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Das Haus Telcontar

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und ein neues Kapitel :)
Ich hoffe, das es euch gefällt und wenn nicht wäre es toll, wenn ich konstruktive Kritik bekommen könnte - ich will mich ja verbessern :) Komplett anzeigen

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Kapitel 4

Sein Körper brannte, doch er konnte sich nicht bewegen.

Er versuchte, etwas zu sagen, doch kein Laut verließ seine Lippen.

Das alles war falsch; er sollte nicht so hilflos sein.

Geliebte und zum Teil schmerzlich vermisste Gesichter tauchten vor seinem geistigen Auge auf, so nahe und gleichzeitig so unmöglich zu erreichen.

Er würde ihnen Leid zufügen.

Sahen sie ihn denn nicht?

Warum sahen sie nicht, was er tat?

Sie mussten doch wissen, dass das alles nicht möglich war.

Er hörte sein Lachen und das Blut gefror ihm in den Adern.
 

„...doch da Gondor zu diesem Zeitpunkt im Krieg mit den Haradrim stand, konnte Beren, 19. Truchsess von Gondor, Rohan bei seinem Kampf gegen die Dunländer und die Korsaren von Umbar nicht unterstützen.“

Ihr Geschichtslehrer nickte wohlwollend.

„Vollkommen richtig, Prinzessin. Und wer war zu diesem Zeitpunkt König der Goldenen Halle?“

Melién runzelte kurz die Stirn.

„Helm Hammerhand, Grams Sohn. Er war der neunte König der Riddermark und der letzte König der ersten Herrscherlinie, da er seinen Neffen Fréaláf zu seinem Erben machte.“

Manchmal hatte die Fünfzehnjährige das Gefühl, die Geschichte Rohans besser zu kennen als die ihres eigenen Landes; aber immerhin sollte sie auch den Kronprinzen der Riddermark heiraten, da war es nur angemessen, wenn sie sich mit der Geschichte des Landes auskannte.

Ihr Lehrer erhob sich und riss sie damit aus ihren Gedanken.

„Ihre Hoheit ist für heute fertig mit dem Geschichtsunterricht.“

Sie lächelte leicht und entließ ihn mit einer Handbewegung, woraufhin der Ältere sich verneigte und dann gemessenen Schrittes die Bibliothek verließ.

Mit einem leisen, beinahe erleichterten Seufzen lehnte Melién sich in ihrem Sessel zurück und warf einen Blick aus dem Fenster.

Sie wusste, dass sie als Prinzessin das alles wissen musste und das sie ihren jüngeren Schwestern ein Vorbild sein musste, weshalb sie niemals laut aussprechen würde, wie ermüdend sie den Geschichtsunterricht teilweise fand.

Beinahe glaubte sie, Lúthiel zu hören, die sich beklagte, dass das alles überhaupt keinen Spaß machte und das sie lieber ausreiten wollte.

Spaß.

Beinahe hätte sie verärgert mit dem Kopf geschüttelt.

Natürlich machte das Leben nicht immer Spaß. Pflichten waren nicht dafür da, dass sie einem Freude bereiteten. Sie waren da, weil sie getan werden mussten und sie verschwanden auch nicht, wenn man sich auf den Boden warf und trotzig mit den Fäusten auf selbigen einschlug.

Mit einem leisen Seufzer erhob sie sich.

Wie auch immer; Eldarion hatte ihr gesagt, dass sie in ein paar Tagen Gäste aus Ithilien erwarteten und bis dahin musste sich jemand darum kümmern, dass alles vorbereitet war.

Flüchtig fragte sie sich, ob Fürst Faramir selbst kommen oder ob er seinen Sohn schicken würde.

Das kann mir egal sein., wies sie sich selbst in Gedanken zurecht und machte sich auf den Weg, um alles für die Ankunft der Gäste vorbereiten zu lassen.
 

Mit einem frustrierten Seufzer lehnte Eldarion sich auf dem Thron zurück, sobald sich die Tore hinter dem letzten Bittsteller geschlossen hatten.

„Genug für heute.“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu irgend jemand anderem.

Er erhob sich, nickte seinen Beratern im Vorbeigehen zu und verließ dann den Thronsaal auf dem Weg zu seinen Gemächern.

Er würde sich jetzt umziehen und dann durch den Dienstbotenausgang hinaus zu den Stallungen schleichen, sein Pferd satteln und für ein oder zwei Stunden aus der Stadt verschwinden.

Einfach irgendwo hin reiten, wo niemand ihn als Prinzregenten von Gondor und Arnor kennen würde, wo keine Pflichten, keine Berater, keine Bittsteller, keine Verlobungen und keine Sorge um seinen Vater auf ihn warten würde.

Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte und versuchte, nicht an seinen Vater zu denken.

Seine Mutter hatte so blass und … verzweifelt ausgesehen, als sie aufgebrochen waren, dass er sich manchmal fragte, ob es noch viel schlimmer um seinen Vater stand als er bisher angenommen hatte und an so etwas wollte er nicht denken.
 

Als er endlich in seinen Gemächern angekommen war schlug er die Tür vielleicht ein kleines bisschen zu fest hinter sich zu, doch im Moment war ihm das egal.

Es war nun eine Woche her, dass sein Vater und seine Mutter Minas Tirith verlassen hatten und er brauchte dringend eine Pause vom regieren.

In Windeseile schälte er sich aus dem feinen Samt und tauschte seine Kleidung gegen jene, die er für gewöhnlich auf dem Übungsplatz trug und die in Schnitt und Farben denen der Waldläufer glich.

Mit flinken, geübten Fingern schnürte er die weichen, ledernen Stiefel zu und griff nach kurzem Zögern auch nach seinem Bogen und einem Dolch.

Er könnte ja ein wenig üben...und sein Vater hatte immer zu ihm gesagt, dass er unter keinen Umständen unbewaffnet herumlaufen sollte – Frieden hin oder her.

Zuletzt nahm er den dunkelgrünen Umhang, den sein Großvater ihm geschenkt hatte und durchquerte den Raum. Vor einem der Wandteppiche blieb er stehen; ein dunkelroter, mit goldenen Fäden durchzogen, auf dem Elendil und seine Söhne abgebildet waren.

Ohne zu zögern schob er ihn so weit zur Seite, dass eine schmale Tür dahinter zum Vorschein kam. Er griff nach einer der Fackeln, die neben dem Teppich an der Wand hingen, öffnete die Tür grade so weit, dass er hindurch schlüpfen konnte und schloss sie gleich darauf wieder hinter sich.

Er wusste, dass diese Gänge eigentlich für Notfälle gedacht waren, damit die königliche Familie sich in Sicherheit bringen konnte; wenn die Stadt von Feinden eingenommen wurde oder dergleichen. Es gab immerhin gute Gründe, warum nur seine Eltern, seine Schwestern und er selbst diese Gänge kannten – Verrat konnte hinter jeder Ecke lauern, wenn nur genug dafür bezahlt wurde; und dennoch war das um einiges leichter als durchs ganze Schloss zu spazieren und von unzähligen Leuten wegen unglaublich wichtigen Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden aufgehalten zu werden.

In dem überraschend breiten Gang war es beinahe unangenehm kühl und Eldarion war froh, dass er seinen Mantel hatte und dass das flackernde Feuer zumindest sein Gesicht wärmte.

Das Licht warf Schatten an die Wände und Eldarion nahm sich vor, dass er einmal mit seinen Schwestern hierher kommen musste um sie zu erschrecken.

Nun gut, vermutlich würde sich hauptsächlich Melién erschrecken; sie hatte Angst im Dunkeln.

Mit einem leichten Grinsen setzte er seinen Weg durch die verzweigten Gänge innerhalb der Schlossmauern fort.
 

Erschöpft blieb Niâll stehen und entleerte den Eimer Unrat.

Müde massierte sie sich die Arme und streckte das Gesicht der Sonne entgegen.

Das ganze Schlosspersonal war in hektischer Aufruhr, seit die Prinzessin den Besuch des Fürst von Ithilien angekündigt hatte; jeder schien jedem im Weg zu stehen und die Laune des Kochs war schlechter denn je; nur einer der Gründe, weshalb sie den Unrat freiwillig nach draußen gebracht hatte – sie hatte sich heute schon eine Ohrfeige eingehandelt, weil sie das Brot nicht schnell genug aus dem Ofen geholt hatte und es ein wenig brauner war als gewöhnlich und sie wollte unter keinen Umständen eine weitere riskieren.

Sie hörte auf, sich die schmerzenden Arme zu massieren und drehte sich um, um zurück in die Küche zu gehen.

Am Liebsten wäre sie noch ein bisschen hier draußen geblieben, aber das wäre vermutlich aufgefallen und dann konnte sie froh sein, wenn sie nur eine Ohrfeige bekam.

Schweren Herzens machte sie sich also auf den Rückweg, ging um die nächste Ecke – und prallte gegen jemanden, der gerade aus der Entgegengesetzten Richtung kam.

„Verzeihung.“, erklang eine angenehme Männerstimme, während eine Hand sich um ihren dünnen Oberarm schloss, damit sie nicht hinfiel.

„Es tut mir...“

Die nächsten Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie den Blick hob und sah, wen sie gerade angerempelt hatte.

Das Blut wich ihr aus dem Gesicht und sie fiel auf die Knie.

„Euer Gnaden!“

Ihr Herz schien doppelt so schnell zu schlagen wie sonst und die Angst schnürte ihr die Kehle zu.

Sie hatte den Prinzen angerempelt. Natürlich, er wirkte immer sehr freundlich und zuvorkommend, doch was, wenn er sie dafür an den Pranger stellen ließ oder, schlimmer noch, sie aus dem Schloss jagte? Wie sollte sie ihre Familie unterstützen, wie...?

„Steh' auf. Ich verspreche, ich werde ich auch nicht auffressen.“

Als sie seinen leicht amüsierten Ton vernahm erhob sie sich so hastig, dass eine Haarsträhne ihr ins Gesicht fiel, doch sie wagte es nicht, sie wegzustreichen.

„V...verzeiht, Euer Gnaden, ich wollte nicht...“

Der Prinz hob beschwichtigend die Hand.

„Schon gut, schon gut...es ist ja nichts passiert.“

Er sah sie einen Moment nachdenklich an.

„Hör zu....“ Er stockte und sah sie fragend an. Sie brauchte einen Moment um zu begreifen, was er von ihr wollte.

„Niâll, Euer Gnaden.“

Der Prinz nickte leicht.

„Gut. Also, Niâll. Ich möchte, dass du niemandem sagst, dass du mich hier getroffen hast. Verstehst du?“

Das Mädchen nickte hastig, woraufhin der Prinz lächelte.

„Ich danke dir, Niâll.“

Er nickte ihr noch einmal zu und setzte seinen Weg fort. Niâll starrte ihm nach, während sie mit einem Mal das Gefühl hatte, ihre Wangen würden in Flammen stehen, während das Herz drohte, ihr aus der Brust zu springen.

Der Prinz hatte mit ihr gesprochen.

Er hatte mit ihr gesprochen und er kannte jetzt ihren Namen.

Eine leise Stimme wies sie darauf hin, dass er sich sowieso nicht merken würde, wie sie hieß.

Das sie nur ein kleines Küchenmädchen war; zu unscheinbar um die Aufmerksamkeit seiner Majestät länger zu fesseln.

Dennoch klopfte ihr Herz wie verrückt, als sie zurück in die Küche ging.

Sie wusste nicht, warum sie niemandem von dem kurzen Zusammentreffen erzählen durfte, doch sie wusste, dass sie ein Geheimnis des Prinzen hüten sollte und das war mehr Ehre, als sie jemals erwartet hatte.



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