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Best Friends

NaLu-FF
von

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Erkenntnis

Am nächsten Tag beschlossen wir, aufgrund des eher mittelmässigen Wetters und meines festgesetzten Abendtermins, das Ryuzetsu-Land zu besuchen und die Mission ein wenig ruhen zu lassen. Ich legte gerade eines meiner Lesebücher, welche ich mitgenommen hatte, zur Seite und streckte mich. Dabei beobachtete ich wie Natsu und Happy im Pool miteinander herumalberten. Auch wir Magier benötigten unsere Pausen. Ich war gerade dabei zu überlegen ob ich bei den beiden Mitmischen oder eine Runde Schlafen sollte. Einfachheitshalber entschied ich mich für Ersteres, als sich zwei schmierige Typen auf meine Liege zubewegten.
 

„Hey, Süsse!“, grinsten sie mich an. Glaubten sie wirklich, dass sie mich so rumkriegen würden? Anscheinend schon. Nein Danke. Ignorierend erhob ich mich und beachtete die Schleimbeutel nicht weiter. „Was ist denn? Hast du keine Lust uns ein wenig Gesellschaft zu leisten?“, sie meinten es tatsächlich ernst.

„Nein Danke. Ich bin mit meinen Freunden hier.“, wehrte ich mich. Doch brachte mir das nichts, denn einer von ihnen hatte mich schon am Handgelenk gepackt.

„Wir sehen die aber nirgends. Willst wirklich nicht mitkommen?“, flirtete der Braunhaarige schamlos weiter.

„Nein, ich will nicht!“, riss ich mich los. „Hey, du bleibst hier!“, brüllte der andere los.

„Habt ihr der Lady nicht zugehört?!“, Natsu hatte sich die Hand von dem geschnappt, welcher mich gerade wieder festhalten wollte.

„Was geht dich das an?!“, bluffte der andere den Drachentöter an und wollte ihm eine Kopfnuss verpassen, die Natsu mühelos parierte. Happy war inzwischen zu mir geflogen und hatte vor meinen Füssen beschützend zur Landung angesetzt.

„Sie ist zufälligerweise mit mir hier! Ich schlage vor ihr verzieht euch, oder ich röste euch so lange bis euer Fleisch schmeckt wie das von einem frisch gegrillten Huhn!“, drohte Natsu den beiden breit grinsend. Seine Gegner liessen ein ebenso breites Grinsen sehen. Sie hielten die Drohung für einen schlechten Scherz. Happy und ich nickten uns zu. Ich wusste, dass Natsu nicht gerade sehr wortgewandt war, weswegen er dringendst Schützenhilfe von Happy und mir brauchte. Ansonsten würde das hier schnellstens in eine sehr unschöne Prügelei ausarten, mitsamt Feuer und Flammen und der Wasserpark wäre dem Untergang geweiht.

„Wenn ich euch wäre würde ich seine Warnung berücksichtigen und von hier verschwinden.“

„AYE. Natsus Flammen haben schon einiges niedergebrannt.“, bekräftigte der blaue Exceed meine Worte.

„Da waren meine Kleider, einige unserer Feinde, halbe Städte…gab es da noch etwas, Happy?“

„Allerdings. Das Stadion von den grossen Magischen Spielen. Das ist vor ein paar Monaten so richtig schön vor sich hingeschmolzen. Wie flüssiger Käse.“, grinste der Kater hinter seinen weissen Pfoten. Mit jedem hinzugefügten Detail was der Drachentöter schon alles in hatte Flammen aufgehen lassen, wurden die Augen meiner Verfolger grösser und grösser. Gebannt starrten die beiden auf den Drachentöter, welcher nicht gerade milde gestimmt war. Natsu schenkte mir einen wissenden Blick, worauf ein süffisantes Grinsen seine Lippen zierte. Ich nickte kurz, wusste ich doch genau was er vorhatte. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Besonders wenn es darum ging im Team zu kämpfen. Schon einige Leute hatten sich an uns, Happy natürlich mitgezählt, die Zähne ausgebissen. Der Rosahaarige liess einen Feuerball in seiner rechten Hand erscheinen, welche er zu einer Faust ballte.

„Du bist….der Salamander von Fairy Tail?!“, erschrocken realisierten sie langsam aber sicherlich, wen sie da vor sich hatten.

„HILFE! Ein Monster!“, rannten die beiden keine Sekunde später davon, als ob sie dem Teufel höchstpersönlich begegnet wären.

„Musstet ihr es gleich so übertreiben?“, schmollte der Drachentöter. Er wusste, dass er unheimlich stark war. Das musste er wirklich niemandem mehr unter Beweis stellen, weder der Gilde noch seinem Kameraden. Ausser einigen Gegnern, welche das einfach nicht kapieren wollten. Dank seiner Feuerkraft wurde er von vielen Leuten, welche ihn nicht kannten, als Monster bezeichnet. In der Gilde und unter den Magiern war er seit Jahren unter dem Namen Salamander bekannt. Den Spitznamen trug er nicht umsonst. Schliesslich gehörte er zu den 7 Drachentötern Fiores und beherrschte Feuermagie, da sollte man ihm und seiner Magie schon Respekt zollen. Obwohl ich ihm das mit der Drachentötermagie zu beginn, als wir uns kennen lernten, auch nicht wirklich glauben konnte. Als ich dann aber sah, was er damit alles bewerkstelligen konnte, war ich einfach nur überwältigt von seinen Fähigkeiten.

„Ich finde nicht, dass wir es übertrieben haben. Nicht wahr, Lucy?“, Happy liess sich von dem Wasser tragen, während ich mich an den Rand des Beckens gesetzt hatte und meine Beine im kühlen Nass leicht hin und her bewegte.

„Sehe ich auch so.“, ernüchtert begab sich Natsu zu uns und setzte sich neben mich. Sein fragender Blick streifte mich. Ich wusste genau was sein Blick bedeutete. Er wollte wissen, ob das wirklich ernst gemeint war.

„Du hast mit deiner Magie schon einiges kaputt gemacht.“

„Aber ich habe das ganze doch auch abbezahlt.“, schmollte er weiter. Ich seufzte. Irgendwie musste ich ihm das auf einem anderen Weg verklickern.

„Und das Stadion?“

„Hey, ich wurde freigesprochen. Das war ein Versehen. Ich wollte einfach mal wieder einen richtigen Kampf.“, wehrte er sich, immer noch schmollend.

„Du wurdest nur Freigesprochen weil du im Vorjahr das Eclipse-Tor zerstört und damit die Drachen wieder zurück in ihre Zeitlinie gesendet hast.“, hielt ich ihm eine Standpauke. Sicherlich, ich war nicht Erza. Aber jemanden zurechtweisen konnte ich mindestens genauso gut wie die Rüstungsmagierin. Mal davon abgesehen, dass ich im Gegensatz zu ihr keine körperliche Gewalt benötigte.

„Dir ist schon klar, dass es ziemlich viele Leute gibt, die dich aufgrund deiner magischen Fähigkeiten als Monster bezeichnen, oder?“, fuhr ich unbehelligt weiter.

„Ich dachte, das wäre nur bei unseren Gegnern der Fall.“, gab er peinlich berührt zu.

„Oder siehst du das auch so?“, skeptisch blickte er mich an. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Wie kam er denn auf die Idee?

„Ich? Wie kommst du darauf?“, ich schüttelte die Hände um ihn von seinem Verdacht abzulenken. Niemals würde ich davon ausgehen, dass er ein Monster war. Er war ein Magier, ein Drachentöter, aber niemals ein Monster. Er war ein Mensch, genauso wie ich. Wieso sollte also ich ihn als Monster bezeichnen? Oder hatte ich da unbewusst einen Schwachpunkt getroffen?

„Ach, auch egal.“, wandte er sich leicht beleidigt ab. Oha. Dann war hinter dieser ganzen Monster-Sache doch mehr als ich vermutete. Mein Blick schweifte zu Happy, welcher einige runden in aller Ruhe auf dem Rücken schwamm. Der kam schon eine Weile alleine zurecht. Allerdings machte ich mir im Augenblick mehr Sorgen um Natsu als um dessen Freund.

„Kann es sein, dass da mehr dahinter steckt als ich glaube?“, sprach ich ihn leise an, so dass Happy es nicht hörte. Natsu erstarrte. Ungläubig drehte er sich zu mir um.

„Woher…?“

„Es ist nur so eine Vermutung. Du benimmst dich doch sonst nicht so merkwürdig. Früher haben dir solche Kommentare doch nichts ausgemacht.“, erklärte ich ihm meine Gedanken. Ein langsames Nicken von Natsus Seite folgte.

„Ja. Du hast Recht. Es steckt mehr dahinter als mir lieb ist.“, flüsterte er. Ehe ich ihn fragen konnte, ob wir uns denn nicht darüber unterhalten wollten, war er aufgestanden und davon gelaufen. Traurig blickte ich ihm hinterher.

„Natsu!“, Happy wollte ihm nachfliegen, doch stoppte ich den Exceed.

„Happy! Nein. Ich glaube er braucht etwas Zeit für sich.“, was auch den Kater traurig werden liess.

„Sag mal… weisst du etwas über die ganze Monster-Geschichte?“

„Aye…aber…“, der Kater kam ins Stottern. Hier war definitiv etwas faul.

„Es ist besser, wenn Natsu dir das selbst erklärt, da es ihn am meisten betrifft.“, führte der Kater seinen Satz zu Ende.
 

Am Abend begab ich mich wieder zu dem Ball. Von dem Feuermagier hatte ich bisher weder etwas gesehen noch gehört. Das war doch sonst nicht seine Art. Er meldete sich immer irgendwie. Auch wenn ich damals wegen der Sache mit dem Brief echt sauer auf ihn war. Aber jetzt hätte ich liebend gerne einen solchen Brief gehabt oder eine Notiz, damit ich wusste dass alles Ordnung war. Ein Seufzer gelangte über meine Lippen. Ich wusste genau, dass mich mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder der Gentleman vom vorhergehenden Abend erwarten würde. Doch freute ich mich nicht auf dieses Treffen. Viel zu sehr waren meine Gedanken bei Natsu, welcher sich wohl selbst irgendwie als Monster bezeichnete, weswegen auch immer. Erneut stand ich auf dem Balkon wie auch schon am Abend zuvor und hing meinen Gedanken nach. Ich überlegte bereits, ob ich ins Hotel zurückgehen sollte. Denn die Stimmung war genau so mies wie am Vorabend, bevor besagter Gentleman aufgetaucht war und von diesem war heute auch keine Spur zu sehen.
 

„Lucy-san? Hättest du einen Moment?“, es war Hisui, welche sich zu mir begeben hatte.

„Prinzessin.“, erstaunt drehte ich mich um.

„Eigentlich hatte ich bereits gestern mit dir sprechen wollen, aber du warst ja beschäftigt“, meinte die Grünhaarige augenzwinkernd. Damit meinte sie sicher den jungen Mann von gestern Abend.

„Kein Problem.“

„Ist er denn heute nicht mitgekommen?“, verwundert blickte sie sich um. Ich schüttelte den Kopf und verneinte.

„Ich habe ihn zufälligerweise hier auf dem Ball getroffen. Aber es scheint, als bleibe er heute fern.“, ich liess meinen Blick über die Stadt schweifen. Die Tatsache, dass von beiden Männern jede Spur fehlte, machte mich skeptisch. Hatte er doch gestern davon gesprochen, dass er sich freuen würde wenn wir uns heute wieder treffen würden. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, das Natsu und dieser Typ irgendwie unter einer Decke steckten. Irgendetwas stimmte hier doch nicht.

„Zufälligerweise? Ich dachte, das wäre dein Begleiter.“, lächelte sie mich an, worauf ich zuerst aufgrund der Erkenntnis Kreidebleich wurde um keine Sekunde später einen roten Schimmer auf meinen Wangen zu spüren.

„Begleiter?“

„Jeder der eingeladen ist, darf eine Begleitung mitbringen. Das stand doch in der Einladung.“ Oh weh. Da hatte ich doch tatsächlich etwas überlesen oder nicht gelesen. Hätte ich die Einladung doch nicht einfach nur überflogen.

„Er ist gestern Abend ziemlich zielstrebig auf dich zugelaufen, als ob er dich schon seit einer geraumen Weile kennen würde.“, sie stoppte ihre Erzählung für einen kurzen Moment und wurde Nachdenklich. Dabei liess sie ihren Blick in den Himmel wandern.

„Ich hatte das Gefühl, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Natsu-san aufweist.“, gab sie nach einigen Minuten des Grübelns von sich. Wusste ich es doch. Wenn ich diesen Drachentöter in die Hände bekam, würde er sein blaues Wunder erleben! Einen auf Eifersüchtig machen und sich auf den Ball Schleichen um sicher zu stellen, dass mir kein Typ zu nahe kam. Das war doch einfach unfassbar.

„Sag mal, wie meintest du das mit diesem Satz auf der Einladung?“

„Ach das. Naja. Wenn ich diesem Rogue nicht geglaubt hätte, dann hätten die Drachen niemals hierher gefunden. Das Tor wäre nicht geöffnet und die Stadt nicht halb zerstört worden. Mir tut es immer noch leid, dass ich euch und allen voran dich in diese Geschichte hineingezogen habe. Deswegen habe ich meine Stellargeister ein wenig gebeten mit deinen zusammen zu arbeiten. So konnte ich erfahren, dass du diese Tage in Crocus weilst und dir die Einladung zukommen lassen.“ Für einen Moment war es still.
 

„Ich wollte mich nochmals herzlichst bei dir entschuldigen.“

„Das ist doch kein Problem. Du kannst doch nichts dafür. Niemand konnte wissen, dass Rogue sich zum Drachenmeister berufen fühlte. Oder besser jener aus dieser schwarzen Zukunft. Im Endeffekt ist er auch dafür verantwortlich, dass mein anderes Ich damals hierher gereist ist um uns zu warnen. Um mit uns gegen diese Zukunft zu kämpfen.“

„Weisst du, was aus ihr geworden ist?“, Hisui hatte noch ganz am Rande mitbekommen, dass mein Ich aus der anderen Zeit oder besser anderen Dimension von Rogue getötet worden war.

„Sie hat ihren Frieden gefunden.“, lächelte ich. Ein verwirrter Blick der Prinzessin folgte.

„Ich habe damals, als das Tor zerstört war, einfach so ein Gefühl gehabt, dass sie Glücklich ist. Sicher, sie hat es mir nicht direkt gesagt. Aber ich bin mir sicher, da sie ja auf eine Art und Weise auch ich ist.“, Hisui nickte lächelnd.

„Entschuldigt, wenn ich mich in euer Gespräch einmische.“, ich erstarrte. Diese Stimme: das war der junge Mann von gestern Abend. Hisui und ich drehten uns um und erblickten meinen Begleiter vom Vorabend. Er trug die gleichen Kleider wie am Tag zuvor, wiederum verdeckte die weisse Maske einen Teil seines Antlitzes.

„Wenn man vom Teufel spricht.“, witzelte die Prinzessin hinter hervorgehaltener Hand mit einem spitzbübischen Lächeln.

„Wenn ihr mich entschuldigen würdet.“, verabschiedet ich mich mit einer Verbeugung von der Prinzessin und begab mich zu dem jungen Mann. Jener schien schon ungeduldig auf mich zu warten.

„Ist bei euch alles in Ordnung? Ihr wirkt so vertraut mit der Prinzessin. Kennt ihr sie?“, also wenn das wirklich Natsu sein sollte, dann musste er entweder gerade verdammt gut schauspielern oder er war wirklich nicht Natsu. Obwohl ich das ja eher weniger glaubte. Zuzutrauen wäre es ihm ja, mal von den guten Manieren und Sitten die er hier an den Tag legte abgesehen.

„Wir sind alte Bekannte.“, erklärte ich notgedrungen. Der Begriff alte Freunde wäre wohl ziemlich merkwürdig rübergekommen.

„Wie kommt es, dass ihr so spät seid?“, stellte ich im Gegenzug die nächste Frage. Wartete ich doch schon geschlagene zwei Stunden. Bei Natsu wusste ich, dass er nie ohne Grund zu spät kam.

„Ich wurde aufgehalten.“, erklärte er kurz angebunden. Verwundert blickte ich ihn an. Am Vorabend war er mir anders vorgekommen. Viel Edelmütiger. Er schien wütend und mit etwas nicht zufrieden zu sein.

„Möchtet ihr darüber sprechen?“, fragte ich ihn nach einer Weile, als wir mitten auf der Tanzfläche standen und ein neues Lied angespielt wurde.

„Nicht wirklich.“, wandte er sich ab. Ich musste Hisui Recht geben. Am Vorabend war er mir wirklich bekannt, nein, sogar vertraut erschienen. Meine innere Stimme sagte mir, dass ich ihn kannte. Doch schien er sich abschotten zu wollen. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weshalb er verspätet beim Ball angekommen war.

„Seid ihr euch sicher?“, hakte ich nochmals nach. „Wisst ihr, manchmal ist es besser über seine Probleme zu sprechen als das Ganze in sich hineinzufressen. Für mich ist das zumindest so.“, erklärte ich ihm, als ich mich an einige hilfreiche Gespräche in der Gilde erinnerte. Aber auch daran, dass einige der Diskussionen zwischen den Männern hin und wieder zu Prügeleien ausgeartet warten. Oder fast immer. Doch dies brauchte mein Begleiter nicht zu wissen. Wenn er es denn nicht schon wusste.

Kurz nickte der Rosahaarige, ehe er mich aus dem Ballsaal auf den Balkon führte, auf welchem wir uns am vorherigen Tag getroffen hatten. Er geleitete mich Hand in Hand an das aus Marmor bestehende Geländer, wo er mich schliesslich losliess. Ratlos blickte er auf Stadt herab, welche im Licht der Laternen funkelte.

„Ich spreche nur ungern darüber. Von meinen Freunden weiss nur einer davon.“, begann er zu erzählen. Aufmerksam hörte ich ihm zu.

„Es ist so, dass ich es Öfteren als etwas bezeichnet werde, das ich nicht bin. Früher hat mir das nichts ausgemacht. Aber seit ich von meinem Bruder die Wahrheit erfahren habe, scheint nichts mehr zu sein wie vorher.“, erklärte er die Situation.

„Wart ihr deswegen später dran?“, er nickte leicht auf meine Frage.

„Ich nehme an, euer Bruder hat euch bisher nichts davon verraten, weil er euch nicht verunsichern wollte.“

„Schön wär’s. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht dass ich einen Bruder habe.“, ein spöttisches Lachen drang aus seiner Kehle. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das waren ja unschöne Familienverhältnisse.

„Tut mir leid. Das wusste ich nicht.“

„Es muss euch nicht leidtun. Ihr wolltet mir nur helfen. Ich bin euch dankbar dafür, dass ich mich jemanden anvertrauen konnte. Aber ich fürchte, dass mir in dieser Situation niemand helfen kann.“, wandte er sich ab. Sein Blick schweifte ab und blieb an dem Himmel haften, wo sich die ersten Sterne zeigten. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie erinnerte er mich an Natsu. So schmerzhaft und getroffen hatte ich ihn noch nie erlebt und ich glaubte, in den Augen des jungen Mannes genau den gleichen Schmerz zu sehen wie in denen meines besten Freundes. Der Mann schenkte mir einen fragenden Blick. Anscheinend hatte er mein sorgenvolles Gesicht bemerkt.

„Ich hätte euch wohl besser nicht davon erzählt.“, zog er die Konsequenz von unserem Gespräch.

„Nein. Das ist es nicht. Ich hatte euch gebeten mir etwas zu erzählen und das habt ihr getan. Es ist nur so, dass ihr mich an einen guten Freund erinnert habt.“ Skeptik mischte sich in seinen Ausdruck.

„Ein guter Freund?“

„Naja, er scheint da ein ähnliches Problem zu haben wie Sie. Da haben sie mich automatisch an ihn erinnert.“, schilderte ich ihm, womit meine Gedanken automatisch zu Natsu wanderten. Beim Verlassen des Hotels hatte ich Happy alleine zurückgelassen, in der Hoffnung, dass Natsu früher oder später zurückkehrte, sobald er sich beruhigt hatte. Sicherlich war er in der Zwischenzeit wieder ins Hotel gegangen. Aber was, wenn er das nicht getan hatte? Natsu war niemand, der ein Problem in sich hinein frass sondern aktiv anging und ausdiskutierte. Oder sich aufgrund dessen in eine Prügelei verwickeln liess, er regelte ja am liebsten alles mit Gewalt. Ich wusste von keinem Fall oder keiner Mission, welche nicht in einem totalen Durcheinander geendet hatte. Ein Seufzen kam über meine Lippen. Was war ich bloss für eine Freundin? Ich war auf einem Ball um an Informationen über unseren Auftrag zu kommen und Natsu? Der lag wahrscheinlich Mutterseelenalleine, mal von Happy abgesehen, im Hotelzimmer und grübelte. Natsu und grübeln? Nein, das passte nicht. Ich musste zurück ins Hotel und nachschauen, ob alles in Ordnung war. Wir waren in der gleichen Gilde, Kameraden, Freunde. Beste Freunde. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass mir der Feuermagier viel mehr bedeutete als ich bisher glauben wollte. Er war mehr als nur ein guter Freund, viel mehr. Das wurde mir gerade schmerzhaft bewusst. Ich konnte ihn nicht alleine lassen. Nein, durfte ihn nicht alleine lassen. Selbst wenn er von anderen Menschen oder unseren Gegnern als Monster bezeichnet wurde, für mich würde er immer nur Natsu Dragneel sein. Ein durchgeknallter Magier, ein Drachentöter, ein Kamerad, mein bester Freund und der Mann, in den ich mich über die Jahre hinweg verliebt hatte.

Eine Träne rann ab meiner Erkenntnis meine Wange hinab. Mein Gesprächspartner erkannte dies sofort und wischte sie mir sanft weg.

„Ist alles in Ordnung? Habe ich einen Fehler gemacht? Beschäftigt euch etwas?“

„Nein. Aber, ich habe gerade etwas begriffen, was mir bisher nicht klar war.“, murmelte ich während ich in meiner Handtasche nach einem Taschentuch herumwühlte und versuchte meine Gedanken ein wenig zu sortieren, was mir aber nicht gelingen wollte.

„Tut mir leid.“, sagte ich zu meinem Begleiter, welcher mir ein Taschentuch entgegenhielt.

„Aber ich muss gehen.“, verabschiedete ich mich, ehe ich Hals über Kopf aus dem Palast stürmte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Anne397
2017-06-28T15:27:50+00:00 28.06.2017 17:27
Echt super gut geshrieben. :)
Ich hoffe das es blad weiter geht.
Von:  Lisanaund1
2017-06-15T18:05:41+00:00 15.06.2017 20:05
Echt Hammer
Und hoffe das es schnell weiter geht.
Lisanaund1


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