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A thousand times Good Night

von

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Memory

Ähm. Ja. Meine FF scheint ja hier wahnsinnig erfolg zu haben! *schaut frustriert auf kein einziges Kommentar* Ich würde mich unfassbar über feedback freuen...
 

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Auf den ersten Seiten waren übliche Informationen über den Verstorbenen. Für gewöhnlich überflog Grell diese – interessierte doch keinen! - aber dieses Mal las er Wort für Wort. Und das, obwohl er die meisten der Daten kannte. Geburtsdatum, Familie, Berufung, Haarfarbe, Augenfarbe (Wobei er anstatt braun 'wunderschönes Schokoladenbraun' viel passender fand) und letztendlich, das Datum, an der er gestorben ist. 24. 04. 1816

Erst, als die Buchstaben zu schwarzen Klecksen verschwammen, bemerkte er, dass er weinte. Grell blinzelte sich eine feine Träne aus dem Augenwinkel, ehe er die Seite umschlug – und ihm damit hellblau schimmernde Filmstreifen entgegen wirbelten.

Bilder in viel zu greller Zahl zogen an seinen smaragdgrünen Seelenspiegel vorbei, verliefen ineinander, bewegten sich imm flüßiger, und wurden letztendlich zu einem Film.

Zu Sein Leben.
 


 

Ich hatte eigentlich nie an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Vielleicht lag das daran, dass ich nach so vielen Jahren nie wirklich in einer Frau nie die eine gesehen habe. Mein Vater meinte stets, dass ich mich nur warten brauchte. Ich wartete – und doch kam sie nie.

Bis zu meinen achtzehnten Lebensjahr war alles normal gewesen, für die damaligen Verhältnisse. Ich lebte mit meiner Mutter, meinem Vater meiner älteren Schwester Mary und meinen größeren Bruder Christian in einem kleinen Dorf in der Nähe Londons. Eine Liebevolle, ehrliche Familie. Vor der üblichen Armut blieben wir selbstverständlich nicht verschont – wir hatten nur eine kleine Schmiede, die einst meinen Großvater gehört, nun übernahm mein Vater sie. Er meinte eines Tages müsse ich, oder mein älterer Bruder sie übernehmen. Wenn ich ehrlich war – ich war noch nie besonders erpicht darauf, Schmied zu werden. Ich half lieber im Haushalt. Beim Kochen. Ganz besonders beim Kochen. Hab ich schon immer getan.

Während mein älterer Bruder meinem Vater zur Hand ging, war ich lieber mit meiner Schwester und meiner Mutter in der Küche.

Wie sich herausstellte, wird Kochen eine ganz große Leidenschaft von mir. Hätte ich nur mehr Zutaten, hätte ich viel mehr experimentieren können. Ich träumte von den verschiedensten, exotischsten Gewürzen, mit dem man delikate Wunderwerke hätte herstellen können. Aber auch so schien meine Familie meine Kochkünste zu schätzen. Das war eine der wenigen Male, in den ich puren Stolz in das Gesicht meines Vaters gesehen hatte. „Julian.“ hatte er gesagt, seine Hände um mein Gesicht gelegt. Diese brauen Dackelaugen, die hatte ich von ihm. „Das schmeckt wundervoll. Vielleicht sollten wir dein Talent fördern. Du kannst der Armut entkommen, mein Kind.“

Ich glaubte nicht, was ich gehört hatte. Sie wollten mir, ausgerechnet mir die Chance geben, nach London zu ziehen, und mich als Koch unter Beweis zu stellen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie unsagbar dankbar ich gewesen bin. Ich hätte sonst die Schmiede übernehmen können. Der ganze Dreck, der Lärm, die Hitze...ich hasse das. Vater hatte immer gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, und ein Mann sein. So oder so, so wirklich nützlich mache ich mich anscheinend nur in der Küche. Ich zögerte nicht, arbeitete in einer Kneipe, um genug Geld zusammen zu kratzen, um in London zu leben. Ich versprach meiner Familie, dass ich, wenn ich wiederkam, ein berühmter Sternekoch in England sein werde. Mum hängte noch an, dass ich auch eine Frau und Enkel mitbringen sollte, und sie lachte. Mir war jedoch nur ein seichtes Lächeln zu entlocken. Eine Frau … mit diesem Gedanke wollte ich mich einfach nicht anfreunden. Vielleicht war ich noch nicht alt genug dafür, um mich für Frauen zu interessieren. Ich wurde nie alt genug dafür.

Ich war zum ersten Mal in Leben auf mich allein gestellt. Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Wie ich aus der Kutsche ausstieg, und die belebte Straße betrachtet habe. So viele Menschen auf einmal! Als Dorfkind, regelrechtes Landei, kannte so etwas doch nicht. Sofort hatte ich diese Statt ins Herz geschlossen. Die Menschen, die Gebäude, die Luft. Alles. So eine schöne Stadt konnte ich mir bisher nicht erträumen. Etwas in meinem Gefühl sagte mir, dass die Umgebung eine große Veränderung mit sich trug. Und ich hatte mich nicht geirrt.

Zunächst allerdings war alles nicht sonderlich anders. Statt Gerichte anzufertigen, arbeitete ich in einer Kneipe als Kellner. Man erlaubte mir einfach nicht, den Kochlöffel zu schwingen, dabei waren die Gerichte auf der Karte grauenvoll. Sie waren fade, hatte nicht den geringsten Hauch von Geschmack, und davon, wie es angerichtet war, wollte ich gar nicht reden. Aber der Inhaber hatte mir immer verboten. Ich sollte ja meine schmutzigen Finger von der Küche lassen. Wenn ich die unsaubere Arbeit des eigentlichen Küchenchefs sah, wurde mir schlecht. Man musste mit Liebe kochen, doch er verzog nicht eine Miene dabei.

Eines Tages jedoch, konnte ich einfach nicht wiederstehen. Ich stahl mich in die Küche, und kochte, was das Zeug hielt. Suppen, Pasteten, Kuchen, alles, was in meiner Macht stand. Die Gäste waren anscheinend begeistert, die Kneipe war belebt wie noch nie. Und Offenbar war der Chef derart beeindruckt von den plötzlichen Menschenmengen in seiner Kneipe, dass er wohl ganz vergessen ihn deswegen anzuschreien.

Unter den beeindruckten Gästen war wohl auch ein Inhaber eines Berühmten Restaurants. Er ließ nach den Küchenchef, also mich fragen, und seine stechend blauen Augen musterten mich eindringlich. „Unfassbar.“ murmelte er, und dann lächelte er mich an. „Ein so junger Bursche verbirgt ein solches Kochtalent. Mein Junge, du bringst es noch weit.“ Er zückte ein Papier und ein Stift, auf der er eine Adresse kritzelte. „Wenn du groß raus kommen willst...kommst du Morgen um Punkt 8 in mein Restaurant.“ Das war alles, was er sagte. Ich bedankte mich höflich, und starrte ungläubig auf den Zettel. Endlich. Das war diese einmalige, seltene Chance, das zu tun, was ich wollte und am besten konnte. Kochen.

An jenen Tag war es derart klar gewesen, dass ich verschlafen musste. Viertel vor 8, wenn ich mich nicht beeilte, konnte ich diese einzige Chance in den Sand setzten. Meine Lunge drohte zu zerbersten, doch ich dachte nicht daran, mein Tempo zu drosseln. Allerdings kam ich doch zum stoppen, als ich um die Ecke bog, ohne mich um zu sehen.

Und schnurstracks in ihn hinein rannte.

Ich hab nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Bis ich ihn sah. In London hatte ich bereits viele schöne Menschen gesehen, aber keiner war so wie er.

Er hatte hüftlange, rosenrote Haare, die seidig glatt seine schmalen Schultern sanft hinunterflossen. Hinter zwei Brillengläsern beäugten mich zwei, wie Smaragde funkelnde Augen. Auf seiner reinen, schneeweißen Haut bildete sich im Gesicht ein seichter Rotschimmer ab. „Huch, haben wir es etwa eilig?“ kicherte der bezaubernd aussehende Mann. Ich schluckte, fand kaum meine Sprache wieder, als er mir seine Hand hinhielt. Lediglich ein „Verzeihung“ verließ murmelnd meinen trockenen Mund, als ich mich von ihm aufhelfen ließ. Er bemerkte, dass ich ihn förmlich anstrarrte, aber das war mir egal.

Er war schön. Unmenschlich schön.

Wenn ich doch nur gewusst hätte, wie richtig ich damit lag...
 

„Grell-Senpai?!“ kam es gedämpft von der anderen Seite der Tür, kurz darauf rüttelte jemand, oder besser gesagt, Alan an dieser. Man erkannte ihn an den zurückhaltenden, leisen Stimmchen.

Augeblicklich schlug der Rotschopf das lederne Buch zu, ebenso schnell erloschen die Records, und verschwanden. Dank seines außergewöhnlichen Schauspiel Talents gelang es dem aufgewühlten Shinigami seinen ertappten Gesichtsausdruck zu überspielen, und er flötete ein gut gelauntes, wie man von ihm es kannte „Jaaahaaa~“ und versteckte das kleine Buch unter seiner Bettdecke, ehe er zur Tür tänzelte, und diese aufschlug. Alan schaute ihn ziemlich irritiert an, als hätte er irgend ein Gespenst gesehen. Als Grell darauf eine Augenbraue scharf nach oben zog, fasste sich der Jüngere wieder, und räusperte sich. „Ähm, ich störe wirklich ungern, Grell-Senpai, aber wir müssen in wenigen Minuten eine Seele einsammeln.“ „Jaja, schon gut. Ich komme gleich nach.“ Grell seufzte leise, ehe er ihm über den braunen Haarschopf strich. Worauf dieser zusammen zuckte, und mit rosanen Wangen das Weite suchte. Der rothaarige grinste breit. Alan war zu knuffig – und dennoch, nicht sein Typ. Und jeder, jeder in der gesamten Dispatch, wusste, dass der jüngere nur Augen für Eric hatte. Jeder, außer dieser selbst. Entweder, begriff Eric den Wink mit den Zaunpfahl nicht, und man musste ihn damit verprügeln, oder Alan traute sich einfach nicht. Hach, also wirklich. Der romantikliebende Todesgott nahm sich vor, den beiden ein wenig auf die Sprünge zu helfen! Ob sie wollen, oder nicht. Hihi.

Grell warf einen schnellen Blick in den Spiegel, wollte danach direkt los maschieren – je schneller er mit der Arbeit fertig war, desto schneller konnte er zurück zu den Records – blieb jedoch angewurzelt stehen, und verkniff sich einen Aufschrei. Ein blasser Todesgott, mit schwarz verschmierten Augen schaute ihn entgegen, und nicht wie erwartet eine hübsche Lady! Deswegen hatte Alan so entsetzt geguckt! Er sah ja aus, wie der wandelnde Tod! (Genau genommen, war er das auch. Aber trotzdem musste man, oder eher, frau ja nicht so aussehen!) Mit einem Taschentuch wischte er sich unter die Augen her, entfernte die Reste, die verraten haben, dass er wohl bitterlich geweint haben musst. Anschließend trug er erneut ordentlich Wimperntusche auf, genauso wie seinen lieblings, knallroten Lippenstift. Na bitte. Sah doch gleich viel besser aus.

Sichtlich zufrieden mit seinem Erscheinungsbild trat Grell durch seine Tür, drauf bedacht, möglichst elegant zu laufen. Während ein gewohntes Grinsen seine Mundwinkel schmückte. Selbst wenn sich einer seiner Mitarbeiter dafür interessierte, selbst wenn einer genauer in sein Gesicht sehen würde, so würde keinem auffallen, dass er eben noch geweint hatte. Nein, nein! Es geziemte sich auch für eine Lady nicht, verheult durch die Gegend zu laufen.

Man lächelte, zeigte sich von seiner besten und schönsten Seite.

Auch, wenn man innerlich zerbricht.



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