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Abseits der Wege

ein weiteres Abenteuer für Oscar
von

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14. Eine unruhige Nacht

Am gleichen Abend vor den Mauern des Anwesens, etwa zwanzig Minuten vorher...

 

Die Sterne funkelten nun schon seit einiger Zeit und bildeten einen herrlichen Kontrast zum beinahe schwarzen Himmel. Diesen Anblick nicht genießend, kamen zwei Reiter im gemächlichen Trab zum Stehen und blickten stattdessen auf das Chateau Thierry.

 

„Alain, hört Ihr das auch?“

 

„Natürlich, das ist wohl kaum zu überhören! Klingt wie ein ganzes Rudel ausgehungerter Köter. Da ist eindeutig etwas faul.“

 

Alain kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Doch alles, was er vernehmen konnte, waren bizarr geformte Schatten, die im Lichtschein der  Fackeln zu tanzen schienen und ein großes, verschlossenes, unbewachtes Tor. Alain und von Fersen schlichen sich nahe und unbemerkt an das Tor heran.

 

Das Kläffen der Hunde wurde zu einem angsteinflößenden Knurren, welches nichts Gutes für die Beute bedeuten konnte. Auch menschliche Laute konnten sie nun hören. Unter anderem eine tiefe Männerstimme, die auffallend entspannt klang. Zudem eine aufgebrachte Frauenstimme, die Alain zu erkennen glaubte und augenblicklich seine Muskulatur in Anspannung brachte. „Wir müssen da irgendwie rein, gebt Euch Mühe!“ Er klopfte von Fersen dabei auf die Schulter.

 

 

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Comte Jacques de Baux blieb wie angewurzelt stehen und streichelte zum wiederholten Male in Gedanken den makellosen Frauenkörper, der sich peinlich berührt und Schutz suchend, in seinem Bett präsentierte. Sein Besuch würde sicher noch eine Weile warten können...

 

Der Doktor vernähte nun vorsichtig die Wunde mit Nadel und Faden. Oscar biss die Zähne zusammen und versuchte still zu halten, bis es endlich vorbei war. Die erlösenden Worte des Arztes lockerten ihre Kiefermuskulatur: „Geht nur schon vor, Comte, die Mitteilung hörte sich sehr dringlich an. Ich bin gleich fertig. Der schmerzhafteste Teil ist nun geschafft. Seid unbesorgt, mit strikter Ruhe kann die Wunde gut verheilen.“ 

 

„Nein, Doktor! Ich widerspreche Euch nur ungern, aber Nichts ist gerade wichtiger, als das Wohl meiner Liebsten.“

 

Trotz deutlich sichtbarer Erschöpfung hatte Oscar bereits innerlich die Hoffnung gehegt, dem Arzt endlich die Wahrheit zu erzählen, wenn de Baux sich seinem Besuch widmen würde. Doch auch diese Gelegenheit, hier endlich zu verschwinden, blieb ihr vergönnt. Stattdessen war sie schutzlos seinem lüsternen Blick ausgeliefert und beobachtete einmal mehr, wie er sich mit seiner Zunge übertrieben langsam über die rauen Lippen fuhr.

 

Es dauerte noch schier endlose Minuten, bis der Doktor endlich den Verband aus sauberen Leinentüchern um seine Patientin gewickelt hatte. Schließlich nahm er seinen Koffer und ließ das Fläschchen mit dem Schmerzmittel auf dem kleinen Nachtschränkchen stehen.

 

Der alte Mann überhäufte Oscar mit strengen medizinischen Anweisungen, bevor er sich verabschiedete und an der Türschwelle auf den Comte wartete.

De Baux trat näher an das Bett heran, beugte sich zu Oscar herab und ließ ein paar Strähnen ihrer blonden Haarpracht durch seine Finger gleiten. Lächelnd flüsterte er ihr zu: „Wartet hier kurz auf mich. Ich werde gleich wieder bei Euch sein!“  Danach verließen die beiden Männer das Schlafgemach.

                       

Sie hörte beide noch kurz miteinander reden, bis ihre Laute nur noch gedämpft durch die Tür drangen und schließlich gänzlich verstummten.

 

Oscar beobachtete ein weiteres Mal den Türschlitz. Der Schatten war immer noch da und verschloss einen Augenblick später die Tür zum Schlafgemach.

Eigentlich hätte sie wütend und aufgebracht sein müssen, doch dazu fehlte ihr schlichtweg die Kraft... Stattdessen ließ eine eigenartige Schwere ihre Augenlider sinken.

 

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Oscar musste eingedöst sein, denn sie wurde ruckartig aufgeweckt. Sie hörte, wie sich schnelle Schritte näherten und der Geräuschpegel mit einem Mal deutlich lauter wurde, als zuvor.

 

Er war wieder da...

 

Geistesgegenwärtig sprang sie aus dem Bett und lehnte sich an die Wand, um de Baux sofort auf der Schwelle seines Gemaches außer Gefecht zu setzen. Ihr blieb nur dieser eine Überraschungsmoment! Während sie den Atem anhielt und dem schnellen Schlag ihres Herzens lauschte,  wurde die Tür stürmisch aufgerissen.

 

Oscar, dachte schon, sie würde erschlagen werden, doch die Türangel stoppte rechtzeitig im Scharnier.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2015-09-10T20:11:04+00:00 10.09.2015 22:11
Dann will ich mal die Chance nutzen und aufrunden...

Ein wahnsinnig tolles Kapitel! Mir fehlen richtig die Worte! Ich liebe diese Szene einfach! Die Situation, in die du Oscar gebracht hast, zeigt sie von einer sehr widersprüchlichen Seite: Einerseits versucht sie beherrscht und stark zu sein, wie eh und je. Doch andererseits fällt ihr das aufgrund ihrer "Nacktheit" sehr schwer. Da ist Scham und dieses Gefühl des machtlos Ausgeliefert seins... Damit ist nicht leicht fertig zu werden. Eine tolle Leistung!
Von:  abcdefg123
2015-09-03T18:44:26+00:00 03.09.2015 20:44
Dieses Kapitel finde ich wieder toll und sehr spannend, wie deine ganze Geschichte - macht super viel Spaß diese zu lesen - und Oscar einmal in solchen Schwierigkeiten zu erleben. Ich finde es unglaublich spannend und interessant zu lesen, wie weit Oscar bereit ist für Andre zu gehen (klingt jetzt irgendwie gemein von mir - grins). Aber für uns Leser ist die Situation, in die du Oscar gebracht hast, spannend zu lesen und man kann so schön mitleiden und in Gedanken mitkämpfen (nicht war Saph_ira - grins)! Ich bin nun gespannt, wer bei der Tür hereinkommt - ich bin mir nämlich nicht sicher, ob es de Baux ist! Ich glaube eigentlich, Oscar wird sich über ihren "Besuch" freuen, mal sehen, ob ich richtig liege oder mich mal wieder geirrt habe und ich mein Kopfkino ändern muss. Bin sehr gespannt, was du dir einfallen hast lassen! Oh, ich sehe gerade, es gibt ein neues Kapitel - ich freue mich riesiiiiiiiiiiig!!!!!!!!!!!!!!!!! Muss gleich weiter lesen!!!!!!!!!!! Keine Zeit mehr fürs Schreiben ;-) !
Antwort von:  hunny123
03.09.2015 20:53
Du machst mich ganz verlegen. Vielen lieben Dank für deine lieben Worte. Ich fiebere auch mit Oscar mit und hoffe stets, dass alles authentisch und logisch klingt. Ichf reue mich sehr, dass du die Story so intensiv verfolgst und so mitfieberst. Bin gespannt ob du mit deinen Gedanken richtig liegst :)
Von:  Saph_ira
2015-08-21T17:36:45+00:00 21.08.2015 19:36
Interessant, interessant... Den Szenenwechsel hast du in dem kurzen Kapitel gut hinbekommen. ;-) Und ich mag das Ende vom Kapitel. XD Ich hoffe sehr, dass Oscar ihr Plan gelingt. :-)
Antwort von:  hunny123
21.08.2015 20:20
Ira, ich sehe es schon in deinem Kopf, was du mit dem Eindringling vorhast. ^^
Antwort von:  Saph_ira
21.08.2015 20:21
Hihi, ich verrate es lieber nicht, was ich noch so alles für den Eindringling erdacht habe. XD


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