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Was übrig bleibt, ist Chaos

von

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Wahrheiten

20. Wahrheiten
 

Drei Stunden waren vergangen, bis sie endlich nach Hause gehen konnten, bis sich Vegeta weit genug gefangen hatte um den Heimweg selbst anzutreten , anstatt wieder auf Kakarott zurückgreifen zu müssen. Die Standpauke, die er zu Hause aufgrund des halb zerstörten Zimmers hatte anhören müssen, hatte er mit stoischer Ruhe einfach hingenommen, einzig und alleine die sich immer weiter zusammenziehenden Augenbrauen und die sich verengenden Augen hatten darauf hingewiesen, dass er kurz davor war die Geduld zu verlieren, aber bevor das geschehen konnte, hatte Bulma wieder aufgehört.

Goku verstand seine Freundin aus alten Tagen einfach nicht mehr, die einzigen Worte, die sie mit ihrem Mann wechselte waren Vorwürfe, Vorhaltungen und Treffer unter der Gürtellinie und er fragte sich, wie lange Vegeta das noch mitmachen würde, ohne seine eigene Abneigung deutlich zu machen. Er sah es ihm an, wann immer die Beiden sich über den Weg liefen; sah die Wut, die versteckt in seinen Augen glimmte und nach und nach die beinahe respektvolle Distanz ablöste. Er sah es zu deutlich und wusste, dass es nicht ewig so weitergehen konnte, aber egal wie viele Worte er selbst an Bulma richtete und wie sehr sie ihm beteuerte, dass es ihr leid tat, beim nächsten Mal endete es wieder so. Meist sogar nur, wegen der banalsten Kleinigkeiten, was er noch weniger verstand.
 

Sie war überfordert, aber das konnte nicht nur der Grund sein. Sie war einsam, weil Trunks seit diesem Tag vor beinahe einer Woche täglich Zeit mit ihnen verbrachte. Zwar behandelte Vegeta ihn ein wenig seltsam, distanziert und als ob er ihm trotz allem nicht zu nahe kommen wollte, aber auch mit einer Art ehrlicher Neugier, beinahe schon Respekt. Als könne er nicht ganz glauben, dass er hier war und den Grund dafür hatte Goku selbst auch erst vor zwei Tagen erfahren.

So lange hatte es gedauert Vegeta zum Reden zu bewegen, oder besser gesagt, so lange hatte er in seiner Nähe verbracht, bevor dieser endlich anfing Fragen zu stellen und die Bilder seines Traums in eine Zeitlinie einordnen zu wollen. Es tat ihm auf eine Art sehr weh es ihm erklären zu müssen, aber er hatte schlicht zugehört und nichts gesagt, nur genickt und sich dann wieder zurückgezogen. Nachgedacht und die Tatsache als gegeben akzeptiert, auch wenn er wenig mit den Informationen anfangen konnte. Er duldete Trunks, sah ein, dass dieser sein Sohn war und hielt doch immer genug Abstand um ihn nicht zu sehr an sich heranzulassen. Trunks verstand, weh tat es trotz allem. Und auch das konnte Goku in diesen blauen Augen sehen und er begann sich zu fragen, wann es ihm selbst zuviel werden würde sich die Sorgen aller anzuhören und zu versuchen zu schlichten. Es brachte sie alle kein großes Stück weiter, nur winzige Schritte, die kaum Fortschritt auf dem Weg zeigen konnten.
 

Jetzt saß Vegeta mit geschlossenen Augen unweit von ihnen, während er mit Trunks eine Art kleines Training abhielt. Der Junge machte das nur mit, weil er in der Nähe sein wollte, sein Blick huschte alle paar Minuten zu seinem Vater, ließ sich ablenken und doch zog Goku keine Nutzen daraus. Er ließ es einfach diese kleine Schwäche auszunutzen, stockte und machte weiter, wenn Trunks wieder bei der Sache war.

Dieser sammelte Energie und powerte sich auf ohne die Grenze zu sprengen, schickte ihm einen mittelgroßen Ki-Blast entgegen, dem er jedoch in letzter Sekunde auswich, bevor ihm einfiel, dass genau hinter ihm Vegeta saß. Mit vor Schock geweiteten Augen wirbelte er herum, war drauf und dran loszustürmen, als dieser in einer beiläufigen Bewegung den Blast aus seiner Laufbahn schickte, etliche Meter neben ihm in einen Baum krachen ließ, ohne dabei auch nur die Augen zu öffnen. Jetzt zumindest wusste der Größere, warum Vegeta immer abseits saß und die Augen geschlossen hielt und ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen. Der Prinz konzentrierte sich nur, versuchte die unterschiedlichen Energien vor seinem inneren Auge zu projizieren, anstatt die sehen zu müssen. Und er musste zugeben, Erfolg hatte er.
 

„T’ schuldige.“, nuschelte Trunks neben ihm und erntete nur ein leises Knurren als Antwort, was sein eigenes Lächeln in ein Grinsen wandelte.

„Du wirst noch einrosten wenn du weiter nur rumsitzt. Komm doch her und beteilige dich.“, rief er nun seinerseits Vegeta entgegen, der die Augen öffnete und ihn ansah, als ob das die dämlichste Idee überhaupt wäre. Es überraschte ihn nicht mehr, diesen Blick bekam er seit letzter Woche oft geschenkt und er konnte nur raten, was dabei in Vegetas Kopf vor sich ging. Es war dieser Hauch Arroganz, der in ihm mitschwang, dieses Quäntchen eines Vegetas, den er kannte und veranlasste, dass er sich nur darüber freuen konnte anstatt sich aufzuregen.

„Wieder nicht? Hast du Angst geschlagen zu werden, oder was?“ Das war immer noch die beste Schiene, auf der er ihn erwischen konnte, aber noch sprang er nicht darauf an, betrachtete ihn lediglich stumm. Früher wäre jetzt zumindest schon auf den Beinen gewesen, würde ihm verbal drohen, aber jetzt war eine ruhige distanzierte Aura um ihn herum entstanden, die es manchmal nicht möglich machte ihn zu lesen.

„Du kannst auch mit Trunks ein Team bilden und es gemeinsam versuchen.“, versuchte er es weiter, doch dieses Mal schloss Vegeta nur die Augen wieder. Wie lange würde dieser latente brodelnde Vulkan in seinem Inneren brauchen um auszubrechen? Welche Gedanken machte er sich und welches Ergebnis hoffte er durch sein Grübeln zu erreichen?
 

„Halt die Klappe, Kakarott.“ Ohne Hass, ohne Wut, beinahe emotionslos. Nicht einmal Nachdruck lag in seiner Stimme, sie klang viel zu weich für die Situation.

„Ach komm schon, seit Tagen denkst du nur nach.“ Jetzt verschränkte er die Arme vor der Brust, wirkte beinahe ein wenig eingeschnappt.

„Solltest du auch mal machen.“, erwiderte Vegeta, öffnete die Augen wieder.

„Wenn du in meiner Haut stecken würdest, was würdest du tun? Fröhlich pfeifend durch die Gegend hüpfen, oder was?“ Ein Teil seiner Gereiztheit legte sich auf den Worten nieder und doch rührte er keinen Muskel – nur seine Augen wanderten zu Trunks als dieser plötzlich anfing zu lachen, zu Boden sank und sich den Bauch hielt. Vegetas Augenbraue rutschte in die Höhe, Goku sah ihm nach und dann zurück zu dem Kleineren, während er sich vorstellen konnte, was Trunks derart zum lachen brachte. Seine eigenen Lippen begannen zu zucken.
 

„Nicht unbedingt, nein.“, erwiderte er daher zu ruhig wie möglich, doch das Lachen des Jungen und das Bild, das sich so ungefragt in seinen Verstand brannte und die Ernsthaftigkeit der Situation einfach nicht wahrhaben wollte, sie betrog, brachte nun auch ihn zum lachen, nachdem er verzweifelt versucht hatte es aufzuhalten, sich auf die Lippe biss.

„Aber du musst zugeben, dass ist ne lustige Vorstellung.“, brachte er noch heraus, bevor er ganz dem Lachen verfiel, es Trunks gleichtat und dabei nicht merkte, wie Vegeta die Arme verschränkte, tief Luft holte und schließlich aufstand. Es war ja nett, dass er zu ihrer Belustigung beitragen konnte, aber er fand es keineswegs lustig. Alles was er wollte war eine klare Linie, eine Art Routine in seinem völlig durcheinander geratenen Leben, aber alles was er bekam, war nur noch mehr Durcheinander. Nie konnte er sagen, was geschehen würde, nie wusste er wann sein Verstand entschied ihm einen Brocken hinzuwerfen, wie man einem verhungernden Hund ein Stück Fleisch hinwarf. Nie wusste er, wie die Menschen in seiner Umgebung reagieren würden und Herrgott noch mal, manchmal wusste er selbst nicht wie er reagierte, bis es schon geschehen war!

Er drehte sich um und lief ein paar Schritte, versuchte das Lachen auszublenden und nicht darauf einzugehen. Doch so sehr er es auch versuchte, es brachte nur die allbekannte Wut zurück in sein Inneres, wo er gerade noch so lang und schwer versucht hatte, sein Inneres so frei wie möglich werden zu lassen. An nichts zu denken, nichts zu fühlen und er hatte so gute Erfolge erzielt, was seine instinktive Reaktion doch nur bewies.
 

Und jetzt war das alles weg, rann ihm wie Sand durch die Finger und machte seine Arbeit zunichte. Er hasste solche Momente, er hasste es, wenn alles was er anpackte irgendwo doch nur schief zu gehen schien. So viele Momente, in denen er versucht hatte ruhig zu bleiben, seine Emotionen runter zu schlucken und nicht noch einen Zusammenbruch zu provozieren – davon hatte er wirklich genug in den letzten Wochen gehabt. Und nur um sich selbst davon zu überzeugen, dass es eine verworrene Erinnerung, ein verdammter Albtraum war, hatte er Trunks in seiner Gegenwart akzeptiert, hart daran gearbeitet es zu verstehen und seine Gefühle nicht Achterbahn fahren zu lassen.

Was taten sie? Sie lachten ihn aus, verdammt noch mal!

Er löste die Verschränkung seiner Arme, das war also der Dank dafür, dass er sich Sorgen um jemanden machte, den er als Sohn gerade ein paar Tage kannte, ein paar Stunden gekannt hatte, als die Bilder seinen Geist fluteten. Er kam nicht drum herum sich verarscht, vielleicht sogar ein wenig verraten zu fühlen, auch wenn das Gefühl irrational war, so war es da und mit einem aufflammen seiner Aura hob er ab, flog weit in die Luft um seiner Wut Einhalt zu gebieten, die sich unaufhörlich in ihn hinein fraß, durch ihn hindurch jagte. Über den Wolken stoppte er, ballte erneut die Hände und drehte sich um, nur um im Sturzflug wieder Richtung Erdboden zu rasen.
 

Mit zusammengekniffenen Augen trotzte er dem Wind, fixierte die näher kommenden Gestalten und entschied sich letzten Endes für Kakarott, dessen Lachen ihn mehr getroffen hatte, als er es selbst zugeben wollte. Eben jener hatte aufgehört, hatte Vegeta mit seinen Augen verfolgt und begab sich gerade rechtzeitig in Stellung, sprang zur Seite und fing sich selbst, während Vegeta kurz vor dem Boden stoppte, sich drehte, mit einem Fuß aufkam und damit auch wieder abstieß.

Sekundenbruchteile später wurde seine Faust mit dem Unterarm geblockt, sein Knie blockte das des Größeren und die freie Hand raste nach vorne, nur um von einer anderen Hand aufgehalten zu werden. Ihre Finger verschränkten sich miteinander und er zog die erste Faust zurück, schoss einen kleinen Ki-Blast in die Schläfe Kakarotts und wurde augenblicklich losgelassen.

Er sprang zurück, tippte mit jedem Fuß nur einmal kurz auf den Boden, vollführte ein Backflip und kam zum Stehen, fixierte ihn erneut, nur um dieses Mal selbst angegriffen zu werden. Das Grinsen auf dem Gesicht Kakarotts verstand er nicht ganz, wischte die Überlegung jedoch zur Seite, als dieser mit dem Fuß ausholte und seinen Schwung nutzen wollte, um ihn im Nacken zu treffen, doch er ließ sich fallen, stützte sich mit der Hand auf dem Boden ab, vollführte eine halbe Drehung und rammte ihm stattdessen beide Füße in den Magen, schleuderte ihn von sich.
 

Das hier machte keinen Spaß, es war nur eine Reaktion, von der er selbst nicht sagen konnte, warum sie derart heftig ausfiel. In sich wusste er, dass Kakarott es nicht so meinte, dass er immer da war und ihm mit dieser unglaublich engelsgleichen Geduld alles erklärte, dass er ihm half und doch war da der Drang, das bisschen an Normalität was er hatte, nicht durch dumme Scherze kaputtmachen zu lassen. Er mochte es kaum zugeben, aber von der Person ausgelacht zu werden, die ihm im Moment am meisten bedeutete, tat einfach weh.

Und so setzte er nach, sprang in die Luft und zielte mit seinem ausgestreckten Bein auf den Kopf des Größeren, der auf dem Boden lag und in letzter Sekunde ausweichen konnte, sich zur Seite rollte und die Bewegung nutzte um aufzuspringen. Sich selbst abstieß und auf ihn zukam, die ausgestreckte Hand vor ihm nur ein Ablenkungsmanöver. Blitzschnell drehte er sich, rammte ihm nun doch den Fuß in die Seite, schickte ihm noch im Fallen Ki-Blasts nach, die ihn trafen und doch nicht stark genug waren um ernsthaften Schaden anzurichten.

Ein tiefes Grollen formte sich in seiner Kehle und er fing sich in der Luft um die restlichen Blasts abzuwehren, zur Seite zu schleudern und übersah dabei, dass Kakarott genau hinter ihnen war, ihm volle Breitseite die ausgestreckte Faust ins Gesicht rammte. Er unterdrückte den Schmerzensschrei, prallte im nächsten Moment schon in einen Baum und zerfetzte ihn förmlich, blieb einen Moment lang reglos benommen auf dem Boden liegen, nachdem er einige Meter über ihn gerutscht war.
 

Vielleicht sollte er doch mehr trainieren, diese Unterlegenheit war wirklich frustrierend. Nicht nur, dass seine Technik noch immer schlecht war, auch seine Kraft reichte nicht aus um etwas auszurichten. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er daran aufzugeben, bevor sich sein Stolz einschaltete und diese Möglichkeit verbannte, seine noch immer flammende Wut wieder zum Vorschein brachte. Mit einem Schrei sprang er auf und stellte ernüchtert fest, dass Kakarott sich nicht bewegt hatte, auf ihn wartete und schrie noch einmal um sich aufzupowern. Kaum eine Sekunde später deckte er den Größeren mit Schlägen und Tritten ein, die dieser zwar gut parierte und doch nicht alle decken konnte.

Und wieder nur einen Augenblick später war er selbst wieder im Nachteil, der Andere ebenfalls ein SSJ. Dass er frustriert war als sich das Blatt wendete und sie in einen Schlagabtausch übergingen, bei dem jeder von ihnen etwas austeilen konnte und einstecken musste, wäre eine Untertreibung gewesen. Aber es war besser als nichts, fühlte sich für einen Augenblick sogar gut an, als die Wut ein Ventil fand und er wusste, dass Kakarott zu gerne diese Position einnahm um ihm zu helfen. Er hatte es ihm mehr als einmal gesagt und hielt dieses Versprechen so gut es ging.
 

Dann war er plötzlich verschwunden, tauchte hinter ihm wieder auf und er war zu langsam, spürte nur den Schlag in seinem Nacken und befand sich im nächsten Moment auf Händen und Knien am Boden wieder, ließ sich fallen, rollte sich herum und wich so dem nächsten Angriff aus, bevor er aufstand. Das hier könnte ewig weitergehen, weil er wusste, dass Kakarott sich zurückhielt und würde er selbst nicht schon schwer atmen, würde es länger dauern.

So aber brachte es nicht viel. So startete er lediglich einen weiteren halbherzigen Versuch, verwickelte sie in einen weiteren Schlagabtausch und lag wenig später erneut auf dem Boden, freien Blick in den Himmel. Dieses Mal jedoch blieb er liegen, es hatte schlicht und einfach keinen Sinn wenn die Wut verraucht war und er den Grund für seinen Angriff nicht einmal mehr richtig nachvollziehen konnte. Es hatte keinen Sinn wenn man sowieso im Nachteil war und es wusste, wenn man begriff, dass man wenig Chancen hatte. Er ließ seinen Status fallen, es fiel ihm noch immer schwer ihn lange genug zu halten ohne sich dabei völlig zu verausgaben.
 

„Fertig?“ Kakarott schob sich in sein Blickfeld und er sah ihn nur an, eine Antwort war nicht mehr nötig. Dann nahm er die Hand an, die ihm entgegen gehalten wurde, ließ sich auf die Beine ziehen und sah sich um, nahm die Zerstörung in sich auf, die sie innerhalb dieser kurzen Zeit veranstaltet hatten und hob eine Augenbraue.

„Ja, nicht übel, würde ich sagen. Du wirst besser.“ Das war eine Untertreibung. Im Vergleich zu den Anfängen vor ein paar Wochen war das hier… nicht mehr zu vergleichen. Und erst jetzt fiel ihm Trunks wieder ins Auge, den er in den letzten Minuten schlichtweg vergessen hatte und der ihn seinerseits mit einem leichten Lächeln ansah, bevor er nickte. Eine stumme Bestätigung zu den Worten Kakarotts und er nickte zurück.

„Hast du dich wieder abgeregt?“ Nur ein Verengen seiner Augen als Antwort.

„Schon gut. Hör zu, ich wollte dich nicht ärgern oder so was in der Art, aber das Bild zu deinen Worten war zu witzig und ich konnte es nicht aufhalten. Tut mir leid, okay?“ Er brummte nur, es war ihm egal. Die Situation war geklärt und was davon übrig blieb war nichts weiter als eine vage Erinnerung an die Wut, die ihn kurz zuvor noch durchströmt hatte. Nur ein Augenblick, ein Moment, den man vergessen konnte und der vergangen war, keine Wichtigkeit mehr besaß. Zumindest in seiner Welt war es nicht wichtig genug um weiter darüber nachzudenken, er hatte andere Dinge im Kopf als das.
 

Aber Goku wurde selbst wieder ernst. Es gab Zeiten, da hätte Vegeta keinen Kampf beendet, wenn er nicht geschlagen auf dem Boden gelegen und nicht mehr fähig gewesen wäre zu kämpfen. Heute beendete er ihn einfach so, weil die Ursache seiner Wut vergessen, das Gefühl an sich verraucht war. Es war zuviel auf dem Weg verloren gegangen, dachte er still bei sich – sein Stolz, seine Ehre, sein Kampfgeist. Es war zwar alles noch in ihm versteckt und blitzte hin und wieder auf, aber das Ausmaß all dessen war auf ein Minimum geschrumpft.

Er war sich nicht sicher, ob er sich damit einfach so anfreunden konnte, ob er sich damit abfinden wollte. Das waren alles Teile von Vegetas Persönlichkeit, die er immer sehr geschätzt hatte, jetzt zu sehen, dass sie begraben waren, kaum vorhanden, machte ihn auf sonderbare Weise traurig. Es war wirklich das, was ihn ausmachte, es fehlte etwas. Er konnte ihn zwar reizen und auf die gewünschte Reaktion hoffen, aber es gab auch Tage, an denen nicht einmal das funktionierte.

Das Aufbrausende, das Laute, die Scheißegal-Haltung war das, was ihn in der Vergangenheit weitergebracht hatte, immer wieder aufstehen ließ und auch wenn manche dieser Eigenschaften schlichtweg nervig und zum abgewöhnen waren, so fehlten sie ihm jetzt. Dafür musste er mit einem Vegeta klarkommen, der völlig anders war, wie ausgewechselt…
 

Er wusste wirklich nicht, ob er es gut oder schlecht finden sollte, dass sein Kamerad nicht mehr wegen jedem Scheiß auf Leben und Tod kämpfen wollte, es wahrscheinlich nicht konnte, wobei er beeindruckt war, wie schnell Vegeta den Status kontrollieren konnte, ohne sich dabei wirklich anzustrengen: Was ihm nur wieder bewies, dass die Kraft da war, das Potenzial in seinem Körper versteckt, nur die gewissen Erinnerungen nicht da gewesen waren, um es sofort zu können. Und er war verdammt stolz darauf, dass er einen Teil dieser Techniken wiedergebracht hatte, wenngleich es wirklich der Verzweiflung zu verdanken gewesen war, dass er sich verwandelte.

Und er spürte, sah, dass sich Vegetas Technik an sein altes Niveau anglich. Es war noch nicht Fehlerfrei, aber auch nicht mehr immer vorhersehbar, nicht mehr so offen zu decken. Auch seine Defensive hatte sich gesteigert, er blockte weit mehr Schläge und Tritte als zu Anfang, wo es sich manchmal nicht einmal gelohnt hatte anzufangen, weil es so schnell vorbei gewesen war.

„Steh da nicht so blöd rum, komm!“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen du merkte erst jetzt, dass sich die anderen Zwei schon in der Luft befanden. Blinzelnd starrte er sie verwirrt an.
 

„Es wird dunkel, Zeit was zu essen zu fassen.“, antwortete Trunks, während Vegeta nur die Arme verschränkte und in die Ferne starrte, der Situation wenig Aufmerksamkeit schenkte, bevor er sich in Bewegung setzte und los flog. Das war er, ein Zeichen, eine Handlung die sehr vertraut war und Goku ein Lächeln zurückbrachte. Nur nicht warten, immer mit dem Kopf voran durch die Wand und mit einem Nicken hob auch er ab um ihnen zu folgen.
 

Wenig später saßen drei Saiyajins in der Küche der CC, um sich über die Vorbereiteten Speisen von Bulmas Mutter herzumachen. Die Frau hatte manchmal mehr Köpfchen als es den Anschein machte, kochte regelmäßig für sie und ließ sie danach schön in der Küche alleine, um keine Spannungen hervorzurufen, die sie spüren konnte, auch wenn nie jemand gesagt hatte, sie solle verschwinden. Und Vegeta war dankbar dafür, die Frau war ihm unheimlich – sie hatte diese besondere Art an sich, ihn anzusehen, gleichzeitig durch ihn hindurch zu sehen und mit genau diesem Blick bis in seine Seele zu blicken. Sie schien immer zu wissen, was er wollte ohne fragen zu müssen und sie hielt genug Abstand, selbst wenn sie da war, damit er sich nicht unwohl fühlte. Als ob sie eine innere Ahnung hatte, seine Körpersprache besser lesen konnte als manch anderer und rein aus Respekt, nicht aus Angst oder Unmut über seine Art so handelte.

Er schob den Gedanken zur Seite und betrachtete sein Essen, hielt in der Bewegung inne. Eigentlich müsste er einen mörderischen Kohldampf haben, aber dem war nicht so und was er spürte, brachte seinen fehlenden Appetit auch nicht wirklich zurück. Stattdessen zog er die Augenbrauen zusammen, fixierte seinen Teller mit einem Blick, der diesen zerspringen hätte lassen müssen, wenn das möglich gewesen wäre. Durch seinen Körper lief ein Schauer der Anspannung und doch versuchte er es zu überspielen, aß langsam weiter, ohne den Blick zu heben.
 

Doch Goku hatte es gespürt, sah ihn über den Tisch hinweg an und zog seinerseits überlegend die Augenbrauen zusammen, bevor er sich auch seinem Essen widmete – kurz bevor Bulma durch die Tür trat und er nur erstaunt feststellen konnte, dass Vegeta es gespürt hatte ehe er selbst es merkte. Dass Vegeta sich so sehr anspannte gefiel ihm allerdings weniger, wenn das so weiterging würde die Beziehung der Beiden der Vergangenheit angehören und nicht mehr zu reparieren sein. Dabei war es dieses Mal, und diesen Punkt konnte er nicht übersehen, nicht Vegetas abweisende kühle Art, sondern Bulmas Fehler.

Kurz sah er auf, in das weniger glücklich wirkende Gesicht seiner Freundin. Sie schenkte ihm und Trunks ein gequältes Lächeln und bedachte den Dritten am Tisch nur mit einem abschätzenden Blick. Der Drang laut zu knurren stieg in ihm auf und doch unterdrückte er ihn, zwang sich selbst zu einem gespielten Lächeln und wandte dann den Blick ab, sah nach unten und doch aus den Augenwinkeln zu Vegeta, der die Szene noch ruhig, scheinbar gelassen an sich vorbeirauschen ließ.

Aber wer ihn kannte, sah die Anspannung, sah das Zucken der Kiefermuskeln, wann immer er die Zähne aufeinander presste und das Gefühl hinunter schluckte, dass sich in ihm ausbreitete. Selbst Goku konnte die offene Abneigung gegen Vegeta in Bulmas Art spüren und er fragte sich, was das zu bedeuten hatte, warum sie so intensiv war und wieso sie überhaupt da war. Es tat weh etwas auseinander fallen zu sehen, was man jahrelang als gegeben betrachtet hatte.
 

„Na super, ihr habt schon wieder alles leer geräumt und nichts übrig gelassen, womit ich was anfangen kann.“, sagte sie und er hob den Blick wieder, nur um zu sehen, dass sie ein wenig fester als nötig gewesen wäre, die Kühlschranktür hinter sich schloss. Es war dasselbe wie vor ein paar Tagen, als Vegeta gerade etwas aus dem Kühlschrank nahm und sie diesen sinnlosen Vorwurf genau an ihn gerichtet hatte und er blinzelte kurz zu ihm um zu sehen, dass dessen Essstäbchen kurz davor waren zu brechen. Was war Bulma nur über die Leber gelaufen?

„Tut uns leid, Ma’.“, antwortete Trunks für sie, der die Spannung nun ebenfalls wahrnehmen konnte und sich fragte, was zum Teufel das Theater eigentlich sollte. Es war ja nicht so, als ob sie am Hungertuch nagen würden, sie hatten genug Angestellte um sofort jemanden loszuschicken oder einfach telefonisch eine Bestellung abzugeben.

„Tut uns leid, am Arsch!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften, fixierte jeden von ihnen nacheinander mit einem ihrer gefürchteten Giftblicke.

„Es ist wirklich zum Haare raufen. Drei Saiyajins in einem Haus und immer wenn man mal was holen will, ist nichts mehr da!“ Es hatte fast den Anschein, als ob sie erst anfing sich in Rage zu reden, als ob sie noch lange nicht fertig war und Goku gefiel es nicht. Sie schien nach Gründen zu suchen, fand sie in den trivialsten Dingen und machte dann einen Aufstand, der es nicht wert war. Das erinnerte ihn nicht mehr an die Bulma, die scheinbar endlose Geduld mit dem Prinzen aufgebracht hatte und es sogar geschafft hatte ihn dazu zu bringen, sich niederzulassen, bei ihr zu bleiben, Gefühle für sie zu entwickeln.
 

„Lass doch wieder gut sein, Mutter.“ Trunks sah sie an, dann zu seinem Vater und wusste nicht, was er davon halten sollte. Es waren sonst auch Saiyajins hier und einer mehr oder weniger machte den Braten nun auch nicht fett. Sonst beschwerte sie sich nie, sonst nahm sie es mit ihrer mütterlichen Gelassenheit hin, die sie in den vielen Jahren entwickelt hatte als er noch kleiner war und nur Flausen im Kopf hatte.

„Sag was du haben willst, und ich sorg dafür, dass es da ist.“, versuchte er weiter, stand langsam auf und sah sie an, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, aber ihm dämmerte, dass das nicht der Grund für ihre Laune war. Denn sie funkelte ihn nur an, mit einem Blick den er selten zu Gesicht bekam.

„Das was ich will, kannst du nicht einfach bestellen, Trunks. Es spielt doch keine Rolle wie viel hier ist, es bleibt trotzdem nie etwas übrig.“ Unbewusst hatte sie preisgegeben, was ihr eigentliches Problem war und während Trunks seine Mutter nur ansehen konnte, beobachtete Goku Vegeta. Wie dieser langsam die Stäbchen zur Seite legte, vorsichtig, als ob sie sofort kaputt gingen, wenn er es nicht täte und er erkannte, dass es nur die mühsam beherrschte Wut war, die ihn so handeln ließ. Denn trotz dem noch immer gesenkten Blick konnte er es erkennen, den brodelnden Vulkan, der tief in ihm schlummerte und auf den Ausbruch wartete, überlagert von etwas anderem, das ihm die Luft abschnürte.
 

Da war Traurigkeit. Er konnte nur raten wo sie herkam, warum sie da war, aber er schloss ganz einfach, dass Vegeta nicht verstand was hier abging. Dass er diese Bulma nicht mit seinen Erzählungen über sie zusammenfügen konnte. Sicherlich hatten sie auch gestritten, aber Bulma war nie so verletzend gewesen, wenn sie wusste, dass es etwas war, was den Prinzen tief im Inneren beschäftigte. Fast schien es, als wolle sie ihn loswerden und die Erkenntnis tat weh, genau wie der Ausdruck in den schwarzen Augen, die ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde ansahen und sich dann wieder abwandten.

Die Unterhaltung zwischen Mutter und Sohn ging weiter, aber er blendete sie aus, vergaß ihr weiter zuzuhören und achtete stattdessen nur auf jede noch so kleine Regung Vegetas, während er versuchte sein eigenes Essen nicht zu vernachlässigen oder noch mehr Zündstoff auf die Lunte zu gießen, wenn er zu schnell aß. Das war ein Drahtseilakt und er würde alles dafür geben ihn zu beenden, abzuspringen und zu gehen, aber das konnte er nicht. Irgendwas lief hier gehörig falsch.

Die Stimmen wurden lauter, die verkrampften Muskeln in Vegetas Kiefer härter und er konnte sehen, dass er nicht wusste was er machen sollte. Einfach nur still da saß und zuhörte, die Worte in sich aufnahm.
 

„Du bist wie dein Vater und sieh dir an, was draus geworden ist! Ein nichtsnutziger, fauler, alles zerstörender Schatten, der hier rumläuft und den man doch nie sieht. Und wenn doch, dann nur, weil wieder irgendwas kaputt gegangen ist!“ Das war’s, dachte er, während sich alle Blicke plötzlich auf Vegeta legten, der ganz langsam aufstand und den Stuhl dabei mit einem ohrenbetäubend lauten Geräusch in der still gewordenen Küche über den Boden schlurfte.

Dann ging alles ganz schnell. Vegetas Hand schnellte nach vorne und donnerte auf den Tisch, so dass die Teller kurz abhoben. Er holte tief Luft und Goku konnte sehen, dass er noch immer um Beherrschung kämpfte.

„Was soll das werden? Das nächste Teil zerstören?“, fing Bulma auch schon an, ohne zu ahnen was sie damit anrichtete.

„Halt die Klappe!“ Ruhig, zu ruhig, während er sich zu ihr umdrehte.
 

„Du denkst wirklich, dass ich mir ausgesucht habe so zu sein, hm?“ Ein Schritt auf sie zu.

„Denkst du ich mach all die Sachen absichtlich? Ich will dich mal sehen wenn du von Bildern verfolgt wirst, die dir die Hirnmasse so durcheinander bringen, dass du denkst, es würde in seinem Kopf zu Brei verrührt.“ Noch einen Schritt, so dass nur noch einer fehlte und er genau vor ihr stehen würde.

„Ich will dich sehen, wenn du vor Schmerz nicht mehr denken kannst. Und jetzt sag mir einfach, dass ich gehen soll, dann tue ich das auch. Ich bin es leid Vorwürfe zu hören, von denen ich nicht einmal weiß wo sie herkommen. Ich bin es leid DICH zu versuchen mit SEINEN Erzählungen über dich in Verbindung zu bringen.“ Eine Hand nach hinten, eine vage Geste zu Goku.

„Sag’s mir einfach und ich gehe.“ Er ballte die Hände zu Fäusten, irgendwas in ihm schrie gegen seine Worte an, versuchte sie nicht weiter auszubauen, aber er konnte nicht mehr, konnte nicht mehr damit umgehen, es sich nicht mehr anhören.

„Keine Ahnung was dein verdammtes Problem ist, aber…“ Er kam nicht dazu den Satz zu beenden, ging sie doch dazwischen.
 

„Du. Du bist mein Problem!“, schrie sie ihn an, öffnete den Mund um weiter zu reden, doch er war bereits verschwunden.

„So wie du bist, bist du mein Problem. Ich will dich wiederhaben, aber du kannst dich ja nicht einmal erinnern…“, flüsterte sie stattdessen.

„… und ich hab nichts Besseres zu tun, als dir aus dem Weg zu gehen, anstatt zu helfen, dass du dich mit meiner Anwesenheit schneller erinnerst. Nein, ich hab alles falsch gemacht und wälze die Schuld nur auf dich ab.“ Und während sie in Tränen ausbrach, Trunks sie in den Arm nahm, stand Goku auf und suchte instinktiv nach der Aura Vegetas…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SaiyajinVeturi
2014-12-13T22:32:38+00:00 13.12.2014 23:32
sehr schön spannend...wil ganz fix weiterlesen!!
LG


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