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Soulcatcher

Deirdre of Ree
von

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Zurück aus Erinnerungen

Langsam den Gedanken entrinnend blickte er wieder zu sich herab, an seinem zerknitterten Gewand entlang zu der schlafenden Fee und sah sie lange an. So in Träumen versunken sah sie friedlich aus, das Gesicht ebenmäßig und nicht von der Kälte durchdrungen und den Kampf versprühend welcher sonst darauf zu sehen war. Sie sah fast …
 

Er fasste sich ein Herz und strich ihr sacht eine Strähne aus dem Gesicht – was sie zu seinem Bedauern aus dem ruhenden  Zustand riss. Ihre Augen öffneten sich und ihre Blicke trafen sich. Für einen Morgen blickte sie ihn unstetig, fast erschrocken an – fing sich dann aber wieder. „Guten Morgen, Mylord“ – „Guten Morgen, Mylady. Wie geht es euch?“ – „Mir geht es gut, habt Dank“, murmelte sie leise. Ihr Blick war wesentlich zurückhaltender, ruhiger, trauriger als er es gestern Abend gewesen war. Er war verwirrt und blickte sie fragend an als ihre Finger sachte über seine Federn glitten und sie sich schließlich mit einem schüchternen Lächeln wieder zu ihm wandte: „Sie sind wirklich schön...“.
 

Fragend schaute er sie an. War sie überhaupt noch die gleiche Person? Er setzte zum Wort an „Mylady, Ich…“ – doch sie schnitt ihm selbiges ab: „Oh, vergebt meine Unhöflichkeit. Ich hatte euch selbst meinen Namen verweigert.  Ich heiße Deirdre Susanne Fay´s Daughter of Ree … Aber nennt mich doch einfach Deirdre.“ – und wieder war da dieses schüchterne Lächeln.
 

„Deirdre ich fragte mich, was ihr wohl erlebt haben müsst. Warum seit ihr hier – was brachte euch... zu mir?“ Deirdre hob den Kopf und blickte ihn fragend an: „Nun ja, ich denke meine Begehr ist euch hinreichend bekannt, aber meine Beweggründe… Dürften für euch noch sehr  - undurchsichtig - sein…“, sie murmelte leise: „Es könnte euch aber helfen mich zu verstehen.“, meinte sie – schuldbewusst und senkte den Blick.
 

Ja, das war sie. Sie war grausam. In der Tat. Sie hatte sich in der vergangenen Nacht seinem… zweiten Gesicht bemächtigt und ihn danach eiskalt abblitzen lassen. Das Bad sah wohl immer noch nach einem Schlachtfeld aus. Blut, zerbrochene Spiegel,… Und doch lag sie nun bei ihm – so ruhig, besonnen – nein- ihr war der Scham ins Gesicht geschrieben. Ob dies nun dem Akt selbst galt oder der Tatsache wie sie danach mit ihm verfahren war – das konnte er nicht erkennen… Seine Hand glitt hinauf zu seiner Halsbeuge und er strich gedankenvoll über die noch leicht schmerzende Stelle – sehnsuchtsvoll…
 

Sie riss ihn wieder aus den Gedanken: „Wart ihr schon in Irland?“, fragte sie ihn und blickte in seine Augen. Er nickte: „Ja, ein wunderschönes Land…“. „Es ist meine Heimat… Ist euch der Lough Ree ein Begriff?“. „Hm.. Einer Sage nach soll dieser mystische See magische Wesen beherbergen… Es würde mich nicht wundern, schließlich ist Irland die Heimat vieler solcher Wesen.“. „Ja… Der Lough Ree… Der See der Könige… Der größte  See in Irland… Es gibt viele Sagen über sein entstehen… Eine davon berichtet auch von meiner Geburt…“ – Ihr Blick wanderte wieder zu ihm und als sie sah wie er ihr gebannt folgte und seine Elfenohren sogar kurz zuckten musste sie kurz lächeln und fuhr mit ihrer – sichtlich sie belastenden – Erzählung fort: „Nun… Zu einer Zeit, da die Zeit selbst noch ein Kind war und die Erde noch von Naturgeistern beherrscht wurde, gab es in der Mitte Irland ein mächtiges Menschenkönigreich. Es war fruchtbar, grün und wurde von zwei Flüssen eingeschlossen: Ree und Quynn…“. Sie hielt kurz inne: „Sind euch Naturgeister ein Begriff?“ – „Ich weiß nicht was ihr darunter versteht, aber ich habe früher und heute noch mit Baumgeistern zu tun… Putzige kleine Gesellen…“. Sie lächelte: „Die Naturgeister von denen ich spreche sind andere…. Sie sind das Leben, das in einer Landschaft steckt, einem Berg, einem Wald, einer grünen Ebene… Sie haben viele Gestalten, sind gleichzeitig überall und nirgendwo, sind Mensch und sind Tier. Sie sind das leise säuseln des Windes im grünen Laub und die Stelle des ersten Schnees, der alles bedeckt. Sie sind unsterblich… Jedenfalls so gut wie… und herrschen mit großem Stolz über ihr Gebiet. Früher mischten Sie sich oft unter die Menschen, nahmen ihre Gestalt an… Doch heute nicht mehr, heute leben sie zurückgezogen und sprechen kaum mehr mit Menschen so dass viele sie vergessen haben und sie nicht mehr achten…“. Der Elf legte den Kopf schief und murmelte: „Mir war nicht bekannt dass sie sich unter die Menschen mischten…“ – „Nun…“, fuhr die Fee fort, „Sie hielten Menschen für Interessant… Die Menschen aber trauten ihnen nicht…“, und die Seelenfängerin fiel wieder in ihre distanzierte Art zurück und ihre Augen wurden kalt: „Denn die Naturgeister waren unberechenbar. Sie schienen über keinerlei Logik oder Gerechtigkeitsempfinden zu verfügen, sie gehorchten einzig ihren Gefühlen. Die Menschen erschienen ihnen kompliziert und verlogen und so zogen sie sich zurück…“, sie lies die Worte im Raume stehen und blickte zum Fenster, hinaus in die Weite. Ihr Zuhörer räusperte sich leise und sprach – fragend und vorsichtig: „Ich… spüre solche… ähnliche Macht in euch… nun da ihr es erwähnt… Ich wusste nicht was ihr seit und konnte es nicht zuordnen… Verzeiht die Bezeichnung aber… Ihr seit Mischling… nicht?“ – Sie nickte:  „So ist es…“, meinte sie ruhig, ohne sich von seiner Wortwahl angegriffen zu zeigen: „Der König des Landes zwischen Ree und Quynn, welches Calgrathar genannt wurde war mein Vater und der Naturgeist Elidhu Alydhir, welcher über den Wald herrschte der Calgrathar bedeckte, war meine Mutter…“
 

Lächelnd und interessiert setzte sich der Elf auf, seine Flügel verschwanden und gaben die Fee frei. Er setzte sich auf die Hinterbeine, lächelte sie an und betrachtete sie interessiert und lang. Dann berührten seine Fingerspitzen sachte ihre Wange und ihre Stirn. Er schloss die Augen, nährte sich ihr und lehnte seine Stirn an ihre, spürte ihre Energie und sog sanft ihren wundervollen Geruch ein. Er spürte die tiefe Verbundenheit welche diese beiden Leben aneinander flocht und löste sich mit einem Lächeln von ihr, welches er sanft in ihren Augen erwidert fand: „.. es gibt immer wieder Überraschungen, nicht wahr?“, hauchte das Feenkind.
 

Er legte sanft seinen Kopf in ihren Schoss und nickte, fühlte sich geborgen und glücklich in diesem Moment. Sie lächelte und strich ihm sanft durchs Haar, während sie aus dem Fenster blickte und leise hauchte: „Wollt ihr wissen, wie die Geschichte weiter geht?“  - „Bitte“, murmelte der sonderbare Zuhörer und wartete gespannt auf die Fortführung ihrer Erzählung.
 

„Es begab sich, dass der König von Calgrathar, welcher den Namen Dernhil trug, einen Ausritt im Wald machte. Dort traf er auf ein wundersames Wesen, meine Mutter. Bald trafen sie sich öfter und Liebe begann zwischen ihnen zu keimen. Mein Vater nahm meine Mutter mit auf sein Schloss, ich wurde geboren und die Jahre vergingen… Eine solch starke Liebe, wie ich sie nie wieder erlebt hatte…“, sie hielt einen Moment inne, aber er wollte sie nicht drängen und lies ihr ihre Zeit.

„Doch dann geschah was geschehen musste… Mein Vater wurde alt und starb… Meine Mutter, welche die Zeit nicht kannte brach es das Herz… Sie… wünschte sich nichts sehnlicher als zu sterben… Sie schloss einen Pakt mit den Göttern und opferte sich… für mich…“
 

Der Elf blickte sie traurig an, richtete sich auf und nahm sie in den Arm, strich ihr über den Rücken und wollte sie trösten – doch sie lächelte ihn nur an: „Es braucht euch nicht Leid zu tun. Es ist mein Schicksal, die Götter wussten das bevor ich auch nur ein Gedanke war.“
 

Er blickte sie traurig an, schaute unter sich und murmelte nur:  „Schiebt nicht alles auf euer Schicksal…“
 

Sie erwiderte lächelnd:  „Was sollte ich sonst tun? Mir selbst die Schuld geben? Meine Mutter hassen? Das hätte alles keinen Sinn, es würde mich kaputt machen… Man kann nur leben, wenn man sein Leben akzeptiert. Womit ich nicht meine, dass man nicht kämpfen soll. Aber einen verlorenen Kampf zu beweinen – lange nachdem er verloren ist – das hat keinen Sinn. Es schwächt uns nur.“
 

Was sollte er entgegnen? Sie hatte Recht. Er nickte. Und sie fuhr fort: „Die Unsterblichkeit meiner Mutter wurde auf mich übertragen, von da an war der Tod mein Geliebter und ich seine Sklavin. Meine Mutter hingegen konnte nun endlich sterben… In Ihrer Trauer ließ sie ganz Calgrathar versinken und aus ihren Tränen entstand der Lough Ree…“
 

Stille kehrte ein und beschloss ihre Erzählung.
 

„Der Tod… Euer Geliebter? Ich verstehe nicht…“ – „Ich habe ihn geliebt… Ich war nur ein Kind… Als all das geschah war ich gerade einmal 15… Ich alterte noch bis ich 25 war, danach nicht mehr… Auch das ist sein Werk… Der Tod war mächtig, für mich bedeutete sein Kuss die Erlösung von alldem Leiden… Das hatte ich bei meiner Mutter gesehen, sie war glücklich als sie starb… Der Tod nahm mich auf… Er lehrte mich das Töten… und das Lieben… Meine ganze Existenz lag in seiner Hand, ich fürchtete ihn und sehnte mich zugleich nach seinem Kuss…“ - „Seinem… Kuss? Ihr… seit seine Geliebte… und Frau?“ – „Ich war..“, sprach sie leise: „…doch das ist lange her…“
 

Er senkte den Kopf, schloss die Augen und murmelte leise,... leise und kalt: „Habt ihr es… genossen?“
 

„…ja…“, flüsterte sie und starrte aus dem Fenster.
 

„Wie war er…?“
 

„Bittersüß… Unsere Zeit war nie unbeschwert, aber wir waren zusammen… Wir haben uns gegenseitig begehrt und verflucht…“, murmelte sie und hing den Erinnerungen nach: „…manches vergeht nie. Liebe hört manchmal einfach auf… Aber… manche Dinge bleiben. Meine Sehnsucht nach dem Tod ist nicht mehr als ein Teil meiner Vergangenheit…“, sie blickte ihn an und sah die Frage in seinen Augen – wollte den Grund für ihre Erzählung verraten:  „Auch wenn ich nicht mehr die Geliebte des Todes bin, so bin ich noch immer seine Sklavin, seine Marionette… Und darum ist es mein Auftrag eure Seele zu nehmen…  Das ich mich der Nacht euch bemächtigte – war auch nur ein Test um zu Wissen, mit wem ich es zu tun habe…“
 

Er blickte weg, fühlte sich degradiert, verletzt, benutzt. Und doch… war da noch etwas anderes… War ihn zu ihr zog…
 

„Ein Mittel zum Zweck…“, sie stand auf und ging zum Fenster und öffnete es: „…Es tut mir leid…“
 

Ihm fielen keine Worte mehr ein. Eine Leere legte sich über ihn und er wusste nicht was er sagen sollte.
 

„Und? Verabscheut ihr mich nun?“, meinte sie stechend
 

Der mitgenommene Herr blickte zur Seite und schüttelte den Kopf: „Tut was eure Aufgabe ist…“
 

Spitz – und mein der gleichen Kälte die er in der Nacht zuvor verspürt hatte antworte sie: „…Mir wird nichts anderes übrig bleiben… Denn warum sollte ich meine Natur leugnen? Es ist ein Teil davon. Genauso wie zu töten, zu hassen, zu lieben, zu leben und irgendwann zu sterben – oder zumindest meine Seele dem Tod geben zu müssen.“ – Sie sah das Unverständnis, den Kampf in seinen Augen – und es entzürnte sie: „Wenn ihr mich verurteilt, dann sagt es mir direkt und quält mich auf diese Art!“
 

„Warum tötet ihr mich nicht direkt?“
 

„… Ich will es nicht solange ihr euch wehrt. Ich bin kein Monster…“, sprach sie kalt.
 

„Aber mich für euren Zweck zu nutzen, dafür gereich ich euch?“
 

„Mylord“, flüsterte sie gefährlich leise:  „Jeder von uns benutzt andere. Und wenn es nur ist um das eigene Gewissen zu Befriedigen…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Urikal
2014-01-16T18:45:33+00:00 16.01.2014 19:45
Er ist zum Teil ein Vampir, sie als Seelenfängerin auch ehr ein Dämon - naja für sie war es ein Test. Ich wollte es allerdings nicht niederschreiben, weil es sich echt ehr schlecht machte...

Naja - sie ist in ihrer Rolle praktisch unsterblich. Er muss akzeptieren dass er ihr nichts wirkliches entgegen zu setzen hat. Quasi. Daher kann sie ihm schon viel preisgeben.
Von:  Wave
2014-01-11T12:03:03+00:00 11.01.2014 13:03
Ich kann mir vorstellen, was da in dem Bad passiert ist^^"

Interessant ihre Geschichte.
Etwas, was ich mich immer wieder frage (ohne jetzt speziell irgendwen "anzugreifen"):
"Warum bei den Göttern erzählt jemand einem völlig Fremden die eigene halbe Lebensgeschichte?"


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