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WG mit einem Geist

von

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Kapitel 6
 

Der November neigte sich dem Ende. Inzwischen war fast ein Monat vergangen seit Emma in ihre neue Wohnung umgezogen war.

Gerade saß sie im Hörsaal, den Kopf auf den Tisch gelegt und Augen geschlossen, wartend darauf, dass die Vorlesung begann.

Was Emma dadurch nicht sah, war das Mädchen, das den Hörsaal betrat. Sie hatte lila gefärbte Haare und trug einen weißen Laborkittel. Offensichtlich war sie keine Kunststudentin und so waren alle Blicke auf sie gerichtet. Das war ihr offenbar auch bewusst, denn sie schaute sich kurz um, und ging dann auf die einzige Person zu, die sie nicht anstarrte. Und das war nun einmal Emma.

Sie klopfte Emma auf die Schulter: "Moin!"

Emma schreckte hoch und blickte in das Gesicht des Mädchens.

"Wer bist du?"

"Ich heiße Ariane Lorentz und studiere Chemie. Aber viel wichtiger: Du bist doch Kunststudentin, oder?"

"Ja, schon."

"Kannst du ein Portrait für mich malen?"

Bevor Emma antworten konnte, zeigte sie ihr ein Foto.

"Kannst du mir das hier in groß malen? Du kannst auch gerne noch ein wenig Drama hinzufügen. Da vertraue ich dir voll und ganz."

Nicht wissend, was sie davon halten sollte, antwortete Emma: "Ich bin nicht so gut in Portraits."

"Ach komm, du kriegst auch einen Lohn dafür," antwortete sie schnell.

"Ehm, naja..."

Ariane fasste dies offenbar als ja auf, denn sie sagte nur noch: "Super!", und ging wieder genauso schnell, wie sie gekommen war.

Emma fühlte sich ein wenig überrumpelt.

'Was war das denn eben gerade gewesen?', fragte sie sich.
 

Den Rest der Vorlesung dachte sie nicht mehr wirklich an den Vorfall mit der Chemiestudentin. Erst, als sie gerade gehen wollte, fiel ihr Blick auf das Foto, dass sie hinterlassen hatte. Es zeigte Ariane, wie sie lächelnd vor einer riesigen Explosion stand.

'Ist wohl mit Selbstauslöser gemacht,' erkannte Emma.

Dann nahm sie das Foto in die Hand, weil sie es nicht dort liegen lassen wollte und ging nach Hause.
 

Sie betrat ihre Wohnung und betrachtete Stolz die Wände, die sie komplett von Löchern befreit hatte. Und statt Kleidung oder Yaoi-Bildern hingen jetzt normale Kunstwerke von ihr an der Wand.

Nichts böses ahnend ging sie ins Wohnzimmer, wo Yuusuke saß.

"Ah, Emma-san. Du bist zurück!"

"Ja, ich bin zurück."

Da vernahm sie plötzlich Schritte von der Seite.

Sie wandte sich um und sah einen braunhaarigen Mann, der in nichts als ein Handtuch gekleidet war.

"Yo," sagte er.

Emma wandte sich zu Yuusuke: "Wer. Ist. Das?", fragte sie auf den Unbekannten deutend.

"Das ist Fritz. Ich hab ihn unter einer Brücke getroffen."

"Du hast was?"

"Find' ich echt nett, dass ihr mich hier duschen lassen habt," meinte Fritz.

"Unter einer Brücke?", fing Emma an. "Willst du damit etwa sagen, dass er..." flüsternd fuhr sie fort: "...ein Penner ist?"

"Nennt man das so?" fragte Yuusuke. "Einen Penner?"

"Ja, das nennt man so," antwortete der Penner. "Aber deshalb braucht ihr doch nicht vor mir zu flüstern."

Emma lief rot an.

Fritz schmiss sich auf das Sofa.

Emma zögerte zunächst; setzte sich aber dann verlegen auf den Sessel, den sie letzte Woche vom Sperrmüll aufgelesen hatte. Er war rot, modern und passte überhaupt nicht zu dem alten blauen Sofa, welches sie schon früher auf einem anderen Sperrmüll gefunden hatte.

"Also," begann sie verkrampft lächelnd. "wie habt ihr euch denn kennen gelernt?"

Yuusuke erzählte: "Heute Nachmittag bin ich in der Stadt herumgeflogen und hab Fritz entdeckt."

"Und wir ham uns unterhalten und am Ende hat er mich zu euch nach Hause eingeladen," fügte Fritz hinzu.

"Ach, hat er das?", fragte Emma, Yuusuke böse anstarrend.

"Ja, das habe ich."

Dann fiel Emma ein: "Aber hattest du denn keine Angst vor ihm?"

"Warum sollte denn ich vor ihm Angst haben?", fragte Yuusuke.

"Ich mein doch nicht dich, sondern ihn da."

"Fritz. Fritz ist der Name," sagte Fritz.

"Und? hattest du jetzt Angst?"

"Weil er 'n Geist ist?"

"Nein, weil er Japaner ist... Natürlich, weil er ein Geist ist!"

"Du tust ja gerade so, als wär das was besonderes," meinte Fritz.

Emma war verwundert: "Kennst du etwa noch mehr... Geister?"

"Och, nur 'ne Hand voll in Hamburg. Und in Dresden hab ich auch schon mal zwei gesehen."

Emma hatte ja gar keine Ahnung gehabt. Sie hatte immer gedacht, Yuusuke wäre irgendein besonderes Phänomen. Oder dass es zumindest nicht ganz so viele Geister auf der Welt gab.

"Es gibt also ganz viele Geister," sagte sie schließlich mehr zu sich selbst.

"Ein guter Freund von mir ist auch Geist," fügte Fritz hinzu. "Der war Ritter im Mittelalter."

"Und? Auch gleich in der ersten Schlacht gestorben?", meinte Emma mit Blick auf Yuusuke, der sich daraufhin gekränkt in eine Ecke setzte und den Kopf hängen ließ.

"Nee, Typhus."

"Achso," nickte Emma.

Ein Moment Stille.

Dann fragte sie: "Und wie bist du auf der Straße gelandet?"

"Bin aus der Psychiatrie ausgebrochen."

'Oh Gott? Was habe ich mir da ins Haus geholt? Vielleicht ist er ein geistesgestörter Mörder?', dachte Emma panisch.

Fritz erriet ihren Gedanken: "Brauchst keine Angst vor mir zu haben. Bin kein Massenmörder. Hatte nur 'ne schwere Zeit."

Emma fiel ein Stein vom Herzen.

"Aber hast du denn keine Eltern, bei denen du wohnen kannst."

"Nee, sind auch schon gestorben."

"Oh,... das tut mir aber leid." Emma fühlte Mitleid mit ihm. "Wenn du willst kannst du gerne hier bleiben, ... bis du etwas besseres gefunden hast."

"Will ich aber nicht," wies er sie ab. "Ich kann nur draußen schlafen. Drinnen krieg ich immer Albträume."

"Schade," sagte Emma, fühlte sich aber eigentlich ein wenig erleichtert deshalb.

"Aber ich ess' gern noch was," unterbrach er sie Stille.

Emma fühlte sich wieder ausgenutzt. Aber wegschicken mochte sie ihn jetzt auch nicht mehr.

"Na gut," sagte sie schließlich. "Ich bin aber kein Meisterkoch. Und ich hab auch nicht so viel da."

"Wenn du willst, kann ich auch kochen," bot Fritz an.

Doch Emma wehrte ab: "Schon gut; ich mach das schon."

Da stand Emma auf und ging in die Küche.

Sie öffnete gleich zwei Dosen Eintopf statt einer. Dann überprüfte sie den Topf, der auf der Spüle stand. Er war noch dreckig vom Vortag, aber sie hatte nur Suppe darin gekocht und so schüttete sie den Inhalt hinein.

Als sie zu kochen anfing, hörte sie Fritz aus dem Flur rufen: "Was ist denn das für 'n cooles Foto mit der Explosion?"

Emma fiel das Foto der Chemiestudentin ein, das sie vorhin auf der Kommode abgelegt hatte. Sie rief zurück: "Das Mädchen auf dem Bild will, dass ich ihr das als Gemälde male."

"Aha."

"Ich glaube, das Mädchen mag Explosionen." Das war Yuusuke gewesen.

Als Emma mit dem aufgewärmten Eintopf in das Wohnzimmer kam, hatte sich Fritz inzwischen auch wieder seine alte und geflickte Kleidung angezogen.
 

Nach zwei weiteren Stunden, die sie zu dritt im Wohnzimmer verbracht hatten, hatte sich Fritz verabschiedet und war zurück in die kalte Novembernacht gegangen.

Emma hatte ihren Laptop eingeschaltet und hatte die Chatseite geöffnet, auf der sie sich immer mit Lina unterhielt.

Besagte war auch gerade da und fing an, über ihren Freund zu erzählen. Lina vermutete, dass er eine Andere hinter ihrem Rücken habe, hatte aber keine Beweise.

Emma musste den restlichen Abend dazu verwenden, ihre aufgebrachte Freundin zu trösten. Und das war keine leichte Aufgabe, denn sie hatte eigentlich keine Ahnung vom trösten.
 

In der Mittagspause vor ihrer nächsten Vorlesung hatte sich eine unausgeschlafene Emma gerade in die Kantine gesetzt.

"Hallo Kunststudentin!", ertönte es hinter ihr.

Emma wandte sich um und sah die Chemiestudentin mit den lila Haaren von gestern auf sie zukommen.

"Wie geht's, wie steht's?", fragte sie Emma und setzte sich neben sie. "Wie weit bist du schon mit meinem Portrait?"

"Ehm," antwortete Emma überlegend. Die verrückte Chemiestudentin hatte sie ganz über der Aufregung mit dem Penner und dann Lina vergessen.

"Läuft gut," sagte sie dann schließlich.

"Das freut mich," meinte die Chemiestudentin und packte eine riesige Brotdose aus ihrem Rucksack aus. "Wie ist eigentlich der Name meiner Künstlerin?"

"Emma... Emma Schneider."

"Oh, ein Schneider!", rief sie aus und fügte hinzu: "Du malst aber doch das Bild und nähst es nicht zusammen?"

"Wie soll ich denn ein Bild zusammen nähen?", fragte Emma verwundert.

"Das ist ein Wortwitz gewesen. Weil dein Nachname doch Schneider ist und die die Kleidung zusammennähen."

Der Witz war so schlecht gewesen, dass Emma ihn gar nicht erst als solchen erkannt hatte.

"Ich habe deinen Namen vergessen."

"Ariane Lorenz. Wie die Lorentzkraft."

"Aha," sagte Emma und glaubte diesen Begriff schon einmal vor langer Zeit im Physikunterricht gehört zu haben.

"Was hast du da zum Mittagessen mitgebracht," fragte Emma verstört, als Ariane ihre Brotdose gerade öffnete.

"Das ist Soufflee," antwortete diese, als wäre es das normalste auf der Welt.

"Hast du immer Soufflee mit?"

"Nein, nur manchmal."

"Achso, was hast du denn sonst mit?"

"Verschiedenes." Ariane holte auch noch Besteck aus ihrer Tasche und begann zu essen.

"Was denn zum Beispiel?"

"Gestern hatte ich Krabbensuppe dabei und vorgestern Fischpudding."

"Aha." 'Bin ich eigentlich nur von Verrückten begeben?', fragte sie sich.

"Mal was anderes: Kannst du eigentlich mit den Ohren wackeln?"

"Was?", fragte Emma nach.

"Ob du mit den Ohren wackeln kannst."

"Nein?"

"Schade, ich auch nicht."

"Wie kommst du darauf?" Yuusuke kam ihr inzwischen schon fast wie eine normale Person vor.

"Ist das nicht etwas interessantes, um neue Freunde besser kennen zu lernen?"

Zwei Dinge störten Emma an dieser Aussage: 1. Die Annahme, es wäre ein interessantes Kennlernthema und 2. dass diese Verrückte sie gerade als einen neuen Freund bezeichnet hatte.

Ariane fuhr fort: "Kennst du denn jemanden, der mit seinen Ohren wackeln kann?"

"Ich glaube nicht. Ich habe aber auch noch niemanden je gefragt."

"Dann musst du mal nachfragen."

"Okay, mache ich. Ich muss jetzt aber zur Vorlesung."

"Ach so, dann bis später."

Emma stand auf und verschwand, ohne sich noch einmal um zu drehen.

Die Vorlesung begann zwar erst in einer Stunde, aber Emma war froh, die verrückte Chemiestudentin endlich los zu sein.
 

'Das wird ihr so was von nicht gefallen,' dachte Yuusuke kichernd.

"Da fehlt noch etwas Muskat," meinte Fritz.

"Ich glaube, die Gewürze sind hier," antwortete er und öffnete eine Schranktür.

"Salz, Pfeffer, Chillipulver, Knoblauchsalz. Ist das alles, was ihr habt?"

"Kann sein. Ich koch nicht so oft."

Fritz betrachtete Yuusuke, der zufrieden in sich hinein kicherte.

Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen.

Yuusuke grinste breit, beherrschte sich dann aber und schaute nun unschuldig.

"Bist du da, Yuusuke?"

"In der Küche!"

Emmas Stimme kam näher: "Was riecht hier denn so gut?"

Als sie in der Küchentür stand, blieb sie überrascht stehen. Doch anstatt wütend zu werden, seufzte sie nur und meinte: "Fritz, was für eine Überraschung!"

"Ich wollt' mich für die Gastfreundlichkeit gestern revanchieren und dachte mir, ich koch' was schönes."

"Fein." Sie wagte es gar nicht mehr, weiter nach zu fragen. "Ich geh duschen."

Man hörte nur ihre Schritte in Richtung des Badezimmers gehen, sie einen weiteren Seufzer ausstoßen und dann ihre Schritte, wie sie wieder zurückkamen.

Sie schmiss den fluffigen, rosa Rettungsring auf Yuusuke und ging wortlos.

Yuusuke rief ihr noch hinterher: "Der ist, damit du in der Badewanne nicht ertrinkst!" Doch sie antwortete nicht.

'Irgendwie macht das keinen Spaß, wenn sie sich nicht darüber aufregt,' dachte er.
 

Zum Abendessen gab es Kartoffelgratin.

"Ich bin wirklich überrascht," meinte Emma. "Woher kannst du denn so gut kochen? Du hast doch nicht einmal eine Küche."

"Ich war nicht immer obdachlos. Und du brauchst mal ordentliche Gewürze in deiner Küche."

"Für mich reichen die."

"Salz ist alles, was man im Haus haben muss," warf Yuusuke ein.

"Um mir mein Essen zu versalzen?", fragte Emma.

"Nein. Gegen die Dämonen, Dummerchen."

"Ich mag meine aber lieber mit Pfeffer," konterte sie und versuchte das Thema zu beenden: "Fritz, kannst du eigentlich mit deinen Ohren wackeln?"

"Ja, du etwa nicht?"

"Nein?"

"Echt nicht? Das kann doch jeder," meinte Yuusuke dazu.

"Du zählst nicht," antwortete Emma. "Du bist ein Geist."

"Was hat das denn damit zu tun?"

"Ja, das ist echt unlogisch," bestärkte Fritz Yuusuke.

"Okay, okay. Aber meine Freundin kann auch nicht mit den Ohren wackeln."

Emma fasste nicht, dass sie dieses verrückte Mädchen mit den lila Haaren gerade als ihre Freundin bezeichnet hatte.

"Du hast eine Freundin?" Selbst Yuusuke war skeptisch.

"Ist es etwa so verwunderlich?", fragte Emma trotzig.

Da fiel Fritz ein: "Meinst du etwa das Mädchen auf'm Foto mit der Explosion?"

Das Foto hatte sie total vergessen. "Ja, genau die meine ich."

"Was? Du hast wirklich eine Freundin?", fragte Yuusuke theatralisch. "Und da denkt man, man kenne eine Person."

Emma versuchte ihn zu hauen, doch ihre Hand ging glatt durch seinen Körper durch.

"Gewalt!", schrie Yuusuke.

"Klappe", antwortete Emma.

"Sie wollt' doch ein Gemälde davon?", fragte Fritz.

"Genau."

"Das hab ich heut' gemalt."

"Was?", fragte Emma überrascht.

"Ich hab das Gemälde heute gemalt. Es steht im Flur. Soll ich's hol'n?"

"Du hast das Gemälde gemalt?"

"Sag ich doch die ganze Zeit." Fritz stand auf, ging in den Flur und kam mit einem großen, aufgerollten Bogen Papier wieder.

Er überreichte es Emma, die es vorsichtig ausrollte.

Das Gemälde war erstaunlich gut. Ariane sah sehr realistisch aus und die Explosion war dramatisch angehaucht.

"Wow," stieß Emma hervor.

"Ich hab den Himmel grün gemalt. Das sieht cooler aus."

"Das hast wirklich du gemalt?"

"Ja, das sag ich doch die ganze Zeit. Glaubst du mir etwa nicht? Bloß weil ich obdachlos bin?"

Emma antwortete nicht und starrte nur wie gebannt auf das Bild.

"Erst diskriminierst du Geister und dann auch noch Obdachlose," fing Yuusuke an. "Womit haben wir das nur verdient?"

"Klappe," antwortete Emma kurz und starrte wieder das Bild an.
 

Am Abend des nächsten Tages wartete Emma zusammen mit Fritz an dem Treffpunkt, den Ariane Emma genannt hatte.

Am Nachmittag hatte sie vor der Chemiefakultät gewartet.

Endlich hatten sich die Türen geöffnet und die Studenten, die das Gebäude verlassen hatten, hatten alle den Geruch nach Rauch mit sich gebracht.

Als letzte war auch Ariane durch die Tür gekommen. Sie hatte am stärksten nach Rauch gerochen

"Emma! Das ist ja eine Überraschung!"

"Hi! Ich hab dein Gemälde dabei."

Emma hatte den Bogen Papier vorsichtig entrollt und ihr den Inhalt gezeigt.

"Cool." Wie gestern Emma hatte auch Ariane das Bild eine Weile sprachlos angestarrt.

"Das hab aber nicht ich gemalt," hatte Emma erklärt, doch Ariane schien es nicht gehört zu haben, so gebannt hatte sie auf das Bild gestarrt.

Nach einer Weile hatte sie dann gemeint: "Ich geb' dir deinen Lohn heute Abend. Sei um Acht vor dem Bahnhof Dammtor. Ich muss jetzt aber los, hab noch viel vorzubereiten."

Mit den Worten war sie abgezogen, bevor Emma noch etwas hatte erwidern können.

Emma hatte daraufhin Fritz unter seiner Brücke aufgesucht. Wenn einer den Lohn verdient hatte, dann er.

So standen sie nun um fünf nach Acht vor dem Bahnhof und froren in der kalten Novembernacht.

Da tauchte auch Ariane auf. "Hallo Emma!"

Sie blickte auf Fritz. "Und wer ist das?"

Emma stellte ihn vor: "Das ist Fritz. Er hat das Bild gemalt."

"Du bist doch kein Polizist?", fragte Ariane ihn. Emma ahnte böses.

"Nein, ich bin Penner."

"Cool. Na dann kommt mal. Je mehr, desto besser."

Die beiden folgten Ariane, Emma mit einem unguten Gefühl.
 

Ariane führte sie auf ein verlassenes Industriegelände an den Schienen.

"Da wären wir. Bleibt dort am besten stehen."

Ariane ging etwa fünfzig Meter weiter, auf ein paar Kisten, die auf dem Boden standen, zu.

Man sah, wie sie etwas aus ihrer Tasche holte und es entzündete.

"Aaaa, Feuer," rief Fritz und versteckte sich hinter Emma.

Nachdem Ariane eine Art Lunte angezündet hatte, kam sie auf die beiden zu gerannt und stellte sich zu ihnen.

"Gleich ist es so weit."

Emma war etwas mulmig zu Mute und Fritz, der sich immer noch hinter ihrem Rücken versteckte, machte das Gefühl nicht besser.

Ein scharfer knall ertönte.

Ariane begann breit zu grinsen und starrte auf den Himmel herauf.

Emma sah ihr Gesicht grün aufleuchten und schaute selbst auf den Himmel.

Feuerwerk erleuchtete mit leisem knallen in allen Formen und Farben.

Fritzs Griff lockerte sich, als er selbst in den Himmel schaute.

"Wow," sagte er.

"Toll, nicht wahr? Das habe ich alles selber gemacht."

"Du hast das Feuerwerk selbst zusammengebaut?", fragte Emma.

"Und das Schwarzpulver synthetisiert."

"Hätte ich nicht besser hingekriegt," meinte Fritz dazu.

Die restlichen fünf Minuten starrten sie schweigend in den Himmel.

Das Feuerwerk ebbte ab.

"So, das war der Testlauf für Silvester gewesen," meinte Ariane. "Nun aber schnell weg hier"

Sie sprintete auf die Boxen zu, griff sie und rannte genauso schnell zurück.

"Na, setzt euch in Bewegung! Weg hier!"

Ariane hielt nicht an und rannte an ihnen vorbei.

Fritz folgte ihr und Emma tat es ihm langsam gleich. Beide waren sehr viel schneller als Emma und als sie endlich auf die Straße kamen, hatten sie etwa zweihundert Meter Vorsprung.

Emma keuchte, als sie sie eingeholt hatte.

"Die aller sportlichste bist du aber nicht," kommentierte Ariane. "Ich muss dich wohl mal zum Joggen mitnehmen.

Außer Atem fragte Emma: "Warum... müssen... wir... überhaupt... weg... rennen?"

"Nur für den Fall," antwortete sie.

"Welchen Fall?"

"Na, dass jemand die Bullen gerufen hat," erklärte Fritz.

Ariane fügte hinzu: "Feuerwerk braucht außer an Silvester eine Genehmigung. Und selbstgebasteltes Feuerwerk ist schon mal sowieso verboten."

'Wo bin ich da nur wieder hineingeraten?', fragte sich Emma zum wiederholten Male seit den letzten paar Tagen.



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