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Immer der Freiheit entgegen

von

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Glückwünsche

Mit leisen Schritten trat die Rothaarige in ihre Kajüte zurück und rubbelte sich dabei die nassen Haare trocken. Das Handtuch legte sie über den Stuhl, der am Schreibtisch stand. Flüchtig warf sie einen Blick zu ihrem schnarchenden Freund, der noch friedlich vor sich hin schlief.
 

Es war noch sehr früh gewesen, als sie aufgewacht war. Zwar ging es ihr schon besser, aber wirklich gesund fühlte sie sich immer noch nicht. Und da sie Dank des Schnarchens ohnehin nicht mehr einschlafen konnte, war sie einfach unter die Dusche gehüpft. Nach den paar Tagen, die sie nur im Bett verbracht hatte, war es doch ganz angenehm. Zumindest roch sie nicht mehr so krank und fühlte sich etwas lebendiger.
 

Vor ihrem geöffneten Kleiderschrank blieb sie stehen und grübelte, was sie anziehen sollte. Ihre üblichen Sachen kamen nicht infrage, sonst würde sie wohl nie richtig gesund werden. Großartig viel Auswahl hatte sie dennoch nicht für ihre derzeitige Lage. Lio meinte sich dennoch daran zu erinnern, dass sie einen dunkelgrünen Pullover hatte. Wo war er denn nur?
 

Müde drehte der Pirat sich auf die andere Seite und wollte eigentlich seine Freundin in die Arme ziehen. Zu seiner Verwunderung war ihr Platz aber leer und verschlafen öffnete er seine Augen. Stattdessen sah er, wie sie in den Tiefen ihres Schranks verschwunden war. Hinter ihr auf dem Boden verteilt lagen einige ihrer Sachen und er hörte sie leise fluchen. Doch sie schien fündig geworden zu sein, denn kurz danach stand sie wieder aufrecht und griff nach dem Saum des Shirts, um es auszuziehen. Mit einem Grinsen fragte er: „Kann man dir helfen?“
 

Erschrocken fuhr die Rothaarige zusammen. In ihrer Bewegung hielt sie inne und sah überrascht zu Ace, der sie angrinste. Wütend blickte sie ihn an. „Erschreck mich nicht immer so!“, keifte sie und zog sich das T-Shirt aus. „Lass dich doch nicht immer so erschrecken“, meinte der Rookie nur und stand auf. Er trat näher zu ihr und lächelte sie an. „Ich hatte nur nicht gerechnet, dich heute Morgen so zu sehen.“ Sanft strich er über ihre Wange und hauchte leise: „Ich hab dich wirklich vermisst.“ Lio wurde ganz wacklig auf den Beinen, als sie bemerkte, dass der Schwarzhaarige sich zu ihr herabbeugte, um sie zu küssen. Schwarze Augen blickten in ebenso schwarze. Gerade als sie sich auf Zehenspitzen stellen wollte, ließ ein Geräusch die Zwei zusammenfahren.
 

Bölle, Bölle, Bölle
 

Mit großen Augen starrten die Zwei von sich zu der Teleschnecke, die auf dem Tisch Anstalten machte. Shanks rief an.
 

Bölle, Bölle, Bölle
 

Ace spürte, wie ihm auf einmal ganz unangenehm wurde. Rief er an, um sich nach seiner Tochter zu erkunden? Er Schwachkopf, natürlich rief Shanks wegen ihr an. Aber ob der Rote auch nach ihm fragen würde?
 

Bölle, Bölle, Bölle
 

In Lios Kopf begann es zu rattern, als sie das Klingeln der Teleschnecke hörte. Erst gestern Abend hatte die Feuerfaust davon gesprochen, dass ihr Vater angerufen und sich wohl aus dem Gespräch hergeleitet hatte, dass zwischen ihr und Ace etwas lief. Was ja auch stimmte, aber das wusste der Kaiser noch nicht. Und die Rothaarige wusste auch überhaupt nicht, wie ihr Vater darauf reagieren würde. Sie wusste dafür noch ganz genau, wie er sich verhalten hatte, als sie damals gemeinsam einkaufen waren. Keine kurzen Kleider, Hosen, geschweige denn Röcke. Seufzend sah sie zu Ace, der mit mischten Gefühlen auf die Teleschnecke starrte.
 

Bölle, Bölle, Bölle
 

„Sag am besten erst mal nichts“, meinte Lio und atmete ruhig ein und aus. Sie zog sich den Pullover über und setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. Einmal räusperte sie sich und tauschte ein letzten Blick mit Ace aus, der sich sichtlich unwohl fühlte. Lio hob ab.
 

„Lio! Geht es dir gut? Bist du noch krank? Kümmert man sich gut um dich? Ich hab solang nichts von dir gehört..“, hörte man die Stimme ihres Vaters. Etwas überrumpelt von den vielen Fragen sah die Piratin von der Teleschnecke zu ihrem Freund, der fast schon apathisch auf den Boden starrte.
 

„Papa, schön dass du anrufst“, begann die Rothaarige langsam. „Mir geht es schon besser und ja, man kümmert sich sehr gut um mich, keine Sorge“, beantwortete sie seine Fragen.
 

„Ich hab mir aber Sorgen gemacht! Besonders als dieser Ace abgenommen hat und meinte, du wärst krank“, plapperte der Kaiser drauf los. Als ihr Vater Ace' Namen erwähnte, schaute dieser zu ihr und sie zu ihm. Sollte Lio nun alles erzählen oder doch lieber schweigen? Was wäre richtig? Und ihr Vater würde Ace doch niemals etwas antun, oder..?
 

„J-Ja.. Er hat mir gesagt, dass du angerufen hast und-“ „Ist er dein Freund?“
 

Mit geweiteten Augen und leicht geöffnetem Mund starrte die Rothaarige die Schnecke vor sich an. Sollte sie jetzt einfach ja sagen? Wieso überlegte sie überhaupt?
 

„Ehm..“
 

Großartig! Mehr konnte sie nicht sagen?
 

„Wusste ich es doch“, hörten die Zwei die Stimme über die Teleschnecke sagen. Doch wirklich wütend oder gar zornig klang sie nicht. Stattdessen hörte mein ein Seufzen und die Schnecke begann zu lächeln.
 

„Ich freu mich wirklich für dich Lio“, Shanks klang in diesem Moment sehr gefasst, es schien auch so, als würde er es vollkommen ernst meinen.
 

„Ace?“
 

Als der Schwarzhaarige direkt vom Kaiser persönlich angesprochen wurde, sah er abwegig zu Lio, die ihn unsicher anlächelte und zaghaft nickte. Der Rookie stellte sich direkt neben den Stuhl der Rothaarigen und meldete sich knapp mit einem „Ja?“ Selten fühlte Ace sich so unwohl wie in diesem Moment. Zwar hatte er den Roten schon kennenlernen dürfen, doch zu der Zeit war er nicht derjenige, der mit seiner Tochter unanständige Dinge anstellte. Zu ihrem Treffen war er lediglich Ruffys großer Bruder gewesen, der sich dafür bedankt hatte, dass das Leben seines Bruders gerettet wurde. Doch jetzt..
 

„Ich sage das nur einmal, also höre gut zu.“ Die Feuerfaust schluckte schwer und rührte sich nicht von der Stelle. Er wagte es nicht mal zu atmen, seine Hände fühlten sich auf einmal so unnatürlich schwitzig an und es kam ihm schon so vor, es wäre es im Raum um einige Grade kälter geworden. War das die Aura des Kaisers oder eines Vaters?
 

„Mir war von Anfang an bewusst, dass meine Tochter später mal einen Freund haben würde. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass es schon sobald passieren würde. Und ich hatte ebenso wenig damit gerechnet, dass ausgerechnet du ihr Typ bist. Ich habe dich als einen hitzköpfigen, übermütigen Rookie im Kopf. Du stürzt dich unüberlegt von einem Kampf zum nächsten und dachtest sogar, du könntest Whitebeard besiegen. Du handelst impulsiv und scheust dich nicht, dich gegen Stärkere aufzulehnen. Du.. erinnerst mich viel zu sehr an mein junges Ich. Und ich hatte im Großen und Ganzen wirklich gehofft, sie würde sich jemanden Vernünftigeren aussuchen.“
 

Shanks machte eine kurze Pause und ergänzte schlussendlich: „Solltest du ihr auch nur einmal schaden, sollte sie wegen dir nur eine Träne vergießen oder du sie auch noch in Gefahr bringen.. Ich schwöre dir Portgas D. Ace, es wäre das Letzte, was du getan hättest.“
 

Stille.
 

Ein innerer Freudenschrei brach aus Lio heraus. Hatte ihr Vater damit nicht gerade akzeptiert, dass Ace ihr Freund war? Naja gut, er hatte ihm gedroht, aber er hatte es ihr immerhin nicht verboten oder so etwas in der Art, zumal das sicherlich wenig gebracht hätte. Mit einem breiten Grinsen sah sie zu dem Schwarzhaarigen, der völlig starr auf die Schnecke schaute.
 

Dennoch sagte der Rookie nichts, er versuchte zu realisieren, was der Kaiser gesagt hatte. Shanks akzeptierte Ace als Lios Freund. Das war doch.. gut. Mal ganz davon abgesehen, dass die Rothaarige dank ihm schon über Bord gegangen war. Solche Dinge sollte der Rote wohl eindeutig lieber nicht erfahren.
 

„Haben wir uns verstanden?“, brummte Shanks‘ Stimme durch die Teleschnecke.
 

„J-Ja! Ich würde Lio niemals etwas antun, ich werde immer auf sie aufpassen.“ Die Feuerfaust fand schließlich seine Stimme.
 

„Jaja“, brachte der Kaiser den Jungen zum Schweigen und wandte sich direkt an Lio. „Und wie lange verheimlichst du ihn mir schon?“ Shanks tat ganz so, als wäre der Rookie nicht mehr anwesend. Irgendwie war es gemein von ihm, aber immerhin war dieser junge Pirat ein sehr passendes Bild für sein früheres Ich. Und wenn er darüber nachdachte, wie er sich in der Jugend verhalten hatte und besonders dann, als er Lina kennenlernte.. da wollte er sich lieber nichts weiter ausmalen.
 

„Eine Weile..“, gestand die Rothaarige kleinlaut und drückte sich vor der ehrlichen Antwort. Geschickt versuchte sie ihn davon abzulenken. „Aber erzähl doch mal, wie geht es dir so? Warum bist du eigentlich schon so früh wach?“, innerlich hoffte die Piratin, dass ihr Vater auch nur bei einer der Fragen anbeißen würde und wie es schien..
 

„Mir geht’s gut, ich vermisse dich aber. Ben auch, obwohl er das nie sagen würde, und Yasopp, Lou auch. Wir alle vermissen dich, aber ich am meisten..“, zwar war der Ausdruck der Schnecke ein Lächeln, doch klang der Rothaarpirat traurig. Ein kurzes Räuspern war zu hören und augenblicklich später klang der Pirat besser gelaunt: „Ich war so früh wach, weil ich wissen wollte, wie es dir geht!“
 

Dass Shanks immer so überfürsorglich war, kannte die Rothaarige nicht anders. Es war schön zu wissen, dass es jemanden gab, der sich um ihr Wohlergehen sorgte. „Mir geht es wirklich schon besser, glaub mir. Und ich vermisse euch auch.“
 

„Das freut mich wirklich zu hören und sie behandeln dich wirklich alle gut?“, dass Shanks damit besonders eine gewisse Person ansprach, war allen Anwesenden klar.
 

„Jaha, wirklich alle“, langsam war sie genervt von ihrem Vater. Dass er gegenüber Ace misstrauisch war, verstand sie. Dennoch sollte er sich langsam mal beruhigen und nicht so aus der Haut fahren, wenn es um den Rookie ging. „Mir geht es gut, alle behandeln mich gut, Ace ist ein guter Freund, okay?“, versuchte Lio endlich einen Abschluss unter dieses Thema zu kriegen.
 

„Das hoffe ich doch“, meinte der Rote noch etwas ausdrücklicher und wechselte dann das Thema. „Seid ihr bald wieder in der Neuen Welt?“ Die Antwort darauf interessierte ihn wirklich sehr. Würde seine Tochter bald wieder auf dem gleichen Meer segeln wie er? Und wenn ja, bestünde die Möglichkeit, dass sie sich treffen konnten? Er würde sich zumindest sehr darüber freuen, sie mal wieder zu sehen. Und mit etwas Glück würde er auch die Feuerfaust kennenlernen und ihm klar machen, dass er es sich lieber nicht mit dem Kaiser verscherzen sollte. Ja doch, der Gedanke daran, seine Tochter wiedersehen zu können, gefiel ihm.
 

„Um ehrlich zu sein.. gute Frage“, antwortete die Piratin ehrlich und sah fragend zu Ace, der auch nur mit den Schultern zuckte. „Aber ich denke mal ja. Wird ja auch mal wieder Zeit, dass wir in die Neue Welt kommen“, erklärte sie ihrem Vater und grübelte darüber, ob sie nicht mal Marco oder Thatch fragen sollte, ob diesbezüglich etwas bevorsteht.
 

„Falls es so sein sollte, gib mir bitte Bescheid. Fürs Erste solls das gewesen sein. Ich hab dich wirklich lieb meine Kleine und ich vermisse dich.“
 

Warmherzig lächelte Lio die Teleschnecke vor sich an. Sie vermisste ihren Vater mindestens genauso und es tat wirklich gut, mal wieder mit ihm gesprochen zu haben. Zudem er jetzt auch noch wusste, dass sie mit Ace zusammen war und wie es schien, er es auch akzeptierte. Es machte sie glücklich, dass Shanks hinter ihr stand und ihr den Rücken stärkte, auch wenn er nicht zwingend zufrieden mit dem war. „Ich dich auch Papa.“
 

Ace beäugte die Rothaarige genauestens und erkannte einen Rotschimmer auf ihren Wangen, ihr Lächeln war sanft und herzallerliebst. So glücklich machte es sie also einen Vater wie Shanks zu haben. In diesem Moment beneidete er sie deswegen ein wenig. Ob er sich jemals so gut mit seinem Vater verstanden hätte? Kaum merklich schüttelte er den Kopf, sodass Lio nichts davon bemerkte. Wie kam er auf die Idee, dass er sich mit seinem Vater gut verstanden hätte? Es spielte keine Rolle. Whitebeard war sein einziger Vater und darüber war er froh.
 

„Kümmere dich gut um sie, Ace.“ Die Stimme des Kaisers holte ihn aus seinen Gedanken zurück. „N-Natürlich!“, die Feuerfaust wollte sich selbst verfluchen. Wieso stotterte er denn so, wenn er mit Shanks sprach? Als er sich damals bei dem Roten für die Rettung seines Bruders bedankt hatte, war er nicht so zimperlich gewesen. Doch inzwischen.. war es wohl etwas anderes, wenn man bedachte, dass es sich hierbei um Lios Vater handelte. Ein verdammt starker und einschüchternder Mann, wenn Ace im Nachhinein so darüber nachdachte.
 

„Wir hören uns die Wochen wieder. Grüß den Alten mal von mir“, hörte man noch das Lachen des Roten und schon hatte er aufgelegt. Als der Rookie realisierte, wen er mit „den Alten“ meinte, rief er empört: „Oih!“, doch war es schon zu spät.
 

Statt sich aber weiter darüber aufzuregen, hatte er auf einmal überall rote Haare im Gesicht, in seinen Armen Lio. Überrumpelt erwiderte er ihre stürmische Umarmung und hörte sie sagen: „Ich bin so froh.“ Sie klang wirklich erleichtert. Und um ehrlich zu sein, war Ace absolut erleichtert. Er hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet und dafür ging es doch ganz gut aus. „Und ich erst“, meinte die Feuerfaust glücklich und stellte die Rothaarige wieder auf ihre Beine. Als er in ihr Gesicht sah, trafen ihre schwarzen Augen auf seine. Ihre Augen.. sie funkelten, erinnerten ihn stark an eine wolkenlose Nacht, den Himmel übersäht von Sternen. In diese Augen hatte er sich von Anfang an verliebt.
 

Doch auf einmal veränderte sich ihr Blick. Ihre Augenbrauen verzogen sich, ihre Stirn legte sich in Falten und mit ihrem Mund zog sie eine eigenartige Grimasse, grübelnd sah sie ihn an. Fragend sah er zurück. Was hatte sie denn auf einmal?
 

„Ich muss etwas erledigen. Du findest auch ohne mich eine Beschäftigung, oder?“, sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und war schon so schnell zu Tür geeilt, dass er gar nicht reagieren konnte. „Bis später!“, sie winkte mit einem Arm und hatte die Tür schon hinter sich zu gezogen. Verwirrt blickte er ihr hinterher und öffnete die Tür, um sie zu fragen, was sie auf einmal hatte, doch auf dem Gang war sie schon nicht mehr zu sehen. „Was zur Hölle war das denn gerade..“, nuschelte der Pirat verwirrt in sich hinein.
 

Lio wusste, dass das nicht gerade die beste Art war, sich aus dem Staub zu machen, ohne dass er Verdacht schöpfte. Aber wenn sie genauer drüber nachdachte.. es war Ace, er würde sicherlich keinen Verdacht schöpfen.
 

Letzte Nacht hatte er ihr davon erzählt, dass er bei Vater gewesen war und wie es schien, hatten die beiden alles Notwendige geklärt. Demnach stand auch nichts mehr im Weg, dass Ace endlich Kommandant werden konnte! Und wenn schon jemand zum Kommandanten ernannt wurde, dann sollte das natürlich auch groß gefeiert werden. Natürlich fielen ihr einige Dinge ein, die der Feuerfaust sicherlich gefallen würde und eines davon war wohl ganz klar Essen. Es würde eine riesige Überraschung werden und innerlich malte sie sich schon aus, wie der Rookie reagieren würde. Bestimmt würde er sich doch darüber freuen, oder?
 

Zielstrebig marschierte die Rothaarige durch die Gänge der Moby Dick und blieb schließlich vor der Kajüte des Smutjes stehen. Motiviert klopfte sie an und wartete auf eine Reaktion. Ganz leise hörte sie ein Grummeln und trat ein. Wie erwartet, lag der vierte Kommandant noch immer im Bett und war halb am Schlafen. Grinsend trat die junge Piratin an das Bett und piekste den Koch bis er sich mehrmals hin und herdrehte.
 

Verwirrt öffnete er die Augen und richtete sich auf. Als er Lio erkannte, fragte er: „Was machst du denn hier?“ Dabei gähnte er ausgiebig und kratzte sich an seinem Bart. „Ace hat endlich zugesagt und ich habe eine großartige Idee! Hilfst du mir?“
 

~*~

„Aaaace!“, trällerte die Piratin motiviert, als sie den Schwarzhaarigen in der Kombüse antraf. Er zuckte leicht zusammen, als hätte man ihm gerade bei irgendetwas erwischt. „Ich hab dich schon überall gesucht“, meinte Lio und lächelte ihn breit an.
 

Ertappt kratzte der Rookie sich am Hinterkopf und lächelte etwas gekniffen. „Ach wirklich? Schön, dass du mich gefunden hast.“ Mit seinen Händen hatte er etwas hinter seinem Rücken versteckt, was die Rothaarige nicht sehen sollte. Schelmisch begann diese zu grinsen und trat näher heran. „Finde ich auch, aber sag mal“, dabei kam sie ihm auf einmal so nah, dass er vor Schreck nach hinten auswich. Beinahe hätte er den Teller fallengelassen, doch die Rothaarige reagierte schnell. Sie war einen Schritt zu Ace getreten und hatte ihm den Teller abgenommen, ehe er hätte fallen können. Grinsend sah sie ihn an.
 

„Hast du wirklich so einen großen Hunger?“, dabei deutete sie auf das Stück Fleisch in ihren Händen. Er nickte entschuldigend. „Ja, irgendwie war das Mittagessen heute nicht ausreichend“, wenn er genauer darüber nachdachte, war es gar kein Vergleich zu sonst. Nur eine Mahlzeit hatte er heute essen können, eine! Und es gab einfach nicht mehr, was ihn wirklich verwundert hatte. Sonst gab es doch Essen in Massen..
 

„Du musst dich wohl noch etwas gedulden“, erklärte die Rothaarige. Sie stellte den Teller beiseite und widmete sich wieder voll und ganz ihrem Freund. „Ich hab eine Überraschung für dich“, sagte sie mit einem überaus breiten Lächeln. Lio war so unglaublich gespannt darauf, ob er sich wohl darüber freuen würde. Und wenn sie es richtig deutete, würde er sich wahnsinnig freuen. Immerhin ging es hier um Essen und er hatte Hunger.
 

Eine Augenbraue des Schwarzhaarigen hob sich, er dachte nicht lange nach und begann anzüglich zu grinsen. „Eine Überraschung also..“ Dabei trat er zu ihr, legte seine Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich. Er beugte sich zu ihr herab und verwickelte sie in einem Kuss. Schnell drückte sie ihn von sich und schüttelte den Kopf. „Nicht so eine Überraschung, meine Güte. Du denkst aber auch immer nur daran“, tadelnd sah sie ihn an und deutete auf den Ausgang. Enttäuscht sah er dorthin und ließ Kopf und Schulter hängen. „‘tschuldigung“, murmelte er geknickt und ließ sich von der überschwänglichen Rothaarigen zum Ausgang ziehen.
 

Trotz der Abfuhr war er aber gespannt darauf, was es für eine Überraschung wohl geben würde. Und wie er bemerkte, liefen sie gerade die Treppe zum Deck hinauf. Wie wollte sie ihn denn bitte überraschen?
 

Die Tür zum Deck wurde geöffnet und nach wie vor zog die Rothaarige den Rookie mit sich. Kaum stand er auf dem Deck blendete die Sonne seine Augen und für kurze Zeit sah er nichts. Permanentes Gerede war zu hören und Ace erkannte, dass das ganze Deck vollstand. Überall verteilt, waren seine Kameraden, die bereits Krüge in den Händen hielten. So auch die Kommandanten, die allesamt anwesend waren und ihn freundlich anlächelten. Lio hatte sich zu ihnen gesellt und ließ den verwirrten Rookie einfach inmitten der Menschenmenge stehen.
 

„Und jetzt ist Ace offiziell Kommandant der zweiten Division!“
 

Marco rief es mit einem ausgelassenen Lächeln und hob seinen Krug empor. Whitebeard tat es ihm gleich und rief: „Auf Ace!“ Einstimmig wurde es von allen Anwesenden erwidert und erst da bemerkte Ace richtig ernsthaft, wie gut er hier aufgehoben war. Thatch, Marco, Lio, wirklich alle freuten sich, sie lachten und stießen auf ihn an. Sie freuten sich, dass er ihr Kommandant wurde. Es war ihnen egal, woher er kam und was für eine Vergangenheit hatte. Es interessierte hier niemanden und selbst die, die es wussten, hatten kein Problem damit Er hatte hier ein Zuhause gefunden. Hier, bei alle seinen Nakamas fühlte er sich wohl.
 

Der erste Kommandant war zu ihm gekommen. Freundschaftlich legte er ihm einen Arm um die Schulter und meinte: „Hey, diese Feier ist für dich. Warum hältst du dich so zurück? Hier!“, dabei stopfte er dem Schwarzhaarigen eine große Fleischkeule in den Mund, welcher diese sofort verschlang. Keine Sekunde später wurde dem frisch ernannten Kommandant erneut etwas in die Hände gedrückt, mit einem „Hier, trink!“ trank er an einem Zug den ganzen Krug leer.
 

Lachend beobachtete Lio das ihr gegebene Szenario. Wie es schien, hatte sie ihren Plan erfolgreich umsetzen können und er freute sich. Er war endlich voll und ganz hier angekommen. „Du bist eindeutig zu gut für ihn“, lächelnd hatte sich Thatch neben sie gestellt und ihr einen Krug überreicht. „Meinst du?“, die Zwei wussten, dass darauf keine Antwort kommen würde, doch lächelten beide stumm. Ihrer Meinung nach hatte der Schwarzhaarige es schlichtweg verdient so gefeiert zu werden. Der Smutje deutete mit einer Kopfbewegung daraufhin, dass er sich mal zu dem zweiten Kommandanten gesellen würde, der gerade dabei war, Unmengen an Speisen in sich rein zu drücken. Kopfschüttelnd grinste sie. Ace war eine richtige Fressmaschine.
 

„Hey, hey! Das Essen wird dir nicht wegrennen, weißt du..?“ Thatch lächelte und legte dem Rookie einen Arm um die Schulter, wie Marco es zuvor auch schon getan hatte. Der Schwarzhaarige schaufelte ungehemmt weiter Essen in sich hinein, die Überraschung war Lio mehr als geglückt, soviel stand für ihn fest. Der Kommandant sprach weiter: „Und die Party ist zu deinen Ehren, weißt du..?“ Keine Sekunde später hörte man ein lautes Schnarchen, was alle erstaunt zur Feuerfaust blicken ließ. Einstimmiges Fragen ging durch die Menge: „Er ist eingeschlafen?!“ „Beim Essen?“
 

Auch wenn es so absurd war, die Rothaarige kannte es ja nicht anders von ihm. Schon so oft war er mitten im Essen oder Erzählen eingepennt und dafür konnte er ja nicht mal etwas. Und dass alle so erstaunt aber auch geschockt reagierten, ließ sie erneut kichern. Auf ihren Augenwinkeln bemerkte sie, wie ihr Kommandant näher kam. Neben ihr blieb er stehen, den Blick wie sie geradeaus gerichtet.
 

„Er ist schneller aufgestiegen als du“, sagte Marco und drehte den Krug in seinen Händen. Sein Ziel war es, die junge Piratin etwas aufzuziehen, vielleicht würde er es so ja schaffen. „Er hat aber auch das Zeug dazu“, meinte sie schlicht. Ihr Lächeln war schon seit Beginn der Überraschung wie festgeklebt, doch jetzt nahm es einen anderen Charakter an. Sie sah liebevoll zu dem Schwarzhaarigen, der gerade wieder aufgewacht war und ungehemmt weiter aß. „Er war mal Captain, hatte ein eigenes Schiff mit Crew dazu. Ace weiß, wie man eine Truppe anleitet. Ich hab so schon Schwierigkeiten deinen Anweisungen zu folgen, wie sollte ich dann auch nur in der Lage sein, anderen zu sagen, was sie zu machen haben?“
 

Auch darauf erwartete die Rothaarige keine Antwort, wollte nur ein paar Dinge in den Raum werfen. Lio selbst war sehr froh damit, nicht solche Verantwortung tragen zu müssen. Sie würde es nicht mal ertragen, wenn nur einer ihrer Nakamas zu Schaden kommen würde, nur weil sie nicht richtig gehandelt hatte. Es brauchte Vertrauen und auch Kraft in sich selbst, um Kommandant zu werden und so überzeugt, war sie bisher noch nicht von sich. Unter Marco hatte sie zumindest schon ihr gerecht helfen können und darüber war sie froh genug.
 

Der Blonde richtete sich zu ihr, dass auch sie ihn ansah. Mit einem warmen Lächeln tätschelte er ihr den Kopf. „Irgendwann bist auch du bereit dazu“, antwortete er ruhig. Die Rothaarige hatte noch zu wenig Erfahrung und nicht das nötige Vertrauen in sich, doch sicherlich würde sie auch irgendwann in der Lage sein, eine ganze Division anzuleiten, da war er sich ziemlich sicher.
 

Als Ace aufstand und zu ihnen kam, verschwand der Vize mit einem Nicken zu Lio und gesellte sich zu den anderen Kommandanten, die eine kleine Gruppe gebildet hatten.
 

„Das ist alles dir zu verdanken“, stellte der Rookie ruhig fest, seine Augen funkelten dafür umso wilder. „Wer sagt, dass das die Überraschung war?“, fragte sie neckend und lächelte ihn anzüglich an. „Achso?“, kam direkt die Gegenfrage mit Antwort gleich dazu. Der Schwarzhaarige hatte das Mädchen vor sich an sich gezogen, eine Hand auf ihrem Rücken, die sie festhielt und nicht mehr aus dem Griff ließ. Die andere Hand lag auf ihrer Wange und zart strich er darüber. Ganz eng standen die Zwei beieinander, dass man schon im Hintergrund Pfeifgeräusche hörte, die sie allerdings nicht störten.
 

Ein Kuss landete sanft auf ihrer Stirn, bis er seine an ihre drückte, die Augen geschlossen. „Ich habe dir soviel zu verdanken, wie fang ich am besten an?“, dabei küsste er sacht ihre Wange, dann die anderen und vor ihrem Mund stoppte er. Lächelnd sah er sie an, mit einem Rotschimmer auf den Wangen starrte sie ihn mit großen Augen zurück. So nah waren sie sich in der „Öffentlichkeit“ mit so vielen Menschen um sich herum noch nie gekommen. Ein unschuldiger Kuss versiegelte ihre Münder, der nicht lange hielt. Keine Sekunde später, hatte er Lio fest in seine Arme gezogen und sie umarmt.
 

„Ich danke dir.“



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