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Licht und Schatten

Habe ich eine zweite Chance verdient?
von

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Wer ist hier die Maus, wer die Katz?

Verwirrt, überfordert und fix und fertig. Das beschrieb im Moment am besten, wie sich Sakura fühlte. Nicht nur das sie gerade stundenlang im OP gestanden hatte und um Sasukes Leben gekämpft hatte – bislang erfolgreich – nein, jetzt wurde sie auch noch damit konfrontiert!

Sakura verstand die Welt nicht mehr. Innerhalb weniger Stunden, veränderte sich einfach alles. Ihr Leben, ihre Ansichten, wurden auf den Kopf gestellt. Einfach so. Mit wenigen Taten und Worten.

Nachdem Sakura und Tsunade über zehn Stunden um Sasukes Leben gekämpft hatten, war sie mehr als erschöpft zusammengesunken. Sie hatte auf dem Boden im OP gesessen und die Tränen waren ihr gekommen. Sie war so erleichtert, dass es Sasuke besser ging. Er war zwar noch nicht aus der Gefahrenzone heraus, aber er hatte inzwischen deutlich bessere Überlebenschancen. Die Verletzungen waren alle soweit behandelt worden. In der Tat hatten sich Sakuras Vermutungen bestätigt. Allerdings war Sasukes Chakra-Haushalt durcheinandergekommen. Das Chakra, das mit sämtlichen Organen verbunden war, floss nicht mehr richtig. Da konnten weder Sakura noch Tsunade etwas ausrichten. Sie konnten mit ihren Augen nicht sehen, wie das Chakra im Körper eines Menschen floss. Ja, erahnen, aber nicht sehen. Sobald es Sasuke ein wenig besser ging, würde sich ein Hyuga darum kümmern müssen.

Sasuke lag inzwischen auf der Intensivstation. Er stand unter ständiger medizinischer Beobachtung. Sobald etwas sein sollte, hatte Tsunade angewiesen, sie oder Sakura zu informieren. Nur sie beide würden Sasuke behandeln. Nicht nur wegen der Schwere seiner Verletzungen sondern auch, weil er noch immer ein Nuke-nin war.

Als sich Sakura einigermaßen beruhigt hatte, wollte sie Antworten haben. Doch bevor Sakura diese hatte einfordern können, war Tsunade mit ernstem Gesichtsausdruck auf sie zugekommen. Sofort war ihr das Herz wieder in die Hose gerutscht. Hatte sich Sasukes Zustand in der kurzen Zeit wieder verschlechtert? Aber nein. Was Tsunade von ihr wollte, hätte sich Sakura niemals erträumen lassen können.

Itachi Uchiha war in Konoha. Er hatte wohl Sasuke hierher gebracht und wollte nun ein allumfassendes Geständnis ablegen. Wollte sämtliche Fragen beantworten. Doch nur ihr. So hatte Sakura es zumindest verstanden.

Warum sonst sollte sie jetzt gerade auf dem Weg zu den Verhörräumen sein? Und das in Begleitung von zwei Anbu, die wohl ihrer Sicherheit galten.

Sakura konnte es immer noch nicht fassen. Sasuke war zurück und das dank seines Bruders!

Kopfschüttelnd ging sie einige Schritte weiter. Sie musste sich zusammenreißen. Für Sasuke und auch für Naruto. Das dieser gerade nicht in der Stadt war, würde Naruto im Nachhinein sicherlich verteufeln.

Bereits den ganzen Weg zu dem Verhörraum, fragte sich Sakura, was Itachi ihr erzählen wollte. Und warum ausgerechnet ihr?

Die Tür zu dem Verhörraum kann in Sicht. Ihr Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen. Ihre Hände wurden schwitzig. So fertig mit den Nerven konnte Sakura Itachi unmöglich unter die Augen treten. Sie wollte dem Nuke-nin nicht diese Genugtuung geben.

Sie wollte nicht schwach wirken. Erst recht nicht einem Uchiha gegenüber.

Sakura stand vor der Holztür, die mit Jutsus verstärkt wurde. Ein Bannmal hinderte den Gefangenen daran, diese Tür mit Gewalt aufbrechen zu können. Nur wer einen entsprechenden Schlüssel mit sich führte, konnte den Raum verlassen. Eben diese Schlüssel trug Sakura an ihrem Körper. Gut versteckt, damit Itachi ihn ihr nicht einfach entwenden konnte. Da Sakura kein besseres Versteck als ihr BH eingefallen war, verwahrte sie den Schlüssel nun in ihrem linken BH-Kissen. Sie hoffte, dass man es nicht sehen konnte. Immerhin hatte sie keine allzu üppige Oberweite zu bieten.

Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, in denen Sakura einfach nur vor der Holztür stand, wurde sie sich den wartenden Blicken der zwei Anbu bewusst. Wenngleich sie durch die Tiermasken nicht sehen konnte, spürte sie, dass die zwei Anbu langsam ungeduldig wurden. Oder genervt. Je nachdem. Auf jeden Fall wollten sie nicht länger auf sie warten.

Daher straffte Sakura ihre Schultern, drückte den Rücken durch und öffnete die Tür.

Das ihr Herz dennoch raste, versuchte sie gekonnt zu ignorieren.

Kaum das Sakura einen Schritt in den Raum getätigt hatte, wurde die Tür hinter ihr wieder geschlossen. Die Anbu würden draußen warten und nur eingreifen, falls es nötig sein sollte. Doch das sollte eigentlich nicht der Fall sein. Zumindest hoffte Sakura es.

Die Handschellen, von denen sie wusste das Itachi sie trugt, würden zwar verhindern, dass er ein Jutsu schmieden konnte, doch sein Sharingan konnte ihm niemand nehmen.

Sakura sah sich nicht in dem kargen Raum um. Sie wusste, außer einer trostlosen, kalten Umgebung würde sie eh nichts sehen. Stattdessen war ihr Blick fest auf den schwarzhaarigen Mann gerichtet, der seelenruhig auf dem einzigen Stuhl im Raum saß. Sie musste sich auf ihn konzentrieren, um ja keinen Fehler zu machen.

Gerade war Itachi damit beschäftigt, seinen schwarzen Mantel mit roten Wolken darauf, über die Stuhllehne zu hängen. Als er sich dann zu ihr umdrehte, versuchte Sakura, Ruhe zu bewahren. Sie durfte sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Sie musste stark sein. Für Sasuke und Naruto. Endlich einmal konnte sie etwas für ihre Freunde tun!

„Ah, Sakura Haruno. Schön dich zu sehen. Anscheinend sind deine Teamkollegen noch nicht wieder zurück von ihrer Mission.“

Mit einem Mal wurde Sakura bewusst, dass er gar nicht unbedingt sie hatte sehen wollen Nur jemanden von Team 7. Irgendwie beruhigte es sie. Für den Fall das sie versagte, war immer noch ihr Team da. Was nicht hieß, dass Sakura versagen würde. Ganz gewiss nicht!

Die Arme vor der Brust verschränkt, setzte Sakura einen strengen Blick auf.

„Was willst du?“

Das sie nicht so höflich wie Itachi war, war ihr vollkommen egal. Zu einem Nuke-nin, der so viel Leid und Schmerz mit sich brachte, musste man auch nicht höflich sein. Itachi zumindest überging ihre harschen Worte.

„Wie geht es meinem Bruder? Ich habe gehört, du hast die Operation übernommen.“

Woher wusste Itachi das? Es war nebensächlich. Sakura würde sich nicht erweichen lassen. Auch nicht, obwohl Itachis Blick sorgenvoll auf sie gerichtet war. Er konnte unmöglich Interesse an seinem Bruder haben. Erst recht würde er sich keine Sorgen um Sasuke mache! Itachi war der Grund, weshalb Sasuke all die Jahre so sehr hatte leiden müssen!

„Und ich habe gehört du willst mir etwas erzählen. Ich höre. Für etwas anderes bin ich nicht hier.“

Ja genau. So war es richtig. Knallhart sein. Keine Schwäche zeigen. Die Oberhand behalten. Bis jetzt schlug sie sich doch gar nicht mal so schlecht oder?

Ein leiser Seufzer entfuhr Itachi. Er lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig vor, stellte die Ellbogen auf den Tisch ab und faltete die Hände zu einem Dach zusammen. Über das Dach hinweg sah er sie an. Das er sein Sharingan nicht aktiviert hatte, beruhigte Sakura. Dennoch fiel es ihr schwer, seinem Blick zu begegnen. Nicht nur weil die Bedrohung durch das Sharingan über ihr schwebte wie das Damoklesschwert, sondern auch, weil Itachis Blick so durchdringend war. Als ob er damit in die tiefsten Tiefen ihrer Seele blicken konnte.

Noch eine kurze Zeit würde sie warten, schwor sich Sakura. Dann würde sie wieder gehen, wenn Itachi keine Anstalten machte, zu erzählen, was auch immer er sich von seinem schwarzen, verdorbenen Herzen reden wollte.

Doch so lange musste die junge Frau gar nicht mehr warten. Nach einem weiteren eindringlichen Blick seitens Itachi, öffnete er seinen Mund und begann mit einer ungeheuerlichen Geschichte, wenngleich er doch sehr vage blieb und letztendlich Sakura nur verwirrte und verunsicherte, als das sie genau wüsste, worum es ging.
 

Nie hätte er geglaubt, es würde ihm so schwer fallen, die Wahrheit zu sagen. So viele Jahre hatte Itachi damit zugebracht, die Lügen weiter zu nähren, anzuhäufen, bis er selber schon fast an sein Lügengeflecht glaubte. Aber eben nur fast.

Auch wenn Itachi sich sicher war, bei Team 7 eine gute Wahl getroffen zu haben, um ihnen die wahre Geschichte zu erzählen, so wollte er doch nicht gleich alles offenbaren. Es wäre wohl unklug. Erstens wusste Itachi nicht, wer noch alles mithörte. Außerdem konnte sich Itachi nicht sicher sein, dass Sakura auch den Mund hielt und niemandem etwas davon erzählen würde. Außer der Hokage. Dessen war sich Itachi sicher. Die jetzige Hokage würde sicherlich über jedes seiner Worte in Kenntnis gesetzt werden. Aber es war seine einzige Chance, damit Sasuke je die Wahrheit erfahren würde.

„Ich habe den Uchiha-Clan nicht aus eigenem Antrieb ausgelöscht. Außerdem war ich dabei nicht alleine.“

Egal wie viel Mühe sich Sakura bis jetzt gegeben hatte so gleichgültig wie möglich zu wirken, bei Itachis Worten entgleisten ihr sämtliche Gesichtszüge. Seine Worte waren wie eine Bombe eingeschlagen. Etwas anderes hatte Itachi nicht erwartet. Die Wahrheit konnte schockierend sein.

„Was?“ war alles, was die überrumpelte Kunoichi von sich geben konnte.

Ihre Haltung hatte sie noch nicht wieder gefunden. Selbst wenn Itachi nicht gewusst hätte, dass sie in etwa in Sasukes Alter sein müsste, hätte er es spätestens an ihrem Verhalten erkannt. Ihr fehlte die Erfahrung. Vor allem in einer solch eloquenten Angelegenheit wie dieser.

Itachis Blick ruhte unverwandt auf Sakura. Er würde erst weitererzählen, wenn er sich sicher sein konnte, dass sich Sakura soweit gefangen hatte. Sie musste sich an jedes seiner Worte erinnern, damit Sasuke auch die vollständige Wahrheit erfuhr und kein essentieller Bestandteil weggelassen werden konnte.

Während er darauf wartete, unterzog Itachi die junge Frau einer genauen Musterung. Oder zumindest so genau, wie er noch in der Lage dazu war.

Ohne sein aktiviertes Sharingan, wurde Itachi mal wieder bewusst, wie weniger er nur noch sah. Wie schlecht seine Augen geworden waren. Er würde schon dafür sorgen, dass es Sasuke nicht so ergehen würde!

Itachis Blickfeld war deutlich eingeschränkt. Wenn er sich genau auf Sakura konzentrierte, konnte er sie noch recht scharf erkennen. Doch bereits alles an den Seiten war verschwommen, wurde fleckig und letztendlich schwarz, sodass er nichts mehr sehen konnte.

Sakura war nicht sonderlich groß und zierlich. Gepaart mit ihrer Unerfahrenheit in der momentanen Situation, würde Itachi sie eigentlich für jünger halten. Doch er wusste, sie musste um die zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre alt sein. Die ungewöhnliche, rosafarbene Haarfarbe machte den unscheinbaren Eindruck der jungen Frau jedoch wieder zunichte. Doch was Itachi am meisten an der Frau gefiel, waren ihre strahlenden, grünen Augen, die momentan zusammengekniffen und skeptisch auf ihn gerichtet waren. Man konnte darin eine Kraft erkennen, die nicht zu ihrem zierlichen Körperbau passen wollte. Ein Fakt, der Sakura Haruno doch recht interessant wirken ließ.

Wenngleich es Itachi eigentlich vollkommen egal war. Auf die Frage, warum sich Itachi gerade damit beschäftigte, hatte er auch schnell eine Antwort parat. Solange er darauf wartete, dass Sakura wieder aufnahmebereit für weitere Informationen war, musste er sich geistig beschäftigen. Irgendwie. Egal wie. Es half, um die Schmerzen in seinem Körper auszublenden.

Jetzt, wo die Sorge um Sasuke ein wenig abgeklungen war und die Schmerzmittel nachließen, die Itachi heute morgen zu sich genommen hatte, wurde er sich den Schmerzen in seinem Körper wieder bewusst.

Das sein Herz nur unregelmäßig und manchmal schon fast krampfartig schlug, versuchte Itachi zu ignorieren. Ebenso die Tatsache, dass sein Blut sich anfühlte, als wäre es durch Frostschutzmittel ersetzt worden und es drohte nun, ihn von innen heraus zu verätzen. Wie Säure brannte es in ihm, während ihm zeitgleich so kalt war. Selbst im Hochsommer fror Itachi. Zeitgleich ließ sein Reaktionsvermögen nach und sein Körper fühlte sich schwer und bleiern an.

Itachi wusste, er hatte nicht mehr lange zu leben. Dafür brauchte er keinen Arzt. Deshalb war es umso wichtiger, dass Sakura die ganze Wahrheit erfuhr. Wenngleich er ihr diese erst einmal nur Häppchenweise vorlegen würde.

Itachi befand, Sakura hatte genügend Zeit gehabt, um sich wieder zu sammeln. Ihrem trotzigen Blick und der abwehrenden Haltung nach, glaubte sie ihm eh kein Wort.

„Ich erhielt damals den Befehl, den Uchiha-Clan auszulöschen. Ich tat es und verließ Konoha. All die Jahre habe ich über Sasuke gewacht. Auch während der Zeit bei Akatsuki.“

„Klar doch. Das ist wahre Bruderliebe“, gab Sakura sarkastisch von sich und schnaubte abfällig.

Oh ja, sie glaubte ihm nicht ein Wort. Doch Itachi hoffte, Sakura würde nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss kommen, dass er doch die Wahrheit sagte.

„Ich lüge nicht. Und meine Beweggründe scheinen dir noch unbegreiflich, aber ich hoffe, du gibst mir die Chance, mich zu beweisen. Und ich hoffe, du wirst über meine Worte nachdenken.“

„Damit dies geschieht, solltest du mir vielleicht noch ein paar weitere Informationen liefern, wer dein Auftraggeber war“, verlangte Sakura, inzwischen ganz professionell.

Ein kleines Lächeln huschte über Itachis Gesicht. Die junge Frau vor ihm hatte wirklich Potential.

„Das werde ich. Später. Wenn ich mir sicher bin, dass du mir glauben wirst und das die Informationen später alle zu Sasuke gelangen. Alle. Nichts darf weggelassen werden.“

Skeptisch kniff Sakura die Augen zusammen. Trat einen Schritt auf ihn zu.

„Warum willst du, dass Sasuke überhaupt alles erfährt? Ich dachte du hasst ihn.“

Entschieden und auch traurig, schüttelte Itachi mit dem Kopf.

„Im Gegenteil. Ich hasse Sasuke nicht. Und er soll endlich die Wahrheit erfahren. Nur jetzt, wo Sasuke im Krankenhaus liegt, werde ich wohl nicht dazu kommen, ihm selber die Wahrheit zu sagen. Daher möchte ich, dass du das für mich unternimmst.“

„Du weißt schon, dass ich Tsunade alles von unserem Gespräch erzählen muss?“

Eine Augenbraue fuhr in die Höhe.

„Ja. Ich bin mir dessen bewusst. Ich bin zuversichtlich, dass diese vertraulichen Informationen bei der Hokage und dir sicher aufgehoben sind.“

Erneut schnaubte Sakura. Dieses mal entrüstet.

„Natürlich! Ich bin doch kein Plappermaul!“

Erneut huschte ein Lächeln über Itachis Gesicht. Wenn Sasukes Kindheit anders verlaufen war, dann würde er sich vielleicht auch ab und an so gebärden…

„Gut. Danke. Sagst du mir bitte nun vielleicht, wie es um Sasuke steht?“

Schon die ganze Zeit über wollte Itachi dies wissen. Er hoffte, jetzt, wo er Sakura zumindest ein wenig von der Wahrheit erzählt hatte, würde sie ihm entgegen kommen.

Angestrengt schien Sakura über seine Bitte nachzudenken. Es war ihr anzusehen. Ob sie nervös war oder nicht, wusste Itachi nicht zu beurteilen. Doch sie kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum und verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. Sie schien einen inneren Kampf auszufechten, ob sie ihm etwas über Sasukes Zustand erzählen sollte oder nicht. Letztendlich nickte sie kurz, ehe sie knapp erklärte: „Ich werde es dir sagen. Vorher sagst du mir noch, wie es überhaupt zu Sasukes Verwundung kam.“

Verstehend nickte Itachi. Sakura wollte mehr Informationen. Itachi würde sie ihr geben. Nicht nur, um seine Kooperationsbereitschaft zu zeigen, sondern auch, um Sakuras Arbeit als Ärztin zu erleichtern. Vielleicht konnte das Wissen, wie genau Sasuke verletzt wurde, später noch einmal hilfreich sein.

„Sasuke fand mich und wollte mich töten. Wir lieferten uns einen kurzen, aber heftigen Kampf. Wenngleich ich Sasuke keine bedrohlichen Verletzungen zugefügt habe.“

Schweigend nickte. Sakura konnte sich wohl denken, von welchen kleineren Wunden er sprach. In der Tat hatte sich Itachis Kampfeinsatz hauptsächlich darauf beschränkt, Sasuke in seinem Sharingan gefangen zu halten.

„Kisame mischte sich in den Kampf ein. Hinterrücks durchbohrte er Sasuke mit seinem Schwert und schleuderte ihn gegen eine scharfkantige Wand.“

Das Sasuke gerade dabei war, Itachi den Todesstoß zu geben, behielt er vorerst lieber für sich. Es würde nur unnötige Fragen aufwerfen, warum sich Itachi mehr oder weniger widerstandslos umbringen lassen ließ.

„Und dann?“ erkundigte sich Sakura, nachdem Itachi nicht weiter erzählte.

„Dann habe ich Sasuke hierher gebracht“, gab er schlicht von sich.

„Und was ist mit Kisame? Er ist doch dein Partner bei Akatsuki.“

Das Itachi Kisame kurzerhand niedergeschlagen und liegengelassen hatte, verschwieg er. Diese Information war nicht von Bedeutung.

Da Itachi weiter schwieg, wurde Sakura nach kurzer Zeit wohl klar, dass sie aus dem Uchiha nicht mehr erfahren würde. Zumindest nicht darüber. Missmutig verzog sie den Mund. Ein kleiner Seufzer entfuhr ihr.

„Also gut. Sasuke lebt. Noch ist er nicht über den Berg.“

Damit endete ihre Aussage. Sakura schien nicht bereit, mehr zu erzählen. Es war wohl die Retourkutsche, weil Itachi selber so wenig preisgab. Es war Itachi recht. Für den Moment würde er nicht mehr erfahren. Und sie zu drängen wäre wohl kontraproduktiv für die Zukunft. Er war nur froh, dass es Sasuke im Moment anscheinend soweit gut ging. Er war zuversichtlich, dass Sasuke überleben würde. Selbst wenn der Lebenswille von Sasuke daher rührte, seinen Bruder umzubringen und voller Hass getränkt war.

„Und jetzt sag mir, wer dein damaliger Auftraggeber war.“

Ein kleines Lächeln, das auch bestehen blieb, bildete sich auf Itachis Lippen.

„Das werde ich noch tun. Später. Ich denke, du hast erst einmal genug zum Nachdenken.“

Ungläubig klappte Sakura der Unterkiefer herunter. Schnell fing sie sich jedoch wieder.

„Du willst mit Konoha kooperieren, versprichst Informationen, dann wirst du mir diese Brocken hin und hörst einfach auf?“

Selbst mit Itachis eingeschränkter Sicht, erkannte er, dass er Sakura zornig gemacht hatte. Doch für heute würde er tatsächlich nichts mehr sagen. Sakura musste über seine Worte nachdenken.

„Ich werde dir morgen mehr erzählen. Wenn eine reelle Chance bestehst, dass du mir glaubst und das ich die Zusage habe, dass Sasuke die ganze Wahrheit erfahren wird.“

Missmutig verengte Sakura die Augen zu schmalen Schlitzen. Zwischen ihren Augenbrauen entstand eine steile Falte.

„Erhoffst du dir eine Sonderbehandlung?“ verlangte die Kunoichi zu wissen.

Mit recht, befand Itachi.

Verneinend schüttelte er stumm den Kopf.

„Warum sollte ich mich darauf einlassen? Nenn mir einen guten Grund.“

Das fiel Itachi leicht. Darüber musste er nicht erst nachdenken.

„Wegen Sasuke. Ich tue alles nur für ihn und seine Sicherheit.“

Eine Zeit lang ruhten Sakuras grüne Augen auf ihm. Musterten ihn skeptisch. Dann nickte sie.

„Morgen also?“ kam es von Itachi.

Statt einer Antwort, schnaubte Sakura wenig damenhaft auf.

„Ich werde nur weiter mit dir reden, wenn du meinen Worten Glauben schenkst“, merkte Itachi noch einmal an.

Er würde es merken. Itachi konnte Leute gut lesen. Die Art wie jemand wohin sah oder es eben nicht tat, wie jemand unbewusste Bewegungen machte oder die Art, wie man auf eine Aussage reagierte. Schon immer hatte Itachi auf Grund ihrer Gestik und Mimik entlarven können. Konnte in der Körpersprache einer Person lesen, wie in einem offenen Buch. Falls Sakura ihm nicht glauben würde, würde er es morgen wissen.

Anstatt noch etwas zu sagen, drehte sich Sakura wortlos um und ging auf die verstärkte Holztür zu. Sekunden später hatte sie den Raum verlassen.

Erschöpft lehnte sich Itachi in seinem Stuhl zurück. Er hoffte bald in eine eigene, kleine Gefängniszelle gebracht zu werden. Die Schmerzen wurden immer stärker. Bald würde er sie nicht mehr ignorieren können. Weitere Verhöre würden nur schaden. Dann wäre er für morgen vielleicht nicht fit genug, um Sakura Weiteres zu erzählen. Er brauchte Ruhe. Dringend.
 

Das Wasser war angenehm warm, der Strahl gerade richtig, damit er eine massierende Wirkung hatte. Und dennoch war Sakuras Körper ganz verkrampft. Die Dusche half nicht dabei, ihre Gliedmaßen zu lockern. So langsam sollte sie aus der Dusche heraus. Sie stand jetzt sicherlich schon eine gute halbe Stunde unter dem warmen Wasser und tat nichts. Stand einfach nur da, mit geschlossenen Augen, und ließ das Wasser über ihren Körper fließen, genoss die sonst so wohltuende Wärme. Doch dieses Mal half es einfach nicht.

Das Gespräch mit Itachi ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Genauso wenig Sasuke. Wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, sich über Sasukes gesundheitlichen Zustand Sorgen zu machen, analysierte und zerlegte sie Itachis Worte.

Egal wie sie es drehte und wendete, Sakura konnte keine geheime Botschaft darin erkennen. Nichts, was auf etwas Gefährliches schließen ließ. Ob sie nun wollte oder nicht, Itachi schien die Wahrheit zu sagen. Egal wie absurd das klang. Egal wie unrealistisch es sich anhörte, Itachi schien ehrlich besorgt um seinen kleinen Bruder. Dem Bruder, dessen Leben er zur Hölle gemacht hatte.

Nicht zuletzt zeugte sein gestriges Verhalten von der Sorge um den kleinen Bruder. Immerhin hatte Itachi Sasuke das Leben gerettet, indem er ihn nach Konoha gebracht hatte. Itachi hatte sich freiwillig gefangen nehmen lassen. Keine Gegenwehr. Das einzige, was er wollte, war, dass Sasuke in Sicherheit war und er die Wahrheit erfuhr.

Wäre Itachi nicht gewesen, wäre Sasuke jetzt wohl tot. Dann hätte Kisames Angriff seine Wirkung nicht verfehlt. So jedoch hatte sich Itachi, um für Sasukes Überleben zu sorgen, von Akatsuki abgewandt. Der Abtrünnige war in sein Heimatdorf zurückgekehrt, mit dem Wissen, dass er gefangen genommen werden würde. Dieses selbstlose Handeln musste einfach etwas bedeuten. Gerade deshalb wollte Sakura Itachi glauben. Alles andere machte einfach keinen Sinn.

Was genau ging nur in Itachis Kopf vor? So gern wüsste Sakura die Antwort darauf. Doch nicht nur deshalb würde sie morgen wieder zu Itachi gehen. Irgendwie glaubte sie ihm. Tief in ihr drin, fühlte sie es einfach. Itachi war ehrlich zu ihr gewesen.

Wenn sie so darüber nachdachte, war er auch bei vorherigen Zusammentreffen, die meist in einem Kampf geendet hatten, immer höflich und ehrlich gewesen. So wie heute. Lügen schien keine Option für Itachi zu sein. Stattdessen schwieg er lieber, als das ein unwahres Wort über seine Lippen kam.

Außerdem wollte Sakura wissen, worum es überhaupt ging. Warum Itachi vor Jahren seinen eigenen Clan, seine eigene Familie, vernichtet hatte. Es interessierte sie brennend. Und je nachdem was Itachi ihr sagen würde, würde sie es auch Sasuke sagen, sobald es ihm besser ging. Das hatte Sakura bereits mit Tsunade abgeklärt gehabt.

Auch die Hokage hatte nicht den leisesten Schimmer, was Itachi mit seinem Verhalten bezweckte. Sie wusste auch nichts über die Hintergründe von der Auslöschung des Uchiha-Clans. Sollten Itachis Worte Sasukes Zukunft nachhaltig beeinträchtigen, würde Sasuke nichts erfahren. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass bei der Wahrheit etwas Positives heraus kam, so würde Sasuke auch alles erfahren. Die Einschätzung dafür würde jedoch Tsunade übernehmen. Worüber Sakura heilfroh war. Solch eine große Bürde traute sich Sakura nicht zu. Außerdem war sie sich nicht sicher, die Situation richtig einzuschätzen zu können.

Morgen hoffentlich würde das Mysterium endlich geklärt werden. Auch wenn es ihr missfiel wieder alleine mit Itachi sein zu müssen, würde sie es irgendwie schaffen. Heute hatte sie sich doch auch ganz tapfer geschlagen. Wenngleich sie nicht so knallhart geblieben war. Sakura durfte zukünftig nicht so einfach auf Itachis Vorschläge eingehen oder ihm entgegen kommen. Nicht, dass sie sich sonst um den kleinen Finger wickeln ließ und später Wahrheit und Lüge nicht mehr auseinanderhalten konnte! Sakura würde sich nicht manipulieren lassen! Egal wie oft Itachi vertrauenswürdig tat oder wie oft er lächelte! Ganz gewiss würde sich Sakura auch nicht weichklopfen lassen. Nicht mehr! Wenn Itachi etwas über Sasukes Zustand wissen wollte, musst er Informationen liefern. Deutlich mehr Informationen als heute!

Entschlossen drehte Sakura das Wasser ab. Der Strahl versiegte. Sogleich stieg Sakura aus der Dusche und wickelte sich in ein warmes Handtuch ein.

Wenn sie heute Abend Schlaf finden wollte, sollte sich Sakura ab sofort mit etwas anderem beschäftigen. Ihre Gedanken in andere Bahnen lenken. Lesen würde vielleicht ganz gut tun oder irgendeinen anspruchsvollen Film schauen. Oder gerade einen Film, bei dem man sein Hirn ruhig abschalten konnte, in der Hoffnung, dass Sakuras Gedanken dann abschweiften und nicht länger mit den Uchiha-Brüdern beschäftigt waren. Vielleicht sollte sie auch einfach Ino anrufen, um sich mit dem neuesten Klatsch zu versorgen. Wobei, sicherlich war die Topstory in Konoha momentan das Auftauchen der Uchiha-Brüder. Ein Telefonat mit Hinata oder Tenten würde wohl wenig anders verlaufen.

Seufzend trocknete sich Sakura ab. Irgendetwas würde ihr schon einfallen. Nur nicht an Sasuke und Itachi denken. Die Brüder, die sich so ähnelten und doch vollkommen verschieden waren, fand Sakura.

Sie musste dringend eine Beschäftigung finden. Sie brauchte den Schlaf. Nicht nur weil sie erschöpft wegen Sasukes Operation war, sondern auch, weil sie sich morgen wieder um ihn kümmern würde. Falls nötig, würde Sakura Sasuke morgen erneut operieren müssen. Sie hoffte, es würde nicht soweit kommen. Morgen würde auch ein Hyuga vorbei kommen, um sich um den falsch verlaufenden Chakrafluss Sasukes zu kümmern. Sakura wollte dabei sein. Die Ursache für den fehlerhaften Chakrafluss, sah Sakura bei Itachi. Sicherlich hatte er irgendein Genjutsu angewandt, was Schuld daran trug. Die schlimmen, lebensbedrohlichen Verletzungen stammten wohl alle soweit von Kisame. Sakuras zweifelte Itachis Worte hierbei nicht an. Es brachte Itachi immerhin nichts zu lügen.

Entschieden schüttelte Sakura den Kopf. Jetzt dachte sie ja doch schon wieder an Sasuke und Itachi! Damit musste nun Schluss sein! Sie musste fit und ausgeschlafen sein.

Außerdem musste Sakura morgen fit sein, wenn sie wieder ihre Zeit mit Itachi verbrachte. Sie musste deutlich mehr herausfinden. Wenngleich sie bislang noch nicht viel mit Itachi Uchiha zu tun gehabt hatte, sie hatte das ungute Gefühl, dass sich das in Zukunft ändern würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey :)
Das war dann das zweite Kapi ^.^ Hier kam ja viel mit den Gedanken von Sakura und Itachi und Itachis Beweggründe. Im nächsten Kapi gehts damit bissl weiter, aber das war es dann auch ^.^ Ich hoffe es hat euch gefallen. Es wird im nächsten Kapi vllt auch noch ein bissl düsterer, aber das wird sich im Laufe der ff auch wieder ändern ^.^
Über eure Meinung zu diesem Kapi bin ich sehr gespannt ^.^ Was haltet ihr davon, dass Sakura jetzt Itachi als verhören muss? Und natürlich würde es mich interessieren, was ihr zu Itachi sagt ^.^
Danke auch für die ersten Kommentare zum 1. Kapi ^.^
Ich hoffe wir sehen uns zum nächsten Kapi :) *wink* Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fahnm
2014-10-19T21:53:32+00:00 19.10.2014 23:53
Cooles Kapi^^
Antwort von:  Yuri91
20.10.2014 14:15
danke ^.^
Von:  Kleines-Engelschen
2014-10-19T19:35:54+00:00 19.10.2014 21:35
ein tolles kapitel. ich fand das gespräch zwischen sakura und itachi echt gelungen. mach weiter so

greetz
Antwort von:  Yuri91
20.10.2014 14:15
danke schön :)
Von:  Cosplay-Girl91
2014-10-18T17:55:29+00:00 18.10.2014 19:55
Cooles Kapi :)
Ich mag Itachi so!
Arme Sakura, noch mehr Stress - als erstes Sasukes OP und dann auch noch der Verhör bei Itachi!!!
Hoffentlich sterben Beide nicht.
Mach weiter so.
Veröffentliche bald das nächste Kapi, ja???
LG
Antwort von:  Yuri91
18.10.2014 21:09
Danke schön :)
Das macht mich übelst glücklich, wenn dir Itachi so gefällt ^.^
Ja, Stress pur ^.^ Na, wäre ja nicht das erste Mal, dass ich jemanden sterben lasse...*g*
Ich hab jetzt insg. 7 Kapis fertig. Und die sind auch recht lang ^.^ Aber momentan hab ich so gar keine Zeit zum Schreiben >.< Also bleibt es hierbei vorerst bei 1 Kapi pro 2 Wochen. Sorry >.<
LG


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