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JunkLove

Was ist dir mein Herz wert?
von

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Bescheuert

„Warum bist du hier?“, fragte ich und hasste mich dafür, dass mein Herz schneller hüpfte. „Wo warst du?“, fragte er zurück. „Unterwegs…“, sagte ich. „Sechs Stunden?“, er hob seine diabolisch geschwungenen Brauen. „Ja, ich… Was geht’s dich an? Und woher…“ „Ich hab‘ hier auf dich gewartet!“, sagte er. „Du… Was?“, ich sah in meinen Gedanken zu mir nach Hause rennen, nach dem ich von ihm wütend verschwunden war, durch mein Fenster steigen und hier warten das ich komme.
 

Ich schluckte, langsam ging ich zu ihm rüber. „Als ich dir hinter her bin warst du schon nicht mehr zu sehen. Ich dachte, du bist nach Hause gerast, aber nein… Und als ich dich anrufen wollte ist Liz ran gegangen…“. Er legte mein Handy auf den kleinen Tisch vor meinem Bett.
 

„War’s schön mit Nils? Er fands definitiv toll!“ Felix verzog das Gesicht. „Er hätte…“, seine Stimme wurde merkwürdig, „Wiederholungswürdig!“ „Woher…“, ich sah auf mein Handy, „Hast du meine Nachrichten gelesen?“ „Ich dachte, das bist vielleicht du, der sein Handy sucht!“, er war so ruhig, so ernst so- So nicht Felix!

„Ich… ich hab‘ gar nicht gemerkt, dass es nicht da ist.“ Er nickte. „Was meint er mit dem kauzig?“ „Ist so ‘ne Sache zwischen ihm und mir!“, ich verschränkte meine Arme vor der Brust, meine Hände zitterten leicht. Felix nickte erneut.
 

„Was… Was willst du eigentlich hier?“, ich wollte wütend auf ihn sein, „Ist nicht deine tolle Ex- Freundin und dein Stecher da?“ „Mein…“, verwirrt blinzelte er mich an. „Tu nicht so! Bevor ich los bin, bin ich in Jerome rein gerannt! Also…“ „Ich hab‘ ihm gesagt er soll sich verpissen! Du weißt doch, dass ich keines meiner Opfer mit nach Hause nehme.“ „Ich… Dann ist Vanessa da!“ „Ich kann Vanessa nicht leiden!“

„Aber natürlich!“, ich schnaubte verächtlich. „Ich war mal mit ihr zusammen, aber wie du weißt kann ich mit Mädchen nicht viel Anfangen, also…“ „Ist mir egal ob ihr miteinander geschlafen habt!“, Blut schoss mir in den Kopf und ich wurde laut.

Felix hob mahnend die Hände und sah zu meiner Zimmertür. „Ist mir egal ob die beiden reinkommen! Ist mir egal, was du tust, oder mit wem und wie oft du es TUST! IST MIR EGAL! ICH…“ Fest schlossen sich seine Arme um mich!
 

„Tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun! Tut mir leid, wenn ich was gemacht hab was dir wehgetan hat! Tut mir leid…“
 

Ich krallte meine zittrigen Finger an ihm Fest und schniefte in sein T- Shirt. „Warum vertraust du mir nicht…“ Er erstarrte. „Wie kommst du den auf sowas?“ Ich trat zwei Schritte zurück. „Ich kam mir so dumm vor, als wir da mit Vanessa saßen…. Ich, ich hatte das Gefühl gar nichts über dich zu wissen…“ Seine dunklen blauen Augen sahen mich unschlüssig an.

Er nahm meine Hand und zog mich zum Bett, wir setzten uns drauf. Seine Hand war etwas größer als meine, und ganz warm. „Ich war mit Vanessa als ich 13 war zusammen. Ich hatte mit dir schon doppelt so viel Körperkontakt gehabt wie mit ihr damals, also…“ „Du musst mir das nicht erzählen!“, ich schüttelte energisch den Kopf.

Gott ich bin so peinlich!
 

„Du musst dich nicht genötigt fühlen mir Sachen zu sagen, wenn du es nicht willst! Also…“ „Ich war mit Vanessa zusammen, weil ich dachte ich müsste…“ „Hä?“ Er seufzte. „Ich rede nicht gerne über früher, weil ich mich früher nicht mochte…“, er fuhr sich durch die immer perfekt liegenden Haare, „Ich hab‘ lange gebraucht um mich an Deutschland zu gewöhnen, viel länger als Liz…“ „Hat’s dir hier nicht gefallen?“ „Ich hatte Angst, dass ich wieder zurück muss!“ „Oh…“
 

„Manche Leute haben Glück, wir hatten keins im Waisenhaus…“, Felix dunkle Augen sah in die Ferne, in die Vergangenheit, „Unsere Eltern sind bei ‘nem Autounfall gestorben… irgendwann vor unserem sechsten Geburtstag. Ich weiß es gar nicht mehr genau. unserer Großmutter, die auf der Krim, wollte uns nicht… Ihre kleine Rente würde nicht reichen um zwei Kinder groß zu kriegen. Also kamen wir ins Heim…“ Unwillkürlich umfasste ich Felix Hand fester.
 

„Du kennst doch diese billigen Serien, wo Kinder in Heimen verprügelt werden und so was…“ Er seufzte. „So unrealistisch ist das manchmal gar nicht…“ „Sie haben…“, ich schloss kurz die Augen.

Die Vorstellung, dass Felix ein ängstlicher kleiner Junge gewesen sein soll, der... den man…
 

Wut und Mitleid stiegen in mir auf. Felix sah mich an.

„Weißt du, am Anfang wollten Mum und Paps eigentlich nur ein Mädchen adoptieren…“ „Wirklich?“ „Sie wussten gar nicht, dass Liz noch ‘nen Bruder hat. Ehrlich gesagt war Liz schon drei Monate hier, bis sie mich nachgeholt haben. Den einen Tag sollte Liz mit der Erzieherin mitgehen und kam einfach nicht wieder…“ Ich konnte mir noch nicht einmal vorstellen was Felix damals gefühlt haben musste.
 

„Als ich damals nachkam, war Liz… Sie war hier schon zu Hause und für mich war das alles… alles so komisch… Und sie war mit Vanessa befreundet!“ Er seufzte erneut.

„Liz liebt Vanessa. Sie war für sie da, als ich es nicht war… Und weil Liz ihr so nah war, dachte ich, ich müsste es auch sein!“ Er schloss die Augen. „Bescheuert!“
 

Ich ließ seine Hand los, er sah leicht zu mir, doch ich schlang einfach die Arme um seinen Hals. „Du bist bescheuert! Aber ich mag dich so!“ Er lachte und legte die Arme nun ebenfalls um mich.

„Tut mir leid, was ich vorhin zu dir gesagt hab, ich…“ Ich seufzte. „Schon okay!“, sagte er und zuckte mit den Achseln. „Nein… Ich…“ Er legte den Kopf schief.

„Ich mag Jerome nicht wirklich…“ „Musst du auch nicht!“, sagte Felix schlicht, „Habe ihn jetzt eh abgeschossen, langsam wird er anhänglich…“, gähnend und streckend ließ sich mein bester Freund nach hinten fallen. „Wirklich?“, ich ließ mich neben ihn plumpsen. Ich konnte eine leichte Selbstgefälligkeit nicht verbergen. „Jep!“ „Hm“ „Also…“, Felix drehte sich auf die Seite und sah mich an, „Nilsi Baby?“

„Gnaaa…“, ich verschränkte die Arme vor dem Gesicht. „Hast du dieses ausdrucksstarke Argument von ihm?“ „Ha ha“ „Nun?“ „Wir sind uns zufällig in der Stadt begegnet, eigentlich wollte ich nach Hause… Aber dann! Warum muss der aber auch immer so nett sein?!“
 

„Ja, ekelhaft!“, der Ältere pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Man könnte meinen, du magst ihn nicht!“ „Nun hör aber auf…“, verdrehte Felix die Augen und ich schlug mit meinem Kissen nach ihm. Er zog es mir aus der Hand und schlug selbst damit nach mir. Ein paar Minuten kämpften wir erbittert um das Kissen und endeten irgendwie so, wie wir immer endeten, wenn wir beide rumkabelten: Felix lag auf mir und ich hatte keine Chance zur Flucht!
 

„Vy znayete, yak vy harnenʹka?”, seufzte er und grinste dann schon fast etwas verzagt. „Du mich auch!“, sagte ich nur dumpf, „Wie oft denn noch: Ich nix Ukrainisch!“ „Ich kann‘s dir beibringen, wenn du willst?“, wackelte er lasziv mit den Brauen, „Aber dafür müssen wir unsere Zungen erst mal lockern…“ Gerade noch so bekam ich meine Hand frei und klatschte ihm das Kissen ins Gesicht. „Spielverderber!“



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