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Wenn Götter Langeweile haben

Ice Bucket Challenge
von

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Wenn Götter Langeweile haben

Das Schwierigste an einem unsterblichen Leben als Gottheit war wohl die Langeweile. Es war praktisch, durch nichts sterben zu können und nicht schlafen zu müssen, aber wenn man so viel Zeit - und ganz nebenbei die Fähigkeit, mehrfach zeitgleich existieren zu können - besaß, dann war es gar nicht so leicht, diese Zeit auch sinnvoll zu füllen.

Von diesem Problem war Apollo, Gott unter Anderem der Heilung, der Poesie und der Musik, in diesem Moment betroffen. Natürlich war er wie jeden Tag damit beschäftigt, seinen Sonnenwagen durch den Himmel zu ziehen und gerade saß er parallel als Mensch getarnt in der Oper, sowie mit einem Großteil seiner Selbst in einer von Zeus einberufenen Versammlung, aber nichts davon schaffte es, seine Aufmerksamkeit tatsächlich zu fesseln. Dafür war ihm die Oper ein wenig zu ruhig, den Sonnenwagen fuhr er ohnehin jeden Tag und Zeus schaffte es mal wieder, viel zu reden ohne viel zu sagen. Nicht, dass er das seinem Vater hätte persönlich sagen wollen, da es auch als Gott nicht gerade schön war, einen von Zeus' Blitzen abzubekommen, aber dennoch...

So wanderte er in einer seiner Lieblingsformen - ein blonder Mann mit kurzem Haar und moderner Kleidung - durch die Straßen einer amerikanischen Stadt und suchte nach etwas Interessantem. In diesem Moment hörte er einen spitzen Schrei und als er die Quelle für diesen geortet hatte bot sich ihm ein höchst merkwürdiges Bild: Ein klatschnasses Mädchen stand in einem Park und hielt sich einen Eimer über den Kopf, in dem bis eben offensichtlich Wasser gewesen war, während ein weiteres Mädchen grinsend eine Handy vor sich hielt um das erste zu filmen.

Nun doch etwas neugierig, was die Sterblichen sich da erdacht hatten schritt Apollo auf die beiden jungen Frauen zu, entschlossen den Grund für diese Aktion in Erfahrung zu bringen.

Und nur wenige Minuten später verließ er die Stadt mit einer höchst interessanten Idee im Kopf und einem ganz bestimmten Ziel: Hermes. Diese Idee musste der Götterbote unbedingt hören, er würde sicher begeistert sein...!
 

Im Versammlungsraum schlich sich ein leichtes Lächeln auf Apollos Züge. Der Plan war brillant, wenngleich ihr Ziel auch gleichzeitig riskant war... Ein kurzer Blickwechsel mit Hermes und es ging los.

Gerade als Zeus eine kurze Pause mit dem Reden machte blickte Apollo zu Ares, bündelte ein paar Sonnenstrahlen direkt über dessen Kopf und schickte den entstandenen Strahl schließlich auf die Haare, welche ein paar Sekunden benötigten, aber schließlich Feuer fingen. Athene, welche direkt neben Ares saß bemerkte es als erstes.

"Ares, dein Kopf brennt", erklärte sie in einem ruhigen Tonfall, der so gar nicht zu der Situation passen wollte.

"Hä?", kam es eloquent von dem Gott des Krieges, welcher es offenbar selbst noch nicht bemerkt hatte. Eine kurze Handbewegung reichte, dann erschien ein Spiegel vor ihm um ihm das inzwischen offensichtliche Feuer zu zeigen. Seine Augen weiteten sich und er sprang auf. "Was zum Henker?! Wer war das?"

"Du solltest das erst einmal löschen...", riet Hermes, welcher längst an die seltsamen Prioritäten des Anderen gewöhnt war. "Hier."

Sofort erschien ein Wassereimer in Ares' Händen. Teil zwei des leicht wahnsinnigen Plans... Nichtsahnend übergoss sich der Kriegsgott damit - er mochte keine Brandnarben erhalten können, aber das Brennen an sich schmerzte auch einem hartgesottenen Gott - nur um direkt danach zu erstarren. Zwei Sekunden vergingen, bevor er Hermes einen wütenden Blick zuwarf.

"Bist du bescheuert? Das war ja eiskalt!", blaffte er und ging ein paar Schritte auf den anderen Gott zu.

"Hey, dein Kopf hat gebrannt, was beschwerst du dich über die Wassertemperatur?", fragte Hermes unschuldig, wenngleich es selbst Ares auffallen musste, dass diese Unschuld gespielt war. Er machte noch einen weiteren Schritt auf den Gott der Reisenden zu, bevor Apollo beschloss, Hermes nicht allein unter dem Zorn Ares' leiden zu lassen. Außerdem würde ein Haiku sicher etwas Stimmung in die Runde bringen.

"Feuer auf dem Kopf

Gelöscht mit kaltem Wasser

Gibt es Fotos?"

Im nächsten Moment musste er sich ducken um einem geworfenen Schwert zu entgehen, welches von Seiten Ares' auf ihn zugeflogen gekommen war.

"Hast du etwa etwas gegen meine Dichtkunst?", fragte er grinsend.

"Du hast meinen Kopf angezündet!", kam nur zurück und im nächsten Moment stürzte Ares auf ihn zu.

"Hey, Sterbliche machen sowas oft freiwillig, das ist eine Art Herausforderung für die Mutigen!", rief Hermes hinter ihm, aber Ares hatte ihn entweder nicht gehört oder es war ihm egal.

Leider erwischte er in seinem Zorn Artemis anstelle von Apollo, welche Letzterem gerade zu erklären versucht hatte, dass diese Idee denkbar dumm gewesen war. Und sein Haiku erneut die falsche Anzahl von Silben hatte.

So dauerte es nicht lange bis ein richtiges Handgemenge im Versammlungssaal entstand, welches drei Tage dauerte und das Wetter in Amerika ziemlich durcheinander brachte, bis Zeus es schließlich mit einer Reihe von Blitzen beendete und sie auseinander schickte, um sich zu beruhigen.
 

"Nicht schlecht... Hätte nicht gedacht, dass ihr es euch traut," erklärte Aphrodite den beiden verantwortlichen Göttern einen halben Tag später in der Luxusvilla, welche sie sich an der Ostküste Amerikas zugelegt hatte.

"Du weißt, dass du uns jetzt einen riesigen Gefallen schuldest?", grummelte Apollo, welchen es in dem Handgemenge der letzten Tage am schlimmsten erwischt hatte. Er fand zwar, dass die Sache es trotzdem wert gewesen war, hätte aber einen anderen Gott für ihren Streich bevorzugt. Dumm nur, dass Aphrodite sie durch Zufall beim Planen erwischt und darauf bestanden hatte, Ares als Ziel zu verwenden, da er sie in letzter Zeit offenbar mehrfach bei ihren Dates versetzt hatte.

"Natürlich, natürlich. Aber ihr müsst zugeben, die Erinnerung eines tropfnassen Ares ist keine, die man vergessen möchte. Wie seine Muskeln hervorstanden als sein T-Shirt an seiner Haut klebte und-"

"Schon gut, du hast ja Recht," unterbrach Hermes sie, bevor sie weiter von ihrem Liebhaber schwärmte. So genau wollte er es nun auch nicht wissen.

Aber es stimmte schon, die Aktion würde sicherlich allen Göttern, die dabei gewesen waren im Gedächtnis bleiben. Apollo und Hermes würden sich zwar nun eine Zeit lang von Ares fernhalten müssen wenn sie nicht gegrillt werden wollten... Aber das war es wert gewesen.

Und eine Spende für die Organisation der Sterblichen, die auf diese Idee gekommen war gaben sie auch noch. Wenngleich das meiste Geld davon von Aphrodite stammte, was Hermes ihr nach ihrem Gespräch heimlich entwendet hatte.

Manchmal war das Leben eines Unsterblichen eben doch nicht ganz und gar langweilig!



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  CharleyQueens
2016-07-09T20:48:24+00:00 09.07.2016 22:48
Herrlich. Und die Götter hast du wirklich toll getroffen. <3
Von: Arcturus
2014-09-21T13:02:06+00:00 21.09.2014 15:02
Ich reihe mich mal ein - mir hat's ebenfalls gefallen. Und hey, Ares! In nass! ♥
Ich finds gut~
Von: abgemeldet
2014-09-21T12:37:37+00:00 21.09.2014 14:37
Es ist so typisch griechische Gottheiten. Die haben einfach mehr Zeit an der Hand, als gut für irgendwen ist, und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass deine Geschichte gar nicht mal so abwegig ist.
Du hast alle sehr schön IC geschrieben, und Mars könnte einem fast leid tun. Aber nur fast.
Von:  _Delacroix_
2014-09-21T11:27:53+00:00 21.09.2014 13:27
*lol*
Der Beitrag gefällt mir.^^
Und wie nett von Aphrodite für die Sterblichen zu "spenden".


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