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Die Legende von Shikon No Yosei

Das Schicksal einer Elementarmagierin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Erinnert ihr euch noch an einen bestimmten Chara aus »Das Schicksal einer Mönchin« und »Verantwortungen für Seiketsu«?

Diese Geschichte spielt in der Welt von Guild Wars – Factions; einem Online-Rollenspiel, das von ArenaNet entwickelt wurde. Die Handlung jedoch ist der Fantasie von Ami Diana Saphira Mercury entsprungen.
Das Geschick der Götter ist merkwürdig … Manch einen scheinen sie im Stich zu lassen, anderen schenken sie ihre besondere Gunst. Was ist Schicksal, was ist Zufall? Wie viel können die Schöpfer Tyria´s in der Zukunft erahnen?
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Erzählung 05: Das Schicksal eines Studenten

Hoffnung auf Liebe

Er sah auf und murrte: „Ist auf Tyria schon wieder ein Monat vergangen?“

Der Besucher – ein älterer Mann mit ausladendem Hut von dem Bänder tief über sein Gesicht hingen, sodass man seine Augen kaum erblicken konnte – lächelte melancholisch, ehe er entgegnete: „Nein … und dennoch komme ich heute zu dir. Es ist soweit … die letzte Erinnerung an dich hat Tyria verlassen.“

Ein Brennen erfüllte seine Augen – wäre er noch am Leben gewesen, hätten sich die Tränen nicht mehr zurückhalten lassen. Nicht sein eigenes Schicksal betrauerte er … Als er sich nach seinem Tod geweigert hatte, in die Nebel einzugehen oder dem ewigen Zyklus zu folgen, hatte ihm Suun offenbart, dass sich seine Seele nur so lange in diesem Zwischendasein manifestieren konnte, solange jemand lebte, der sich an ihn erinnerte … Er hatte zu Lebzeiten nicht viele Leben berührt, keine angesehenen Heldentaten vollbracht, wie sein ebenfalls bereits verstorbener Mentor Bruder Mhenlo … Jalis Eisenhammer und seine Deldrimor konnte man nicht mehr wirklich als »lebendig« ansehen, seine Eltern waren früh gestorben, Jabari hatte offenbar auch schon den Weg in diese Welt gefunden … und sie nun ebenfalls. Ihretwegen verspürte er diesen stechenden Schmerz, an der Stelle, wo früher sein Herz geschlagen hatte … Die eine, die er sein Leben lang und darüber hinaus geliebt hatte, ohne dass sie seine Gefühle jemals erwiderte …

„Wie?“, brachte er mühevoll über die Lippen.

Das Orakel setzte sich neben ihn und antwortete: „Du wirst dich auflösen, wie ein-“

„Nein, verdammt!“, unterbrach ihn der einstige Mönch ungehalten, „Wie ist Seiketsu gestorben?“

Im diesem Augenblick begriff Suun. Deshalb hatte er sich für keinen Pfad entschieden … Er hoffte, sie nach dem Tod wiederzusehen – im ewigen Paradies oder in einem anderen Leben … je nachdem was sie gewählt hätte, wäre er ihr gefolgt. Obwohl der Alte zig Lebensspannen überdauert hatte und ihm menschliche Gefühle schon fast vollkommen fremd geworden waren, erfüllte Sunn dennoch die Tragik dieser Entwicklung.

„Shikon No Yosei, Ohtah Ryutaiyo und Seiketsu No Akari haben ihr Leben selbst beendet … um ein Teil des Gesandtenrates werden zu können.“, erklärte er schließlich, „Du … kannst sie nicht mehr treffen, Klerus.“

Es war, als hätte man ihm ein Brett vor den Kopf geknallt. Seine Augen weiteten sich vor Schock, ohne mehr etwas wahrzunehmen. Er hatte jahrelang hier gesessen und gewartet, ohne dass die Zeit ihm etwas bedeutet hätte. Ein Teil von ihm fragte sich, wohin es sie nach dem Tod treiben würde … ein anderer Teil von ihm hatte sich gewünscht, dieser Tag möge niemals kommen und sie würde ewig auf Tyria wandeln. Doch das Schicksal hatte ihm einen weiteren Streich gespielt – sie würde keinen dieser Wege gehe, die ihm angeboten worden waren. Stattdessen opferte sie sogar noch ihr Dasein nach dem Tod ihrem Verantwortungsbewusstsein! Für Seiketsu No Akari würde ihr Dienst an Tyria nie genug sein … alles hatte sie in ihrem Leben aufgegeben, um als Verteidigerin von Cantha an der Seite von Shikon No Yosei stehen zu können. König Jalis hätte sie in seinen Hallen als Ehrenmitglied seiner Sippe aufgenommen … und er hatte ihr sein Herz angeboten. Doch sie hatte beides abgelehnt. Weil sie zurück in ihre Heimat wollte. Und genau genommen trug auch er einen Teil der Schuld – die Ironie am Leben nach dem Tod war, dass es genug Möglichkeiten gab, um zurückzublicken auf das, was man zurückgelassen, verloren hatte. Toki No Kibo, die er als Säugling in ihren Armen gesehen hatte, war ein Findelkind … Seiketsu No Akari hatte sie aufgenommen und von Herzen geliebt, sich jedoch keinem Mann zugewandt. Aber sie konnte das Missverständnis genauso wenig richtigstellen … dies war noch eine Eigenschaft, die Seiketsu No Akari zu etwas ganz besonderem machte – sie hasste es, andere zu verletzten … und nachdem sie ihm scheinbar zweimal das Herz gebrochen hatte, hatte sie es nicht mehr über sich gebracht, ein weiteres Mal zu riskieren. Bruder Mhenlo meinte irgendwann, es bräuchte mindestens zehnmal so lang, sich wieder zusammenzusetzen, als es dauere, zu zerbrechen … und was einmal zerbrochen wäre, würde niemals mehr wieder vollständig ganz werden … Diese Erfahrung hatte Klerus in diese Situation gebracht – er wollte eine richtige Chance bei ihr! Jetzt würde er einfach verschwinden, als hätte er nie existiert …

„Du kannst sie nicht mehr treffen, Klerus.“, wiederholte Suun, „Bis Seiketsu No Akari ihre Position einnimmt, wird es zu spät sein. Dies ist die letzte Gelegenheit … Möchtest du mir noch etwas aus deinem Leben erzählen?“

Wie oft hatte Suun ihn nach seinem Leben gefragt? Wie oft hatte Klerus ihn einfach ignoriert? Ohne es bewusst zu entscheiden, sprudelten nun die Worte aus seinem Mund.
 

Er wurde in einem kleinen Dorf nahe Löwenstein geboren, als Sohn einfacher Bauern. Das fast schon tropische Klima schenkten ihnen alles, was sie zum Leben benötigten – allerdings zeugte es ebenso von Gefahr. Wie überall auf Tyria mussten sich die Dorfbewohner gegen eine Vielzahl von Monstern zur Wehr setzen, um ihre Felder und Hütten zu beschützen. Doch einmal griff eine gewaltige Horde Skale sein Zuhause an … in Folge dieses Kampfes starben sein Vater und seine Mutter, zu diesem Zeitpunkt war er noch ein Junge gewesen. Er hatte sich hinausgeschlichen, wollte seinen Eltern zusehen – stattdessen sah er sie sterben. In diesem Moment geschah etwas … Nie zuvor hatte sich Magie in ihm geregt, doch als die leblosen Leiber auf dem Boden aufschlugen, ging von seinem eigenen Körper ein pulsierendes Licht aus, das Haut und Haar für einen Krytaner später unnatürlich hell würde erscheinen lassen. Diese heilige Energie vertrieb die nekrotischen Bestien. Die anderen Dorfbewohner starrten ihn an – es kam nur selten vor, dass in einem der ihren magische Kräfte erwachten und wenn dies zugleich noch mit einer derartigen, äußerlichen Veränderung einherging … In den nächsten Tagen brachten sie Klerus, wie er von da an genannt wurde, zum Tempel der Zeitalter, wo der von den dortigen Mönchen ausgebildet wurde und ihm verliehene Kräfte zu kontrollieren lernte. Dort begegnete er später auch Mhenlo von Ascalon, der mit seinem Volk aus dessen zerstörter Heimat nach Kryta geflohen war, und zu so etwas wie seinem Mentor wurde. Diese Begegnung würde Klerus´ Leben für immer verändern – denn Bruder Mhenlo fiel es zu, einen möglichen Studenten für ein Stipendium bei den Deldrimor-Zwergen vorzuschlagen …

„Ihr … Ihr bietet mir diese Chance an?“, gab Klerus überrascht zurück.

Im Tempel gab es viele ausgezeichnete Mönche, in ganz Kryta ohnehin – und ausgerechnet er durfte sie wahrnehmen.

Bruder Mhenlo betrachtete seinen Freund eingehend, ehe er antwortete: „Du hast deinen Platz in dieser Welt noch nicht gefunden … Vielleicht findest du etwas in den Südlichen Zittergipfeln, das dir einen Sinn im Leben gibt.“

Es sollte sich herausstellen, dass der Ascalonier recht behielt – Klerus verliebte sich … in die canthanische Studentin. Seiketsu No Akari kam ihm vor wie ein leibhaftiger Engel … Doch sie legte offensichtlich keinen großen Wert darauf, mit ihm und Jabari, dem elonischen Student Zeit zu verbringen. Stattdessen verschwand sie nach den Vorträgen entweder in ihrer Stube oder setzte ihre Recherchen in den Weiten der Bibliothek fort. Klerus beobachtete sie häufig aus der Ferne und sah den Schmerz in ihren Augen.

Doch es war Jalis Eisenhammer, der einen Zugang zu ihr fand – der junge Mönch hatte sie eigentlich selbst gerade aufsuchen wollen und hörte auf dem Flur seine Worte: „Ich bin ein alter Mann, ich habe viel gesehen in meinem Leben. Du bist anders, als Klerus oder Jabari … und das liegt nicht daran, dass du ein Mädchen bist. Du verbirgst etwas … Du versuchst deine Gefühle zu unterdrücken. Du hast Heimweh, mein Kind, nicht wahr?“

„Ja … egal, ob ich wach bin oder schlafe. Ich habe praktisch mein ganzes Leben in unserem kleinen Dorf verbracht und kenne jeden Zentimeter von Shing Jea. Ich liebe diese Insel! Und … ihre Menschen …“, kam schluchzend Seiketsu No Akari´s Antwort.

Der König der Deldrimor wirkte verständnisvoll: §Ich verstehe … Als Herrscher dieses Landes und eines ganzen Volkes spuken mir ständig Sorgen im Kopf herum. Um nicht von ihnen beherrscht zu werden, suche ich nach Dingen, die mein Herz erfreuen … Deshalb komme ich auch so häufig zu euch in den Unterricht. Es befreitet mir Freunde. Eines möchte ich dich noch fragen, Seiketsu … Warum hast du dich auf das Studium bei uns eingelassen?“

„Schon bevor meine Schwester Shiko … Shikon No Yosei und ich unsere Ausbildung begannen, haben wir darüber gesprochen, wie schön es ist, anderen helfen zu können. Wir wollten nicht alles so hinnehmen, wie es ist … Wir wollten für unsere Heimat und seine Bewohner da sein.“, erklärte die Braunhaarige wieder gefasster, „Shiko hat den Weg der Elementarmagierin gewählt … Sie ist unglaublich stark, auch wenn sie sich dessen noch nicht ganz bewusst ist. Ich dagegen kann nicht kämpfen. Aber ich wollte bei ihr sein! Immer … Deshalb bin ich Mönchin geworden, um sie mit meinen Gebeten zu beschützen! Meister Togo sagte damals, ich sei talentiert … Ich bin nur hier, weil ich so unglaublich schwach bin. Ich muss stärker werden, sonst kann ich Shiko nicht helfen.“

Da wurde sich Klerus bewusst, wie sehr er sich wünschte, sie würde so über ihn sprechen … Seiketsu No Akari hatte etwas in ihm berührt, das kein anderer geschafft hatte – er verehrte Bruder Mhenlo, hatte seine Eltern geliebt, mit Jabari verstand er sich als Kommilitone recht gut und die Deldrimor hatten ihn herzlich aufgenommen … aber nichts davon ließ ihn so fühlen, wie jetzt. Heiß und kalt zur selben Zeit, mit wild schlagendem Herzen, einem Kribbeln unter der Haut und vollkommen euphorisch bei dem Gedanken an sie, grinste Klerus über das ganze Gesicht. Ja, er hatte sich verliebt!

„Jemand, der einen solch aufrechten Wunsch in sich trägt, kann jede Stärke entwickeln, die er braucht … Du sagst, deine Schwester wäre sich ihrer wahren Kraft nicht bewusst? Du ebenfalls nicht, mein Kind … noch nicht.“, sagte Jalis Eisenhammer zum Abschied.

Klerus verbarg sich hastig hinter einer Säule, damit der Zwerg ihn nicht entdeckte. Innerlich stimmte er ihm zu … In Seiketsu No Akari schlummerte etwas ganz besonderes. Aber sie würde ihn mit ihrer Entschlossenheit wahrscheinlich nie beachten, wenn sie die wahre Natur seiner Gefühle nicht kannte! Klerus erwog einen Moment lang, es ihr sofort zu gestehen … dann jedoch kehrte in sein eigenes Quartier zurück. Nach dem aufwühlenden Gespräch über ihre Heimat, fand er es geschmacklos, sich ihr zu offenbaren. Ihre Gedanken sollten erst einmal zur Ruhe kommen …
 

Eines Abends kehrte Klerus in den Flur zurück, in dem ihr Zimmer lag. Nichts hatte sich zwischen ihnen geändert … Und trotzdem blieb er bei seinem Entschluss. Nachdem er geklopft und von ihr hereingebeten worden war, schweifte sein Blick kurz umher und er räusperte sich.

„Ich muss dir etwas sagen … Ich habe mich in dich verliebt!“, gestand Klerus anschließend.

Mit etwas schwacher Stimme gab sie zurück: „Wie … wie war das?“

„Ich liebe dich, Seiketsu.“, bekräftigte er daher erneut.

Ihre Antwort stand ihr bereits ins Gesicht geschrieben – tja, im Grunde hatte er auch nicht erwartet, dass sie seine Gefühle erwiderte … Nun ja, laut ihr, konnte sie es nicht einmal. Ob es Wunschdenken oder Realität war, konnte Klerus nicht sagen, aber er meinte, Bedauern herauszuhören.

„Es war mir einfach nur wichtig dir die Wahrheit zu sagen … Mir tut es leid, sollte ich dir damit zu nahe getreten sein.“, tat er den Korb ab, „Ich wollte einfach, dass du weißt, wie sehr ich dich bewundere …“

Ihr trauriges Lächeln war mehr Strafe, als Trost … Er ging aus dem Zimmer und sank am Türrahmen auf den Boden. Ja, diese Abfuhr hatte er erwartet und sich dennoch Hoffnung gemacht – so war das mit der Liebe wohl, egal wie aussichtslos es scheinen mochte. Seine Brust zog sich zusammen und er verspürte das Bedürfnis nach frischer Luft. Genau genommen war ihnen das Verlassen der Feste Donnerkopf nach Einbruch der Dunkelheit allerdings verboten … doch darum scherte sich Klerus im Augenblick nicht. Schon kurz darauf sollte er diese Leichtsinnigkeit allerdings bereuen … Klerus wurde gefangen genommen – von den Steingipfeln, dem verfeindeten Clan der Deldrimor und besonders ihrem Anführer Dragnar Steinhaupt wäre es eine Freude seinem Vetter Jalis Eisenhammer einen herben Schlag zu verpassen. Eingesperrt in einer unterirdischen Zelle ahnte er nicht, dass der König auf ihr Vorhaben eingehen wollte, sich gegen den Mönch austauschen zu lassen. Erst der dumpfe Geräusch ausrückender Schritte erweckte wieder Klerus´ Aufmerksamkeit und plötzlich erglomm in der Ferne ein Licht.

Er stürmte zu den Gittern und rief: „Hallo?! Ist da jemand? Bitte, helft mir!“

Wen er auch erwartet hatte – Jabari und Seiketsu No Akari, von welcher der Schein ausging, sicher nicht: „Ihr seid gekommen!“

Die Canthanerin berührte lächelnd seine Hand, während sie erwiderte: „Wir würden doch keinen Kamerad im Stich lassen! Die Deldrimor kämpfen draußen gegen die Steingipfel. Wir sollten uns beeilen und dich hier rausschaffen. Ich weiß nicht, wie lange sie noch durchhalten werden.“

Nachdem Jabari kurzerhand das Schloss geknackt hatte, konnte Klerus nicht anders und drückte Seiketsu No Akari an sich. In dieser undurchdringlichen, kraftraubenden Dunkelheit hatte er befürchtet, sie niemals wiederzusehen … Trotz dieser Erleichterung verlor er das Bewusstsein.

Ein Schwall reiner Energie erfasste ihn. Es war, als wäre es ein Teil von ihm selbst … und gleichzeitig wusste er, dass sie jemand anderem gehörte – Seiketsu No Akari! Er öffnete die Augen und sah sie erschöpft zu sinken. Hastig befreite er sich von Jabari, der ihn auf dem Rücken getragen hatte. Die junge Mönchin hatte ihre Magie aufgebraucht, um die Feinde niederzustrecken. Für ihn hatte sie sich in Gefahr begeben … Es interessierte Klerus nicht, ob der Waldläufer ihn beobachtete, dankbar hauchte er seinen Kuss auf Seiketsu No Akari´s Stirn, ehe er sie vom Boden hochhob. Eine Schar Deldrimor rückte an und eskortierte sie zu Droknar´s Schmiede – die Steingipfel hatten einen Überfall auf die Feste Donnerkopf unternommen und kurzzeitig für sich erobert, doch König Jalis plante bereits den Gegenschlag. Bei ihm entschuldigte sich Klerus lang und breit … Anschließend hatte er ihn samt Jabari losgeschickt, um ihre Feinde auszuspionieren. Aufgrund weiterer Vorfälle hatte es Wochen gedauert, bis er und Seiketsu No Akari über die Geschehnisse hatten sprechen können … Und danach waren sie so etwas wie Freunde gewesen, zumindest bis zu jenem Tag, da die Deldrimor – samt Seiketsu No Akari – in die Fernen Zittergipfel aufgebrochen und nicht mehr zurückgekehrt waren … Er selbst und Jabari waren zu diesem Zeitpunkt unterwegs gewesen – erst waren es nur Wochen gewesen, die sie gewartet hatten, dann Monate. Irgendwann machten sie sich auf den Weg nach Löwenstein … Und so erfuhren die beiden verbliebenen Studenten, dass sämtliche Zwerge zu Stein geworden waren, um gegen ihren Erzfeind, die Zerstörer in den Kampf zu ziehen. Außerdem wurde die Kunde der drei lebenden Legenden laut, die als Verteidiger nach Cantha zurückgekehrt waren. Dort hatte er sie zwar wiedergesehen … doch wie bereits erwähnt, einen tragischen Fehler begangen.

Als er seine Erzählung so endete fühlte sich Klerus leer … Er sah auf seine Hand – sie war durchsichtig geworden. Mit einem letzten Gedanken an Seiketsu schloss er die Augen …
 

„Wie kann das sein?“, verlangte eine hallende Stimme zu erfahren, „Sprich´, Schwester!"

Eine Frau antwortete, allerdings ebenso ratlos: „Ich weiß es wirklich nicht! Ja, er ist einer meiner Kinder … aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Was meint Ihr dazu, Seira?“

Besagte schwieg, ehe sie erwiderte: „Ratlose Seelen sind mehr oder minder nichts ungewöhnliches – besonders seit dem Erwachen der Drachen. Doch diese Seele war im Grunde genommen bereits erloschen … >Ein Hinweis darauf, dass wir die Nebel nie ganz verstehen werden.< Das hat Suun mir mal gesagt.“

Suun … der alte Mann hatte ihn nach seinem Tod immer wieder aufgesucht, wann immer ein Mondzyklus vergangen war. Und er hatte ihm von Seiketsu No Akari´s Tod erzählt … Klerus riss die Augen auf. Über seinem Gesicht erblickte er acht Gestalten. Sofort ereilte ihn der nächste Schreck – sein Leben lang hatte er zu Dwayna gebetet und nun befand er sich in ihrer Gegenwart und jener der anderen Götter. Und eine hünenhafte Frau mit langem, gelocktem Haar einer ausladenden Tätowierung war ebenfalls zugegen.

Sie sprach ihn an: „Keine Angst, Klerus – du … befindest dich in den Nebeln.“

Er ging das Gespräch noch einmal durch … Die Sechs Götter waren offensichtlich ratlos, wie er noch – oder wieder – existieren konnte.

„Vielleicht verhält es sich mit ihm ähnlich, wie bei Ohtah …“, warf eine Dunkelhäutige mit einem prächtigen, weißen Flügelhelm auf – Kormir, die Göttin Wahrheit, „Sage mir, Klerus, bist du auf irgendeine Weise mit den drei einstigen lebenden Legenden von Tyria verbunden?“

»Legenden« … so hatte man die drei Helden noch zu Lebzeiten betitelt. Wie oft war er nach Löwenstein gegangen, nur um ihrer Geschichte zu lauschen?

Plötzlich wurde ihm bewusst, dass die Götter ja immer noch auf eine Antwort warteten: „Ich liebe Seiletsu … Nach meinem Tod habe ich auf sie gewartet, aber sie …“

Er brach ab. Wahrscheinlich wussten sie ohnehin, was aus ihren Günstlingen geworden war …

Seira, die sich zu seiner Überraschung als Suun´s Nachfolgerin entpuppte, meinte lächelnd: „Dann ist es der Wille der Nebel … Klerus, Botschafterin Shiko, Späher Ohtah und Heilerin Seiketsu haben den Gesandtenrat verlassen.“

Etwas benommen lauschte er ihrer Geschichte – dass sie auf Tyria wiedergeboren worden waren, um den Kampf gegen die tyrannischen Alt-Drachen aufzunehmen. Ohtah Ryutaiyo hatte einst geschworen, auf ewig Shikon No Yosei zu beschützen – daher hatte er sie begleiten müssen, nicht dass er dies nicht sowieso getan hätte. Und Seiketsu No Akari hatte sich ihr ebenfalls angeschlossen. Klerus schüttelte belustigt den Kopf. Sie hatte sich kein Stück verändert … Seira erklärte ihm, dass das Gesetz der Nebel besagte, wer einmal eine Wiedergeburt durchlaufen hatte, musste für immer diesem Zyklus folgen.

„Deine Seele hat sich anscheinend durch Seiketsu´s Entschluss neu zusammengesetzt … Dir stellt sich erneut die Chance, zu wählen.“, endete das Orakel der Nebel ihren Bericht.

Wären die leibhaftigen Götter Tyria's nicht gerade anwesend gewesen, hätte er sie für verrückt erklärt, ihm diese Wahl überhaupt erst zu eröffnen – als ob seine Antwort nicht klar wäre!
 

Obwohl er von Seiketsu No Akari abgewiesen worden war, hatte Klerus die Hoffnung nicht aufgegeben – in diesem Leben hatten sie nicht zueinander gefunden … Nun stand ihnen ein unendlich häufiges Wiedersehen in verschiedensten Welten bevor – und er war sich sicher, sich erneut in sie zu verlieben!


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ob Klerus wohl im nächsten Leben mehr Erfolg bei Seiketsu hat? In »Die Legenden in einer anderen Welt« und »Die Legenden am Rande des Himmels« erfahrt ihr es! Komplett anzeigen

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