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Triologie des Spiels

Khan OS Projekt
von

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Ein Spiel - die erste Figur

Die Hände hatte der Mann tief in den Taschen seines dunklen Mantels vergraben, während er kritisch die Landschaft vor sich beäugte. Besucher und Personal des Royal Children‘s Hospital gingen eilig an ihm vorbei. Die Wenigsten nahmen ihn überhaupt wahr. Jene, die es jedoch taten fühlten sich eingeschüchtert – spürten wie etwas Dunkles von ihm ausging. Ihm war dies durchaus bewusst, doch war es dem Dunkelhaarigen ebenso egal. Sie hielten ihn nicht für eine Bedrohung. Vielleicht dachten sie, er wäre nur ein verzweifelter Vater, der aus Sorge und Leid diese Kälte ausstrahlte. Bei diesem Gedanken zuckten die Mundwinkel des Mannes für einen Moment. Wie lächerlich emotional diese Menschen doch waren. Er war nicht so. Er, Khan Noonien Singh, war anders. Die Falten auf der Stirn des Mannes wurden tiefer. Aber war er wirklich so anders? Hatte er wirklich das Recht sich über die Sentimentalitäten dieser Menschen amüsieren? Im Moment konnte Khan sich auf diese Fragen, keine überzeugende Antwort geben – keine die einer eingehenden Prüfung standgehalten hätte.
 

Seine Emotionen waren es, die ihn angreifbar und verletzlich gemacht hatten. Man hatte sie benutzt um ihn zu benutzen. Es widerte ihn an darüber nachzudenken. Er, der so perfekt und vollkommen war, hatte sich von den Menschen demütigen lassen müssen. Sie hatten ihm seine größte Schwäche offenbart und sie gnadenlos gegen ihn verwendet. Ihm, einem Augmenten. Bei dem Gedanken an Admiral Alexander Marcus spürte der Dunkelhaarige eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Er ballte seine Hände zu Fäusten in seinen Manteltaschen.
 

Vor sehr vielen Jahren, hatte Khan diese Welt – die Erde – verlassen um eine bessere Welt zu finden. Eine Welt in der er und seinesgleichen vielleicht friedlich leben konnten. Eine Welt ohne die Machtgier der normalen Menschen. Eine Welt der Freiheit. Es mochte sich seltsam klingen, dass es gerade Khan war der sich nach Frieden, Ruhe und Freiheit sehnte. Er, der doch als ein gnadenloser Diktator seiner Zeit galt. Doch nie hatte er nach etwas anderem gestrebt. Nur war er nicht so naiv und glaubte, dass dies ohne Krieg möglich wäre. Um Frieden zu haben, brauchte es den Krieg. Und ohne Krieg: wer wusste dann schon was Frieden wirklich hieß? Wer konnte diesen dann schätzen? Khan sah den Krieg als ein Mittel zum Zweck, genauso wie seine despotisch anmutende Herrschaft damals. Doch die normalen Menschen empfanden dies als Bedrohung; als Gefahr. Lächerlich. Sie versteckten sich nur hinter ihren moralischen Grundsätzen, die leer und hohl waren. Khan hatte mit den letzten seiner Art fliehen müssen, weil die Menschheit, die Überlegenheit der Augments nicht ertrug. Khan schnaubte bei diesem Gedanken. So viele Jahre waren vergangen seit dem. Soviel Zeit, in der sie durch das All trieben, ohne Bewusstsein oder dem Wissen was um sie her geschah. Neun seiner Gefährten hatte den Kälteschlaf auf der Botany Bay nicht überlebt, doch 72 von ihnen lagen noch immer tief schlafend in ihren Kryokapseln. Sie lagen dort. Zweiundsiebzig Leben beendet wegen seiner Dummheit und wegen der Grausamkeit eines Mannes. Sagte man über Khan Noonien Singh er wäre grausam und ein Monster, dann sollte man sich im gleichen Atemzug die Frage stellen: war nicht Admiral Markus das größere Monster? Er hatte Khan aus seinem Kälteschlaf wecken lassen; hatte ihn erpresst, damit der Augment für ihn arbeitete. Er hatte Khans überlegene Intelligenz für sich und die Sternenflotte nutzen wollen. Doch nicht für den Frieden sollte Khan dienen, sondern für den Krieg. Erneut in seinem Leben wurde er von den Menschen gezwungen, ihre Kriege voranzutreiben. Doch dieses Mal hatte er sich beugen müssen, konnte nicht so ohne weiteres aufbegehren. Denn der Admiral hatte einen Trumpf gegen den Augmenten in der Hand, seine Crew – seine Familie. Khan hatte sich gebeugt, hatte es ertragen nur der Diener des Willens eines anderen zu sein. Doch wäre er nicht Khan Noonien Singh, wäre er gänzlich tatenlos geblieben. Im geheimen hatte er versucht seine Crew zu retten, indem er sie vertseckt in Waffen aus Marcus Fängen befreite. Doch er war gescheitert. Man hatte sein Vorhaben aufgedeckt und nun waren sie alle tot. Es war seine schuld, er war nicht umsichtig genug vorgegangen. Doch noch mehr verurteilte Khan Admiral Marcus und diese unsägliche Sternenflotte. Er würde sich rächen, er würde sie alle leiden lassen. Am Ende würden sie es bereuen ihn erweckt zu haben; ihn benutzt zu haben; ihn gequält zu haben.
 

Und hier im Royal Children‘s Hospital würde es beginnen. Khan hatte einen sehr genauen Plan wie er vorgehen würde. Er hatte herausgefunden, dass ein Offizier der Sternenflotte, Harewood, ein totkrankes Kind hatte. Der Mann war verzweifel, dass Kind würde wohl schon sehr bald sterben. Es gab nichts was man tun konnte. Nun fast nichts. Khan konnte etwas tun solange der Harewood auf seine Forderungen einging. Khan war sich sicher, dass dieser Mann einwilligen würde. Auch wenn er ihn nicht kannte, so musste Khan doch nach einigen Überlegungen zugeben, dass er das Denkmuster und die Logik eines Vaters verstehen konnte. So wie Harewood alles tun würde um seine Tochter zu retten, so hatte Khan auch alles für seine Crew getan.
 

Ein dünnes Lächeln stahl sich auf Khans Lippen. Er war am Ende doch nur ein Mensch und am Ende unterlag er genauso wie die Normalen seinen Emotionen. Bedauerlich aber dennoch wahr, auch wenn er oft mit aller Vehemenz versuchte, dies zu verbergen. Oft genug brachen seine Emotionen hervor und leiten seine Handlungen an. Dies war nicht immer von Vorteil. In jenem Punkt bewunderte er die Vulkanier, eine äußerst rationale Spezies von einem anderen Planeten, die sich von ihren niederen Trieben und Emotionen lossagen konnten. Ein Leben frei von jeglichen Emotionen, der Gedanke war durchaus reizvoll. Doch ebenso erschien er Khan als d. Denn was war er schon ohne Emotionen? Sie hatten ihm auch oft genug schon positive Dienste geleistet. Es war das Gefühl der Angst um seine Crew, das ihn im letzten Jahr angetrieben hatte. Doch nun trieben ihn die Rache und der Zorn. Sie waren gute Wegbegleiter für sein Vorhaben.
 

Mitleid empfand Khan nicht. Weder für die liebenden Vater Harewood, noch für seine weiteren Opfer. Warum sollte er auch bedauern empfinden? Weil sie sterben würden, sicher nicht. Harewood würde, wenn Khan ihn richtig einschätzte mit Freuden in den Tod gehen, wenn damit nur das Leben seiner Tochter gerettet war. Jegliche moralische Verpflichtung gegen die Sternenflotte oder sein Gewissen wären hinfällig. Moral war doch etwas so nutzloses, wenn die Menschen es so leicht vergaßen. Khan hatte noch nie wirklich daran geglaubt. Er kannte alle Moralphilosophen seiner Zeit und sicher erschienen ihm so manche Modelle und Thesen als zutreffend aber in der Realität versagten diese wunderbaren Theorien am Ende doch. Khan musste an einen Moralforscher aus dem 20. Jahrhundert denken. Er hatte die menschliche Moralentwicklung auf sechs Stufen aufgeteilt. Die zweite Stufe besagte, dass sich der Mensch an seinen eigenen Bedürfnissen orientierte wenn es um seine Moral ging. Eine niedere Stufe der Moral, laut jenem Forscher, aber waren die Menschen am Ende nicht alle auf dieser Stufe gefangen? Khan sah keinen Zweifel daran und er bezweifelte auch nicht, dass er zum Großteil so handelte. Doch anders als die Normalen sah er darin nichts Negatives. Ohnehin, hatte er dieses Experiment für sehr kritikwürdig gehalten. Moralentwicklung in ein Stufenmodell zu fassen, erschien ihm als wenig sinnvoll. Da die Menschen Moral als ein System von Normen verstanden nach denen man handeln sollte, sollten sie sich allerdings Fragen welche Normen dies sind. Normen sind nicht überall gesellschaftlich gleich.
 

Ein helles Kinderlachen riss Khan aus seinen Gedanken. Er erinnerte sich, warum er hier. Der Augment begann sich langsam zu bewegen, ganz so als ob er ein wenig spazieren gehen wollte um auf andere Gedanken zu kommen. Doch beobachte man ihn genauer, so waren seine Bewegungen die eines Tigers, der auf Beutezug war. Geschmeidige und zielstrebige Bewegungen. Und sein Ziel, die Beute in Form eines Offiziers befand sich nur noch wenige Meter entfernt.
 

Khan betrachte Harewood. Der Mann wirkte verzweifelt, bereit dazu alles zu tun um sein Kind zu retten. Ein zufriedenes Lächeln huschte für einen Moment über die Lippen Khans. Für einen Moment ließ ihn dies noch gefährlicher wirken. Sein Plan würde aufgehen, da war er sich sicher. Harewood würde seinen Vorschlag annehmen und damit den ersten Zug in seinem Spiel der Rache vollführen. Mit ein paar letzten Schritten trat er näher an Harewood heran.
 

„Ich kann sie retten“, sprach Khan den Offizier an. Seine Stimme klang weich und sanfter als sonst. Es fiel ihm nicht schwer seine übliche Kälte aus der Stimme zu verbannen. Er war ein glänzender Schauspieler wenn es darauf ankam.
 

Harewood wandte sich Khan zu. „Was haben Sie gesagt?“ der Vater starrte den dunkelhaarigen Fremden an. Khan konnte Verzweiflung, Angst und Leid erkennen in den Augen des Offiziers. Aber auch etwas anderes, Zuversicht, kaum wahrzunehmen, aber ein Hoffnungsschimmer blitzte in den Augen des Offiziers auf.
 

„Ihre Tochter, ich kann sie retten!“ Khan hatte dieses Mal mit mehr Nachdruck gesprochen. Bewusst hatte er einen noch wärmeren Ton in seine Stimme gelegt, als er das Wort Tochter sprach. Die Wirkung seiner Worte und seiner Stimme war positiv, der Augment konnte es eindeutig sehen. In Harewoods Augen bildeten sich Tränen, es hatte noch nicht einmal lange gedauert bis der Sternenflottenoffizier sich auf eine niedere Stufe der Moralentwicklung herab begab. Innerlich amüsierte es Khan, wie einfach es war.
 

„Wer sind Sie?“ fragte Harewood.
 

Damit war es besiegelt, Khan hatte gewonnen. Seine erste Figur in diesem Spiel hatte er nun in Position gebracht. Und ihren ersten und letzten Zug würde sie schon sehr bald ihm Sinne des Augmenten ausführen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kerstin-san
2015-11-29T10:12:03+00:00 29.11.2015 11:12
Hallo,

huuu, schön, dass es auf dem selben Niveau weiter geht.
Wieder ist da diese Arroganz von Khan, der sich für so überlegen hält (gut, er ist es ja auch irgendwie) und den Rest der Menschheit nur mit Verachtung gegenüber steht.
Ich fands ungewollt witzig, wie er über die Sentimentalität der Menschheit spottet, wo er doch selbst alles für seine Familie tut (natürlich mit ausgeklügelten Plan, aber letztendlich auch aus Emotionen heraus) und zwei Sätze später, kommt er zu dem selben Schluss wie ich. Haha, Gedankenübertragung!

Du hast diese Zerrissenheit von ihm wirklich gut getroffen. Zum einen dieser simple Wunsch seine Familie zu retten, um in Ruhe und Frieden leben zu können und andererseits dieses sehr ausgeprägte Rachebedürfnis von ihm. Dieses verzweifelte Verlangen, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die ihn erpresst und ausgenutzt haben. Die seinen Schwachpunkt kannten und das gnadenlos ausgenutzt haben. Für einen so stolzen Menschen wie Khan, kann es keine größere Demütigung geben, als von – in seinen Augen – so schwachen Menschen kontrolliert zu werden.

Das Ende ist dann wieder eine gelungenen Anspielung auf das Spiel, das Khan spielen möchte. Ich bin sehr gespannt auf den letzten Teil deiner One-Shot Reihe :)

Ein kleiner Fehler ist mir noch ins Auge gesprungen: In dem Satz hier: „Doch ebenso erschien er Khan als d. “ fehlt irgendwas.

Liebe Grüße
Kerstin (Helferlein der KomMission)


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