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Rise of an eagle

von

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„Senore, wir haben die Leichenfelder abgesucht. Es war nirgends auch nur die Spur eines Kinderkorpus. Selbst in den faulenden Bergen.“, keuchte eine Wache, der das Elend noch ins Gesicht geschrieben stand. Natürlich konnten sie keinen Korpus finden, immerhin erfreute sich das Objekt ihrer Begierde bester Gesundheit in Antonios Unterschlupf. Der Assassine wandte sich von der Szene ab. Die Wachen würden ihm keinen weiteren Aufschluss mehr bringen, außer die Verhärtung seiner Annahme, dass es sich bei dem gesuchten Kind eindeutig um Adrianna handelte. So sehr es Antonio widerstrebte, er musste die fehlende Information anderweitig beschaffen. Vielleicht durch einen nahestehenden Freund Borgias. Also führte Antonios Weg zurück zu seinem Ursprung. Das Haus von Marco Babarigo.

„Antonio?“, wisperte eine Stimme hinter dem Meisterassassinen, der lediglich den Blick über die Schulter wandte.

„Was machst du hier?“, wollte Mario wissen, als er aus dem Schutz eines Spähturmes trat und seinen Gefährten musterte. „Ich brauche deine Hilfe, Mario. Beschaffe mir Zugang zu Babarigos Haus.“, forderte der Santavenere schlicht, was seinem Gegenüber nachdenkliche Falten ins Gesicht trieb. „Was hast du vor?“, wollte er sofort wissen.

„Ich bin auf der Spur eines Geheimnisses Borgias. Wenn ich die Beweise finde, die meine Vermutungen bestätigen, haben wir vielleicht bald die Macht seinen Aufstieg zum Amt des Papstes zu verhindern.“, erklärte sich Antonio kurz. Mario nickte nur und trat an Antonios Seite, wo er mit dem Finger auf das Haus gegenüber deutete.

„Dies ist das Büro Babarigos. Er hat das Fenster nicht sonderlich gesichert. Darunter und darüber patrouillieren Wachen zu jeder Tages und Nachtzeit. Sie sichern den Ausgang und das Dach. Gerade ist ein junger Templer ins Haus getreten. Ich bin mir fast sicher, dass er den Brief mit sich nehmen wird, auf den wir es abgesehen haben. Wenn ich jetzt eine Ablenkung starte...“, bemerkte der Auditore verunsichert.

„Dann gehen uns die Verschwörungspläne durch die Lappen.“, schloss Antonio nachdenklich. Er war so besessen von dem Geheimnis gewesen, das seine vermeintliche Nichte umrankte, dass er beinahe die wichtigen Aufgaben aus den Augen verloren hätte.

„Was hast du herausgefunden, Antonio?“, wollte Mario nun wissen.

„Es geht um Adrianna.“, bemerkte der Santavenere grummelnd.

„Adrianna? Deiner Nichte?“, hinterfragte Mario verwundert.

„Borgia macht Jagd auf ein Mädchen in Flirenze. Er bot den Wachen zehntausend Florin für ihren Tod. Sie sprachen von einem Sturz, den niemand überleben kann und davon, dass der Leichnam unauffindbar wäre. Mario, Adrianna ist eine Heimatlose, die mir in die Arme fiel, als sie von den Wachen gejagt vom Dach sprang.“, klärte Antonio seinen Freund auf, der verwundert die Augenbrauen hob und ein erstauntes Gesicht an den Tag legte.

„Damit hätten wir ein Druckmittel gegen die Templer.“, gab der Auditore von sich.

„Das werde ich nicht zulassen. Wenn die Informationen stimmen, dann hat das Kind schon genug durchgemacht. Ich werde sie nicht ausliefern. Ich möchte nur wissen, wen ich in meinem Haus beherberge.“, konterte der Meisterassassine hart. Mario nickte verständlich.

„Die Bruderschaft wird früher, oder später auf sie aufmerksam werden. Wenn sie wirklich eine solche Bedeutung für Borgia hat ist sie unser Schlüssel zum Sieg.“, bemerkte Mario vorsichtig. Antonio seufzte, sich seines inneren Konflikts bewusst machend, dass er keine andere Wahl hatte, als dem Orden von dem Mädchen zu erzählen. Mario hatte vollkommen Recht. Wenn Adrianna die war, für die er sie hielt, dann konnten sie die Machtergreifung der Templer sofort unterbinden. Auch wenn es bedeutete, dass er somit das Kind an den Pranger stellen musste.

Genau in diesem Moment des Schweigens trat ein junger, bewaffneter Recke aus der Tür des Babarigo Anwesens. Eilig flüchtete er die steinige Straße entlang und verschwand sofort in der ersten Seitengasse.

„Ich weiß, wie sehr du dir eine Familie wünscht, Antonio, aber dieses Mädchen kann kein Teil einer heilen Welt sein, die du dir erschaffst. Sei vorsichtig und mach keine unüberlegten Dinge. Buona fortuna. (Viel Glück.)“, gab Mario noch von sich, ehe er Antonio mitfühlend auf die Schulter klopfte, seine Kapuze richtete und sich sogleich an die Verfolgung des Boten machte. Antonio schnaubte geknickt. Einerseits war die Bruderschaft alles, was er noch besaß. Es war seine Familie, Freunde, Menschen denen er ohne Bedenken vertrauen konnte, doch andererseits gab es nun, durch eine seltsame Fügung des Schicksals einen zweiten Teil der Familie. Und zwar seine Eigene zu der er auch das Mädchen zählte. Er schob die Gedanken behände zur Seite. Er würde sich mit dem Problem auseinandersetzten, wenn es gegenwärtig war. Nun musste er erst einmal seinen Verdacht bestätigen und das konnte er nur, wenn er Informationen aus Babarigos Büro erhielt. Mit wenigen Blicken hatte er seine Situation analysiert. Das Betreten des Büros würde sich schwieriger gestalten, als es anschließend zu verlassen. Wachsame Bogenschützen, vier an der Zahl, hielten in gleichmäßigem Abstand Wache auf dem flachen Dach. Einen unbeobachteten Moment gab es kaum, in dem er einfach unter ihren Blickwinkeln hindurch schlüpfen hätte können. Am Boden befanden sich noch zwei weitere, schwer bewaffnete, Männer, die gemeinschaftlich die Eingangstüre sicherten. Scheinbar hatte Babarigo mehr Feinde, als ihm gut tat. Immerhin war er auch Angehöriger einer reichen Adelsfamilie, die nicht nur in Venice hohes Ansehen genoss. Nichts desto trotz musste Antonio es irgendwie schaffen sich Zugang zum Büro zu verschaffen, denn er hoffte inniglich, dass sich dort vielleicht Hinweise auf das Mädchen befanden. Zur Not würde er versuchen müssen die Informationen aus Marco Babarigo selbst heraus zu bekommen. Und dazu war ihm jedes Mittel recht.
 

Im Schutze der Nacht erklomm er das gegenüberliegende Hausdach, darauf bedacht nicht in die Reichweite der Bogenschützen zu gelangen. Sie würden ihn, wie eine Taube aus der Luft holen. Vor seinen Augen lag der Weg, den er sich für seinen Einbruch bereits zurecht gelegt hatte. In keiner Minute würden die Wachen wechseln. Genug Zeit, um über die Balkonbüste direkt an das Fenster des Büros zu gelangen. Antonio hoffte nur, dass sich zu dieser Zeit niemand in dem Raum befand. Dann war es soweit. Die Aufmerksamkeit der Wachen war auf ihre Ablöse gerichtet. Einen Augenblick lang nahmen sie ihre Umgebung nicht wahr, genau diesen Moment nutzte der Assassine für einen gewagten Sprung. Seine Finger erreichten das Fensterbrett und klammerten sich daran fest, während das Gewicht seines Körpers an ihnen Riss. Dabei schnitt ihm das Blech tief ins Fleisch. Den Schmerz ignorierend zog er sich mühselig hoch und wagte einen Blick in den dunklen Raum. Niemand zu sehen. Er wagte sich einen Schritt weiter. Indem er den Rahmen mit einem flachen Eisen bearbeitete, sodass das Schloss aufsprang und er somit hinein gelangte. Seine Augen hefteten sich sofort an den riesenhaften Schreibtisch, der nur durch das schwache Licht des Fensters erleuchtet wurde. Sorgsam öffnete der Assassine jede Schublade und jedes Fach auf der Suche nach Unterlagen, die seine These endlich belegen würden. Er ging unzählige Akten durch, Verträge, Angebote und Briefe, aber nirgends war auch nur die Andeutung eines Kindes, das Borgia töten wollte. Antonio knurrte innerlich, als er dem Schreibtisch den Rücken kehrte und sich am langen Mantel des Hausherren zu schaffen machte, der belanglos über dem ledernen Stuhl hing. In den Taschen fand er einige Beutel gefüllt mit Florin und einen zusammengeknüllten kleinen Brief. Die Schrift konnte er im Dunkeln kaum entziffern, also steckte er ihn ein und ließ auch von diesem Gegenstand ab. Das Durchsuchen des Büros dauerte länger, als er geplant hatte. Seine Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft, denn jederzeit könnte sich jemand nähern und den Assassinen auf frischer Tat ertappen. Kurz hielt er inne, als er leise Schritte auf dem Flur vernahm, doch sie entfernten sich schnell wieder, woraufhin Antonio an den Aktenschrank heran trat. Seine Augen flogen über die unzähligen Papiere, deren genaueres Durchsuchen einige Wochen gedauert hätte, bis er auf einen weiteren Siegelbrief stieß. „Tod von Florentina. Zwanzigtausend Florin.“, murmelte Antonio, wie in Trance. Anbei lag ein kleines Portrait, das eine junge Kurtisane abbildete. Damit hatte sich Antonios Verdacht bestätigt, auch wenn er noch keine konkreten Beweise in der Hand hielt, so fügte sich allmählich das Puzzle in seinem Kopf zu einem Bild. Eilig schob er auch den Brief und das Portrait in seine Tasche, ehe er sich dem Fenster zuwandte. Gerade, als er sich auf den Fenstersims hockte und versuchte den richtigen Zeitpunkt seiner Flucht abzupassen näherten sich schwere Schritte der Bürotür. Er wandte den Blick erschrocken über die Schulter in den dunklen Raum, auf der Suche nach einem vorübergehenden Versteck, denn er wollte nicht Gefahr laufen sämtliche Wachen am Haus auf ihn aufmerksam zu machen. Mit einem Satz war er wieder im Büro und rollte sich geschickt unter den Schreibtisch in Deckung. Schon öffnete sich die Tür. Antonio hielt einen Augenblick lang die Luft an, als sich zwei Gestalten einen Weg zum Schreibtisch bahnten. Sie waren ungewöhnlich stumm.

„Der Duca di Milano wird morgen sein Ende finden. Venice liegt so gut, wie in unserer Hand. Der Brief wurde gesandt. Mehr können wir für den Augenblick nicht tun.“, kratzte eine Stimme erfreut, als sich jemand mit Schwung auf die Tischplatte setzte.

„Es ist sehr unerfreulich, dass ihr das Fenster geöffnet haltet, wenn ihr solche Töne spukt.“, knurrte eine weitere Stimme, die Antonio unter Tausenden wiedererkannt hätte. Rodrigo Borgia.

„Ich habe das Fenster nicht offen gelassen. Ich lasse meine Fenster nie offen.“, behaarte die kratzige Stimme von Marco Babarigo, als er kurzerhand in das Sichtfeld Antonios trat und sich aus dem Fenster hinaus beugte.

„Sieht aus, als hätten wir unerfreulichen Besuch.“, scharrte Borgia, was Babarigo nervös herum zucken ließ. Genau in diesem Moment rollte sich Antonio aus seinem Versteck hervor und versuchte das Fenster zu erreichen, dabei stieß er Babarigo unsanft zur Seite, woraufhin dieser das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf hart gegen den Aktenschrank prallte. Borgia hechtete dem Assassinen sofort hinterher, schaffte es aber im letzten Moment nicht mehr in zu ergreifen, ehe er den Sprung aus dem Fenster unternahm.

„Fasst diesen elenden Einbrecher.“, grölte seine Stimme in der nächtlichen Stille. Hart kam Antonio auf dem Boden auf, wo er sich sogleich abrollte, damit seine Beine nicht brachen. Die Wachen vor der Haustür stürzten sich auf den Assassinen, der Mühe hatte im Gerangel die Übersicht zu behalten. Ihm blieb nicht einmal genug Zeit sein Schwert zu ziehen. Gleichzeitig wurde er von Oben herab unter Beschuss genommen. Ein Pfeil zischte nur haarscharf an seinem Kopf vorbei, als er sich unter dem Speerschlag hindurch schlängelte und den Bauch seines Gegners mit den versteckten Klingen attackierte. Im Augenwinkel sah er die Streitaxt der zweiten Wache auf seine Schulter zukommen, doch ehe sie ihn erreichte, war er ihr bereits ausgewichen. Die beiden Wachen hielten ihn weiter in Schach, während Borgia bereits aus der Haustür brach und sich mit seinem Schwert bewaffnet ebenfalls in den Kampf einmischte. Der Meisterassassine sah keine andere Möglichkeit, als die Flucht. Jedoch ehe es dazu kam, traf ihn ein Pfeil am Oberschenkel und ließ ihn zu Boden sinken. Sofort hatte er sämtliche Klingen auf sich gerichtet und wusste, dass dies das Ende war.



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