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Two Worlds Collide

Byakuya x Renji
von

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Prüfung

Fertig angezogen saß Byakuya in seinem Umkleideraum. Aufgrund seines sozialen Standes hatte er einen eigenen, kleinen Raum bekommen. Er blickte kurz auf die Uhr, noch 20 Minuten, bis es losgehen würde. Er lehnte seinen Rücken gegen die Lehne seines Stuhls und seufzte. In Gedanken ging er noch einmal alles durch. Seine Sekretärin hatte ihm alle notwendigen Unterlagen per E-Mail geschickt und er sie alle durchgesehen. In den familieneigenen Archiven hatte er einige Unstimmigkeiten entdeckt, die nur noch einen Schluss zuließen: Sein Großvater hatte bei einer früheren Übernahme dem damaligen Firmenchef Geld unter der Hand zukommen lassen. Das brachte dem Verkäufer natürlich einen steuerlichen Vorteil.
 

Er wusste zwar nicht, wie sein Großvater reagieren würde, aber er hoffte, dass er sich zumindest seine Heiratspläne damit vom Hals schaffen konnte. Dann könnte er vielleicht auch wieder zu Renji zurückkehren, vielleicht würde er ihn zurücknehmen, wenn dieser nicht um seine eigene Zukunft bangen musste. Doch wenn er Pech hätte, würde alles in die andere Richtung schlagen. Sein Großvater könnte ihn enterben, den Sohn von einen seiner Vertrauten als Erben einsetzen. Jemand, der sich dafür auch zur Marionette machen lassen würde. Immerhin war seinem Großvater die korrekte äußerliche Darstellung der Firma immer das Wichtigste. Noch ein Grund, warum er Renji so kategorisch ablehnte.
 

Er schob den Gedanken zur Seite in dem Wissen, dass er es in kürzester Zeit ansprechen würde. Doch nun musste er sich erst einmal auf seine Prüfung konzentrieren. Sein Blick glitt noch einmal zur Uhr. Noch 15 Minuten. Dann griff er nach seinen Kopfhörern und stellte die Musik an. Zur Peer Gynt Suite von Edvard Grieg wollte er sich noch ein wenig entspannen und hoffte, so den Kopf frei zu bekommen. Langsam schloss er die Augen und achtete auf eine ruhige Atmung. Ging zu den Klängen von Streichern und Pauken noch einmal Techniken und Haltungen durch.
 

Der erneute Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es Zeit war, den Weg in den Flur anzutreten. Die Prüflinge würden gleich gesammelt die Halle betreten und dort die Prüfer geschlossen begrüßen. Im Gang herrschte Gewirr, nervöse Stimmen mischten sich mit dem Laut von hektischen Schritten. Doch Byakuya war die Ruhe selbst. Er konzentrierte sich, war in seinen Gedanken voll bei den Techniken, die er später anwenden musste. Als er seinen Platz in der Reihe einnahm, hoffte er inständig, dass der Lärm in der Halle, der durch die nur halb verschlossene Tür in den Flur brandete, vergehen würde, sobald die Prüflinge erschienen. Er hasste es, während dem Training von irgendwelchen lauten Geräuschen umgeben zu sein.
 

Im Gegensatz zu vielen der anderen Teilnehmer, hatte er niemanden auf den Rängen sitzen. Ihm machte das nichts aus. Sein Großvater hielt nichts von dem Sport und Renji... der hätte eh nicht kommen können. Dennoch versetzte es Byakuya einen kleinen Stich. Mit dem Gedanken an Renji bröckelte langsam seine eiserne Selbstbeherrschung und er spürte, wie Nervosität seinen Platz annahm. Energisch verbannte er den Therapeuten aus seinem Kopf und beruhigte sich unter der Routine von Schlagabläufen, die er sich gedanklich vorstellte. Vor ihm quasselte unentwegt ein Kerl in seinem Alter mit mittellangen, braunen Haaren. Er sprach mit zu viel Enthusiasmus und Begeisterung in seiner Stimme, sodass es Byakuya langsam aber sicher gehörig auf die Nerven ging.
 

Er stellte sich gerade möglichst grausame Foltermethoden vor, die er an der Person vor ihm ausüben konnte, natürlich alle mit wahlweise einem Knebel oder später, mit wachsender Verzweiflung, mit herausgeschnittener Zunge. Ein wenig musste er über sich selbst den Kopf schütteln, da es ihm einfach nicht gelang, das schier unendliche Gequatsche auszublenden und einfach auf Durchzug zu schalten. Vielleicht lag es an der Tonlage oder an der überschwänglichen Freude, doch irgendetwas kratzte an seinen Nerven, sodass er sich langsam nicht mehr sicher wahr, ob er diesen Tag noch heil überstehen würde. Wann geht es jetzt endlich los?, fragte er sich genervt in Gedanken.
 

Nach ein paar Minuten, die sich für Byakuya eher wie Stunden angefühlt hatten, wurde die Tür geöffnet und ein Ruck ging durch die Reihe der Prüflinge. In einer langen Reihe gingen sie in die Halle hinein. Vom Halbdunkel des Flurs in die gut beleuchtete Halle. Byakuya musste kurz blinzeln und den Drang niederkämpfen, seine Augen von dem Licht abzuschirmen, damit sie sich besser an die Helligkeit gewöhnen konnten. Mit Genugtuung stellte er fest, dass einige vor ihm in der Reihe nicht über diese Selbstbeherrschung verfügten. Wieder einmal verfluchte er sich im Geiste, dass er aufgrund der Aufstellung nach Alter einer der letzten in der Reihe war. Zwar machte dies bei der Prüfung an sich nichts aus, aber es nervte ihn. Immerhin war er es nicht gewohnt, warten zu müssen.
 

Aufmunternder und ermutigender Applaus brandete ihm entgegen, doch im schoss nur missmutig durch den Kopf, dass eh niemand für ihn klatschte. Er hatte fast den Punkt erreicht, an dem sie zur Begrüßung Aufstellung nahmen, als er meinte, eine bekannte Stimme und ein leider auch bekannten Spitznamen gehört zu haben. Er schimpfte sich selbst in Gedanken einen Vollidiot, dass er an so einem wichtigen Tag auch noch anfing, zu halluzinieren. Doch da war es noch einmal. Ganz laut und deutlich „Byakushi!“. Beinahe hätte er mitten im Gang inne gehalten, doch er riss sich gerade noch so zusammen. Aus den Augenwinkeln suchte er verstohlen die Ränge ab, doch erst, als die Reihe zum Stillstand kam, konnte er die Kombination aus Rosa und Rot ausfindig machen, die auf den Rängen saß.
 

Byakuyas Herz setzte einen Schlag aus und hämmerte danach doppelt so schnell in seiner Brust weiter. Er hatte das Gefühl, schwitzige Hände zu haben. Was machte Renji hier?, fragte er sich, während sie die Begrüßung der Prüfer vornahmen. Als die obligatorischen 10 Minuten Besprechungspause angekündigt wurde, in dem alle Prüflinge noch einmal mit Trainern oder Verwandten sprechen konnten, musste Byakuya an sich halten, seinen Men, also seinen Kopfschutz, einfach fallen zu lassen und zum Geländer zu sprinten, den Renjis Zuschauerblock von der Halle abgrenzte. Stattdessen machte er sich mit einer fließenden, grazilen Bewegung zu seinem Ziel auf. Er hatte Renji fest im Visier, er wartete bereits an der Absperrung auf ihn.
 

Das etwas unschlüssige Lächeln auf Renjis Gesicht irritierte ihn, doch auch Byakuya erlaubte sich keinerlei Emotion zu zeigen. Immerhin waren genug Leute da, die gerade zusahen. Sie trafen sich nicht im Privaten, also musste er seinem Stand entsprechend handeln. Doch das bereute er schon fast. Liebend gerne wäre er ihm um den Hals gefallen, hätte in die rote Haarpracht gegriffen und zu einem leidenschaftlichen Kuss hinuntergezogen. Doch wollte er es überhaupt?, fragte er sich zweifelnd in Gedanken. Die Antwort war logisch. Aber warum wäre er denn sonst hier?, kam ihm sofort die Gegenfrage in den Sinn. Nur noch ein paar Schritte trennten sie, als Renjis Lächeln fröhlicher wurde. „Byakuya“, hörte er die Stimme, die ihm sofort einen wohligen Schauder über den Rücken laufen ließ.
 

„Renji... Was machst du hier?“, von tausend Fragen, die Byakuya durch den Kopf gingen, wählte er die, die er am Einfachsten formulieren konnte. „Dich anfeuern“, kam die einfache Antwort. Doch als Byakuya gerade ansetzen wollte, nachzuhaken, fügte er hinzu: „Du hast dich nicht mehr gemeldet“, Enttäuschung und vielleicht auch ein bisschen Wut schwang in der Stimme mit. „Du hast mit meinem Großvater geredet“, erwiderte er knapp, die Kühle kam zurück in seine Stimme, als würde das alles erklären. „Jaaaa“, Renji zog das Wort künstlich lang, sodass es fast wie eine Frage klang. „Er hatte mir mehr oder weniger aufgelauert. Also blieb mir nichts anderes übrig.“ „Und? Wie viel hat er dir geboten?“, presste Byakuya nun zornig zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
 

Renji lachte auf, was Byakuyas Zorn nur weiter aufkochen ließ. „Nicht genug, um deinen Verlust aufzuwiegen. Hast du etwa ernsthaft geglaubt, ich würde dich gegen irgendetwas in dieser Welt eintauschen wollen?“, flüsterte Renji leise, damit nur Byakuya es hören konnte und nicht die Zuschauer, die noch im spärlich besetzten Block saßen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Byakuya in die warmen braunen Augen von Renji. „Und warum hast du dich dann entschuldigt?“, fragte er verwirrt, musste seine Gedanken auf einen Fokus lenken, damit er einen halbswegs klaren Kopf behalten konnte. Ein leichter Rotschimmer zierte nun die gebräunten Wangen und Renji blickte verlegen zu Boden. „Weil ich wegen dem Bild so ein Theater gemacht habe. Wir hätten uns nicht so trennen dürfen. Ich hatte befürchtet, du wärst sauer, weil ich so... war, wie ich eben war“, gab Renji die Suche nach einem geeigneten Wort auf. „Und das Gespräch mit meinem Großvater“, sprach Byakuya gleich das nächste Thema an. „Oh Gott, du hast ihm nicht etwa...?“
 

Vergnügt gluckste Renji ein wenig vor sich hin. „Doch... Ich befürchte, das habe ich. Und das ist mir mittlerweile ziemlich unangenehm“, gab er zu. Byakuya wurde aschfahl. Was hatte Renji da nur getan? Nachdem er kurz geglaubt hatte, alles würde wieder gut werden, kam eine solche Hiobsbotschaft? Nun würde sein Großvater den Erpressungsversuch mit Sicherheit nicht durchgehen lassen. Egal, was Byakuya in der Hand haben würde, er würde es mit Pauken und Trompeten in der Luft zerreißen. Er hatte das Gefühl, dass sich sein Magen umdrehte. „Hast du nicht mehr mit ihm gesprochen?“, fragte Renji nun vorsichtig nach und holte Byakuya so aus seinen fürchterlichen Gedanken.
 

„Nein, um ehrlich zu sein, habe ich die letzten beiden Tage komplett in meinen Räumlichkeiten verbracht“, gestand er, auch wenn es ihm ein wenig peinlich war, seine Feigheit zuzugeben. „Schade, ich hätte gerne gewusst, was er dir zu sagen hat“, setzte Renji an. „Ich habe übrigens noch Besucher dabei“, dabei glitt sein Blick vielsagend nach hinten. Doch als Byakuyas Augen Renjis Blick folgten, war er gelähmt vor Schreck und er musste sich am Gelände festhalten, da er sonst die Befürchtung hatte, dass seine Knie nachgeben würden.



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