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Final Masquerade

Finde deinen Platz in der Welt!
von

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Once upon an October

Knall. Schon wieder explodierte eine Bombe, nur wenige Kilometer entfernt. Das Bombardement zog sich jetzt schon über zwölf Stunden hin. Ein Ende war noch lange nicht in Sicht, da sie erst aufhören würden, wenn sie sie gefunden hatten.
 

Wieder erzitterte die Welt und sie hörte, wie in den Wohnungen über ihr die Schränke umkippten. Glas zersplitterte. Vermutlich hatte die Familie nur das Nötigste mitgenommen und nun fielen die alten Erbstücke den Todessern in die Hände. Menschen, die ihre Leidenschaft für die falschen Dinge einsetzten und für die das Leid anderer die größte Belohnung war.
 

Der Wind stand ungünstig, denn nun füllte eine feine Staubwolke den kleinen Innenhof, in dem sie sich befand. Sie musste hier weg, die Gefahr war zu groß. Hektisch blickte sie nach rechts. Neben ihr lag, in mehrere Kissenbezüge und Stofffetzen eingewickelt, ihre Tochter. Noch keine anderthalb Jahre alt, kannte sie schon jegliches Leid der Welt. Wenn es so weiterginge, würde sie keine zwei Jahre alt werden. Ein Kind in diesen Zeiten war ein Risiko, eine Gefahr. Keine Gruppe würde sie so aufnehmen und selbst wenn, wäre dies bestimmt nicht das richtige Umfeld für ein Kind.

Sie musste sich etwas einfallen lassen.

Ihr Baby brauchte Sicherheit, Liebe und vor allem Ruhe. Doch wo fand man das? Sie waren allein, vor Wochen hatte sie den Kontakt zu ihren Freunden abgebrochen. Verstoßen von ihrer Familie lebte sie von einem Tag zum nächsten. Wie sollte sie so je die Mutter sein, die ihre Tochter verdiente? Es musste doch jemanden geben, dessen Herz groß genug war, die Kleine wie ihre eigene Tochter aufzuziehen…
 

Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
 

Hektisch griff sie nach dem Bündel, nahm es auf den Arm und apparierte.
 

Der Unterschied hätte nicht gravierender sein können. Die ganze Stadt war still und dunkel. Hier hörte man keine Explosionen. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie gedacht, sie sei ans andere Ende der Welt appariert, doch sie befand sich immer noch in England.
 

Sie kannte die genaue Adresse nicht und wahrscheinlich hatte sich die kleine Familie auch magisch versteckt, doch sie musste es versuchen. Das ausgerechnet seine Aussagen ihrer Tochter eventuell ein halbwegs normales Leben ermöglichten, war Ironie des Schicksals.
 

Mit schnellen Schritten lief sie die kleine Gasse entlang, allerdings nicht ohne sich alle paar Meter umzusehen. Der Schlafmangel und die immer spürbare Gefahr hatten sie paranoid werden lassen.

Rechts von ihr wurden die kleinen Häuser nun von einer großen weißen Mauer abgelöst, über die man hinweg einige Grabsteine sehen konnte. Der Friedhof von Godric‘s Hollow.
 

Ohne darüber nachzudenken, suchte sie den Eingang und betrat ihn. Friedhöfe hatten auf sie immer etwas Beruhigendes ausgestrahlt. Fest drückte sie das Baby an sich und ließ den Blick über die Gräber wandern. Keiner der Namen sagte ihr etwas, ihre Familie hatte es nie nach Godric’s Hollow verschlagen. Kein Wunder, wenn man sich die Familiengeschichte ansah.
 

Mitten in der Bewegung erstarrte sie. Schräg hinter ihr bewegte sich etwas. Was auch immer es war, es war menschengroß und bewegte sich langsam auf sie zu.
 

Ruckartig drehte sie sich um und zog in derselben Bewegung ihren Zauberstab aus ihrer Rocktasche. Wer auch immer ihr Kind bedrohte, er würde diesen Friedhof nicht lebend verlassen.
 

Doch ihr gegenüber stand weder Greyback noch Dolohow, sondern die Person, nach der sie sich gesehnt hatte.
 

Ihr langes, dunkelrotes Haar trug sie wie zu Schulzeiten offen und es fiel ihr über die Schultern. Diese waren nun nicht mehr in einer Schuluniform mit roten Akzenten gekleidet, sondern wurden von einem schwarzen Mantel bedeckt. Ihr Gesicht hatte sich kaum verändert, war es ja auch erst ein paar Jahre her, seitdem sie die Schule verlassen hatten. Doch der Ausdruck ihrer Augen war nicht mehr derselbe. Früher hatte sie nichts betrüben können, jetzt wirkten sie müde und erschöpft, auch wenn ihr Grün immer noch zu strahlen schien.
 

Lily Potter stand völlig unbewaffnet vor ihr. War ihr Verrat bis nach Godric’s Hollow vorgedrungen oder warum lief sie nicht weg? Sie musste doch immer noch annehmen, sie sei auf der anderen Seite. Der Seite, die sie und ihre Familie suchte. Und nun hatte sie sie zufällig auf einem Friedhof entdeckt. Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
 

„Du solltest von hier verschwinden, wenn du nicht möchtest, dass dein Sohn als Halbwaise aufwächst, Evans.“ Ihre Stimme war immer noch die einer echten Black, edel und arrogant.
 

„Was suchst du hier, Kassandra?“, erwiderte die Rothaarige und sah sie misstrauisch an. Zwar war ihre Angst nicht groß genug, um direkt das Weite zu suchen, doch Vorsicht war trotzdem geboten.
 

„Wie du sicherlich mitbekommen hast, sind wir beide letztes Jahr Eltern geworden“, sie deutete mit dem Kinn auf ihre Tochter, die immer noch seelenruhig in ihren Armen schlief, „aber anders als du habe ich nicht das Glück, einen treusorgenden Partner an meiner Seite zu wissen.“ Schon wieder konnte sie sich das zynische Lächeln nicht verkneifen. Sie ignorierte den mitleidigen Blick der Potter und sprach unbeirrt weiter.

„Ich wollte nicht, dass mein Kind die gleiche Erziehung ertragen muss wie ich. Deshalb habe ich das Familienanwesen kurz vor ihrer Geburt letzten August verlassen.“
 

„Du hast dich von deiner Familie abgewandt?“, fragte Lily ungläubig. Nun schienen ihre Augen noch mehr zu strahlen und sie blickte mit weichem Ausdruck zu dem Kind in Kassandras Armen.
 

„Ja, um meine Tochter zu schützen. Allerdings hatte ich die Folgen nicht ganz bedacht…“
 

„Sie sind hinter dir her.“
 

„…und sie werden erst dann zufrieden sein, wenn sie meine Tochter in den Armen halten und ich sie nicht mehr beeinflussen kann.“
 

Lily Potter wusste, was das bedeutete. Der gesamte Clan der Familie Black hasste schwarze Schafe, die ihre hochgehaltene Familienehre beschmutzen. Sei es durch eine „unreine“ Ehe oder falsche Ansichten, jeder „Verräter“ musste um sein Leben fürchten. Doch Kassandras Tochter hatte nicht den Tod zu befürchten, sondern eine rassistische Erziehung, die auch vor den Unverzeihlichen nicht zurückschreckte. Aufgrund ihres „reinen“ Blutes war sie aber für den Tod zu wertvoll. Anders als Kassandra, die sich durch ihre Flucht zur Blutverräterin gemacht hatte. Doch eines verstand Lily nicht.
 

„Was hat das mit James und mir zu tun?“
 

Kassandra blickte zu Boden. Überall lag nasses Laub, nur wenige Gräber waren noch mit Blumen geschmückt. Ihr wurde bewusst, dass sie nie einen Grabstein bekommen würde. Ihre Tochter würde nie einen Ort zum Trauern haben, denn wenn ihre Schwester sie erwischte, würde von ihr nichts mehr für eine Beerdigung übrig bleiben. Noch spürte sie die Wärme ihres Kindes, fühlte ihren Herzschlag und tat alles, um sie zu schützen. Doch schon bald würde dies nicht mehr möglich sein. Das Einzige was ihre Tochter dann erfahren würde, wäre Hass, Schmerz und Tod. Langsam hob sie ihren Blick wieder und schaute Lily Potter nun direkt in die Augen.
 

Eisblau traf auf Giftgrün.
 

„Ich möchte, dass du meine Tochter aufziehst.“



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