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Der Skorpion

von

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Kapitel 13

Jess‘ Pov
 

„Jess? Willst du reden?“, fragte Viktoria direkt hinter mir, während ich nicht einmal den Kopf wandte als sie sprach. Seit Tagen versuchte sie mich nun aufzumuntern. Aber da gab es nichts mehr aufzumuntern. Ich sass wieder einmal auf diesem gelben U-Boot fest. Und ich konnte nichts dagegen tun.

Viktoria seufzte und ich hörte, wie sie die Türe hinter sich schloss. Ich starrte weiter aus dem Bullauge in die tödliche schwarze See um mich herum, während ich unaufhörlich einen silbernen Ring zwischen meinen Fingern herumdrehte. Wie konnte er mir das schon wieder antun? Wir hatten ein paar wirklich tolle Wochen seitdem wir Luffy und seine Crew getroffen hatten...
 

... „Hahaha! Ups!“, lachte Ace und kratzte sich am Hinterkopf. Seufzend schlug ich mir die Hand an die Stirn: „Also haben wir die anderen tatsächlich verloren? In einer riesigen Wüste? Mit allen unseren Vorräten?“.

„Sieht so aus“, erwiderte Ace und sah sich um, „Das haben wir nun vom Herumtrödeln“.

„Mit dir verschwinde ich nicht mehr hinter einem Felsen, Mister. Und trödeln würde ich das nicht nennen. Nicht aus deiner Perspektive“, grinste ich und streckte ihm die Zunge raus.

„Hey!“ – „Gib mir dein Armband“ – „Warum?“ – „Gib es mir einfach“, wieder grinste Ace verschmitzt.

Ich seufzte: „Nicht so... Das Armband“, drängte ich und zog es ihm vom Handgelenk. Dann setzte ich unsere beiden Hälften zusammen und legte es auf meine Handfläche. Es zuckte.

„Na bitte! Da lang!“, verkündete ich und begann weiterzugehen.

„Wie machst du das?“, fragte Ace verblüfft und ich erklärte ihm die ganze Geschichte, wie ich sie von den Boa Schwestern gehört hatte.

„Darum hast du mich so schnell gefunden!“, wurde es Ace augenblicklich klar, worauf hin ich nur lachte: „Schnellmerker“...
 

„Hätte ich ihm das nur nicht gezeigt“, dachte ich und fasste mir an mein nacktes Handgelenk. Spätestens beim Abschied von den anderen hätte ich es merken sollen...
 

... „Hier Luffy. Trage diese Vivre Card immer bei dir. Dann werden wir uns ganz einfach wieder finden“

Luffys Augen glänzten, als er die Vivre Card seines Bruders annahm. In der Zwischenzeit verabschiedete ich mich von Sanji.

„Hier“, sagte ich und drückte ihm meine Vivre Card in die Hand.

„Du wirst mir fehlen, Jess“, sagte Sanji und drückte mich fest an sich.

„Wir werden uns wiedersehen. Versprochen“, erwiderte ich und liess ihn los. Ace nickte mir zu und wir machten uns auf den Weg zurück zum Schiff, wo wir unsere Gleiter angelegt hatten.

„Alabasta war es wohl nicht, was?“, bemerkte ich worauf hin Ace nachdenklich die Hände in den Hosentaschen vergrub.

„Naja was solls. Einen Nachahmer hätte ich zwar nicht erwartet, aber so leicht lässt sich Teach nun mal nicht fassen“.

Dank dem Armband waren wir innerhalb von drei Tagen wieder an der Küste. Von da aus fuhren wir zurück nach Nanohana, wo wir uns entschieden einige Tage in einem Hotel Rast zu machen, welches Ace aussuchte.

„Das Hotel sieht ziemlich teuer aus. Bist du dir sicher?“, fragte ich Ace, welcher nur grinsend nickte und mich in die Arme hob: „Hätte ich es sonst vorgeschlagen?“.

Im Inneren des Hotels wurden wir freundlich begrüsst und auf unser Zimmer geleitet, wo sich Ace endlich entschloss mich wieder abzusetzen.

Wir verbrachten ganze drei Tage da...
 

„Jess?“, drang plötzlich die Stimme Trafalgar Laws in mein Bewusstsein. Ich ignorierte ihn.

„Jess? Du solltest etwas essen...“, sprach er weiter und als ich wieder keine Anstalten machte etwas zu erwidern seufzte auch er wie vorher Viktoria: „Ich werde dir in der Küche etwas übrig lassen“, schloss Law und ging wieder hinaus. Hatte Ace es womöglich gar nicht ernst gemeint?...

...Am nächsten Tag wachte ich auf. Ace lag neben mir in dem riesigen flauschigen Bett des Hotels, in dem wir am Tag zuvor eingecheckt hatten. Ein Lächeln formte sich um meine Lippen. Er sah so un-schuldig aus, wenn er schlief, dass ich ihn den ganzen Tag so ansehen könnte. Doch ich entschloss mich unter die Dusche zu hüpfen. Während mir das heisse Wasser übers Gesicht rann kam mir jedoch ein widerlicher Gedanke. Ich konnte Ace keine Sekunde alleine lassen! „Dieser...“, fauchte ich und sprang aus der Dusche, wickelte mir ein Handtuch um meinen klitschnassen Körper und stürmte ins Zimmer wo Ace sich gerade grinsend im Bett aufsetzte.

„Hast du mich so vermisst, dass du nicht mal zu Ende duschen konntest?“, fragte er und hob eine Augenbraue. Dann warf er mir ein Kissen zu: „Hier fang!“.

Ich fing es mit einer zu Flammen gewordenen Haarsträhne und warf es zurück in sein verschmitzt grinsendes Gesicht: „Das hättest du wohl gerne. Als ob ich auf sowas reinfalle und das Handtuch loslasse. Da müsstest du mich schon besser kennen, Portgas“, gab ich zurück, ging wieder ins Bad und machte mich fertig.
 

Den restlichen Tag verbrachten wir in der Stadt, kauften dieses und jenes, assen von jedem Stand irgendwas, liefen einfach zum Spass quer über die Dächer und bis an den Rand der Stadt, wo wir uns einige hundert Meter von der Stadtgrenze in der Wüste in den Sand legten und uns schliesslich einfach die Sterne ansahen.

„Wow... so viele Sterne sieht man nicht mal von der Moby Dick aus mitten auf dem Meer“, bemerkte ich und Ace neben mir blieb still, nahm jedoch meine Hand in seine.

„Jess...“, hörte ich Ace nach einer Weile und ich wandte den Kopf. Er lag da und starrte weiter in den sternenbesetzten Himmel. Nachdenklich.

Ich wandte meinen Blick wieder den Sternen zu. Plötzlich setzte sich Ace neben mir auf und drehte sich zu mir. Augenblicklich tat ich es ihm nach. Er sah mir in die Augen. So ernst hatte ich ihn selten gesehen: „Jess... Ich weiss als Piraten suchen wir die Freiheit. Aber man kann ja auch zu zweit frei sein... also ich meine... wenn das hier alles vorbei ist... Würdest du dann... naja...“, stammelte er und streckte mir eine Hand mit einem Ring entgegen.
 

An mehr konnte ich mich von dieser Nacht nicht wirklich erinnern. Ich wusste, dass ich angenommen hatte und wir nachher sowohl in der Hotelbar als auch in unserem Zimmer viel zu viel getrunken hatten. Und auch daran, dass ich am Morgen aufgewacht bin. In einem Zustand, in dem sich Menschen normalerweise nicht mehr bewegen würden. Das grelle Sonnenlicht, welches durch die Fenster ins Zimmer drang schien meinen Kopf zum Explodieren bringen zu wollen. Schnell zog ich mir die Decke über den Kopf und drehte mich ab. Doch etwas stimmte nicht.

„Ace?“, fragte ich heiser in die Stille hinein. Nichts. Wo war er?

Dann stand ich misstrauisch auf, das Laken um meinen Körper geschlungen und sah mich blinzelnd um. Das konnte nicht wahr sein... Kein Rucksack. Kein Mantel. Kein gar nichts. Schnell durchsuchte ich meine Sachen. Das Armband war weg. Und damit auch Ace.

„Dieser Bastard!“, rief ich aus, doch zuckte unweigerlich heftig zusammen, da mich dieser Ausruf soeben an meine heftigen Kopfschmerzen erinnert hatte. Ich durchwühlte meine gestrigen Einkäufe und fand eine grosse Wasserflasche, welche ich in einem Zug leerte. Danach ging es mir etwas besser. Schnell zog ich mich an, packte sämtliche Sachen zusammen und ging vor Wut kochend zur Rezeption herunter.

„Guten Morgen Miss!“, begrüsste mich der nette Empfangsherr und ich erwiderte das Lächeln ge-zwungen, während ich ihm den Zimmerschlüssel auf dem Tresen zuschob.

„Wären Sie so freundlich und würden mir sagen, ob Sie meine Begleitung gesehen haben?“

„Ach natürlich! Ihre Begleitung hat gestern Morgen ausgecheckt. Er hat gesagt, Ihr fühltet Euch nicht besonders und er würde schon voraus gehen. Ihr habt Euch blendend erholt, wie ich sehe“

Ungläubig den Kopf schüttelnd fragte ich noch einmal nach: „Gestern sagten Sie? Welchen Tag haben wir heute?“

„Mittwoch, Miss“

„Mittwoch?! Ich habe den ganzen gestrigen Tag und bis jetzt geschlafen?“

„Muss wohl so sein, Miss“

Wieder schüttelte ich den Kopf und bezahlte das Zimmer.
 

Kaum hatte ich das Hotel verlassen rannte ich so schnell ich konnte zum Steg. Der strömende Regen, der wütend auf mich nieder donnerte war schon kein gutes Omen, dachte ich und schon von weitem glaubte ich meine schlimmste Befürchtung bewahrheitet zu sehen. Und natürlich... Mein Gleiter war mal wieder abgefackelt worden. Ein Fetzen des Segels hing noch an einem hervorstehenden Holzsplitter des Stegs fest. Ich nahm den Fetzen und zerknüllte ihn in der Hand während ich aufstand und auf die aufgewühlte See hinaus sah. Die Gischt schlug mir unaufhörlich ins Gesicht und der harte Wind liess meine nassen Haare herumwehen, als wären sie trocken. Die Wut in mir drohte überzuschäumen wie die haushohen Wellen, die sich am Steg vor mir brachen. Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und wandte meine Schritte in Richtung des offenen Stegs, wo alle Handelsschiffe anlegten. Vielleicht konnte ich mich an Bord eines davon schleichen, um zur nächsten Insel zu gelangen.

„Jeeeeess! Bleib stehen!“, schrie eine wütende Stimme durch den Wind und den Regen und gerade als ich mich umdrehen wollte sprang mich jemand an und warf uns beide zu Boden. Wir rutschten einige Meter im Matsch der Strasse. Dann erst öffnete ich die Augen und wischte mir den Matsch vom Gesicht.

„Viktoria!? Was zum...“ – „Nichts `Viktoria, was zum...‘! Spars dir! Wie konntest du so einfach abhauen?!"

Perplex stand ich auf. Der Matsch lief mir von den Kleidern und den Haaren. Der Regen spülte jedoch vieles davon gleich wieder ab.

„Ich musste Ace finden... Mensch. Das gibt dir noch nicht das Recht mich so zu Boden zu werfen...“

Viktoria verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust: „Natürlich tut es das! Das hast du ver-dient...Sei froh, dass ich dich nicht verprügle...“.

„Ich soll...“, begann ich zu widersprechen, doch brach ab, drehte mich schnell von ihr weg und über-gab mich über die Mauer neben uns ins Meer. Alles begann sich zu drehen und schwarze Punkte versperrten mir die Sicht. Ich fiel auf die Knie und versuchte ruhig durchzuatmen, während ich meine Hände im Dreck vergrub, um irgendwie Halt zu finden.

Jemand legte die Arme um mich und zog mich auf die Beine. Es konnte nicht Viktoria sein, denn sie stand direkt neben mir. Dann wurde ich hochgehoben und fortgetragen.

„Wie lange hast du nichts mehr zu dir genommen, Rotschopf?“, fragte eine nur allzu vertraute Stimme und ich schüttelte nur ungläubig den Kopf. Warum ausgerechnet er?...
 

In diesem Moment überkam mich ein komplettes Gefühl der Hilflosigkeit, welches schon seit Tagen an mir nagte. Immer brauchte ich die Hilfe von anderen. Nie konnte ich etwas alleine zu Ende bringen. Ich würde Ace verlieren, wenn das so weiter ging. Er hatte mir dieses Versprechen nicht ohne Grund gegeben. Wie mir Viktoria vorhin erzählt hatte, hatte Teach sogar Shanks eine Wunde zufügen können. Ace war wohl bewusst, wie gefährlich Teach war und er wollte mich nicht dieser Gefahr aussetzen.

Schnell stand ich auf, duschte erst einmal, zog mir neue Sachen an, die nicht nach Niedergeschlagenheit stanken und ging hinaus auf den Flur. Ich lenkte meine Schritte in die Küche, wo die ganze Crew beisammen sass und ich mir gleich den Teller schnappte, den mir Law übrig gelassen hatte.

„Jess! Wie geht’s dir?“, fragten alle und Viktoria sah mich besorgt an, während ich das Essen runter-würgte, von dem ich bis zum Schluss nicht ausmachen konnte, was es darstellen sollte.

„Jess? Alles klar?“, fragte Viktoria, ich nickte und packte sie nach dem letzten Bissen am Oberarm.

„Komm! Trainieren!“, murmelte ich zwischen dem Essen in meinem Mund hindurch und zerrte sie aus der Küche in den Trainingsraum am Ende des Flurs.
 

Die nächsten Wochen verbrachte Viktoria ihre Zeit entweder mit Training mit mir oder bei Jean Bart, um ihn mit ihrem Armreif zu navigieren. Ich wiederum verbrachte meine Zeit, in der ich gerade nicht trainierte meist in der Küche oder im Krankenzimmer. Durch meine Fähigkeiten hatte ich eine merkwürdige Faszination an der Medizin gefunden, also war Law bereit mir einiges beizubringen. Wir verhielten uns beide, als hätte es die Zeit, als ich schon mal bei ihm an Bord war, nie gegeben. Oder so dachte ich.

„Woher kennst du Viktoria?“, fragte ich beiläufig.

„Ich habe einmal ihre ganze Flotte versenkt. Du warst dabei“

„Ihre was? Wann?“, fragte ich verwirrt.

„Damals, als du hier an Bord warst. Die Marineschiffe, die wir versenkt hatten. Das war ihre Flotte“

„Viktoria ist Piratin...“, lachte ich. Er wollte mich wohl auf den Arm nehmen.

„Ja, jetzt ist sie es. Seit dem Tod ihrer Schwester, Viktoria. Davor war sie ein geachteter Marinegenerals namens Korra Fujitora, Zwillingsschwester von Viktoria Fujitora, welche ironischerweise auf See ihren Tod durch die Marine gefunden hat“, erklärte Law ruhig: „Vorsicht damit, Rotschopf. Ein Skalpell ist kein Spielzeug“.

Das war kein gutes Thema während einer Operation. Auch wenn wir nach einem kleineren Zwischenfall mit der Marine nur 3 Kugeln und einige Holzsplitter aus Shachi herausholen mussten.

„Also hat sie die Marine verlassen und den Namen ihrer Schwester angenommen?“, fragte ich ein wenig später, als wir in der Küche sassen und ich Essen zubereitete.

„Ja, das habe ich“, ertönte mit einem Mal Viktorias ruhige Stimme in der Küchentür.

„Viktoria... Entschuldige, ich...“, stammelte ich etwas angebunden, doch sie setzte sich nur Law ge-genüber, der an einem Tee nippte und sich da raus hielt.

„Du brauchst jetzt nicht nervös zu werden, nur weil ich einmal General war, Jess. Ich bin es ja nicht mehr. Das System hat mir meine Schwester genommen und erwartet, dass ich meine eigene Nichte töte. Ich habe nichts mehr mit der Marine zu tun. Ausserdem denken sie ich sei auch tot“, erklärte Viktoria kurzerhand und machte sich auch einen Tee.

„Du hast eine Nichte?“, fragte ich, doch Viktoria senkte den Blick in ihre Teetasse.

„Ich hatte eine Nichte...“, antwortete sie knapp und hielt die Teetasse in beiden Händen, immer noch hineinstarrend.

Die darauf folgende Stille war so erdrückend, dass man beinahe nicht mehr atmen konnte. Doch Viktoria durchbrach sie, indem sie plötzlich aufstand und aus der Küche stürmte. Keine 10 Sekunden später hörten wir Jean Barts Stimme über Lautsprecher: „Bereit machen zum Auftauchen!“. Law schulterte sein Schwert und wir verliessen schnell die Küche.

Beppo war wie immer der erste, der die Türe öffnete und hinaus aufs Deck stürmte. Viktoria, die ihm sogleich folgte blieb mitten an Deck stehen, den Blick in den Himmel gerichtet. Gerade als ich auf ihrer Höhe stand und sie fragen wollte, was plötzlich in sie gefahren war flog eine Möwe über uns hinweg und liess eine Zeitung fallen. Viktoria fing sie und schlug sie auf.

„Nein...“, keuchte sie und liess das Papier fallen. Plötzlich war sie aschfahl, ihr Blick leer, ihre Hände zitterten, ihre Lippen versuchten Worte zu formen, doch nichts war zu hören.

Ich hob die Zeitung zu ihren Füssen vorsichtig auf und besah mir das Titelblatt. Im Gegensatz zu Viktoria liess ich die Zeitung nicht fallen. Meine Hände klammerten sich so sehr an das Papier, dass es begann zu reissen, wo ich es festhielt. Meinen Blick starr auf die Titelseite gerichtet. Auch ich zitterte ohne Unterlass.

„Im- Im- Impel...Down...“, hauchte ich knapp, denn mehr wollte mir mein Körper nicht erlauben. Mein Herz schien aufgehört zu haben zu schlagen. Meine Lungen schienen sich zusammengezogen zu haben und keine Luft mehr aufzunehmen. Mein Magen schien sich zu verkrampfen. Schnell wandte ich mich ab, liess die Zeitung zu Boden fallen und übergab mich über die Reling.

„Bringt sie rein..“, hörte ich Law’s Stimme hinter mir und da niemand versuchte mich wegzubringen schloss ich, dass er wohl Viktoria gemeint hatte. Ich hustete stark und keuchte. Das war nicht möglich. Ace war in... Nur beim Gedanken daran drehte sich mir abermals der Magen um. Kalter Schweiss rann mir zu beiden Seiten des Gesichts herunter. Einige Haarsträhnen klebten mir an Wangen und Hals. Wenn ich mich nicht an der Reling festhielt, drohten mir meine zitternden Beine zu versagen. Plötzlich schlossen sich Laws Arme von hinten um meinen zitternden Körper und hielten mich so fest, als hätte er Angst, dass ich jede Sekunde in tausend Einzelteile zerfallen würde, würde er mich nicht daran hindern. Er sprach leise doch angespannt:

„Jess, beruhige dich. Wir holen ihn da raus. Versprochen...“.
 

Viktorias Pov
 

Ihr ging es nach einigen Gläsern Wasser und einer Pille, die sie von Law bekommen hatte schnell wieder besser. Als sie sich beruhigt hatte und auch psychisch wieder in der Lage war den weiteren Verlauf ihrer Reise zu planen beschloss Viktoria nach Jess zu sehen.

Ihre Schritte führten sie als erstes zu Laws Zimmer. Leer. Dann zum Krankenzimmer. Leer. Wo konnte sie sich noch verkriechen? Und wo war Law? Versuchte er womöglich Jess zu beruhigen? Kannte sich der Todeschirurg denn mit psychischer Behandlung aus? Fraglich..

Viktoria suchte das ganze U-Boot ab, bis sie schliesslich jemanden schreien hörte. Law. Er schrie jemanden an. Der Rest der Crew war vor 2 Minuten jedoch noch in der Küche gewesen..

„Jess...“, zischte Viktoria. Er kannte sich also nicht damit aus. Schnell rannte sie den Gang hinunter zum Trainingsraum, dessen Türe einen Spalt breit offen stand, und lehnte sich direkt daneben an die Wand, um die Konversation zu belauschen.

„Verdammt nochmal Jess! Jetzt schlag schon zu! Wofür hängt der Boxsack denn hier? Vertrau mir doch! Lass deine Gefühle raus und prügle darauf ein!“

Stille. Viktoria senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Was tat er da?

Ein Knall. Gefolgt vom Klirren einer Kette, dem dumpfen Aufprall eines schweren Gegenstandes und dem Rieseln von auslaufendem Sand. Dann ein Schleifen und wieder eine Kette.

„Jetzt du“, forderte Law. Offenbar hatte er gerade einen Boxsack mit einem Schlag zerstört und einen weiteren aufgehängt.

Wieder Stille.

Law schnaubte: „Hör zu“, knirschte er entnervt, „Wenn du dich nicht augenblicklich zusammen reisst schmeiss ich dich auf der nächsten Insel raus. Verstanden?“.

Stille.

„Gut. Weißt du was ich gerade vor mir sehe?! Ein verängstigtes dummes Kind! Dieses weinerliche jämmerliche kleine Mädchen vor mir bist nicht du, Jess! Nicht dieses schwache unfähige Etwas, das nicht einmal schafft auf einen Boxsack einzuprügeln, wenn man es ihr sagt. Du willst Ace retten? Dass ich nicht lache! So, Jess, wirst du Ace und jeden, den du beschützen willst, verlieren. An die See, die Marine, die Weltregierung oder sogar einfache betrunkene Idioten. Kein Wunder, dass Ace dich hat stehen lassen, um Teach zu finden. Immer muss dich jemand retten. Immer brauchst du die Hilfe anderer. Nie kannst du etwas selbst durchziehen! Ace beschützt dich jetzt nicht mehr, Jess! Ich werfe dich an der nächsten Insel raus! Wen hast du dann noch?! Du bist alleine Jess! Kapier das endlich mal! Als Pirat muss man alleine überleben, oder gleich aufgeben! Du bist keine Piratin! Du bist nicht fähig dazu!“

„Hör aaaauf!“, schrie Jess mit einem Mal und ein heftiger Knall drang aus dem Trainingsraum, gefolgt von einem Schrei und einem weiteren Knall. Viktoria schrak augenblicklich auf. Eine Staubwolke drang aus dem Türspalt und sie öffnete die Türe ein wenig mehr um alles sehen zu können.

Jess stand am anderen Ende des Raumes über Law gebeugt, der in mitten von zerstörten Hanteln und Boxsäcken lag. Sie packte ihn am Kragen seines Pullovers und versetzte ihm einen Hieb mit der Faust.

„Nimm es zurück!“, noch ein Schlag, „Nimm es zurück!“, schrie Jess, holte zu einem weiteren Schlag aus, doch stoppte ihre Faust in der Luft. Stille.

Jess trat einen Schritt zurück und Law stand auf. Er klopfte sich den Staub von Pullover und Hose, hob seinen Hut auf, klopfte auch diesen kurz ab, setzte ihn auf und ging an Jess vorbei. Auf ihrer Höhe blieb er kurz stehen, legte ihr eine Hand auf die Schulter und ging dann in Richtung Türe. Schnell quetschte sich Viktoria wieder an die Wand. Als Law auf den Flur hinaus trat blieb er kurz stehen. Die Augen im Schatten seines Hutes verborgen, ein leichtes Grinsen auf den Lippen und sich das Blut im linken Mundwinkel mit der Hand abwischend: „Ich habe den Drachen geweckt. Mach dich auf etwas gefasst“.

„Viktoria!“, rief Jess plötzlich. Ihre Stimme war anders als sonst. Ruhig. Kalt. Bemessen. Entschieden.

„Es beginnt...“, grinste Law und ging schliesslich.

Viktoria sah ihm kurz nach und betrat dann den Raum: „Ja, Jess?“, fragte sie vorsichtig.

Der Staub hatte sich noch nicht ganz gelegt und das schwache Licht von der Lampe über ihr liess den Raum sehr düster wirken. Von Jess schien ein eigenartiges Glühen auszugehen. Als würden ihre Flammen vom Inneren ihres Körpers her eine durchsichtige rote Aura um sie herum schaffen. Eine Aura der Wut und Entschlossenheit. Doch gleichzeitig lief Viktoria bei dem Anblick ein eiskalter Schauer über den Rücken. Von Jess ging eine Macht aus, die sie noch nie gesehen hatte. Ausser bei einem einzigen Menschen. Ihrem Vater, Shanks.

„Impel Down. Ja oder Nein?“

Viktoria liess sich die Fragen durch den Kopf gehen und hielt ihr Armband umklammert. Keine Sekunde den Blick von Jess abgewandt.

„Nein“.
 

Law’s Pov
 

Im schwachen Licht einer Kerze auf dem Schreibtisch lag Law, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, nachdenklich auf seinem Bett. Die nächtliche Stille wurde nur gelegentlich durch das gewohnte knarren der Metallwände durchbrochen. Doch dieses Geräusch störte ihn nicht. Es wirkte sogar beruhigend auf ihn. Seine Gedanken kreisten um Jess. Er hatte definitiv das Richtige getan heute. Und doch... Ihr Gesichtsausdruck, nachdem sie ihn geschlagen hatte.. Immer wenn er die Augen schloss sah er diesen Gesichtsausdruck vor sich. Ihre Augen im Schatten ihrer vorgefallenen Haarsträhnen verborgen, die Zähne wütend zusammengebissen, jede Faser ihres Körpers angespannt und dennoch konnte er deutlich Tränen zu beiden Seiten ihres Gesichtes erkennen. Er hatte mit Sicherheit etwas in ihr geweckt. Er wusste nur noch nicht genau was das war. Und besonders, ob sie es kontrollieren konnte..

Mit der linken Hand strich er sich langsam über seinen linken Unterkiefer. Sie hatte ihn ganz schön erwischt. Der Boxsack explodierte förmlich bei ihrem Schlag, was es ihm unmöglich machte ihre Faust durch den Sand hindurch kommen zu sehen. Beinahe hätte sie ihm den Kiefer gebrochen.

Ein Klopfen an der Türe riss ihn aus seinen Gedanken.

„Trafalgar?“, drang eine leise Stimme durch die Türe und Laws Herz setzte kurz aus. Er setzte sich auf und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

Immer wenn sie ihn mit seinem Vornamen ansprach spielte sein Herz verrückt. Law schüttelte den Kopf und seufzte wegen seiner eigenen Reaktion.

„Komm rein“

Jess öffnete die Türe und blieb im Türrahmen stehen. Sie vermied ihm in die Augen zu sehen und zupfte etwas an der Spitze ihres Zopfs herum, der ihr über die Schulter reichte.

„Was willst du, Rotschopf? Wenn du reden willst, komm rein“

„Naja, ich wollte nur...“, Jess druckste herum.

Law grinste, stand auf und ging zu ihr hinüber.

„Was willst du?“, fragte er leise, zog Jess ins Zimmer, drückte hinter ihr die Türe zu und blieb mit einer Hand dagegen gelehnt direkt vor ihr stehen.

Wie er erwartet hatte wich sie wegen der plötzlichen Nähe einen Schritt zurück und war mit dem Rücken gegen die Türe gedrängt. Law lächelte verschmitzt, als er ohne jeden Zweifel sah, dass Jess errötete und schnell den Blick von ihm abwandte.

„Eigentlich wollte ich dir nur danken für vorhin... Und, naja.. mich entschuldigen“, murmelte Jess.

Law legte eine Hand an ihre Wange und brachte Jess dazu ihn wieder anzusehen.

„Hab ich gern getan“, sagte er schlicht. Dann strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, was sie wiederum veranlasste wegzuschauen.

„Weißt du...“, begann Jess und ihre Stimme war mit einem Mal fest und irgendwie kalt und als sie wieder aufsah war jegliche Spur von dem scheuen Mädchen von vorhin verschwunden.

„Du solltest dich nicht so schnell ablenken lassen...“, fuhr sie fort und tauchte unter seinem Arm weg.

„Wie bitte?“, Law starrte einen Augenblick an die Stelle der Türe wo gerade noch Jess gestanden hatte. Diese abweisende Kälte. Was war das?

„Du hast mich schon verstanden“, sie ging zu dem kleinen Tisch beim Bücherregal und lehnte sich dagegen. Die Arme vor der Brust verschränkt.

„Du solltest jegliche Beziehung zwischen uns vergessen. Alles davon. Es wird nie wieder so werden wie damals. Meine Priorität ist es Ace zu retten. Und ich werde alles dafür riskieren.

Auch mein Leben“

Law ging wieder einige Schritte näher zu ihr. Worauf wollte sie hinaus? Vergessen? Warum sollte er das?

„Trafalgar... Ich brauche dein Wort, dass du, egal wie schwer es für dich auch sein mag, deine eigenen Gefühle und alles was zwischen uns war zurück stellst und mir hilfst Ace zu retten. Ich kann das nicht alleine“, sagte Jess ernst und fixierte ihn mit ihrem Blick. Inzwischen stand er ihr wieder viel zu nahe. Sein Herz wollte nicht aufhören zu rasen.
 

„Du meinst doch nicht etwa...?“, begann Law doch Jess stand auf. Sie stand ihm nun so nahe, dass er ihren Atem spüren konnte. Er lehnte sich ein wenig zu ihr, doch sie legte ihm eine Hand auf die Brust und hielt ihn auf wenigen Zentimetern Abstand. Ihren Blick gesenkt.

„Law“, begann sie und der Wechsel zu seinem Nachnamen in diesem distanzierten Tonfall riss beinahe sein Herz entzwei. Wieder sah sie auf. Ihre grünen Augen waren so dunkel wie noch nie zuvor. Als hätte sich ein Tor zu ihren Gefühlen geschlossen.

„Du musst mir versprechen, dass du mich zurücklassen wirst wenn es zu gefährlich wird. Und besonders wenn Ace bessere Chancen hat zu überleben als ich“.

Jess‘ Entschlossenheit liess ihn nicken worauf hin Jess wortlos an ihm vorbei ging und die Türe öffnete. Law blieb stehen. Er ertrug es nicht ihr nachzusehen. Sie sprach als erwartete sie gar nicht erst vom Schlachtfeld zurückzukehren. Hinter ihm schloss sich die Türe und Law fasste sich reflexartig an die Brust. Dieses schmerzhafte Stechen hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Und vor allem nicht in diesem Ausmass.
 

Jess‘ Pov
 

„Bist du dir sicher, Viktoria? Ist das die richtige Insel?“

„J-Ja... Das ist die Insel Banaro...“

Ich schluckte einmal. Law neben mir sagte kein Wort. Offenbar hatte es auch ihm die Sprache ver-schlagen. Sein Blick war leer und Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Kannst du mich an Land bringen?“, fragte ich Law, der mich kurz ansah.

„Bist du dir sicher?“ – „Ja, die Insel scheint schon ziemlich zerstört. Die Gefahr wird schon längst vorüber sein“.

Law nickte und bildete einen Room, der vom Deck des U-Boots bis zur Insel reichte.

Im nächsten Augenblick fühlte ich Sand unter meinen Schuhen. Viktoria stand links von mir. Law rechts.

„Denkst du ich lasse euch alleine gehen?“, sagte Law auf einen Blick meinerseits hin und zog eine Augenbraue hoch.

Den Kopf schüttelnd ging ich voran. Vor uns hob sich der Weg an zu einem Hügel. Ich beschleunigte meine Schritte. Dahinter musste eine Stadt oder mindestens ein Dorf sein, dachte ich. Doch als ich die Spitze des Weges erreicht hatte stockte mir der Atem. Vom U-Boot aus hatten wir nur Rauchschwaden gesehen, die Zerstörung angedeutet hatten. Doch von diesem kleinen Hügel, auf dem ich stand konnte ich die gesamte Insel überblicken bis zu den Felsklüften auf der anderen Seite. Der Rest der Insel bestand aus einigen Haufen Sperrholz, Asche und einem riesigen Krater in der Mitte.

Viktoria holte auf und unterdrückte einen stillen Schrei mit ihrer Hand vor dem Mund.

Direkt vor uns bestand der Weg aus Sperrholz und ich begann mir meinen Weg darüber zu bahnen. Schliesslich sprang ich von einem Stapel, der wohl einmal ein Hausdach gewesen war und landete auf verbrannter Erde. Viktoria und Law bahnten sich ihren eigenen Weg durch die Trümmer und stiessen hier und da einmal ein Teil zur Seite, um zu sehen ob sich etwas darunter befand. Ich hielt weiterhin auf den Krater zu und als ich ihn endlich erreichte blieb ich an dessen Rand stehen. Direkt zu meinen Füssen fiel mir auf, dass nicht die ganze Erde des Kraters verbrannt war. Nur die Hälfte zu meiner Rechten. Die andere schien mit sehr viel Druck zusammengepresst worden zu sein. Die andere Seite des Kraters war jedoch nur noch Asche.

„Jess!“, rief Viktoria plötzlich und ich wandte mich um. Sie kam zu mir herüber gerannt und trug etwas bei sich.

„Ace’ Rucksack?!“, rief ich und mein Herz machte einen Satz.

„Ja!“, Viktoria gab mir den Rucksack und ich öffnete ihn schnell. Darin herumwühlend fand ich Ace’ schwarz-roten Mantel, eine Wasserflasche, seinen Geldbeutel, einen Steckbrief von Luffy und eine Hälfte unseres Armbands.

Schnell zog ich es mir über und schloss den Rucksack wieder.

Den Rucksack geschultert bedankte ich mich bei Viktoria und wandte mich wieder dem Krater zu. Ich begann darum herum zu gehen und gerade als ich die Hälfte geschafft hatte, kam mir jemand entgegen. Weiter hinten konnte ich viele Menschen erkennen, die auf dieser Seite des Kraters Trümmer wegräumten und unbrauchbare Trümmer auf verschiedenen Haufen verbrannten. Das mussten die Rauchschwaden gewesen sein, die wir gesehen hatten.

Ein Mann mit kurzen braunen Haaren kam direkt zu mir: „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr hier?“

„Wir sind auf der Suche nach einem Freund“, erwiderte ich schlicht und sah an dem Mann vorbei zu den anderen Menschen.

„Was ist hier passiert?“, fragte ich und das aufrichtige Mitgefühl in meiner Stimme musste den Mann überzeugt haben.

„Portgas D. Ace und Blackbeard Teach”, begann der Mann und auch sein Blick schweifte über seine Kameraden. Er hatte ein nettes Gesicht. Das Gesicht eines Vaters. Er musste etwas älter sein als ich, schätzte ich.

„Ich weiss nicht genau was zwischen ihnen vorgefallen war. Auf jeden Fall nichts Gutes... Das einzige was wir wissen, ist, dass Portgas D. Ace ihn eigentlich aufhalten wollte. Dafür sind wir ihm dankbar. Denn Blackbeard war im Begriff unsere Stadt zu zerstören...“

Ich sah den Mann etwas ungläubig an. Er lachte bitter: „Ich weiss... Jetzt ist sie genauso zerstört. Und dennoch. Wir stehen in seiner Schuld“.

Ich lächelte. Das hast du nun davon, Pyroidiot...dachte ich.

„Können wir etwas tun, um euch zu helfen?“, fragte ich und wieder lächelte der Mann bitter.

„Wir müssten diese Trümmer wegschaffen. Doch das dauert bestimmt Monate. Brauchbar ist beinahe nichts mehr. Es wird wohl Jahre dauern bis wir wieder eine Stadt errichtet haben...“

„Vielleicht kann ich helfen“, meldete sich plötzlich Law neben mir.

„Ich danke Ihnen sehr. Aber Ihr seht ja wie lange dies dauern würde. Ihr seid doch auf der Suche nach eurem Freund. Ich möchte Euch nicht zu lange aufhalten...“, widersprach der Mann.

Law hielt mir sein Schwert hin und ich nahm es.

„Room“.

Die Sphäre hüllte alle Trümmer im Umkreis ein.

„Tact“.

Ich hatte Law noch nie beide Hände benutzen sehen, um Dinge in einem Room zu manipulieren. Doch jetzt begann er Trümmerteile zusammenzusetzen und hinterliess in kürzester Zeit einen riesigen Stapel brauchbare, wie neu aussehende Holzplatten.

Der Mann neben mir nahm mit einem Mal meine Hand in die seinen. Tränen glänzten in seinen Augen: „Euch hat der Himmel zu uns geschickt! Wie können wir Euch je danken?“

Ich lächelte nur und schüttelte den Kopf. Er brauchte uns nicht zu danken. Immerhin war mein Freund mit schuld an der Verwüstung. Gerade als ich Law sein Schwert wiedergab, damit er weitermachen konnte, kam ein kleines Mädchen von etwa 6 oder 7 Jahren angerannt. Auf ihrem Kopf einen Hut, den ich ohne Zweifel, als den von Ace wiedererkannte. Sie blieb bei dem Mann stehen und hielt sich an seinem rechten Hosenbein fest.

Sie sah mich mit ihren grossen dunklen Augen an und musterte mich.

„Warum hast du den Rucksack von dem netten Mann?“, fragte es ohne Umschweife und ich kniete mich zu ihr herunter.

„Weil er mein Freund ist und ich ihn ihm zurückgeben möchte“, ich lächelte.

Das Mädchen überlegte kurz, nahm dann den Hut ab und reichte ihn mir: „Hier. Dann musst du ihm seinen Hut aber auch bringen“.

Ich nahm den Hut an und hatte mit einem Mal einen Kloss im Hals. Meine Stimme versagte und ich nickte nur dankbar. Das Mädchen legte den Kopf schief und sah mich an: „Warum bist du traurig?“.

Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Tränen in den Augen. Dann hob das Mädchen den Kopf und sah an mir vorbei. Die Augen weit. Sein kleiner Mund öffnete sich und es schrie: „Mamaaaaa!“, und rannte an mir vorbei. Ich stand auf, schob den Hut auf meinem Kopf nach hinten, sodass er hinter mir auf meinen Haaren lag und mit der Kordel um meinen Hals gehalten wurde. Dann drehte ich mich um, um die Mutter des Mädchens zu begrüssen und stockte. Hinter mir, kaum zehn Meter weg stand Viktoria mit dem Mädchen auf dem Arm. Tränen auf ihrem Gesicht.

Sie kam näher. Der Vater des Mädchens neben mir war aschfahl. Er starrte Viktoria an.

„Rafael... Ihr lebt? Wie...?“, stotterte Viktoria.

Der Mann neben mir, Rafael, zog ein schwarz - dunkelblau schimmerndes Armband von seinem Handgelenk: „Hiermit“.



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