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Der Skorpion

von

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Kapitel 4

Kapitel 4
 

Jess‘ Pov
 

Wir hatten noch zwei Tage auf dieser Insel, und da sie unter Whitebeards Schutz stand, wie ich während meinen Vorratseinkäufen feststellte, boten mir die Ladenbesitzer jeweils an, die Waren direkt selbst zum Schiff zu liefern. Dieser Umstand war herrlich, wenn man bedachte, dass ich es geschafft hatte mal alleine das Schiff zu verlassen. Die Jungs waren alle beschäftigt mit den Vorbereitungen, um morgen auszulaufen und somit war es ihnen unmöglich mir wie Hunde hinterher zu dackeln. Vom gestrigen Abend noch immer beeinflusst, stiefelte ich, bereits jetzt schon von meiner Beziehung zu dem Pyroidioten genervt durch die Strassen der Stadt, bis ich deren Ende erreicht hatte. Vor mir erstreckte sich ein kleiner Trampelpfad, der in einen dichten Jungel führte. Darauf setzte ich meinen Weg fort. Vielleicht fand ich ja irgendeine neue Zutat im Jungel. Schon bald wurde der Weg vor mir, von Gestrüpp überwuchert, worauf hin ich meinen Dolch zog und mir meinen Weg durchs Dickicht bahnte. Die schwarze Klinge schimmerte im diffusen Licht, das sich durch das gigantische Laubdach drängte. Ich lächelte. Diesen Dolch hatte ich erst gestern Abend bekommen. Und dann noch von diesem Pyroidioten…
 

…„Ooooy! Wo geht ihr hin?“, rief Marco hinter mir und Ace her, der mich gerade aus der Bar schleifte. Ich zuckte mit den Schultern und stolperte mehr schlecht als recht hinter meinem neuen Freund her. Draussen sah er sich kurz um, orientierte sich schnell und zog mich die Strasse entlang.

„Ace! Was soll das?“, ich rang mein Handgelenk aus seinem Griff frei und blieb stehen.

Ace seufzte, verdrehte die Augen, kam zu mir, hob mich mit einer Bewegung hoch und warf mich über seine Schulter. Ohne jeglichen Kommentar trug er mich die Strasse hoch.

„Ace fucking D. Portgas! Lass mich sofort runter oder du wirst was erleben!“, schrie ich und zog das Gelächter der Leute auf mich. Natürlich glaubte niemand daran, dass ich Ace auch nur im Geringsten was anhaben könnte. Irgendwann gab ich auf und wartete einfach, bis er mich schliesslich runter liess. Wir standen vor einer kleinen schäbig aussehenden Hütte, am Rande der Stadt, schon zur Hälfte im Jungel verborgen. Ace grinste breit und ging, mir voraus, zur Hütte.

„Hallo alter Mann!“, grüsste er einen alten bärtigen Mann, dessen Gesichtszüge seine Abenteuer auf See nur erahnen liessen. Ein breites Lächeln formte sich um seine Lippen und entblösste seine gelben Zähne, von denen ein paar zu fehlen schienen.

„Ace! Junge, was treibt dich denn hier her!“, fragte er und erhob sich aus seinem Stuhl, um Ace väterlich auf die Schulter zu klopfen.

Dann fiel sein Blick auf mich: „Und wer ist diese wunderschöne junge Lady, die du da mitgebracht hast?“

„Das ist Jess. Meine Freundin und Chefköchin auf der Moby Dick“, antwortete Ace stolz bevor ich auch nur den Mund aufbrachte.

Der alte Mann sah mich einen Moment lang an und in seinen tief blauen Augen erkannte ich etwas, das ich normalerweise als Zeichen der Wiedererkennung gedeutet hätte. Aber ich musste mich irren. Ich hatte den Mann noch nie zuvor gesehen.

Ich nickte höflich, als ich ihm vorgestellt wurde und der Alte drehte sich zu Ace um.

„Lass mich raten, Bursche. Du bist hier, weil du willst, dass sie sich verteidigen kann“, begann der alte Mann und ging direkt an Ace vorbei in seine Hütte. Ace legte mir eine Hand auf die Schulter und bedeutete mir, dem alten Mann zu folgen. Im Inneren der Hütte war es staubig und die einzige Lichtquelle schienen die Ritzen in den Wänden zu sein, wodurch das Mondlicht eindringen konnte. Überall konnte ich Schwerter, Waffen und Dolche jeglicher Art erkennen. Sie alle schimmerten im Mondlicht und von jedem schien eine eigenartige Kraft auszugehen.

Der Alte unterbrach mich in meinem Staunen und hielt mir eine Holzkiste unter die Nase.

„Hier Kleines, mach auf“, forderte er und reichte sie mir. Die Kiste war federleicht, ich fragte mich, ob sie überhaupt etwas beinhaltete. Als ich sie öffnete, traute ich meinen Augen nicht. Es war ein Dolch. Seine schwarze Klinge schien rötlich zu schimmern, im Griff eingelassen, war ein Rubin so tief rot und doch durchsichtig, dass es schien, als würde man in einem Meer aus Blut ertrinken, schaute man zu lange hinein. Dieser Dolch hatte zweifelsohne einen eigenen Charakter.

„Er gehört dir, Kindchen. Aber sei achtsam. Ich habe einst einen Säbel aus denselben Materialen angefertigt, doch die Klinge war nicht schwarz. Diese ist es, weil sie mit kairoseki überzogen wurde. Der Mann, der ihn zusammen mit seinem Säbel hatte anfertigen lassen, sagte mir, er wolle ihn seinem einzigen Kind übergeben. Doch er kam zurück. Er liess den Dolch da, und trug mir auf, ihn einem würdigen Träger zu übergeben. Solche Trauer habe ich noch nie zuvor gesehen“, sagte der alte Mann so leise, dass Ace es nicht hören konnte. Er nahm den Dolch aus der Kiste, steckte ihn in die für ihn angefertigte Scheide, und übergab ihn mir.

„Pass gut darauf auf. Er beinhaltet die Wünsche und Hoffnungen eines grossen Piraten“, fügte er hinzu und wandte sich ab. Ich sah mir den Dolch in meinen Händen an und bedankte mich bei dem Alten. Als ich die Hütte verliess und den Dolch an meinem Gurt festzurrte, legte Ace sanft den Arm um mich.

„Interessant, was der Alte zu erzählen hat, was?“, fragte er ruhig.

„Ja, wirklich interessant“, antwortete ich, meine rechte Hand auf dem Dolch an meiner Hüfte ruhend. Völlig unerwartet hob Ace mich hoch, dieses Mal jedoch mit beiden Armen, damit ich meine Arme um seinen Hals legen konnte. Schnell gab er mir einen Kuss, drehte sich zum alten Mann um und lief rückwärts ein Stück den Weg hinunter. „Danke alter Mann!“, rief er und lachte…

Der Dolch war durchaus jetzt schon eine grosse Hilfe, während ich mir meinen Weg durchs Dickicht bahnte. Vor mir schien sich eine Lichtung zu befinden und als ich die letzten Sträucher, die meinen Blick versperrten weggefegt hatte, befand ich mich an der Küste. Diese Insel war ja wirklich viel kleiner, als ich gedacht hatte. Keine Menschenseele war zugegen und ich beschloss mich auf einen grossen Felsen zu setzten, an dem sich die Wellen brachen, ihn jedoch nicht zu überschwemmen schienen. Mit einem Sprung landete ich auf dessen Spitze und setzte mich. Die Aussicht war herrlich. Ich genoss die Ruhe und den Frieden, nahm einige kleine Kieselsteine auf und vertrieb mir die Zeit, damit sie über die nächsten Felsen hinweg zu werfen, welche sich überall der Küste entlang, aus dem Meer erhoben.

Bei einem jedoch, hörte ich nie das vertraute Platsch, welches ein Steinchen hinterliess, wenn es, auf dessen anderen Seite, ins Wasser fiel. Also beschloss ich von Stein zu Stein zu hüpfen, bis ich auf dem besagten Felsen stand und mein Herz stockte. Auf der anderen Seite des Felsens, lag ein gelbes

U-Boot vor Anker, auf dessen Deck ich meine geworfenen Kieselsteinchen wiedererkannte. Meine Hand schloss sich blitzschnell um den Anhänger um meinen Hals.

Es war niemand an Deck. Also hatte mich offenbar niemand bemerkt. Wenn ich jetzt sofort den Rückweg antrat, würde dies womöglich auch so bleiben. Ich nahm einen Schritt rückwärts, was auf dem schmalen Felsen nicht viel war, drehte mich um und wich vor Schreck beinahe so weit zurück, dass ich das Gleichgewicht verlor.

Ein Arm schloss sich sogleich um mich und bewahrte mich vor dem Fall. Eine ruhige Hand ruhte auf meinem Rücken, meine Hände und mein Gesicht waren gegen die Brust meines Gegenübers gedrückt und ein vertrauter Geruch, nach Salz, Desinfektionsmittel und Minze vernebelte für einen Moment meine Sinne. Der Herzschlag, den ich durch den gelben Pullover hören konnte, schien sich ein wenig zu beruhigen, als sich mein Gegenüber langsam von mir löste.

Die Hand immer noch auf meinem Rücken ruhend, blickte ich hoch in das vertraute Gesicht, Trafalgar Laws, der auf mich hinab grinste.

„Was sucht der Rotschopf der Whitebeard Piraten auf meiner Seite der Insel?“, fragte er mit seiner üblichen ruhigen, charmanten, jedoch kalten Stimme.

„Ich wollte gerade gehen. Wenn du mich entschuldigen würdest“, erwiderte ich, wich seinem Blick aus und wollte gerade zu einem Sprung zum nächsten Felsen, ansetzen, als er seine Hand um meinen Oberarm schloss und mich daran hinderte.

„Wie unhöflich, Miss Jessica. Erst hier aufzutauchen und dann nicht einmal kurz zu bleiben“, Law lächelte verschmitzt, drückte mich wieder an sich und sprang mit mir zusammen an Deck seines

U-Bootes. Ich löste mich hastig von ihm, und sah ihm zu, wie er zur Tür ging und sie für mich aufhielt.

„Nach Euch, Miss“, sagte er übertrieben höflich und geleitete mich hinein. Die Gänge des Schiffes waren dunkel, alle mit Stahl ausgekleidet natürlich, und jeder Schritt hinterliess ein merkwürdiges Echo. Doch auch ohne das, spürte ich genau, dass wir die einzigen Personen auf dem Schiff waren, was mich etwas beunruhigte. Law führte mich zu seinem Quartier und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Es war noch grösser, als meins auf der Moby Dick. Ein riesiges Bett, auf der anderen Seite des Zimmers, fiel sofort in mein Blickfeld. Als ich eintrat und mich umsah, erkannte ich einen grossen Schreibtisch zu meiner rechten, einen Kleiderschrank, eine Türe, die offenbar zu einem Bad führte und Unmengen von Büchern und Karten, die in Regalen, den Wänden entlang, aufgereiht waren. Law schloss die Tür hinter uns und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, während ich mich umsah. Die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und die Hände vor seinem Mund verschränkt, beobachtete er mich, bis ich die Stille durchbrach.

„Eine imposante Sammlung an Büchern hast du hier“, bemerkte ich, meinen Blick über die Buchrü-cken schweifend und Law den Rücken zugewandt.

„So ist es“, hörte ich Laws Stimme, ruhig und bemessen.

Ich lehnte mich leicht gegen einen kleineren Tisch neben dem Bücherregal, das ich mir gerade angeschaut hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Blick ruhte auf Law, der mich musterte.

„Was willst du?“, fragte ich schliesslich. Dieser Mann machte mich nervös ohne Ende. Sein eiskalter Blick schien mich zu durchbohren und mir geradewegs anzusehen, dass ich nicht so locker, war wie ich mich gab.

„Dich wieder sehen“, sagte er knapp, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände in seinem Schoss und sah mich unverwandt an.

Mein Herz raste beunruhigend schnell und doch wahrte ich einen neutralen Gesichtsausdruck. Law stand auf und kam mit langsamen Schritten auf mich zu, bis er nur wenige Millimeter von meinem Gesicht entfernt war.

„Immerhin, Miss Jessica, war unser Abschied damals, nicht gerade sehr… erfreulicher Natur“, sagte er und der Klang seiner ruhigen kühlen Stimme, liess mich erschaudern. Er war grösser als ich und hob mit der einen Hand sanft mein Kinn an, damit sich unsere Augen trafen.

Seine grauen Augen bargen nichts als Dunkelheit und dennoch schien ein Funke in ihnen zu lodern.

„Sagen Sie mir Miss Jessica, warum“, er legte die andere Hand direkt über mein rasendes Herz, „schlägt Ihr Herz wohl so beunruhigend schnell, in meiner Gegenwart?“, flüsterte er und grinste überlegen.

Ich schluckte einmal und versuchte die Fassung zu bewahren: „Weil ich, Mr. Law, einen festen Freund habe und mich nicht auf solche Spielchen einlassen kann“

„Warum tragt Ihr dann immer noch das hier bei Euch?“, fragte er weiter und auch wenn ich es nicht sah, wusste ich, dass er den Anhänger meinte, den er nun in der Hand hielt.

„Es war ein Geschenk. Geschenke verschmähe ich nicht“, antwortete ich knapp, denn meine Stimme erstarb in dem Moment. Law zog mich an der Halskette näher zu sich heran und küsste mich. Bevor ich es realisierte, zog ich meinen Dolch und legte die Klinge an seinen Hals. Seine Augen weiteten sich in Schock, die Hand um den Anhänger erschlaffte und sein Körper erstarrte kurz bevor das kairoseki ihn so sehr schwächte, dass er auf ein Knie sank und nach Luft rang.

„Was um alles in der Welt?“, keuchte er wütend und ich ging an ihm vorbei zur Tür. Der Anblick schmerzte unvermeidlich, doch was hätte ich tun sollen. Ohne ein weiteres Wort suchte ich mir meinen Weg an Deck, sprang von Bord und verschwand im Jungel.
 

Law’s Pov
 

-Kairoseki an einem Dolch? Wie war das möglich?-

Law fasste sich an die Stelle, wo die Klinge ihn erwischt hatte. Ein kleiner Schnitt an der linken Seite seines Halses erklärte seine starke Reaktion. Es musste ein wenig von dem Material in seinen Blut-kreislauf gelangt sein. Seine Sicht verschwamm und ein lautes Rauschen erfüllte sein Gehör. Law rappelte sich fluchend auf und stolperte schwer atmend in den Korridor hinaus. Sich an der Wand entlang ziehend, suchte er sich seinen Weg zum Krankenzimmer. Irgendwo musste er ein Gegenmittel haben. Mit der Türe ins Zimmer fallend und mehr schlecht als recht zu einem seiner Medizinschränke kriechend, klammerte er sich an dessen Tür, zog sich daran hoch, öffnete ihn, nahm ein Fläschchen mit klarer Flüssigkeit hervor und eine Spritze. Dann liess er sich keuchend auf den Boden sinken, wo er die Spritze aufzog und sich selbst das Mittel indizierte. Er legte den Kopf zurück und lehnte sich keuchend und verschwitzt gegen den Schrank hinter ihm, schloss die Augen und atmete tief durch. Das war knapp gewesen. Diese Frau machte ihn fertig. Es war zwar seine Schuld, dass sie ihn angegriffen hatte, immerhin hätte er sie nicht so bedrängen sollen, aber was sollte er denn tun?

Als er so nah vor ihr stand und ihren betörenden Duft einatmete, schien er wie unter Drogeneinfluss zu stehen. Besonders hatte er sich jetzt in eine noch schlechtere Lage gebracht. Die Tatsache, dass sie es gewagt hatte ihn anzugreifen, faszinierte ihn förmlich. Ein Lächeln formte sich um seine Lippen.

„Eine aussergewöhnliche Frau“, murmelte er zu sich und wischte sich den Schweiss ab. Dieses ver-dammte Gift. Wie war sie an eine solche Waffe gekommen? Sie hatte ihn eiskalt liegen lassen, beinahe so eiskalt, wie er selbst es getan hätte. Auf irgendeine Weise amüsierte das den Captain der Heart Pirates. Und normalerweise amüsierte ihn nichts so schnell. Er rappelte sich auf und ging zurück in sein Zimmer, wo er sich aufs Bett warf und die Decke anstarrte.

Jetzt war es unmöglich sie zu vergessen. Sie war noch faszinierender für ihn als zuvor.
 

Jess‘ Pov
 

Wie konnte er nur? Warum war ich überhaupt an Bord gegangen? Ich hatte so sehr versucht ihn zu vergessen und, dass Ace in mein Leben getreten ist, hat das Ganze sehr unterstützt. Ja, ich trug die Kette noch, aber doch nur, um der Erinnerung willen. Mitten im Jungel kam ich keuchend zum Still-stand. Ich sah hinauf in das riesige Gewölbe des Blätterdachs und lauschte. Er schien mir nicht zu folgen. Eine rasende Wut packte mich, beim Gedanken an Law. Es war, als hätte er mir das Herz rausgerissen und zerquetsche es in seiner Hand, immer wenn ich an ihn dachte. Wie eine rasende Flamme, schien mich der Zorn von innen her aufzufressen. Ich zog den Dolch und zerschnitt alles in meiner Reichweite.

Was mich ein klein wenig erstaunte, war, als ich aus meiner Raserei zu mir kam, dass ich es nur mit dem Dolch offenbar geschafft hatte einen ganzen Baumstamm zu durchschneiden. Er musste einen grösseren Radius haben, als nur die Länge der Klinge selbst.

Als ich mir den Baumstamm näher ansah, bemerkte ich, dass er hohl war und darin etwas lag. Es sah aus wie eine Frucht. Sie schimmerte leicht und ihre starke rote Farbe zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es musste sich um eine Teufelsfrucht handeln. Ich hatte schon einmal eine gesehen, aber die schimmerte nicht so wie diese es tat.

Was würde es schon schaden, auch endlich solche Fähigkeiten zu besitzen? Ace hatte welche, Marco, Whitebeard, Law… Ich würde niemals mit ihnen mithalten können, wenn ich so blieb wie jetzt. Ich hob die Frucht auf und ass sie, ohne noch weiter zu zögern. Sie war scheusslich, aber kaum hatte ich den letzten Bissen hinuntergewürgt, erfüllte mich ein Gefühl der Wärme. Es fühlte sich an, als würde mein Blut in meinen Adern brodeln, aber nicht auf eine schmerzhafte Weise. Ich besah mir meine Hand. Nichts hatte sich geändert. Es war, als würde die Wärme aus mir hinaus wollen, also konzentrierte ich mich darauf, über meine rechte Hand einen Kanal dafür zu schaffen. Eine rote Flamme erschien auf meiner Hand, nein nicht auf meiner Hand, sondern meine Hand wurde zur Flamme.

Sie war von einem viel intensiveren Rot als die von Ace. Sie war auch nicht so unkontrolliert. Im Gegenteil, sie fühlte sich an, als könne ich sie kontrollieren, ja mehr noch, sie formen. Ich beschloss meine neue Fähigkeit hier im Wald auszuprobieren. Wenn ich es richtig anstellte, so stellte ich bald fest, liess sich sowohl die Temperatur, die Form und die Konsistenz der Flammen verändern. Sie blieben immer von einem tiefen rot, so wie es der Rubin meines Dolches war, doch ich konnte sie so weit abkühlen lassen, dass sie nicht einmal mehr ein Loch in ein Blatt brennen konnten. In diesem Zustand liessen sie sich sogar formen. Zu einer Art Schnur beispielsweise. Mit einigem Training sollte es mir gelingen sie auch mit Haki zu versetzen, dachte ich. Dann könnte ich andere Logia sogar in Schach halten.
 

Natürlich konnte ich meinen ganzen Körper in Flammen aufgehen lassen, wie Ace es tat, und wahr-scheinlich in etwa dieselben Attacken ausführen, wie er, doch diese zusätzliche Kontrolle war aussergewöhnlich. Es war beinahe, als wohnte eine starke Macht in mir, die vor langer Zeit eingeschlossen wurde. Da kam mir eine Idee. Ich musste sofort mit Marco reden.

Ich sprintete zurück zum Schiff und sah Marco gerade, wie er das Verladen der Vorräte überwachte.

„Yo! Jess! Wo warst du so lange?“, rief er mir zu, „Was ist los? Ist etwas passiert?“, fragte er besorgt, als ich ihn keuchend erreichte.

„Komm mit. Wir müssen reden“, keuchte ich, packte seine Hand und zog ihn mit mir mit in den Jungel zurück bis zu einer Lichtung. Es war vorhin zwar keine Lichtung gewesen, denn ich hatte in einem gewissen Umkreis alles platt gemacht, während meinem Wutausbruch.

Marco sah sich verwirrt um und hob eine Augenbraue: „Jess… was ist hier passiert?“, fragte er skeptisch.

„Ich hatte einen kleinen Wutausbruch“, antwortete ich knapp, „Marco… Du hast doch eine mystische Teufelsfrucht gegessen, nicht wahr?“

Marcos Augen weiteten sich und er nickte langsam.

„Hat sie geschimmert?“, fragte ich weiter, worauf hin ich noch ein nicken von ihm bekam.

„Ist es als ob eine starke Macht aus alter Zeit in dir wohnt?“, fragte ich hastig weiter.

„Jess! Was ist los? Hast du etwa eine gefunden?“, fragte Marco drängend.

Ich nickte und zeigte ihm meine Flamme. Er kam einige Schritte näher und sah sich meine Hand an. Eine Mischung aus Unglauben und Erstaunen zierte sein Gesicht.

„Ich kann sie formen, sieh!“, sagte ich und zeigte ihm, was ich bisher herausgefunden hatte. Die Möglichkeiten waren endlos.

„Wenn du das trainierst, hast du sogar Ace im Griff“, scherzte er und klopfte mir auf die Schulter, „Und wenn du die Flammen zu Flügeln formen kannst, wird man dich auch bald Phönix nennen“.

Ich lachte. Niemals würde ich ihm seinen Titel streitig machen.

Nein ich würde mir selbst einen Namen machen. Wir sprachen noch lange über die Möglichkeiten, die ich nun hatte, und schlenderten zum Schiff zurück. Es war bereits spät geworden und ich be-schloss zu Bett zu gehen. Auf meinem Weg durch die Quartiere hin zu meinem Zimmer, zog mich plötzlich jemand zurück und drückte mich leicht gegen die Wand.

„Wo hast du denn gesteckt, Jess?“, flüsterte Ace neben meinem Ohr, „Du hast mir gefehlt“, fügte er hinzu und zog mich mit sich in sein Zimmer.

„Aaace, ich bin müde. Lass uns schlafen“, jammerte ich, als er offensichtlich anderes im Kopf hatte. Er seufzte kurz und legte sich ins Bett. Ich kuschelte mich neben ihn, küsste ihn sanft und schloss die Augen.

„Jess. Du bist wärmer als sonst“, bemerkte er und legte mir eine Hand auf die Stirn. Ich beschloss das kurz und schmerzlos zu machen, hob eine Hand in der Dunkelheit und zeigte ihm meine Flamme. Seine Augen weiteten sich und er setzte sich abrupt auf.

„Jess! Was um alles in der Welt!?“, rief er und ich erklärte es ihm, wie ich es vorhin Marco erklärt hatte. Als ich fertig war, fiel ich erschöpft auf die Matratze zurück. Ace war so begeistert von meiner Fähigkeit, dass er wortwörtlich Feuer und Flamme war, was ein kleines Problem darstellte, da seine Flammen jederzeit alles verbrennen konnten.

„Mach deine Flammen aus, Pyroidiot!“, sagte ich und deutete auf das Loch in der Bettdecke. Ace lachte und machte das Feuer aus, legte sich neben mich, umarmte mich und vergrub sein grinsendes Gesicht in meinen Haaren.

„Weisst du was das für ein Spass wird? Jetzt wo du auch solche Fähigkeiten hast?“, murmelte Ace vergnügt an meinem Nacken. Ich verdrehte die Augen. Woran dachte dieser Typ nur wieder.

Morgen müsste ich das der ganzen Crew erklären. Das würde ja ein Spass werden, dachte ich und schloss die Augen.



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