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Course of Time

von

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Enthüllungen und Ereignisse

Es dauerte lange, bis sie mir überhaupt erlaubten aufzustehen. Zumindest, bis sie mir offiziell erlaubten, aufzustehen. Von meinen heimlichen Ausflügen wusste niemand etwas. Noch nicht einmal Kisame, denn wenn ich ihn gefragt hätte, wäre bloß wieder gekommen, dass ich mich ja noch nicht bewegen dürfte wegen den Verletzungen. Konan und Hidan predigten dasselbe. Als ob mich das gekümmert hätte.

Jeden Morgen, noch bevor überhaupt jemand wach war und die Sonne noch nicht mal richtig aufgegangen war, stand ich heimlich auf, trotz Schmerzen. So auch diesen Morgen.

Ich schleppte mich zu meinem Schrank und kramte ein paar Sachen heraus, die ich mir einfach schnell überwarf. Anschließend humpelte ich mehr schlecht als recht ins Badezimmer, um mir wenigstens die Zähne zu putzen und mir die Haare zu machen. Ganz so zerrupft wollte ich dann doch nicht aussehen, obwohl das Kämmen der Haare und die damit verbundenen Armbewegungen schmerzhafter waren als das Laufen selbst.

Nach geschlagenen zwanzig Minuten zog ich mir noch Schuhe und eine etwas dickere Jacke über und verließ fluchend das Zimmer. Ich hatte mal wieder viel zu lange gebraucht. Wenn ich mich nicht beeilte, würden die anderen noch aufwachen und meine nächsten Besuche konnte ich dann endgültig vergessen. Scheiß Verletzungen… Hätte sich Danna nicht was anderes aussuchen können…? Zum Beispiel… Nein, alles wäre blöd gewesen, alle behinderte mich.

Seufzend schloss ich die Tür hinter mir und humpelte so schnell es ging den Gang entlang. Hastig warf ich einen Blick auf die Uhr. Kurz nach vier Uhr morgens. Um die Zeit würde wohl kaum einer wach sein, auch wenn Pain, Konan und Itachi immer früh auf den Beinen waren. Seit Tagen studierte ich ihr morgendliches Verhalten und wusste, dass ich spätestens um halb sechs wieder brav im Bett liegen musste.

Schon bald fand ich die Abzweigung, die mir vorher nie aufgefallen war und stieg wenig später bereits die Treppe runter, wobei die Luft bereits abkühlte und stickiger wurde. Kein gemütlicher Ort hier unten… Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Danna woanders hingebracht. Egal wo, meinetwegen in eine Abstellkammer, aber nicht an so einen widerlichen Ort.

Hastig holte ich den Schlüssel hervor, den ich Kisame bei unserem ersten Gang gestohlen hatte. Bitte keine Vorwürfe, der Typ sollte einfach besser aufpassen – dieses Teil war wichtig für mich und er hatte ihn einfach locker in seiner Manteltasche. Nicht gerade schlau, wenn ich das doch mal anmerken durfte. Damit hatte er mir allerdings einen riesigen Gefallen getan, also sollte es mir recht sein. Laut ihm hatte er ihn verloren und suchte immer noch danach… Auf den Gedanken, dass ich ihn haben könnte, kam er gar nicht. Pain war dementsprechend begeistert.

Fast lautlos schloss ich die Tür auf, schob mich durch, in das halbe Dämmerlicht und schloss sie wieder hinter mir. Vor mir erkannte ich die inzwischen vertraute Silhouette.

Noch immer hatte er sich keinen Millimeter bewegt. Ein Mensch hätte das nicht gekonnt. Nicht mal seine Schultern bewegten sich zum Zeichen, dass er atmete. Nichts. Er sah aus, wie ein zum Tode Verurteilter. Langsam schlich ich näher und setzte mich genau vor die Gitterstäbe, wie jeden Morgen. Wie immer eine Reaktion.

Bisher hatte ich noch nicht ein Wort mit ihm geredet. Einfach aus Angst, er könnte sich an das Schlachtfeld erinnern und auf mich losgehen, auch wenn uns viele Ketten und Gefängnisgitter trennten – ich wollte ihn nicht noch einmal so erleben, wie er einfach ohne Emotionen oder sonstiges auf mich losging. Als wäre es ihm egal, was es nun mal letztendlich auch war.

Diesmal allerdings hatte ich mich schon vorher überwunden. Es hatte ja keinen Sinn, ewig neben ihm zu sitzen und rein gar nichts zu unternehmen, um ihn wieder zurückzuholen. Auch wenn es vielleicht nichts brachte, schließlich redete Pain auch mit ihm, doch er reagierte nicht. Wenn es war, wie Kisame sagte, hatte das keinen Sinn. Doch ich hatte eine Idee. Mehr oder weniger.

„Ähm…hallo…?“, fing ich, zugegebenermaßen, sehr geistreich an. Wenigstens klang meine Stimme wieder besser. Keine Reaktion.

„Kannst du… kannst du mir sagen, wie du heißt, un…?“, fragte ich etwas lauter. Immer noch bewegte er sich nicht. Ich versuchte es erneut.

„Weißt du, wo du bist? Ich kann es dir sagen, un. Ich heiße Deidara. Wenn du mit mir redest, kann ich dir alles sagen. Du musst nur mit mir reden, un.“  Wieder nichts. Frustriert atmete ich geräuschvoll aus.

„Willst du nicht hier raus? Wenn du mit mir redest, könnte ich dich vielleicht hier raus holen, un! Es ist doch ein bisschen ungemütlich hier, oder?“

Emotionsloses Starren auf den Boden. So langsam wurde das hier echt deprimierend. Immer wieder probierte ich es, erwähnte seine Kunst, sein Dorf, seinen Künstlernamen. Nichts. Einfach nichts, er reagierte in keinster Weise. Nicht mal ein verdammtes Zucken oder so! War er da festgefroren, oder was?

Bis zwanzig nach sechs versuchte ich, ihm wenigstens etwas zu entlocken, doch er blieb, wie und wo er war. Schließlich gab ich es für dieses Mal auf.

„Na schön… Ich werde dann jetzt gehen, okay, un? Aber ich komme wieder. Zweimal am Tag komme ich dich besuchen. Überleg es dir, ob du mit mir reden willst, un. Ich will dir helfen.“

Mit diesen Worten machte ich mich wieder auf den beschwerlichen Rückweg. Meine Beine waren eiskalt festgefroren, doch das war nebensächlich. Danna redete einfach nicht. Verdammt, lebte er überhaupt noch? Konnte Orochimaru ihn auf die Entfernung töten? Was hatte er ihm eingepflanzt, dass er einfach gar nicht mehr redete? Konnte…er ihm auch jetzt noch etwas antun…?
 

Um die gewohnten Zeiten kamen in der Reihenfolge wieder Hidan mit dem Frühstück, Konan, um zu fragen, wie es mir geht, Hidan mit dem Mittagessen, am Abend nochmals für die dritte Mahlzeit und am Abend wieder Kisame.

Gerade als Hidan nach dem Abendessen wieder gegangen war, stand ich allerdings auf und schleppte mich ins Bad. Duschen konnte ich wegen den Verletzungen immer noch nicht, dafür wusch ich mich öfters. Keine einfache Angelegenheit, wirklich nicht, aber egal wie mitgenommen ich auch aussah: Stinken wollte ich nun wirklich nicht. Nachdem ich damit fertig war und mich angezogen hatte, kam Kisame, um mir beim Haare waschen zu helfen.

Inzwischen war das nichts Neues mehr und so machte er sich sofort an die Arbeit. Es war immer ein wenig umständlich, da ich mich nicht richtig bewegen konnte, aber inzwischen hatten wir den Trick halbwegs raus und so hing ich etwas merkwürdig am Boden, den Kopf in der Duschkabine. Das letzte Mal war Hidan dabei gewesen und hatte sich über unsere Haltung totgelacht – ich war trotzdem dankbar, dass Kisame mir den Gefallen tat.

Langsam rieb er mir das Shampoo in die langen Haare. Ich nutzte meine Gelegenheit.

„Was passiert im Moment eigentlich so im Haus? Ich bekomme hier ja gar nichts mit, un!“, murrte ich.

Kisame lachte. „Ach, das Übliche halt… Mal so, mal so… Ein ewiges Hin und Her halt. Du kennst das doch.“

„Das klingt verdächtig, un! Sag schon, was ist passiert?“

Er begann damit, meine Haare auszuspülen und war bereits nach kurzer Zeit fertig. Schnell wickelte er sie in ein Handtuch, half mir hoch und grinste über beide Ohren.

„Wusstest du, dass Hidan seit Neustem jemandem hinterher guckt?“, fragte er, plötzlich noch besser gelaunt als vorher.

Ich runzelte die Stirn und starrte ihn verständnislos an. „Oh nein… Der wird doch jetzt nicht so strohdoof sein und Konan auf den Rock starren, oder? Pain bringt ihn doch um, un!“

Wieder lachte Kisame, rubbelte meine Haare ein bisschen und fing an, sie zu kämmen. Ab und zu verzog ich das Gesicht, wenn er wieder zu grob war und die Knoten teilweise fast ausriss. „Man Kisame! Schön, dass du so ausgelassen bist, aber lass meine Haare dran, un!“

„Oh, ups. Sorry, Deidara-chan. Jedenfalls, wo war ich stehen geblieben…? Ach ja, Hidan. Nein, Konan war falsch. Du hast noch genau einen Versuch, um richtig zu raten, ansonsten denk ich gar nicht dran, sanft zu deinen Rapunzelhaaren zu sein!“

„Lass meine Haare aus dem Spiel! Und seit wann haben wir noch eine Frau bei Akatsuki, un…? Okay, ähm… Itachi hat lange Haare. Ist es Itachi, un?“, überlegte ich, doch sofort riss er die Bürste durch meine Haare, noch gröber als vorher. „Ah, verdammt!! Hast du sie noch alle?!“

„Du hast falsch geraten, das hier ist die Strafe! Aber da du ja so ein schwerverletzter Zwerg bist, lasse ich Gnade walten.“

Ich seufzte und starrte ihn durch den Spiegel gereizt an.

„Jetzt sag es endlich, un! Wem starrt er auf den Arsch?“

Der Haimensch beugte sich vor, grinste noch breiter, nur um es im selben Moment komplett abzustellen und todernst zu gucken.

„Rate!“, er verstellte seine Stimme, sodass sie noch tiefer klang als sonst sowieso schon. „Deidara! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du deine Bomben woanders zünden sollst?! Du kannst nicht einfach alles zerstören, das kostet alles Geld! Und es gibt nichts Wertvolleres als Geld, verstanden, du nichtsnutziges Balg?!“

Ich starrte ihn an, mit fast offenem Mund.

„KAKUZU, un?!“, meine Stimme war voller Unglauben. „Hör auf, mich zu verarschen! Hidan ist in Kakuzu verschossen, un?! Hast du ihn mal gefragt? Bist du dir sicher? Seit wann ist der olle Frauenaufreißer denn bitte schwul?!“

„Ja, doch! Der Sensenfreak starrt dem immer hinterher, meistens mit einem Blick, der etwas zu tief geht, wenn du mich fragst. Der benimmt sich wie… ein sehr vulgäres, perverses und lautes Schulmädchen, ich sag’s dir!“

Das ließ ich mir erstmal durch den Kopf gehen. Wenn das mal keine interessante Neuigkeiten waren! Abgesehen davon erklärte das Hidans merkwürdige Fragen.
 

„Konan sagt, ihr beiden wärt…also sowas wie…ähm… sooooo Freund und Freund, weißt du? Also so richtig. Weißt schon. Mit knutschen und so.“
 

Vielleicht hatte er ja Angst, dass er damit alleine war und wusste nicht, was er tun sollte. Und das äußerte er nun eben mit seiner persönlichen Art und Weise. Aber jetzt mal ehrlich: Ein schwuler Hidan? Wer kommt denn bitte auf den Gedanken?
 

In der Nacht, um kurz nach halb eins, machte ich mich erneut auf den Weg zu Danna. Kisame war noch ziemlich lange geblieben, bis ich ihn um elf praktisch rausgeschmissen hatte, indem ich angetäuscht hatte, dass ich einfach einschlafen würde, wenn er nicht endlich gehen würde. Letztendlich war er dann auch gegangen.

Nachdem ich mich wie immer langsam fertiggemacht hatte, ging ich auch schon los, um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, als unbedingt notwendig war. Schließlich wartete er nicht gern, auch wenn ich genau wusste, dass er nicht auf mich wartete und niemals warten würde.

Trotzdem wollte ich ihn besuchen, unbedingt. Es schien mir eine Selbstverständlichkeit zu sein, die ich auf jeden Fall erfüllen musste, auch wenn es eigentlich keinen Sinn hatte. Nicht mehr.

Leise, wie immer, schlich ich mich wieder durch die Gänge, die Abzweigung entlang, die Treppe hinunter. Ich schloss die Tür auf, wie die letzten Male, und schloss sie auch wieder hinter mir. Dann setzte ich mich vor die Gitterstäbe, mein Stammplatz inzwischen. Und wie immer hatte sich absolut nichts verändert. Er saß da, auf den Boden starrend, immer noch in derselben Position.

Schmerzhaft, wenn man sich immer wieder Hoffnungen machte.

Und ich erzählte. Von diesem und jenem. Von draußen, von der Sonne. Von unserem Zimmer und meiner Kunst. Seiner Kunst. Davon, wie die anderen so waren, wie sie hießen, was sie taten. Von alten Missionen, die wir zusammen erfüllt hatten, zum Beispiel in Amegakure, wo er mir gezeigt hatte, was er wirklich war. Unsere Flüge, zusammen auf meinem Tonvogel. Von vergangen Tagen, der kleine, fast schon magische Moment, nachts in der Hütte, als ich weggelaufen war. Unser Training. Das Missgeschick bei Hidans und meinem ersten Aufeinandertreffen. Wie ich hier angekommen war, vor mehr als einem Jahr.

Die Stunden flogen nur so dahin, aber ich vergaß sie. Inzwischen lag ich auf meiner Jacke auf dem Boden, doch meine Knochen waren bereits durchgefroren. Es wurde tatsächlich langsam Zeit. Ich versuchte dieselbe Methode von heute Morgen erneut.

„Kannst du mir sagen, wer du bist? Wie du heißt, un?“

Langsam stand ich auf und sah ihn an – noch immer nichts. Vielleicht war er inzwischen versteinert.

Ich lächelte noch einmal und drehte mich um, um ihn für heute Nacht alleine zu lassen, nachdem ich ihm trotz allem eine gute Nacht gewünscht hatte. Doch etwas ließ mich erstarren. Leise Töne, kaum wahrnehmbar.

„Mein…Name…? Er nennt…mich…Sa…sori. Und du bist…jemand der…nicht…leben darf…“



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