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Kanon Caulfield

Vergangenheitsgeschichte von meinem One Piece EC
von

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Kindheit

Ein kleiner Kanon saß im Schatten eines Baumes zu derselben unmenschlichen Uhrzeit und las ein dickes Buch, welches seinen Kopf vollkommen versteckte. Es war eine sehr schwere Lektüre, in Gewicht und Schwierigkeitsgrad. Denn nicht jedes vierjähriges Kind hatte in seinem Alter schon ein Werk über Medizin in seinen Händen.

Daher wirkte er für viele schon sehr intelligent und erwachsen. Er konnte schon lesen, vollständige Sätze sprechen und komplizierte Themen verstehen. Jedoch hatte das Waisenkind auch seine eigenen Schwächen. Das Schreiben gehörte eindeutig dazu, vor allem das Schön Schreiben. Seine Werke machten den Poneglyph Schriften richtige Konkurrenz, wenn es darum ging diese zu entziffern. Außerdem war soziales Benehmen, Höflichkeit oder Moral etwas Fremdes für ihn.

„Kanon!“ rief eine Frauenstimme nach ihm.

Der Junge schaute von seinem Buch hoch. Allerdings konnte er das Gesicht der Person so immer noch nicht sehen, weswegen er die Lektüre auch noch senkte. Eine Dame im Gewand einer Nonne kam in seinem Blickfeld. Ihre goldgrünen Augen, die durch lange Wimpern betont wurden, schauten ihn sanft an. Ihre Lippen waren zu einem freundlichen Lächeln geformt. Würde die Nonne ihr Kopftuch nicht tragen, so würde ihr langes, welliges blondes Haar ihre Gestalt noch mehr schmücken und ihre helle Hautfarbe noch mehr zur Geltung bringen.

Kanon kannte sich mit Frauen nicht gut aus, was er immer noch nicht tat, aber bis heute glaubte er, dass die Nonne eine der schönsten Frauen war, die er je gesehen hatte, so wie seine Mutter.

„Die anderen Kinder werden bald aufwachen. Hilfst du mir in der Küche?“ fragte die Dame.

„Wenn es sein muss“, antwortete der Junge schroff, wobei er keinen Anstand zeigte, dass er nicht wollte. Denn in derselben Sekunde, in der man um seine Hilfe bat, hatte er sein Buch schon zugeschlagen und stand auf um die Nonne zurück zur Kirche zu begleiten.
 

Seit einem Jahr lebte Kanon nun im Waisenhaus einer Kirche zusammen mit anderen Kindern und Sister Angela, seine leibliche Tante und ältere Schwester seiner Mutter. Allerdings hatte sie ihr Leben der Religion verschrieben und somit ihre ursprüngliche oder menschliche Herkunft widerrufen. So durfte er sie nicht ‚Tante’ nennen und musste verheimlichen, dass sie eine Familie waren. Jedoch hieß es nicht, dass die Dame ihn ignorierte oder schlecht behandelte. Im Gegenteil, sie zog ihn auf als wäre er ihr eigenes Kind. Nur wegen der hohen Anzahl der lebenden Waisenkinder in der Kirche war sie nicht in der Lage ihm ordentlich Schreiben beizubringen, weil sie sich auch um die anderen Kinder kümmern und ihre geistlichen Pflichten nachgehen musste. Deswegen nutzte Kanon die Zeit, in welcher sie den Haushalt gemeinsam verrichten, um sich mit ihr privat zu unterhalten oder sich über das Gelesene mit ihr zu diskutieren.
 

Laut den Erzählungen stammte die Nonne ursprünglich aus einer sehr angesehenen, reichen Doktorfamilie. Trotz ihrer ausgezeichneten Ausbildung, welche sie in einer teureren Medizinschule und Universität absolviert hatte, wollte sie keine Ärztin werden, sondern eine Nonne.

Auch seine Mutter, die dieselbe Erziehung genoss, verließ ihr Elternhaus um ihr eigenes Leben führen und über dieses alleine entscheiden zu können. So wie die große, so auch die kleine Schwester – beide ähnelten sich in ihren Durst nach Freiheit und Selbstständigkeit. Jedoch rebellierte die Jüngere in einer viel gefährlicheren und illegalen Art als ihre Schwester. Denn beide seiner Eltern waren Piraten – „Mirage Angel“ Cordelia (120 Millionen Berry) und „Blue Eyed Demon“ Milo (310 Millionen Berry). Obwohl sein Vater nicht der Captain war, hatte er das höchste Kopfgeld in seiner Piratenbande, weswegen er so berühmt war. Man sagte, dass seine Schwertkunst selbst des eines Samurais [damit sind nicht die Shichibukai gemeint] übertreffen konnte. Seine Mutter war die Gehilfin ihres Schiffarztes und Captains gewesen. Das Photo von der ganzen Bande, welches seine Eltern wie ein Schatz gehütet hatten, besaß Kanon immer noch, welches er aber immer in seiner Hosentaschen versteckt hielt.

Jahrelang sorgten sie für Chaos und Unordnung in der ersten Hälfte der Grand Line. Doch bevor sie in die Neue Welt aufbrachen, merkte seine Mutter, dass sie schwanger war. Seine Eltern wollten nicht, dass ihr Kind in einer gefährlichen und mörderischen Umgebung aufwuchs, und somit verließen sie ihre Piratenbande mit dem Einverständnis ihrer Kameraden. Jedoch fand die Marine irgendwie den Aufenthalt seiner Eltern als er noch vier Jahre alt war. Bevor seine Mutter auch geschnappt wurde, übergab sie Kanon ihrer Schwester.

Kurz danach starben beide seiner Eltern im Impel Down. Die Zoan Teufelsfrucht „Hito Hito no Mi, Modell: Angel“ gab ihrem Esser zahlreiche Fähigkeiten. Eine davon war ihre Heilkräfte, die dem Anwender erlaubten eine Wunde oder Krankheit ohne Hilfsmittel oder dergleichen zu heilen, aber auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit. Seine Mutter hatte ihre Fähigkeiten unzählige Male angewendet um ihre Kameraden, die dem Tode nahe waren und unter normalen Umständen nicht geheilt werden konnten, das Leben zu retten. Ihr permanent geschwächter Körper hatte die „Taufe“ des Gefängnisses nicht überlebt. Die Hitze des Wassers verbrannte sie und nahm schließlich ihr Leben. Sein Vater rastete dadurch aus und schnappte vollkommen über, wodurch er unzählige Wärter tötete. Bis Magellan ihm Einheit geboten und getötet hatte, hatte sein Vater mehr als die Hälfte des Personals ermordet.
 

„Kanon, könntest du den Tisch bitte decken?“

Die Stimme der Nonne riss den Vierjährigen aus den Gedanken. Den Kochlöffel, mit welchem er noch im Suppentopf gerührt hatte, ließ er los und hüpfte von seinem Stuhl, auf welchen er gestanden war um an dem Herd heranzukommen, herunter um die Bitte Sister Angelas nachzugehen.

Ihre Kirche war streng an den Normen und Regeln gebunden. Es gab kein Fleisch und Fisch zu essen. Allerdings benutzen sie auch keine Zwiebel und Knoblauch beim Kochen. Denn diese zwei Lauche verstärkten die Hormone und erregten sündhafte Gelüste. Dadurch ähnelten ihre Mahlzeiten wie die eines Mönches, der in einem strengen Tempel lebte.

Nach ein paar Minuten war der Esssaal gefüllt von unzähligen Kindern. So war der Raum auch dementsprechend laut. Obwohl Kanon der Jüngste im Raum war, war er der Ruhigste unter den Kindern. Ein dumpfes Geräusch erklang in Kanons Ohr und er schaute auf dem Boden, wo er ein Laib Brot wiederfand. Kurz darauf folgte ein lautes Geschrei und Weinen.

„Tom hat mein Brötchen auf dem Boden geworfen!“ kreischte ein kleines Mädchen und heulte, ihre Hände zu Fäusten geballt, welche sie zu ihren Augen hochhob.

Gerade wollte Sister Angela von ihrem Platz aufstehen, da hörte das Mädchen auf zu weinen. Kanon hatte sein Brötchen in ihren Mund gesteckt um das andere Kind ruhig zustellen. „Ich gib dir meins. Also hör auf zu flennen“, gab er grob von sich, bevor er aufstand und das Brot, welches auf dem Boden gefallen war, aufhob. Dieses legte er auf dem Tisch, bevor er Richtung Tür ging.

„Kanon, dein Frühstück“, erinnerte die Nonne den Jungen, aber dieser erwiderte kühl: „Bin nicht hungrig. Kannst es jemanden anderen geben.“

Mit diesen Worten verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Kanon kehrte zu seinem Sitzplatz unter seinem Lieblingsbaum zurück, wo er sein Buch wieder aufschlug und weiter las bis auch die Anderen mit dem Essen fertig waren. Danach half er Sister Angela wieder im Haushalt und unterhielt sich mit ihr. Als sie fertig waren, brachte die Nonne ihm in Bereich praktische Medizin-Behandlung neue Sachen bei bis sie sich um die Erziehung der älteren Kinder kümmerte.
 

Um Punkt acht Uhr hieß es im Bett zu sein. Die Kinder schliefen alle zusammen in einem großen Saal während Sister Angela ein kleines Zimmer nebenan besaß. Geduldig wartete Kanon bis alle eingeschlafen waren, bevor er aufstand, sich wieder umzog und die Kirche verließ um in den Wald, welches hinter der Kirche lag, zu gehen.

Jeden Tag versuchte Kanon schneller zu laufen ohne sich an den vorbeigehenden Ästen oder dergleichen zu schneiden. Schließlich kam er an dem Versteck seines Schwertmeisters an. Der Mann saß mit dem Rücken zu ihm vor einem Lagerfeuer, über welchem ein geschlachtetes Wildschwein hing. Als der 19-Jährige Schritte vernahm, drehte sich dieser um und lächelte ihn an.

„Hey, Kanon! Bist schon wieder hier?“ grüßte der Rothaarige und hob seinen einzigen Arm – die Rechte. „Irgendwann kriegst du noch Ärger von der hübschen Sister!“

„Halt die Klappe, Sora“, gab der Jüngere frech von sich..

„So klein, aber schon so ein schlimmes Mundwerk. Ich mach mir echt Sorgen um deine Zukunft. Obwohl ich nicht groß reden sollte“, meinte der Schwertkämpfer, bevor er einem schallenden Lachen verfiel.

Ohne darauf zu antworten, packte Kanon sein Abendessen heraus und gab es dem Älteren. Dies war die Bezahlung für seinen Unterricht, worauf er bestand, auch wenn Sora meinte, dass es nicht nötig war.

„Wie wärst wenn wir zusammen essen, Kanon?“ schlug der Rothaarige vor, aber Kanon lehnte kalt ab. „Jetzt komm schon. Ich kann das Wildschwein doch nicht ganz alleine aufessen!“

„Oh doch, das kannst du. Das hast du mir schon oft genug gezeigt“, erwiderte der 5-Jährige kühl. „Außerdem hab ich keinen Hunger. In Gegensatz zu dir habe ich im Magen kein schwarzes Loch.“

„Stimmt. Du isst wie ein Vögelchen“, stimmte der Ältere zu, bevor dieser wieder begann zu lachen.

Darauf antwortete der Schwarzhaarige nicht und nahm die Zeitung, welche neben ihm am Boden lag. Auf der Titelseite war ein junger Pirat namens Trafalgar Law abgebildet. Sora merkte, wie das Kind die Zeitung fixierte und grinste.

„Magst ihn etwa auch? Die Mädchen in der Stadt fahren voll auf dem Typen ab“, erzählte der Schwertkämpfer, worauf Kanon wütend antwortete: „Ich bin kein Mädchen! Und außerdem mag ich ihm nicht wegen seines Aussehens!“

„Aha! Du magst ihn!“ ärgerte der Schwertkämpfer seinen Schüler weiter. „Wie süß. Wer weiß? Vielleicht hast du Glück und er steht auf Jungs.“ Nach der Aussage begann der Ältere wieder zu lachen, hielt sich den Bauch fest und kippte nach hinten während er laut lachte.

„Red kein Unsinn, du Idiot!!!“ schrie der sonst ruhige Bube. „Ich mag ihn nur, weil er ein Arzt wie Okaa-Sama, ein Schwertkämpfer wie Otou-Sama, und ein Pirat ist. Ich mag seine Stärke als Pirat und Kompetenz als Arzt. Mehr nicht!“

Doch Kanon wurde weiter ignorierte und Sora lachte in Ruhe weiter.
 

Sora war ein verbannter Samurai aus Wa no Kuni. Vor ein paar Monaten hatte Kanon den verletzten Mann am Ufer gefunden. Sofort hatte er Sister Angela gerufen und um Hilfe gebeten. Sein Leben konnte die Nonne retten, aber für seinen linken Arm war es schon zu spät, weswegen der Schwertkämpfer seinen eigenen Arm abschnitt damit der Rest seines Körpers nicht zu verfaulen begann. Zwar half die Dame den Kämpfer, aber sie erlaubte dem Mann nicht mit ihnen in der Kirche zu leben, weil Sora sich weigerte sein Schwert zurückzulassen und Sister Angela erlaubte keine Waffen in der Kirche. So lebte der Ex-Samurai im Wald und verbrachte seinen Tag damit um sich zu erholen oder zu trainieren.
 

„Für was bist du heute hier?“ fragte der Schwertkämpfer als er mit seinem Mahl fertig war. „Willst wieder Geschichten hören, mich als Versuchskaninchen für deine Arztausbildung ausnutzen oder mit dem Schwert trainieren?“

„Ich will auf deinen Umi no Yuube reiten“, antwortete der 5-Jährige.

„Für was bist du heute hier?“ fragte der Schwertkämpfer als er mit seinem Mahl fertig war. „Willst wieder Geschichten hören, mich als Versuchskaninchen für deine Arztausbildung ausnutzen oder mit dem Schwert trainieren?“

„Ich will auf deinen Umi no Yuube reiten“, antwortete der 5-Jährige.

Umi no Yuube war ein schwarzes Ein-Mann-Floß, welches wasserdicht war und die Form eines halben Mondsichel besaß. Im hinteren Bereich war der Motor angebaut, welcher die Energie von einem Kristall bekam, welches immer aufgeladen werden musste, in dem man das Objekt auf eine Oberfläche legte, worauf die Sonne strahlte. Das Schiff besaß auch zwei Räder auf der Seite und einen Mast vor dem Motor. Am Vordersitz befanden sich zwei Pedale, die entschieden wie schnell sich das Floß fortbewegte, abhängig wie fest der Fahrer darauf trat. Durch diese Funktion war die Turbine dieses Bootes sehr schnell und wendig. [Umi no Yuube ähnelt Aces Striker.]

„Kannst du abschminken, mein Lieber“, gab der Ex-Samurai von sich. „Bist noch viel zu klein. Wenn du mit meinem Baby spielen willst, dann musst du mich schon einmal während unseres Sparrings am Kopf treffen.“
 

Nach 9 Jahren…
 

Der Wind blies ihm ins Gesicht und der Geruch von Meersalz drang in seinen Nasenröhren ein. Das Gefühl auf hoher See war unglaublich. Nun konnte Kanon verstehen, warum seine Eltern Piraten wurden und sich in das Meer verliebt hatten. Kurz verlagerte der 14-Jährige sein Gewicht und stieg etwas fester auf einen der Pedale um noch schneller zu fahren. Als der Kristall langsam begann schwächer zu leuchten, machte sich der Teenager auf dem Weg zurück zum Ufer, wo sein Lehrmeister wartete.

„Und? Hast du deinen Spaß für heute wieder gehabt?“ fragte der Rothaarige während er seinen Kopf schmerzhaft rieb. Der letzte Schlag von seinem Schüler hatte nämlich gesessen.

„Hmpf!“ meinte Kanon nur und schaute weg, auf welche Reaktion sein Lehrer nur lachte.

Kurz unterhielten sich die zwei Männer, bevor der Jüngere sich auf dem Weg nach Hause machte. Denn selbst mit 14 Jahren durfte er eigentlich nach acht Uhr nicht außer Bett sein.
 

Innerhalb den neun Jahren hatte er sehr viel von Sister Angela in Sache Medizin und von Sora in Sache Schwertkampf gelernt, nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. So war es nun seine Aufgabe seine Mitbewohner zu verarzten und zu versorgen, wenn diese sich verletzt hatten oder erkrankten. Dieses Können setzte er auch an seinem Schwertmeister ein, welchen er nun endlich während ihres Sparrings manchmal treffen konnte. Allerdings wusste er, dass Sora um vieles stärker war und sich nur wegen ihm etwas zurückhielt. Kanon konnte sich nicht einmal vorstellen, wie stark sein Lehrer war als dieser noch beide Arme hatte.
 

Während seines Heimweges sah er ein großes Marine Schiff am Hafen andocken. In Gedanken fragte er sich, was die Regierung im Jadereich wollte. Allerdings wusste er, dass er durch bloßes Anstarren auf keine Antwort kommen würde, und somit ging er weiter. In der Kirche angekommen, schlich er sich in den Schlafsaal zurück. Geräuschlos zog er sich um und schlüpfte unter die Decke.

Nach ein paar Stunden stand Kanon wieder als Erster auf und las im Schatten seines Lieblingsbaumes ein Buch. Diese Angewohnheit hatte sich all die Jahre nicht verändert. Schließlich hörte er, wie einige Türen leise auf und zu gingen. Sister Angela war wach und es wurde Zeit im Haushalt auszuhelfen. Jedoch war er nun nicht mehr der Einzige. Auch die anderen Kinder waren nun im Geist reif genug und halfen mit. Allerdings hatten sie auch Neuzugang und es war klar, dass die Kleinkinder nicht mitmachten.

Das Buch räumte er weg, bevor er in die Küche ging und die Ärmel seines Pullovers hochkrempelte. Dann begann er das Frühstück zuzubereiten. Schon bald fühlte sich der Esssaal wieder mit lautem Gelächter und Stimmen. Jedoch achtete der Schwarzhaarige nicht auf seine Mitbewohner und las während des Essens weiter. Plötzlich blockierte ein Arm seinen Blick zum Buch und in der nächsten Sekunde wurde ihm die Lektüre entzogen.

„Während des Essens wird nicht gelesen. Du bist ein schlechtes Vorbild für die Anderen, Kanon“, ermahnte Sister Angela ihn streng. „Das habe ich dir schon oft genug gesagt.“

„Ts!“ zischte Kanon nur und schaute beleidigt weg.

„Kanon!“ erhob die Nonne ihre Stimme noch einmal, nur dieses Mal etwas lauter, so dass der Jüngere zusammenzuckte.

Die anderen Kinder, die das Geschehen beobachteten, verstummten kurz bis sie alle begannen die Leseratte auszulachen. Selbst die strenge Dame und der ernste Junge mussten nach ein paar Sekunden mitlachen.

„Du, du, sag mal, Kano-Niichan“, verlangte ein kleiner Bube seine Aufmerksamkeit. „Du hast doch schon so viele Bücher gelesen. Wozu liest du immer noch?“

„Dummkopf. Im Leben lernt man nie aus“, meinte der Ältere. „Es gibt noch so vieles, was ich noch nicht weiß, und das alles will ich noch lernen.“

„Wenn du dann ganz viel gelernt hast, wirst du dann Arzt?“ fragte dann ein anderes kleines Kind.

Auf einen Schlag wurde es ruhig im Raum. Die Älteren schauten etwas traurig zur Seite, auch Sister Angela senkte ihren Blick.

„Was ist los? Hab ich was Falsches gesagt?“ Fragend schaute sich das Mädchen in der Runde um.

„Weißt du, Maria… Um Arzt zu werden braucht man eine Lizenz“, erklärte die Nonne.

„Eine Lizenz?“ wiederholten alle Kleinkinder, wozu die Dame nickte.

„Und um diese zu bekommen ist es sehr, sehr schwer“, setzte Sister Angela fort.

„Aber Kanon-Niichan ist doch so klug. Egal wie schwer es ist, ich bin mir sicher er schafft es!“ meinte einer der Jungs.

„Genau, genau!“ stimmten alle zu und wurden lauter.

„Klug sein reicht nicht“, mischte sich der Angesprochene ein und sorgte dafür, dass die Kinder wieder ruhig wurden. „Man braucht auch Geld und die richtige Ausbildung.“

Sofort wussten sie Kleinen, wo das Problem lag und schauten auch auf den Boden. Sie lernten zwar alle das Nötigste von Sister Angela, aber sie war nur eine Nonne und keine echte Lehrerin, auch wenn sie die Intelligenz einer besaß. Außerdem hatte die Kirche nicht sehr viel Geld. Es reichte nicht einmal komplett aus um ihr Überleben zu sichern.

„Wie dem es auch sei“, erhob einer der älteren Jungs seine Stimme laut um die Aufmerksamkeit von allen zu bekommen. Selbst Kanon schaute zu seinem Mitbewohner. „Egal was in der Zukunft passiert, solange wir ein aufrechtes Leben führen, worauf wir stolz sein können, ist es egal was wir werden. Und außerdem… Selbst wenn Kanon Arzt werden würde, der würde sowieso es nicht weit schaffen. Der würde seine Patienten immer zum Weinen oder zum Rasen bringen!“

Sofort begannen die Kinder alle laut zu lachen and stimmten den Älteren fröhlich zu. Kanon erwiderte nichts dazu, sondern schaute nur beleidigt weg. Diese Reaktion brachte schließlich den ganzen Raum noch mehr zum Lachen. Doch dieses Mal konnte Kanon nicht mitlachen. Denn er wusste, genauso wie Sister Angela, dass die Welt nicht so gnädig, sondern sehr grausam war. Wie schön es doch nur wäre, wenn es nur das Geld und sein Charakter wäre, die die Steine in seiner Karriere legten.
 

Der Rest des Tages verlief friedlich und ruhig in der Kirche. Gerade war Kanon in der Küche und bereitete das Abendessen vor als Sister Angela ihn plötzlich leise zu sich rief. Sofort hob er den Topf vom Herd hoch, legte es auf die Seite und ging zu der Nonne.

„Was ist denn? Ich koche“, gab der Jüngere grob von sich und stemmte eine Hand auf seine Hüfte.

„Kanon, nimm das und verschwinde von hier“, wies die Dame ihm an und hob den Rucksack in ihrer Hand etwas. „Ich habe alles Notwendige hier eingepackt.“

Die Augen des Jüngeren weiteten sich und schauten die Nonne geschockt an. Er wusste nicht, was die Ursache dieser Situation sein konnte. Natürlich wusste er, dass er frech, unhöflich war und kein Respekt zeigte, aber war sein Verhalten so schlimm, dass man ihn hinauswerfen musste?

Sofort erkannte die Dame, was Kanon dachte, und schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht so, wie du denkst“, versuchte sie den Jungen zu beruhigen. „Vielleicht hast du es schon bemerkt, aber die Marine ist hier und sie sind hergekommen um dich zu finden.“ Kanons Augen weiteten sich noch einmal vor Schock, aber bevor er ein Wort sagen konnte, setzte Sister Angela fort. „Ich weiß nicht, woher sie herausgefunden haben, dass Cordelia ein Kind hatte, aber irgendwie haben sie es herausgefunden, und ich verstehe auch nicht, warum sie dich jagen müssen, aber sie tun es. Deine Eltern waren zwar Piraten, aber das hat nichts mit dir zu tun. So berühmt waren sie auch nicht, dass sie dich in Gewaltsam nehmen müssen.“ Immerhin war er nicht der Sohn vom Piratenkönig oder dergleichen. Es war unlogisch, warum die Marine ein Kind von zwei zwar mächtigen, aber einfachen und schon verstorbenen Piraten jagen musste. Doch so war es nun mal, auch wenn kein Mensch verstand warum. „Wenn du hier bleibst, wirst du entdeckt, und ich will nicht wissen, was sie mit dir anstellen werden. Daher verschwinde schnell von hier.“ Lange schaute Kanon die Nonne an, bevor dieser nervös schluckte und dann nickend den Rucksack annahm. „Möge Gott dich beschützen“, verabschiedete sich Sister Angela von ihm und gab den Jungen ihre Halskette mit einem silbernen Kreuz, bevor sie Kanon den Rücken zukehrte als würde sie so tun nicht zu sehen, dass er ging.

Der Junge verstand sofort, was ihre Geste bedeutete. Eine Nonne durfte nicht lügen. Denn es war eine Sünde nicht die Wahrheit zu sagen. Wenn die Marine sie nach ihm fragte, dann hätte sie keine andere Wahl es ihnen zu verraten. Doch wenn sie kein Wissen über seinen Aufenthalt hatte, dann konnte sie nichts sagen, selbst wenn sie es wollte. Daher sagte Kanon auch kein Wort des Abschiedes, sondern schulterte sein Gepäck und verließ die Kirche von der Hintertür. Eilig rannte er in den Wald um seinen Schwertmeister zu finden. Der Mann war viel erfahrener als er und dieser wusste vielleicht, was er in dieser Situation tun sollte.

Doch je weiter weg er von zuhause war, desto schwerer wurden seine Beine und Füße bis er keinen Schritt weitergehen konnte. Zögernd und langsam drehte er sich um und schaute in die Richtung, von der er gekommen war. Er machte sich Sorgen, riesige Sorgen um Sister Angela und den anderen Kindern.

Obwohl er im Kopf wusste, dass er nicht umkehren sollte, so konnte er seine Gefühle nicht unterdrücken und rannte zurück. Er konnte nicht alleine weglaufen und seine Familie zurücklassen. Auch wenn sie nicht wussten, wo er war, hieß es nicht, dass die Marine ihnen Glauben schenken würden. Vielleicht würden die Soldaten Sister Angela und die anderen Kinder foltern um sicher zu gehen, dass diese wirklich keine Ahnung hatten.

Als er sich der Kirche wieder näherte, sah er einige Männer in weiß-blauer Uniform vor der Tür. Es waren Soldaten aus der Marine. Sofort verlangsamte er seine Schritte und schlich sich von hinten an das Gebäude heran. Durch ein gekipptes Fenster hörte Kanon Stimmen, weswegen er sich neben diesen hinstellte und lauschte.

„Ich kann mich nur wiederholen Flottillenadmiral Mooren“, ertönte Sister Angelas Stimme. „Derzeit lebt kein Kind namens Kanon in diesem Waisenhaus.“

„Tun Sie nicht so scheinheilig. Ich weiß, dass das Kind von ‚Mirage Angel’ Cordelia und ‚Blue Eyed Demon’ Milo hier lebt“, sprach eine unbekannte Männerstimme. „Die Marine hat verlässliche Information über dessen Aufenthalt erhalten.“

„Und von wo könnte diese verlässliche Information stammen?“ wollte sich die Nonne erkundigen, aber sie bekam als Antwort nur: „Das geht Ihnen nichts an. Also rücken Sie das Kind endlich heraus!“

„Soweit ich weiß befindet sich in diesem Gotteshaus kein Sünder. Hier befindet sich niemanden, der ihrer Beschreibung zutreffen könnte“, erwiderte die Dame selbstbewusst und furchtlos. „Wenn das alles ist, dann würde ich Sie gerne bitten uns zu verlassen. Ich erlaube Waffen in diese Kirche keine Sekunde nicht länger.“

„So, so, Sie erlauben es nicht?“ lachte die Männerstimme. „Wenn Sie nicht kooperieren wollen, dann werden wir Sie und alle Kinder, die hier leben, verhaften wegen illegaler Hilfe eines Kriminellen.“

Schockiert weitete Kanon seine Augen. Er hatte schon einen Verdacht gehabt, dass die Marine zu extremen Methoden greifen konnte um ihr Ziel zu erreichen. Jedoch schockierte ihm dies trotzdem es verbal und live mitzuerleben und zu hören. Da fragte er sich, was seine Eltern waren oder gemacht hatten, dass die Regierung so verzweifelt hinter ihm her war. Doch egal was die Antwort war, er konnte nicht zulassen, dass das Leben Sister Angelas und seiner Geschwistern wegen ihm ruiniert wurde.

Gerade wollte er sich offenbaren, da betrat jemand den Raum und behauptete: „Ich bin es. Ich der Sohn von Cordelia und Milo. Nimmt mich mit, aber lass die Anderen in Ruhe.“

Kanon konnte seinen Ohren nicht trauen und starrte hinein. Da sah er, wie der Älteste der Kinder den Raum betrat. Bevor jemand antworten oder reagieren konnte, betrat einer der Mädchen das Zimmer. „Nein, das ist nicht wahr. Ich bin das Kind von Mirage Angel und Blue Eyed Demon. Ich bin die Person, die Sie suchen!“

Die Marine Soldaten waren geschockt von diesem Geschehen und schauten sich verwirrt an. Es schien als wüssten sie nicht, ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen war. Plötzlich kam ein anderes Kind und behauptete auch das Kind der zwei Piraten zu sein. Nach einander kamen die Kinder und sagten alle dasselbe.

Ihr… Ihr alle…“ dachte Kanon überrascht und biss sich die Zähne zusammen um kein Laut von sich zu geben.

Überfordert von der Situation schauten die Soldaten ihren Vorgesetzten an.

„Was sollen wir tun, Flottillenadmiral Mooren?“ fragte einer der Männer.
 

Ein kühles Grinsen bildete sich auf den Lippen des Mannes. „Das ist doch einfach. Diese Kinder sind alle kriminell. Tötet sie alle und die Nonne auch!“
 

Kanon konnte nicht glauben, was er hörte. Auch Sister Angela und die Kinder waren geschockt von der Grausamkeit der Marine.

„Lauft!“ Das waren die letzten Worte der Dame, bevor sie mehrmals erschossen und zu Boden fiel. Auch die Kinder wurden getroffen ohne eine Chance gehabt zu haben wegzulaufen.

„Sister Angela! Ihr alle!“ schrie Kanon verzweifelt und lief ohne nachzudenken in die Kirche hinein.

Kniend setzte sich der Schwarzhaarige herab und schaute in das leblose Gesicht der Frau, die ihm all die Jahre aufgezogen hatte.

„Flottillenadmiral Mooren, ein weiteres Kind ist hier eingedrungen“, berichtete einer der Soldaten unnötiger Weise. „Erschießt ihn auch!“ befahl der Mann herzlos.

Die Untergeben richteten ihr Gewehr auf Kanon, aber ihr Vorhaben wurde durch einen heftigen Windstoß gestoppt.

„Was geht hier vor?“ wollte der Flottillenadmiral wissen, aber bekam keine Antwort.

Als Kanon sich umdrehte, sah er seinen Schwertmeister hinter sich. „Sora, warum-“ Jedoch konnte der Junge nicht zu Ende aussprechen, da wurde er schon am Arm hochgenommen.

„Ich hab mich gefragt, warum du immer noch nicht gekommen bist und wollte nachschauen!“ antworte sein Lehrer während er in den Wald lief.

Allerdings hatte sich die Marine von seinem Angriff erholt und verfolgten sie. Plötzlich landete eine Person vor ihnen und Sora war gezwungen zu stoppen. Es war der Flottillenadmiral.

„Wer hätte gedacht, dass wir dich hier finden würden?“ meinte Mooren belustigt. „’Windcutter’ Howl D. Sora.“

„Halt dein Maul, du Abschaum von Marine“, erwiderte der Ex Samurai angeekelt und ließ Kanon auf dem Boden fallen. „Kanon“, flüsterte er, so dass nur sein Schüler ihn hören konnte. „Du weißt, wo mein Schiff ist. Benutz es und verschwinde von hier!“

„Was?! Du willst mir sagen, dass ich wie ein feiger Hund weglaufen und dich alleine zurücklassen soll? Niemals!“ gab der 14-Jährgie empört von sich. „Entweder zusammen oder gar nicht!“

„Halt's Maul, Kanon!!!“ schrie Sora ihn zum ersten Mal an. Egal wie wütend er seinen Lehrer gemacht hatte, niemals hatte der Schwertkämpfer ihn so angefahren. „Weiß du überhaupt wie viele Menschen sich gerade heute für dich geopfert haben? Nein, nicht nur heute, schon früher. Deine Eltern haben ihr Leben aufgegeben um dich zu beschützen! Dein Leben gehört nicht nur dir alleine! Deswegen darfst du nicht sterben!“ Mit weit geöffneten Augen starrte Kanon seinen Lehrer sprachlos an. „Egal was passiert, egal welche schmutzige Mittel du einsetzen musst, du darfst nicht sterben. Du musst leben! Wenn du es endlich geschnallt hast, dann verschwinde von hier!“ Als sich der Junge immer noch nicht bewegte, drehte sich Sora zu ihm um und schrie: „GEH!!!“

Wie auf Kommando stand Kanon auf und lief weg ohne sich umzudrehen.

„Als würde ich dich laufen lassen!“ meinte Mooren und wollte den Schwarzhaarigen nachlaufen. Doch auch dieses Vorhaben wurde durch einen starken Windstoß verhindert.

„Das kannst du dir abschminken, du dummes Schwein“, erwiderte der Schwertkämpfer. Sora ging ein paar Schritte zur Seite bis er vor dem Flottenadmiral stand. „Wenn du an dem Balg herankommen willst, dann musst du zuerst an mir vorbei.“

„Du verdammter Ex-Samurai!“ schrie der Marine Angehörige und griff den Schwertkämpfer an.
 

Ohne zurückzuschauen floh Kanon auf das Meer. Sein ganzes Gewicht verlagerte er in seinen Füßen um so fest wie möglich auf die Pedale treten zu können. Das kleine Schiff verließ das Ufer so schnell, dass man die Insel fast nicht mehr sehen konnte wenn man sich umdrehte. Auch wenn es nicht möglich war, glaubte der Junge die Schwerthiebe seines Lehrmeisters hören zu können. Obwohl der Junge sonst nicht so leicht seine Gefühle zeigte, dieses Mal konnte er seine Tränen nicht unterdrücken. Seine Finger umklammerten das Kreuz seiner Halskette als würde sein Leben an diesem hängen.
 

In der Zeitung des nächsten Tages stand folgender Artikel: „Der abtrünnige Samurai Howl D. Saulo, der das Gesetz seines eigenen Heimatlandes verstoßen hatte, ist am vorherigen Tag in einem kirchlichen Waisenhaus, welches sich auf der Insel Jadereich befand, Amok gelaufen und hat die lebenden Kinder zusammen mit der Leiterin, auch genannt Sister Angela, massakriert. Der Zustand der Leichen ist so was von unmenschlich und grotesk, dass diese unvorstellbar sind und nicht der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. Es ist nur dank der Marine Einheit Flottillenadmiral Moorens, wessen Gruppe sich zufällig an Ort und Stelle befanden, dass der Mörder sich nicht noch an den Rest der Inselbewohner vergriffen hatte. Der König wird in der nächsten Woche in Ehren Flottillenadmiral Moorens und seiner Männer ein Fest veranstalten.“

Der Artikel war ein schlechter Witz, die Welt war ein schlechter Witz. Solch ein Geschehen, welches Kanons Leben vollkommen zerstört und verändert hatte, war nicht nur ein kurzer Absatz in einer kleinen Ecke der Zeitung, sondern entsprach nicht einmal der Wahrheit. Der Schwarzhaarige konnte einfach nicht anders als über seinen Verlust, über die Tode von den Menschen, die ihm teuer waren, über diese bescheuerte Kolumne und über diese unglaublich verrottende Seite der Welt zu lachen und zu weinen.



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