt lachte bei meinen Worten laut los und ich stimmte ein. An diesem Tag würde mir wohl nichts meine gute Laune verderben können.

"Kommt Sora nachher zu Dir?" Ich sah Matt bei seiner Frage an und hob die Augenbrauen. "Warum?" "Naja, ich meine nur. Ich hab´ ehrlich gesagt keinen Bock nach Hause zu laufen. Ich dachte wir könnten alle bei Dir pennen." "Matt, wir sind Nachbarn!" "Aber ich wohne nicht im gleichen Haus wie Du." Ich seufzte ergeben. "Na, von mir aus. Izzy, willst Du auch?" Ich sah mich nach dem Rotschopf um, welcher nun nickte. "Gerne. Alleine nach Hause laufen ist blöd." Ich sah wieder zu Matt. "Um Deine Frage zu beantworten: Nein, Sora ist heute nicht da. SIe kommt erst morgen. Warum hast Du eigentlich gefragt? Willst Du in meinem Bett pennen oder was?" "Hättest Du was dagegen?" Matt grinste mich fies an. "Idiot."
 

Ein paar Stunden später riss mich der Klingelton meines Handys aus dem Schlaf. Auch wenn es mein Lieblingslied war, welches gerade abgespielt wurde, so war es nach einem vierstündigem Dämmerzustand, in welchem ich mich befunden hatte, doch etwas zu viel des Guten. Murrend öffnete ich meine Augen und drehte meinen Kopf automatisch in Richtung meines Weckers, nur um dann stöhnend wieder an die Decke zu starren. Wer zum Teufel rief mich am Samstagmorgen um kurz vor sieben an? Ich beschloss das Klingeln zu ignorieren und legte mich auf die Seite, um noch etwas weiterzuschlafen. Wenn ich wach war konnte ich schließlich immer noch zurückrufen.

"Himmel nochmal, kann man hier denn nicht mal ausschlafen?!" Ich öffnete meine Augen wieder. Matt´s Stimme schallte durch die geschlossene Türe in mein Zimmer. Ich hatte, als wir aus der Bar zurück kamen, die beiden kurzerhand ins Wohnzimmer auf das Schlafsofa gepackt. Meine Eltern waren natürlich schon lange am Schlafen, als wir wieder kamen. Da sie aber wussten, dass ich am Wochenende ab und zu einmal länger weg blieb und auch keinen Blödsinn anstellte, war das in Ordnung gewesen. Auch, dass Matt und Izzy hier waren würde sie wohl nicht sonderlich stören. Ich kannte Letztgenannten schließlich bereits seit über zehn Jahren und auch Matt war inzwischen ein guter Freund der Familie. Was mir allerdings Sorgen bereitete war die Tatsache, dass Matt mit seinem Ausruf meine Eltern in aller Herrgottsfrüh aus dem Schlaf gerissen haben könnte - genauso wie mich. Leise fluchend erhob ich mich also vom Bett, zog mir eine Jogginghose an und verließ dann das Zimmer.

"Was zum Henker ist hier los?" fragte ich, als ich bei den beiden ankam und mein Tonfall ließ wohl jeden in meiner Umgebung erahnen, dass ich alles andere als erfreut war, auf diese Art und Weise geweckt worden zu sein. Auch Izzy sah mich nun ängstlich an, während er in Matt´s Richtung zeigte. Der Rotschopf war natürlich ebenso von seinem Gebrüll wach geworden wie meine Schwester, welches ich nun an dem vertrauten Quietschgeräusch, das ihre Zimmertür machte, realisierte.

"Oh, Du bist schon wach.", meinte sie, während sie mit noch strubbeligen Haaren und in ihrem Pyjama gehüllt zu mir kam. "Davis hat versucht Dich anzurufen. Sie haben wohl Probleme in der DigiWelt." "Was zum Teufel tut Davis um sieben Uhr morgens in der DigiWelt?" Ich hob die Augenbrauen, denn so kannte ich den Anführer unserer Nachfolger nicht. Er war schon immer ein Langschläfer gewesen, den keine zehn Atombomben vor elf Uhr aus dem Bett kriegten - zumindest nicht, wenn er keine Schule hatte.

"Er ist nicht in der DigiWelt. Er schreibt, dass Ken dort ist und ihm eine Nachricht geschickt hat, weil er in Schwierigkeiten steckt. Was genau dort los ist weiß er nicht." Ich seufzte. "Und was hast Du jetzt vor?" "Ich wäre dafür, dass wir in die DigiWelt gehen und nachsehen, was dort vor sich geht." "Warte mal, Kari." , schaltete sich Izzy ein. Er hatte inzwischen seinen Laptop auf dem Wohnzimmertisch ausgeklappt. "Seit wann hast Du Deinen Laptop hier?" Mir war gar nicht aufgefallen, dass er ihn am Abend zuvor mitgebracht hatte. Izzy gab mir darauf keine Antwort, sondern schüttelte nur den Kopf. "Wir sollten zuerst Kontakt mit Ken aufnehmen." Er hämmerte auf seine Tastatur ein, während ich mich zur Küche begab. Wenn ich schon so früh am Morgen geweckt wurde brauchte ich einen ordentlichen Kaffee. Da die drei anderen wohl genauso denken würden wie ich, setzte ich für sie gleich ein paar Tassen mit auf, bevor ich mich wieder zu ihnen ins Wohnzimmer begab. Ich ließ mich neben Izzy auf die Couch nieder und betrachtete den Bildschirm. Das Programm, welches das Tor zur DigiWelt enthielt, war bereits geöffnet. "Jetzt heißt es abwarten."
 

Wir mussten nicht lange warten, bis die Antwort kam. Ich konnte an Izzy´s Gesicht sehen, dass sie wohl alles andere als gut war. "Was schreibt er?" fragte ich voller böser Vorahnungen, da ich in der Zwischenzeit zurück in die Küche gegangen war, um mir den ersten Kaffee zu holen und deshalb den Laptop nicht mehr im Blick hatte.

"Wir müssen sofort in die DigiWelt.", antwortete der Rotschopf, ohne auf meine Frage einzugehen. "Ken steckt wirklich in Schwierigkeiten."

"Okay, ich gehe. Matt, trommel Du die anderen älteren DigiRitter zusammen. Wer Zeit hat, der soll in die DigiWelt kommen. Izzy gibt Dir die Koordinaten." "Tai, warte mal." Eben Erwähnter sah mich an. "Willst Du das alleine machen?" "Du kennst mich doch, Kumpel. Habe ich je was nicht alleine geschafft? Außerdem werden die anderen zu mir stoßen, sobald Du sie erreicht hast. Bis dahin kann ich Ken etwas unterstützen."

"Ich komme auch mit." "Kommt nicht in Frage, Schwesterherz. Du kümmerst Dich um die neue Generation. Davis scheint es ja schon zu wissen. Trommelt Ihr beiden die anderen zusammen und dann stoßt Ihr so schnell wie möglich zu uns. Alles klar?" Meine Schwester nickte. Früher hätte sie wohl widersprochen, doch inzwischen wusste sie, dass dies keinen Sinn hatte. "Alles klar. Viel Glück."
 

"Okay, Izzy. Wo ist er?" Ich hatte inzwischen mein DigiVice aus meinem Zimmer geholt und mir Schuhe angezogen.

"Augenblick." Er fuhr mit der Maus über eine Karte, die die File Insel der DigiWelt anzeigte. "Da!" Der Curser berührte nun einen kleinen blinkenden Punkt. Das Signal, welches unsere DigiVices von sich gaben und mit denen wir erkennen konnten, wo sich ein DigiRitter aufhielt.

"Alles klar." Ich stand auf. "Ihr wisst, was wir besprochen haben. Ich verlasse mich auf Euch. Sollten Mum und Dad aufwachen sagt ihnen, dass ich mit den Jungs eine Runde Fußballspielen bin." Ich wartete nicht mehr auf ihre Reaktionen, sondern hielt mein DigiVice vor dem Monitor des Laptops und fühlte kurz darauf einen Sog.

Der Angriff

Der Angriff
 

Als ich meine Augen wieder öffnete befand ich mich an einem Strand. Rechts neben mir war das Meer, dessen Wellenrauschen beruhigend in meine Ohren drang. Natürlich wusste ich sofort, wo ich war. Es war der Strand der File Insel. Ken war nirgends zu sehen, was mich allerdings auch nicht sonderlich verwunderte. Wir hatten zwar die Möglichkeit, dass wir die Positionen einzelner DigiRitter ausmachen konnten, doch exakt an die Stelle gelangen, wo sie sich befanden konnten wir nicht. Ein sehr großes Hindernis, wenn wir einmal angegriffen werden sollten. Ich musste mit Izzy dringend darüber sprechen, wie wir dieses Risiko umgehen konnten. Der Rotschopf hatte schon einige Male versucht, das Programm so umzuprogrammieren, dass es uns ermöglichte, an die direkte Position des Hilfesuchenden zu gelangen, hatte es aber nie geschafft. Also musste eine andere Lösung her, über die ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Gedanken machte. Zuerst einmal musste ich Ken finden und dafür sorgen, dass er heil in unsere Welt zurückkehrte.

Ich nahm mein DigiVice aus der Tasche, auf welchem ich – wie vorhin auf Izzy´s Laptop – den blinkenden Punkt sah, welcher Ken´s DigiVice darstellte. Er befand sich nicht weit von mir, etwa fünfhundert Meter den Strand entlang und dann in den Wald hinein. Da ich nicht unbedingt mehr Zeit verstreichen lassen wollte als nötig, lief ich los.

Unterwegs fragte ich mich immer wieder, was es war, das Ken angegriffen hatte – denn ich war davon überzeugt, dass sich die Nachricht, er sei in  Schwierigkeiten, auf den Angriff eines Digimons bezog. Aber warum war es so? Was hatte ein Digimon dazu verleitet ihn anzugreifen? Dass er der Digimonkaiser war lag schließlich schon mehrere Jahre zurück und die Digimon hatten ihm inzwischen verziehen. Warum also war es nun zu einem Angriff gekommen? Eine weitere Frage, welche ich mir stellte war die, ob es sich wirklich um einen gezielten Angriff gegen Ken handelte. Konnte es nicht sein, dass er nur dummerweise gerade zur falschen Zeit am falschen Ort war? Dass sich dieser Angriff gar nicht gegen ihn, sondern gegen ein anderes Digimon hatte richten sollen? Oder noch schlimmer: Gegen uns andere DigiRitter? Es gab schließlich schon immer jemanden, der uns hatte vernichten wollen. War dies auch jetzt wieder so? Hatten wir einen neuen Feind? Ich hoffte, dass es nicht so war und war gespannt, was Ken mir erzählen würde, wenn ich ihn fand.

Ich war nun nicht mehr weit von ihm entfernt, wie mir mein DigiVice anzeigte. Gute hundert Meter trennten mich noch von meinem Freund.

„Ken?“, rief ich in den Wald hinein, da ich niemanden sah. „Ken, bist Du hier irgendwo?“

„Tai.“ Ich sah zu meiner Rechten, von wo die Stimme kam, und atmete erleichtert aus.

„Ken!“ Ihm schien nichts passiert zu sein, denn ich sah keine Verletzungen oder sonstiges. „Ist alles okay?“ fragte ich nun, während ich auf ihn zu schritt. „Geht es Dir gut?“

Der Blau haarige nickte. „Es ist okay. Nur ein leichter Schock.“ „Was ist denn passiert? Wurdest Du angegriffen?“

„Lass uns das in der Höhle besprechen.“ Er deutete auf einen Eingang in einem Felsen gute fünfzig Meter links von uns. „Leomon und Andromon sind auch da.“
 

„Tai!“ Die beiden Digimon erhoben sich, als ich die Höhle betrat. Ich konnte Erleichterung in ihren Gesichtern erkennen. „Gott sei Dank! Bist Du gut hierher gekommen? Hat man Dich angegriffen?“ Ich schüttelte den Kopf, besorgt über die Fragen der beiden. „Nein, alles in Ordnung. Ich habe niemanden gesehen.“ Nachdem ich Leomon und Andromon begrüßt hatte, setzten wir uns in einem Kreis auf den Boden. „Was ist passiert?“

Leomon erzählte – mit einigen Ergänzungen Andromons – dass Gennai mit ihnen Kontakt aufgenommen und ihnen von mehreren Angriffen auf Digimon erzählt hatte. Niemand von ihnen wusste, was die Bewohner dieser Welt angriff oder warum es das tat. Er wüsste nur, dass es wahllos zuschlug. Bis jetzt waren einige kleinere Digimondörfer dem Angreifer zum Opfer gefallen, allesamt auf dem Kontinent Server.

Server befand sich jenseits des Ozeans, auf der anderen Seite der DigiWelt. Ich kannte diesen Ort und wusste auch, wie groß er war. Wenn die Angreifer wirklich keinen Unterschied bei denen machten, die sie angriffen, dann hieße das, dass wir den gesamten Kontinent im Auge behalten müssten. Ein Ding der Unmöglichkeit.

„Bis jetzt hat es in der Umgebung des Koromondorfes zugeschlagen.“, sagte Leomon mit einem besorgten Blick. „Außerdem ist auch noch ein Pagumon- und ein Motimondorf das Opfer der Angriffe geworden.“

„Verdammt, was soll das denn?“ Ich konnte nicht umhin, dass sich eine gewisse Wut in mir anstaute. Wer tat so etwas Schreckliches?

„Das fragen wir uns alle.“, sagte Andromon leise. „Es geht jetzt schon seit mehreren Tagen so und es macht uns Angst.“ „Verständlicherweise.“ ich sah nach draußen. Die Blätter der Bäume bewegten sich leicht im Wind.

„Gennai hat inzwischen einige andere Beobachter an seiner Seite.“, meinte Leomon gerade, was mich dazu veranlasste, erneut zu den Dreien zu blicken. „Sie versuchen herauszufinden, was es mit diesen Angriffen auf sich hat. Unglücklicherweise sind nicht einmal sie im Stande das Grauen zu verhindern.“ „Es scheint, als wäre der Angreifer ihnen immer einen Schritt voraus.“ „Ihr meint also, dass es möglich ist, dass der Angreifer einer von ihnen ist?“ Es war das erste Mal, dass Ken gesprochen hatte. Seine Stimme klang unsicher, ängstlich. Auch ich musste schlucken, denn diese Möglichkeit bereitete mir doch Sorgen. Sollte tatsächlich ein Beobachter auf die andere Seite gewechselt sein? Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, welche Konsequenzen das für uns alle haben könnte.

„Wir können nichts ausschließen.“, beantwortete Andromon die Frage des Blau haarigen. „Gennai behält alle seine Mitarbeiter im Auge. Er selbst glaubt nicht, dass es einer von ihnen ist.“ „Aber dennoch: Sicher kann auch er nicht sein. Deshalb brauchen wir Eure Hilfe.“ Ich sah zu Leomon. „Was ist hier passiert?“

Das Löwendigimon stand auf und ging in der Höhle auf und ab. „Das ist es ja, was uns noch mehr Sorgen bereitet. Es scheint als wäre das, was auf Server schon für Unruhen sorgt, nun auch auf der File Insel angelangt.“

„Ich hatte mich mit Wormon hier verabredet.“, ergriff nun Ken wieder das Wort. Ich sah zu ihm hin. „Und kurz nachdem ich hier angekommen war, hat mich etwas angegriffen. Ich konnte nicht sehen, was es war. Er kamen mehrere Lichtstrahlen auf mich zu. Ich bin mir sicher., dass es die Attacke eines Digimons war.“ „Hast Du irgendetwas gehört? Den Namen der Attacke vielleicht? Oder kam sie Dir bekannt vor?“ Auf meine Fragen schüttelte Ken den Kopf, was mich seufzen ließ. Was sollte ich jetzt machen? Was konnte man gegen etwas unternehmen, von dem man noch nicht einmal wusste, was es war? Dazu kam noch, dass wir nicht wussten, ob es sich tatsächlich um ein Digimon handelte. Ken war zwar der festen Überzeugung, dass es so war, doch wenn sich nicht einmal Gennai sicher war konnte es durchaus sein, dass es etwas anderen gewesen sein könnte. Die Frage war nur was. Oder wer.

„Wo sind unsere Digimon? Wissen sie schon Bescheid?“ Andromon nickte. „Ja, ich habe sie hierher gebeten. Sie müssen in den nächsten Minuten kommen.“ „Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr den anderen Bescheid gegeben?“ „Kari übernimmt gerade ihre Generation. Matt und Izzy wollen zusehen, dass sie so viele wie möglich von unserer zusammen bekommen. Sie kommen dann hierher.“ „Also helft Ihr uns?“ „Wir sind immer für Euch da, das wisst Ihr doch.“
 

Wir warteten zehn Minuten, ehe ich beschloss, dass es vielleicht mehr Sinn machte, wenn wir nach draußen gingen und dort auf unsere Partner warteten. Zum einen hatten wir dann eine bessere Übersicht, falls es erneut zu einem Angriff kam und zum anderen wussten unsere Partner sofort, wo wir zu finden waren.

„Tai?“ Ken war zu mir getreten und sah mich nun fragend an. „Hm?“ „Wie ist Dein Plan?“ Ich überlegte. Am Besten war es, wenn wir – sobald die anderen anwesend waren – in Gruppen die Insel absuchten. Zwar hatten wir keine Ahnung, ob der oder die Angreifer sich noch immer hier befanden, doch schaden konnte es nicht. Ich teilte Ken diese Idee mit, welcher sich sofort damit einverstanden zeigte. „Sobald die anderen da sind teilen wir die Gruppen ein.“

„Tai, hallo!“ Ich drehte mich zu der Stimme um, die mich gerade gerufen hatte, und lächelte. Mein Partner kam lachend und winkend auf mich zugelaufen.

„Hey, Kumpel.“ Ich ging in die Hocke und nahm Agumon in den Arm. „Schön, Dich zu sehen. Ist alles okay?“ Der kleine Dinosaurier nickte. „Mir geht es gut, Tai.“ „Wo sind denn die anderen?“ Erst jetzt bemerkte ich, dass die Digimon der anderen DigiRitter ebenfalls anwesend waren. Gabumon, welches diese Frage gestellt hatte, sah mich neugierig an. „Sie müssten nachher kommen. Matt trommelt gerade die anderen zusammen.“

Wir machten uns wieder auf dem Weg zurück in die Höhle. Unsere Partner waren bereits über alles informiert, wie sich herausstellte. Teils von Gennai und teils von anderen Digimon, denen einige Geschichten zu Ohren gekommen waren. So sprachen manche von ihnen von einer 'wiedergekehrten Macht', was dies allerdings bedeutete, wusste niemand.

„Es soll ein Divermon gegeben haben, welches diese Worte sagte.“, teilte Gomamon mit. „Ich hatte in den letzten Wochen ziemlich viel Kontakt mit Meeresdigimon. Es heißt, dass dieses besagte Divermon danach nie mehr wiedergesehen wurde.“

„Was meinst Du damit?“ Ich blickte bei meiner Frage zu Ken, welcher mich besorgt musterte. Dann wandte ich mich wieder Gomamon zu. „Ist es verschwunden?“

Das fisch ähnliche Digimon nickte. „Ja. Und niemand weiß, wo es sich aufhält.“ „Wisst Ihr, was es mit dieser 'wiedergekehrten Macht' meinte?“ Nun war es an Agumon, den Kopf zu schütteln. „Nein, das wissen wir nicht. Auch die anderen Divermon können sich nicht erklären, was es damit gemeint haben könnte.“ Ich überlegte. Was hatte es mit diesen Worten auf sich? Bedeutete es, dass das, was die Digimon angriff, schon einmal in der DigiWelt war? Dass es eine Bedrohung war, die die Digimon kannten? Oder vielleicht sogar wir selber?

„Hey, Leute.“ Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah zum Eingang der Höhle. „Davis!“ Veemon sprang seinen Partner an und der Rest der Digimon folgte.

„Mensch, schön Euch zu sehen!“ Lächelnd erhob ich mich. „Seid Ihr alle da?“

„Alle bis auf Mimi, Joey und Cody.“ Matt trat nun hervor. „Mimi ist ja in Amerika. Sie hat zur Zeit schulischen Stress und muss ihrer Mutter helfen. Joey ist noch immer im Prüfungsstress und Cody hat Kendo-Unterricht.“

Ich nickte. „Gut, dann müssen wir ohne die drei auskommen.“ Mein Blick ging zu den Partnern der nicht anwesenden DigiRitter. „Ist das okay für Euch?“

Sie nickten. „Du kannst Dich auf uns verlassen, Tai.“
 

Nachdem wir uns nun alle begrüßt hatten erzählten die Digimon, Ken und ich den anderen, was in der DigiWelt vor sich ging. Sie alle hatten in etwa die gleichen Mienen aufgesetzt, welche auch ich bei meiner Ankunft gehabt haben musste. Es war alles dabei, von Verwirrung über Ärger bis hin zur Angst.

„Und Ihr wisst wirklich nicht, was diese Angriffe verursacht?“ fragte Sora, welche neben mir saß.

„Nein.“, antwortete Leomon und schüttelte den Kopf. „Wir sind im Moment genauso ratlos wie Ihr.“

„Dann haben wir nur eine Möglichkeit.“ Ich sah in die Gesichter meiner Freunde und der Digimon. „Wir müssen es selbst herausfinden. Lasst uns in Zweiergruppen die Insel durchforsten. Vielleicht finden wir ja etwas.“ Zwar standen die Chancen recht gering, dass ich mit meiner Aussage richtig lag, doch ich wollte und konnte nicht tatenlos herum sitzen, wenn die DigiWelt und vor allem deren Bewohner in Schwierigkeiten waren.

„Tai hat Recht.“ Matt erhob sich. „Wir müssen was tun. Wenn wir hier nur rum sitzen wird es nicht besser.“ Auch der Rest von uns kam zu diesem Schluss, denn nun erhoben sich nach und nach auch die anderen. Ich sah sie an und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Wieder einmal merkte ich, welch ein gutes Team wir doch waren.

„Alles klar, Leute. Gehen wir es an.“

Suche nach dem Unbekannten

Suche nach dem Unbekannten
 

„Alles klar, Sora. Du links, ich rechts.“

Meine Freundin nickte und machte sich in die Richtung davon, in welche ich deutete. Mein Partner steuerte derweil in die entgegengesetzte Richtung, immer auf der Suche nach dem, was für die Angriffe verantwortlich war.

Wir hatten uns in Zweiergruppen aufgeteilt, damit wir ein breiteres Spektrum untersuchen konnten. Als Kommunikationsmittel dienten unsere Digiterminals. Greymon, auf dessen Rücken ich saß, bewegte sich gerade durch den Wald, in welchem ich etwa eine Stunde zuvor Ken getroffen hatte. Wir bewegten uns langsam voran, sodass wir eine nahende Gefahr möglichst früh entdeckten und uns dementsprechend verteidigen konnten. Eine große Hilfe waren natürlich auch die flugfähigen Digimon. Kabuterimon, das etwa zwanzig Meter rechts von uns in der Luft war, hatte ein breiteres Sichtfeld als wir und konnte uns daher noch früher warnen – zumindest hoffte ich das. Wir wussten nicht, mit wem wir es zu tun hatten oder wie raffiniert unser Gegner war.

Sora war links von mir, gute fünfzig Meter entfernt. Ihr Digimon – Birdramon, ein ebenso flugfähiges Digimon wie Kabuterimon – steuerte auf ein Gebiet zu, welches von Schnee bedeckt war. Ich musste unwillkürlich daran denken, was das erste Mal geschah, als ich auf dieses Gebiet traf. Es war ein paar Tage nach unserer ersten Ankunft in dieser Welt gewesen – zu der Zeit, in welcher wir gegen Devimon kämpften. Das Digimon hatte uns in eine Falle gelockt. An jenem Tag hatten wir bereits gegen einen seiner Untertanen – Ogremon – gekämpft und uns mit Leomon duelliert, welches – wie ich schon erwähnte – unter der Kontrolle des Bösen stand. Dementsprechend waren wir und auch unsere Digimon ziemlich erschöpft und auf der Suche nach einem Schlafplatz. Wir trafen auf ein Haus, welches – was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten – von Devimon und seinen Schergen besetzt war. Nun, bevor ich hier die ganze endlose Geschichte erzähl, fasse ich mich kurz: Wir tappten also – wie gesagt – mitten in die Falle hinein und wurden getrennt, jeder von uns landete auf einen Teil der Insel. Dazu muss man wissen, dass Devimon diese vorher zersplittert hatte – dies war der Macht seiner schwarzen Zahnräder zu verdanken. Ich landete zusammen mit Agumon auf jenem Teil, zu welchem Birdramon gerade unterwegs war.

„Sag mal, Kumpel.“ Ich sah auf Greymons Rücken. „Was glaubst Du? Ob Friggimon und Mojamon uns weiterhelfen können? Vielleicht haben sie ja etwas gesehen.“ Die beiden erwähnten Digimon haben wir ebenfalls zu jener Zeit das erste Mal getroffen. Zuerst wurden sie von schwarzen Zahnrädern und somit der Macht der Dunkelheit kontrolliert. Nachdem Agumon sie von diesen befreit hatte, halfen sie uns.

„Gut möglich.“, antwortete mein Partner mir. „Aber wenn, dann werden sie es Sora sagen.“ „Richtig. Ich hoffe, sie werden fündig.“ Diese Hoffnung galt nicht nur den beiden, sondern unserem ganzen Team. Wir waren so viele, da konnten wir einfach nicht alle Spuren übersehen. Irgendetwas fanden wir, dessen war ich mir sicher.

„Geh ein wenig mehr nach rechts, Greymon. Ich möchte ein so großes Gebiet wie möglich untersucht haben. Izzy und Sora übernehmen das hier.“

Mein Partner und ich machten uns also in die von mir angegebene Richtung auf. Zwischendurch bekamen wir immer wieder Nachrichten von den anderen, die ihre Gebiete erfolglos abgesucht hatten. Die Insel war ziemlich groß, sodass wir natürlich nicht alles gleichzeitig abdecken konnten. Wenn ein Team die Suche in ihrem Gebiet beendet hatte, dann halfen sie einem anderen oder kümmerten sich um ein noch nicht durchsuchtes Gebiet.

„Ich lag vorhin gar nicht so falsch.“, sagte ich, während meine Augen die Umgebung absuchten. „Das wird Stunden in Anspruch nehmen.“ „Natürlich wird es das, Partner. Aber zusammen schaffen wir das schon.“

Es war nicht die Arbeit, die mir Sorgen bereitete. Es war die lange Zeit, die wir für diese einplanen mussten. Ich selber hatte kein Problem damit, den Digimon zu helfen. Ganz im Gegenteil: Ich hätte alles getan, um den neuen Feind zu finden und ihn in seine Schranken zu weisen. Das Problem bestand bei mir – nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen – darin, dass ich für die Schule lernen musste. Wenn wir intensiv der Suche nach unserem neuen Gegner nachgehen wollten, dann hätten unsere Prüfungen darunter gelitten. Klar, es mag sich so anhören, als wäre mir meine schulische Laufbahn wichtiger als das Leben der Digimon. Das war sie mir nicht – in keinster Weise. Beides war mir gleich wichtig, doch ich konnte unmöglich alles unter einen Hut bringen.

Bei dem Satz meines Partners nickte ich. „Klar schaffen wir das. Ich mache mir nur Gedanken, dass gerade die Älteren von uns nicht die Zeit zur Verfügung haben, die wir brauchen.“ „Das macht nichts. Du weißt, wie wichtig mir Deine Zukunft ist, Tai. Die Neueren werden das schon regeln – und wenn sie Hilfe brauchen, dann fragen sie eben bei Euch. Dann helfen wir mit.“ Dies war ein guter Kompromiss, wie ich fand. Ich konnte mir meine Zeit für die Schule nehmen und musste doch kein schlechtes Gewissen haben, nichts für die Digimon tun zu können. „Worauf Du Dich verlassen kannst.“
 

Der südliche Teil der Insel ist untersucht. Nichts gefunden. Kümmern uns nun um den Berg der Unendlichkeit.

Die Nachricht stammte von Yolei, welche mit ihrem Partner Halsemon unterwegs war. Yolei war ein Mitglied unserer Nachfolger und zur gleichen Zeit ein DigiRitter geworden wie Davis, Cody und Ken. Ihr Digimon, Halsemon, war uns eine sehr große Hilfe. Er war ziemlich flink und konnte mit einem seiner Attacken – dem Flügel-Boomerang – kleine Felsspalten und Höhleneingänge sprengen. Für den Berg der Unendlichkeit war dies der ideale Begleiter – zumindest dann, wenn man gegebenenfalls auch in dessen Inneres vorstoßen musste. Ich teilte die Neuigkeit sofort Greymon mit.

„Sie sollten aufpassen.“, meinte er nur. „Wer weiß, was sie dort erwarten könnte.“ Ich stimmte ihm stillschweigend zu, schließlich waren meine Erinnerungen an den Berg auch nicht gerade rosig.

„Ich schreibe ihr, dass sie Acht geben sollen. Vorsichtshalber schicke ich Matt und Garurumon mit. Man kann nie wissen.“

Während der nächsten zwanzig Minuten kamen immer wieder Meldungen der anderen, die ihre Gebiete ohne Erfolg abgesucht hatten und ich wurde langsam ungeduldig. Wir mussten doch irgendetwas finden! Selbst wenn die Angreifer vielleicht nicht mehr auf der Insel waren, so mussten sie doch Spuren hinterlassen haben. Irgendetwas, das auf ihre Anwesenheit hindeutete. Wir fanden allerdings weder verletzte Digimon, noch irgendetwas anderes, was uns sagte, dass an irgendeinem Ort vor Kurzem das Chaos geherrscht haben musste. Was sollte das? Waren unsere Gegner gewarnt? Wussten sie, dass wir bereits da waren und nach ihnen suchten? Ich ging stark davon aus, denn immerhin hatten sie Ken angegriffen. Wenn sie nun also schlau waren – wovon ich aufgrund ihrer hervorragenden Tarnung ausging – dann konnten sie eins und eins zusammenzählen und wussten genau, dass er uns um Hilfe gebeten hatte. Die einzige Möglichkeit sie zu finden war noch der Berg der Unendlichkeit. Dies war nach einer beinahe vierstündigen Suche der einzige Ort, welchen wir noch nicht komplett abgesucht hatten. Klar, Yolei und Matt befanden sich dort, doch nur zu zweit – auch wenn sie ihre Digimon dabei hatten – war es viel zu schwierig und auch gefährlich für sie. „Jetzt bleibt nur noch eine Möglichkeit.“, sagte ich, während ich die Meldung des letzten Suchtrupps erhielt.

„Ganz Recht, Tai.“ Greymon bog nach rechts ab. Vor uns – ich schätze ihn etwa dreihundert Meter entfernt – lag der Fuß des Berges. „Wenn sie nicht dort sind, dann sind sie nicht mehr auf der Insel.“ Der ein oder andere Leser mag sich nun vielleicht fragen, weshalb wir ständig von 'unseren Gegnern' in der Mehrzahl redeten. Nun, die Antwort ist relativ einfach. Niemand von uns – weder mein Partner, noch ich oder einer der anderen DigiRitter, wie ich später erfuhr – glaubte, dass dies die Werke eines einzelnen Digimon waren. Dazu waren die Anschlagsorte viel zu weit auseinander und auch das Ausmaß der Schäden viel zu groß. Des weiteren war es für ein einzelnes Digimon unmöglich, einen Ort auf Server anzugreifen und schon wenige Stunden später auf der File Insel zu sein. Ich erinnerte mich noch gut an unsere erste Fahrt über den riesigen Ozean. Damals hatte uns Whamon – ein schnelles und großes Meeresdigimon ähnlich eines Wals – mitgenommen und selbst zu dieser Zeit brauchten wir drei Tage, bis wir den Kontinent erreicht hatten. Somit war es für uns alle klar, dass wir es mit mehr als nur einem Feind zu tun hatten – auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, mit wem. „Dann mal los.“
 

Als wir am Berg ankamen, wurden wir bereits von den anderen erwartet. Ich hatte ihnen allen vor unserer Suche gesagt, dass sie – sollten sie erfolglos sein – hierher kommen sollten. Dies war der letzte Ort, den es zu durchsuchen galt – und dort wollte ich alle versammelt haben. Klar, vielleicht war er nicht wirklich größer als die Gebiete, welche wir vorhin mit unseren Partnern abgesucht hatten. Doch hier gab es Unmengen an Felsspalten und Höhlen, in welchen man sich gut verstecken und somit aus einem Hinterhalt heraus angreifen konnte. Ich wollte dieses Risiko so gering wie möglich halten, auch wenn mir bewusst war, dass ich es nicht vollständig würde umgehen können.

„Sind alle da?“ Ich stieg von Greymons Rücken, welches wenig später zu Agumon zurück digitierte.

„Fast alle.“ Izzy hockte ein paar Meter neben mir auf dem Boden, seinen Laptop auf dem Schoß. „Wir warten noch auf Matt und Yolei. Sie müssten gleich kommen.“ „Haben sie irgendetwas gefunden?“ „Nein.“

Ich ging zum Rotschopf hinüber und ließ mich neben ihn sinken. „Hast Du einen Plan des Berges?“ „Dieses Mal muss ich Dich enttäuschen, Tai. Nein, habe ich nicht.“ Ich nickte nur, denn verwundern tat es mich nicht. In einigen unserer Kämpfe – beispielsweise in der Pyramide von Etemon – waren wir durch Izzy´s Lagepläne strategisch im Vorteil gewesen. Jetzt war es etwas anderes, da wir uns in keinem Gebäude aufhielten. Es war ein Berg. Es gab keinen Plan für diesen, keinen Plan, in welchem seine Höhlen, die Felsspalten und anderes eingetragen war, was uns entweder nützlich sein oder gefährlich werden konnte. „Wir müssen es jetzt so machen. Aber wir haben den Vorteil, dass wir schon mehrmals hier waren.“ Da gab ich dem Träger des Wissens Recht – auch wenn ich zugeben musste, dass ich diesen Berg nicht in- und auswendig kannte – was, wenn ich es mir recht überlegte, wohl niemand von uns tat.

„Ich führe Euch.“, hörte ich eine tiefe Stimme zu meiner Linken. Ich wandte mich um und erblickte Leomon, welches mit Andromon ein paar Meter entfernt von uns stand. „Ich kenne diesen Berg wie meine Westentasche. Außerdem kann ich so dafür sorgen, dass Ogremon Euch in Ruhe lässt.“

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Leomon war der beste Führer für den Berg und für die Aufgabe, der wir uns nun zu stellen hatten.

„Alles klar. Dann gehen wir es an.“ Ich sah einmal reihum in die Gesichter der anderen DigiRitter, welche ausnahmslos nickten. „Wir gehen zuerst ein wenig den Berg hinauf und trennen uns dann. Jeweils zwei Zweiergruppen, die beide Seiten des Berges untersuchen, auf verschiedenen Höhen.“ Auch damit zeigte sich der Rest einverstanden und ich wandte mich unseren beiden Begleitern zu. „Gehen wir es an.“
 

Gemeinsam betraten wir den Berg. Es war ein schmaler Weg – etwa einen Meter breit – der in Windungen nach oben führte. Einerseits war es gut für uns, da wir nicht klettern brauchten; andererseits jedoch war es ebenso ein Vorteil für unsere Feinde auf Grund der Tatsache, dass es hier Unmengen an kleinen Höhlen und Spalten in den Bergwänden gab, in denen sie sich verstecken konnten. Ich teilte den anderen meine Bedenken sofort mit. Vorsichtig tasteten wir uns weiter vorwärts, bis wir etwa eine Höhe von zehn Metern und ein breiteres Plateau erreicht hatten. Hier drehte ich mich zu den anderen um.

„Wir bilden Zweiergruppen.“, begann ich meinen Plan darzulegen. „Jeweils ein DigiRitter mit seinem Partner auf einer Seite des Berges. Die Flugdigimon fliegen, die anderen laufen. So wie vorhin auf der Insel.“ Ich sah an der Bergwand hoch. Bis zum Gipfel waren es noch gute dreihundert Meter. Wer wusste, was uns auf unserem Weg alles begegnete. Unweigerlich musste ich an Ogremon denken, welches auf diesem Berg lebte und nicht unbedingt zu den gut artigsten Digimon gehörte. Ogremon hatten wir – wie auch Leomon und Andromon – das erste Mal gesehen, als wir vor sieben Jahren unsere allererste Reise in dieser Welt antraten. Leomon und er waren Erzfeinde, die – unter der Kontrolle Devimons – zusammenarbeiteten, um uns zu vernichten – glücklicherweise gelang es keinem von beiden. Devimon besiegten wir ein paar Tage später, als T.K.´s Partner Patamon auf sein Championlevel zu Angemon digitierte. Dass dieser dabei sein Leben ließ war der Preis, den wir bezahlen mussten.

„Passt auf Ogremon auf.“, warnte ich nun. „Ich will nicht, dass der Kerl uns Schwierigkeiten macht.“

„Glaubst Du wirklich, dass er uns angreift?“ Kari sah mich fragend und mit einem skeptischen Blick an. „Schließlich hat er uns damals im Kampf gegen die Meister der Dunkelheit geholfen.“ „Gegen Piedmon, Kari. Gegen Piedmon.“ „Und das auch nur, weil das Ableben Piedmons einen Vorteil für ihn darstellte.“, stimmte ich Matt zu. Ja, so waren die Virus-Digimon. Sie verhielten sich so, wie es für sie gerade von Vorteil war. Aus Feinden wurden – vermeintlich – Freunde, die für eine gemeinsame Sache kämpften. Ich musste zugeben, dass ich Ogremon ziemlich in Ordnung fand; dennoch blieb mir immer im Hinterkopf, welch ein Digimon er war.

„Ich werde mich um Ogremon kümmern, sollte es auftauchen.“, sagte Leomon. „Ihr braucht Euch wegen dem nicht zu sorgen.“

Nun fragen sich bestimmt viele Leute wie es kommt, dass wir Ogremon niemals seit unserem Kampf vor sieben Jahren begegnet waren. Das stimmt so nicht. Ich selber hatte das Digimon des Öfteren gesehen, auch ab und zu ein Wort mit ihm gewechselt. Ogremon war – wie ich schon erwähnte – jedoch auf seinen Vorteil aus und hasste es, wenn man ihn störte. Es konnte durchaus sein, dass dieses Digimon sich jetzt wieder auf der Seite unserer Gegner befand – wer wusste das schon.

„Danke, Leomon.“ Ich nickte dem Löwen kurz zu, bevor ich mich wieder an mein Team wandte. Ich war schon lange von Davis abgelöst, was die Rolle des Anführers betraf; wenn ich allerdings in der DigiWelt war und es irgendetwas zu erledigen gab – mochte es nun mit feindseligen Digimon zusammenhängen oder nicht – dann kam ich wieder in meine alte Gewohnheit. Davis machte mir deswegen keinen Vorwurf. Im Gegenteil. Er war froh darüber, dass er jemanden zur Seite stehen hatte, welcher – seinen Worten nach – wusste, worauf es ankam. Es freute mich, dass er mich auch nach den ganzen Jahren noch immer als seinen Mentor sah. Ja, ich hatte ihn 'eingearbeitet', wie man so schön sagte, und war verdammt stolz auf ihn.

„Okay. Ich möchte nicht unbedingt länger hier herumstehen als nötig.“ Mein Blick wanderte kurz den Berg hoch, bevor ich mich wieder den anderen zu wandte. „Am Besten gehen wir es sofort an.“ Ich teilte die jeweiligen Gruppen ein – selber würde ich mit Sora und Matt eine Gruppe bilden. Matt und ich verstanden uns super und ich vertraute ihm vollkommen, dasselbe galt natürlich auch für Sora.

„Bereit?“ Alle Anwesenden nickten. „Dann los.“ Auf ein Zeichen von mir digitierte Agumon erneut zu Greymon. Ich stieg auf den Rücken meines Partners, während es die anderen DigiRitter mit ihren Digimon ebenso handhabten. „Viel Glück, Leute. Sollte einer von Euch etwas finden, gebt eine Nachricht über das Terminal.“ Wieder ein Nicken der anderen. „Auf geht´s, Partner.“ „Alles klar, Tai. Halt Dich fest.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Okay Leute, da ich momentan nicht an meinem Rechner bin geht es nach DTdD direkt mit dieser FF weiter.
Dass ich nicht an meinem PC bin heißt auch, dass ich mein gewohntes Schreibprogramm nicht habe. Eventuelle Fehler jeglicher Art bitte ich deswegen zu verzeihen. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  HaruhiSou
2013-11-01T15:44:19+00:00 01.11.2013 16:44
Hi :)
Es ist schon Jahre her, dass ich Digimon gesehen habe ich^^
Zum Inhalt des Prologs: ich fand ihn sehr schön geschrieben. Ich mag sowieso die Ich-Perspektive. Der Inhalt war so geshrieben, dass ich am Ende neugierig auf mehr geworden bin. Der Schreibstil ist sehr flüssig und schön zu lesen.
✖✐✖



Von:  In-Genius
2013-10-11T18:00:27+00:00 11.10.2013 20:00
Vorweg möchte ich sagen, dass ich kein Digimon-Fan bin. Zwar hab ich zwei, drei Staffeln im Fernsehen verfolgt und die Namen hier sagen mir noch was ;) aber ob du die Charakter getroffen hast oder nicht, darüber kann ich leider keine Aussage treffen.
Dafür kann ich aber alles andere mit wachem Auge beschauen.

Oberflächliche Kleinigkeiten zuerst:
- im Deutsche heißt es "Matts" (Stift/Auto/Frosch im Hals) und nicht "Matt's" > Apostroph ist ein Auslassungszeichen, also müsste an der Stelle sonst ein Buchstabe fehlen wie bei " 'nen Kaffee" = "einen Kaffee"

- an dieser Stelle "Ken Ichijouji war seit etwas über drei Jahren in unserem Team. Er war knapp zwei Monate nach den DigiRittern der dritten Generation zu ihnen gestoßen. Vorher hatten sie gegen ihn gekämpft." wechselt du die Erzählerperspektive, wenn ich das richtig verstehe: Ken ist in Tais Team - Ken ist spät zur 3. Generation=Tais Team dazugestoßen - Ken kämpfte vorher gegen die 3.Generation=Tais Team > Er müsste also "zu uns gestoßen" und "wir kämpften gegen ihn" sagen.

Nun das Eingemachte:
Was mir wirklich aufgefallen ist und sicherlich auch daran liegt, dass dieses hier praktisch das erste richtige Kapitel und damit reine Einführung ist, Tai erklärt sehr viel und das auch sehr ausführlich. Teilweise wirkt es etwas absurd und überladen, wenn er genau das Wohnzimmer oder die Situation des Telefonanschlusses beschreibt. Ist das wichtig für die Geschichte? Muss ich als Leser wissen, warum Tai kein Telefon in seinem Zimmer hat? Ich persönlich zumindest nehme es als normal hin, dass Tai keinen Festnetzanschluss in seinem Zimmer hat.
Diese ausführlichen Stellen, die entweder die Umgebung oder die Vergangenheit so ausladend darstellen, verlangsamen die Geschichte und ziehen sie teilweise künstlich in die Länge.
Da rate ich dir, hier und da mal zu schauen, ob die Information wirklich essentiell wichtig ist (z.B. wie das Wohnzimmer aussieht) oder ob du dem Leser das wirklich alles vorkauen musst und das auch schon jetzt im ersten Kapitel (z.B. über die Macht der Dunkelheit). Immerhin werden die meisten deiner Leser Digimon kennen und wenn sie es nicht tun, kannst du sie zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht noch damit überraschen (sollte es für deine Geschichte wichtig sein).
Zusätzlich hat mich lange irritiert, warum sich Tai so ausführlich an all das erinnert, was vor Jahren und dazwischen passiert ist. Normalerweise denkt ein Schüler doch nicht, bevor er seine Freunde anruft, wie sie überhaupt Freunde geworden sind - an diesem Punkt liest sich so eine Retrospektive ein wenig zwanghaft.
Bis(!) ich dann herausgefunden hab, dass er direkt mit seinem Leser spricht und es eben seinem Leser alles so dezidiert vorlegen will.


Dass Tai mit dem Leser in einen Dialog tritt und ihn direkt anspricht, finde ich wiederum eine ziemlich gute Idee. Das macht eben auch diese Erklärungswut verständlicher und generell ist dies ein interessantes Mittel, um eine Verbindung zwischen Geschichte und Leser herzustellen.
In diesem Zusammenhang finde ich es auch sehr schön, dass du dich um eine lebendige, jugendliche Sprache bemühst, nicht nur in den wörtlichen Redebeiträgen, sondern auch in der Ich-Erzählung. Es klingt, als würde da gerade jemand vor mir sitzen und mir seine Geschichte erzählen - und sich auch ein bisschen verzetteln. Das ist niedlich und sympathisch.

Alles in allem: Ein guter Auftakt und dem Prolog zu folge wird ja noch einiges Heftiges folgen, um so mehr baut solch eine ruhige, alltägliche Eröffnungssequenz Spannung auf.
Weiter so!

Jaehwa ✖✐✖-Re
Antwort von:  DigiDestined
11.10.2013 20:18
Ja, danke für den doch... sehr ausführlichen Kommentar. Ist man gar nicht mehr gewohnt. lol
Dann natürlich auch ein Dankeschön für Deine Kritikpunkte. Ich habe nicht gewusst, dass es gerade am Anfang doch so verwirrend ist, wenn man den Hintergrund der FF nicht kennt.

Tai meint mit 'unserem Team' die DigiRitter seiner und der nachfolgenden Generation, also Davis und Co. Er zählt sie sozusagen als eine große Gruppe, nicht als zwei getrennte.
Es ist richtig, dass Tai mit seinem Leser in einen Dialog tritt. Dies hier ist eine Erzählung aus erster Hand, wenn man es so nennen will. Ich als Tai erzähle meine (=seine) Erlebnisse. Wenn man DAS nicht erkennt, dann ist es natürlich verwirrend, warum so viele Informationen in dem Kapitel sind, die eine 'normale' FF SO gar nicht benötigt.
Freut mich aber, dass ich Dich mit dem Kapitel erfreuen konnte.
LG, DD
Von:  Taiora87
2013-09-22T14:24:32+00:00 22.09.2013 16:24
Mal gucken was bei der Erkundungstour raus kommt .
Von:  Taiora87
2013-09-17T20:40:56+00:00 17.09.2013 22:40
Bin gespannt wer oder was Ken bedroht .
Von:  Taiora87
2013-09-11T20:28:07+00:00 11.09.2013 22:28
Hört sich für den Anfang als Einleitung schonmal ganz gut an .


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