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Alles! Bloss keine Märchen!

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Alles! Bloss keine Märchen!
 


 

Fast ein Jahr war vergangen nachdem Grimm Otogis Vorfahren, die berühmten Gebrüder Grimm, als verschwunden galten. Der junge Schüler wollte nicht wirklich wahrhaben, dass die beiden, die nicht nur seine Vorfahren; sondern auch sein Vater und Onkel; tot waren. Er hatte sie an jenem unheilvollen Tag in Flammen aufgehen sehen und doch wollte er es nicht glauben. Jakob Grimm, sein Vater, hatte versucht ihm das Leben zu retten, während Wilhelm Grimm versucht hatte, ihm eben jenes zu nehmen.

Otogi würde es zwar nie zugeben, aber er wollte seinen Vater wiedersehen, nachdem er nun wusste wer er war, und wie sehr er eigentlich von ihm geliebt worden war, auch wenn er ohne ihn aufwachsen musste.
 

Hätte er damals doch niemals das Grimoire gefunden, dann hätte er diese Sehnsucht nicht. Aber gleichzeitig hätte er auch nie die Freunde gefunden, die er jetzt hatte. Auch wenn die meisten Märchendämonen waren. Dämonen, die er mithilfe des Grimoire bannen musste. Aber die meisten lebten mit ihm gemeinsam unter einem Dach nachdem sie versucht hatten ihn umzubringen.

Irgendwie waren seine Beziehungen schon recht verquer, stellte Otogi fest während er sich während des Unterrichts langweilte. Auch wenn kein Lehrer redete, sondern die zwei Klassensprecher vorne an der Tafel standen und mit dem Rest der Klasse darüber diskutierten was sie für ihr Schulfest machen wollten.

Eigentlich stand es bereits fest, dass sie ein Theaterstück aufführen wollten und nun wurde die Frage aufgeworfen was genau. Otogi war es egal. Er würde sich dann eine Aufgabe hinter der Bühne schnappen und so hoffentlich seine Ruhe haben.

„Wie wäre es mit einem klassischen Märchen?“, schlug Mori Michiru vor.

„Au ja! Die kommen immer gut an!“, stimmte ihre beste Freundin, Kirishimq Haruka, zu.

Beim Wort ‚Märchen‘ wurde Grimm hellhörig und als der Rest der Klasse zustimmte sprang er auf.

„Alles! Bloß kleine Märchen!“, schrie er in die Klasse. Und er war nicht alleine. Hatsushiba Hiyori und Sorimachi Yuma waren ebenfalls mit den gleichen Worten aufgesprungen. Die beiden zählten zu Otogis engsten Freunden und sie wussten über die Märchendämonen Bescheid.

Daher rührte der Protest der drei, doch der Rest der Klasse starrte sie verständnislos an.

„Was sollen wir eurer Meinung nach dann aufführen? Shakespeare? Das wurde die letzten Jahre von anderen Klassen bereits aufgeführt, dass es langweilig geworden ist, also sind ‚Romeo und Julia‘ und Co. Bereits verworfen worden“, verteidigte Haruka diese Entscheidung.

Leider wurden die drei Freunde überstimmt und so entschieden sie sich für eines der klassischen Grimm-Märchen. Was Otogi gar nicht gefiel. Denn er kannte das wahre Schneewittchen, wusste wer Cinderella war und auch Rotkäppchen und die Bremer Stadtmusikanten lebten bei ihm zu Hause. Alle unter einem Dach. Und verstörend war es auch dass Schneewittchen, Cinderella und Rotkäppchen Männer waren. Und die Bremer Stadtmusikanten, waren statt vier Wesen ein einziges. Nur Rapunzel war wirklich das was man erhoffte und zwar ein Mädchen. Otogi gegenüber besonders anhänglich aber ein Mädchen.

Schlecht gelaunt ließen die drei Freunde sich breittreten, immerhin hatten sie keine andere Wahl.

‚Ich werde wohl am Schulfest krankfeiern‘, dachten sich alle drei gleichzeitig. Sie würden es schon verstehen nicht in einem Grimmmärchen mitzuspielen.
 

Nach Schulschluss kam Otogi immer noch schlecht gelaunt nach Hause und wurde sofort vom Chaos begrüsst. Mitten im Foyer standen Schneewittchen und Cinderella und schrien sich an. Und dabei hatte Otogi gehofft, dass die beiden sich nach so langer Zeit endlich besser verstehen würden. Bremen, die Bremer Stadtmusikanten, stand mit an den Kopf gedrückten Ohren und eng anliegenden Flügeln da und versuchte die beiden Streithähne zu beruhigen. Doch sie hörten nicht auf ihn. Rotkäppchen und Rapunzel waren nirgends zu sehen. Die hatten sich wohl wie immer wieder aus dem Staub gemacht.

„Wenn du deine Viecher nicht endlich in den Griff bekommst landen sie allesamt im Kochtopf“, drohte Cinderella und seine langen, silbernen Haare fielen ihm regelrecht ins vor Wut verzerrte Gesicht.

„Wenn du nicht immer ungefragt in mein Zimmer latschen würdest, dann würden die Schlangen nicht versuchen dich zu beißen!“, verteidigte sich Schneewittchen und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Wie immer trug Schnee kurze Hotpants und darunter Netzstrumpfhosen und über die Knie gehende Stiefel. Sein Halsband mit der Apfelschnalle trug er auch wie jeden Tag. Bremen zog an Cinderellas langem Mantel und versuchte weiterhin seine Aufmerksamkeit zu erregen. Seine Glasschuhe zierte wie immer nicht der geringste Kratzer.

„Du und deine miesen, giftigen Scheissviecher!“, schrei Cinderella außer sich. Schnee schaffte es immer wieder den Mann auf die Palme zu bringen und dabei war er sonst immer ziemlich gefasst. Aber die letzten Wochen waren einfach zu schrecklich geworden. Aus ruhigen aber fiesen Worten sind richtige Schreiwettkämpfe geworden.

„Du und dein scheiss Putzfimmel! Lass mein Zimmer doch einfach aus!“ Schnee ließ sich nur allzu gerne auf diese Wettkämpfe ein.

Otogi wurde dies zu viel und so griff er nach den ersten Dingen, die er erreichen konnte und schmiss sie Richtung Kampfhähne. Schnee bekam eine Vase zu spüren, die an seinem Kopf zerschellte und kleine Scherben blieben in seinen kurzen, schwarzen Haaren hängen. Cinderella bekam Otogis schwere Büchertasche ab. Entzückt entdeckte er Otogi und verfiel vor ihm auf die Füße.

„Schlag mich bitte noch einmal!“, wimmerte er fast und Schnee verdreht im Hintergrund die Augen, als er sich die Scherben aus den Haaren fischte. Der kleine Grimm schien wohl vergessen zu haben, dass Cinderella ein unverbesserlicher Masochist war, weswegen er selbst bei ihren Streitereien immer nur bei Worten blieb auch wenn er ihm gerne eine knallen würde. Aber wenn es dem Geschlagenen gefiel war es nicht Zweck von der Sache.

„Steh auf und lass mich in Ruhe“, meinte der junge Schüler genervt und stiefelte an ihm vorbei. Er wollte nur noch in sein Zimmer und von keinem mehr genervt werden. Im Vorbeigehen streichelte er jedoch Bremen, der ja versucht hatte Frieden ins Haus zu bringen.

„Ich will heute alleine sein. Sag es auch den anderen“, bat Otogi Bremen und dieser nickte. Schnee und Cinderella hatten dies mitbekommen und wechselten untereinander fragende Blicke. Egal wie sehr sie miteinander stritten, wenn es um Otogi ging sorgten sich beide gleich und hatten in dem Jungen einen gemeinsamen Nenner gefunden. Auch wenn Schnee es auf Teufel komm raus nie zugeben würde, wussten alle im Haus wie sehr er den Nachfahren der Gebrüder Grimm mochte.
 

An dem Abend schloss sich Otogi in seinem Zimmer ein und die Märchendämonen hielten im Wohnzimmer Ratssitzung. Rotkäppchen war von allen am ruhigsten und versuchte Ordnung in die aufgeregte Meute zu bringen. Cinderella ging im Raum hin und her und hatte bereits mehrere Theorien aufgestellt wieso der Junge so schlecht drauf war. Gut Otogi war nicht der Sozialste, aber so schlecht wie heute war er selten drauf. Schnee saß auf einem Stuhl und kaute nervös an einem seiner perfekten Fingernägel. Er würde lange brauchen bis alle wieder perfekt aussahen. Bremen wimmerte in seiner Ecke und Rapunzel schniefte in ein Taschentuch. Sie ertrug es nicht, dass Otogi sie heute nicht mehr sehen wollte, auch wenn sie rein gar nichts angestellt hatte. Und heute hätte sie ihn für sich haben können, da er diese Bärin nicht mitgebracht hatte, die ihr zu sehr an dem Jungen hing.

„Wir sollten uns alle beruhigen“, meinte der Mann mit nur einem Auge. „Wir sollten einfach bis morgen abwarten ob es ihm wieder besser geht und ansonsten dann mit ihm reden. Jungen in seinem Alter sind ja mitten in der Pubertät und etwas launisch.“

„Woher willst du das denn wissen?“, meckerte Schnee und streichelte statt an einem Nagel zu knabbern seine Lieblingsschlange, die er um den Hals geschlungen bei sich hatte.

„Gelesen“, meinte der Scharfschütze nur und hielt besagtes Buch hoch. Er hatte es irgendwo rumliegen sehen und als ihm langweilig war, hatte er es gelesen. Auch wenn ihm recht egal war, wie sich der menschliche Körper beim Erwachsenwerden veränderte.

„Außerdem können wir eh nichts tun solange sich Grimm im Zimmer einsperrt. Vielleicht kommt er heute noch raus?“ Rotkäppchen zuckte nur mit den Schultern und las im bereits genannten Buch weiter. Die anderen Dämonen hatten keine Wahl außer abzuwarten. Auch wenn es ihnen so ganz und gar nicht gefiel.
 

Währenddessen schmollte Otogi in seinem Zimmer. Er hatte sich bereits bettfertig gemacht und kam nur raus um eine Kleinigkeit zu essen oder wenn er ins Bad musste. Jedes Mal wenn er nur den Knauf der Tür drehte stand einer der Dämonen mit besorgtem Blick vor ihm, doch er ignorierte sie. Ihretwegen war seine romantische Vorstellung von den Grimms Märchen völlig zerstört worden und er wusste nicht ob es gut oder schlecht war.

Müde seufzte er und kuschelte sich tief in seine Decke. Es war schon spät und Otogi sollte eigentlich schlafen gehen, aber irgendwie fand er nicht die Ruhe um zu schlafen.

Kurz nach Mitternacht begann dann auch noch ein Unwetter, und da war an Schlaf gar nicht mehr zu denken. Der Junge würde es niemals zugeben, aber er hatte ein wenig Angst vor Gewittern. Und dabei lebte er mit Dämonen zusammen und hatte dem Tod bereits tief in die Augen geblickt. Einfach lächerlich. In Gedanken schallt er sich einen Narren und schlug die Bettdecke zur Seite. Er hatte Durst und wollte sich vom immer näherkommenden Donner ablenken. Der Regen, der gegen die Fensterscheibe prasselte, beruhigte ihn, wenn nicht gerade Blitze durch den Nachthimmel zuckten.

Leise schlich der Junge aus seinem Zimmer und streifte so lautlos wie ihm möglich war zur Küchen. Den Weg bis dahin schaffte er ohne einem Dämon zu begegnen und so atmete er erleichtert auf.

Sie waren auch endlich zu Bett oder zurück ins Grimoire gegangen. Mit einem Glas Wasser setzte er sich ins Wohnzimmer und beobachtete das Treiben draußen durch eine kleine Öffnung im Vorhang. Auch wenn er Angst hatte, faszinierten ihn die Formen des Blitzes doch ein wenig. Wild zuckten sie im Himmel und erhellten die Nacht fast die ganze Zeit, so schnell hintereinander tauchten sie auf. Das Donnern wurde immer lauter und sobald es zu laut wurde zuckte der nun Fünfzehnjährige zusammen. Er war so sehr in dieses Naturschauspiel vertieft, dass er die beiden neuen Präsenzen im Zimmer nicht bemerkte. Erst als eine Hand auf seiner Schulter landete, schrak er so heftig zusammen, dass er sein Wasser beinahe verschüttet hätte, doch eine andere Hand stabilisierte das Glas in der seinen. Durch die Blitze konnte der junge Grimm Cinderella und Schneewittchen erkennen, beide in ihren Schlafanzügen und mit deutlichen Spuren des Schlafes, wenn die verwuschelten Haare irgendeinen Hinweis darstellten. Sie hatten wohl gespürt, dass er sein Zimmer verlassen hatte.

Diese Sorge um seine Person rührte ihn doch ein wenig und er fragte sich ob es wirklich so schlimm war mit Dämonen zu leben, die der Grundstein für die bekanntesten Märchen der Welt waren. Schnee legte dem zitternden Jungen eine Decke um die Schulten und gemeinsam nahmen er und Cinderella den Jungen schweigend in den Arm. Sie drängten ihn nicht zu reden aber versuchten ihm Schutz zu bieten solange er Angst hatte. Otogi hatte vorher nie bemerkt wie nah er diesen Märchengestalten wirklich stand und als sich der kleine Esel mit den Flügeln in seinen Schoss legte und zusammenrollte und Rapunzel und Rotkäppchen sich nah an die Gruppe drückten, konnte er nicht anders als zu weinen. Diese Fürsorge hatte er sich immer von einem Vater gewünscht und nun merkte er wie sehr sie alle zu einer Familie geworden waren. Ohne mit ihnen darüber zu reden lösten sich seine Gedanken in Luft auf und er drückte sich näher an die warmen Körper, die ihn hielten.

Den Rest des Unwetters verbrachten die Bewohner des großen Hauses zusammengekauert und starrten hinaus auf die schönen Blitze und deren eigentliche Farbenpracht. Auch wenn es nur kurz zu sehen war. Nachdem nur noch der Regen gegen die Fensterscheibe prasselte, lösten sich die Dämonen voneinander und wollten wieder ins Bett. Doch Otogi war in den Armen von Cinderella und Schneewittchen eingeschlafen und so trug der eigentlich Rittersmann von Cinderella den Jungen wortlos zu Bett. Otogis letzte Gedanken in dieser Nacht als er liebevoll zugedeckt wurde, waren gewesen, dass es wohl doch nicht so schlecht sein würde, wenn seine Klasse ein Märchen aufführen würde. Denn auch wenn die Hauptfiguren Dämonen waren, hieß es noch lange nicht, dass sie schlecht waren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lluvia
2013-10-26T19:20:30+00:00 26.10.2013 21:20
Also erst einmal: Allein die Tatsache, dass du zu Grimms Monster geschrieben hast ist Gold wert, vielen vielen Dank dafür! *__*
Die Idee war unheimlich gut, es ist zwar ein wenig schade, dass der Fokus ja dann doch mehr auf dem Unwetter lag, aber diese Szenen waren so niedlich, dass es nicht so schlimm ist <3
Ich würde nur unheimlich gern wissen, was nun aus dem Theaterstück geworden ist... xD

Was die Charaktere angeht: Grimm finde ich eigentlich ziemlich gut getroffen, auch wenn es schwer zu sagen ist weil ich ihn schon im Manga nicht richtig einschätzen konnte aber ich mag ihn <3 Die Stelle als er (und Yuma & Hiyori) so vehement gegen Märchen protestiert hat mich etwas überrascht, weil ich die drei immer eher für ruhigere Schüler gehalten hab, aber verstehen kann man sie durchaus xD
Rotkäppchen fand ich witzig, mit seinem Randombuch über Pubertät xD Und Rapunzel war auch irgendwie niedlich~
Schneewittchen mag ich auch (natürlich x//D) und ich mochte seine Art, wie er immer so schnell ausfallend wird ;p
Einzig bei Cinderella hat es mich etwas gewundert, ich hatte ihn für etwas... kontrollierter (?) gehalten, dass er auf Schnees Provokationen eigentlich gar nicht eingeht und ihn damit nur noch mehr ärgert... und die Sache mit dem Kochtopf hat mich etwas überrascht, war es nicht so, dass Cinderella bevorzugt gar nicht in die Küche geht, wegen Angst vor Feuer und so? Aber das war ja nur ein kleiner Teil ^^

Ansonsten wie gesagt... ziemlich süße Idee, einziges Manko waren vielleicht, dass noch ein paar kleine Fehlerchen drin waren (z.B. "und streifte so lautlos wie ihm möglich war zur Küchen." oder "Kirishimq Haruka") aber im Großen und Ganzen hat mir die FF gut gefallen :3
(...und irgendwie hätte ich jetzt Lust eine FF zu lesen in denen Märchen als Theaterstücke vorkommen im Kombination mit den Märchendämonen bei Grimm zu Hause... wäre sicher witzig x//D Aber das nur so am Rande ^^)
Antwort von:  ChocolateChip
12.11.2013 20:48
freut mich dass dier dieser kleine Leckerbissen gefallen hat xD Kann sein, dass ich mich wirklich zu sehr aufs Gewitter konzentriert habe aber ich hatte die Szene deutlich im Kopf und wollte sie nur noch niederschreiben xD
Was Cinderella betrifft habe ich seinen Chara wohl wirklichnicht hunder pro getroffen ^^' Aber ich kann mir denken dass er nach einer Weile auftaut und Schnee ihm so richtig auf den Keks geht und er schon mal gereizter sein kann xD
*summ*Angst vor Feuer? Welche Angst?*summ* hab ich gaaaar nicht vergessen gehabt xD
MAl schauen was du zu der anderen FFsagst und welche Tatsachen ich dort ignoriert habe xD


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