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Die Reise eines Engels

von

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Eine friedliche Welt? (Kratos Sicht)

Eine friedliche blaue Welt. So sah sie zumindest von hier oben aus. Wie es wohl da unten zuging? Von hier oben konnte man das nicht ausmachen. Die Welt, die wir erschufen. Wenn man es so nennen konnte. Wir waren es ja die diese Welt in zwei geteilt hatten. Damals schien unser Handeln die einzige Möglichkeit zu sein. Jetzt war ich mir allerdings nicht mehr so sicher.

Diese Welt auf der ich geboren wurde, war nun so weit weg. Ich hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr betreten. Zum einen hatte ich sehr viel zu tun hier. Es kam mir aber so vor als wollte man mich von dort fernhalten.

Ich stand auf und beschloss etwas spazieren zu gehen. Nicht dass es hier viel zu sehen gäbe.

Welgaia, die Stadt der Engel, eine leere Welt.

Sicherlich war sie von vielen Wesen, die sich selbst Engel nannten bevölkert, aber…

Diese Wesen konnte man kaum als lebendig bezeichnen. Durch den Cruxis-Kristall hatten sie jegliche Gefühle verloren. Sie waren wie Roboter.

Ich gehörte auch zu diesen Engeln. Auch wenn ich meine Seele nicht verloren hatte, so fühlte ich mich trotzdem leer.

Langsam ging ich einen Gang hinunter. Dabei liefen etliche Engel an mir vorbei. Keiner sagte etwas. Wozu auch. „Sprache ist nur ein Werkzeug zur Informationsübermittlung.“

Ich stand vor einem Tor. Es war der Raum meines Freundes. Ich wollte mit ihm reden.

„Lord Kratos. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Lord Yggdrasil möchte gerade nicht gestört werden.“, gab die Wache in monotoner Stimme von sich.

„Mhm“ machte ich nur.

Sicherlich war Mithos bei seiner Schwester bzw. dem Keim. Er sprach öfters mit dem riesigen Keim. Martel war ja mit ihm vereinigt.

„Ich möchte trotzdem zu ihm.“, befahl ich harsch.

„Entschuldigt, aber Lord Yggdrasil hat mir befohlen nicht einmal sie und Lord Yuan durchzulassen.“

Das nervte jetzt aber. Ich hätte diesem Engel wohl gedroht ihn zu töten, aber ich wusste, dass ihm sein Leben nichts bedeutete.

Ich fragte mich immer noch was Mithos damit bezweckte solche Wesen zu schaffen? Sie waren alle nur leblos.

Mithos war sowieso seltsam. Sicherlich hatte er sich während dem Tod seiner Schwester stark gewandelt. Vielleicht auch nicht unbedingt zum Guten. Ich wusste nicht mehr was in ihm vorging. Er verschwieg immer mehr vor mir und Yuan.

Bis jetzt hatte ich immer geglaubt es würde sich geben, aber Mithos zog sich immer mehr zurück. Es waren nun schon tausende von Jahren vergangen, aber nichts änderte sich.

„Lord Yggdrasil hat nach mir verlangt, also lass mich durch. Du willst ihn doch nicht etwa warten lassen.“, sprach ich kühl.

„Der Engel wusste nicht was er machen sollte. „Nein natürlich nicht, aber ich habe keine Befehle…“

„Na also geht doch.“, unterbrach ich ihn und betrat den Raum. Schließlich benutzte ich den Teleporter.

Es war dunkel hier. Ein ziemlicher Unterschied zum Rest von Welgaia. Ich konnte zunächst nichts erkennen.

„Oh meine geliebte Schwester. Nur noch ein bisschen. Bald werde ich einen Körper für dich gefunden haben.“, hörte ich eine tiefe Stimme. Das war zweifelsohne Mithos in seiner älteren Form.

Ich erkannte ihn nun auch. Er stand etwas weiter weg. Den Rücken hatte er zu mir gedreht, während er den Keim und damit Martel ansah. Bis jetzt hatte er mich wohl noch nicht bemerkt.

„Wenn du dann wieder bei mir bist, erfülle ich dir deinen Wunsch: eine Welt ohne Diskriminierung.“, sprach Mithos erneut.

Das hatte sich Martel gewünscht. Eine Welt in der Menschen, Elfen und Halbelfen friedlich zusammen leben konnten.

„Die Desians haben bereits viele Expheres hergestellt. Mit diesen können wir das Zeitalter leblosen Wesen erschaffen.“, erklärte Mithos.

Zeitalter der leblosen Wesen? Was war das? Davon hatte ich noch nichts gehört.

„Mit Hilfe der Cruxis-Kristalle werden wir alle gleich sein. Keine Emotionen, kein Hass, keine Diskriminierung. Es wird kein unterschiedliches Blut mehr geben. Wir gehören dann alle der gleichen Rasse von leblosen Wesen an.“

„Das ist ja wohl nicht dein Ernst?!“, unterbrach ich ihn. Normalerweise war ich eher der zurückhaltende Typ, aber das war zu viel.

„Oh du bist es, Kratos. Was machst du hier? Ich hatte niemanden erlaubt hierher zu kommen.“, rief Mithos, wobei er mich mit seinen kalten Augen ansah. Seine Form als Yggdrasill lehnte ich völlig ab. Mein Freund war eigentlich ein 14-jähriger Halbelf. Jetzt sah er allerdings wesentlich älter aus.

„Ich wollte mit dir reden. Was hat es mit diesem Plan von leblosen Wesen auf sich?“, fragte ich ernst, wobei ich Mithos eindringlich ansah.

„Das geht dich nichts an.“, kam als Antwort.

„Wie bitte!“, widersprach ich.

„Ich habe noch etwas zu erledigen. Kümmere du dich um den Sektor C-2. Der Sektorleiter wird dir sagen, was es dort zu tun gibt.“, rief Mithos.

In seinen Augen konnte ich erkennen, dass ihm die Situation nicht passte.

Ohne ein weiteres Wort ging er an mir vorbei und verließ den Raum.

Ich konnte es kaum glauben. Was war nur passiert? Warum hatte Mithos solche Ziele? Das sah ihm nicht ähnlich. Zumindest war es damals so gewesen. Jetzt war er allerdings anders.

Ich hatte immer an Mithos und seine Ideale geglaubt, daher wollte ich seine Veränderung gar nicht sehen. Was war aus dem Jungen geworden, der versucht hatte die Welt zu retten ohne jemanden zu opfern?

„Martel, was soll ich bloß tun?“, fragte ich die Grünhaarige Frau, welche an den Keim gebunden war.

Nun drehte ich mich um und ging.

Während ich mich zum Sektor C begab, dachte ich nach. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte diese Sache doch nicht einfach ignorieren. Das hatte ich bisher immer gemacht. So konnte es nicht weiter gehen.

Ich betrat den Teleporterraum. Man konnte von hier die Welt sehen. Ich betrachtete die blaue Kugel. Vielleicht…würde ich dort eine Antwort finden.

Allerdings wurde der Teleporter von einem Engel bewacht.

Mithos wollte wirklich nicht, dass weder ich noch Yuan Welgaia verließen. Die anderen Engel würden ja nicht einmal daran denken diesen Ort hier zu verlassen.

Ich ging auf den Teleporter zu.

„Hier darf niemand vorbei.“, sagte die Wache und blockierte den Weg.

„Ich will da aber durch.“, sagte ich bestimmt.

„Zugang nicht gewährt.“, antwortete der Engel.

„Du willst uns hier also wirklich einsperren, Mithos.“, sprach ich.

Nun zog ich mein Schwert und räumte den Engel aus dem Weg.

Leider wurde dabei der Alarm ausgelöst. „Na toll.“, beschwerte ich mich und rannte zum Teleporter. Ein paar Engel waren mir dicht auf den Fersen.

Schnell aktivierte ich die Maschine und teleportierte mich. Allerdings wurde die Maschine von einem Engel zerstört. Trotzdem gelang die Teleportation.

Allerdings nicht gerade sanft landete ich auf einer Wiese.

„Au!“, zischte ich und sah den blauen Himmel über mir.

Angekommen war ich schon mal. Nur wo?

Die Verbindung nach Welgaia ging eigentlich zum Turm des Heils. Dieser war aber nirgends zu sehen.

Ich stand auf und sah mich um. Allerdings erkannte ich nichts Vertrautes. Ich war ja auch seit fast 4000 Jahren nicht mehr hier. Außerdem wurde die Welt geteilt. In welcher Welt ich mich befand war mir auch unklar. Der Turm des Heils sollte ja in Tethe’alla sein. Also war das wohl Sylvarant.

„Bewegt euch ihr nichtsnutzigen Kreaturen!“, schrie jemand.

Etwas schwerfällig folgte ich der Stimme. Gnomes Mana war hier wesentlich stärker als auf Welgaia.

Ich versteckte mich hinter ein paar Büschen und beobachtete eine Gruppe von Leuten in Rüstungen, die einige Menschen mit Peitschen antrieben.

Ob das wohl Kriminelle oder so was waren. Ich beschloss ihnen zunächst zu folgen. Immerhin hatte ich keine Ahnung in was für einer Situation sie sich befanden.

Die Soldaten brachten die Gefangenen zu einem Gebäude. Ob das ein Gefängnis war?

„Wir haben hier ein paar Gefangene für Lord Kvar.“, sagte einer der Soldaten.

Kvar? Den Namen hatte ich schon mal gehört. Das war doch einer der Großfürsten der Desians. Dann handelte es sich hier also um eine Menschenfarm.

Mithos hatte erzählt, dass in diesen Kriminelle gehalten wurden, damit man an ihnen Experimente machen konnte.

Es war wahrscheinlich eine gute Idee den Platz zu untersuchen. Immerhin unterstanden die Desians Mithos.

Als normaler Mensch würde ich wohl nicht darein kommen, aber…

Ich ging auf die Torwache zu und ließ meine Flügel erscheinen.

Die Wache sah mich geschockt an.

„Mein Name ist Kratos Aurion, einer der vier Seraphen von Cruxis. Ich habe ein Anliegen mit Kvar.“

Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass Mithos seine Untergeben nicht schon von meiner Flucht berichtet hatte.

„Jawohl Sir. Ich bringe euch zu ihm.“, sprach der Desian und öffnete das Tor.

Ich folgte ihm durch die Ranch. Es war alles hochtechnisiert genau wie Welgaia. Was hier wohl für Experimente gemacht wurden? Es hatte was mit Expheres zu tun. Mithos hatte das erwähnt. Außerdem sollten die Desians die Menschen in der untergehenden Welt unterdrücken, damit es zur Reise der Erneuerung der Welt kam. Aber was genau hier für Experimente durchgeführt wurden, war mir nicht klar.

Ich kam mir etwas dumm vor. Da war ich 4000 Jahre alt, einer der Anführer von Cruxis und wusste nichts von der Welt. Es war an der Zeit das zu ändern.

Wir gingen über ein Außengelände. Dort waren einige Menschen, die von den Desians zur Arbeit gezwungen wurden.

Mit Peitschhieben und Tritten wurden sie regelrecht getrieben. Auf dem Boden lagen bereits leblose Körper, von denen ich annehmen konnte, dass sie tot waren. Unter ihnen waren auch Kinder, manche vielleicht sechs Jahre alt. Was hatten Kinder hier verloren? Bei denen konnte es sich doch wohl kaum um Verbrecher handeln. Außerdem waren hier mehr Leute als ich erwartet hatte. Wenn man davon ausging, dass nicht alle Gefangenen hier waren. Kamen etwa so viele Leute vom Pfad der Gerechtigkeit ab?

Eine ältere Frau war gerade zusammengesackt. Sie wurde von den Desians ausgepeitscht und getreten.

Irgendwie erinnerte mich dieser Anblick an ein Gefangenenlager im Krieg. Dort wurden die Gefangenen ebenfalls wie Dreck behandelt. Aber dies war kein Gefangenenlager. Es war eine Menschenfarm. Hier sollten Verbrecher gefangen gehalten werden. Außerdem sollten hier Expheres erforscht werden. Wieso wurden die Leute so behandelt?

„Hey!“, sprach ich und ging auf die Gefangenen zu.

Die Desians gingen einen Schritt zurück. Auch die Gefangenen sahen mich erschrocken an.

Die Menschen gingen auf die Knie.

Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Bis mir einfiel das meine Flügel noch aus meinen Rücken ragten. Die Gefangen sahen also keinen grimmigen Schwertkämpfer sondern einen Engel. Und da man Engel als heilige Geschöpfe ansah, war die Reaktion doch nicht so verwunderlich. Obwohl keiner der Engel, die ich kannte etwas Heiliges hatte.

„Bitte Herr Engel. Retten sie uns.“, sprach eine Frau.

„Befreien sie uns aus dieser Lage.“, rief ein Mann.

Irritiert sah ich auf die am Boden knienden Menschen. Nur eine Person stand noch.

Es war eine junge Frau mit dunkelbraunen Haaren, welches recht verfilzt war. Sie hatte dieselben Klamotten an wie der Rest der Leute. Eigentlich wäre sie nichts Besonderes, aber irgendwas an ihr war seltsam. Im Gegensatz zu den anderen sah sie mich nicht ehrfürchtig an. Ihr Blick zeigte eher Wut, aber auch Entschlossenheit. Dass sie mutig war, sah man ihr an.

„Du bist also ein Engel, ja?“, sagte sie skeptisch.

Nun kam sie ein paar Schritte auf mich zu. Die Desians beobachteten sie zunächst nur.

Was genau hatte sie vor? Bewaffnet war sie jedenfalls nicht. Das wäre auch sehr ungewöhnlich für eine Gefangene. An ihrem Hals erkannte ich einen blauen Stein, der von einer gelben Fassung umgeben war. Das war sicherlich ein Exphere. Ich fragte mich warum sie einen trug. Expheres wurden im alten Krieg entdeckt. Sie steigerten die Kräfte eines Kriegers. Diese Frau sah nicht so aus, als würde sie kämpfen.

Jetzt stand sie mir direkt gegenüber. Ihre braunen Augen musterten mich kurz.

„Heh.“, gab sie verachtend von sich.

Plötzlich holte sie aus und verpasste mir einen Schlag ins Gesicht. Völlig entgeistert sah ich sie an. Was war das für eine Frau?

„Solch dreckige Engel wie ihr haben uns noch nie geholfen! Wenn ihr wirklich so gütig sein sollt, warum lasst ihr so etwas hier zu!“

Ich wusste nichts zu erwidern. Was hätte ich auch sagen sollen? In den letzten 4000 Jahren war ich ja nicht hier unten gewesen geschweige denn, dass ich jemandem geholfen hätte.

„Was fällt dir ein, dreckiges Weib.“, schrie ein Desian und schlug die Braunhaarige zu Boden. Dann zog er sie von mir weg.

Gerade als ich etwas sagen wollte, erklang eine Stimme hinter mir:

„Was für eine einfältige Frau. Sie ist wirklich schwer zu zügeln, aber doch ein gutes Forschungsobjekt.“

Ich sah auf einem Blonden Mann mit Schlitzaugen. Sein Blick war kalt und ließ keinerlei Freundlichkeit erkennen. Dieser Typ würde alles tun, nur um seine Ziele zu erreichen.

„Ich bin Kvar. Ich nehme an ihr seid Lord Kratos. Ihr wolltet mich sprechen.“

„Mhm.“, gab ich nur von mir und sah zu der Frau. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, wurde aber trotzdem von den Desians weggebracht. Trotzdem brauchten sie fünf Leute.

„Keine Sorge. Sie erhält ihre gerechte Strafe.“, sprach Kvar.

Ich wollte ihr eigentlich helfen, aber das war jetzt ungünstig. Kvar würde mich sofort verdächtigen. Schließlich brauchte ich Informationen.

„Wie laufen die Forschungen?“, fragte ich. Immerhin musste ich mir etwas einfallen lassen, warum ich mit Kvar reden wollte.

„Es läuft alles ausgezeichnet. Diese Frau eben ist der erste Wirtskörper, der geeignet für das Angelus-Projekt ist. Sie stößt den Exphere nicht ab, so wie ihre Vorgänger.“, erzählte Kvar fast schon begeistert.

Ich hatte keine Ahnung wovon er sprach. Angelus-Projekt? Was hatte es damit auf sich. Das konnte ich allerdings nicht fragen. Das würde auffallen.

Was meinte er mit Wirtskörper? Ich wusste das Expheres den Körper zerstörten und übernahmen, wenn sie nicht in eine Schutzfassung gebettet waren. Außerdem wurden Expheres durch starke negative Emotionen erweckt. So wurden sie im alten Krieg meistens an Soldaten gegeben, welche im Krieg mit viel negativen Gefühlen in Kontakt kamen. Sicherlich gab es auch ein paar unangemessene Experimente, aber diese waren verboten gewesen. Was meinte er also mit Wirtskörper? Diese Frau sah nicht gerade verzweifelt aus, wenn auch nicht glücklich.

„Gut. Ist da sonst noch etwas.“, fragte ich ruhig, um kein Misstrauen zu erwecken.

„Nein. Das war alles. Ich hoffe Lord Yggdrasill ist damit zufrieden.“, sprach Kvar.

„Ich werde mich selbst etwas umsehen.“, sagte ich und ging.

„Wie ihr wünscht.“, gab Kvar von sich.

Jetzt konnte ich wenigstens mal sehen, was Mithos so für Forschungen veranlasste.

So etwas hätte ich aber nie erwartet. Ich war zwar ein Ritter, der im alten Krieg kämpfte, ich hatte schon genug Menschen sterben sehen und habe auch genug selbst getötet, aber das erschreckte mich schon.

Die Menschen hier wurden zu grausamen Experimenten gezwungen. So wurden den einen Flüssigkeiten injiziert, während die andern Härtetest wie Stromschläge oder Feuerkugeln überstehen mussten. Andere wurden zum Kampf gegeneinander gezwungen. Wie Tiere wurden sie ausgepeitscht und geschlagen. Sogar an Halbtoten wurde noch geforscht. Das schlimmste war das sogar Kinder nicht verschont blieben. Jetzt wusste ich auch was Kvar mit Wirtskörper gemeint hatte. Alle Gefangenen trugen Expheres, meist an ihrer Handrückenseite.

Diese Leute waren hier, um die Exphere zu erwecken. Man behandelte sie mit Absicht so, dass sie verzweifelt waren.

Was waren das nur für Wesen, die so etwas tun konnten? Wie lange ging das schon so?

Wie lange half ich einer solchen Organisation ohne überhaupt etwas zu wissen?

Wie konnte Mithos so etwas zu lassen? War das die Welt für die wir kämpften? War es das was wir erreichen wollten?

„Wir werden deinen Willen schon noch brechen, elende Kreatur.“, unterbrach etwas meine Gedanken. Die Stimme kam aus einem Raum weiter vorne.

„Ich lasse mich von euch bestimmt nicht unterkriegen, ihr verdammten Desians!“, erklang eine Frauenstimme.

Als ich durch die Tür hinein sah, erkannte ich drei Desians und eine Frau, die am Boden gefesselt war. Es war diejenige, die mich vorhin geschlagen hatte.

Die Desians standen lachend, um sie herum, während einer nach dem anderen sie mit Feuerbällen bewarf oder ihr einen Tritt verpasste.

„Hört sofort damit auf!“, schrie ich.

Was machte ich da eigentlich? Sah mir gar nicht ähnlich ohne nachzudenken den Mund auf zu machen. Aber mein Innerstes war gerade sehr aufgewühlt.

„Was willst du?“, entgegnete mir einer der Desians.

Was nun? Jetzt musste ich mir was einfallen lassen. Mir kam auch gleich eine Idee.

„Diese niedere Kreatur hat es gewagt mein schönes Gesicht zu verschandeln. Dafür möchte ich sie höchstpersönlich bestrafen.“, sprach ich so arrogant wie ich konnte.

„Ich weiß ja nicht, was an deiner Visage schön sein soll!“, zischte die Braunhaarige.

„Ruhe du elendes Weibsstück!“, zischte ein Desian.

„Sehr gerne. Ihr könnt mit ihr machen, was ihr wollt.“, rief ein anderer. Die drei Männer traten zu Seite.

„Habt ihr keinen Ort, wo ich mit ihr alleine sein kann? Dann kann ich mich ein bisschen mit ihr amüsieren, wenn ihr versteht, was ich meine.“, sagte ich, wobei ich ein hämisches Grinsen aufsetzte. Meine eigenen Worte ekelten mich förmlich an. Gut, dass ich so etwas nicht wirklich vorhatte.

„So ein perverser Engel!“, zischte die Braunhaarige, wobei sie vergebens versuchte sich zu befreien.

Die Desians erfreuten sich an meiner ausgewählten Strafe. Sie grinsten hämisch. Die hätten eher eine Strafe verdient.

„In der Nähe des Ausgangs auf der rechten Seite ist ein Raum. Da kannst du mit ihr hin.“, rief einer der Desians.

Ich nahm mein Schwert und löste die Fesseln der Frau. Dann packte ich sie am Arm.

„Steh auf!“, befahl ich im strengen Ton. Dann zog ich sie auf die Beine.

„Passen sie besser auf. Dieses Biest hat echt Kraft.“, maulte ein Desian.

Ich verstand auch gleich was er meinte. Die Braunhaarige holte aus und wollte mich erneut schlagen.

Diesmal wehrte ich ihren Schlag aber ab. Nun versuchte sie sich loszureißen. Sie hatte echt Kraft. Das lag wohl an ihrem Exphere. Allerdings war sie nicht die einzige mit so einem Steinchen. Mein Cruxis-Kristall hatte ähnliche Fähigkeiten.

Ich zog sie also ohne große Mühe hinter mir her. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, sich weiter zu wehren.

Ich ging mit ihr weiter Richtung Ausgang.

„Sag mal bist du blöd, oder so. Du bist an dem Raum vorbeigelaufen!“, fauchte die Braunhaarige mich an.

Ich war mir dessen natürlich bewusst. Zielstrebig ging ich weiter auf den Ausgang zu.

Es trennten uns nur noch ein paar Schritte zum Tor. Jetzt erschien aber noch eine Gruppe Desians vor uns angeführt von Kvar.

„Was ist denn hier los? Jetzt bist du mit unserem Wirtskörper A012 zum Ausgang unterwegs.“, sprach der Großfürst.

Ich hielt inne. Das war gar nicht gut.

„Ich habe soeben von Lord Yggdrasil erfahren, dass einer seiner Untergeben geflüchtet ist. Wir haben den Befehl erhalten dich sofort zurück nach Welgaia zu befördern.“, entgegnete Kvar.

Jetzt war ich schon ein Untergebener von Mithos? Hier war wirklich etwas nicht mehr in Ordnung.

„Und wenn ich das nicht will.“, entgegnete ich trocken.

„Das schien Lord Yggdrasil nicht zu interessieren.“, kam als Antwort.

Ich sah zu der Braunhaarigen neben mir. Sie war etwas verwirrt. Verständlich.

„Ich lenke sie ab, du rennst nach draußen.“, sprach ich leise.

„Aber…“, versuchte sie zu widersprechen.

„Tu was ich dir sage.“, befahl ich.

Nun stürmte ich auf die Desians zu. Für so ein großes Gebäude waren es recht wenige.

Kvar war völlig überrascht genau wie der Rest der Gruppe.

Schnell schaltete ich ein paar Desians aus. Sie waren keine Gegner für mich.

Die Braunhaarige rannte zum Ausgang. Ihr stellten sich zwei Desians in den Weg.

Sie schaffte es sie mit Tritten und Schlägen aus dem Weg zu räumen.

Jetzt konnte ich auch verschwinden. Mithilfe meiner Flügel erhob ich mich in die Luft und flog über die Gruppe der Desians. Draußen landete ich neben der Braunhaarigen. Sie saß keuchend am Boden. Immerhin war sie ja auch verletzt.

„Los komm!“, schrie ich und zog sie hinter mir her. Allerdings konnte sie nicht mehr wirklich schnell laufen. So würden uns die Desians einholen.

„Komm!“, schrie ich und legte sie über meine Schulter.

„Was wird das denn jetzt!“, fauchte sie.

Ohne zu antworten hob ich ab.

„Bist du bescheuert! Lass mich runter!“, schrie die Braunhaarige und klammerte sie panisch an mir fest.

Was war denn mit ihr? Hatte sie Höhenangst?

Ich flog über ein paar Berge und Wälder. Das sollte die Desians abgehängt haben. Allerdings hatte ich etwas nicht mit bedacht: Das Fliegen war für mich allein kein Problem, aber durch das zusätzliche Gewicht der Braunhaarigen wurde das ein Problem. Zudem war ich Gnomes Schwerkraft nicht mehr so gewohnt.

Jetzt verlor ich also beträchtlich an Höhe. Dazu kam noch, dass die Frau zappelte und schrie wie am Spieß.

„Sei ruhig, ich kann nicht fliegen, wenn du…“, versuchte ich sie zu beruhigen, aber ohne Erfolg. Ich krachte direkt in einen Baum. Dieser bremste unseren Fall zwar ab, aber wir landeten trotzdem ziemlich unsanft auf den Boden. Meine Flügel verschwanden auch sofort.

„Was für eine Bruchlandung.“, jammerte ich etwas.

„Bruchlandung? Wolltest du mich umbringen!“, schrie die Braunhaarige und verpasste mir einen Tritt.

Für ihre Verhältnisse war sie aber schnell wieder auf den Beinen.

„Du könntest netter sein, immerhin habe ich dich gerettet.“, sprach ich und stand auf.

„Päh. Ich habe nicht darum gebeten von einem dreckigen Engel wie dir gerettet zu werden.“, motzte sie und ging los.

„Wohin willst du?“, fragte ich. Eigentlich hätte es mir ja egal sein können. Ich fragte mich wieso ich sie überhaupt gerettet hatte. Manieren hatte sie auf jeden Fall keine.

„Was geht dich das an?!“, antwortete sie.

„Ich habe dich nicht gerettet, damit du jetzt von Räubern oder Monstern getötet wirst. Ich begleite dich also bist du an einen sicheren Ort bist.“, meinte ich und ging ihr nach.

„Ich brauche keinen dreckigen Engel als Bodyguard.“

„Ich habe auch einen Namen. Mein Name ist Kratos.“, stellte ich mich vor.

„Schön für dich. Für mich bist du trotzdem ein dreckiger Engel!“, sprach sie.

„Ok. Wie heißt du denn?“, interessierte es mich. Ich war es nicht gewohnt, dass ich ein Gespräch bestimmte.

„Sage ich dir doch nicht.“, entgegnete sie.

„Du machst es mir auch nicht gerade leicht.“, sagte ich nur dazu.

Ich war zwar nicht gerade der gesprächigste, aber so eine Konversation hatte ich auch noch nie geführt. Die Braunhaarige war echt widerspenstig.

Während wir gingen musterte ich sie. Ihre Haare gingen ihr über die Schulter. Teilweise waren sie angesengt von den Feuerbällen der Desians. Auch waren sie sehr zottelig.

Die Augen der Frau waren genau wie ihre Haare braun.

Am Körper trug sie nur ein graues Shirt sowie eine graue Hose. Das hatten die anderen Gefangenen auch an.

Mir fiel auf, dass sie unregelmäßig atmete. Sie war wohl ziemlich aus der Puste.

„Ich denke wir sollten eine Pause machen.“, schlug ich vor.

Die Braunhaarige machte keine Anstalten anzuhalten.

„Du bist erschöpft und solltest dich ausruhen.“, sprach ich und hielt sie an ihrer Schulter fest.

Daraufhin sah sie mich giftig an. „Lass mich sofort los!“

„Erst wenn wir uns ausgeruht haben. Du bist verletzt. Ich werde mich um deine Wunden kümmern.“, widersprach ich.

„Nicht nötig!“, zischte sie und versuchte sich von meinem Griff zu befreien. Vergebens.

Ich nahm eine kleine Tasche hervor. Hier hatte ich Gele, Bandagen und sonstiges drin. Immerhin war ich nicht der Typ der unvorbereitet irgendwo hin ging.

Meine Begleiterin schaute nun verblüfft auf die Tasche. Man könnte meinen ich hätte eine Spritze vorgeholt.

„Wie passt das alles da hinein?“, fragte sie nun skeptisch.

Sie wusste wohl nicht was eine Flügeltasche war. In Sylvarant waren die Dinger wohl nicht verbreitet. Dabei gab es sie schon während des alten Krieges.

„In eine Flügeltasche passen viele Gegenstände rein. Das ist jetzt zu kompliziert es zu erklären.“

Ich musterte die Braunhaarige nun genauestens. Sie hatte Kratzer und Prellungen im Gesicht. An ihren Armen hatte sie dutzende Blaue Flecke und auch ein paar Verbrennungen.

Nun entdeckte ich ihren Exphere. Er befand sich direkt unter ihrem Hals. Der blaue Stein war in eine blass gelbe Fassung eingelassen. Das war seltsam. Hemm-Erz war doch goldgelb. Wieso sah ihre Schutzfassung anders aus. Warum trug sie überhaupt eine Schutzfassung? Die anderen Gefangen hatten, soviel wie ich bemerkt hatte, keine.

„Hör auf mich so anzustarren! Du bist echt unhöflich!“, schnauzte sie nun.

„Warum hat dein Exphere eine Schutzfassung?“, fragte ich sie nun.

„Was weiß ich?! Das hatte er schon immer.“

Ich beließ es dabei und begann ihre Wunden zu versorgen. Anfangs wehrte sie sich. Als sie aber merkte, dass es keinen Sinn hatte ließ sie mich machen.

„Bist du jetzt zufrieden?!“, schnauzte sie und verschränkte die Arme.

„Wir sollten noch etwas essen bevor wir weitergehen.“, sprach ich und holte etwas Brot und getrocknetes Fleisch hervor.

Die Braunhaarige drehte sich zur Seite. Sie schien keine Anstalten zu machen irgendetwas zu essen. Dabei war sie sehr mager. Man konnte ihre Rippen deutlich sehen, obwohl ihr Shirt in keinster Weise körperbetont war. Sie bekam sicherlich nicht viel zu essen auf der Farm.

Trotz ihrer schlechten Verfassung war sie nicht unbedingt schwach oder krank. Sie schien auch ihren Lebenswillen nicht verloren zu haben. Dabei musste sie wohl schreckliches durchgemacht haben. Mir waren die Experimente der Desians unbekannt, aber das was ich gesehen hatte, reichte mir.

Diese Tatsache an meiner Begleiterin fand ich echt erstaunlich. Sie ließ sich nichts sagen. Nicht von den Desians und leider auch nicht von mir.

„Von dir nehme ich nichts!“, maulte sie, nachdem ich ihr etwas essen und trinken angeboten hatte.

Ich beließ es bei einem Seufzer und aß selbst erst mal.

Dann erklang ein Grummeln. Eindeutig das Knurren einen Magens. Allerdings war es nicht meiner.

Ich sah zu der Braunhaarigen. Sie wurde leicht rot und drehte sich weg.

„Du kannst ruhig etwas essen.“, sprach ich erneut und reichte ihr ein Stück Fleisch.

Ihr Magen begann wieder zu grummeln. Nun drehte sie sich zu mir.

„Wenn du darauf bestehst, dann esse ich halt was!“

Sie riss mir das Fleisch förmlich aus der Hand und verschlang es. So schnell hatte ich noch niemanden essen sehen.

Nun leckte sie sich die Finger.

„Du kannst noch mehr haben.“, sagte ich und schnitt ihr eine Scheibe Brot ab. Darauf legte ich ein Stück Fleisch.

Das verputzte sie genauso schnell wie das Fleisch eben.

Nun widmete auch ich mich meinem Essen.

Nachdem ich mein Brot aufgegessen hatte, drehte ich mich noch einmal zu der Braunhaarigen, nur um zu sehen, dass sie nicht mehr an ihrer Stelle war.

Ich hörte sie hinter mir. Meine Gefährtin durchwühlte meinen Essensbeutel. Sie nahm etwas Fleisch heraus und verschlang es.

„Du hättest vorher fragen können.“, sprach ich ruhig.

„Warum? Du wolltest doch, dass ich was esse.“, sprach sie mit vollem Mund. Ich konnte nur noch zusehen wie sie ein Stück nach dem anderen verschlang. Der Proviant hätte bestimmt zwei Tage für mich allein gereicht. Jetzt war er wohl gleich alle. Na ja dann musste ich wohl demnächst neues Essen besorgen.

„Wollen wir weitergehen?“, fragte ich, nachdem mein Beutel restlos geleert wurde.

„Ja.“, sagte die Braunhaarige unnahbar wie immer und stand auf. Sie ging voraus während ich ihr folgte.

„Sag mal, was hast du denn für ein Verbrechen begangen?“, fragte ich beiläufig.

„Was bitte? Was für ein Verbrechen?“, zischte sie.

„Na du warst auf einer Menschenfarm. Dort werden doch nur Verbrecher hingebracht.“, rief ich.

„Wohnst du hinterm Mond oder was? Was faselst du für einen Mist. Die meisten, die auf den Farmen verschleppt werden sind keine Verbrecher. Das weiß doch jeder!“, maulte sie.

Etwas verwirrt sah ich sie an. Es waren keine Verbrecher. Es waren ja auch Kinder da aber…

Mithos würde uns doch nicht so anlügen? Oder?

Irgendwie traute ich ihm das jetzt schon zu. Dabei war er doch früher ganz anders gewesen.

„In welche Stadt gehen wir.“, wechselte ich das Thema. Sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen half jetzt auch nicht.

„Asgard. Meine Tante wohnt dort.“, antwortete sie.

Der Name der Stadt sagte mir jetzt nicht viel. Vielleicht wurde er während der letzten 4000 Jahre geändert oder es war eine gänzlich neue Stadt.

Das würde ich wohl bald herausfinden. Die Sonne hinter uns ging langsam unter, während wir unseren Weg in Richtung Südosten fortsetzten.



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