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Geistertanz

Die Geschichte von Kami-sama
von

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Eine fremde Welt

Das Zerspringen eines Objektes war zu hören. Es klang aber nicht nach Glas, auch nicht nach Ton oder gar Keramik. Sondern es war die Schale eines großen Eies, das gerade schlüpfte. Nur wenige Momente später war auch schon das Wesen zu sehen. Es war allerdings kein Vogel, kein Dinosaurier, oder überhaupt ein Tier, sondern ein Kind. Ein kleiner Junge erblickte das Licht der Welt. Er tastete sich vor. Aus irgendeinem unbekannten Grund wuchs er ziemlich schnell heran.
 

Bereits nach wenigen Minuten konnte er laufen ohne das es ihm vorgemacht wurde. Er schaute sich um. Der Raum in dem er geschlüpft war, erschien recht trostlos, denn es gab lediglich einen großen Stuhl, der einem Thron ähnelte, einen seltsamen Tisch mit Knöpfen und natürlich das Bett, worauf das Ei gelegen hatte. Er ging zu einem der drei rundlichen Fenster um die Außenwelt zu begutachten, doch draußen war es schwarz, mit vielen hellen Punkten; Sterne.

Dadurch, das Licht über ihm schien spiegelte sich sein Gesicht in der Scheibe. Ein junges grünhäutiges Gesicht ohne Haare war zu sehen. An den Seiten seines Kopfes große, langgezogene, spitze Ohren. Zwar hatte er keine Augenbrauen, aber darüber waren seltsame Antennen.

Lange stand er da, sah Felsbrocken, seltsamem Rauch und Planeten an sich vorbei ziehen. Wieso war er in diesem Ding, diesem Raumschiff und nicht auf einem dieser Planeten dort draußen? Wieso war er nicht zu Hause? Wieso war er alleine?
 

Obwohl... war er überhaupt allein? Bis jetzt hatte er kein einziges Wort gesagt. Vielleicht sollte er einfach mal rufen?

„Hallo?“, kam es zaghaft aus seinem Mund und plötzlich aktivierte sich ein Kasten auf dem seltsamen Tisch. Als erstes war nur rauschen zu hören und dann eine warmherzige Stimme, welche zu dem kleinen Jungen sprach.
 

„…(Rauschen) … Bitte verzeih... (Rauschen) …Ich bin nicht nicht fähig Dir lange Erklärungen zu geben … (im Hintergrund war ein Donnern zu hören) ... es steht schlecht um uns … (Rauschen) … deswegen senden wir Dich zu einem anderen Ort … (Rauschen) …sei stark, bleibe standhaft … (Rauschen) … Mein Sohn, mein … (die Verbindung brach mit einem Rauschen ab.)“
 

Scheinbar war diese Nachricht unter schwierigen Bedingungen aufgenommen worden.

Der Junge sah geschockt aus.

„Wiederholen.“, sagte er als wüsste er genau, das es funktionieren würde und die Nachricht wurde tatsächlich abermals abgespielt. Danach noch einmal und noch einmal. Je häufiger das Kind diese Stimme hörte um so mehr bewegte es ihn. Tränen rannen seinen Wangen hinunter.

„Vater...“, wimmerte der Junge. Denn ihm wurde deutlich bewusst, das es wohl die letzten Worte seiner Eltern waren. Das einzige was er noch von ihnen hatte. Damit nicht genug! Diese schlechte Qualität, dieses Rauschen verschluckte doch tatsächlich den Namen, den er bekommen sollte! Voller Wut und Trauer haute er auf die Konsole. Er weinte bitterlich für Stunden. Total erschöpft schlief das Kind zusammengekauert auf dem thronähnlichen großen Stuhl ein...
 

Wie viele Tage genau vergingen konnte er nicht sagen, doch irgendwann blinke etwas auf dem Bildschirm auf der Konsole auf. Scheinbar hatte er das Ziel, welches das Raumschiff ansteuerte erreicht.

Neugierig schaute er vorne zur der großen Scheibe. Was er sah empfand er als wunderschön: Ein strahlend Blauer Planet mit weißen Pinselstrichen und vereinzelten Grünen und noch weniger gelblichen Stellen.

Plötzlich gab das Raumschiff das Signal zur Landung, schnell rannte der Junge zu dem Thron um sich festzuhalten. Die Landung war schnell und rabiat.
 

„Landung erfolgreich abgeschlossen.“, informierte der Bordcomputer, doch das Kind traute sich nicht so recht sich zu bewegen. Zögerlich ging er zu dem runden Kreis, welcher wohl den Ausgang kennzeichnete und stellte sich hinein.

„Piccolo.“, sagte er schließlich. Woher er wusste, das dies das richtige Wort war konnte er sich selbst nicht erklären, aber zumindest öffnete sich die Türe. Es ging hinunter in eine fremde Welt.

Der erste Eindruck war eindeutig: Kühl, aber auszuhalten. Zudem war der Wind unglaublich heftig, aber auch das machte dem Spitzohr nicht viel aus. Er schaute sich erst einmal um, bevor er sich traute von der Plattform hinunter zu gehen. Sein Haus war umringt von felsigem Gelände und spärlich bewachsen. Von oben hatte der Planet eindeutig einladender ausgesehen. Aber gut, vielleicht würde er ja nicht all zu lange hier bleiben müssen. Vielleicht wurde er ja sogar erwartet? Man würde ihn abholen. Dieser Gedanke verblieb in dem kindlichen Kopf.
 

Die Zeit verging und kostete dem Jungen unglaublich Kraft. Er war alleine, konnte nur mit sich selbst unterhalten oder mit der Konsole, welche ihm alles gab, was er brauchte. Die Tatsache, dass seine Eltern vielleicht nicht mehr lebten wollte er einfach nicht so richtig verkraften und so interpretierte er nur all zu gerne etwas Positives in die Aufzeichnungen.

„Sie werden kommen und mich holen. Ganz sicher.“, redete er sich immer und immer wieder ein. „Ich muss nur hier warten. Stark sein. Standhaft bleiben.“, das hatte sein Vater ihm mit auf den Weg gegeben und daran würde er sich halten.
 

Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monate. Der Junge hatte sich mittlerweile an die Bedingungen gewöhnt. Sein Haus allerdings hatte kaum noch Wasservorräte und so war er gezwungen das Gelände abzusuchen um zu überleben. Es viel ihm relativ leicht die Felsen entlang zu springen oder daran hoch zu klettern.

Schließlich fand er was er suchte und bediente sich immer wieder an dem eisigen Wasser. Jedoch wollte der Junge nicht all zu lange von seinem Haus wegbleiben. Was wäre, wenn genau in diesem Moment jemand nach ihm suchte und niemand vorzufinden war. Eine Vorstellung die dem Kind unglaubliche Angst machte.
 

Aus Monaten wurden Jahre. Aber niemand war gekommen. Doch wollte er einfach nicht die Hoffnung aufgeben.

„Stark sein. Standhaft bleiben.“, wiederholte er mit einer nicht mehr ganz so kindlichen Stimme.

Der Wunsch nach Gesellschaft wurde immer größer, jedoch war die Angst im richtigen Moment nicht da zu sein einfach stärker.

Die Jahre machten ihn zu einem Experten in diesem Gebiet. Das Gelände wurde eigentlich immer von niedrigen Temperaturen beherrscht, welche in manchen Monaten hinunter fielen und die kleinen Bäche einfrieren ließ. In anderen Monaten erfreute sich der Namenlose an den wenigen und seltenen Rissen in der düsteren Wolkendecke.
 

Die wenigen Jahre häuften sich immer mehr an und wurden zu ein paar Jahrzehnten. Wie lange er dort gewartete hatte wusste er nicht, aber ihm wurde schließlich irgendwann bewusst, das es keinen Sinn machte weiter Tag für Tag an einer Stelle zu hocken.

Ein vorerst letztes Mal benutzte er den Begriff „Piccolo“ um die Türe von seinem Haus zu schließen.

Der mittlerweile zu einem stattlichen Mann herangewachsene Junge machte sich auf den Weg zu dem großen Gewässer, welches er von einem hohen Punkt hatte immer wieder beobachten können, sich aber nie getraut hat dorthin zu gehen. Je näher er dem Meer kam um so salziger wurde die Luft. Schließlich ließ der Grünling das Plateau hinter sich und kam an einen Kieselstrand. Das war also die Grenze. Was lag hinter diesem Meer? Durch das schlechte Wetter war die Sicht nicht gut und man konnte kein Festland auf der anderen Seite erkennen, aber davon ließ sich der junge Mann nicht abhalten. Er schwebte einfach ein paar Zentimeter über dem Boden und dann über dem Wasser. Seine eher schüchterne Art des Fliegens änderte sich schnell. Er fühlte sich wehmütig, aber auch auf eine gewisse Art und Weise befreit.

Doch eines war sicher, ab und an würde er zu seinem Haus zurückkehren und nach dem Rechten sehen. Immerhin war es der Ort an dem er aufgewachsen war und somit sein zu Hause.



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