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Mit Superkräften geboren

von

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Erste Anzeichen

Kapitel 10 – Erste Anzeichen
 

„Sam“, begann ich zaghaft und setzte mich neben das Bett auf einen bereitstehenden Stuhl. „Zuerst würde ich gerne wissen, woran du dich erinnerst.“. Samantha nickte.

„Jayson, das habe ich…“, begann der Arzt, doch ich unterbrach ihn direkt.

„Ich möchte es von Samantha hören.“, sagte ich leise und er nickte, bevor er sich ebenfalls setzte, auf einen Stuhl neben dem Fenster. „Erzählst du es mir?“, fragte ich vorsichtig weiter. Samantha seufzte leise und nickte dann, bevor sie die Augen schloss.

„Das Letzte woran ich mich erinnere…“, murmelte sie leise vor sich hin. „Wir waren auf der Autobahn unterwegs. Da war ein großer Lastwagen, den Papa überholen wollte. Dann hat alles gepoltert und geruckelt. Dann stand das Auto schief und ich bin rausgeklettert. Ich bin zu Papa gelaufen, er hatte…“ Urplötzlich riss sie ihre Augen auf und sah direkt in meine. Ich erkannte, dass ihre vor Tränen glitzerten. „Er hatte eine riesige Glasscherbe im Hals, er ist tot, richtig?“, fragte sie und ich nickte leicht. Sie schluchzte auf und der Damm brach, die Tränen rollten. Ich seufzte leise, bevor ich vorsichtig ihre Hand drückte. Sie schmiss den Kopf auf ihr Kopfkissen und weinte laut weiter. Sie entriss mir ihre Hand und drückte sie sich auf die Augen. Kurz darauf verstummte das Schluchzen und sie sah mich mit nassen Augen an. „Meine Mama ist auch tot, richtig?“

„Ja, es tut mir Leid, Sam.“, meinte ich und fuhr ihr mit der Hand vorsichtig über die Wange. Sie schniefte einmal laut und nickte dann vorsichtig, bevor die Tränen wiederkamen und sie erneut von einem heftigen Tränenkrampf geschüttelt wurde. Es tat weh, sie so zu sehen, doch sie musste es wissen, um bereit für alles zu sein, was noch kommen würde. Sie musste wieder stark werden, so stark, wie vor dem Schuss. Nein, noch stärker. Wir durften das Training nicht vernachlässigen, sie muss fit werden und sich verteidigen können, egal ob mit Waffen, oder gänzlich ohne.

„Wie soll es jetzt weitergehen?“, hörte ich sie auf einmal fragen, zog aber nur die Augenbrauen hoch, weil ich nicht genau verstand, was sie meinte. Sie schluckte einmal. „Die Schule, unser Haus, das alles.“, murmelte sie und blickte mich fragend an. Ich lächelte leicht und wischte ihr vorsichtig mit einem Zipfel der Bettdecke die Tränen aus dem Gesicht.

„Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Sam. Pass auf, ich muss dir da noch was sagen und du musst mir versprechen, dass du mir glaubst und versuchst, damit klar zu kommen, in Ordnung?“ Das Mädchen zog die Augenbrauen zusammen und schien über meine Worte nachzudenken, bevor sie leicht nickte.

„Versprochen.“, sagte sie leise und ich nickte.

„Der Unfall, an den du dich erinnerst, passierte 2001. Das ist jetzt schon elf Jahre her.“ Samantha sah mich schockiert an.

„Ich lag elf Jahre im Koma?“, fragte sie fassungslos und ich musste kurz leise auflachen, bevor ich wieder ernst wurde.

„Nein, du lagst nicht im Koma. Weder damals nach dem Unfall, noch dieses Mal.“, klärte ich sie auf. Sie zog die Augenbrauen zusammen und blickte mich fragend an.

„Was ist dann passiert? Was habe ich die letzten elf Jahre gemacht? Warum kann ich mich nicht mehr daran erinnern?“

„Amnesie“, meldete sich der Arzt nun wieder zu Wort. Und lehnte sich mit den Armen auf seine Beine. „Ein Schock, vermutlich der Schuss, der auf dich abgegeben wurde, hat es ausgelöst. Warum du dein Gedächtnis genau ab dem Unfall verloren hast, ist noch unklar.“, philosophierte er und ich verdrehte kurz die Augen.

„Wir hoffen, dass du dein Gedächtnis nicht verloren hast, sondern einfach nur nicht darauf zugreifen kannst. Wir wollen versuchen, deine Erinnerungen aus den dunklen Ecken in deinem Kopf herauszulocken.“, meinte ich hinzufügend und sah ihr geradewegs in die Augen. „Die Schuld an deiner Amnesie trage ich.“, murmelte ich.

„Schwachsinn, Jayson!“, wurde ich von Dr. Steffens unterbrochen. „Ich sage es wieder und wieder. Ohne dich wäre sie tot.“ Ich schnaubte und schaute wieder zu ihm.

„Von wegen! Ohne mich wäre sie nie in diese Lage geraten. Es ist meine Schuld.“, giftete ich ihn an, was ich wütend die Arme vor der Brust verschränken ließ.

„Selbst wenn du sie in Gefahr gebracht hast, du hast sie gerettet.“, konterte er.

„Trotzdem bin ich …“

„Es reicht jetzt!“, wurden wir angeschrien und wir drehten uns zu der jungen Frau, die sich den Kopf mit beiden Händen hielt. Besorgt hob ich den Arm und wollte ihr über die Wange streichen, als sie meine Hand wegschlug. „Auch wenn ich wirklich gerne wissen würde, was passiert ist, das ist zu viel! Ich glaube es wäre besser, wenn ihr jetzt geht.“, meinte sie mit zusammengebissenen Zähnen und blickte wütend von einem zum anderen.

„Bist du dir sicher? Ich möchte dich ungern alleine lassen.“, meinte ich und blickte sie betrübt an.

„Ja, ich bin mir sicher! Und bitte, das nächste Mal kommt ihr jeweils alleine, klar?“, kommandierte sie und ich konnte es nicht verhindern, bis über beide Ohren zu grinsen. Sam sah mich wütend an. „Was genau ist daran so witzig?“, fragte sie. Ich zuckte die Schultern und erhob mich von meinem Stuhl.

„Nichts, eigentlich. Es ist nur so, dass du dich irgendwie seit dem letzten Mal, wo wir uns gestritten hatten, nicht geändert hast.“, meinte ich und zwinkerte ihr zu. „Das heißt wohl, dass wir deinem Gedächtnis nur ein bisschen auf die Sprünge helfen müssen. Das gefällt mir.“ Erst war sie verwundert, doch dann konnte ich ein kleines Grinsen auf ihren Zügen sehen.

„Raus jetzt.“, meinte sie dennoch, jedoch nicht mehr so hart und kalt, wie vorher.

„Bis morgen.“, sagte ich noch, bevor ich das Zimmer hinter dem Doktor verließ.

*** Sichtwechsel Samantha ***

Nachdem beide Männer das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatten, seufzte ich einmal schwer. Ich war keine zehn mehr. Jetzt war ich 21. Elf Jahre ohne Erinnerungen. Elf Jahre ohne meine Eltern. Was war in dieser Zeit passiert? Woher kannte ich Jayson? Woher kannte er mich? Was hatten wir gemeinsam? Welche gemeinsame Vergangenheit hatten wir? Wo lebte ich? Wer verdammt nochmal war ich?

Ich atmete einmal tief durch und fuhr mir mit der linken Hand durch die Haare. Sie waren leicht verfilzt. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich aussah.

Ich war angeschossen wurden. Warum? Wie war es dazu gekommen? Jayson meinte er wäre schuld gewesen, doch wieso? Wieso sah er so geknickt aus, als er die Schuld auf sich genommen hatte? In welcher Beziehung stand dieser junge Mann zu mir?

Es klopfte. Schon wieder dieser Jayson?

„Ja?“, bat ich die Außenstehenden herein. Die Tür öffnete sich und ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, die zu einem Zopf geflochten waren, steckte den Kopf zur Tür hinein.

„Hey.“, meinte sie schüchtern, bevor sie ganz eintrat.

„Hey.“, gab ich zurück. Wer war das hübsche Mädchen. Sie kicherte leise, schloss die Tür hinter sich und kam näher zu mir setzte sich auf den Stuhl neben dem Krankenbett.

„Ich bin Cynthia. Danke, dass du mich hübsch findest.“, meinte sie grinsend und ich runzelte die Stirn, Hatte ich laut gedacht? „Nein, hast du nicht!“, kam direkt die Antwort von ihr, welche mich nur noch mehr verunsicherte. „Bevor dein Kopf platzt: Ich kann deine Gedanken lesen, Sam.“ Schon wieder dieses Sam.

„Oh.“, meinte ich kleinlaut.

„Ich bin Jayson´s kleine Schwester. Teil deiner jetzigen Familie.“ Familie. „Du hast früher immer sehr oft mit mir gespielt. Nach deinem schlimmen Unfall.“ Unfall. „Du bist meine beste Freundin.“ Freundin. „Kannst du dich wirklich nicht mehr erinnern?“, fragte sie nun, nachdem ich auf keine Bemerkung von ihr etwas gesagt hatte. Ich schüttelte den Kopf.

„Tut mir Leid, Kleine.“ Sie nickte lediglich und senkte den Kopf. Was konnte ich nur tun?

„Nichts.“, sagte sie leise. „Aber vielleicht kann ich etwas tun. Soll ich dir ein paar lustige Geschichten von uns erzählen?“ Sie blickte mich an und ihre Augen leuchteten fröhlich. Ich nickte und lächelte. Wenn sie mit so großer Freude an unsere Abenteuer dachte, dann sollte sie mir diese auch mit dieser Freude erzählen.

„Gerne:“

„Au ja!“, rief sie freudig und beugte sich noch ein Stück zu mir. „Einmal, da waren wir am See, obwohl wir eigentlich gar nicht durften, und da heben wir eine große Sandburg am künstlichen Strand gebaut. Danach war ich die Prinzessin und du die Königin und wir haben uns noch Untertanen aus Sand gebaut, die uns gehorchen mussten.“ Sie seufzte leise. „Das war cool!“ Ich lächelte.

„Das klingt auch echt cool.“, antwortete ich ihr. Sie schnaubte.

„Und dann kam Jamos, hat einmal mit seiner Schwanzflosse auf das Wasser geschlagen und alles kaputt gemacht. So ein Spielverderber!“, nörgelte sie und ich lachte auf.



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