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Misfits: Kreuzdame

{ boy x boy }
von

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Gaara - Rettungsfront Pt. 1

„Hiermit eröffne ich unser wöchentliches Treffen der anonymen Alkoholiker. Wer möchte diesmal anfangen? Gaara, wie wäre es mit dir?“ Marc hatte seine Hände zu einem Tipi gefaltet und blickte mich mit einem todernsten Gesichtsausdruck an, während alle anderen um ihn herum hinter hervor gehaltener Hand lachten. Nur Samantha beherrschte sich. Nachdem ein kurzes Schmunzeln über ihre Lippen gezuckt war, verpasste sie dem jungen Mann einen Boxer gegen seine tätowierte Schulter. Theatralisch hielt er sich die getroffene Stelle.

„Auf diese Weise drücken wir unsere Aggressionen nicht aus, Sam. Hast du etwa wieder getrunken? Jedes Mal knickst du aufs Neue ein, ich bin sehr enttäuscht von dir.“

„Jetzt halt doch mal die Klappe“, seufzte Sam genervt, wandte sich dann mit einem ernsteren Gesichtsausdruck der versammelten Mannschaft zu. „Wir haben keine Zeit zum Herumalbern, die Situation ist Ernst.“
 

Sogleich verblassten die Schmunzeln auf den Gesichtern der Anderen und die gedrückte Stimmung, die auch in meinem Herzen herrschte, legte sich wie ein Schleier über den Raum. Versammelt waren wir bei Noah, welcher erst von diesem Treffen erfuhr, als wir bereits alle Mann vor seiner Haustür standen und penetrant klingelten. Geschlafen hatten Lukas, Sky und ich im Grunde gar nicht, da wir uns früh am Morgen aus dem Haus schlichen um eine Konfrontation mit meiner Mutter zu verhindern. Dies war auch erfolgreich gewesen, gemeldet hatte sie sich bisher auch noch nicht. Als es hieß, dass Kaito dringend Hilfe bräuchte, hat niemand zwei Mal überlegt und war sofort hergekommen. Und hier saßen wir also... Lukas und Sky rechts und links neben mir, ich konnte mich nicht entscheiden, wer von den Beiden müder aussah. Sky rauchte ihre fünfte Zigarette seit wir angekommen waren und ihre zierlichen Finger waren am Zittern. Vermutlich bekam sie bereits Entzugserscheinungen.
 

Marc hatte sich in der Mitte des Raumes niedergelassen, nicht unweit von Sam und Hannah entfernt, die nebeneinander gegen die Couch gelehnt saßen. Während Sam sehr ernst und entschlossen wirkte, stand dem anderen Mädchen Besorgnis und Mitleid ins Gesicht geschrieben. Solche Aktionen waren eigentlich nichts für ihre emotionale Ader und ich sah bereits voraus, dass sie irgendwann im Laufe unserer Rettungsaktion anfangen würde zu heulen. Noah saß hinter den beiden Mädchen auf der Couch, gekleidet in bequemen Klamotten und mit noch immer recht verwirrtem Gesichtsausdruck darüber, dass plötzlich all seine Freunde vor der Tür gestanden hatten.
 

Zu guter Letzt hatte es sogar Schifti gepackt sich dem Trupp anzuschließen. Obgleich draußen der Schnee fiel, hatte er eine Sonnenbrille auf der flachen Nase sitzen, eine dicke Wollmütze verdeckte seine rappelkurzen Haare. Wie immer sah er ein wenig aus als wäre er von einem anderen Stern angereist, nur mit dem gravierenden Unterschied, dass ich ihn vermutlich zum ersten Mal in meinem Leben ernst sah. Sonst nahm er alles locker, selbst als ich zusammengeschlagen ins Krankenhaus musste, hatte er noch über mich lachen können. Doch diesmal war selbst ihm der Ernst der Lage bewusst.
 

„Noch mal zusammenfassend: Was genau sind die Probleme?“, fragte er an Sky, Lukas und mich gewandt. Als Sky nicht das Wort ergriff, sondern mit zitternder Unterlippe auf ihre Zigarette starrte, als könnte diese die Antworten enthalten, übernahm ich für sie das Sprechen.

„Zuerst einmal schulden sie ein paar Drogendealern zweihundert Euro.“

Das sorgte schon einmal für ein allgemeines Luft schnappen und genervtes Aufstöhnen.

„Dann müssen sie die Miete von zwei Monaten zusammen kratzen. Beide brauchen einen ernsthaften Entzug und Beide brauchen irgendeinen Job.“

„Wenn sie einen Entzug machen, sind sie ohnehin arbeitsunfähig“, stellte Sam fest.

„Und sie bekommen von der Einrichtung geholfen in ein normales Leben zurück zu finden“, fügte Hannah hinzu. „Am Besten sind bei so etwas private Einrichtungen, aber...“

„...treib dafür mal die Kohle auf“, sagte Sky leise.

„Was ist mit euren Eltern?“, fragte Schifti, wie immer höchst unsensibel. „Ich meine, bei Kaito weiß ich ja, dass seine Mutter selbst ne drogenabhängige Schlampe ist. Aber können deine Eltern nicht irgendwie helfen?“

„Nein“, war alles, was Sky darauf antwortete. Eine nähere Erklärung gab sie nicht und vermutlich wollte die auch niemand hören. Man geriet nicht ohne Grund in solche Probleme. Dahinter lag sehr wahrscheinlich eine traurige Kindheit und ich wusste nicht, ob ich momentan noch mehr von solchen Geschichten aushielt.
 

„Also wird es eine öffentliche Einrichtung“, erkannte Noah. „Ihr müsst ja nicht zwangsläufig in eine richtige Entzugsklinik. Es gibt auch psychologische Einrichtungen, die einen Entzug zusätzlich anbieten. Vielleicht wäre das sogar geeigneter für euch. Ich kenne mich da ganz gut aus. Wenn du willst, suche ich euch was raus.“

„Danke“, sagte Sky leise. Ihre Stimme war kaum vernehmbar, nur ein Hauchen.

„Okay, also die Finanzen“, ergriff Marc das nächste Problem. „Also... ich habe das so ne Idee für ein neues Tattoo, das ich gerne auf mein Schulterblatt haben wollte. Zeichne mir das doch, Sky, dann verdienst du eigenes Geld im Studio.“

„Das ist echt lieb“, sagte das Mädchen und schaute mit trübem Blick auf. „Aber auch, wenn es ein aufwendiges Tattoo ist, werde ich nicht genug Geld bekommen, um alle Schulden zu begleichen.“

„Ich bezahle euch alles.“ Diese Entscheidung hatte ich bereits getroffen als wir Sky gestern Nacht getroffen hatten. Ehe sie den Mund aufmachen und in Proteste verfallen konnte, fügte ich hinzu: „Natürlich will ich das Geld von euch wieder haben. Aber damit könnt ihr euch so viel Zeit lassen, wie ihr braucht. Ich werde euch nicht aus irgendeiner Wohnung raus werfen oder ein paar Typen los schicken, damit sie eure besten Freu–“
 

Der verdammt schmerzhafte Seitenhieb von Lukas in meine noch nicht verheilten Rippen kam eindeutig zu spät. Während ich mich unter einem kurzen Aufschrei zusammen krümmte und sogleich begann sich hundert Mal zu entschuldigen, weil er nicht mehr an meine gebrochenen Knochen gedacht hatte, fegte ein lauter Aufruhr über die Anderen hinweg.

„Was wolltest du gerade sagen?“, entfuhr es Sam und sie richtete sich etwas auf. „Ein paar Typen los schicken, um was mit ihren besten Freunden zu machen?“

„Sie verprügeln?“, stellte Hannah die richtige Theorie auf.

„Warte, die Typen, denen Kaito Geld schuldet?“, fragte Marc.

„Die haben dich zusammen geschlagen?“, kam es von Noah keuchend und Schifti blieb nichts mehr übrig als ein dumpfes: „Oh scheiße.“

„Warum hast du das nicht erzählt?“, wollte Sam säuerlich wissen.
 

Dank Lukas' Seitenhieb konnte ich die ersten paar Sekunden nur nach Luft schnappen, wobei jeder Atemzug in meinem Brustkorb schmerzte. Klagend krümmte ich mich noch ein wenig weiter zusammen. Lukas sah aus als würde er jeden Augenblick anfangen zu heulen.

„Tut mir so Leid, es tut mir so Leid, bitte verzeih mir, ich hab nicht dran gedacht. Geht es dir gut? Brauchst du was? Habe ich dir die Rippen wieder gebrochen?“

„Nein“, brachte ich keuchend hervor. „Lass mich nur – atmen.“

„Ja“, antwortete Sky für mich an die Anderen gewandt. Sie erzählte ihnen alles, was sie uns in der Nacht erzählt hatte, danach herrschte für wenige Augenblicke ein angespanntes Schweigen. Schließlich wollte Sam erneut wissen, warum ich nichts davon erzählt hatte und ich antwortete murmelnd: „Weil ich der Polizei nichts davon erzählt habe und ich wusste, ihr würdet das nicht gut finden.“

„Du hast der Polizei nicht Bescheid gesagt?“, wiederholte Noah.

„Dann werden sie die Typen nicht einsperren. Sky weiß doch anscheinend, wer sie sind, also wieso geht ihr nicht zusammen zur Polizei“, schlug Sam vor.

„Weil die Gefahr besteht, dass Kaito und Sky für den Drogenmissbrauch eingebuchtet werden“, sagte ich grummelnd. „Nein, das Thema ist bereits abgeschlossen. Ich werde auch die Schulden bezahlen, ihr bezahlt mir dann das Geld nach. Unser größtes Problem ist momentan, dass wir Kaito dazu bringen müssen, dass er bei dieser ganzen Aktion mitmacht. Denkst du, er würde -?“
 

Ich brauchte meine Frage nicht auszusprechen, denn Sky war bereits heftig am Nicken. Ihre Augen waren beinahe auf Tellergröße geweitet.

„Ja, würde er. Er braucht Hilfe und das weiß er auch, deswegen lässt er auch nicht zu, dass er nüchtern wird. Weil ihm dann wieder bewusst wird, wie viel Mist er gebaut hat und, dass alles schief läuft.“

„Dann fahren wir am Besten noch heute zu ihm“, sagte Marc und schaute fragend in die Runde. Von allen Seiten ertönte zustimmendes Gemurmel. Deutlich war zu spüren, dass niemand erpicht darauf war, zu sehen, wie Kaito sich verändert hatte. Welche Zeichen der Drogenmissbrauch auf ihm hinterlassen hatte, wie kaputt er sein musste. Alleine Skys Erzählungen reichten, doch, wenn wir ihm helfen wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als zu ihm zu fahren.
 

„Gut, ich fahre mit Sky hin, wer kommt mit?“, fragte ich und blickte auf.

„Ich kümmere mich sofort um die psychologische Einrichtung“, sagte Noah. „Abgesehen davon, kann ich das glaube ich nicht... ich kann mir nicht anschauen, wie schlimm es Kaito gehen muss. Dafür bin ich nicht gemacht. Wahrscheinlich würde ich nur daneben stehen und weinen.“

„Geht mir auch so“, meldete sich Hannah piepsend zu Wort. „Nach Möglichkeit würde ich gerne hier bleiben.“

„Ich auch“, murmelte Lukas kaum hörbar neben mir.

„Am Besten fahren Marc und Gaara“, ergriff Schifti das Wort. „Und ich werde mich mal mit den Typen auseinander setzen, denen Kaito Geld schuldet. In der Szene kenne ich mich ja ganz gut aus. Du musst mir ihre Namen nennen, Sky, dann suche ich sie und mache mit ihnen einen Termin aus, wann sie das Geld bekommen. Ich kann ihnen auch das Geld geben...“ Damit blickte er mich an. „Falls dir das lieber ist, sie nicht noch mal zu treffen.“

„Das wäre mir wirklich lieber“, gestand ich.

„Und wir bleiben hier?“, fragte Sam und deutete damit auf Hannah, Noah und Lukas.

„Jup.“

„Was sollen wir überhaupt mit Kaito machen, wenn wir da sind?“, fragte Marc. „Wir können ihn nicht einfach dort lassen...“

„Bringt ihn her“, antwortete Noah. Er wandte sich an Sky und sagte freundlich: „Ihr könnt hier schlafen, wenn ihr wollt. Wenn ich meine Kontakte spielen lasse, könnt ihr schon nächste in der Anstalt sein.“

„Danke...“
 

Mit einem Kuss verabschiedete ich mich von Lukas und kaum, da wir das Haus verlassen hatten, spürte ich den wissenden Blick von Marc in meinem Nacken. Als wir in der Straßenbahn saßen, sah ich dann auch noch seinen Gesichtsausdruck und seufzte genervt.

„Was ist?“

„Nichts, nichts“, winkte er ab. „Nur, dass du und Lukas wieder zusammen seid... hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass Larissa und ich es zusammen versuchen wollen?“

„Ein Paar zu sein?“, fragte ich überrascht, gleich darauf schlich sich ein breites Grinsen des Triumphs auf meine Lippen. „Annalina und ich haben es geschafft.“

„Habt ihr uns etwa miteinander verkuppelt? Davon habe ich nichts gemerkt.“

„Klar, wir haben euch voll miteinander verkuppelt!“

„Was ist eigentlich mit ihr?“

„Frag nicht.“ Damit war meine kurzweilige Freude wieder wie weggeblasen. Mit dem Gedanken an sie, kam auch wieder der Gedanke an mein vollkommen katastrophales Outing, das in einem Rausschmiss geendet hatte. Darüber wussten meine Freunde auch noch nicht Bescheid. Es war wirklich zu viel in zu kurzer Zeit geschehen.
 

Während der Fahrt schwieg Sky bloß, ihre Hände zitterten immer stärker und sie schien mit jeder Minute blasser zu werden. Von allen Drogen, die die Beiden hätten konsumieren können, musste es ausgerechnet Heroin sein. Die Droge, von der man sagte, dass man niemals komplett clean werden konnte, dass man immer das Gefühl haben wird sie in seinem Leben zu brauchen. Vielleicht war es nur ein schwacher Trost, doch manche behaupteten Chrystal Meth wäre schlimmer. Zum Glück war es alles andere als einfach an diese Droge in Deutschland ran zu kommen, mal abgesehen davon, dass das Zeug vermutlich am Teuersten von allen Drogen war. Soweit ich wusste. In der Szene kannte ich mich nur aus, wenn es um Marihuana und Hasch ging.
 

Nach einer etwas längeren Fahrt kamen wir bei der richtigen Haltestelle an, stiegen aus und gingen zu Skys Wohnung. Als wir vor der Tür standen, pochte mein Herz vor Nervosität heftig in meiner Brust und ich zitterte beinahe ebenso schlimm wie Sky, die kaum den Schlüssel ins Schloss stecken konnte. Als sie einige Sekunden lang damit zu kämpfen hatte, die Tür zu öffnen, nahm Marc ihr sanft den Schlüssel ab und machte es selbst. Bisher war ich nur einmal bei Sky gewesen. Als Sam und ich versucht hatten Kaito davon zu überzeugen die Schule nicht abzubrechen. Damals waren wir nicht in die Wohnung hinein gegangen, doch ich konnte mir beinahe sicher sein, dass sie da noch nicht so schlimm ausgesehen hatte wie jetzt. Alle Rollläden waren unten und ein strenger Geruch von Marihuana und Zigaretten hing in der Luft. Mir wurde beinahe sofort schwindelig, woran aber auch der Schlafmangel und die Schmerztabletten Schuld sein könnten, die ich mir ständig einwarf. Meine Rippen taten immer noch weh, eigentlich sollte ich den ganzen Tag lang im Bett liegen und mich ausruhen. Das hatte mir der Arzt verschrieben, doch unter den momentanen Umständen war mir das kaum möglich. Meine Rippen dankten es mir und danken konnte ich noch zusätzlich Lukas. Böse konnte ich ihm dafür jedoch nicht sein, seine Entschuldigungen gleich darauf waren einfach zu niedlich gewesen...
 

„Schatz?“, rief Sky vorsichtig durch die Wohnung. Keine Antwort. Zu uns gewandt sagte sie: „Wahrscheinlich ist er im Schlafzimmer.“

Wie seine Mutter, schoss es mir unweigerlich durch den Kopf. Sie hatte auch immer zugedröhnt im Schlafzimmer gelegen, wenn Kaito sie nicht direkt gefunden hatte. Diese Erkenntnis schnürte meinen Hals noch ein wenig mehr zu. Ich traute mich kaum mir einen Weg durch den zugemüllten Boden zu bahnen. Sky blieb an der Tür stehen, die sie leise hinter sich schloss. Sie sank gegen das Holz gelehnt zu Boden und begann leise zu weinen. Kurz wechselten Marc und ich Blicke, einer dieser Momente in denen wir uns nicht unterhalten mussten, um zu wissen, was der jeweils andere denkt. Etwas verzog Marc den Mund. Er war kein Held darin Leute zu trösten, schon gar nicht Mädchen mit denen man immer etwas sanfter umgehen sollte als mit Kerlen, doch er ging trotzdem zurück, um sich neben Sky nieder zu lassen.
 

Mein Weg führte mich weiter gerade aus zu dem Raum, den ich für das Schlafzimmer hielt. Skys Wohnung war nicht sehr groß, weshalb es trotz der Dunkelheit einfach war sich zurecht zu finden. Vorsichtig schob ich die Tür auf und stellte fest, dass es sich tatsächlich um das Schlafzimmer handelte. Leise war der Fernseher am Laufen, der ein schlechtes Bild zeigte und irgendeine Show, von der ich mir ziemlich sicher war, dass Kaito sie niemals schauen würde. Er lag im Bett, nicht zugedeckt, und war mehr oder weniger am Schlafen. Seine Augenlider zitterten, sein Mund stand leicht offen und er war erschreckend blass und dünn geworden. Um dies zu untermalen, waren auch noch seine Haare bis auf ein Minimum rasiert. Im trüben Licht wirkte sein Gesicht beinahe wie das eines Skeletts.
 

Ein schwerer Stein schien sich auf mein Herz zu legen und es nieder zu pressen, die Luft blieb mir in der Kehle hängen und dieses erdrückende Gefühl wurde nur noch schlimmer als mein Blick auf Kaitos rechten Arm fiel, welchen er von sich ausstreckte. Im Bereich der Armkuhle waren zahlreiche blaue Flecken und Einstiche zu erkennen. Gequält schloss ich meine Augen. In meinem Schädel pochte es ebenso heftig wie in meiner Brust, meine Rippen schienen noch mehr zu schmerzen. Warum hatte ich ihm nicht früher geholfen? Ihn einfach gezwungen einen Entzug zu machen? Hatte ich mich so in Selbstmitleid über die Trennung mit Lukas verloren? Ich fühlte mich wie der mieseste Mensch auf Erden. Langsam öffnete ich die Augen wieder, kniete mich neben Kaito auf das Bett und rüttelte an ihm.
 

„Hey, Kaito, wach auf. Wach auf!“

Heftig schüttelte ich ihn durch, bis er endlich reagierte, doch es war nicht mehr als ein Grummeln. Lahm schob er meine Hände davon, öffnete nicht einmal die Augen, um mich anzuschauen.

„Schau mich an!“

Ich packte ihn an seinem Shirt und zog ihn nach oben. Er war schwer, aber nicht so schwer wie er es früher einmal gewesen war. Angestrengt hielt ich ihn aufrecht, für einen Moment baumelte sein Kopf noch wie das eines Bewusstlosen, dann fasste er sich endlich und seine Augenlider öffneten sich schwerfällig. Erschöpft blickte er mich an.

„Gaara?“, fragte er verwirrt.

„Ja, ich bin es. Sky kam zu mir und hat mich darum gebeten euch zu helfen. Wir wollen euch alle helfen. Marc, Noah, Sam, Hannah, Lukas...“

„Es tut mir Leid.“ Von einem Schlag auf den Anderen liefen Kaito die Tränen über die Wangen. Sein verzerrtes Gesicht machte seinen Anblick nur noch deprimierender und ich spürte wie es mir selbst die Messer ins Herz trieb. „Es tut mir so Leid. Ihr hattet Recht. Du und Sam, ihr hattet so Recht. Ich bin viel zu schwach.“

„Jetzt helfen wir euch, ab jetzt wird es besser. Wir kümmern uns um das Geld und alles den Scheiß -“

„Wegen mir wurdest du verletzt. Es tut mir Leid.“

„Es ist okay, Kaito, du brauchst nicht -“

„Ich hasse mich so sehr.“

„Hör auf so zu reden, bitte -“ Es war vergeblich mit ihm zu reden, er hörte mir nicht einmal zu. In dem Moment in dem er mich erkannt hatte, waren all seine Gefühle hochgekommen und nun ließ er sie heraus, ohne weiter auf mich zu achten. Erneut unterbrach er meinen Versuch mit ihm zu kommunizieren, in dem er schluchzend sagte: „Ich schaff mein Leben nicht ohne dich.“

Damit hatte er mich ebenfalls fertig gemacht. Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, sondern nahm ihn fest in den Arm, drückte ihn an mich, obwohl das noch mehr Schmerzen in meinen Rippen verursachte und ließ ihn solange nicht mehr los bis das Heroin ihn erneut in die Bewusstlosigkeit riss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tenshi_90
2014-08-04T17:33:42+00:00 04.08.2014 19:33
Ich hoffe, die Rettungsmission wird Früchte tragen.. Gaara ist so toll


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