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Was übrig bleibt, ist Chaos

von

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nur eine Belastung

16: nur eine Belastung
 

Sekunden verstrichen, während sich niemand bewegte, nicht einmal zu laut atmete. Dann verengten sich Vegetas Augen ein wenig, Misstrauen zu deutlich in ihnen stehend, während er versuchte zuzuordnen wer dort vor ihnen stand und genauso langsam wie er sich zuvor in eine sitzende Position gebracht hatte, aufstand, die Arme schützend vor der Brust verschränkte.

„Vegeta.“ Sein Blick huschte kurz zu Kakarott, bevor er sich wieder an die zwei Jungs heftete. Er war skeptisch und auch wenn er einen von ihnen zumindest äußerlich von Bildern im Haus erkannte, so konnte er den anderen nicht einordnen. Das war wohl, was Kakarott seinen Sohn genannt hatte, in Verbindung mit der Haarfarbe der Frau und seiner eigenen war diese… seltsame Haarfarbe nicht mehr verwunderlich. Und trotz des Wissens – das war das erste Mal, dass er ihn live sah und nicht nur auf Bildern und die Erkenntnis, dass er ihm wochenlang aus dem Weg gegangen war, so wie die Frau, machte ihn wütend, vielleicht sogar ein wenig traurig, er konnte es nicht genau sagen.
 

„Dein Sohn, Trunks.“ Kakarott deutete vage auf ihn, er nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr. Unwichtig, die Verbindung war lange schon gezogen.

„Mein Sohn, Goten.“ Wieder diese vage Geste, er konnte die Nervosität in der Stimme des Größeren hören und kam nicht umhin, seine eigene nervöse Stimmung damit wahrzunehmen, was ihn nur dazu brachte, die Augen noch ein wenig mehr zu verengen, die Arme fester zu ziehen. Eine Schutzreaktion, um sich vor der Reaktion der Neuankömmlinge zu schützen.

Aber warum? Anhand der Tatsachen hatte er eigentlich nichts zu befürchten, aber er konnte den Instinkt nicht abschalten, er konnte ihn nicht einmal wirklich unterdrücken. Es entstand einfach ohne sein Zutun, völlig unlogisch und schaffte eine Spannung in der Luft, die gemeinsam mit seiner Skepsis alles nur noch schwerer machte.

Schwerer zu ertragen. Schwerer zu verstehen.
 

Und doch zwang er sich zu einem Nicken, eine Kenntnisnahme, ein Gruß… sie konnten es sehen wie sie wollten, er interpretierte lediglich vorsichtiges Dulden in es herein, aber das würde er ihnen ganz sicher nicht auf die Nase binden. Es war schlimm genug derart überrascht zu werden, es war schlimm genug Menschen zu treffen, die ihn kannten, die er aber nicht mehr einordnen konnte und dass einer davon sein Sohn sein sollte, den er in all der Zeit noch nicht gesehen hatte, verwirrte ihn. Es vermischte so viele unterschiedliche Emotionen in seinem Inneren, dass er sich in diese Schutzreaktion flüchtete, um es nicht zugeben zu müssen.

„Ich hab sie eingeladen, aber irgendwie hab ich wohl vergessen, dir Bescheid zu sagen. Tut mir leid.“, hängte er noch schnell an, musterte den Ausdruck des Kleineren. Wenn er nicht so gut darin wäre, die Mimik in seinem Gesicht zu deuten, den Ausdruck in seinen Augen, wäre ihm vielleicht entgangen, wie unwohl sich dieser im Moment fühlte, aber er konnte das hier nicht einfach abbrechen, sie wieder wegschicken. Es waren ihre Söhne, zu allem Überfluss die besten Freunde, die er jemals gesehen hatte und er sah auch, dass es ihnen schwer fiel. Erklärungen waren eben nicht das ultimative Mittel um sie hierauf vorzubereiten, ihnen nicht den Schock dessen zu nehmen, was der Mann vor ihnen so offensichtlich davon hielt.
 

Der Moment zog sich dahin und die drei anderen zogen es vor, sich weiterhin in Schweigen zu hüllen, was bei ihm nur eine nach oben gezogene Augenbraue bewirkte. Das hier war so steif, so… ungelenk und gezwungen, dass er selbst für einen Augenblick nicht wusste, was er tun oder sagen sollte. Er sah seinen Sohn an und dieser starrte unverwandt zurück, ein Schulterzucken parat und ein Gesichtsausdruck, der Bände sprach. Er konnte ihm auch nicht helfen, aber das war nicht schlimm, weshalb er ihn anlächelte und damit signalisieren wollte, dass es schon okay war. Er hatte sich selbst in die Scheiße geritten und konnte nicht von seinem Sohn verlangen, dass er eine Lösung für das Problem auf der Hand liegen hatte und ihm auf einem Silbertablett servierte.
 

„Ich dachte, ich kämpft.“, kam es leise von Trunks und sein Kopf ruckte zu ihm, während dieser noch immer seinen Vater ansah. Das leise Knurren neben ihm wurde ein wenig lauter, stärker und bedrohlicher, intensiver in seinem durchdringenden Geräusch, aber niemand störte sich wirklich daran.

„Was?“ Etwas Dümmeres war ihm nicht eingefallen?

„Ich dachte, dass ihr kämpft. Wir haben es gespürt. Aber da du nicht aufgepowert hast, wollten wir nachschauen.“, erklärte der Junge, ohne den Blick von Vegeta zu nehmen, welcher nun seinerseits die Augenbrauen noch weiter zusammen zog, einmal tief durchatmete und versuchte den Kommentar, der ihm im Hals steckte, wieder hinunter zu schlucken. Doch bevor er selbst antworten konnte, wandte Vegeta sich zu ihm, die Aussage offen in seinem Gesicht stehend, dann drehte er sich ganz weg, entfernte sich zwei Schritte von ihnen.

Was? Traute er seiner eigenen Stimme nicht? Traute er sich nicht zu, zu sagen, was er dachte, das Offensichtliche auszusprechen? Sie hatten schon öfter trainiert, aufgepowert und nie war einer der Jungs oder gar der anderen auf die Idee gekommen, sie deswegen aufzusuchen. Nie hatten sie angenommen, dass es um etwas Ernstes ging und sie sich statt einem Training abzuhalten, die Köpfe einschlugen.
 

War es Verletztheit, die er gesehen hatte?

Trauten sie ihm so wenig zu? Was dachten die Jungs wirklich, um was drehten sich ihre Gespräche, wenn sie alleine waren? Aber all das bestätigte nur, wie wenig sie diesen neuen Vegeta wirklich kannten, all das sagte ihm, dass die Einladung zwar richtig, aber verfrüht war. Nein, vielleicht sogar zu spät, denn sie waren sich fremder als der gesellschaftsscheue Vegeta von vorher zugelassen hatte. Es machte ihn traurig und er konnte genau diesen Ausdruck in den schwarzen Augen des Prinzen sehen.

Er verstand zwar, dass er einen Sohn hatte. Aber es war wie die Begegnung mit Bulma. Er verstand nicht, warum man ihm so lange aus dem Weg ging, nur um ihm letztes Endes einen Vorwurf zu machen und er verstand nicht, warum dieser Vorwurf existierte. Seit er hier war hatte er quälend langsam versucht mit dieser Situation klar zu kommen, seinen Instinkt zurück zu stellen und ihn, Goku ein wenig an sich heran zu lassen. Seit er hier war kämpfte er mit dem Verlust seiner selbst, kämpfte um die wenigen Stücke, die ihm gegeben wurden und versuchte zumindest so was wie ein Leben zu leben. Er konnte nichts dafür und er begriff nicht, warum sie ihm die Schuld für etwas gaben, an das er sich nicht einmal erinnerte. Er konnte nicht erfassen, warum sie ihm aus dem Weg gingen und verlangten, dass er auf sie zuging… wo es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre. Damit zumindest stimmte er mit Goku überein.
 

Und eben dieser Seufzte, starrte auf den Rücken des Kleineren, welcher den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Er war nicht entspannter als zuvor, die Arme immer noch fest vor der Brust, die gesamte Statur angespannt. Was sollte er jetzt nur machen?

„Nein, wir haben nicht gekämpft.“, sagte er schließlich und wandte den Blick zurück in ein blaues Augenpaar, das genauso skeptisch in die Welt blickte, wie das seines Vaters.

„Ich habe ihm nur einiges erzählt und er hat versucht, den Super Saiyajin zu erreichen.“, setzte er dem an, ein kleines Lächeln auf den Lippen, als die Erinnerung an das Bild vor sein inneres Auge sprang. Doch es verschwand genauso schnell wieder wie es gekommen war, die Ernsthaftigkeit dieser Situation erlaubte keine Nachlässigkeit. Es ging hier nicht um ihn, es ging um Vegeta und der schien verlorener denn je, verwirrter.

„Wie kommst du auf die Idee?“ Der letzte ernsthafte Kampf war vor Jahren, in der Wüste. Seitdem hatten sie sich nicht mehr bekämpft, nicht so, dass es ernster gewesen wäre als nötig. Die Jungs müssten das wissen, sie müssten alleine an der Stärke von Vegetas Aura wissen, dass das nicht der Fall sein konnte. Denn der kämpfte nur auf vollem Niveau, wenn es wirklich ernst wäre. Das heute war nur ein Schatten seiner Stärke, ein Ankratzen seiner Fähigkeiten.
 

„Ich weiß es nicht!“ Es war lauter und energischer, als Trunks beabsichtigt hatte, aber er konnte es auch nicht zurücknehmen. Wozu auch? Er war selbst verwirrt, am Ende seines Latein und wusste seit Wochen nicht, was er daraus machen, wie er reagieren sollte. Niemand verlangte etwas von ihm, das wusste er, weshalb er der offenen Konfrontation auch lieber aus dem Weg gegangen war, als sich ihr zu stellen. Er kannte nur Gesprächsfetzen die er aufgeschnappt hatte, wenn Goku mit seiner Mutter sprach, er wusste nicht wie sich sein Vater wirklich verhielt. Alles war möglich, nichts bestätigt.

„Okay. Wie wär’s wenn wir uns alle erst mal wieder beruhigen?“, schlug er vor, warf einen Blick über seine Schulter und seufzte innerlich.

„Ich hab euch zwar eingeladen, aber nicht um einen verbalen Kampf auszutragen.“, setzte er fort und sah wieder nach vorne. Von Goten konnte er sicher sein, dass nichts kam, der Junge hatte kaum ein Wort verloren und hielt sein Temperament gut unter Kontrolle. Von wem Trunks abstammte konnte man jedoch nur zu deutlich sehen, denn dessen Gesicht zeigte klar und deutlich, was er davon hielt. Zusammengezogene Augenbrauen, verengte Augen und ein gefährliches Funkeln in ihnen stehend.
 

„Du weißt so gut wie ich, dass dir das nichts bringt, Trunks.“ Er wollte nicht so klingen, ihn nicht bloßstellen, aber er musste der angespannten Situation die Schärfe nehmen.

„Du gibst ihm die Schuld, aber denk mal genauer drüber nach.“ Wieso nur war er derjenige, der allen alles erklären musste, der ihnen die Wahrheit sagen musste und ihnen die Augen öffnen musste, bevor sie selbst drauf kamen. Es war so surreal und unnatürlich und doch fühlte er sich in der Pflicht.

„Er hat sich nicht ausgesucht alles zu vergessen.“ Ein Knurren hinter ihm, das ihm nur den Hauch eines Grinsens abverlangte. „Er hat sich auch nicht ausgesucht, dass ihm alle aus dem Weg gehen. Mal ehrlich, wer von euch war da? Wer von euch hat versucht das Beste draus zu machen, ihm etwas zu erklären und mit ihm umzugehen? Wer, Trunks? Wer hat versucht die fehlenden Bausteine zurück zu bringen, sie zusammen zu fügen und wer hat versucht sein Potenzial, seine Kraft wieder aus ihm herauszukitzeln? Wer provoziert ihn, damit er wütend wird und wer fängt ihn auf, wenn etwas nicht klappen will?“ Es war soweit, seine zuvor so gute Stimmung war zerstört, jetzt fing er erst richtig an und es kümmerte ihn nicht, ob er den Jungen damit verletzte. Er war selbst verwirrt und wütend über die Ereignisse, aber das hieß nicht, dass sich alle abwenden konnten und ihn damit alleine ließen, nur weil er Schuld war! Das hieß nicht, dass es einfach war und auch wenn er es gerne machte, ein wenig Unterstützung von seiner Familie war weiß Gott nicht zuviel verlangt!
 

„Wer macht die gottverdammte Arbeit, hm? Ihr seid alle nur davongelaufen, habt vorgegeben, dass er lieber nicht existiert, weil er anders war, anstatt euch damit auseinander zu setzen!“ Er merkte nicht, dass Vegeta sich wieder zu ihm gedreht hatte, ihn anstarrte und die gesamte Haltung änderte. Er sah nur den Jungen vor sich, der seinen Vater verleugnete, obwohl er ihn einst verehrt hatte, ihm jeden Fehler verzieh und alles dafür gegeben hatte in seiner Nähe zu sein. Ein solches Verhalten konnte er nicht länger dulden, konnte es nicht akzeptieren und während er die schreckliche Erkenntnis in den blauen Augen sehen konnte, die ihn ein wenig geschockt ansahen, sah er nicht den Blick, den Vegeta an ihn wandte.

„Du hast Recht.“ Für einen kleinen Augenblick senkte Trunks seinen Blick, bevor er ihn schuldbewusst wieder hob. Er wusste auch nicht, was in ihn gefahren war, er wusste nicht welch seltsame und abwegige Szenarien sein Hirn produziert hatte, bevor er gerade eben auf die schmerzliche Wahrheit gestoßen wurde. Mit der Nase voran volle Wucht hineingestoßen.

„Du hast Recht.“, wiederholte er, während sein Blick zu seinem Vater huschte und sofort zurückkehrte. Auch er bemerkte nicht das Gefühl, den Ausdruck, der sich über dessen Augen gelegt hatte, während sich seine verschränkten Arme auflösten und nunmehr schlapp an seiner Seite hingen. Nicht einmal die Fäuste waren mehr geballt, die Anspannung hatte ihn verlassen und doch war er noch nicht vollständig auf einen Schluss gekommen, wirbelten die Gedanken mit den gesagten Worten um die Wette und schufen einen Orkan ungeahnter Größe, verwirrten ihn, testeten ihn und hinterließen Chaos, keinen klaren Entschluss.
 

„Na super.“, sagte Goku und es klang sarkastischer als es sollte. „Einen Schritt weiter, zwei zurück.“, flüsterte er leise und hob eine Hand um sich kurz die Schläfe zu reiben, bevor er sie wieder senkte. Und jetzt? Er hatte Recht und änderte das jetzt auf einmal alles? Nein, das tat es nicht, hatte es mit Bulma auch nicht getan. Seit ihrem einen Versuch schien sie aufgegeben zu haben und die Erkenntnis schmerzte. Er wollte nicht, dass es mit Trunks genauso verlief, er wollte die Unterstützung, die offene Haltung, die der Junge sonst immer hegte. Er wollte die Hoffnung, dass alles gut wurde, auch wenn es nur für sich selbst und auch wenn es nur eine Lüge war. So gern er bei Vegeta war, alleine konnte er diese Aufgabe nicht bewältigen.

„Dad.“ Es war Goten, der seinen neuerlichen Gedankenstrang unterbrach und er sah auf, um ihn anzusehen und zu bemerken, dass er ihn beinahe völlig vergessen hatte. Innerlich noch einmal schwer seufzend stellte er allerdings auch fest, dass dessen Blick nicht auf ihm, sondern hinter ihm auf Vegeta lag, einen undeutbaren Ausdruck auf seinem Gesicht. Goten hatte die gesamte Zeit über Vegeta beobachtet, seitdem dieser sich umgedreht und dem Gespräch, mehr den Vorwürfen zugehört und der Ausdruck, der sich mit jedem weiteren Wort auf dessen Gesicht gelegt hatte, machte ihn unruhig. Es ließ ihn unkomfortabel fühlen, fehl am Platz und irgendwie einfach nur schlecht.
 

Es war die Intensität eines Gefühls, das er bei Vegeta so noch nie gesehen hatte. Es waren diese schwarzen Augen, die es in sich trugen und in den Rücken seines Vaters bohrten, so dass er zwar keine Angst um dessen Leben hatte, sondern eher um das Seelenleben des Prinzen. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte leicht in dessen Richtung, wollte, dass sein Vater seinem Blick folgte und traute gleichzeitig seiner eigenen Stimme nicht, schluckte schwer. Der Kloß, der sich in seinem Hals bildete, wurde von Sekunde zu Sekunde größer und schmerzte genauso sehr wie der Ausdruck, den der Prinz in den Augen trug.

Seine Mutter hatte ihm früher immer etwas gesagt, dass er erst heute, genau jetzt, richtig verstand: Rede niemals über jemanden, wenn dieser auch anwesend ist. Sag nie etwas schlechtes, sag lieber etwas Gutes und wenn du das nicht vorweisen kannst, dann sag nichts.

Und da war es, die Traurigkeit und der Verrat, der in diesen Augen stand. Er konnte es nicht ganz nachvollziehen, aber nachdem er das Gesagte im Geist noch einmal durchgegangen war und jedes Wort analysierte, so gut er konnte, kam er auch auf ein Ergebnis, das ihm nicht gefallen wollte. Die Worte seines Vaters klangen wie ein Vorwurf, als ob er zuviel Arbeit machte und er eigentlich keine Lust hatte, sich damit zu beschäftigen. Mit ihm zu beschäftigen und es ein hoffnungsloser Fall war. Vielleicht ein wenig übertrieben, vielleicht zuviel interpretiert, aber es war das, was er sehen konnte und als er es erkannte, konnte er den Mund nicht mehr halten. Die Erkenntnis schmerzte und auch wenn er selbst wusste, dass sein Vater es eigentlich nicht so gemeint hatte – dieser Vegeta, der ihm so fremd war, hatte es genau so verstanden.
 

Sein Vater folgte seinem Blick, genau wie Trunks. Es dauerte einen Augenblick bevor Vegeta realisierte, dass plötzlich alle Aufmerksamkeit auf ihm lag und genau in diesem Moment ballten sich seine Hände zusammen, zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Eine Reaktion, die jeder erwartet hatte, aber anstatt etwas zu sagen, etwas anderes zu tun, lag sein Blick noch immer auf Goku, nicht undeutbar, sondern klar leserlich für jeden. Besonders für den Jüngeren und dieser schluckte schwer, als ihn die Erkenntnis genauso traf, wie Goten zuvor.

„Vegeta, es…“ Aber der Prinz schüttelte nur den Kopf, machte langsam einen kleinen Schritt zurück, sah sich um als ob er hier draußen nach einem Fluchtweg suchen musste und fixierte seinen Blick dann wieder auf Goku. Er hatte verstanden. Er hatte genau verstanden, wie viel Arbeit er war und er hatte nicht vor, sie ihm weiterhin zu machen. Im Grunde war es überreagiert, aber was sollte er machen? Er konnte das Gefühl nicht aufhalten, es breitete sich in ihm aus und wollte ihn nicht mehr loslassen, nistete sich ein und wurde nur stärker, je mehr er versuchte es zu bekämpfen. Es fühlte sich schrecklich an, als ob sein Herz einen Aussetzer hatte und danach nicht mehr im selben Takt weiterschlagen wollte.
 

Verraten. Hilflos ballte er die Fäuste nur noch fester, schluckte und schüttelte abermals den Kopf, als Goku den Mund öffnete. Er wollte es nicht hören, keine Entschuldigungen, falsche Worte, die nichts zu bedeuten hatten. Seine Worte hatten genug gesagt, dabei hatte er etwas anderes gedacht, angenommen. Hatte sich so sehr an dieses fürchterliche Lächeln gewöhnt, an die Stimme, die ihm mit so viel Geduld Dinge erklärte. An die Person an sich, die irgendwie immer da war und umso schlimmer fühlte es sich an die Wahrheit zu hören.

Noch ein Schritt nach hinten und er sah, dass der Größere die Augen resigniert für einen Moment schloss, bevor sie sich mit neuer Entschlossenheit wieder öffneten. Er war versucht eine Augenbraue nach oben zu ziehen, bekämpfte diesen Drang aber und blieb ruhig, versuchte das Chaos in sich zu ordnen, in Schach zu halten, weil das was er sah so plötzlich nicht mehr zu dem passte, was er gehört hatte – was er vielleicht hören wollte. Er wusste es nicht, die Grenzen verschwammen genau wie sein Fokus auf die Figur vor sich.
 

Mit dem Bild, das sich im nächsten Moment vor seinen Geist schob, kam auch der Schmerz, der ihn dazu brachte auf die Knie zu sinken und seine Hände mit einem Keuchen in seinen Haaren zu vergraben. Es war nur ein Sekundenbruchteil, aber so intensiv, dass es ihn von den Beinen fegte und er erst nicht verstand, was er sah, bevor er den Schmerz versuchte zu ignorieren, die Schritte die sich ihm näherten und die Stimmen, die seine Aufmerksamkeit versuchten auf sich zu ziehen.

Er schob es zur Seite. Es war nur wichtig was er sah und nicht wie intensiv der Schmerz in seinem Kopf war, der die bekannte Übelkeit mit sich brachte, der ihn schneller atmen ließ und seine Welt verschwimmen ließ. Nicht unterkriegen lassen, sagte er sich, nur nicht aufgeben, redete er auf sich ein, schloss die Augen um das Gefühl zu verdrängen und es noch einmal sehen zu können. Diese Millisekunde und das Gefühl, welches sie mit sich brachte. Stolz, Vertrauen und so etwas wie Wärme. Verlust und Schmerz.

Hing alles in seinem Leben mit Schmerz zusammen? Aber da war es, das Bild eines lavendelfarbenen Haarschopfes, ein kleiner Körper, der ich an ihn klammerte und um den er selbst einen Arm gelegt hatte. Keine Worte und keine Gesten, nichts weiter als dieses Bild, das ihm bestätigte, was wirklich so war. Die Zeit gefror und in seiner Brust breitete sich nur noch mehr Schmerz aus. Verraten… wie die Frau war er seinem Sohn nicht Wert genug, um sich ihm zu zeigen, mit ihm zu reden, nicht einmal jetzt. Es tat weh und schnürte ihm die Luft ab, während er seine Hände nur noch fester in seine Haare krallte und die Hände nicht spürte, die sich um ihn legten, um ihn zumindest ansatzweise aufrecht zu erhalten.
 

Er keuchte und kniff die Augen zusammen, um die rotierende Welt hinter seinen geschlossenen Augenlidern zu bremsen, spürte nicht, dass eine seiner Hände vorsichtig aus seinen Haaren gelöst wurde und er die Finger stattdessen mit irgendjemandem verschränkte.

Musste das sein? Musste es so sehr wehtun? Musste ihm das immer passieren, wenn jemand in der Nähe war und ihm dabei zusehen konnte? Er keuchte noch einmal, als der Schmerz ein wenig nachließ und es ihm erleichterte zu atmen, der Schwindel sich aber nicht überreden lassen konnte, einfach so zu verschwinden. Es war zwar intensiv, aber nicht mehr so überraschend und überwältigend wie zu Anfang, war einfacher in den Griff zu bekommen und als ob dieser Gedanke einen Schalter umlegte wurde er sich der Hände bewusst, riss seine eigene zurück und stützte sie lieber auf den Boden als sie irgendjemandem zur Verfügung zu stellen.

Und der Schmerz ließ nach, langsam aber stetig zog er sich zurück und ließ nur das Bild bestehen, das verschwamm, sich auflöste und in seinem Verstand versank, um später wieder aufgerufen werden zu können. Die Augen ließ er geschlossen, selbst als er sich weit genug unter Kontrolle hatte, um die anderen Hände an seinem Körper von sich zu streifen, zu schlagen und atmete ein wenig tiefer als sonst, um sein Keuchen zu verbergen.
 

Es war nie einfach, das wusste er und so blieb er wo er war, um die schlimmsten Wellen Übelkeit und Schwindel über sich hinwegrollen zu lassen, während die Anderen wahrscheinlich verstanden hatten, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Besonders Kakarott musste es verstehen, er hörte seine Stimme, konnte die Worte nur nicht einordnen – zu leise, nicht auf ihn fixiert, spielten sie auch keine Rolle in seinem ganz eigenen Kampf um Wut, Verzweiflung, Verrat und Schmerz.

Er wollte hier weg, so wie er es zu Anfang schon machen wollte. Er hatte hier nichts verloren und die Worte, die er heute gehört hatte, bestätigten ihn doch nur. Umso schlimmer war das Gefühl in ihm, das nicht verstehen, der Betrug. Diese Art Freundschaft, die sie entwickelt hatten war mit diesen Worten auf den Boden gefallen und in kleine Splitter zerbrochen und diese Splitter bohrten sich in ihn, vergifteten ihn, weil er ganz tief in sich wusste, dass es nicht so war, dass er mehr deutete als wusste, dass er sich von einem Gefühl hinreißen ließ.
 

„Alles wieder okay?“ Kakarott. Er beugte sich nach unten, legte seine Stirn auf den kühlen Boden und genoss es für einen winzigen Augenblick, spürte erst jetzt wie heiß sein eigener Körper sich anfühlte. Eine Antwort hatte er nicht, er wusste nur, dass es vorbei war und das was er erhalten hatte, keinesfalls den Schmerz rechtfertigte. Dass er es nicht mehr wollte, nicht mehr ertragen wollte – weder den Schmerz, die Ahnungslosigkeit, noch das Gefühl eine Last zu sein. Die Abweisung, die er erst heute richtig begriffen hatte, weil er es gehört, gesehen und abermals gespürt hatte. Bis jetzt hatte er es von sich schieben können, keine Erinnerungen brachte keine Bindungen mit sich, weshalb es ihm nicht einmal aufgefallen wäre, wenn Kakarott ihm nicht alles erzählt hätte, wenn er die Bilder nicht gesehen hätte.

„Nichts ist okay, Kakarott.“ Wann er dazu übergegangen war, ihn so zu nennen, konnte er nicht sagen und wieso es ihm gerade jetzt auffiel, irritierte ihn.

„Seh ich aus, als ob ich okay wäre?!“ Seiner Stimme fehlte jegliche Härte, alles, was übrig geblieben war, war Erschöpfung, emotionale und geistige Müdigkeit und wenn er gekonnt hätte, hätte er hier und jetzt die Realität ausgeblendet und die Augen geschlossen gehalten. Aber es ging nicht, er wollte es nicht. Nicht mit so vielen Personen um sich, die ihn mieden als ob er eine ansteckende Krankheit hatte, als ob… er atmete tief durch, öffnete die Augen und richtete sich wieder auf, ohne sie anzusehen. Den Blick auf den Boden gerichtet, erschöpft, nicht mehr fähig die eigene Enttäuschung aufzuhalten.
 

Seine Augen brannten und er zwang sich sie offen zu halten, aufzustehen und schließlich auf wackligen Beinen umzudrehen, zu seufzen. Surreal, unwirklich, ein Traum in einem Traum, oder doch Albtraum. Er schüttelte den Kopf, sich darüber bewusst drei Augenpaare auf sich zu haben und hätte er sich umgedreht, wäre seine eigene Entschlossenheit in sich zusammengefallen – die Sorge um ihn konnten alle drei nicht verbergen und doch beließen sie es dabei, ließen ihn wie er wollte. Auch wenn das bedeutete, falsche Schlüsse zu ziehen.

„Was jetzt, Vegeta?“ Wieder Kakarott. Da war etwas in seiner Stimme, das ihn dazu brachte leicht nach hinten zu blicken und wie erwartet, zerfiel sein Wille in ihm, zerbrach einfach so und verschwand, aber das hielt ihn nicht auf, nicht zurück. Er musste sich ordnen, er musste nachdenken, musste alleine sein. Wollte alleine sein und innere Ruhe finden, Gefühle unter Kontrolle bringen, Gedanken in die ursprünglichen Bahnen lenken.
 

Er meinte es nicht, wie er es verstanden hatte.

Sorgte sich, machte sich Gedanken, half ihm wo er konnte. Was er von allen anderen nicht behaupten konnte. Ohne es beeinflussen zu können trat eben jene Traurigkeit in seine Augen, während er dem Größeren ein leichtes, trauriges Lächeln schenkte, bevor er sich wieder umdrehte und den Schmerz, die eigene Traurigkeit in dessen Augen nicht mehr sehen konnte. Es brach Goku das Herz.

„Wir sehen uns.“, sagte der Prinz, hob ab und flog langsam zurück, um drei andere mit ihren Gedanken alleine zu lassen. Er hatte genug mit sich selbst zu tun, er konnte nicht noch mit anderen handeln. Sollten sie das selbst klären – auch wenn er alleine zurückbleiben würde, war das besser als der Stich, den er bei seiner eigenen Erkenntnis bekommen hatte. Er war Mann und Vater und doch scherten sie sich einen Dreck um ihn, bis jetzt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SaiyajinVeturi
2014-11-09T23:10:07+00:00 10.11.2014 00:10
Das is so traurig..Ich hab Tränen in den Augen....die Gefühle in den Zeilen sind ja so enorm!
Danke bitte schreib unbedingt weiter (für mich!!^^)
Schönen Abend noch un nen guten Start in die neue Woche!
LG VETURI


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