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Dem Frühjahr folgte der Tod

Wenn die Vergangenheit zur Zukunft wird
von

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Sieg I: Der Berg wird wandern

Jamie landete schweißgebadet auf dem halb zertrümmerten Hausdach, sie hatte gut und gerne zehn Titanen zusammen mit Ava und dem Titanen, den Ava Beta nannte ins Jenseits befördert. Nun, da keiner mehr in der Nähe war, konnte sie für einen Moment durchatmen. Neben ihr streckte Ava ächzend alle viere von sich.
 

„Kannst du glauben, dass der Riese das Tor erst vor vielleicht fünf Stunden zertreten hat?“
 

„Nicht wirklich“, antwortete sie der Älteren. „Ich fühl mich, als hätte ich schon tagelang nur Titanen gekillt.“
 

Ava lachte. „Immerhin sind hier jetzt keine mehr. Lass nachher mal zu diesem Fuzzie gehen. Ich bin gespannt wie der aus der Wäsche gucken wird.“ Sie kicherte. Jamie ließ sich neben sie sinken und starrte in den von Rauchfahnen durchzogenen Himmel, ehe ein Zischen und krachen vom Tor her sie aufschreckte. Betas Nacken qualmte wie sonst was, die Bewegungen des riesigen Körpers verloren rasend an Koordination.
 

„Sie kommt raus!“, rief Ava. „Wir müssen ihr helfen!“

Die Ältere flog los, es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie den Nacken des Wesens erreicht hatte und etwas herauszerrte. Die Kreatur kippte vor das Tor, sie begann sich aufzulösen.
 

Es war tatsächlich Kathi, die da schlapp in Avas Armen hing, die kleine Blonde glühte nur so vor Hitze.
 

„Sorry… ging nicht länger…“
 

Jamie fluchte leise und schüttele kurz und vehement den Kopf. „Du hast gut geholfen, Blondchen. Weißt du, wie viele da draußen noch sind?“
 

Kathi verneinte, meinte aber, es könnten hunderte sein, aber nicht alle kamen sofort durch. Da hatte der fehlende Intellekt der Viecher doch was Gutes.
 

Jamie zischte wütend, als sie den ersten Titanen über Kathis Titanen-Kadaver kriechen sah. Sie mussten hier weg und zwar schnell. Ava nahm Kathi auf den Arm, obwohl sie nicht viel größer als die Blonde war. Sie hatte dementsprechend auch einiges an Problemen, aber sie erreichten das Lager, bevor Jamie das Gas ausging. Die drei sanken zu Boden und dankten zu Gott, sie waren mehr als nur erleichtert.
 

„Wir leben, Jamie.“
 

„Man, Blondchen, das hätt ich jetzt nicht gedacht…“
 

****
 

Armin schauderte. Wie konnte das sein? Er hatte Eren sterben sehen und nun war er aus einem Titanen aufgetaucht! Sogar seine abgerissenen Glieder waren wieder nachgewachsen. Was war nur geschehen?
 

Ein Dreiertrupp Soldaten landete bei ihnen und sofort wusste Armin, sie würden Eren töten. Doch die auffälligste Person des Trupps kniete sich neben ihn und den Ohnmächtigen, ehe sie ein kleines, leuchtendes Ding an seinen Hals hielt. Es tönte kurz und hoch, woraufhin die Fremde es genau betrachtete.
 

„Es geht ihm gut. Passt auf, dass ihr keinen Soldaten in die Arme lauft. Die würden euch alle sofort umbringen.“
 

Mikasa fauchte. „Ich würde ihnen den Kopf abschlagen, ehe sie überhaupt zielen können!“
 

Die Rothaarige grinste schief. „Mag sein. Aber dann seid ihr erst recht Staatsfeinde.“ Sie stand auf. „Kann sein, dass wir in naher Zeit wieder miteinander zu tun bekommen, Fräulein Ackermann. Halt Eren bis dahin am Leben.“
 

Damit sprang die Gruppe Fremder von der Mauer und verschwand im Rauch der brennenden Häuser.
 

„Armin. Was haben die damit gemeint?“ Der Blonde zuckte ratlos die Schultern, ehe ihm etwas einfiel. „Ysabels Bein ist doch wieder nachgewachsen, wenn auch nicht ganz. Vielleicht ist Eren sowas wie sie!“
 

Mikasa schnaubte. „Eren ist keiner der Eismenschen.“
 

„Das habe ich auch nicht gesagt. Aber… Wenn es Leute gibt, die an die alte Technik drankommen…“
 

Nun weitete Mikasa die Augen. „Du meinst, es gibt noch viel mehr?!“
 

****
 

Ava lehnte an einer der großen Holzkisten im Lager, während das Gas auffüllte. Neben ihr saßen Kathi und Jamie ausnahmsweise mal friedlich nebeneinander, alle drei waren einfach zu kaputt, um in irgendeiner Weise zu interagieren.
 

Ihnen gegenüber saß Eisenfaust, der Muskelbepackte Hüne hielt Ysabel in den Armen. Kathi war fast zusammengeklappt als sie erfahren hatte, was passiert war. Immerhin war die Große nun ruhig, sie war zwar nicht Ohnmächtig, aber am Schlafen. Und ausnahmsweise wimmerte sie nicht durchgehend.
 

„Wisst ihr ob es irgendwelche Befehle gab?“, fragte Jamie den Hünen.

„Wir sollen uns hinter der Mauer Rose sammeln. Sobald wir hier fertig sind, sollten wir los.“
 

„Das heißt, Trost wird aufgegeben?“
 

Die roten Rastas flogen leicht, als Eisenfaust den Kopf schüttelte.

„Eren kann sich anscheinend in einen Titanen verwandeln. Sie wollen den Großen Felsen mit ihm zum Durchbruch bringen.“
 

„Moment! Er ist also sowas wie Kathi?“
 

„Sowas wie wir alle, nehme ich an.“
 

„Du nimmst an?!“
 

„Hör mal Mädchen! Ich hab mich über zweitausend Jahre durch diese scheiss zerstörte Welt gekämpft, ich habe mehr als nur einmal fast den Verstand verloren! Also verlang nicht von mir, noch alles in Erinnerung zu haben!“
 

Die unheimlichen Augen des Rastamannes fixierten Jamie noch einen Moment, ehe sie an Intensität abnahmen und der Blick weich wurde. „Es ist für keinen von uns leicht, Jamie. Wenn wir jetzt anfangen uns gegenseitig zu bekämpfen, dann haben wir verloren.“
 

„'Tschuldige, aber seh' ich lebensmüde aus? Ich wird mich garantiert nicht freiwillig mit dir anlegen!“
 

Ava grinste leise, ehe sie aufstand und ihre Gaskartuschen wieder in die Halterungen schob.
 

„Seid ihr soweit?“

Die anderen nickten einstimmig, nur Kathi brummte. „Ich wird dich nicht wieder tragen, Kathi!“
 

Nun stand die Blonde doch auf, ließ die Ausrüstung einrasten und folgte dann der Ältesten, die Ava ja mehr oder weniger war. Wenn man die Cryostase mit einbezog, natürlich. Eisenfaust war wie alt? Als Mombasa gesprengt wurde sieben oder? Egal.
 

****
 

„Ich werd euch alle umbringen…“

Schweigen auf dem großen Platz. Die kleine Armee aus Stadtwachen richtete sämtliche Klingen und Gewehrläufe auf sie. Das war es also, wovor die Fremde sie gewarnt hatte. Mikasa ballte die Fäuste fester um die Griffe ihrer Waffen. Sie würde Eren bis zum Schluss verteidigen!
 

„Jäger, Ackermann, Alert! Euer derzeitiges kommt dem Hochverrat gleich! Habt ihr irgendetwas zu eurer Verteidigung zu sagen?!“
 

Bei jedem Wort spie der braunhaarige Einheitsführer regelrecht, seine tiefliegenden Augen starrten aus dunklen Schatten zu ihnen herüber.

„Was… was ist denn passiert?! Armin? Mikasa!“
 

Eren wusste also nicht, was geschehen war. Das war nicht gut.
 

„Jeder hat gesehen wie Kadett Jäger aus dem Nacken eines Titans aufgetaucht ist! Und jeder hat gehört, was er gesagt hat! Was soll mich davon abhalten, euch hier auf der Stelle Erschießen zu lassen?!“

„Er hat uns beschützt!“

„Er ist ein Titan in Menschenform! Er wird uns alle fressen, wenn wir ihn nicht hier und jetzt beseitigen! Ackermann, Alert, tretet zurück!“

„Niemals!“

Der Einheisführer hob den Arm, nachdem die Artilleriekanone über ihnen bereit war.

„Dann fallt mit eurem Verrat!“
 

Sein Arm raste hinab und es krachte, Eren riss an Mikasas Arm und plötzlich war alles voller heißem Dampf, die Schwarzhaarige konnte kaum atmen, sie wollte nach Eren greifen, doch der war plötzlich fort.
 

Als sich der Nebel ein wenig lichtete, erkannte sie über sich ein riesiges, schlagendes Herz, um es herum gewaltige Rippenbögen, über die sich vereinzelt Muskelstränge zogen. Neben ihr keuchte Armin auf und sie hörte die schockierten Rufe der Stadtwache, ehe mit einem knirschen Eren unter dem überdimensionalen Brustbein auftauchte.
 

„Eren! Was ist das?!“
 

„Ich weiß es nicht, aber es zerfällt! Der Rauch gibt uns noch Deckung, sobald wir raus sind, haben wir etwa dreißig Sekunden Zeit zu fliehen.“
 

„Wohin fliehen, Eren?! Wir werden als Staatsfeinde gesucht!“
 

„Ich werde nach Shingashina gehen. In den Keller unseres alten Hauses. Mein Vater hat da etwas verborgen, was uns gegen die Titanen helfen wird!“
 

„Woher weißt du das!? Was ist überhaupt passiert Eren?! Warum kannst du zum Titanen werden?!“
 

„Ich weiß es nicht, Armin.“
 

„Ich gehe mit dir, Eren.“
 

Mikasa riss sich vom Anblick der vollkommen unbeschädigten kleinen Blume los und fixierte Eren. Dieser schüttelte den Kopf. „Du kannst da draußen ohne Ausrüstung nicht überleben, ich schon. Bleib in Sicherheit, Mikasa!“

„Eren! Der Rauch lichtet sich!“
 

Die drei blickten zu den Schemen der Soldaten, ehe Armin wieder das Wort erhob.

„Ich habe eine Idee. Wenn wir ihnen klarmachen können, dass wir mit Eren den großen Fels von Zera zum Durchbruch bringen können, haben sie nichts mehr gegen uns in der Hand!“

„Was ist wenn das nicht funktioniert?!“

„Dann werde ich eben sterben. Aber immerhin habe ich für die Menschen gekämpft!“
 

Damit sprang Armin auf und eilte los.

Sofort wurden alle Gewehre geladen, die Artillerie war wieder bereit, jeder konnte jeden Moment losschnellen und die Gefahr beseitigen. Mit einem Krachen landete das 3D-Gear Armins am Boden, einige Klingen sanken überrascht ab, ehe der kleine Blonde schlitternd, bis zur Hüfte im Rauch und mit erhobenen Händen stehenblieb.
 

„Bevor sie uns Erschießen, bitte ich sie, mich ihnen die taktische Wichtigkeit des Kadetten Eren Jägers nahelegen zu lassen!“

„Taktische Wichtigkeit? Das ist ein verdammter Titan! Ich will nicht hören, wie du und der Rest der Brut diese Stadt auslöschen wollen! Anlegen!“

„Ich bin kein Feind der Stadt und ich gebe mein Leben für die Ehrbarkeit meiner Freunde! Wenn sie mich hier und jetzt Erschießen lassen, dann sterbe ich als Soldat im Namen des Königs und der gesamten Menschheit!!!“
 

Damit Salutierte er du blieb starr so stehen, wartete auf den Knall der Artillerie. Ein weiteres Mal konnte Eren sie nicht retten, ich schien das ganze sehr stark anzustrengen. Mikasa spannte sich an, hielt Erens Arm so fest, dass dieser sich schon fast beschwerte, als der Arm des Braunhaarigen sich hob.

„Er hat komplett aufgehört zu denken!“
 

****
 

Jamie stand neben Pixis, als dieser den Arm seines Untergebenen vom hinunterschnellen abhielt.
 

„Nun hör schon auf.“
 

„Kommandant Pixis! Diese drei Kadetten sind Verräter!“

„Verräter? Siehst du denn nicht, wie glorreich sein Salut ist? Männer, lasst die Waffen sinken. Und wir vier, wir gehen etwas auf der Mauer spazieren.“
 

Jamie konnte die Fassungslosigkeit des Braunhaarigen schon fast riechen, als Pixis mit Mikasa, Eren und Armin abzog. Ava boxte sie sanft an die Schulter. „Lass uns gehen. Die Stadtwache will Ysabels Bein wohl wieder flottmachen.“
 

„Wie das denn?!“, fragte Jamie die Ältere. Diese antwortete nur, man hätte einer Toten eine passende Lederprothese abgenommen. Wär zwar nur vorübergehend, aber besser als nichts.
 

Den beiden schloss sich Kathi an, die mittlerweile wieder etwas fitter war als noch vor einer Stunde. Es ging auf den Abend zu, die Sonne würde den Horizont wohl in vielleicht vier Stunden erreichen. Jamie fuhr sich durch das zerzauste Haar, wobei sie feststellen musste, dass einige Strähnen angeschmort waren.

Sie hatte keine besondere Lust, alles abzuschneiden, weswegen sie Ava wohl oder übel fragen musste, ob sie ihr die geschmorten Stellen herausschnitt. Immerhin, das war Jamie lieber als einer dieser Pixie-Cuts.
 

Bei Eisenfaust hielt sich eine Gruppe aus drei Fremden auf, sie trugen zwar das 3D-Gear, aber keine Uniform. Zudem redeten sie ganz anders als die meisten Menschen innerhalb der Mauern, sie redeten eher wie die Unsterblichen. Obwohl ja keiner von ihnen ganz Unsterblich war.
 

Ysabel hatte sich wieder halbwegs saubere Sachen angezogen, doch hatte sie mit einer Sache noch sichtlich Probleme: Ihr rechtes Bein vom Knie an bestand nur noch aus einer unbeweglichen, Lederüberzogenen Holzprothese, die mit mehreren Gurten am Oberschenkel befestigt wurde. Damit Ysabel damit aber auch vernünftig Manövrieren konnte, mussten die Gurte so eng geschnallt werden, dass sie schon beinahe einschnitten. Dazu kamen noch die Gurte der Ausrüstung, die das ganze nochmal tiefer ins Fleisch drückten. Die Rothaarige Fremde fuhr sich durch die glänzenden Locken, ehe sie die deutlich größere Ysabel auf die Beine zog.
 

„Autsch!“, entfuhr es der Schwarzhaarigen.
 

„Immerhin kannst du so wieder ein bisschen laufen.“, meinte Jamie mit schiefem Grinsen.
 

„Mag sein, aber es fühlt sich an, als wenn man mir die Knochen ganz langsam spaltet.“
 

„Das geschieht dir auch recht! Alter, wer ist so doof und fliegt rückwärts direkt in ‘nen Titanenmaul?!“, kam es von Ava.
 

„Ja, ich bin halt doof.“
 

„Oh, eine Runde mitleid für unser armes kleines Dummchen!“, grinste Kathi, wobei sie das ‚kleines’ ganz besonders betonte. Im nächsten Moment kam von allen, selbst von Eisenfaust ein langgezogenes ‚oooh‘, ehe die rothaarige Fremde das Wort erhob.
 

„Leuts, wir haben ein bisschen Chaos. Die Stadt wird schon wieder auseinandergenommen, ihr habt Amnesie und…“
 

Jamie blickte auf. „Woher weißt du von unserer Amnesie?!“
 

„…und ihr erinnert euch an nichts mehr. Unser Angebot ist: Ihr nehmt uns auf und wir helfen euch beim Erinnern und kämpfen, ‘kay?“
 

Jamie verschränkte die Arme. Sie traute der Fremden nicht wirklich, als ihr einfiel, dass sie es doch war, die Ysabel wieder zusammengeflickt hatte. „Wie wär‘s, wenn ihr euch erstmal vorstellt?“
 

Die Rothaarige grinste.

„Das hier sind Lucy und Andrej Drewes, besser bekannt als Gamma und Digamma. Und ich bin Jess, oder Lambda, nennt mich, wie ihr wollt.“
 

****
 

Levi preschte mitten durch die anderen Reiter bis nach vorne zum Kommandanten, als er auch schon den Strom flüchtender Menschen sah, der sich bis zur Mauer Sina zog. In der Ferne erkannte er über Trost ein grünes Rauchsignal, ehe ein gleißender Blitz direkt neben seinem Ursprung in den Boden fuhr. Irgendwas ging in der Stadt vor sich, und es war nichts Gutes.
 

„Levi! Sie haben irgendeine Operation gestartet! Wir müssen…“
 

Roter Rauch stieg auf und vermengte sich mit den Resten des Grünen.
 

„Da ist was schiefgegangen! Wir gehen direkt über die Mauer! Das Tor ist zu voll mit Menschen!“
 

„Verstanden.“
 

Der gesamte Konvoi steuerte den Aufzug nahe dem Tor an, es war Levi, der ihn zuerst erreichte. Er sprang aus dem Sattel und jagte an der Mauer hoch, erreichte die feine Grenze, an der er in das Goldene Licht der Abendsonne getaucht wurde, sprang die paar Schritte bis zur anderen Seite und stiess sich mit aller Kraft ab, dass er wie ein Falke hinabraste. Er wusste, dass sein Team ihm folgte, sie verstanden es, ihm ohne Worte zu gehorchen.
 

Nicht weit von dem Punkt, an dem Levi landete, hörte er einen Soldaten schreien, der Mann steckte bis zum Bauch zwischen den Zähnen einer zehn Meter Klasse, mit seinem Freien Arm schlug er seine gebrochene Klinge ein ums andere Mal in die Wange des Titanen, ehe dieser die Zähne weiter zusammenführte. Der Mann war verloren, doch Levi bewahrte ihn davor, verschlungen und wieder ausgekotzt mit zig fremden Körperteilen und Organen in einem Stinkenden Gelee-Haufen zu landen.
 

„Petra! Kümmere dich um den Mann.“
 

Er landete auf einem der Dächer, zog auf einen weiteren Titanen zu und schaltete diesen ebenfalls aus. Nach getaner Arbeit landete er wieder bei Petra.
 

„Ich habe die Blutung gestoppt, aber…“

„Hei..chou…“
 

Entgegen seiner sonst so peniblen Art kniete er sich neben den Sterbenden und antwortete ihm.
 

„Heichou… war ich…war ich der Menschheit zu nutzen? Oder… oder sterbe ich… ohne etwas…geleistet zu haben…?“
 

Er hob die blutbesudelte Hand und Levi schlug nach kurzem Zögern fest ein.

„Du hast dich ausgezeichnet geschlagen, Soldat. Sei dir bewusst, dass dein Zorn zu meinem wird! Dein Wille stärkt mich, deine Motivation treibt mich an! Du wirst in mir weiterleben und das Ende der Titanen miterleben!“

„Heichou… er ist von uns gegangen.“
 

Levi sah zu Petra auf.

„Hat er alles gehört?“

„Ich denke ja…. Sehen sie, er ruht so friedlich…“

Levi erhob sich und betrachtete einen Moment das Blut auf seiner Hand, ehe er Petra sagte, was sie zu tun hatte und selbst wieder abhob.
 

****
 

Eren fühlte sich als stünde er in Flammen, sein gesamter Körper schrie vor dem Schmerz, den die Gewaltige Last verursachte. Zu seinen Füßen sah er Armin und Mikasa, wie sie die Titanen von ihm fortlockten, bei jedem Schritt ging eine gewaltige Erschütterung durch den Boden.
 

Was tat er hier? Er fühlte sich, als würde er zerquetscht, der berstende Stein unter seinen Füßen riss ihm die Haut auf.
 

Die Welt draußen… Er hatte ein Ziel. Er würde die Titanen auslöschen, jeden einzelnen von ihnen, er würde sie abschlachten, so wie sie es mit den Menschen gemacht hatten.
 

Vor ihm ragte der Durchbruch auf, ein Loch aus gleißendem Licht, das mit einem Mal von einem verdrehten Leib verdeckt wurde. Es war ein Titan der fünfzehn Meter Klasse, ein äußerst abscheuliches noch dazu, sein Maul nahm beinahe das gesamte Gesicht ein. Das war gar nicht Gut. Er war schon so nah am Tor und doch zu weit entfernt, um es von hier aus gänzlich zu schließen. Noch während er fieberhaft zu überlegen begann, wie er die Mission doch noch abschließen könnte, fegte ein zweiter Körper den Abscheulichen Titan aus seinem Weg, Eren erkannte nur wehendes, braunes Haar und blankes Fleisch, dann war er direkt vor dem Durchbruch.
 

„Los, Eren!!!“
 

Mit einem Brüllen schlug er den gewaltigen Fels in die Öffnung, sobald die Last weg war, verlor er das Bewusstsein.
 

****
 

Levi raste über die Stadt, sah das gelbe Signal und drehte in dessen Richtung ab. Sofort sah er einen Unnormalen Titanen, der einem zweiten den Nacken zerbiss. Was sollte das denn?
 

Vor dem Durchbruch kauerte der vaporisierende Leichnam eines weiteren Titans, er schien die anderen anzuziehen. Wie ein Tornado wirbelte Levi durch die Luft, das Blut spritzte nur so und die Leiber der Bestien gingen zu Boden. Er sah kurz von der Leiche herunter auf die paar Soldaten, die zwischen den Füßen des Titanen am Felsen kauerten.
 

„Wie ist die Lage hier?“
 

Er wirbelte herum, als jemand nicht weit von ihm krachend und fluchend aufkam, wie sich herausstellte war es Ysabel. Levi erkannte sofort, dass etwas mit ihrem rechten Bein nicht stimmte, doch was es war, konnte er nicht sofort sagen. Die Schwarzhaarige rannte taumelnd auf den Unnormalen zu, der wohl ebenfalls schon ausgenommen worden war.
 

Er sah, wie sie an den Nacken der auf die Seite gefallenen Kreatur herantrat und einen Körper aus den Dampfschwaden zog. Ein Mensch im Titanennacken? Wie konnte das sein?
 

****
 

„Was haben sie jetzt mit Eren vor?!“
 

Jamie war außer sich, dass man Eren, obwohl er gerade die ganze Stadt gerettet hatte, wie ein tollwütiges Tier wegsperrte. Sie war so fassungslos, dass sie sich beim Sprechen immer wieder verhaspelte schien demnach recht froh, dass Ava für sie alle sprach.
 

„Das wird sich noch klären. Vermutlich wird er hingerichtet.“, war das einzige, was die Wache erwiderte.
 

„Bitte was?! Dieser Junge hat die ganze Stadt gerettet!“, brüllte Ava ihn an.

„Er ist ein Titan!“, schrie er zurück.
 

„Eben nicht! Er ist ein Mensch, der einen Titanen um sich rum machen kann!“
 

„Das kannst du nicht wissen, Hexe!“
 

„Deine Mutter kann das nicht wissen!!!“

Damit wirbelte Ava herum und die anderen sahen zu, dass sie ihr folgten. Selbst Kathi hatte nämlich keine Lust, mit dem verwirrten Kerl alleine zu bleiben. Wo bei ihr noch der Fakt dazukam, dass sie sich ebenfalls verwandeln konnte. Aber warum war sie dann nicht festgenommen worden? Warum traute man ihr und Eren nicht?
 

Ava, Jamie und Kathi verzogen sich in das Lazarett, in dem sie auf Eisenfaust, Ysabel und die drei Neuen stießen. Kathi schauderte bei dem Anblick Ysabels Bein, denn das war bis zum Knie abgetrennt und die Kniescheibe ragte hautlos aus dem Narbengewebe hervor. Warum heilte es denn nicht?
 

Ysabel grinste schief, als sie ihr ins Gesicht sah. „Sieht schlimmer aus, als es ist.“

Kathi zweifelte daran, doch ehe sie sie danach fragen konnte, flog die Tür des Lazarettes auf und Smith stürzte herein. Sein Haar war wirr und er wurde kreidebleich, als es Ysabels Bein erblickte.
 

„Ysabel! Was ist passiert?!“
 

Ava druckste ein wenig herum, ehe sie erklärte, wie es zu dem ganzen gekommen war.
 

„Du hast was?! Du kannst sie doch nicht einfach ablenken während ihr euch in einem Gefahrengebiet befindet! Was hast du eigentlich in der Ausbildung gelernt?!“
 

Katharina war ziemlich erstaunt über den Ton, den der Kommandant anschlug und diesmal war es Jamie, die für Ava sprach.
 

„Jetzt halt mal die Luft an, man! Ava hat Garnichts damit zu tun!“, fauchte sie dem Blonden entgegen, woraufhin sie von Ysabel eine Zustimmung bekam. „Es war ein Unfall und du kannst niemanden dafür an den Pranger stellen!“
 

„Du.. Wie redest du mit mir?! Ich bin…“
 

„Was bist du? Ihr Kommandant? ...? Oh, ich verstehe, du hältst dich für ihren Vater!“

Ysabel fragte nur verwirrt, wie Jamie darauf kam, doch die redete einfach weiter, nun ruhig und schon beinahe siegessicher. „Du solltest mir genau zuhören, Erwin Smith. Ysabel ist weder an dich gebunden noch von dir abhängig. Also kapier es endlich: Du. Bist. Nicht. Ihre. Familie. Wir sind das. Wir haben mit Ysabel den Krieg überlebt. Wir haben das gleiche durchgemacht wie sie. Wir waren für sie da und sie war es für uns! Also dräng dich gefälligst nicht dazwischen!“
 

Jamie atmete schwer und starrte mit ihren silbernen Augen eindringlich in Smiths blaue, in denen sich Verwunderung, Enttäuschung und auch ein gewisses Maß an Empörung spiegelten. Der Kommandant gab jedoch der kleineren Jamie nach und wandte sich ab, ehe er über die Schulter zu Ysabel meinte: „Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn du in den Nächsten Tagen mit deinen Leuten im ehemaligen Hauptquartier der Aufklärungslegion residiert. In ein paart Tagen sollte dann dort eine Versammlung stattfinden, in der wir entscheiden, wer der Kommandant der Unsterblichen wird, wie euer Wappen aussieht und wer die Mitglieder auswählt. Wir werden bis dahin eine vernünftige Prothese für dich fertigen lassen.“
 

Ysabel nickte ihm zu, nachdem sie sich per Blickkontakt zu jedem die Erlaubnis dazu geholt hatte und Smith ging. Jamie ließ sich neben Ysabel aufs Feldbett fallen und meinte nur: „Immerhin ist es lernfähig.“



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