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Two Worlds Collide

Byakuya x Renji
von

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Vergangenheit

Isane lachte laut auf. "Nein! Das hat sie nicht!", presste sie unter Lachen hervor. "Doch!", gluckste Renji vergnügt von der anderen Seite des Tisches. "Das Gesicht von ihm hättest du sehen sollen! Und die Haare! Sie haben in alle Himmelsrichtungen abgestanden!", er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. Das Bild vor seinem inneren Auge, wie Rangiku Tōshirō zum Abschied kräftig durch die Haare gewuschelt hatte, war einfach zu göttlich.
 

Die Grauhaarige kicherte noch einen Augenblick vor sich hin. "Also ist der Termin gut verlaufen, nehme ich an". "Ja, kann man so sagen. Auch wenn das Essen eine Katastrophe gewesen war. Shūhei wollte bei Rangiku wohl Eindruck schinden...", er seufzte theatralisch. "Ich hätte ihm niemals, wirklich niemals, dieses Jamie Oliver Kochbuch schenken sollen. Izuru hat 2 Stunden gebraucht, bis die Küche wieder begehbar gewesen war. Das sollen zwar Gerichte sein, die in 30 Minuten gekocht wären, aber ich vermute, dafür muss man mindestens 8 Arme und ein wahres Genie im Multitasking sein! Am Ende haben wir Pizza bestellt und notgedrungen im Wohnzimmer gegessen", lachte der Rothaarige wieder.
 

"Aber das wird sie euch doch nicht ankreiden, oder?", fragte Isane etwas besorgt. "Nein, vorerst nicht. Ich denke allerdings, dass sie uns zukünftig öfters beehren wird. Zu Shūs Freude und Tōshirō Leidwesen. Also gibt es noch einige Möglichkeiten für ihn, Rangiku mit seinen Kochkünsten zu beeindrucken. Das sollte für ihn kein Problem sein. Er ist sozusagen für unsere Verpflegung zuständig".
 

"Ist es denn nicht unfair, dass Izuru sauber machen muss, wenn Shūhei die Küche so verunstaltet hat?", fiel der Grauhaarigen auf. Renji nickte. "Eigentlich schon, ja. Aber zum einen musste Shū auf die Arbeit, er kellnert ja noch neben der Schule, und zum anderen ist Izuru eigentlich unsere Putzfee", erklärte der Rothaarige. "Fee?" "Ja. Teufel passt nicht zu ihm", gluckste Renji wieder vergnügt. "Ich würde sogar darauf wetten, dass es niemanden auf der Welt gibt, der besser Ordnung schaffen kann, als Izuru."
 

"Wann kommt heute dein Lämmchen?", welchselte Isane mit einem Grinsen das Thema und erntete vom Rothaarigen einen verwirrten Blick. "Na, Byakuya Kuchiki. Ich bin immer noch fassungslos, wie handzahm du ihn bekommen hast", jetzt musste auch Renji grinsen. Denn diese Beschreibung passte ja nun beim besten Willen nicht. "Ach, komm schon. Vielleicht hatte er wirklich nur einen schlechten Tag. Ich hab ihn vor ein paar Wochen im Krankenhaus zufällig getroffen, als ich einen Mitschüler aus meinem Heilkundekurs besucht habe. Da schien er eigentlich ganz nett zu sein", erinnerte er sich mit einem Lächeln. "Stimmt ja! Der Kurs! Wie läuft es da?" Renji nickte. "Gut. Auch wenn es der Lehrer, Herr Yamamoto, nicht zugeben will, ich bin nicht auf den Kopf gefallen", Isane stimmte in das Lachen des Rothaarigen mit ein.
 


 

"Guten Abend, Herr Kuchiki. Sind sie bereit für die letzte Einheit dieser Woche?", fragte Renji, als er sein Behandlungszimmer betrat. Er hielt kurz inne, als er bemerkte, wie Byakuya finster die Tatami-Matten anblickte. "Herr Kuchiki?", fragte er noch einmal und legte dem Schwarzhaarigen wie von selbst die Hand auf die Schulter. Der Körper des anderen zuckte bei der Berührung zusammen und er schaute blinzelnd auf. Renji hatte kurz den Eindruck, als würde sich das Gesicht des anderen aufhellen. Aber das war nur Einbildung, oder? "Guten Abend, Herr Abarai. Bitte entschuldigen sie, ich war in Gedanken."
 

"Guten Abend. Ja, das habe ich gemerkt. Alles in Ordnung mit ihnen?", dabei drückte er kurz fürsorglich seine Schulter. "Ja", sagte der Schwarzhaarige knapp, doch schien es, als wolle er mit dem Kopfschütteln. Seufzend zog sich Renji seinen Bürostuhl heran und setzte sich vor seinen Patienten. Er platzierte seine Ellenbogen auf den Oberschenkeln und stützte seinen Kopf auf den Händen ab. Von unten herauf blickte er fragend in Byakuyas Gesicht. Dem Schwarzhaarigen stockte der Atem, bei dem Blick und der Nähe des Therapeuten.
 

„Man braucht keinen Doktortitel, um zu sehen, dass etwas nicht stimmt. Wenn es zu persönlich ist, um darüber zu reden, kann ich das voll und ganz verstehen. Aber bitte versichern sie mir, dass es ihnen gut geht. Denn sonst macht es heute keinen Sinn neue Übungen anzufangen. Wenn sie nicht bei der Sache sind, kann es mehr schaden als nutzen“, dabei sah er in ihn eindringlich an.
 

Auch wenn die Mimik des Schwarzhaarigen nichts verriet, sagte irgendetwas in Renji, dass das so keinen Sinn hatte. Byakuya hingegen schwieg und mied Blickkontakt. „Also schön“, seufzend schob der Physiotherapeut seinen Stuhl nach hinten und ging zu einem Schrank und kramte in einigen Utensilien herum. „Ziehen sie ihr Hemd aus und legen sie sich auf den Bauch“, forderte er seinen Patienten auf, als er mit Handtuch und einer Tube in der Hand zurück zur Liege kam. „Bitte was?“, fragte Byakuya. Er war sich sicher, dass er sich verhört haben musste. Sein Kopf hatte ihm da eindeutig einen Streich gespielt und er fixierte die Tube in der Hand des anderen.
 

Renji legte gerade das Handtuch auf das Kopfende und blickte zu Byakuya hinüber. „Hemd ausziehen und auf den Bauch legen“, forderte er noch einmal auf und klopfte einladend auf die Kopflehne. „Ihre Schulter ist hart wie ein Brett. Wenn wir schon keine weiteren Übungen machen, kann ich wenigstens dafür sorgen, dass sie sich etwas entspannen. Wenn sie es vorher nicht gewohnt waren, viel zu liegen, und das waren sie eindeutig nicht, dann verspannen sich nach einer Weile die Muskeln. Das wird nur dazu führen, dass sie irgendwann tierische Kopfschmerzen bekommen werden. Also? Das geht alles von der Massagezeit ab“, er grinste den Schwarzhaarigen breit an und balancierte die Tube auf einem Finger.
 

Tatsächlich war er überrascht gewesen, wie verspannt die Schulter gewesen war. Auch das mit den Kopfschmerzen war nicht gelogen. Dennoch war er gespannt auf den Anblick, den er hoffentlich erhaschen konnte. Manchmal liebte er seinen Beruf wirklich. Gerade in solchen Augenblicken. Mit möglichst ausdrucksloser Miene, beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie Byakuya langsam das dunkelviolette Hemd aufknöpfte. Als er den Rest des Stoffes abstreifte, ging Renji langsam um die Liege herum, nahm ihm behutsam den Stoff aus der Hand und ging zum Kleiderständer. Natürlich nicht, ohne einen Blick auf den gut trainierten Oberkörper des Schwarzhaarigen zu werfen. Überraschend gut trainiert.
 

Es würde Renji durchaus mal interessieren, den Schwarzhaarigen in voller Pracht zu sehen. Doch schnell riss er sich zusammen. Immerhin war er gerade auf der Arbeit. Er musste weiterhin professionell agieren und diese Gedanken gingen in eine völlig andere Richtung. Und seinen Patienten auf der Behandlungsliege zu verführen, war alles andere als professionell. Er musste sich ein Grinsen verkneifen.
 

Er schritt wieder zur Liege und öffnete dabei die Tube, um etwas vom Inhalt auf seine Hände zu geben. „Nicht wundern, es ist ein wärmendes Gel. Also falls es gleich den Eindruck machen sollte, dass es leicht brennt, ist es keine allergische Reaktion“, dabei ließ er die Hände kurz über den Rücken streichen, um etwas von dem Gel zu verteilen. „Entspannen sie sich, machen sie die Augen zu, denken sie an was Schönes. Ich kann auch Musik an machen, wenn sie das wünschen?“, als Antwort schüttelte Byakuya nur mit dem Kopf. Am liebsten hätte er sagen wollen, dass Renji einfach weiter reden solle, aber das wäre sicher zu weit gegangen. Oder?
 

Langsam fing Renji systematisch an, die Verspannungen zu lösen. An einigen Stellen, sog Byakuya scharf die Luft ein. „Wie sind sie zur Physiotherapie gekommen?“, fragte er, um sich etwas abzulenken. „Nun ja, um ehrlich zu sein, hatte ich lange Zeit keine Idee, was ich mit mir anfangen sollte. Im Jahr von meinem Schulabschluss ist ein Kind aus dem Waisenhaus gestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Unser Heimleiter war nie wirklich in guter gesundheitlicher Verfassung, also habe ich mich als einer der älteren Bewohner darum gekümmert, dass sie zur Physiotherapie gebracht wurde. Ich fand es interessant und dachte mir 'Warum nicht'? Auch wenn die Ausbildung kostspielig war, glaube ich, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte“, während er sprach, bearbeitete er eine besonders hartnäckige Stelle.
 

„Sie kommen aus einem Waisenhaus?“, presste Byakuya zwischen den Zähnen hervor, während Renji angestrengt die Verspannung löste. Der Rothaarige hielt kurz innehielt. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er so viel von seiner Geschichte preisgegeben hatte. „Ich mache vielleicht erst einmal an einer anderen Stelle weiter.“, begann er, um sich etwas Zeit für eine Antwort herauszunehmen. Aber was sollte er schon erzählen? „Und ja, ich komme aus einem Waisenhaus“, antwortete er schlicht.
 

„Was ist mit ihrer Familie passiert?“, fragte der Schwarzhaarige etwas erschüttert, kannte er doch dieses Schicksal zu gut. „Keine Ahnung“, antwortete Renji schlicht. „Niemand weiß, wer sie sind. Der Heimleiter sagte, dass ich nachts in einem Korb vor der Tür gelegen hatte. Nur mit einem Zettel mit meinem Namen. Aber auch der war nie eine Hilfe bei der Suche nach meinen Eltern.“ Sie schwiegen eine Weile, während der Physiotherapeut weiter seiner Arbeit nachging. Langsam lösten sich die Verspannungen und Byakuya merkte, wie er sich tatsächlich besser fühlte.
 

„Ich frage mich, wie man so etwas tun kann? Sein Kind einfach so aussetzen? Haben sie nie Groll gegenüber ihren Eltern gespürt?“, fragte Byakuya vorsichtig. „Nein, warum sollte ich mich über jemanden ärgern, den ich nicht kenne? Das ist verschwendete Energie. Da kümmere ich mich lieber um wichtigere Dinge“, über diese pragmatische Antwort musste der Schwarzhaarige schmunzeln. Doch sie passte so sehr zu dem Tätowierten. „Und wie sind die Tattoos entstanden?“, fragte er weiter.
 

Kurz hielten die warmen Hände auf seinem Rücken still. Als sie ihre Bewegungen wieder fortsetzten, ertönte gleichzeitig wieder diese angenehme Stimme. „Wird das nun eine fröhliche Fragerunde?“, lachte er leise. „Von mir aus, aber dann möchte ich auch Antworten von ihnen. Auf dieselben Fragen“, schob er noch hinzu, in der Hoffnung, dass diese Bedingung seinen Patienten davon abhalten würde, zu persönlich zu werden. Als Antwort hielt er nur ein Nicken.
 

„Mein erstes Tattoo war am linken Arm. Ich habe die Erlaubnis meines Heimleiters gefälscht und fürchterlich Ärger danach bekommen. Die Stirn war, um ehrlich zu sein, eine dumme Idee im Suff. Ich war gerade 18 Jahre geworden und habe damit einen guten Teil des Geldes aus meinem Ferienjob auf den Kopf gehauen. Ich habe mich danach schrecklich gefühlt, da ich mit dem Geld vermutlich was Sinnvolleres hätte anstellen können. Zumal ich gerade in eine kleine Wohnung gezogen war. Ich habe mich 3 Wochen nur noch von trockenem Brot ernährt.“, Renji lachte bei der Erinnerung. „Damit will ich nicht sagen, dass sie mir nicht gefallen. Ich finde sie toll. Aber man wird direkt in eine bestimmte Schublade gesteckt... Die anderen sind alle vollkommen legal und absichtlich entstanden“, sinnierte er schmunzelnd über seine Körperkunst.
 

Der Gedanke daran, an welchen Stellen der Rothaarige noch alles tätowiert sein könnte, ließ einen Schauder durch seinen Körper laufen. Nur zu gerne würde er Zentimeter für Zentimeter dieser Bemalungen freilegen, mit der Zunge daran entlang gleiten und mit den Fingern die Übergänge zwischen Farbe und gebräunter Haut nachzeichnen.
 

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Renji irritiert, als er merkte, dass Byakuya plötzlich schwerer atmete. „Ähm... Ja. An der Stelle eben hat es nur etwas weh getan“, versuchte dieser sich herauszureden. Absichtlich glitten die Hände des Physiotherapeut an eine völlig andere Stelle. „Hier etwa?“, die Reaktion darauf war ein Nicken und ein gespielter schwerer Atem. Der Rothaarige musste alle Willenskraft zusammennehmen, um nicht laut loszulachen. Da steht wohl einer auf Tattoos, huh?
 

„So, jetzt sind sie dran. Wir haben nur noch 5 Minuten“, erklärte er, nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er war gespannt auf den seltenen Einblick in das sorglose Leben eines reichen Schnösels. Nicht, dass er glaubte, dass Byakuya irgendeine Tätowierung auf seiner makellosen, hellen Haut hatte, aber stille Wasser sind bekanntlich tief und schmutzig. Richtig?
 

„Ich habe keinerlei Tattoos. Ich glaube, dass überrascht sie jetzt wenig.“, begann Byakuya. „Ich bin im Anwesen meiner Familie groß geworden und bereits als Kind darauf getrimmt geworden, einmal der Erbe des Unternehmens zu werden. Aus diesem Grund bestand mein Alltag schon immer aus vielen Pflichtterminen. Meine Eltern sind beide gestorben, als ich noch ein kleines Kind war. Ab diesem Tag war mein Großvater mein Vormund“, während Byakuya diese Worte sprach, spürte Renji, wie er sich wieder unter seinen Fingern anspannte.
 

Während der Schwarzhaarige weiter von seiner Kindheit erzählte, bemühte sich der Physiotherapeut nach Kräften, die wiederaufkommenden Verspannungen zu lösen. Doch ihm schien es nach einer Weile, als wären die Muskeln wieder so hart, wie es am Anfang der Fall gewesen war. Innerlich verfluchte er sich, dass er diese dumme Bedingung gestellt hatte. Er hatte zu lange im Heim gelebt, um nicht zu kennen, dass der junge Mann, dessen Rücken er gerade durchknetete, keine allzu schöne Kindheit gehabt hatte.
 

„Das tut mir wirklich leid. Ihr Großvater ist sicher kein einfacher Mensch.“, schoss der Rothaarige einfach ins Grüne, nachdem der andere geendet hatte. Zu seiner Überraschung, entspannte sich Byakuya wieder leicht. „Wir haben unsere Meinungsverschiedenheiten“, erklärte dieser schlicht. „Das glaube ich. So, wir sind fertig“, mit den Worten strich er noch einmal fast bedauernd über die nackte Haut und ging er schnell zum Waschbecken. Er wusch sich die Hände und brachte seinem Patienten dann das Hemd. „Wir sehen uns dann wieder am Montag. Vielleicht sollten sie ein paar Übungen für den Oberkörper machen, damit die Muskeln wieder etwas zu tun haben. Im nächsten Termin machen wir dann mal ein paar anspruchsvollere Übungen mit ihrem Knie, Herr Kuchiki“, Renji lächelte ihn aufmunternd an.
 

„Byakuya“, korrigierte der Schwarzhaarige und blickte in das verwirrte Gesicht ihm gegenüber. „Sie wissen jetzt vermutlich mehr von mir, als mein Großvater.“, er lachte gequält. Renji schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ich bin Renji, freut mich... Byakuya.“, seinen Name aus dem Mund des Rothaarigen hörte sich wie Musik in seinen Ohren an. Zum ersten Mal glaubte Renji, dass er echte Emotionen auf dem Gesicht seines Gegenübers lesen konnte. Nicht, dass er lächelte. Sein Ausdruck war immer noch kühl und distanziert. Aber für einen Augenblick dachte er, ein Glitzern in den atemberaubenden, grauen Augen gesehen zu haben.
 


 

Renji schaute noch eine Weile den Gang hinunter, in dem Byakuya vor einigen Minuten verschwunden war. Das Leben eines reichen Sprösslings scheint wohl doch nicht so toll zu sein, dachte er mitfühlend.



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