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WG mit einem Geist

von

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Kapitel 13
 

Der Januar schritt voran und ehe sich Emma versah, waren die Weihnachtsferien auch schon vorbei und sie musste zurück zur Universität.

Lina hatte es auf wundersame Weise tatsächlich noch in das Wintersemester Physik geschafft und wohnte vorerst in Emmas Wohnung.

Auf dem Weg zurück von der Uni kam Emma an einem Supermarkt vorbei und entschied sich, den leeren Kühlschrank noch ein wenig zu füllen.

Draußen vor dem Supermarkt entdeckte sie zwei bekannte Personen, die sich miteinander unterhielten:

Der eine war der attraktive Typ, der sie an der Bar angesprochen hatte.

Die andere Person war Olivia.

Emma beobachtete, wie Olivia ihn anlachte. Ein falsches Lachen.

'Hoffentlich haben die mich jetzt nicht gesehen.'

Emma setzte sich ihre Kapuze auf und schlich sich an ihnen vorbei, in den Laden.

'Milch, Ravioli, noch irgendwas anderes in der Dose, Müsli, Toast, Nutella, Baked Beans, Obst und Lina mag doch so gerne Lakritzschnecken.'

Emma bewegte sich zur Kasse.

Es war nur eine Kasse offen und so musste sie sich an die schon nennenswerte Schlange anstellen.

Endlich kam auch sie dran.

Die Kassiererin scannte die Produkte.

"27,99, bitte."

Emma öffnete ihr Portemonnaie.

Irgendetwas störte sie an dem Anblick.

Sie nahm einen Schein heraus.

Er war viel kleiner als ein normaler Schein, die Rückseite unbedruckt, war 10,000 Reichsmark wert und hatte ein dickes, fettes Logo: Monopoly.

Sie betrachtete den Schein eine Weile.

Dann wurde ihr ihre Situation klar.

"Der gilt hier aber nicht," meinte der Kassierer.

"Den muss mein... äh... kleiner Neffe wohl da rein gesteckt haben." 'Scheiß Yuusuke!'

Emma durchsuchte ihr gesamtes Geld, doch alle Scheine waren ausgetauscht. Selbst die Münzen waren durch Schokotaler ausgewechselt.

"Es tut mir leid. Aber können sie die Sachen hier kurz lagern, so lange ich nach Hause gehe und echtes Geld hole?"

"Wie soll ich denn das machen?" Der Kassierer war verständnislos.

"Geht es denn mal bald weiter?", fragte der Herr hinter ihr in der Schlange.

"Ich leih dir das Geld."

Emma blickte auf. Drei Personen hinter ihr stand Torben und lächelte sie an.

"Dann machen Sie aber zu," sagte der Herr ärgerlich.

Emma war sich unsicher, ob sie dieses Angebot annehmen sollte, doch die anderen Kunden und der Kassierer schauten sie böse an.

"Das wäre echt ganz lieb von dir."
 

Draußen wartete Emma auf Torben, der ein paar Minuten später auch den Laden verließ.

"Wie soll ich dir denn das Geld zurück geben? Ich weiß ja noch nicht einmal wo du wohnst."

"Du studierst doch auch an der Uni?"

"Ja."

"Dann sehen wir uns bestimmt dort mal wieder."

Emma schaute ihn zweifelnd an.

Torben fügte hinzu: "Du schuldest mir sowieso noch eine Telefonnummer. Wie wär's wenn du mir die als Pfand da lässt?"

Eigentlich wollte Emma gar nicht ihre Telefonnummer herausrücken, doch konnte sie ihn nach allem nicht mehr so einfach zurück weisen. Und Ariane würde auch nicht wieder zufällig besessen um die Ecke biegen.

"Na gut."

Was Emma nicht sah, als sie mit Torben sprach, war das wasserstoffblonde Mädchen, welches sie verärgert beobachtete.
 

"Yuusuke! Beweg sofort deinen durchsichtigen Geisterarsch hierher! Heute bist du einfach zu weit gegangen!"

"Was auch immer es war, ich war es nicht." Yuusuke tauchte unschuldig kuckend im Wohnzimmer auf.

"Du hast also nicht mein Geld gegen Spielgeld ausgetauscht?", fragte sie wütend. "War es etwa Lina? Willst du jetzt auch noch Unschuldige beschuldigen?"

Yuusuke fing an zu heulen: "Du hast dich doch immer darüber beschwert, dass du zu wenig Geld hast. Jetzt hast du Geld, aber es ist dir auch nicht recht."

Emma wusste, dass Yuusuke nur schauspielerte und in Wirklichkeit überhaupt nichts bedauerte.

"Ab sofort hast du einen Monat Laptopverbot!", rief sie.

Da klingelte die Haustür.

"Ich habe hier ein paar Pakete für eine Frau... Schneider," las der Paketbote von seinem PDA ab.

"Habe ich die bestellt?"

"Nein, Absender ist ein gewisser John Smith."

Emma schaute Yuusuke drohend an, der abwehrend seine Hand hochhielt, ohne dass der Paketbote ihn sehen konnte.

Dann unterschrieb sie und der Bote verschwand wieder.

Insgesamt waren es zwölf Kartons in der Größe von jeweils zwei Schuhkartons.

Emma schleppte sie herein. Von Yuusuke kam keine Hilfe.

Sie öffnete einen Karton.

Mit einem Mal kamen ihr mehrere hundert Heuschrecken entgegen gesprungen.

Emma schrie auf vor Überraschung.

"Igitt, Heuschrecken!", rief Yuusuke.

Die Heuschrecken verteilten sich blitzschnell in der gesamten Wohnung.

"Die wirst du nie wieder los, wenn die sich erst einmal in der Wand versteckt haben," erklärte Yuusuke.

"Warum schickst du mir so etwas dann?"

"Ich war es nicht! Echt nicht! Ich hasse die Viecher selbst wie die Pest."

'Aber wer dann?', fragte sie sich.

Sie untersuchte die anderen Kartons, horchte an ihnen. In allen zirpten leise Heuschrecken.

Dann entdeckte sie den Fehler, den der Absender gemacht hatte:

Laut Adresse kam John Smith aus den USA, die Briefmarke zeigte aber eindeutig, dass das Paket innerhalb Deutschlands verschickt worden war.

Emma kannte nur eine Person, die eine Zeit lang in den USA gelebt hatte.

"Yuusuke," fing sie böse grinsend an. "Möchtest du deinen Streich mit dem Monopolygeld wieder gut machen? Es wird auch Spaß machen."

"Wenn es Spaß macht, bin ich immer dabei."

"Gut. Dann fange zuerst alle Heuschrecken wieder ein und tu sie zurück in den Karton."

Yuusuke schloss die Augen uns konzentrierte sich.

Er streckte beide Arme seitlich von sich aus und hob sie langsam.

Die hüpfenden Heuschrecken standen auf einmal still und fingen an, synchron mit Yuusukes Armbewegung nach oben zu schweben.

Dann bewegte der Geist seine Arme nach vorne und die Heuschrecke flogen zurück in den Karton. Der Deckel schloss sich.

"Und das waren alle?"

"Hundertprozentig. Ich kann jedes lebende Wesen im Umkreis von zwanzig Metern spüren."

"Gut. Kommen wir dann zu Teil zwei."
 

"Lass sie frei."

Yuusuke gehorchte und aus Olivias Wohnung kamen helle Schreie.

Emma beobachtete durch ihr Fernglas das hysterische Mädchen schreiend durch die Wohnung laufen.

Lachend fiel sie zu Boden. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes rolling on the floor laughing.

"Das hast du gut hingekriegt, Yuusuke."

Ein paar Stunden zuvor hatte Emma das Obdachlosennetzwerk von Fritz damit beauftragt Olivias Wohnung zu finden. Als diese die Adresse herausgefunden hatten, hatte sie sich mit Yuusuke und ungefähr 2500 Heuschrecken auf den Weg gemacht.

Yuusuke hatte die Wohnung auf Olivias Abwesenheit hin kontrolliert.

Dann hatte er das Fenster von innen geöffnet und die zwölf Kartons vorsichtig, so dass kein Nachbar sie schweben sah, herein befördert.

Emma hatte mittlerweile eine gute Position auf dem Dach des Nachbarhauses gefunden.

Nun hieß es warten.

Eine halbe Stunde später war es auch endlich so weit und die verhasste Figur hatte die Straße betreten.

Emma hatte Yuusuke angewiesen, die Deckel abzunehmen, aber die Heuschrecken drinnen fest zu halten.

Erst als Olivia den Raum betreten hatte, wurden sie endlich frei gelassen.

"Da bekommt das Wort Heu-schreck-e eine ganz andere Bedeutung," kicherte Yuusuke.



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