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WG mit einem Geist

von

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Kapitel 18
 

Die Gruppe traf sich in Emmas Wohnung, um gemeinsam nach Wedel zu reisen. Sie hatten allerlei nützliches Zeug zusammen gepackt: Messer, Pfannen, Ferngläser...

Die letzten paar Kilometer waren sie durch die kalte, dunkle Januarnacht zu Fuß gegangen. Nun warteten sie am Waldrand, geschützt von Bäumen und Büschen mit perfekten Blick auf den Eingang des Militärgeländes.

Emma schaute durch ihr Fernglas.

"Am Eingang steht eine Wache. ... Die hat einen komischen, roten Zettel an der Stirn kleben."

"Sie werden schon drinnen sein," erklärte Balthasar. "Die roten Zettel dienen vermutlich dazu, den Körper der Wache zu kontrollieren."

"Dann müssen wir uns beeilen," fügte Fritz hinzu.

Lina fragte: "Aber wie kommen wir an der Wache vorbei?"

"Überlass das mir!", sagte Sergej und machte sich unsichtbar.

Wieder schaute Emma durch das Fernglas.

Nach ein paar Minuten sank die Wache plötzlich und leise zusammen.

Sergej machte sich neben der Wache wieder sichtbar und deutete mit einem Zeichen, dass sie kommen sollen.

Sie hatten keine Probleme, das Gebäude zu betreten.

"Was jetzt?", fragte Emma.

Yuusuke antwortete: "Ich kann die Präsenz des Geistes spüren. Ich führe euch hin."

"Aber hier sind doch bestimmt eine Menge Wachen, oder?", wollte Lina wissen.

Yuusuke nickte.

"Wie sollen wir an den allen vorbei kommen?"

"Da hab ich eine Idee," meinte Ariane. "Ich werfe einfach ein paar Rauchbomben und dann können die uns nicht mehr sehen."

"Wir können dann aber auch nichts mehr sehen," erkannte Fritz.

"Dann halten wir uns einfach bei den Händen."

"Hat irgendwer einen besseren Vorschlag?", fragte Emma in die Runde.

Niemand sagte etwas.

"Gut, dann machen wir es so."

Ariane fing an zu grinsen, langte in ihre Tasche und warf den Inhalt vor sie auf den Boden. Von dort breitete sich sofort ein dicker, grauer Rauch aus.

"Gehen wir," wies Emma die Gruppe an.

Durch den Rauch kamen sie nur langsam voran, doch Yuusuke führte sie sicher durch die Gänge. Ab und zu hörte eine Wache ihre Schritte und feuerte in die Luft, doch Balthasar hatte keine Mühe, die Kugeln auf zu fangen.

Sie kamen an einer verschlossenen Tür an.

"Wie kommen wir da rein?"

"Auch dafür habe ich eine Lösung," sagte Ariane. "Ich nehme einfach ein wenig Sprengstoff und sprenge die Tür."

Yuusuke seufzte: "Übertreib es nicht."

Wortlos schwebte er durch die Tür und entriegelte sie von der anderen Seite.

Eine große Halle breitete sich vor ihnen aus. Drinnen befanden sich keine Wachen.

"Sie sind hinter dieser Tür," erzählte Yuusuke und deutete auf die andere Seite.

Sofort öffnete sich jene Tür auch.

Olivia stand im Türrahmen: "Emma!"

Sie lachte teuflisch.

"Und wie ich sehe, hast du auch noch Verstärkung mitgebracht!"

"Ja, und wir werden euch aufhalten!"

Wieder musste Olivia lachen. "Das glaube ich aber nicht. Ich habe nämlich auch Verstärkung dabei."

Sie ließ eine Gruppe junger Männer, bewaffnet mit Baseballschlägern, durch die Tür gehen. Emma erkannte sofort Jassins Gang wieder. Doch diesmal hatten auch sie die roten Zettel auf der Stirn kleben.

"Du erinnerst dich doch noch an sie?", fragte Olivia höhnisch. "Bis ihr mit denen fertig seid, haben wir schon längst unser Ziel erreicht."

Dann schloss Olivia die Tür mit einem Krachen.

Zurück blieben die sechsköpfige Gruppe um Jassin und Emma mit ihren Freunden.

"Emma, geh du vor! Wir halten sie so lange auf," sagte Yuusuke.

"Warum denn ich?"

"Weil du die Heldin dieser Geschichte bist."

"Red keinen Unsinn. Ich bin doch keine Heldin."

"Geh einfach," unterbrach Lina sie.

Emma blieb keine andere Wahl.

Sie machte sich auf, im Bogen an den Jurastudenten vorbei zu gehen, doch die versuchten sie auf zu halten.

Sergej kam zur Hilfe und trat den Jungen mit seinen riesigen Füßen in den Magen, sodass der weg flog.

"Ich bin ein Kobold," fing er an zu erklären. "Ich beschütze Sachen. Für manche ist es ein Haus, für andere ein Goldschatz. Für mich sind es meine Freunde!"

"Du kennst uns erst seit zehn Tagen," meinte Emma trocken. "Trotzdem danke."

Sie rannte zur Tür, öffnete sie und...

das Seil um ihre Beine zog sich zusammen und sie hing kopfüber an der Decke.

Sie konnte den Raum, in dem sie sich befand, als Steuerzentrale von irgendetwas erkennen. Zwei Gestalten standen am Pult.

Olivia und der Geist drehten sich um.

"Oh, wirklich? Einer von euch Affen hat es bis hier hin geschafft," sagte der Geist in militärischer Uniform.

"Und auch noch gleich so schnell," fügte Olivia hinzu.

"Das wird ihr aber auch nichts nützen."

"Weißt du, was ich mich schon immer gefragt habe, Oberst?"

"Was denn, Olivia?"

"Warum erzählen Bösewichter in Filmen den Agenten immer erst ihren Plan, bevor sie sie versuchen zu töten, damit er genug Zeit hat, sich zu befreien?"

"Ich weiß es nicht, Olivia."

"Darf ich?" Olivia nahm ein Maschinengewehr vom Tisch.

"Nur zu."

Olivia nahm die Waffe, richtete sie auf Emma und tastete nach dem Auslöser.

Sie grinste, als sie ihn fand.

"Bye..."

"Halt!", schrie Emma.

Olivia hielt inne.

"Ich weiß, warum die Bösewichter immer erst den Plan verraten."

Olivia nahm das Maschinengewehr herunter.

"Ich höre."

Emma sprach: " Es ist doch viel entwürdigender für den Helden, wenn er erst den Plan hört, den er nicht mehr verhindern kann, bevor er getötet wird."

Der Oberst und Olivia überlegten einen Moment.

Schließlich brach der Geist die Stille: "Wo sie Recht hat, hat sie recht."

"Willst du ihr dann den Plan verraten?"

"Warum nicht. Von ihr haben wir nichts zu befürchten."

"Na gut, du bist der Boss."

Der Oberst fing an: "Siehst du diesen roten Knopf dort vorne?"

Er zeigte auf eine rote Box mit einem roten Knopf oben drauf und einem Schlüssel, der an der Seite steckte.

"Wenn meine Assistentin hier, den Knopf drückt, werden 52 Raketen vom Typ E-141 losgeschossen werden mit den Zielen Großbritannien, Frankreich und Russland. Und niemand kann das mehr verhindern!"

"Was ist, wenn man den Schlüssel herauszieht?", fragte eine Stimme hinter Olivia und dem Oberst.

Yuusuke machte sich sichtbar und hielt die Schlüssel in der Hand.

"Du elender... Aber das wird auch keinen Unterschied mehr machen. Dann besiegen wir dich eben zuerst."

Yuusuke flog schnell zu Emma herüber und löste das Seil.

Kaum war Emma wieder richtig herum auf dem Boden meinte er: "Schluck den Schlüssel herunter."

"Ich hör wohl nicht richtig," sagte diese ungläubig.

"Na mach schon, ich kann es nicht."

Emma griff nach dem Schlüssel und wollte ihn gerade in den Mund stecken. Der Oberst und Olivia blickten sie nur mit offenen Mündern an.

Dann entschied sich Emma anders und steckte den Schlüssel statt dessen in ihren BH.

"Da ist er genauso gut aufgehoben."

"Nicht mehr, wenn du tot bist," entgegnete der Geist mit der Militäruniform.

"Das werde ich zu verhindern wissen," sprach Yuusuke.

Der Oberst lachte. "Du willst mich besiegen? Ich habe schon in einem Krieg gekämpft!"

"Denkst du etwa, ich nicht? Außerdem bin ich bestimmt drei mal so alt wie du."

Yuusuke wandte sich zu Emma und flüsterte ihr ins Ohr: "Wenn wir ihn besiegen wollen, muss ich dich besetzten."

"Wieso das denn?", flüsterte sie zurück.

"Du bist viel stärker als ich. Als Geist wirkt man vielleicht gruselig und kann Leute verschrecken, aber in Wirklichkeit sind wir nichts weiter als bloße, hartnäckige Überbleibsel eines menschlichen Lebens. Warum sonst sollte er sich mit einem Menschen verbündet haben, wenn er viel leichter hier alleine hereingekommen wäre? Aber wenn ich deinen Körper benutze, kann ich meine Kenntnisse in Kendo anwenden und ihn besiegen."

"Was flüstert ihr da?", fragte der Oberst höhnisch. "Etwa Geheimnisse?"

Emma sagte: "Okay, dann mach es!"

Yuusuke nickte. Er begann, seine Form in blauen Rauch auf zu lösen. Dieser Rauch flog wie eine Schlange Richtung Emma.

"Neeiiiin," schrie der Geist noch, doch er war zu spät.

Der blaue Rauch drang durch Emmas Mund in ihren Körper ein.

Sie öffnete ihre Augen wieder.

Immer noch befand sie sich im Steuerraum. Sie hatte es sich irgendwie anders vorgestellt, besessen zu sein, unangenehmer. Statt dessen fühlte sie sich nur angenehm kühl und mit einer anderen Person untrennbar verbunden.

Yuusuke sprach in ihren Gedanken: 'Ich habe deinen Körper nicht vollständig übernommen. Du kannst immer noch sehen, was passiert.'

'Okay,' antwortete sie.

"Verdammt," rief der Oberst vor ihnen. "Olivia, wir müssen es genauso tun."

"Was? Ich will mich aber nicht besetzen lassen."

"Schweig, und tu, was ich dir sage!"

"Wenn es denn sein muss..."

Auch der Oberst formte sich zu Rauch, diesmal schwarzer, und drang in Olivias Körper ein.

Sofort veränderte sich Olivias Gesichtsausdruck in eine grässliche, grinsende Fratze.

Der Oberst ließ das Maschinengewehr fallen, das Olivia noch immer in ihren Händen gehalten hatte. "Viel zu einfach!"

Statt dessen nahm er eine längliche Tasche vom Tisch und öffnete sie. Er zog einen alten Säbel mit goldenem Griff daraus.

"Oh, ein Schwertkampf!", erkannte Yuusuke.

Es fühlte sich komisch für Emma an, dass sich ihr Mund bewegte, ohne dass sie etwas tat. Und dann sprach sie auch noch mit Yuusukes Stimme!

Yuusuke fuhr fort: "Na, wer da wohl die Überhand hat? Aber ich schlage vor, wir gehen dazu in den anderen Raum. Da ist mehr Platz."

"Einverstanden," sagte der Oberst und folgte Yuusuke, der rückwärts, um seinen Feind nicht aus den Augen zu lassen, zur Tür hinaus ging.

In der großen Halle hatten die Kämpfe inzwischen aufgehört. Die Jurastudenten lagen bewusstlos am Boden und Ariane, Fritz, Lina, Sergej und Balthasar ruhten sich daneben aus. Außer ein paar Kratzern waren diese unverletzt davon gekommen.

Die Gruppe betrachtete nun die beiden Mädchen, die mit ernsten Gesichtern die Halle betraten und eine günstige Position suchten.

Emma wandte sich zu ihnen und fragte mit Yuusukes Stimme: "Hat mal irgendwer ein Schwert von euch? Am besten ein Katana!"

Ihre Freunde blickten sich um.

"Ich glaube, nicht," antwortete Lina.

Dann stand Sergej auf. "Ich hab eins!"

Er rannte auf Emma und Yuusuke zu, sprang in die Luft und verwandelte sich in ein langes Katana mit schwarz-blau gemustertem Griff und silbern leuchtender Klinge.

Yuusuke fing es auf.

"Das ist ja praktisch, dass du so etwas als Kobold auch kannst."

"Kobold sein hat auch seine Vorteile."

"Habt ihr jetzt genug geschwafelt? Ich möchte heute noch ein paar Nationen zerstören!" Die Stimme des Mädchens war tief und grässlich.

Yuusuke brachte sich in Stellung: Er nahm einen schulterbreiten Stand ein, griff das Katana fest mit beiden Händen und richtete seinen Blick nach vorne.

'Diesmal werde ich nicht unglücklich stolpern!'

Der Oberst griff an. Er rannte schreiend mit dem Schwert auf Yuusuke zu, bereit zu zu stechen.

Yuusuke blieb ruhig stehen.

Erst als der böse Geist nur wenige Zentimeter vor ihm war, wich er in einer geschickten Drehbewegung zur Seite aus.

Ihr Gegner lief ins leere, fasste sich aber schnell wieder, drehte sich blitzschnell um und schlug von Oben zu.

Für Yuusuke war es nur eine kleine Bewegung, das Schwert mit seinem abzufangen.

Ein Angriff von der Seite. Abgewehrt.

Andere Seite. Wieder traf nur Klinge auf Klinge.

Yuusuke nutze die Zeit und führte einen geraden Fußtritt nach vorne aus, der das besetzte Mädchen drei Meter nach hinten schleuderte.

"Ist das schon alles, was du kannst?"

Wütend griff ihr Gegner wieder an, stieß zu. Yuusuke ging einen Schritt zurück.

Noch ein Stich. Noch ein Schritt zurück.

Das ganze ging ein paar Meter so weiter.

Der Geist ließ Olivias Gesicht grinsen.

Er stieß noch ein mal zu.

Yuusuke konnte nicht weiter nach Hinten ausweichen. Dort lagen die bewusstlosen Jurastudenten.

Die Schwertklinge raste auf Yuusuke und Emma zu.

Da senkte Yuusuke der Klinge ausweichend einfach Emmas Körper, machte einen Ausfallschritt nach vorne und rammte seinem Gegner den Griff des Schwertes in den Magen.

Dieser krümmte sich und Yuusuke befreite sich aus der Enge.

Überraschender Weise blieb das wasserstoffblonde Mädchen stehen.

Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen funkelten böse. Dann griff sie wieder an.

Sie holte oben aus.

'Wie offensichtlich,' dachte Yuusuke und machte sich bereit.

Doch kurz bevor der Geist in Olivia Yuusuke erreicht hatte, änderte er den Angriff und schwang das Schwert von der Seite auf Emmas Körper zu.

'Billiger Trick.' Blitzschnell drehte er Emmas Körper um 90° und schlug mit dem Katana das Schwert des Oberst zu Boden. Genauso schnell wandte er sich wieder dem Oberst zu und hielt seine Klinge an seinen Hals.

"Es ist aus. Gib auf!"

Der Oberst lachte grässlich. Dann zog er einen Revolver aus Olivias Hose und schoss auf Emma.

Yuusuke versuchte noch, diese ab zu wehren, aber sie war viel zu schnell.

Einen Moment später drang die Kugel in einen Körper ein.

Doch es war nicht Emmas Körper.

Sergej hatte sich wieder zurück verwandelt und die Kugel aufgefangen.

"Das tut weh, du Arschloch!", rief er und schlug dem Gegner wütend auf das Kinn. Olivias Körper wurde sofort bewusstlos.

"Sergej!" rief Emma. Aus ihrem Mund kam wieder ihre Stimme.

"Ist halb so wild. Ich wurde nur am Arm getroffen. Glatter Durchschuss, wie es aussieht. Und außerdem: Ich habe doch gesagt, dass ich meine Freunde beschütze!"



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