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Beim Leben meines Feindes

von

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Painkiller

Makoto war nicht zimperlich, weder was sich selbst oder Andere anging. Das wäre auch lächerlich, in Anbetracht dessen, dass er den Großteil seiner Jugend damit verbracht hatte, Ursache und Wirkung von jede Art von Schmerz und Verletzungen zu analysieren, um sie für seine Art von Basketball gebräuchlich zu machen. Es reichte nicht, einfach nur die besten Methoden zu beherrschen, um unentdeckt zu foulen – Man musste vor allem wissen, wie viel Schaden welcher Foul bei welchem Menschen anrichtete, um seine Gegner entweder qualvoll und langsam oder schnell und effizient auszuschalten. Nicht umsonst hatte er sich auf den ersten Blick in Kiyoshis Knie damals verliebt. Es war einfach perfekt gewesen. Als hätte er ihm damals seinen bloßen Nacken präsentiert, in den man nur noch den tödlichen Biss setzen musste. Er hatte nicht übertrieben, als er es als sein Meisterwerk beschrieben hatte. Zu dumm, dass er nie wieder eine Gelegenheit bekommen hatte, es würdig zu Ende zu bringen.
 

Aber gerade hatte Makoto ohnehin andere Probleme, als den guten alten Zeiten nachzutrauern, wie zum Beispiel die Tatsache, dass er sich ein Zimmer mit einem viel zu laut dahinsterbenden alten Opa teilen musste. Oder dass er mit schlimmsten Schmerzen im Krankenhaus lag. Oder dass ihm in weniger als einer Viertelstunde ein guter Teil seiner Genitalien abgenommen werden würde. Genug Auswahl um für eine gute Weile beschäftigt zu sein hatte er ja.
 

Es war ihm schleierhaft, wie ausgerechnet ihm eine Hodentorsion passieren konnte.
 

Gut, mittlerweile wusste er durch seinen, hoffentlich nicht gänzlich inkompetenten, Chirurgen was genau er sich da zugezogen hatte, aber es war ihm trotzdem unverständlich, wie er es mit 27 Jahren geschafft hatte, sich, um es gänzlich primitiv auszudrücken, den eigenen Sack abzuklemmen. Vielleicht hatte zu wilden Sex gehabt. Oder es lag daran, dass er in der Dusche ausgerutscht war. Oder er hatte sich so unglücklich im Schlaf herum gewälzt, dass es zu so einer Stielverdrehung gekommen war. Genau konnte er es nicht sagen, da diese drei in Frage kommenden Ursachen recht zeitnah hintereinander passiert waren. Alles was er wusste war, dass er heute Morgen mit heftigen Schmerzen aufwachte, seine linke Genitalseite um fast das doppelte angeschwollen und sich übel verfärbt hatte und dass er jede Frau, die ab jetzt noch behauptete dass eine Geburt eine viel größere Höllenqual war als alles was ein Mann je empfinden könnte, mit dem Gesicht zur Wand stellen und sie augenblicklich erschießen würde.
 

Das Schmerzmittel, das man ihm verabreicht hatte, schlug nicht wirklich an. Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als in einem dieser scheußlichen Krankenhaushemdchen gekleidet, wie ein Verbrecher, der auf seine Todesstrafe wartete, tief ein- und auszuatmen und im Bett liegend darauf zu warten, das irgendeiner vom Pflegepersonal sich seiner verfluchten Seele annahm. Er war wirklich verflucht. Davon war Makoto überzeugt. Anscheinend büßte er seit zehn Jahren Stück für Stück seine Sünden ab, aber diese Art von Strafe wünschte er höchstens seinem Todfeind. Oder Imayoshi. Aber sicher keiner anderen, halbwegs akzeptablen Kreatur auf diesem Planeten.
 

Schritte näherten sich an, aber Makoto machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen um den Pfleger anzusehen, der gerade das Zimmer betreten hatte. Wenn er momentan etwas nicht ertrug, dann den Anblick von anderen Menschen, von denen der Großteil ohnehin dumm wie Brot waren. Aber als ihm dreisterweise, ohne wenigstens den leisesten Ansatz einer Begrüßung, das Hemdchen hochgeschoben wurde, um sich das Fiasko darunter anzusehen, musste er dann doch dezent zusammenzucken.
 

Was waren das hier bitte für Sitten? War er hier im Lazarett eines Kriegsgebietes gelandet?!
 

„Ah, du bist doch der Richtige. Sieht ja schlimm aus, aber das wird schon. Nur nicht unterkriegen lassen, okay? Ich kümmere mich darum, dass du unten hübsch zurechtgemacht bist, bevor man dich aufschnippelt. Das wird ein Spaß!“
 

Spaß?

SPASS?!

Hatte dieser Mistkerl, der für Makotos Geschmack viel zu motiviert klang und nicht mal den Anstand hatte sich vorzustellen, etwa wirklich und ernsthaft gerade gesagt, dass das ein Spaß werden würde?! Ihm wurde ein verdammter Hoden abgenommen! Ein Teil seiner Männlichkeit, ja, ein ganzes Drittel seiner männlichen Identität wurde ihm geraubt, was glaubte dieses Arschloch eigentlich, mit wem er es zu tun hatte?!
 

Bevor Makoto seinem Hass verbal und wenn sein Faustradius reichte, auch körperlich zum Ausdruck bringen konnte, fing der Typ auch schon an, ihn ein lustiges Liedchen pfeifend nass untenrum zu rasieren, ohne die kleinste Ankündigung. Jetzt konnte er es wirklich nicht mehr unterdrücken. Er riss die Augen auf, als er sich etwas hoch stemmte, bereit diese unwürdige Made mit seinen verächtlichsten Blicken zu töten und wenn das nicht half, mit Gewalt nachzuhelfen, aber so weit würde es nicht kommen.
 

Er zog scharf den Atem ein, als er verwirrt realisierte, wer da gerade an seiner Schambehaarung herumwerkelte. Ein Alptraum war wahr geworden.
 

„Ki...Kiyoshi?! Was zur Hölle – WAS MACHST DU DA!“
 

Absolut überrumpelt versuchte er sich zu entziehen, sorgte aber nur dafür, dass er sich selbst an der Klinge schnitt, die Kiyoshi gerade angelegt hatte.Sein ohnehin schon malträtiertes Genital dankte es ihm mit noch mehr Schmerz, der dafür sorgte, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Heute war wirklich nicht sein Tag.
 

„Sachte, sachte! Na, ich rasiere dich für den OP, hab ich dir das nicht gesagt? Du bist lebhaft wie immer, Hanamiya. Jetzt blutet es sogar... Ich verwende ja bei mir immer Spucke bei solchen kleinen Rasierunfällen, aber tja, ist doch etwas speziell die Stelle, haha. Aber wenns dir nichts ausmacht, kann ich...?“
 

„Nimm das verdammte Rasiermesser da weg und hör auf Bullshit zu labern, du blöder Vollidiot!“
 

Er konnte nicht fassen, was hier vor sich ging. Das war alles so was von skurril und bizarr, dass er zuerst dachte, er befände sich auf einem sehr schlechten Drogentrip oder war wie auch immer mitten in die Welt einer üblen Fanfiction geraten. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ausgerechnet zehn Jahre nach ihrem letzten Aufeinandertreffen begegneten sie sich wieder, nur diesmal nicht als Feinde oder gar Gegner, sondern als Patient und Pfleger in einem Krankenhaus. Irgendwas lief gehörig in seinem Leben schief. Dass Kiyoshi sich ebenfalls von den Umständen zumindest überrascht zeigte, war zu viel erwartet. Der Trottel drückte ihn stattdessen sanft, aber bestimmt wieder zurück auf den Rücken und tätschelte ihm den nackten Oberschenkel mit einem aufmunternden Lächeln.
 

„Nur die Ruhe. Wir haben es gleich. Wenn du wieder aus der Narkose aufwachst, haben wir genug Zeit um uns zu unterhalten. Gut siehst du aus. Nun, zumindest das Meiste von dir, haha. Sonst alles fit im Schritt? Kleiner Scherz am Rande. Das sieht wirklich schlimm aus. Du hättest echt früher ins Krankenhaus sollen.“
 

Makoto war so fassungslos, dass ihm keine ordentliche Antwort darauf einfiel oder sonst irgendwas, das diese ganze Situation ein wenig weniger peinlich und entwürdigend für ihn machen konnte. Also bleib er einfach nur heftig schnaufend liegen, die Augenbrauen eng zusammengezogen und mit einer derartigen Mordlust in seinem Inneren, dass die Fliegen glatt elendig verreckend von der Decke fielen, die er mit Blicken penetrierte. Er beschloss, Kiyoshi ab jetzt zu ignorieren. Was nicht so einfach war, da dieser absolut gelassen weiter vor sich hinsummte, während er die letzten Haare von Hanamiya sorgfältig entfernte.
 

„Singst du gerade ernsthaft das Opening von Dragon Ball, während du mir die Eier rasierst?“
 

„Ah, du kennst es? Ich liebe den Song! Als kleiner Junge hab ich das jeden Tag nach der Schule geschaut. Besonders mochte ich die Szene, wo-“
 

„Noch ein Wort und ich finde eine Möglichkeit, dass du statt mir unter das Messer kommst.“
 

„Schon gut, ich schweige wie ein Grab. Super-Sayajin-Ehrenwort!“
 

Makoto musste sich die Schläfen massieren. Eine Migräne war das Letzte, was er jetzt noch zu seinem vollkommenen Unglück brauchte. Ganz ruhig, mahnte er sich in Gedanken. Sieh es so, schlimmer kann es nicht werden. Wirklich nicht. Ganz bestimmt nicht. Vielleicht stirbst du ja während der Operation, damit du endlich deinen Frieden findest. Hoffen darf man ja noch.
 

„...Duuu wiiirst unbesiegbar seeein...♪“
 

Eine vorbeigehende Krankenschwester hörte hinter der Tür nur noch einen dumpfen Schlag, als Makoto seiner Drohung Taten folgen ließ und Kiyoshi eine Nierenschüssel an den Kopf warf.
 


 

Als man ihn endlich, glatt rasiert wie ein minderjähriger Schuljunge, zu Operation abholte, hatte Makoto zwar immer noch teuflische Schmerzen, aber zumindest fühlte sich seine Nerven beruhigt. Dass man ihn ansah, als wäre er ein angehender Selbstmordterrorist, weil er so selig lächelte, obwohl sein Schmerzmittel schon lange abgeklungen war, während Kiyoshi synchron dazu plötzlich eine fiese Platzwunde auf der Stirn hatte, die gerade versorgt wurde, registrierte er kaum. Zwar verschwand sein Lächeln des Bösen minimal, als dieser Idiot ihm fidel wie zuvor hinterherwinkte, aber als man ihm die Narkose im Operationssaal gab, entspannte sich alles in ihm. Er war so beschäftigt mit Kiyoshi gewesen, dass er nicht mal Panik haben konnte, was gleich passieren würde. Er döste langsam weg. Und während er nach und nach einschlief, summte er unbewusst das Intro von Dragon Ball.
 

Den Ohrwurm sollte er auch nach drei verdammten Tagen nicht mehr loswerden.  



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mikeito
2014-03-04T17:30:49+00:00 04.03.2014 18:30
Ah, da ist ja schon der humorvolle Teil!
Karma is a bitch, was Makoto? xD Wobei ich ihm sowas echt nicht wünschen würde. Wäre ich ein Kerl, wäre ich genauso entsetzt. Besonders, wenn mich mein "Feind" unter der Gürtellinie rasieren muss. Was für eine Demütigung!
Achja, was ist Teppei jetzt vom Job her? Nur Arzt? Chirurg? Oder ne männliche Krankenschwester? xD

Das Einfügen von DB(Z)-Andeutungen, finde ich nett. Auf ein Super-Sayajin-Ehrenwort kann man sich echt verlassen. Das Opening, was Teppei singt, ist aber von Dragon Ball Z, nicht Dragon Ball *Klugscheisser-Modus off* xD

Beim Satz Vielleicht hatte zu wilden Sex gehabt fehlt noch ein "er* ;)

Ich bin schon gespannt, wie's weitergeht *setzt FF in Favo-Liste, obwohl 0 Ahnung von KnB* xD


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