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Nach dem Kampf

Leben und Tod
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Personen und Orte sind von J. K. Rowling.
Rechtschreibfehler sind von mir und ich bitte um Verbesserungsvorschläge oder Aufälligkeiten aller Art.
Und natürlich würde ich mich ganz besonders über eure Gedanken, während des Lesens der Geschichte, freuen!

Vielen lieben Dank. ;)
Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Nach dem Kampf - Leben und Tod

Nach dem Kampf - Leben und Tod
 

Nach dem Kampf.

Tränen, Trauer, Verzweiflung überall.

Auf seitens der Feinde und der Freunde.

Wer ist schon noch Feind, wer noch Freund.

Ich befürchte, ich gehöre mehr zum Ersten.

Für beide Seiten.
 

Ich sah auf den Boden. Blonde Strähnen fielen mir wirr ins Gesicht.

Ich gab mir nicht die Mühe sie wegzuwischen.

Wozu? Sie verhinderten nur, dass ich nicht sehen musste, was ich eh nicht sehen wollte.
 

Wir waren allein zu dritt. Zu dritt allein.

Drei Malfoys im Kessel des aufblühenden Todes.

Tote, die einzeln oder in Gruppen auf dem Boden lagen.

Tote, die ich kannte. Tote, die ich glaubte zu erkennen. Tote, die ihre Identität im Geheimnis der Unkenntlichkeit trugen.

Tote.

Lebende, die um sie schlichen, als könnten sie ihren Schlaf stören. Lebende, die verzweifelt suchten, was sie nicht finden wollten. Lebende, die bereits erkannten, was einem niemand mehr zurück geben konnte. Lebende, die sich wünschten, ihren Körper gegen den, eines anderen einzutauschen.

Lebende.
 

Tote und Lebende.
 

Ich gehörte nicht hierher. Ich gehörte nicht zu den Toten. Ich gehörte nicht zu den Lebenden. Ich gehörte nicht zu jenen, die trauerten und nicht zu jenen, die zitternd und weinend, die Arme um einen lebenden Freund schlangen. Ich gehörte nicht in diese Welt der anderen.
 

Meine Mutter schniefte. Das Rascheln von Kleidern. Mein Vater drückte sie. Ich bin mir sicher, sie erkannten, dass nichts gewonnen und alles verloren war. Ich spürte ihre dünnen Fingerspitzen über meinen Rücken streichen. Zu meiner Schulter, den Arm entlang. Sie suchte meine Finger und drückte sie, als hinge ihr Leben davon ab. Ich reagierte nicht. Meine Finger wurden taub. Ich gehörte nicht hierher.
 

Tote. Lebende. Tote. Lebende. Wer wird sie alle beerdigen? Wer wird die Lebenden wieder ins Leben bringen? Wer wird das hier wieder aufbauen? Keine Fragen, die mich beschäftigten. Dumbledore ist tot. Der alte Mann. Der alte Mann, den ich nie ausstehen konnte. Der alte Mann, der sagte, es könnte alles anders sein. Der alte Mann, der nicht wusste, wie die Welt bestellt ist. Snape ist tot. Darüber konnte ich nicht nachdenken. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Snape. Snape! Der Mann, der mich würdigte. Der Mann, der mich kannte. Der Mann, der mir nicht helfen konnte! Snape! Wer wird das alles in Ordnung bringen?
 

Ich atmete tief ein und schloss die Augen. Zeitgleich wurde der ausgeschaltete Sinn von einem anderen ersetzt. Die Geräusche um mich herum wurden intensiver. Monoton, wie in einem aufsteigenden Schwarm von Doxys. Ein regelmäßiges Geräusch im Hintergrund. Schluchzen, Weinen, Jammern und ganz selten das erleichterte Aufseufzen.

Dann veränderte sich der Geräuschpegel. Ein neues Summen setzte ein. Flüsternde, drängende Gespräche und zwei Worte kristallisierten sich heraus.
 

Harry Potter.
 

Als ich meine Augen öffnete und aufblickte, sah ich ihn unweit vor mir stehen. Zwischen den Wieseln. Toten und Lebenden. Er gehörte zu ihnen. Die fette Mutter umarmte ihn. Er ließ es geschehen. Anschließend nahmen Granger und Weasley den hirnlosen Trottel kurz in Beschlag. Sie redeten auf ihn ein, ohne sein Schweigen zu beachten. Potter trennte sich schwerfällig von ihnen und ging zu dem Werwolf. Tot. Neben seiner Frau. Tot. Er stand allein zwischen den Toten. Ich irrte mich. Potter war ebenso allein.
 

Gegen meinen Willen kam ein irres, kleines Lachen aus meinem Mund. Wir unterschieden uns nicht wirklich. Und doch mehr als irgendjemand hier sonst. Ohne ihn wäre es nie zu diesem Krieg gekommen. Er sah mich an. Ohne ihn wäre das alles nie passiert. Er sah mein Grinsen in dieser Welt, in die ich nicht hineingehörte. Ohne ihn wäre ich nicht allein. Es war zu still und mein Grinsen zu breit.

Mutters Hand war auf meinem Arm. Meine Augen auf Potters Blick. Meine Verzweiflung in meinen Händen.
 

Es geschah schneller, als uns jemand hätte unterbrechen können. Potters Fäuste an mir und meine an seinem Körper. Es passierte ohne Worte. Einzig unsere Handlungen schrien unsere Gefühle heraus. Seine Hand in meinem Gesicht – Wut. Mein Fuß an seinem Schienbein – Unsicherheit. Seine Finger an meinem Kragen – Einsamkeit. Meine Stirn im Flug auf seine – Fassungslosigkeit.
 

Ein Mann mit langen, blonden Haaren - mein Vater - versuchte mich zu packen, aber er erreichte unsere windenden Leiber nicht. Andere versuchten es ebenfalls. Doch niemand wollte uns mit Zauberei auseinander bringen aus Angst den eigenen Helden zu erwischen oder zu verletzen. Nicht den Helden. Alles, nur nicht den Helden! Den Lebenden. Den einzigen, der wirklich wichtig ist. Ich schlug auf ihn ein, wir landeten auf den Boden und wälzten uns um- und übereinander. Die Schlange um den Löwen. Der Löwe auf der Schlange. Vergessen waren die Toten und die Lebenden. Wir lebten und wir würden nicht voneinander lassen, solange der andere nicht klein beigab. Ich atmete heftig. Und ich atmete stockend, als eine Faust in meine Rippengegend traf. Ich lachte wütend auf, als ich spürte, wie ein Knochen im Gesicht des Narbengesichtes nachgab. Ich wütete, als ginge es um mein Leben und ich glaube, dass tat es wirklich. Salazar, ich lebe! Ich lebe! Ich gehöre nicht zu den Toten!
 

Crabbe, der immer Treue und tat, was ich wollte. Tot. Snape, der mit all seinen Taten versuchte mich zu retten. Tot. Dumbledore, der alles hätte beenden können. Tot. Ich brach zusammen. Es war wie beim Bau eines Kartenhauses. Ich stürzte einfach in mich zusammen. Meine Hände, die eben noch Potter an seinen Armen herumwerfen wollten, klammerten sich nun an ihn, als könnte nur er mich hier herausholen. Potter! Und da waren sie - die Tränen, auf die ich die ganze Zeit gewartet hatte. Sie kamen, als sei ein Damm gebrochen. Irreparable. Tote. Lebende. Es ist vorbei. Mein Kopf glitt nach vorne. Mein Kinn und meine Beine an meiner Brust. Und der Heulkrampf nahm mich voll ein. Ich spürte, wie sich Potter ebenfalls an mir verkrampfte und sich seinen aufgestauten Emotionen voll hingab.
 

Die Schreie, die sich noch eben um uns aufgebaut hatten und uns zum Aufhören bewegen wollten, waren nun verstummt. Keiner wusste, was zu tun war. Keiner wusste, was sie mit uns machen sollten. Keiner wollte sich einmischen. Keiner wollte an uns Lebende. Der pure Schmerz, der aus uns herausbrach, war zu viel für sie.
 

Schmerz. Trauer. Verzweiflung. Wir waren allein.
 

Meine Welt verschob sich für den Moment. Ich war nicht mehr zu dritt allein. Ich war zu zweit allein. Alles, was mir wichtig und heilig war, hatte sich vor wenigen Stunden aufgelöst. Meine Freunde waren tot oder geflüchtet. Hogwarts war zerstört. Nach Hause konnten wir nicht mehr, aus Angst vor Todessern oder offenen Rechnungen. Mein Leben war nichts, was sich zu leben lohnte. Tote. Lebende. Tote. Mein Leben hätte enden müssen, denn unter den Lebenden hatte ich keinen Platz mehr.
 

Und jetzt lag ich in den Armen von ihm. Er, der mehr war als alles, was ich je verabscheute. Er, der immer Schuld war. Er, der zum Krieg führte. Er, der mit seiner Anwesenheit mein Blut vor Hass zum Brodeln brachte. Vereint im Rausch des Todes. Es ist immer er.
 

Als ich irgendwann aufblickte, kehrten die Lebenden zu den Toten zurück. Weiße Tücher wurden wieder herbeigezaubert und über die Leichname gelegt. Tränen flossen, wo ein erneuter Blick auf einen geliebten Menschen gerichtet wurde.

Grüne Augen, hinter einer kaputten Brille, suchten meinen Blick. Meine Augen mussten ebenso gerötet sein. Ich setzte mich auf und ich versuchte meine Gefühle zu bändigen und dahin zu verschlissen, wo sie vor der Auseinandersetzung waren. In der ewigen Verdammnis. Potter wühlte seinen Zauberstab aus einer seiner Taschen und stöhnte bei jeder weitläufigen Bewegung schmerzhaft auf.

Anschließend murmelte er leise Worte und kurz darauf hielt er eine kleine Flasche Wasser in der Hand. Er trank sie so ungeschickt und zittrig, das mindestens die Hälfte an seinem Kinn hinab lief. So ein Trottel.

Zu meiner größten Überraschung überreichte er mir danach seine Flasche und stand dann schnaufend und stöhnend auf, ehe er zu seinen Freunden torkelte.
 

Zurückgelassen saß ich völlig allein mitten im Gang. In der Hand die Wasserflasche meines Erzfeindes. Von dem Jungen, der immer schuld war. Umgeben von Lebenden und Toten. Potter sah ein letztes Mal in meine Richtung, ehe er explizit von dem Schlammblut untersucht wurde. Ein seltsames Grinsen umschlich seine Mundwinkel und mit einem Mal hatte ich weniger das Gefühl in dieser Welt verloren zu sein. Vielleicht hatte ich irgendwann die Chance, wieder hier herein zugehören.
 

„Draco?“

Die zitternde Stimme gehörte meiner Mutter, die ängstlich auf mich herab sah. Ihre Finger strichen ziellos durch die Luft, als wüssten sie nicht, ob sie mich noch berühren durften. Ihre Augen, die den meinen so glichen und ebenso verweint aussahen, wie ich mich noch immer fühlte.

„Draco, mein Schatz?“, hauchte sie und in ihrer gnadenlosen Liebe mischten sich weitere Sorgen beim Anblick meines lädierten Körpers.

Ungewollt, aber ebenso gewünscht, stahl sich das wärmste Lächeln, zu dem ich fähig war, in mein Gesicht. Ganz vielleicht werde ich irgendwann wieder ein Teil der Lebenden.

„Mir geht es gut."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sepiolith
2014-03-23T22:45:30+00:00 23.03.2014 23:45
Hach.. Das erste Mal seit einer halben Ewigkeit, dass ich wieder eine Fanfiction auf Deutsch gelesen habe. Musste einfach sein, als ich die Benachrichtigung bekam, du hättest was Neues hochgeladen. Auch wenn es unangebracht war, musste ich bei "Anschließend nahmen Granger und Weasley den hirnlosen Trottel kurz in Beschlag." lachen xD

Als Leser hätte man ansich schon gerne ne Fortsetzung (wie das immer so ist, wenn einem ne Fanfiction gefallen hat) und natürlich gibt es Ausbaupotenzial. Doch die Story ist in sich gut abgeschlossen und hat ein schönes Ende. Es ist oft schwer, dem mit einem weiteren Kapitel (oder mehreren) noch gerecht zu werden. Kommt selbstverständlich darauf an, was dir im Sinn schwebt!
Antwort von:  Haeufchen
24.03.2014 00:31
Ich weiß noch nicht~
Die Story kam so spontan, wie ich sie tippte.
Ich fange in letzter Zeit so vieles an, ohne das es je ein Ende findet...
Darum... möchte ich es nicht allzu lang werden lassen.
Ich möchte nicht zu direkt werden, wenn es überhaupt käme.

Schön zu wissen, das du da lachtest! ^^
Ich hab an der Stelle noch nachträglich "und Weasley" eingebaut, weil ich den nirgendwo erwähnte, dafür aber zwei Mal de Granger~ xD

Haaaaaaaaach~
Schön, dass du mir gechrieben hast! <3
Danke!!

P.S.: WO warst du an der Buchmesse!? D:


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