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Dodekaeder

Der Zwölfte Doctor
von

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Praeludium

Mit lautem Ächzen hob und senkte sich die kristallene Säule in der Mitte des Kontrollraumes der TARDIS. Beschwingt tänzelte der Doctor um die Konsole herum und bediente Knöpfe und Schalter.

Inzwischen hatte er das Outfit seines Vorgängers abgelegt und sich in dem gigantischen, begehbaren Kleiderschrank des Schiffes neu eingekleidet.
 

Er trug eine grün-gold gemusterte Weste über seinem weißen Hemd mit Stehkragen. Statt der Fliege hatte er sich einen eleganten Seidenschal um den Hals gebunden. Die braune, in Stiefel gesteckte, Hose rundete die Aufmachung eines viktorianischen Gentlemans ab.
 

„Wofür ist das hier gut?“, fragte Kiara, die mit einer kleinen Maschine in den Kontrollraum kam. Während der Doctor die TARDIS steuerte, hatte sie sich ein wenig im Inneren des Schiffes umgesehen.
 

Der Angesprochene wandte sich nach einem letzten Dreher an einem Küchenuhr-ähnlichem Schalter zu seiner neuen Begleiterin um und lächelte freundlich.
 

„Ah, wie ich sehe hast du die Küche gefunden. Das ist ein Eierkocher. Er bereitet dir dein Frühstücksei perfekt zu.“ Er griff in seine Hosentasche und zog ein rohes, braunes Ei heraus und legte es in die Aussparung im Inneren der Maschine. „Wie magst du es am liebsten?“
 

„Weich gekocht.“
 

Sie drückte auf den Einschaltknopf und nach einigen Sekunden, in denen der Egg-O-Mat fröhlich vor sich hin surrte, kam ein Teller mit fertigem Rührei heraus. Irritiert begutachtete Kiara das Ergebnis.
 

„Das ist aber kein weich gekochtes Ei...“, bemerkte sie etwas enttäuscht.
 

„Nun, vielleicht ist ein weich gekochtes Ei einfach nicht die perfekte Wahl für dich, hast du daran schonmal gedacht?“, schloss der Doctor daraus und reichte ihr eine Gabel.
 

Kiara entschloss, nicht über das Wie und Warum seiner Tascheninhalte nachzudenken und bedankte sich einfach, ehe sie ihr persönliches Rührei probierte. Es war sogar perfekt gewürzt!
 

„Und?“, hakte der Doctor nach.
 

„Lecker!“
 

Während Kiara sich genüsslich dem Essen hingab, lehnte sich der Doctor an das Geländer und beobachtete sie, ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen.
 

„Hast du dir schon etwas überlegt?“, fragte der Doctor plötzlich.
 

Die Angesprochene blinzelte irritiert zu ihm auf. „Bitte was?“
 

„Ob du dir schon ein Reiseziel überlegt hast, Liebes! Das ganze Universum und alle Zeit der Welt stehen dir zur Verfügung!“ Er öffnete theatralisch seine Arme, als wartete er auf eine Offenbarung. „Es gibt doch gewiss einen Ort, den du schon immer mal besuchen wolltest“, lächelte er sie auffordernd an.
 

Kiara starrte nachdenklich auf ihren leeren Teller. Warum war der Kopf in solchen Momenten wie leer gefegt? Als wenn man das ganze Jahr immer mal wieder dachte 'das hätte ich gerne... und das da' aber wenn dann endlich Weihnachten oder der Geburtstag vor der Tür stand, fielen einem plötzlich keine Wünsche mehr ein.
 

Doch dann kam ihr etwas in den Sinn! Ein Wunsch, der so tief in ihr verankert war, dass es eigentlich an Hohn grenzte, dass sie ernsthaft hatte nachdenken müssen.
 

„Wir können also überall hin, ja?“, vergewisserte sie sich.
 

„Aber natürlich! Fremde Planeten, der Anbeginn der Zeit, der Pionierflug zum Pluto – was dein Herz begehrt!“, bestätigte ihr der Doctor.
 

Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Ein Queen Konzert.“
 

Der Doctor sah sie verdutzt an. „Wirklich?“
 

Kiara holte tief Luft um möglichst viel Betonung auf ihr beherztes „Jah~“ zu legen. „Wembley '86, bitte.“
 

Damit hatte der Time Lord nicht gerechnet. Es vergingen einige weitere Sekunden, bis er sich wieder gefangen hatte und sie freudig angrinste.
 

„Also gut!“ Er drehte sich beschwingt auf dem Absatz zurück zur Konsole und begann Koordinaten einzutippen. „Eine interessante erste Wahl“, gab er von sich. Anscheinend hatte er etwas spektakuläreres erwartet.
 

„Ich kenne nun mal meine Prioritäten“, verteidigte Kiara ihren Wunsch.
 

Sie war mit der Musik dieser Band aufgewachsen. Zu ihrem größten Leid war sie einfach im falschen Jahrzehnt geboren. Als sie älter wurde, erfuhr sie, dass der Frontsänger, Freddie Mercury, knapp drei Monate vor ihrer Geburt verstorben war. Somit hatte sie nie die Chance, ein echtes Queen Konzert miterleben zu dürfen. Zumindest hatte sie sich mit dieser Tatsache abgefunden, bis zu diesem Tag.
 

„Das ist sehr gut! Man sollte seine Ziele immer im Auge behalten“, stimmte der Doctor zu.
 


 

Während die TARDIS durch den Time Vortex rotierte, kämpfte sich Kiara durch den gewaltigen Kleiderschrank des Schiffes – immerhin wollte sie zu einem der Events der 80er nicht in Schlafshorts erscheinen. Zugegebenermaßen waren sie cool und süß. Die gelbe Hose war bedruckt mit Keksmotiven, welche die 'Yolo' rufend in Milchgläser sprangen und solche, die an Fallschirmen hingen. Für den Abstecher nach Alpha Crateris Minoris II war ein Garderobenwechsel nicht nötig gewesen, dort hatte es, soweit sie es denn beurteilen konnte, eh keine Lebewesen gegeben. Nur Pilze. Der einzige Bewohner war nun Smola, welcher sich zufrieden in die blaue Erde eingegraben hatte.
 

Beim Durchstöbern stieß Kiara auf einige abgefahrene Kleidungsstücke und oft hatte das Mädchen Schwierigkeiten sie überhaupt einem passenden Jahrzehnt zuzuordnen. Hier gab es wirklich alles! Faszinierender Weise sogar Teile in ihrer Größe. Viktorianische Kleider, Kostüme aus den 20ern, Modedesaster aus den 80ern...
 

„Was für ein scheußlicher Patchwork-Mantel. Und wofür ist denn bitte ein fünf Meter langer Schal gut?“, murmelte sie vor sich hin.
 

Schließlich gab sich Kiara mit einem bunten T-Shirt, franseligen Jeans-Shorts und Chucks zufrieden.
 

„Die größte Auswahl der Weltgeschichte und ich zieh das gleiche an, wie sonst auch. Typisch.“
 


 

„Du kommst gerade richtig, wir setzen zur Landung an“, empfing der Doctor seine neue Begleiterin, als sie in ihrem neuen Outfit in den Kontrollraum zurückkehrte.
 

„Das heißt, wir sind da?“, vergewisserte sich Kiara breit grinsend. Aufgeregt sprang sie zu ihm an die Konsole.
 

„In der Tat, ich muss nur-“ Ein letzter Hebel wurde umgelegt. Um sie herum rummste es und das Schiff erschütterte, was die Passagiere leicht in ihre Knie sacken ließ. „Da wären wir.“
 

Das Mädchen stieß ein beinah inhumanes Quietschen aus und klatschte erfreut in die Hände.
 

Es kam alles so plötzlich. Nie hätte sie es gewagt, mehr als nur von diesem Augenblick zu träumen. Einen großen Wunsch hatte sie sich bereits erfüllt, als sie vor ein paar Jahren das Musical We Will Rock You in London besuchte – es berührte sie emotional so sehr, dass sie geweint hatte. Zweimal. Sie liebte es sich Konzertvideos anzuschauen, mit ihren großen DJ-Kopfhörern auf den Ohren – es zog sie in einen Bann als wäre sie dabei. Und nun würde sie wirklich dabei sein. Sie würde in der Menge stehen, live vor Queen. Es kribbelte sie schon im ganzen Körper.
 

Kiara sprang die Treppe hinunter und eilte zur hölzernen Tür. Da draußen wartete das London der 80er Jahre.

Eine Zeit in der sie noch lange nicht geboren war. Eine Zeit welche sie nur aus dem Fernsehen kannte.

So viel des modernen Londons würde fehlen, das London Eye, das Shakespeare's Globe Theatre, die ganzen Glasfrontgebäude... und auch das neue Stadion würde noch nicht stehen.

An seiner Stelle stattdessen das alte mit seinen weißen Zwillingstürmen. Die Kathedrale des Fußballs, wo 127.000 Fans Platz fanden, mit seinen neununddreißig Stufen zur Royal Box, die Heimat der Olympischen Sommerspiele von 1948 und einer der Veranstaltungsorte des Live Aid, dem bis dahin größten Benefizrockkonzerts der Geschichte.
 

Das Herz klopfte so laut in ihrer Brust, dass sie meinte, es würde selbst die TARDIS übertönen. Ihre Finger umschlossen die Griffe und mit einem bestimmten Ruck zog sie beide Türseiten auf und schrie aus vollem Leibe:
 

„Hallo, Wembley!!!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Neflite
2014-02-28T10:01:24+00:00 28.02.2014 11:01
Jaaaa, so was würd ich mir auch wünschen :D Habe vor einem Monat erfahren welche großen Künstler so bei mir in der Stadt waren als ich noch nicht geboren war (danke auch, hättet ruhig auf mich warten können :P) Da würd ich auch zu erst hin wollen :D

Sehr schön wieder geschrieben, mal sehen wie es weitergeht ^^ LG


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