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Was übrig bleibt, ist Chaos

von

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Wenn dich das Warten mürbe macht…

Kapitel 26: Wenn dich das Warten mürbe macht…
 

Trunks war seinem Vater gefolgt, nur um zu sehen, dass dieser wie eine Säule im Garten stand und nicht einen Muskel rührte. Er stand einfach nur da und starrte ins Nichts, zumindest soweit er es beurteilen konnte und genau das ließ ihn wieder stocken. Sollte er ihn ansprechen, war es sicher das zu tun oder sollte er ihn doch lieber alleine lassen?

„Du musst lernen deine Stimme gesenkt zu halten, Junge.“, beantwortete sich diese Frage wie von alleine, als Vegeta ihn ansprach, ohne in seine Richtung zu sehen, ohne seine Präsenz überhaupt wirklich anzunehmen. Und er blinzelte verwirrt, wusste nicht was diese Aussage jetzt wieder zu bedeuten hatte.

„Was meinst du damit?“ Langsam, als ob er sich immer noch nicht sicher war, ob er es konnte und durfte, machte er ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu, um ihn herum, so dass er sein Gesicht besser sehen konnte. Keine Reaktion, nur gelegentliches Blinzeln und das regelmäßige Heben und Senken seiner Brust.

„Dass man, auch im Streit, ruhig bleiben kann.“ Vegeta schloss die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete sie dann wieder. „Besonders wenn man mit seiner Mutter streitet, was du nicht machen solltest. Ich denke, ich kann gut für mich selbst sprechen.“ Das konnte er, er wollte es nur nicht, weil … warum wusste er selbst nicht. Vielleicht weil er wusste wie fragil und schwach diese Frau wirklich war, die sich hinter dieser eisernen Maske aus Genie und Wahnsinn verbarg.
 

„Aber woher…?“ Er war doch gegangen, Trunks verstand nicht, wie er es hatte hören können, er verstand nicht, wieso er ausgerechnet ihn… korrigieren wollte, wo er doch nur in seinem Sinn gehandelt hat. Andererseits… das war sein Vater, sich anzumaßen ihn zu verteidigen wäre früher einmal eine Todesstrafe gewesen. Er lächelte leicht, statt einem Training und einer ordentlichen Tracht Prügel gab es jetzt Worte – das hatte er noch nie erlebt, und es machte ihm einerseits Angst, andererseits glücklich.

„Das Fenster ist offen.“, war das simple Statement seines Vaters und er drehte sich leicht um, um sich von dieser Tatsache überzeugen zu können, bevor er sich zurück an ihn wandte. Diese Situation war so unwirklich wie all die anderen zuvor, es fühlte sich einfach nicht richtig an, dass sein Vater dabei so ruhig blieb, selbst wenn er jedes einzelne Wort gehört hatte. Aber es war so, er rührte sich immer noch nicht, sah ihn nicht einmal an und richtete den Blick stattdessen leicht nach unten, als schien er zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte, oder ob er überhaupt etwas sagen sollte.

„Bist du jetzt sauer?“ Er musste einfach sicher gehen, diese Ruhe war ihm nicht geheuer und auf sie war meist ein Sturm gefolgt, wenn dieser nicht gleich in voller Stärke losgebrochen war. Es war seltsam, aber sein Vater lächelte nur eines dieser Lächeln, die nur Sekundenbruchteile anhielten und dabei so viel Traurigkeit ausdrückten, dass es ihm die Kehle zuschnürte und er das Gefühl bekam, dass die nächsten Worte einfach stecken bleiben würden. Als ob es ihm die Luft abschnürte und sich dieses ungute Gefühl in seiner Brust ausbreitete, das er nicht benennen und nicht bekämpfen konnte. Er schluckte schwer, versuchte die plötzlich auftretende Wüste in seinem Hals zu bekämpfen, scheiterte aber kläglich.
 

„Nein.“ Es war dieses Wort, das ihn einerseits erleichtert ausatmen ließ und andererseits in Alarmbereitschaft versetzte. Seit wann war so sein Vater so nachsichtig, seit wann ließ er seine Angelegenheiten ungestraft von anderen regeln und seit wann machte ihn diese Tatsache nicht einmal wütend? Trunks blinzelte verwirrt, studierte das betont ausdruckslose Gesicht seines Vaters aus der sicheren Entfernung heraus und wusste dabei doch, dass wenn dieser sich umentschied und doch noch auf ihn losgehen wollte, er nicht einmal einen Wimpernschlag dafür brauchte.

„Aber warum?“ Er kapierte es nicht, es war ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Sein Vater war nie leicht zu durchschauen gewesen, aber jetzt brauchte man für jede neue Seite einen neuen Code, der es ihm möglich machte sie zu lesen. Vorher musste man nur etwa wissen, wie er tickte und der Umgang mit ihm war einigermaßen sicher, heute konnte er ihn nicht einschätzen.

„Warum sollte ich das, Junge?“ Junge, nicht Sohn. Er merkte erst jetzt, dass ihm dieser Name einen winzigen Stich ins Herz versetzte, war er zumindest vorher als Sohn tituliert worden und nicht einfach nur Junge. Nicht sein Name, es war eine unpersönliche Beschreibung, die ihm nur noch einmal bestätigte wie sehr sich Vegeta abkapselte, wie viel er vergessen hatte und dass er ihn doch in seiner Gegenwart ohne Widerstand akzeptierte.
 

„Weil ich… für dich gesprochen habe.“ Jetzt sah sein Vater ihn an, unlesbar, nicht zu deuten, was er dachte und er schluckte erneut in Erwartung einer Katastrophe.

„Das hast du und ich habe dir gerade schon gesagt, dass ich das selbst gut kann.“ Ein Blinzeln, aber nichts von Wut oder etwas anderem war in diesen Augen zu erkennen und Trunks erlaubte sich ein wenig zu entspannen.

„Wird nicht mehr vorkommen.“ Bevor sich das Gespräch noch weiter vertiefte und sein Vater doch noch merkte was er getan hatte, lenkte er lieber ein und brachte sich somit aus der Schusslinie. Man wusste nie was ihm noch nach Stunden einfallen könnte um ihn für seine Art zu bestrafen, für sein Ungehorsam. Aber das war sein Vater, er war so erzogen worden und verlangte von seinem Sohn dasselbe Benehmen, keine Schwäche, immer auf der Hut und den Worten seines Vaters ohne Widerstand folgend. Was er meist ja auch tat.

„Das bezweifle ich.“, sagte sein Vater dann doch noch, richtete den Blick allerdings wieder auf den Horizont. „Das kannst du nicht versprechen, weil es nicht stimmt, weil du es gar nicht willst. Was auch immer ich dir bedeute, es scheint genug zu sein um mit deiner Mutter darüber zu diskutieren. Es scheint genug zu sein um deine eigene Meinung laut genug zu sagen, dass sie auch verstanden wird.“ Wie sollte er da sauer sein? War es nicht das, was alle Eltern wollten? Dass ihre Kinder genug Selbstvertrauen und Mut hatten um für ihre Meinung, für ihre Taten einzustehen und sie zu verteidigen?
 

„Geh wieder rein Junge.“, hängte er dem an, bevor eben jener etwas sagen konnte. Es waren zwar nur Sekunden verstrichen, aber er konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass er etwas hatte sagen wollen und weil er es nicht hören wollte, weil das sonst diesen Moment zerstört hätte, unterband er es. Es war seine Art zu sagen, dass er stolz war der Vater eines Jungen zu sein, der für sich selbst reden konnte, der das verteidigte was ihm lieb und teuer war – unnötige Worte wären schlicht und einfach fehl am Platz.

Zu seiner Überraschung allerdings blieb er stehen, sah ihn weiterhin an und schwieg trotz allem, als wäre er in Gedanken versunken, würde überlegen ob er etwas sagen oder tun sollte und hatte dabei gleichzeitig diesen bestimmten Gesichtsausdruck, den er zu gut kannte. Der Junge verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit Kakarott, dessen Art färbte auf ihn ab. Denn der Andere konnte genauso wenig eine Entscheidung einfach hinnehmen und musste immer noch einmal seinen Senf dazugeben, nicht aufgeben und ihn weiter in Richtungen zwängen, in die er nicht gehen wollte.

„Du bedeutest mir viel, immerhin bist du mein Vater.“, sagte der Junge dann doch noch und drehte sich um, sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten. Als wollte er die Aussage einfach so im Raum stehen lassen und sich wieder aus dem Staub machen, als wäre erst jetzt das Thema wirklich beendet. Und Vegeta konnte nur den Kopf schütteln, soviel Hartnäckigkeit, soviel eigenen Willen hätte er ihm gar nicht zugetraut, wenn man bedachte wie lange es gedauert hatte, bis er letzten Endes auf ihn zugekommen war. Beinahe als wolle er es wieder gut machen soviel Zeit verstrichen lassen zu haben, musste er das sagen. Alles was er noch hörte war die Tür und erst dann erlaubte er sich, sich wieder zu entspannen.
 

Vegeta hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich überhaupt angespannt hatte, aber unbewusst musste er wohl genau das getan haben. Waren es nun die Taten oder die Worte, die Tatsache, dass der Junge ihm folgte, wo es doch offensichtlich gewesen war, dass er alleine sein wollte – er wusste es nicht, es war im Nachhinein auch einfach nur egal.

Wenn er ehrlich war, war er es leid.

Er war es einfach nur leid hier rum zu stehen, rum zu sitzen und nichts tun zu können. Er wollte einfach nicht mehr darauf warten, dass sich etwas tat und er konnte es nicht mehr ertragen, dass wenn sich etwas tat, es die unbedeutendsten Momente in seinem Leben gewesen zu sein schienen. Das waren unwichtige Informationen, kleine Bruchteile, die wenig Sinn ergaben und an Nebensächlichkeit kaum zu übertreffen waren. Sie standen in keinem Vergleich zu den Schmerzen, die er jedes Mal hatte, auch wenn diese mittlerweile leichter zu ertragen waren, einfacher maskiert werden konnten, so dass er nicht jedes Mal die volle Aufmerksamkeit Kakarotts oder von jemand anderem auf sich zog.
 

Es war einfach nicht mehr auszuhalten, mit dieser Unwissenheit zu leben, zu hören, dass man eigentlich ganz anders war und nicht zu ahnen, wie viel man sich eigentlich wirklich verändert hatte. Ja, er wusste, dass Kakarott Schuld daran war, der Kerl hatte es ihm mehr als einmal lang und breit erklärt aber auf sonderbare Weise konnte er darum nicht böse sein. Mochte es ein Unfall gewesen sein oder nicht, da er keinerlei Erinnerung an diese Sache hatte, hatte es genauso wenig Bedeutung wie alles andere auch. Es war passiert und sie konnten kaum etwas dagegen unternehmen, es nicht einfach rückgängig machen…

Moment.

Seine Augen verengten sich etwas und seine Augenbrauen zogen sich überlegend zusammen, während er die wenigen Informationen in seinem Hirn zu ordnen versuchte und die wichtigen davon herausfilterte. Wenn er es richtig verstanden hatte und daran hatte er eigentlich keinen Zweifel, gab es doch einen Weg die Situation zu ändern. Die Frage war nur, ob das auch wirklich möglich war, oder ob höhere Kräfte meinten, dass es doch nicht ging.

Er blinzelte angestrengt, ließ sich nachdenklich auf den Boden sinken und verschränkte die Beine zum Schneidersitz, stützte einen Ellenbogen auf ein Knie und das Kinn in eben jene Hand, starrte den grünen Boden an. Brachte es etwas, über etwas nachzudenken, das die Anderen genauso gut kannten und bis jetzt noch nicht in die Hände genommen hatten? Er hatte die Geschichten gehört und verstanden, dass so gut wie alles damit geregelt werden konnte, dass sogar Tote wieder zum Leben erweckt werden konnten, war es da so abwegig einen Versuch zu starten und seine Erinnerungen wieder zu holen? Eigentlich, und das war der Punkt an der Sache, war es nicht abwegig, aber wieso hatte es dann keiner versucht?
 

Wollten sie nun, dass er wieder normal war, oder wollten sie es nicht? Was sahen sie als das geringere Übel? Er schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, versuchte an einen Punkt zu kommen, den er verstehen konnte. Wenn sie alle so sehr damit überfordert waren, wie er war, wie er sich verhielt, dass er alles vergessen hatte, warum warteten sie dann so lange mit einem Versuch, warum hatten sie ihn nicht schon lange gestartet? Warum hatte niemals jemand, in all den Wochen, auch nur einmal erwähnt, dass diese Möglichkeit bestand?

Die Dragonballs.

Er schnaubte und wusste selbst nicht mehr, was er denken sollte, während er sich einfach nach hinten fallen ließ und in den Himmel sah. Kein Blau heute, es war Grau und sah so aus, als ob es jeden Moment anfangen würde wie aus Eimern zu schütten, keine Sonne. Nur verhangene Wolken, die irgendwie seine Stimmung widerspiegeln konnten, den Nebel in seinem Kopf, der alles wichtige verdeckte und sich einfach nicht lichten wollte.

Warum?

Was war denn nun das größere Übel?

Er, wie er jetzt war, er wie er einst war, oder die Tatsache die Dragonballs zu suchen? Was war das Kriterium dafür so lange zu warten und jeden, der irgendwie mit ihm in Verbindung stand zu quälen? Es gab nicht eine Person in diesem Haus, die er nicht beeinflusst hatte, es gab sogar außerhalb welche, die es beeinflusste. Einen Sohn und eine Frau, die auf ihren Vater und Mann warteten, der die gesamte Zeit über hier war und sie nur sporadisch besuchen ging. Er stellte alles auf den Kopf und wusste es auch, konnte aber nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder nur bei ihm selbst landeten und nicht bei jenen, die es genauso verdient hätten.
 

Gott, er hasste diese Grübelei, die doch nie ein Ergebnis hervorrufen würde und entschlossen stand er auf um sich abzulenken, die Gedankenstränge abzuwürgen und in der Versenkung verschwinden zu lassen. Mit entschlossenen Schritten ging er auf den GR zu, öffnete die Tür und trat ein, knallte sie hinter sich wieder ins Schloss und betrachtete das sporadische Interieur. Er kannte es, in und auswendig, war oft genug hier gewesen, ob nun alleine oder nicht und es war weder ein Ort der Ruhe, noch des Gegenteils. Es war einfach nur ein Raum in seinen Augen, so wie er sich selbst wie ein Gefäß ohne Füllung vorkam. Es verlor an Bedeutung, verschwamm und formte sich neu, explodierte und setzte sich anders zusammen, ergraute und wurde neu angemalt.

Er liebte und hasste diesen Raum, zum einen, weil er ihm half seinen Frust abzubauen und zum anderen, weil er dafür verantwortlich war, dass sich dieser Frust überhaupt in ihm anstaute. Wobei das auch wieder nur Worte waren. Worte, die er glauben konnte oder nicht, die sich aber seinem Verständnis entzogen, weil die Tatsache an sich nicht mehr in ihm gespeichert war, weil es keine Bilder zu dem Vorfall gab und alles nur ein schwarzes Nichts war. Es entzog sich seinem Verstand und somit konnte er der Sache wenig abgewinnen.
 

Lautlos powerte er sich auf und ließ anschließend die leuchtend gelbe Aura sinken, so dass nichts weiter als die Kraft übrig blieb, die er durch seinen Körper strömen fühlte. Dann begab er sich zur Mitte, stellte die Schwerkraft ein und stand erst einmal nur dort, drehte sich um und schloss die Augen. Es fühlte sich so an, als ob das Gewicht seiner Gedanken ihn nach unten ziehen wollte, dabei war es eine ganz andere Ursache. Dass alles letzten Endes immer wieder darauf hinauslief wurmte ihn, ärgerte ihn unendlich und doch war er unfähig es abzustellen. Das tonnenschwere Gewicht auf seinen Schultern wurde nicht weniger, wenn er nichts dagegen unternahm.

Und so setzte er zu einer leichten Übung an, eine Mischung aus seinen Bewegungen und den Dingen, die Kakarott versucht hatte ihm beizubringen. Gelungene flüssige Bewegungen, die in einen Tanz übergingen, der so einfach aussah, wenn man ihn betrachtete und doch all seine Konzentration benötigte. Die Schritte waren noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen, brauchten zu lange um geschmeidig zu wirken und waren für ungeübte Augen doch wahnsinnig elegant. Mit einem Ausdruck höchster Konzentration im Gesicht machte er weiter, wiederholte es und setzte erneut an, als er die Präsenz Kakarotts unmittelbar neben sich spüren konnte.

Rein aus einem Reflex heraus drehte er sich in der Bewegung und schleuderte dem Eindringling seine Faust entgegen, die zwar noch mit Leichtigkeit gefangen wurde, aber von seinem Fuß abgelöst, den Anderen schließlich an die gegenüberliegende Seite des GR schleuderte. Erst dann stoppte er sein tun, hörte den Aufprall und bedachte Kakarott mit einem Blick, der alles sagen musste, es anscheinend aber doch nicht tat.
 

„Hey, wofür war das?“, wurde er gefragt, während sich der Andere den Nacken rieb und langsam wieder aufstand, ihn seinerseits nun mit mehr Vorsicht betrachtete. Er verschränkte die Arme vor der Brust, schnaubte genervt – was sollte das schon gewesen sein? Selbst wenn er wusste, wer da plötzlich neben ihm stand, hatten seine Instinkte schneller reagiert als dass er sie hätte aufhalten können.

„Selbst Schuld.“, gab er statt einer richtigen Antwort zum Besten. Eine Entschuldigung jedenfalls würde er nicht von sich geben, im Grunde wusste er aber auch, dass er das nicht musste.

„Ja, ich weiß. Ich unterschätze das jedes Mal.“ Noch immer rieb Kakarott seinen schmerzenden Nacken. „Dabei wollt ich nur mal schauen, was du treibst. Ist ne Weile her, seit du dich verwandelt hast und hier drin warst.“, setzte er an und hätte es gerade deswegen besser wissen müssen. Alleine die Tatsache, dass er aufgepowert war, hatte den Tritt so unendlich schmerzhaft werden lassen, das nächste Mal sollte er sich besser vorbereiten, achtsamer sein. Vegetas Instinkte hatten nicht nachgelassen und taten immer noch so weh wie am Anfang.

Aber Vegeta gab keine Antwort, wandte den Blick nur zur Seite und signalisierte damit genau die Absicht, keine Antwort mehr geben zu wollen. Kakarott hätte geseufzt, hielt sich aber zurück. Manchmal bekam er den Eindruck, als wäre Vegeta deprimiert und wenn das nicht so schwer mit ihm in Verbindung zu bringen wäre, würde er es ohne Umschweife glauben. Er gab ihm seine Zeit, seinen Freiraum, aber wusste auch, dass er langsam etwas unternehmen musste.
 

„Trunks sagt, du hast uns belauscht.“, sagte er stattdessen, versuchte die Stimmung ein wenig zu lockern und bekam nur ein Schnauben, das verdächtig in einem leisen Knurren unterging. Da lobte man einmal seinen Nachwuchs und was kam dabei heraus?

„Ich würde es nicht lauschen nennen. Es zu überhören wäre unmöglich gewesen.“

„Okay, dann so.“ Ein Lächeln, es war gut, dass er mit ihm redete. „Und was sagst du dazu?“ Jetzt sah Vegeta wieder zurück, starrte ihm Sekundenlang ins Gesicht und schien zu überlegen, löste die Verschränkung seiner Arme und sah damit eher unentschieden aus als alles andere.

„Es gibt nichts zu sagen, Kakarott.“ Das Wichtigste hatte er dem Jungen schon gesagt, sich selbst wiederholen würde er nicht, das war sinnlos bei dem Kerl vor sich. Er würde ja sowieso nicht hören, sich weiter einmischen und versuchen die Situation zu entschärfen. Dabei gab es nichts zu sagen, nichts zu tun, die Frau hatte eine Entscheidung getroffen, so wie er selbst es auch getan hatte.

„Stur wie eh und je.“ Warum konnte er nie zugeben, was ihn wirklich nervte, über was er sich den Kopf zerbrach. Es war so offensichtlich, dass er es tat, aber er ließ keinen an seinen Gedanken teilhaben, tauschte sie nicht aus und versuchte selbst etwas zu lösen, das mit Hilfe vielleicht schneller geklärt wäre.
 

„Was willst du wirklich hier?“ Er konnte den teils genervten, teils gelangweilten Unterton nicht aus seiner Stimme halten. Das alles hier war so… eingefahren, es wiederholte sich in einer Endlosschleife und machte ihn wahnsinnig.

„Das hab ich dir doch grad gesagt.“ Jetzt zog Kakarott die Augenbrauen zusammen. Er wusste, dass irgendwas war, er ahnte, dass das hier noch nicht alles war und wurde das Gefühl nicht los, dass er es bald erfahren sollte. Vegeta war zwar nicht aggressiv, aber es war diese subtile Art, die ihn aufmerksam werden ließ. Das unterbewusste Glimmen der Genervtheit, die feinen Schwankungen in seiner Aura – kaum wahrzunehmen, aber die letzten Wochen hatten ihn empfindlich dafür gemacht.

„Bist du fertig Möbelrücken zu spielen?“ Themenwechsel, spontan und mit einem Hauch Gereiztheit. Daher wehte der Wind also.

„Bin ich. Was schwebt dir vor?“ Kaum hatte er die Frage ausgesprochen flog Vegeta auch schon auf ihn zu, zog die Faust zurück und setzte zum Schlag an, während er selbst sich ebenfalls aufpowerte, ein leichtes Grinsen der Vorfreude auf seinen Lippen. Es war lange her, er hatte schon gedacht, dass Vegeta die Lust daran völlig verloren hatte.
 

Den Schlag blockte er mit seinem linken Unterarm, setzte seine eigene Rechte nach und wurde von Vegetas freier Hand aufgehalten. Mit einem Sprung standen sie sich wieder gegenüber, starrten sich an und ihm fiel der Ernst auf, mit dem Vegeta an die Sache heranging. Es war nicht das übliche Grinsen vorhanden, seine gesamte Haltung angespannt und ungewohnt hart.

„Vorschlag.“, sagte eben jener, preschte wieder nach vorn und holte zum Tritt aus, welcher ebenfalls geblockt wurde, sprang zurück.

“Und der wäre?“ Er hatte es gewusst, setzte seinerseits an und versuchte ihm seine Faust in die Schläfe zu rammen, aber Vegeta sprang kurz zuvor zur Seite, setzte mit einem Fuß auf und sprang wieder ab.

„Wenn ich gewinne, suchen wir die Dragonballs.“, sagte er, sprang hoch und faltete seine Hände zusammen, nutzte die kurzzeitige Ablenkung, die sein Satz ausgelöst hatte und schmetterte sie in den Nacken des Größeren, welcher zu Boden ging. Dann sprang er wieder hoch, zielte mit seinem Knie auf den Kopf.

„Und wenn ich gewinne?“ Er hatte ihn überrascht und das hatte er schmerzhaft zu spüren bekommen, rollte sich gerade rechtzeitig zur Seite, nur um zu hören, wie das Knie mit dem harten Boden kollidierte, stützte sich mit den Händen ab und drehte sich, nutzte den Schwung um Vegeta von den Beinen zu fegen.
 

Eben jener stützte sich ebenfalls ab und schwang die Beine in seine Richtung, traf ihn unvorbereitet in den Bauch, schleuderte ihn von sich. Es ging hier um etwas, er durfte nicht verlieren, auch wenn er wusste, dass er klar im Nachteil war.

„Suchen wir sie auch.“ Es kam so trocken aus seinem Mund, dass Kakarott für einen Moment stutzte, was ihm zum Verhängnis wurde. Vegeta flog auf ihn zu, während er sich gerade aufrichtete und ließ sich nur Millimeter vor ihm fallen, wiederholte den Tritt mit beiden Füßen in seine Mitte, so dass er am Ende laut gegen die Wand krachte, keuchte und an ihr zu Boden sank.

„Wie kommst du so plötzlich darauf?“, fragte er, stieß sich ab und setzte nach, verwickelte sie in einen Schlagabtausch, bei dem sie Beide mit verschränkten Fingern endeten und stattdessen die Beine benutzen mussten. Die Kraft war unglaublich, es schien als ob der Gedanke an die Dragonballs ihm neuen Willen gegeben hatte.

„Sagen wir so, ich hab keine Lust mehr.“ Damit zog er seinen Kopf zurück und ließ ihn nach vorne sausen, traf Kakarott volle Wucht an der Stirn und biss die Zähne zusammen, um den eigenen Schmerz zu ertragen. Sie ließen sich los, sprangen zurück und standen sich wieder gegenüber.

„Das kann ich verstehen, aber…“

„Nichts aber, Kakarott! Diese ganze Scheiße geht mir auf den Sack, ich will mein Leben zurück und es ist mir scheißegal was du davon hältst. Wenn es dir nicht passt, dann lass es, ich schaff das auch alleine.“ Wenn er wüsste, wie zur Hölle er sie suchen soll.
 

„Na schön, angenommen!“, sagte er noch, überbrückte die Distanz zu Vegeta und rammte ihm die Faust in das überraschte Gesicht, ließ ihn straucheln und zwei Schritte zurückwanken, bevor er nachsetzte, sich drehte und ihm den Fuß in die Seite rammte. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass er zustimmte, stolperte erneut und fing sich gerade rechtzeitig, um einen weiteren Tritt zu blocken, die Luft zischend einzuziehen, als er seinen Arm traf und zurück zu springen, den Schwung zu nutzen und auf ihn loszugehen.

Wenn sie so weitermachten würde das Spiel hier noch ewig dauern und dazu hatte er weder Lust, noch die Zeit. Er wollte endlich Ergebnisse sehen, wollte hier raus und wieder leben. Er wollte das haben, was er vergessen hatte, was sich ihm entzog. Und so legte er alle Kraft, die er aufbringen konnte, allen Frust und alle Wut über die Gesamtsituation in den nächsten Schlag, traf Kakarott im Gesicht und hörte das verdächtige und doch befriedigende Brechen eines Knochens. Ob es nun die Nase oder das Jochbein war, war ihm egal, wichtig war das Ergebnis und so setzte er nach, solange sich der Andere noch in der Luft befand, holte aus und trat zu, ließ ihn nach oben fliegen. Sich schnell über ihn bewegend verschränkte er abermals die Finger ineinander, rammte ihm das Ganze in die Rippen und ließ ihn hart auf den Boden prallen.

Er wusste, dass der Andere seine Ungeduld spürte und nicht so kämpfte, wie er es normalerweise vielleicht tat, aber dieses eine Mal ließ er es ungeachtet, übersah es und sprang hinterher, setzte auf dem Boden auf und kickte ihm in die Rippen, schleuderte ihn an die Wand, an der er zu Boden ging und liegen blieb.
 

„Du kannst aufhören.“, sagte Kakarott gerade rechtzeitig, bevor er ein weiteres Mal nachsetzen wollte und so hielt er in der Bewegung inne, ließ seine Kampfstellung fallen und behielt lediglich seine Abwehr aufrecht, falls es nur eine Finte war um ihn zu verwirren. Dann setzte der Andere sich auf, blieb aber auch sitzen und machte keinerlei Anstalten den Kampf in irgendeiner Weise fortzusetzen, wischte sich das Blut von der Nase und sah ihn an.

„Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass du bei beiden Varianten der Gewinner gewesen wärst.“ Warum er dann immer noch mit voller Kraft angriff war ihm ein Rätsel, andererseits war es Vegeta über den er hier sprach, seine Logik hatte nichts mit dem Kleineren zu tun. Und eben jener schnaubte nur.

„Also, was hat dich auf die Idee gebracht?“, versuchte er es noch einmal. Er selbst hatte ja schon oft darüber nachgedacht und es immer wieder verworfen, seine Hoffnungen auf eine normale Lösung nie aufgegeben und die Angst siegen lassen, dass dadurch ihre fragile Freundschaft wieder zerstört wurde. Nicht, dass sie vorher nicht auch so etwas in der Art gehabt hatten, aber jetzt ging es tiefer, basierte mehr auf Vertrauen und blinder Akzeptanz, als auf ein bloßes Dulden.
 

Vegeta verschränkte die Arme wieder, er konnte aber in seinen Augen die Abwehr sehen, die noch immer da war. Nicht bereit es gehen zu lassen, nicht bereit zuviel von sich preiszugeben, drehte er sich leicht von ihm.

„Versetz dich mal in meine Lage. Würdest du den Versuch nicht auch starten wollen, wenn du wüsstest, dass es die Möglichkeit gibt, anstatt wochenlang, monatelang zu warten und dabei wahnsinnig zu werden, weil kein Fortschritt erkennbar ist?“ Das war der längste Satz, den Vegeta seit Langem von sich gegeben hatte und es war der ehrlichste. Kein Blocken, kein Abwimmeln, einfach nur die pure Wahrheit, ein besonders starker Drang in seinem Inneren. Ja, er würde dasselbe wollen, wenn er um die Existenz der Dragonballs wüsste und die Möglichkeit sehen würde alles gerade zu biegen.

„Doch, würde ich.“ Wenn sie schon bei der Wahrheit waren, konnten sie auch dabei bleiben. Es war selten genug, dass Vegeta etwas von sich aus sagte, etwas so ehrliches und tief sitzendes, er wäre verdammt, wenn er das nicht zu schätzen wüsste.

„Gut.“ Jetzt drehte sich Vegeta ganz von ihm weg.

„Und wie finden wir die Dragonballs?“, fragte er leise und Kakarott konnte nicht anders, als zu lächeln. Die Eigenschaft peinlich berührt zu sein, wenn er etwas nicht wusste und das auch noch zugeben musste, hatte er nicht verloren.



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