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Naomi

Weg in die Schatten
von

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Im Bann des Dämons

Naomi hatte also die Erlaubnis bekommen ihrer Arbeit weiter nachzugehen. Etwas was das Herz des Mädchens wieder höher schlagen ließ. Heute brachte Masaru sie zur Gilde, wo sie hoffentlich jemanden fand, der sich mit ihr auf den Weg machen wollte. Schon beim ersten Blick in den Raum konnte sie feststellen, dass Seraphim nicht anwesend war. Die markante Gestalt mit den weißen Haaren wäre ihr sofort ins Auge geschossen. Doch dafür ergatterte jemand anderes ihre Aufmerksamkeit. Ein wirklich großer junger Mann, mit schwarzem Haar, welches er zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Er stand gerade am schwarzen Brett und fischte sich einen Auftrag davon herunter. Schnell ging Naomi auf ihn zu, ihr langes blondes Haar wehte in zwei Zöpfen hinter ihr her. Ein wenig druckste sie herum, bevor sie sich ein Herz fasste und den anderen Magier ansprach: "Entschuldige, mein Name ist Naomi, magst du mir sagen, welche Aufgabe du dir ausgesucht hast?" Von oben herab sah er sie an, seine Augen waren starr und sein Blick war kalt. Ein kleiner Schauer lief Naomi über den Rücken, dennoch verlor sie ihr Lächeln nicht. Es war eine tolle Sache, wenn sie ihn überreden konnte sie mitzunehmen. Mehr konnte sie sich kaum wünschen. „Ich bin Akuma und das ist eine Quest, in der es darum geht die Ehre eines Restaurants wiederherzustellen, nachdem üble Gerüchte darüber in die Welt gesetzt worden“, fasste er es knapp für das Mädchen zusammen. „Ich nehme an du fragst, weil du mitkommen willst? Wenn ja habe ich kein Problem damit, so lang du dich mir nicht unbedingt entgegen stellst.“ Zustimmend nickte sie und lächelte ihn an: "Ich werde dir nicht im Wege stehen, versprochen." Damit war es mehr oder minder beschlossene Sache. Der Hüne nahm das kleine Mädchen mit auf sein Abenteuer. Sie gaben schon ein mehr als merkwürdiges Paar ab, das kleine blonde Sonnenscheinchen und der große, mehr mürrisch dreinschauende Riese.

Im Zug den sie wie so oft schon nutzen mussten, um zu ihrem Auftrag zu gelangen saßen sie sich auf einem Viersitzer gegenüber und sie lächelte. Er schien sich zu fragen, warum sie dies in einer Tour tat, hatte aber nicht die Absicht ihr diese Frage zu stellen. Sollte sie sich nur freuen, er wollte hier nur seine Arbeit machen. Doch da war etwas, was er noch wissen wollte, bevor er sich mit der Blondine ins Kampfgetümmel stürzte. "Sag mal Kleine, hast du denn schon ein wenig Erfahrung mit dieser Arbeit, ich meine kannst du dich verteidigen?" Eine berechtigte Frage, das musste Naomi zugeben, immerhin war ihm schon anzusehen, dass er kräftig genug war, auf sich aufzupassen, ihr allerdings stand es nicht direkt ins Gesicht geschrieben. Kurz überlegte sie, wie sie ihm antworten sollten und nickte dann: "Nun das ist alles kein Problem, ich habe schon ein Paar Quests hinter mir, eine davon führte mich gegen Räuber in den Kampf und ich habe dies ganz gut im Griff denke ich." Kurz nickte er diese Aussage ab und fuhr sich durchs Haar. Wirklich mehr wurde während der Fahrt nicht geredet. Sie schwiegen und es war nicht mal unangenehm. An ihrer Haltestelle steigen sie aus und machten sich auf den Weg. Ren hatte ihr eine Karte in die Hand gedrückt und gemeint, dass er mit Karten nicht so umgehen konnte. Leicht lächelnd hatte sie die Karte entgegen genommen und damit den Weg dirigiert. Hier auf dem Land wehte ein kühler Wind und das kleine Mädchen fröstelte. Kurz sah ihr Begleiter sie mit einem fragenden Blick an worauf sie nur kurz meinte, dass ihr kalt sei. Kurz darauf wickelte er den langen Schal von seinem Hals und legte ihn ihr wie eine Stola um den Oberkörper. Er war schön breit und weich, noch dazu erfüllt von der Wärme seines Körpers und einem angenehmen Geruch.

Kurz schloss Naomi die Augen und genoss das Neue Gefühl, welches ihr durch diese Kombination den Geist erfüllte. "Ich danke dir Ren", sie schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. Er zuckte nur mit den Schultern: "Du nützt mir nichts, wenn du krank wirst, am Ende muss ich mich dann noch um dich kümmern." Leicht grinsend stellte die kleine Magierin fest, dass dies wohl seine Art war, jemandem zu zeigen, dass er sich kümmerte. Er zuckte zusammen und starrte sie kühl an, als sie seine Hand ergriff, unternahm allerdings nichts dagegen und begab sich mit ihr an der Hand zu dem Dorf in welchem sie ihren Auftrag begehen sollten. Ein Gasthof war scheinbar in Ungnade gefallen und wurde seit jeher gemieden. Nun sollten die Magier herausfinden woher die üble Nachrede kam. Das sollte doch nicht allzu schwer sein, oder? Die Blondine jedenfalls war guter Dinge und sich sehr sicher, dass sie die Antwort bald schon in Händen halten würden. Summend ging sie neben ihrem Begleiter her, der sich suchend umsah. Das Restaurant zu dem sie wollten, war auf der Karte nicht markiert gewesen, wie also sollten sie es ausfindig machen? Auf einer Art Marktplatz angekommen sah er seine Kollegin fragend an. Diese sah sich um, und zog ihn zu einem Passanten. Diesen fragte sie nach dem Weg. Erstaunt reagierte der Mann auf die Anfrage. Schien mehr als verblüfft, dass die zwei jungen Magier wirklich zu diesem Ort gehen wollten fragte in der Tat noch einmal nach, ob sie sich nicht irrten. Als beide ihm bestätigten, dass sie in der Tat dorthin wollten bekamen sie eine recht ordentliche Wegbeschreibung. Diese führte sie zu einem kleinen Gasthaus in dem sie hofften sowohl ihren Auftraggeber als auch ein Dach für die Nacht finden.

Akuma klopfte energisch gegen die Tür und diese öffnete sich einen Spalt breit, eine junge Frau stand darin: "Wir haben geschlossen." Sie versuchte die Tür so schnell es ging wieder zu schließen, doch Naomis Begleiter hatte bereits seinen Fuß in der Tür: "Ja ich kann lesen, wir sind die Magier, die sie angefordert hatten." Verlegen öffnete sie nun doch die Tür: "Tut mir leid, dass ich sie ausschließen wollte, aber...", sie bracht mitten im Satz ab, "Ich hole meinen Vater." Damit verschwand sie in der Küche und die Magier traten ein. Die kleine Blondine hielt immer noch die Hand ihres Begleiters und sah sich um. Das Lokal wirkte eigentlich recht angenehm und gemütlich. Wie ein solcher Ort so in Verruf geraten konnte war ihr schleierhaft, aber vielleicht war das Essen auch wirklich schlecht. Doch das würden sie wohl bald erfahren. Akuma löste seine Hand aus ihrer und kurz darauf betrat der Inhaber das Restaurant. "Guten Abend", begrüßte er die zwei Magier welche ihm zunickten. Sie setzten sich an eine Tisch und Ren erkundigte sich nach den genauen Wünschen des Mannes. Dieser erklärte ihm, dass scheinbar ein Konkurrent begonnen hatte seinen guten Namen durch den Dreck zu ziehen, sein Geschäft zu sabotieren und das scheinbar mit Erfolg. Seit einigen Tagen hatten sie nun geschlossen, weil sowieso keiner mehr kam und er wollte Vergeltung. Derjenige, der das in die Wege geleitet hatte, sollte dafür Buße tun. Oder eher dafür sorgen, dass diese Leute den guten Ruf wieder herstellten. Dabei sprach er die ganze Zeit mit Akuma, seine kleine Begleitung schien er mehr oder minder zu ignorieren. "Dann werden wir uns mal ihren Konkurrenten ansehen." "Aber da kommt man nicht so einfach rein, es ist ein wirklich nobles Restaurant, da muss man weit im Voraus reservieren." Naomi schüttelte den Kopf: "Das sollte kein Problem sein, immerhin gehöre ich zu einer sehr respektierten Familie, sie werden es kaum wagen, mich zurück zu weisen. Falls ihnen dieses Siegel etwas sagt", sie hielt ihm ein kleines Medaillon unter die Nase und klang dabei vielleicht ein wenig zu Arrogant, aber er hatte sie bisher keines Blickes gewürdigt, wahrscheinlich, weil Akuma einfach viel mehr hermachte als sie, aber dennoch was das keine Begründung sie wie ein Anhängsel zu behandeln. Dieser schien davon allerdings weniger erfreut. Kaum war das Gespräch beendet, stand er auf, warf dabei halb den Stuhl um und schob den Tisch ein Stück nach vorn, ehe er Naomis Ohr packte und sie daran hinter sich her zog. „Dann wollen wir mal!“, knurrte der Hüne und zog sie mehr oder minder behutsam aus dem Lokal. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeworfen, blickte er Naomi wieder ziemlich kalt an. „Nur weil du nen goldenen Löffel im Arsch hast, heißt das noch lang nicht, dass du dir alles erlauben kannst...“ Er ließ sie los und ging wortlos weiter voran ohne auf sie zu warten. „Ich mache keinen Unterschied zwischen reich oder arm.“ Jetzt war es ihm egal ob sie ihm folgte. Er musste erst einmal ein Stück laufen um wieder runter zu kommen. Eine Weile folgte sie ihm schweigend, soweit reichte ihre Empathie doch, dass sie merkte, dass er gerade keine Gesellschaft wollte, doch irgendwann war es dann für sie vorbei mit warten, also schloss sie langsam zu ihm auf. "Akuma, es tut mir leid, ich wollte dich in keinster Weise beleidigen", sie blickte zu ihm auf und seufzte, "Ich dachte es ist dir egal, was ich sage und es war ja nicht gelogen und es wäre auch irgendwie merkwürdig, wenn man einem kleinen Mädchen mehr Aufmerksamkeit schenkt, als einer hübschen jungen Frau, es wäre sogar ansatzweise pädophile und das bist du auf keinen Fall. Außerdem tut es mir leid, dass ich gerade so eine Show abgezogen habe, aber das ist das Einzige an mir, was die Leute glauben lässt, mit mir wäre etwas anzufangen. Du kennst das Gefühl wahrscheinlich nicht, nur Beilage zu sein, dich sehen die Leute an und sie denken sich, dass du etwas drauf haben musst", eigentlich wartete sie nicht, dass er es verstand. Doch eigentlich war sie nicht weit davon entfernt sich einfach vor ihm auf die Knie zu werfen und ihn darum zu bitten, sie wieder lieb zu haben. Da gab es nur ein winziges Problem, er hatte sie noch nie lieb gehabt. Plötzlich ohne irgendeine Vorwarnung ergriff er ihre Hand, ziemlich fest, ein Griff aus dem sie sich ohne Weiteres nicht befreien konnte. Und anstatt ihr die Flucht in eine Gasse zu gönnen, war er es der sie in eine solche verschleppte. Ohne ein Wort zu sagen, mit einem Blick, der so gut wie gar nichts sagte, kam er mit ihr in einer Gasse an und drückte ihr die freie Hand auf den Mund. Zu guter Letzt drückte er seine Stirn gegen ihre und blickte ihr mit den silbernen Augen direkt in die ihren. Sein Griff war zu stark, als dass sich ein Mädchen ihrer Statur dagegen wehren könnte, aber er zeigte keinesfalls Aggressivität oder Gewalt, dementsprechend war es absolut schmerzfrei. „Nach Beachtung schreist du, ja?“, begann er und hauchte ihr direkt ins Gesicht. „Da hast du sie.“ Die kalten, ausdruckslosen Augen durchstachen sie fast und er war ihr definitiv für seine Verhältnisse viel zu nahe. Gut, dass er seine quälenden Gedanken in solchen Fällen abschalten konnte. „Und nun gib mir ein Zeichen. Ist das angenehm, wenn dir jemand so auf die Pelle rückt, dass du es nicht mehr ertragen kannst? Wenn dich jemand anstarrt, als würde er dir keine Wahl zu entkommen lassen? Wenn dir klar wird wie unberechenbar ein Mensch doch sein kann?“ Eigentlich musste sie nicht wirklich um ihr Leben bangen. Ren hatte lang niemandem mehr ernsthaft ein Haar gekrümmt und schon gar nicht jemanden, der ihn im Endeffekt um seinen Job oder sein eigenes Leben bringen könnte. Bei einem Mädchen aus seiner Gilde und aus einer reichen Familie wären das zu viele Risiken für den Akuma, der so sehr an seinem Leben hängt.

„Hör mir jetzt genau zu. Ich werde das nur einmal sagen und solltest du das an irgendjemanden weitergeben, dann weiß ich noch nicht, was ich mit dir tun werde.“ Kurz überlegte er, ob er wirklich einer Person, die er in seinem Leben noch nie zuvor gesehen hatte, abgesehen von heute, eine solch wichtige Sache erzählen sollte. Auf der anderen Seite war sie zu unterwürfig, um wirklich bedrohlich zu werden. „Ich heiße Ren. Bin geboren und aufgewachsen in den Wüsten von Ost-Fiore. Wurde im Alter von zehn Jahren von meinem eigenen Vater zum Sterben im Nichts ausgesetzt und habe es irgendwie geschafft mich fünf Jahre lang als Straßenkind durchzuschlagen, bis ich es in deinem Alter schaffte auszubrechen und nach Oshibana zu entkommen.“ Wie man als Straßenkind überlebte, musste er wohl kaum erklären. Wenn jemand wenig Beachtung in seinem Leben bekommen hatte, dann ja wohl er. „Ich hatte nie eine andere Wahl, aber du hast sie. Du bist das Kind einer reichen Familie, wohlhabend, hübsch und erzählst mir, dass du nicht beachtet wirst. Das ist ganz allein deine Schuld, weil du genau das bist, was man von dir erwartet, dass du sein sollst. Und wenn du dich wirklich so unwohl fühlst in dieser Position, dann hab den Mut etwas daran zu ändern.“ Er zog seinen Kopf wieder von ihr zurück und ließ ihren Mund wieder los. Letzten Endes ließ er auch noch ihre Hand los und sagte: „Und jetzt darfst du mich schlagen, wenn dir danach ist.“ Genau in diesem Moment tauchte dieses widerliche, schmierige Grinsen wieder in seinem Gesicht auf.

Ein wenig verwirrt blickte sie ihn an, bat ihn dann aber sich etwas zu ihr herunter zu beugte. Eine Bitte der er nach kam. Als ihre Hand sanft seine Wange berührte schien er schon ein wenig verwirrt zu sein, als dann ihre Lippen sich zart an seine Wange pressten war er ganz und gar verwirrt. Nun wollte sie allerdings weiter, nahm wieder seine Hand, doch Akuma dachte schon über eine Vergeltung für diese Frechheit nach. Schlagen konnte er sie ja wohl kaum dafür. Aber auf sich sitzen lassen, konnte er das auch nicht! Nun griff sie auch noch seine Hand. So nicht! Nicht mit ihm! Er packte nun die Hand und zog das Mädchen direkt an sich heran. Schon wieder eigentlich unsinniger Körperkontakt, den aber sein kindischer Geist über sich ergehen ließ, einfach aus dem Ziel heraus ein Kind nicht gewinnen zu lassen. Dann packte er das Mädchen an der Hüfte und warf sie sich so über die Schulter, dass ihr Kopf irgendwo an seiner Kehrseite landete. Außerdem hielt er sie mit der Hand auf dem Allerwertesten fest und nein, aus dieser Situation gab es kein Entkommen. „Was habe ich dir eben gesagt? Du darfst dir noch lange nicht alles erlauben!“, wiederholte er grimmig und schüttelte sie in seiner Rage ein wenig hin und her. „Und wage es ja nicht meinen Namen vor irgendjemandem zu erwähnen, das bleibt unter uns!“ Zornig stapfte er davon in Richtung der Restaurants der Stadt. Ihm war egal wie das nun aussah und ob irgendjemand unter Naomis Röckchen gucken konnte oder sonst was! Wer nicht hören wollte, musste eben fühlen!

So kamen sie recht zügig zum Restaurant ihrer Wahl. Wenn auch die Weise zu Reisen nicht gerade ihre Art war. Dennoch fühlte sie sich wohl auf seinem Arm. Nun gut mehr über seiner Schulter, aber es war dennoch Nähe die sie genießen konnte. Genüsslich schloss die die Augen bis er sie plötzlich absetzte. "Wir sind da", raunte er ihr zu und lächelte kurz. Ein wenig verwirrt sah sie ihn an und lächelte dann zurück. Diesmal nahm er ihre Hand, bevor sie durch die Tür in das scheinbar wirklich edle Restaurant gingen. Am Eingang begrüßte sie ein Kellner, der sie erst abwimmeln wollte, doch scheinbar war Naomis Familie wirklich etwas Besonderes, denn nachdem er das Sigel gesehen hatte, räumte er für sie einen wirklich schönen Tisch frei. Immerhin hatte das junge Glück bei seinem Date nur das Beste verdient. Ren persönlich war sich nicht ganz so sicher, ob er diesen Eindruck hinterlassen wollte, aber, es war schon okay, so lang er etwas zu Essen bekam. Sogar Wein stand in Aussicht. Es war allerdings schon ein merkwürdiges Gefühl jetzt mit dem Mädchen im Restaurant zu sitzen, als wenn sie eine Verabredung hätten. Leicht schüttelte sie den Kopf: "Was für eine irre Idee, du würdest jemanden wie mich wohl nie mit auf ein Date begleiten." Leise seufzte sie als sie sich an ihren Tisch setzten. „Wenn ich ganz ehrlich bin: Egal wie klein, kindlich und blond du aussiehst, von allen Damen die ich bisher länger als einen Smalltalkkontakt kenne, wärst du diejenige, mit der ich am ehesten ausgehen würde. Gemäß dem Fall mich würde so etwas reizen. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass du ziemlich erträglich bist und nicht alles so annimmst, wie die meisten Ladys.“ Was auch immer das für ein unkoordiniertes Blabla war, Naomi würde schon verstehen, dass es für Ren ein ziemlich netter Ausdruck war! Wenn die Blondine wüsste was eigentlich sonst noch so in Ren steckte, wäre sie sicher überrascht. Er kannte sehr wohl gute Umgangsregeln, war sehr musikalisch und konnte natürlich auch tanzen, wie ein richtiger Gentleman. Immerhin war er ja hinter der ruppigen Fassade immer noch ein gebildeter und belesener Mann. Nur das wusste eben niemand. Dankbar nickte sie, denn sie hatte schon verstanden, dass es ein wirklich lieb gemeintes Kompliment gewesen war.

Als der Kellner während des Essens erneut vorbei kam erkundigten sich die Magier nach einem Schlafplatz und ob das Lokal ihres Auftraggebers der richtige Ort dafür wäre, doch das verneinte man ihnen. Woher diese Gerüchte kamen, konnte man ihnen allerdings nicht sagen, oder man wollte nicht. Dennoch schienen sie wirklich überall herum zu gehen. Der Kellner hatte sie wohl von einem Küchenjungen, der es vom Koch wusste, der es vom Lieferanten hatte, der es auf dem Wochenmarkt aufgeschnappt hatte. Vielleicht sollten sie Morgen auf den Markt gehen, das würde ihnen mehr Aufschluss bringen, doch der heutige Abend sollte noch eine Überraschung für sie bereit halten. "Sag mal Ren, du kannst nicht zufällig tanzen?", Naomi wusste, dass dieses Thema aus der Luft gegriffen war, aber das hatte schon seinen Sinn. "Nun ich habe noch nie mit einer Frau getanzt, aber, das heißt nicht, dass ich es nicht kann", sieht sie dann allerdings fragend an, "Wieso willst du das wissen?" Kurz schmunzelte sie und erklärte sich dann. Es stand eine dieser lästigen Feiern an, zu der die hübschen und reichen Leute von nah und fern ins Haus ihres Onkels strömten und wenn sie keine Verabredung hatte, was eigentlich immer der Fall war, musste sie den Abend an der Seite ihres sadistischen Cousins verbringen. Das war absolut keine Freude. "Nun vielleicht solltest du vorher testen was du dir aussuchst", er erhob sich von seinem Stuhl und hielt ihr seine Hand hin, "Willst du tanzen?"

Leicht schluckt sie und griff nach seiner Hand und nickte. Gerne wollte sie das und zog sich an seiner Hand auf die Beine. Er führte sie auf die Tanzfläche, wo bereits ein paar Paare eng miteinander tanzten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als er sie in einen engen Tanz führte. Die Hand an seinem Arm, sie schaffte es nicht ganz auf seine Schulter zu fassen, er war doch ein wenig zu groß, aber das störte den Fluss des Ganzen nicht. Er führte sie sicher und sanft. Die Tanzstunden mit Jonathan hatten sich dennoch gelohnt. Dieser Partner allerdings tanzte wirklich mit ihr und nicht gegen sie. Führte sie mit Sicherheit und einer überschwemmenden Dominanz, die von ihm ausging und ihr die Knie weich werden ließ. Etwas was er zu spüren schien, denn er zog sie enger an sich heran, sodass sie seinen Körper fühlen konnte. Eng schmiegte sie sich an seinen Körper und genoss die Wärme die von ihm ausging. Mit ihrem Kopf an seiner Brust konnte sie sein Herz hören und fühlen, es war ein wundervolles Gefühl, als er sie eng in seinen Armen hielt.

Verlegen trennte er sich nach einer Weile von ihr. "Nun ich denke das beweist wohl, dass wir zusammen tanzen könnten und nun, ich denke ich könnte dich an dem Abend begleiten. Doch jetzt sollten wir zurück ins Gasthaus und uns ausruhen, morgen liegt ein langer Tag vor uns." Zustimmend nickte sie und nachdem sie bezahlt hatte machten sie sich auf den Rückweg. Plötzlich allerdings schien Ren wieder ein Gespräch führen zu wollen. Denn er richtete Worte an sie, wenn auch nicht seinen Blick. "Wie kommt es, dass du dich so sehr von Dingen angezogen fühlst, die eher in die Dunkelheit gehören?“ Ein wenig kicherte sie und schmiegte sich vertrauensvoll an seine Seite. "Das ist meine Magie, sie bedient sich meines Schattens. Ich stehe quasi in meinem eigenen Schatten und komme damit recht gut zurecht. Wenn man sich mit der Dunkelheit vertraut macht, fürchtet man sie nicht mehr so sehr", es gab andere Dinge, die ihr mehr Angst machten, als Dunkelheit oder das was sich darin verbarg. Es war schlimmer genau zu wissen was einem das Leben erschwerte und nichts dagegen tun zu können. Allerdings war es dumm, das Ren scheinbar genau nach ihrer Angst fragte. „Sag mal Naomi…“, begann er ziemlich plump. „Du meintest ja, dass deine Lebensverhältnisse sich verändert hätten… Wenn man alles hat oder mit Geld bekommen kann, so wie du… Gibt es dann überhaupt noch etwas, was man fürchtet? Oder eher… fürchten muss?“ Sie wollte nicht lügen, aber wollte sie es ihm sagen? "Ja ich habe Angst, Angst vor dem, was ich nicht verhindern kann. Mein Onkel scheint zuweilen leicht geisteskrank, ist aber leider über meinem Niveau. Mein Cousin beherrscht eine verteufelte Magie, gegen die ich mich kaum wehren kann und scheint ein sadistisches Vergnügen zu besitzen seine Hände nicht bei sich zu halten, während mein Hauslehrer dafür sorgt, dass ich fast täglich beim Tanz oder Kampfunterricht mehr als genügend Körperkontakt zu diesem Wiederling habe. Außerdem hat man einen Wachmann abgestellt, der sicher geht, dass ich nachts nicht wegrenne."

Kurz pausierte, um ihre trocken gewordene Kehle wieder etwas zu entspannen: "Wobei es eigentlich Humbuck ist, denn solange mein Vater im Krankenhaus liegt, werden ich die Stadt nicht verlassen, er wäre wahrscheinlich nur in Gefahr und Schlafen kann ich Nacht nur schlecht. In diesem Haus schon gar nicht, wenn nicht mein Wachmann, der scheinbar einzig Normale in diesem Haus, an meinem Bett sitzen und meine Hand halten würde. Sobald er loslässt, erwache ich meist, erspart den Wecker." „Meinst du denn… Du kannst heute Nacht ohne deinen Wachmann schlafen?“ Da es schon dunkel draußen geworden war, hatte er sofort diesen Gedanken gefasst, als sie sagte sie könne nachts nicht schlafen. Normalerweise hätte ihn das auch nicht gestört, aber nun wo er wusste, dass sie damit solche Probleme hatte, fiel es ihm schwer das zu ignorieren… Ein wenig brummte ihm der Schädel. So war er normalerweise nicht drauf und er konnte nicht wirklich einschätzen, ob es der Alkohol oder eine ernsthafte Veränderung war. ob sie schlafen könnte, nun bisher hatte sie außerhalb nur Missionen mit Seraphim oder welche ohne Übernachtung gehabt und seit ihrer Zeit im Herrenhaus war dies die erste längere Aufgabe. Würde sie die Paranoia auch hier verfolgen? Eine wirklich gute Frage. Leicht kratzte sie sich am Kopf: "Nun ich weiß es nicht genau, wenn es nicht geht, setz ich mich an dein Bett und halte einfach deine Hand, bis ich einschlafe." Wobei, ob er sie dann auch ins Bett ziehen würde, um sie unter sich in Kissen zu drücken und dann zu merken, dass sie es nur war? Nein, er würde ihr wahrscheinlich aus Reflex erst mal eine scheuern, dass ihr die Ohren klingelten, um dann festzustellen, dass er seine Questpartnerin gerade unbrauchbar gemacht hatte. Er sah nicht aus, als wäre er so verschmust wie ihr bester Freund. Außerdem hatte der erst am Morgen mit ihr gekuschelt, und wenn Ren so weiter machte, hatte er am Morgen eh einen Kater und wahr wahrscheinlich noch schlechter drauf als zuvor. Dennoch war es sehr verlockend, wie der Speck für die Maus. Nun allerdings kam etwas, was sie als allerletztes erwartet hätte. „Wenn es dir hilft, kann ich dir auch etwas vorsingen.“ Ein wenig überrascht nickte sie und betrat mit ihm das Gasthaus in dem sie die Nacht verbringen würde. Ein Zimmer war schnell organisiert, scheinbar hatte man schon erwartete, dass sie zurückkehren würden. So betraten die zwei Magier nun den für sie vorgesehenen Raum. Naomi blickte sich um. An der Wand hing das Bild eines Kornfelds, gegenüber der Tür waren Fenster mit doch recht ordentlichen Vorhängen und es roch, als wäre gelüftet worden. Gegenüber dem Kornfeldbild standen zwei Betten, sie waren zusammengeschoben, hatten aber getrenntes Bettzeug. Manchmal gab es doch kleine Glücksmomente. Das war mehr als Naomi erwartet hatte. Nicht etwa, weil die Gerüchte so abschreckend waren, sondern weil sie nun nicht wirklich alleine war. Neben den Betten standen Beistelltische und es schien ein kleines Bad zu geben. Wunderbar, wirklich klasse. "Ich mag dieses Zimmer", stellte sie fest und ließ ihre Tasche neben dem Bett niedersinken und setzte sich darauf. Es war schön weich, und wenn sie sich sehr mittig legte, war Ren sicher nur einige Zentimeter weit von ihr weg.

Schnell hatten sich die zwei Magier zum Schlafen fertig gemacht und Naomi lag schon in ihrem Bett, als Ren größtenteils unbekleidet aus dem Bad gestiefelt kam. Sein Anblick raubte ihr in der Tat den Atem und sie konnte nicht leugnen, dass ihr noch ganz andere Gedanken kamen, als nur das Schlaflied, welches sie wartete. Seine Haare waren nun offen und ihr wurde zum ersten Mal bewusst, wie lang sie eigentlich waren. Sehr überraschend, wenn man sie fragte, aber wunderschön. Er legte sich in sein Bett nieder, der Alkohol hatte ihm eine leicht angeheiterte Röte ins Gesicht getrieben. Nun allerdings räusperte er sich, gleich würde er beginnen zu singen. Zwar kannte er einige Lieder, die zu diesem Anlass passen würden, doch dann entschied er sich für etwas sehr Persönliches. Das was er ihr singen würde, war nämlich das Einzige, was ihm seine Mutter so richtig hinterlassen hatte, aber das würde er Naomi nicht auf die Nase binden. Es war ein erstaunlich emotionales Lied für jemanden wie Ren, der mit seinen Gefühlen immer hinterm Berg hielt. Immerhin sang er von einer leidenschaftlichen Seele, die er jemandem für immer schenkte. Bevor er begann, holte er tief Luft, dann aber war auch schon kein Halten. Wenn er zu singen begann, war der Akuma scheinbar ein anderer Mensch. Er war so viel ruhiger und auch entspannter. So ganz ohne Musik war es recht schwierig die Melodie zu halten, doch darin hatte er Übung. Nach einer Weile schloss er sogar die Augen beim Singen, weil er es selbst so sehr genoss. Naomi lauschte gespannt und während er sang schlief sie langsam aber friedlich ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2014-09-01T20:48:06+00:00 01.09.2014 22:48
Spitzen Kapi^^
Antwort von:  Lyraci
12.09.2014 17:43
Vielen Dank ^^


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