Ran stand vor ihrer Haustür und hielt inne. Sie wusste nicht, wieso sie dieses komische Gefühl überkam. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen, sie versuchte ruhig zu bleiben, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Langsam streckte sie ihre Hand mit dem Schlüssel aus, steckte ihn mit zitternden Fingern in das Schloss und drehte ihn in Zeitlupe um. Sie war aufgeregt, auf das, was sie erwarten würde, sie spürte inzwischen, dass ihr Körper ihr keinen Streich spielte. Die Tür sprang auf. Spätestens jetzt konnte Ran keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie trat ein und wollte nach der Türklinke greifen, doch ihre Hand griff ins Leere und eine Windböe schlug die Tür hinter ihr zu.
Da erklang plötzlich eine sanfte Melodie. Ran sah zu der Richtung, aus der sie die Musik vermutete. Doch dort war nichts. Da hörte sie plötzlich eine ihr sehr vertraute Stimme … singen.
„105 is the number that comes to my head
When I think of all the years I wanna be with you
Wake up every morning with you in my bed
That's precisely what I plan to do“
Ihr Herz blieb stehen, ihre Augen weiteten sich. Es war Shinichi! Ihr Shinichi! Und … er sang gut. Er traf jeden Ton perfekt. Wie war das möglich?
„And you know one of these days when I get my money right
Buy you everything and show you all the finer things in life“
Ran schmolz innerlich zu einer Pfütze aus Schokolade, während sie weiterhin Shinichis wunderschöner Stimme lauschte. Sie spürte bereits, wie Tränen in ihr aufstiegen und ihre Augen zu brennen anfingen.
„Will forever be enough, so there ain't no need to rush
But one day, I won't be able to ask you loud enough
I'll say will you marry me
I swear that I will mean it
I'll say will you marry me“
Shinichi trat hervor, sah Ran mit tränenüberströmtem Gesicht dastehen und musste sich an sich halten, um nicht die Fassung zu verlieren. Er begann, die zweite Strophe des Liedes zu singen und versuchte, seine Stimme nicht zittrig klingen zu lassen. Ran sollte nicht merken, wie wahnsinnig aufgeregt er war.
„How many girls in the world can make me feel like this?
Baby I don't ever plan to find out
The more I look, the more I find the reasons why
You're the love of my life“
Seitdem er vor ihr stand, nur zwei Meter vor ihr, war es endgültig um sie geschehen. Als sie ihn sah, so unglaublich perfekt aussehend, in seinem schwarzen Anzug, dazu eine dunkelblaue Krawatte. In seinem Gesicht war ein Hauch von Röte zu erkennen, was ihn aber bloß noch besser aussehen ließ. Ran begann unterdrückt zu schluchzen, als ihr der Text des Liedes erst so richtig bewusst wurde. Als ihr klar wurde wie unendlich viel die Nachricht hinter den Zeilen bedeutete.
„You know one of these days when I get my money right
Buy you everything and show you all the finer things in life
Will forever be enough, so there ain't no need to rush
But one day, I won't be able to ask you loud enough
I'll say will you marry me
I swear that I will mean it
I'll say will you marry me“
Die Musik wurde leiser und stoppte schließlich ganz. Ran hielt den Atem an, während Shinichi tief Luft holte. Er räusperte sich. „Ran, wie du dir sicher denken kannst, hat das hier auch einen Grund. Vielleicht hast du den Text verstanden, vielleicht auch nicht ...“ Er grinste verschmitzt. „Was ich dir jedenfalls sagen wollte, ich liebe dich Ran. Für immer und ewig. Ich möchte mein ganzes Leben mit dir verbringen. Deshalb …“ Er kniete sich vor ihr nieder. „… frage ich dich hier und jetzt: Möchtest du meine Frau werden?“ Mit einer flinken Handbewegung holte er ein kleines Kästchen hervor und öffnete es. Darin war ein silbern schimmernder Ring mit einem funkelnden dunkelblauen Saphir.
Ran konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten, sie sprang Shinichi in die Arme und schluchzte.
„Ja … n-natürlich!“, brachte sie schließlich hervor, als sie sich ein wenig beruhigt hatte. „A-aber wieso … wie ist das möglich? Du kannst doch eigentlich g-gar nicht singen!“ Shinichi musste lachen. „Es hat auch lange gedauert, bis ich es konnte.“ Dann sah er sie mit einem liebevollen Blick an. „Weißt du Ran, ich wollte einfach nur annähernd so perfekt sein, wie du.“ Ran sah ihn erstaunt an, dann lenkte sie ihren Blick verlegen auf den Boden. „So ein Unsinn. Du bist doch viel perfekter als ich …“ Doch Shinichi schüttelte den Kopf. „Das denkst du. Du bist viel zu bescheiden, Ran. Und auch das ist eine der unendlich vielen Eigenschaften, die dich zu so einer wundervollen Frau machen …“ Er sah ihr tief in die Augen, beugte sich vor und küsste sie. Ran legte ihre Arme noch fester um ihn und erwiderte den Kuss.
Eine halbe Stunde später saßen sie beide im Panorama-Restaurant des Beika-City-Buildings. Dort saßen sie und redeten, vergaßen alles um sich herum, vergaßen was war, für beide zählte nur das hier und jetzt. Vor allem Ran war schon bei der Planung der Hochzeit. Shinichi hörte ihren Ideen gespannt zu und lächelte. Da hatten sie beide wohl noch viel vor …
