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WG mit einem Geist

von

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Kapitel 11
 

"Mach dir nichts daraus," meinte Lina. "Heute Abend gehen wir erst einmal auf eine schöne Party."

Nachdem Emma Olivia die Oliven überreicht hatte, hatte diese sich beschwert und Emma war gefeuert worden.

Zu Hause angekommen, hatte sie Lina und Yuusuke alles erzählt.

Den ganzen nächsten Morgen hatte sie schlecht gelaunt in ihrem Zimmer gesessen. Erst als Ariane am Nachmittag vorbei gekommen war, hatten sie es geschafft, Emma aus ihrem Zimmer in das Wohnzimmer zu kriegen.

"Wo finde ich denn jetzt einen neuen Job?"

"Mach dir darum mal keine Sorgen. Das findet sich schon."

"Willst du ein Plätzchen?", fragte Ariane.

Alle schauten sie böse an.

"Was? Danach ist man jedenfalls wieder glücklich."

Emma begann leise zu singen: "I walk a lonely road, the only one that I have ever known..."

"Stopp!", rief Lina und fasste Emma bei der Hand. "Du kommst jetzt mit mir mit und ich machen dich schick für heute Abend."

"Gute Idee," meinte Ariane. "Ich geh auch noch mal kurz nach Hause und zieh mir etwas anderes an. Das Feuerwerk für heute Abend lasse ich hier."
 

Pünktlich um Mitternacht schoss die erste Rakete von Ariane in die Luft. Um sie herum taten es ihnen die Nachbarn gleich, doch Arianes Feuerwerk schien den ganzen Himmel zu dominieren.

Die Gruppe hatte sich auf dem Dach stationiert. Eigentlich war dort niemand erlaubt, doch Ariane hatte sie alle überzeugt. Am Ende war auch Lina mit heraufgestiegen, die sich bis zuletzt geweigert hatte.

Inzwischen trug Emma ein kurzes, schwarzes Kleid mit Rüschen und war von Lina geschminkt und frisiert worden. Irgendwie hatte sie es geschafft, ihr ein richtiges Party-Outfit zu verpassen.

Lina selbst trug ein elegantes rotes Kleid und Ariane stach heraus mit ihrem weißen Kleid, auf dem ein Muster aus Molekülen aufgedruckt war.

Nach einer halben Stunde verebbte das Feuerwerk und die drei Mädchen machten sich auf dem Weg zur Reeperbahn.

"Da vorne ist keine Schlange," schlug Lina vor, aber Ariane war nicht einverstanden:

"Nee, nehmen wir lieber den mit der langen Schlange. Wo viele Leute hin wollen ist es bestimmt besser."

"Na gut."

"Aber es ist kalt," jammerte Emma.

"Dann beweg dich halt."

Nach einer halben Stunde in der Kälte hatten sie es endlich bis zum Türsteher geschafft.

"Ausweise."

Er gab den Stapel Ausweise an Lina zurück.

"Hey, du hast ja in Wirklichkeit braune Haare, Ariane."

"Glaubst du etwa, sie seien von Natur aus Lila? Den Stoff habe ich selbst synthetisiert."

Als sie die Ausweise wieder verteilte, fiel ihr auf: "Cool. Dein Nachname ist ja Lorentz. Wie die Lorentzkraft. Bist du mit dem Verwandt?"

Ariane nahm ihren Ausweis entgegen: "Nee, ich glaube nicht. Ich habe aber auch keine lebenden Verwandten mehr, die ich fragen könnte."

"Leben deine Eltern denn auch nicht mehr?"

"Die sind gestorben, als ich 18 Monate alt war. Und weil ich sonst keine Familie hatte, habe ich von da an im Waisenhaus gelebt."

Emma fühlte sich bedrückt bei dem Thema, doch Lina fragte weiter:

"Kannst du dich denn überhaupt noch an deine Eltern erinnern?"

"Überhaupt nicht. Ist deshalb auch nicht so schlimm für mich gewesen."

"Achso. Wie war es dann die ganze Zeit im Waisenhaus?"

Ariane überlegte eine Weile. Inzwischen hatten sie sich auf die andere Seite des Clubs durchgekämpft, wo die Tische standen.

"Ich würde sagen, es ist wie in einer riesigen Familie aufzuwachsen. Menschen kommen und gehen. Doch ein paar bleiben wie ich ein Leben lang."

"Wollte dich denn keiner adoptieren?", fragte Emma.

"Ein paar schon, doch am Ende wurde niemals etwas daraus. Wenn man erst einmal ein gewisses Alter überschritten hat, sinken die Chancen auf eine Vermittlung enorm. Und ich war sowieso ein... schwieriger Fall."

"Schwieriger Fall?", hakte Emma nach.

"Na ja, ich mochte Chemie schon immer, wohl weil meine Eltern beide Chemiker waren, doch als kleines Kind wagt man sich zu viel und kann aber weniger. Wie beim betrunken sein."

"Was ist passiert?"

"Ich hab die Bude in die Luft gesprengt. Mehrmals."

"Oh," meinte Lina, aber Emma sagte nur:

"Ach so, hätte ich mir ja denken können."

Ein Tisch neben ihnen wurde gerade frei.

Mit schnellen, gezielten Bewegungen näherten sie sich und setzten sich hin bevor eine andere Gruppe diesen Tisch in Anspruch nehmen konnte.

"Also, was wollt ihr trinken?", fragte Ariane.

"Bloody Mary," antwortete Emma.

"So etwas trinkst du?", fragte Lina. "Das ist mit Tomatensaft!"

"Es hat bloody im Namen."

"Und du, Lina?"

"Ehm, ich glaube, ich nehme einen Pina Colada."

Ariane stand auf und verschwand mit dieser Bestellung.

"Woher kennst du die eigentlich?", wollte Lina wissen.

"Die wollte ein Portrait von mir gemalt haben, welches am Ende der Penner gemalt hat und seit dem werde ich die beiden nicht mehr los. Aber inzwischen will ich das auch gar nicht mehr."

"Na ja, wenn man mit einem Geist zusammen lebt, kommen einem solche Leute wohl eher normal vor."

"Anders herum. Yuusuke erscheint mir normaler als Ariane zu sein."

"Aha. Er ist ein Geist."

"Hey, fang jetzt bloß nicht an, auch noch die Geister zu diskriminieren," meinte Emma kichernd.

Ariane kam mit den Getränken zurück.

Anschließend packte sie etwas aus ihrer Tasche aus: Einen Teststreifen und eine Pipette.

Sie nahm die Pipette und entnahm ihrem Getränk etwas Flüssigkeit.

"Was machst du da?", fragte Lina.

"Ich teste auf Vergewaltigungsdrogen. Man weiß ja nie."

Erst nachdem alle Getränke nicht mit dem Teststreifen reagiert hatten, nahm sie zufrieden einen Schluck von ihrer Rum-Cola.

"Ich hab gehört, du willst jetzt nach Hamburg ziehen, Lina?", fragte Ariane.

"Ja, ich will meinen Ex nie wieder sehen."

"So schlimm?"

"Ja, sogar noch schlimmer."

"Und was willst du hier machen?", hakte Ariane weiter nach.

Lina überlegte kurz: "Vielleicht versuche ich, in das Physikstudium hier noch hereinzukommen."

"Das wird aber nicht möglich sein," meinte Emma dazu.

"Vielleicht ja doch," sagte Ariane. "Es gibt immer wieder welche, die abspringen. Hast du denn an einer anderen Uni schon Physik studiert?"

"Ja, in Köln. Ich habe aber erst Oktober angefangen. Da dachte ich, dass die mich vielleicht noch hereinlassen, so ganz am Anfang."

"Da sind die Chancen zumindest höher," erklärte Ariane. "Aber hast du erst letztes Jahr dein Abi gemacht?"

"Nee, ich war vorher ein Jahr in England als Freiwillige. Dort habe ich auch meinen Freund kennen gelernt." Lina fing an zu schluchzen. "Ich bin nur wegen ihm in Köln geblieben. Eigentlich wollte ich schon immer wieder her ziehen."

Lina schaute traurig auf ihr fast leeres Glas. Dann sprang sie plötzlich auf.

"Aber genug von dem traurigen Thema." Sie packte Emma bei der Hand. "Komm, lass uns tanzen."

"Ich tanze nicht," versuchte Emma zu protestieren.

Doch Ariane schob sie von hinten auf die Tanzfläche während Lina sie zog. "Keine Müdigkeit vorschützen!"

Lina und Ariane begannen zu tanzen.

Emma blieb stehen.

Um sie herum bewegten sich die Körper.

Lina und Ariane schienen sie nicht mehr weiter zu beachten und so nutze sie die Chance und schlich sich von der Tanzfläche an die Bar.

"Einen Tequila Sunrise, bitte."

Sie schaute sich an der Bar um: In der Mitte war zwar ein Gedränge darum, als erster Bedient zu werden. Doch am linken Flügel, wo sie jetzt selbst saß, war kaum eine Person. Links neben ihr saß nur noch ein anderer junger Mann, der an seinem Getränk nippte.

Inzwischen war auch ihr Getränk fertig gemixt. Sie bezahlte und nahm einen Schluck.

Der Typ neben ihr sprach sie an: "Na? Auch so alleine an der Bar?"

Emma erklärte: "Meine Freunde sind Tanzen, aber ich mag es nicht zu tanzen."

"Geht mir genauso." Er lächelte sie an. Seine grünen Augen leuchteten im Licht der Bar. Er strich sich eine blonde Strähne aus seinem Gesicht und wollte wissen: "Wie ist dein Name?"

Emma zögerte. Bei neuen Menschen war sie immer vorsichtig, aber dieser schien nett zu sein. Und sie fand, dass er sehr gut aussah.

"Emma, und du?"

"Ich bin Torben."

"Schön, dich kennen zu lernen."

"Was machst du so? Studierst du oder machst du eine Lehre?"

"Ich studiere Kunst hier an der Universität."

"Cool. Kannst du mir etwas malen?"

"Worauf denn?"

Er schaute sich kurz um, griff dann nach einer Serviette und einem Kugelschreiber.

Emma lachte verlegen: "Was soll ich denn zeichnen?"

"Was du willst."

"Nee, du musst mir schon sagen, was ich zeichnen soll."

"Dann zeichne mir ein Portrait von dir, damit ich dich nicht vergesse. Du kannst es auch mit deiner Telefonnummer garnieren, wenn du willst."

Emma wollte gerade ihren Mund öffnen um etwas zu sagen, als ein Schrei ertönte.

Er kam von der Hintertür und dort versammelte sich eine hysterische Menge.

Auch Emma verließ jetzt die Bar, um zu schauen, was los war.

Sie drängelte sich durch die Massen, bis sie endlich etwas sehen konnte: Auf dem Boden lag Ariane mit weit aufgerissenen Augen und sprach in einer viel zu tiefen Stimme für sie: "Verbeugt euch vor mir, Deutschen! Euer neuer Herrscher ist angekommen und ich werde sie alle, vernichten, die es gewagt haben, sich uns in den Weg zu stellen."



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