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Story between Worlds

Samael und Aurelia
von

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Kapitel 17

Als sie die Wohnungstür aufbrachen und einen Fuß über die Schwelle setzten, hatte Amaya kaum Zeit sich umzusehen, als sich jemand neben ihr auf Javier stürzte. Ihre Schutzfunktionen setzten sich sofort in Alarmbereitschaft. Der schwarzhaarige junge Mann drückte Javier an die Wand, presste ihm die Luft aus den Lungen und zielte mit seinem Dolch direkt auf die Kehle ihres Schützlings.

Augenblicklich warf sich Amaya auf den Angreifer und riss ihn somit von Javier los. Mit einem gekonnten Tritt rammte sie ihm in den Bauch, schlug ihn mit der Faust nieder und wollte ihm das Genick brechen, als sie plötzlich sein Gesicht erkannte. Amaya hielt reflexartig inne, was ein fataler Fehler war. Sie wollte gerade noch so vor ihm ausweichen, als er ihr mit seinem Dolch schon eine Schnittwunde am rechten Arm zugefügt hatte. Schmerzhaft taumelte sie zur Seite und stieß gegen einen Tisch. Sie hatte vergessen ihre Schutzschilde wieder hochzuziehen.

„DU?! Schon wieder?! Was zum Teufel machst du hier?!“, fragte sie in einem entsetzt lauten Ton.

„Abgesehen davon, dass du einen Menschen bei dir hast und ich dich dieses mal fast besiegt habe, könnte ich dich dasselbe fragen!“, gab er zornig zurück.

Als Amaya seine Stimme hörte, erinnerte sie sich auch sofort wieder an seinen Namen. Samael. Und da er das Wort „Mensch“ so ausgesprochen hatte, als wäre es Gift, riss sie ihre innere Kraft auf Anhieb hoch und sandte sie in den Raum. Dadurch verbreitete sich eine, größtenteils, neutrale Stimmung und die Gefahr, dass Samael sich erneut auf Javier stürzte schmolz dahin.

Auch der Engel, der sich im Zimmer aufhielt, war ihr nicht entgangen. Sobald die Kraft auch sie erreicht hatte, verlagerte sie ihr Gewicht und ihre Gesichtszüge glätteten sich. Amaya setzte ein kurzes zufriedenes Lächeln auf, konzentrierte sich dann auf Javier, nur um festzustellen das ihm nichts fehlte.

„Jedenfalls habe ich meine Gründe, warum ich meinen Schützling bei mir habe, Samael! Ich frage mich aber, warum du dich mit einem Engel herumdrückst?!“. Amaya hielt seinem Blick noch einen kurzen Moment stand, bevor sie sich zu dem Engel wandte und sie herausfordernd ansah. Das beruhte auf Gegenseitigkeit.

„Keine Angst, wir wollten uns gerade an die Kehle gehen“, brummte Samael. Amaya wollte etwas erwidern, als der Engel das Wort ergriff:

„Moment mal. Ihr kennt euch?! Ein Geist und ein Dämon?“, fragte sie ungläubig.

„Ja, leider“, sagte Samael leise, aber trotzdem laut genug, dass es alle hören konnten.

„Ist etwas über ein Jahr her“. Amaya machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Es war der Tag meiner Prüfung zum Wächter, auch Silithas genannt. Wir, also andere Prüflinge und ich, hatten die Aufgabe uns einem Dämon oder einem Engel zu stellen, ihn zu bekämpfen. Als ich Samael begegnet bin, wusste ich, dass er mein Gegner sein würde“. Sie bereute es jetzt schon, dass was sie nun sagen würde, gesagt zu haben: „Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass er ein so guter und unvorhersehbarer Kämpfer sein würde. Wir kämpften mehrere Stunden lang. Als schließlich für mich die Zeit abgelaufen war, wurde ich automatisch in eine andere Dimension teleportiert“.

„Was ist dann passiert?“, fragte Javier.

„Dort musste ich mich einem Engel stellen, den ich dann auch besiegt habe“, antwortete Amaya.

„Warte, der Mensch weiß von uns? Von allem?!“, Samael war schockiert.
 

Javier konnte es nicht fassen. In den letzten Stunden hatte sich alles verändert und glauben konnte er es immer noch nicht richtig. Alles war so irrational.

Als wäre es nicht schon unglaublich genug mit einem Art Geist unterwegs zu sein, standen jetzt auch noch ein Engel zu seiner linken und ein Dämon zu seiner rechten. Amaya mittendrin.

Sie hatte in ihrer Prüfung gegen Samael gekämpft und keiner von ihnen war als Gewinner oder Verlierer vorgegangen...

„Ja, er weiß davon! Es ging in dem Moment nicht anders!“, meinte Amaya: „Und was machst du eigentlich hier? Verlasse die Wohnung auf der Stelle!“.

„Wieso sollte ich das? Sie gehört zu dem Territorium der Dämonen!“, gab Samael zurück.

„Die Wohnung gehört meiner Familie!“, schrie Amaya und stellte sich vor ihm kampfbereit auf.

„Willst du mich etwa herausfordern?! Ich glaube du weißt so gut wie ich, dass du mich nicht so leicht besiegen kannst!“.

Kaum hatte Samael das gesagt, kassierte er einen heftigen Faustschlag ins Gesicht. Er schrie wutentbrannt auf und wollte sich gerade auf Amaya stürzen, als sich der Engel zwischen sie stellte.

„STOPP!“, brüllte sie.

Augenblicklich hielten beide inne und starrten sie an. Javier trat vor und nahm Amaya am Arm, um sie von Samael fort zu ziehen. Der Engel blieb noch einen Moment bei Samael stehen, um sicher zu gehen, dass er sich nicht gleich wieder auf Amaya stürzen würde. Danach rückte sie ab und stellte sich in ihre eigene Ecke. Dann blieb es still. Samael ging in Richtung Küche. Als er dort ankam betrachtete er seine verletzte Hand, doch Javier, er wusste zwar nicht woher, war sich aber ziemlich sicher, dass er genau das Gegenteil tat. Er beobachtete alle Anwesenden und konzentrierte sich auf jeden ihrer Schritte. Javier wandte sich wieder Amaya zu:

„Bist du okay?“

„Ja, klar“, meinte sie, lächelte ihn kurz an und ging zur Couch, die an einem der großen Fenster stand. Sie setzte sich und legte den Kopf in die Hände.
 

'Was passiert hier nur? Ich habe das Gefühl, als ob alles außer Kontrolle geraten würde. Und anstatt meinen Onkel ihr anzutreffen, stehen auf einmal ein Engel und ein Dämon vor mir...Wo zum Teufel steckt Mirac? '.

Amaya konnte ihre Enttäuschung nicht leugnen. Sie versuchte Kontakt mit ihm aufzunehmen, doch er versperrte, wie erwartet, sein Innerstes noch immer vor ihr. Trotz allem machte sie sich auch Sorgen um ihn: 'Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen...Oh, lass diene Haltung nicht fallen!'. Beherrscht richtete sich Amaya wieder auf und sah sich im Raum um.

Samael war in die Küche gegangen und der Engel, von dem sie ihren Namen immer noch nicht kannte, hatte sich etwas abseits gestellt und starrte aus dem Fenster. Javier ließ sich neben Amaya nieder, die immer noch versucht war, die neutrale Stimmung aufrecht zu erhalten.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Javier.

„Wir werden auf Mirac warten müssen. Ich kann keinen Kontakt mehr zu ihm aufbauen. Seine Gedanken sind verschlossen. Wir können nur hoffen, dass er noch kommt, und zwar bald. Was Samael und den Engel betrifft,“, Amaya zeigte mit dem Kopf in ihre Richtung: „hoffe ich ebenfalls, dass sie sich bald verziehen werden. Aber eins steht fest. Ich kann unmöglich einen Kampf riskieren. Ich weiß nicht in welcher Beziehung sie genau zueinander stehen, wobei ich stark vermute, dass sie nicht gut ist. Bei Samael weiß man nie so recht. Er hat zwar gesagt, dass sie sich gerade die „Köpfe einschlugen“, als wir kamen, aber ich werde kein Risiko eingehen. Nicht das sie auf einer Seite stehen würden, aber...“

„Verstehe...aber warum bekriegen sich Engel und Dämonen? Ich meine, ist es wirklich so, dass einer der Gute und der andere der Böse ist?“, wollte Javier wissen.

Amaya schüttelte den Kopf: „Die meisten, oder besser gesagt alle Menschen würden so denken, dass die Engel die Guten und die Dämonen die Bösen sind. Aber in Wahrheit ist es gar nicht so. Denn letzten Endes wollen beide Reiche dasselbe: Den Untergang der gegnerischen Nation. Klar. Aber man kann auf keinen Fall sagen, dass die Engel alles Schöne und Liebe sind. In eurer Welt verkörpern sie es nur. Und andersrum kann man nicht sagen, dass die Dämonen alles Schlechte und Böse sind und vom Teufel persönlich geschickt wurden. Aber bei den Menschen stellen sie eben die Hölle dar, was aber nicht heißen muss, dass es so ist. Es ist nicht leicht zu verstehen, aber wenn man sich in beide Seiten hineinversetzen kann, dann fällt es einem schon deutlich leichter“.

Amaya lächelte ihm kurz zu und versuchte es so verständlich wie möglich zu machen:

„Fangen wir am Besten bei den Fähigkeiten an. Beide Seiten haben ihre Stärken und Schwächen. Ich habe ja schon gesagt, dass Menschen gelegentlich von Dämonen angegriffen werden. Engel tun das aber auch, nur auf ihre ganz eigene Weise. Sie manipulieren euch, kontrollieren und verdrehen die Gedanken und Gefühle der Menschen. Während Dämonen zur Gewalt übergehen, bleiben sie hinterlistig im Hintergrund. Allgemein gelten Engel als eigennützig, egoistisch und vielleicht etwas hochnäsig“. Amaya blickte zum Engel auf, der näher gekommen war. Vor lauter Wut schien sie gar nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Samael unterdrückte krampfhaft ein Lachen und hielt sich die Hand vor den Mund. Allein Amayas Macht über die neutrale Stimmung hielt den Engel zurück, nicht auf sie loszugehen. Der Engel schrie aufgebracht und verschwand im Zimmer nebenan.

„Aber ich denke nicht, dass, das auf alles Engel zutrifft“, fügte Amaya hinzu und so meinte sie es auch: „Engel gehen sehr taktisch vor, wenn es die Situation zulässt, was sehr clever ist. Dämonen hingegen können es meistens kaum abwarten zuzuschlagen, ohne darüber nachzudenken. Das kann manchmal ein verheerender Fehler sein, aber es ist natürlich auch nicht gut zu lange zu warten“. Javier nickte.

„Ja, und Geister tun so, als würden sie alles besser wissen und können.“, fügte Samael hinzu, in dessen Stimme ein kleiner Anflug von Zorn zu hören war.

Amaya verdrehte die Augen: „Ja genau, dass tun wir“, sagte sie ironisch. Sie nutzte die Zeit, um die Schwingungen der neutralen Stärke zu intensivieren. Denn sie war sich sicher, dass das, was sie nun sagen würde, keine ausgelassene Stimmung fördern würde.

„Wie schon gesagt streben Engel wie auch Dämonen nach dem Untergang der Gegner. Sie bekriegen sich schon seit Anbeginn der Zeit, aber keiner von beiden erreicht einen endgültigen Sieg. Das liegt daran, dass beide Reiche an jeweils eine Materie gebunden ist. Die Dämonen sind mit der Midgardschlange, Jörmungandr, verbunden. Stirbt sie, sterben auch die Dämonen. Bei den Engeln ist es Yggdrasil. Fällt die Weltesche, fallen auch die Nachkommen des Himmels. In beiden Fällen wäre es eine unvorstellbare Apokalypse, die, die Welt in Schutt und Asche legen würde. Und dann wären wir wieder an der Stelle, die ich dir im Zug erklärt habe...“.

„Fällt das eine, stirbt auch das andere“, beendete Javier ihr den Satz.

„Genau. Und nur die Seite, die an dem Untergang schuld wäre, würde aufsteigen und überleben. Um den Sieg aber überhaupt zu erreichen, bräuchte sie eine bestimmte Essenz“. Amaya sah Javiers unglaublichen, aber auch in gewisser Weise faszinierten Blick und war erleichtert, dass er nicht aufsprang und weg ging. Dann wappnete sie sich für das, was jetzt noch gesagt werden musste: „Damit das aber nicht passiert, haben wir Geister ebenfalls die Aufgabe von Hel zuteil bekommen nicht nur die Midgardschlange, mit der sie verwandt ist, zu beschützen, sondern auch den Weg nach Yggdrasil geheim zu halten, zu bewahren. Kein Engel und kein Dämon dürfen jemals erfahren, wo sich beide Materien befinden...“, Amaya senkte den Blick für eine Sekunde und hob ihn wieder: „Es ist eine schwierige Aufgabe, der man neben dem Schutz der Menschen nachkommen muss, aber es ist ein umso höheres Privileg für uns. Es ist ein heiliger Dienst, dem man am Ende seiner Ausbildung einen Schwur leisten muss“.

Javier nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte: „Gut. Und die Dämonen und Engel greifen euch für das, dass ihr ihnen den Weg zu ihrem Sieg versperrt, nicht an?“.

„Nein. Das können sie auch gar nicht. Wir Geister sind in der Lage uns in einen „Rauch-artigen“ Zustand zu verwandeln, in dem sie uns nicht verletzen können. Unsere Körper kann man dann zwar immer noch sehen, aber Schaden nehmen können wir keinen“.

Er sah sie verständnisvoll an und das Blau in seinen Augen verstärkte sich. So schien es Amaya jedenfalls.

„Sag mal, musstest du das ihm jetzt erzählen?!“, schrie Samael wütend und kam auf sie zu.

Amaya stand sofort auf und ging in die Offensive, falls es zum Äußersten kommen sollte. In dem Moment ertönte ein verzweifeltes Kreischen, aus dem Zimmer nebenan.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-06-01T06:23:06+00:00 01.06.2014 08:23
Oh, das ist alles so spannend! Ich habe mal wieder alles verschlungen. Wie du die Auseinandersetzung beschreibst ist wirklich toll. Ich hatte richtig Herzrasen vom mitfiebern. Auch der kleine Ausflug in die Mythologie ist dir gelungen.

Du hast wirklich einen sehr angenehmen Schreibstil. Bitte schreib schnell weiter - das Ende ist einfach zu spannend! ;)
Antwort von:  FeelLikeParadise
01.06.2014 11:30
Vielen, vielen Dank für deine lieben Worte:) Es freut mich total, dass es dir gefällt:) Ihr ermutigt mich immer wieder aufs neue weiter zu schreiben!
LG und danke:)
Von:  Saph_ira
2014-05-29T20:08:57+00:00 29.05.2014 22:08
Ich habe mir insgeheim überlegt, was wohl passiert wäre, wenn alle vier aufeinander treffen, aber kam zu keinem Ergebnis. Du hast den Treffen einefach toll gemacht und dazu durch Amaya noch paar Aufklärungen geschildert. Das finde ich super. Samaels Reaktionen finde ich hier am interessantesten. Und das Ende ist wieder einmal spannend. Jetzt kreisen mir viele Fragen durch den Kopf: Was ist mit Aurelia? War das ihr Kreischen? Und, und, und... Mach weiter so! Bin auf dein nächstes Kapitel sehr gespannt. ;-)
Liebe Grüße :-)
Antwort von:  FeelLikeParadise
29.05.2014 22:51
Vielen, vielen Dank für dein lieben Kommentar :)
Ich kann dir aber schon mal sagen, dass sich sicher manche deiner Fragen im nächsten Kapitel aufklären werden:)
LG und vielen Dank nochmal:)


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