Und wieder war es da, dieses falsche verführerische Lächeln mit dem er seit zwei Monaten jeden Samstagabend immerwieder andere Mädchen ansah. Vor zwei Wochen war es eine Blonde, letzte Woche war es eine Brünette und heute wieder eine Blonde, aufgehübscht mit einer Tonne Schminke im Gesicht, aber natürlich nicht die selbe wie vor zwei Wochen. Mamoru war ein Aufreißer, ein Weiberheld. Er spielt mit den Gefühlen der Mädchen nur um sie ein Mal ins Bett zu kriegen. Wie ich sein Verhalten verabscheue. Sollte er jemals wagen zu versuchen Hand an eine meiner Freundinnen zu legen, werde ich ihm sein bestes Stück höchstpersönlich abschneiden. Jetzt sitzt er da mit seiner Blondine und redet und lacht mit ihr. Sie denkt doch nicht wirklich, dass er es ernst mit ihr meint!? Ich beobachte die Beiden noch ein wenig, bis sie zusammen das Crown verlassen. Ich sehe schon sein selbstzufriedenes Lächeln in seinem Gesicht, mit dem er morgen hier im Café sitzen wird. Ich könnte immerwieder drauf schlagen.
"Ach Usagi, zerbrich dir mal nicht den Kopf, der ändert sich nicht und alle hier wissen was er für einer ist. Also wissen sie bestimmt auch, dass er für sie nur eine Nacht übrig hat.", sagt mein bester Freund Motoki zu mir.
"Bist du dir sicher das sie das alle wissen? Siehst du nie diese Hoffnung in den Augen der Mädchen, wenn sie ihn anschauen? Sie hoffen doch alle, dass es doch mehr wird. Nur mit jeder hat er gespielt." Ich lache spöttisch und stehe auf.
"Willst du schon gehen?", fragt Motoki mich und steht ebenfalls auf.
"Ja, ich bin mit den Mädels bei Rei verabredet, wir wollen mal wieder einen richtigen Mädelsabend machen und da muss ich vorher nochmal nach Hause mich fertig machen.", sage ich betrübt, da ich Motoki eigentlich nicht alleine lassen wollte, weil ja im Moment keine Kundschaft da war. Es wird bestimmt gleich langweilig für ihn.
Wie auf Stichwort kam eine Truppe Stundenten ins Crown und sie setzten sich an den Tresen. Na gut, nun fällt es mir doch leichter zu gehen. Ich bezahle noch schnell meinen Milchshake bei Motoki und verabschiede mich mit einem "Bis morgen!" und einem Kuss auf die Wange bei ihm.
Ich beeile mich nach Hause zu kommen. Auf dem Weg sehe ich noch wie dieser Baka mit dem Mädchen in einem Wohnblock verschwindet. Ich könnte kotzen. Irgendwie stört es mich aber auch, dass er mich nicht so beachtet wie die anderen Mädchen. In seinen Augen bin ich nur ein Kind, dabei bin ich immerhin schon 18. Ich kenne ihn seit ich 14 bin und immer nur hat er mich geärgert und auf mir rumgehackt. Über meine schlechten Noten hat er gelacht und mich immer Weichbirne oder Odango genannt, er nennt mich immernoch so. Hat sich über mich lustig gemacht wegen meinem imensem Apetit, dass ich dick werde und irgendwann durch Tokio rollen werde. Es hat mich immer zu tiefst verletzt, was er mir jeden Tag an den Kopf warf. Mit allen redet er normal, nur mit mir nicht. Immer wenn ich sehe wie er mit den Anderen spricht wünsche ich mir, dass er mit mir auch so redet. Ich war schon fast der Meinung das ich in ihn verliebt war. Und dann fing er an sich jeden Samstag mit verschiedenen Mädchen zu treffen. Da verwarf ich diesen verliebt-sein-Gedanken ganz schnell. Mit so einem wollte ich nichts zu tun haben. Aber irgendwie war und bin ich auch eifersüchtig auf die Mädchen.
In meinen Gedanken versunken merke ich gar nicht das ich schon zu Hause bin und vor der Tür stehe. Ich schließe auf und gehe rein. Ich will gerade in mein Zimmer gehen, doch meine Mutter ruft mich.
"Was ist los Mama? Ich hab es eilig ich muss mich fertig machen. Ich treff mich doch heute mit den Mädels bei Rei.", sage ich genervt.
Meine Mutter schaut mich an und sagt "Darum geht es ja Usagi. Rei hat eben angerufen und abgesagt. Ihr geht es nicht gut. Ich soll dir ausrichten das ihr das nächstes Wochenende nachholt."
"Na toll. Und was mache ich jetzt?", frage ich deprimiert.
Es ist jetzt 20 Uhr. Das heißt ich habe noch Zeit. Obwohl ich schon volljährig bin möchten meine Eltern das ich pünktlich um 12 Uhr zu Hause bin. Ich habe also noch genau 4 Stunden. Dann geh ich eben nochmal ins Crown zu Motoki. Gesagt getan. Ich betrete das Crown und setze mich an einen Tisch in der hintersten Ecke. Motoki setzt sich kurz zu mir nachdem er mir meinen Michshake hingestellt hat.
"Wolltest du dich nicht mit den Mädels treffen?", fragt er mich.
"Ja. Aber Rei geht es nicht gut. Sie hat abgesagt. Wir verschieben das auf nächste Woche.", sage ich deprimiert.
"Oh. Das ist schade."
Ich will gerade etwas sagen da geht die Tür vom Crown auf und ein Schwall Menschen kommt herein. Motoki steht seufzend auf und geht an den Tresen.
Ich schaue auf den Platz an dem Mamoru vorhin mit diesem Mädchen gesessen hat und schweife mit meinen Gedanken wieder ab. Warum macht er das nur? Mit den Gefühlen der Mädchen zu spielen. Wenn ich überlege was die Beiden jetzt wohl machen!? Wälzen sich in seinem Bett herum, genau das werden sie jetzt bestimmt machen. Autsch... Warum sticht mein Herz bei diesem Gedanken? Ich will nicht in ihn verliebt sein. Dieser Baka sucht doch eh nur nach Abenteuer fürs Bett. Ich hätte ihn früher nie so eingeschätzt, doch die Zeit zeigt einem wohl das wahre Gesicht. Aber mein Herz will dem keinen Glauben schenken. Ich will ihn nicht lieben. Ich weis doch das es stimmt das er nur spielt. Warum rast mein Herz plötzlich so wenn ich an ihn denke? Ich habe mich immer so auf unsere Streitereien gefreut, auch wenn er mich mit seinen Worten immer verletzt hat. Aber so hatte ich immer seine Aufmerksamkeit. Ich hatte ja auch keine weiße Weste was unsere täglichen Streiereien betrifft. Aber wenn er nunmal im Weg steht wenn ich mal eine verhauene Schularbeit oder einen Schuh fliegen lasse ist ja seine eigene Schuld. Ich erinnere mich noch an den Tag bevor es angefangen hat, dass er sich mit den ganzen Mädchen trifft.
Wir haben eine Englischarbeit zurück bekommen und ich hatte, wie nicht anders erwartet, mal wieder eine Fünf. Trotzig ging ich ins Crown um mir einen extra schokoladigen Milchshake von Motoki machen zu lassen. Ich erzählte Motoki von meiner Arbeit und er machte mir meinen Milchshake und stellte ihn mir auf den Tresen. Nur war mein liebster Feind natürlich auch mal wieder dort und hat uns natürlich zugehört.
"Tja Odango, wenn du nicht lernst wirst du diese Weichbirne bleiben die du jetzt bist. Ist ja kein Wunder das sich kein Typ für dich interessiert.", sagte er mit einem gehässigem Grinsen im Gesicht.
"Baka!", zischte ich. "Nach deiner Meinung hat hier niemand auch nur ansatzweise gefragt. Für dich scheint sich ja auch kein Mädchen zu interessieren. Du bist doch auch immer allein. Aber wen wunderts? Mit so einem arrogantem Idioten wie dir würde es nichtmal ein Hund aushalten." Ich schaute ihn überlegen an.
"Vielleicht bin ich ja auch nur an keinem Mädchen interessiert!? Wenn ich wollte dann könnte ich zehn Mädchen haben, glaub mir."
"Ich sag ja, arrogant, eingebildet und sehr von sich selbst überzeugt.", nuschelte ich, bezahlte meinen Shake und ging. Am nächsten Tag saß er hier wirklich mit einem Mädchen.
Es ist wieder leer im Crown und Motoki spült und poliert gerade die Gläser. Dann geht die Tür wieder auf und ein ziemlich genervter.. Mamoru.. steht im Crown und geht auf Motoki zu.
"Ich bin es leid. Diese aufgetakelten Hühner nerven mich! Wieso hab ich mich nochmal auf diesen Schwachsinn eingelassen? Achso.. weil ein gewisser blonder Herr der Meinung war das sie drauf anspringt..."
"Mamoru!", unterbricht Motoki ihn.
"Nix da! Du hörst mir jetzt mal zu! Du sagtest mir doch das es sie wahnsinnig machen wird! Dachtest du das wirklich? Hast du allen Ernstes gedacht, dass sie sich für mich interessiert und eifersüchtig wird?", spricht Mamoru ungehindert weiter.
"Mamoru!", versucht Motoki es nochmal.
"NEIN! ICH BIN NOCH NICHT FERTIG!", jetzt wird Mamoru lauter. "Diese Weiber denken alle, dass es Dates sind! Ich habe doch extra gesagt, es ist NACHHILFE! Und das wir uns immer erst hier treffen, das war DEINE Idee! Damit SIE es ja sieht! Aber es hat nichts geholfen! Wie waren deine Worte? Ach ja. >Sie braucht bestimmt nur noch etwas Zeit um sich ihren Gefühlen zu dir bewusst zu werden!< Falls du es nicht merkst Motoki! Usagi interessiert sich nicht ...."
"MAMORU!!! JETZT HALT DIE KLAPPE!!!", schreit Motoki ihn jetzt panisch an.
Ich war in der Zwischenzeit schon aufgestanden und habe mich hinter Mamoru gestellt.
Motoki schaut mich voller Panik an. Jetzt hat Mamoru auch geschaltet und dreht sich ganz langsam um und schaut mir direkt ins Gesicht.
"Buh!", mache ich und schaue die Beiden ernst an. Jetzt haben sie mir etwas zu erklären. "Ich habe meinen Namen gehört!? Was ist hier los?", ich schaue bei meiner Frage abwechselnd von Motoki zu Mamoru.
Beide schauen mich nur geschockt an. Als ich keine Antwort bekomme ziehe ich eine Augenbraue nach oben. "Ich warte!"
"Nun ja, alsoo..", fängt Motoki jetzt an.
"Also was?", frage ich mit Nachdruck.
"Usa komm mal mit.", sagt jetzt Mamoru und zieht mich zu einem Tisch, drückt mich auf die Bank und setzt sich neben mich. Motoki bleibt wie angewurzelt stehen.
Ich schaue ihn erwartungsvoll an und warte bis er spricht.
"Es ist so." Er räuspert sich und spricht weiter. "Nach unserem Streit vor zwei Monaten wollte ich dir beweisen, dass ich wirklich eine Freundin bekommen könnte, wenn ich nur wollte. Motoki..", er wirft einen vernichtenden Blick auf den Blonden. ".. kam auf die bescheuerte Idee ich solle mich doch hier immer mit irgendwelchen Mädchen treffen, damit du uns siehst. Ich wusste nicht was das bringen sollte, er sagte mir, dass er mal sehen möchte ob du eifersüchtig wirst. Ich hielt davon nichts, ich wollte dir nur zeigen das ich recht hatte und dass du dich ja sowieso nicht für mich interessieren würdest. Du wusstest ja auch nicht das ich einfach nur Nachhilfe gegeben habe. Nur das die Mädchen aber immer versucht haben es anders zu drehen und sich an mich ran gemacht haben." Er steht auf und deutet mir ihm zu folgen. Obwohl ich es eigentlich nicht will gehe ich ihm trotzdem hinterher nach draußen.
Wir steuern den Park an und setzen uns auf eine Bank. Er erzählt weiter. "Ich habe mich für keins der Mädchen.. auf diese Art interessiert. Motoki hat mir immer einen Tag später von deinen Blicken erzählt. Anfangs von ungläubig, bis hin zu wütend und jetzt seit letzter Woche zu angewidert. Irgendwie hat es mich gestört, dass du so darauf reagierst. Ich habe schon zu Motoki gesagt, dass ich mit der Sache aufhören möchte. Aber er sagt ich soll es lassen, es läuft doch alles nach Plan. Ich konnte mir nur nicht erklären welchen Plan. Dass du eifersüchtig werden solltest ist nicht auf meinen Mist gewachsen. Ich wollte dir, wie ich schon gesagt habe, beweisen dass ich recht hatte. Motoki ist natürlich nicht alleine Schuld. Ich hätte ja nicht mitmachen brauchen. Aber irgendwie habe ich in dieser Zeit etwas festgestellt. Etwas, das mich sehr.. verwirrt." Ich habe ihm bis zum Schluss aufmerksam zugehört und kann nicht fassen was ich da gerade gehört habe. Einerseits bin ich glücklich, dass er doch nicht so ein Weiberheld ist, aber andererseits bin ich wütend, dass mich die Beiden so gelinkt haben. Noch dazu haben sie ja Erfolg damit gehabt wie ich mir heute schon eingestanden habe, dass ich eifersüchtig bin. Mir kommt ein erleuchtender Gedanke und bestätige mir nur meine Gedanken von vorhin. Ich bin Hals über Kopf in diesen Baka verliebt.
"Das heißt, du hast nicht mit ihnen geschlafen?", frage ich ihn vorsichtig.
"WAS? Wo denkst du hin? Hast du das etwa gedacht, Odango?", er sieht mich völlig entgeistert an.
"Ja. Und Motoki hat mir diesen Gedanken ja auch unterstützt.", gestehe ich kleinlaut. "Aber sag mir Mamoru.. Was hast du festgestellt, das dich so verwirrt?"
Er streift sich durch die Haare und senkt den Kopf. "Ich glaube.. nein.. ich weis es.. ich habe mich in dich verliebt Usako."
Mir steht der Mund offen. Verliebt? In mich? Ist das sein Ernst?
Er spricht weiter. "Du hast dich die letzten Jahre so verändert. Du bist zu einer wunderschönen jungen Frau geworden. Du bist erwachsener geworden, wenn auch nicht in jeder Hinsicht.", er grinst. "Ich kann verstehen wenn du meine Gefühle nicht erwiederst, nach allem was ich falsch gemacht habe. Ich wollte es dir nur sagen. Ich will mit diesem........"
Ich drücke meine Lippen auf seine und bringe ihn so zum Schweigen. Ich entferne mich wieder von ihm und schaue ihm in seine strahlend blauen Augen. "Ich habe mich auch in dich verliebt Mamo-chan." Diesmal ist er es der meine Lippen mit seinen auffängt. "Ich liebe dich Usako.", spricht er zärtlich in den Kuss hinein. "Ich liebe dich auch Mamo-chan.", antworte ich ihm. Ich weis nicht wie lange wir da so gesessen haben. Aber von mir aus hätte dieser Moment niemals enden müssen.
