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Ein Dating Portal mit Tücken

Oder wie bringe ich einen Eisberg zum schmelzen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel wurde nicht Beta gelesen, weswegen ich alle Fehler verschenke und Ihr sie still und heimlich behalten dürft. ;D Komplett anzeigen

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Die dämlichste Idee die ich je hatte

Ich hatte es schon wieder getan. Schon wieder ließ ich den blonden jungen Mann in dieser Eiseskälte im Park stehen während ich selbst in meinem warmen Auto saß und alles durch getönte Scheiben beobachtete. Mit ansah wie der Andere erst voller Vorfreude sein strahlendes Lächeln nicht verbergen konnte, sogar leicht ungeduldig auf der Stelle hin und her tippelte um wenigstens ein wenig seiner Freude Ausdruck zu verleihen, bevor es erlosch. Diese anfängliche Euphorie schwand mit jeder weiteren Minute die verstrich immer mehr. Aber es tat dies in einer bestimmten Reihenfolge stellte ich eines Tages fest. Erst hörte immer das Tippeln auf. Dann schwand langsam das Lächeln von den schönen blassen Lippen bevor die Erkenntnis schlussendlich auch die honigfarbenen Augen erreichte und die Erkenntnis sie matt werden ließ. Er wurde erneut versetzt. Wiederholt ließ ich ihn zu einem Treffpunkt kommen an dem er Stunde um Stunde wartete ehe dann doch nichts geschah.
 

Dabei entschuldigte sich die Person von der er nicht wirklich wusste wer es war als auch welche nicht aufzutauchen vermochte am nächsten Tag immer mehrfach bei dem Blonden. Bat um Verzeihung. Es hatte in der Arbeit wieder länger gedauert. Eine glatte Lüge. Sein Chef mochte ihn nicht und ließ ihn absichtlich Überstunden machen während die anderen mit diesem einen trinken gingen. Eine weitere Lüge. Ich log absichtlich. Ich log, weil ich meine Schwäche, die das ich einfach viel zu feige war mich dem Blonden zu zeigen, preiszugeben wer ich wirklich war, nicht zugeben wollte. Dass ich dem Anderen mit meinem Verhalten zu Anfang ein wenig weh getan hatte war für mich selbst noch zu verkraften gewesen doch von Treffen zu Treffen wurde es auch für mich immer schwerer. Insgesamt ließ ich den Blonden nun siebenmal hier stehen. Siebenmal und dieser kam trotzdem obwohl er sicherlich bereits glaubte, nein viel mehr sich sicher sein musste, dass man ihn auf den Arm nehmen wollte. Einen schlechten Scherz auf seine Kosten gab während man sich über seine einfältige Naivität köstlich amüsierte.
 

Dabei stimmte es nicht. Es zerriss mir das Herz das ich es nicht schaffte einfach auszusteigen um mich ihm zu zeigen. Zu sagen wer ich war, warum ich das alles hier getan hatte aber vor allem weswegen es so lange dauerte bis ich endlich vor ihm stehen konnte. Ein Feigling war ich. Dies war die ehrliche Antwort. Nichts Anderes steckte dahinter, oder? Wer würde denn nicht in meiner Position feige sein? Immerhin bekam ich ein wenig Verständnis von meinem einzigem Freund. Dieser wusste um meine Lage Bescheid. Verspottete mich nicht für meine Gefühle, sondern versuchte mich zu unterstützen und mir Mut zuzusprechen. Lediglich ihm war es zu verdanken, dass ich dieses ganze Vorhaben nicht nach dem ersten verpatzten Treffen abgebrochen hatte. Ein tiefes Seufzen erklang in dem dunklen Auto als ich dabei zusah wie der Blonde, nach nun mehr als vier Stunden des Wartens, die schmalen Schultern straffte und sich vollkommen durchgefroren auf dem Heimweg machte. Bereits beim ersten Mal war es mir schon aufgefallen wie dieser junge Mann dort auf mich wartete. Es hatte erst vor kurzem angefangen zu schneien.
 

Die Flocken fielen vom Himmel und bedeckten den grauen Asphalt, die blätterlosen Bäume, die kahlen Büsche um sie so zu einer kleinen weißen Landschaft zu zaubern. Die Menschen begannen sich dicker, aber vor allem wärmer anzuziehen. Die ersten Wintermäntel wurden aus den Schränken geholt. Gefütterte Stiefel folgten den Handschuhen, Mützen und Schals. In binnen kürzester Zeit sah man niemanden mehr ohne eines dieser Utensilien. Niemanden außer diesem blonden Chaoten. Als wir uns das erste Mal treffen sollten herrschten Temperaturen um den Null Grad. Ich selbst war in einen schwarzen Mantel gehüllt obwohl ich in meinem Auto saß während der Andere lediglich seine dünne grüne Jacke, eine zerschlissene Jeans und stark abgetragene Turnschuhe trug. Ob dieser einen Pullover unter seiner Jacke anhatte der ihn warmhielt wusste ich zwar nicht aber die geröteten Wangen, die rote Nase, das andauernd aneinander reiben der Hände verriet selbst mir deutlich, dass dies wohl nicht der Fall war. Das Schlimmste jedoch war das der Blonde trotz dessen jedes Mal aufs Neue so lange auf mich wartete. Es war doch nur eine Frage der Zeit bis er sich eine dicke Grippe oder gar eine Lungenentzündung holte aber trotzdem schien er es zu riskieren nur um mich endlich zu sehen. Wobei, auch hier habe ich ohne mit der Wimper zu zucken gelogen.
 

Es war einfach nicht machbar das ich ihm sagte wer ich wirklich war. Das ich preisgab mit wem er da schrieb und vor allem woher ich so genau wusste wer er war. Dabei fiel mir ein, ich fand diese Partnersuchseiten schon immer lächerlich. Im Grunde war ich der Meinung das sich dort nur Idioten einschrieben die zu dumm waren auf persönlicher Ebene ein Gespräch zu führen und damit auch Erfolg zu verbuchen. Kurzum, für mich schrieben sich solche Leute wie Wheeler und Co dort ein. Dass dieser es tatsächlich getan hatte, in der Hoffnung eine Freundin auf diesem Wege zu finden wunderte mich deswegen kein Stück. Viel eher hatte ich mich augenblicklich über ihn lustig gemacht als ich dies hörte. Ich ließ keine Gelegenheit aus um ihn aufgrund seines Profils auf diversen solcher Seiten zu demütigen und zu verspotten. Es machte mir Spaß ihn am Boden zu sehen, in dem Wissen das ich mit all dem Recht hatte was ich ihm an den Kopf warf. Ein weiterer Seufzer verließ meine Lippen während ich mich, die Augen dabei schließend, in meinem Autositzt zurücklehnte. Meine letzten Worte konnte ich immer noch sehr gut in meinen eigenen Ohren wiederhallen hören. Vor meinem inneren Auge sah ich ebenso deutlich vor mir wie er innerlich in sich zusammenbrach. Wie ihm jegliche Antwort im Halse stecken blieb und auch seine Körperhaltung zeigte mir deutlich wie sehr ich ihn verletzt haben musste. In diesem Moment verspürte ich das erste Mal so etwas wie den leichten Drang mich doch tatsächlich bei diesem Kerl zu entschuldigen.
 

Ihm zu sagen das es mir leid tat. Das meine Worte nichts Anderes als leeres Geschwätz waren und er sicherlich jemanden finden würde der zu ihm passte. Der ihn so mochte wie er war, chaotisch, freundlich, witzig, treu aber vor allem so verdammt liebenswert. Doch genauso wenig wie ich aus diesem Auto steigen konnte würde ich es schaffen ihm genau jenes zu sagen. So war ich eben nicht, würde es sicherlich ebenso wenig je sein und trotzdem stand er dort, wartete bis sein Körper ihm das Zeichen gab das es genug war. Aber wie kam es eigentlich dazu das ich uns beide in eine solche verfahrene Situation manövriert hatte? Im Grunde war es eine Kurzschlussreaktion gewesen. Es war eine dämliche Idee meinerseits. Die dämlichste die ich je hatte wohlbemerkt. Eigentlich waren alle meine Einfälle bis aufs kleinste Detail durchdacht. Präzision setzte ich in jeglicher Lebenslage voraus, selbst bei mir. Aber hier? Ich hatte vor einigen Wochen nach einem dieser Profils des Hündchens gesucht und gefunden. Als ich es entdeckte musste ich im ersten Moment grinsen. Es war regelrecht niedlich wie er sich auf dieser Seite anbot. Er suche eine nette kleine Freundin, die seine Interessen teilen und ihn so mögen würde wie er war. Ein Chaot mit gutem Herzen.
 

Und obwohl ich wusste, dass es falsch war, obwohl ich wusste das es ihn sicherlich noch mehr verletzten würde als meine Worte am Vormittag tat ich es trotzdem. Ich meldete mich ebenfalls in diesem Onlineportal an. Erstellte mir ein Profil, in dem ich wirklich alles was mich ausmachte ins verkehrte setzte, beließ das Profilbildfeld absichtlich vorerst bilderlos. Dies alles hatte nicht mehr als fünf Minuten gedauert. Der einzige Punkt der tatsächlich wahr war, war jener der mein Geschlecht preisgab. Meiner Meinung nach war das alles oberflächlich, falsch und eine reine Zeitverschwendung aber dennoch tat ich es. Ich suchte erneut nach seinem Profil und schrieb ihn an. Ich nannte ihm einen falschen Namen, heuchelte vor das ich neu in der Stadt sei, jemanden suchen würde der mir sie zeigte da meine Familie im Ausland lebte. Das Joey mir überhaupt zurück schrieb wunderte mich ein wenig. Immerhin war dies eine Dating Seite und man könnte doch meinen das ich mehr suchen würde als einen Fremden der mit mir bummeln gehen würde. Das Gespräch entwickelte sich von Mail zu Mail immer weiter, es wurde von Abend zu Abend interessanter. Ich lernte eigenartiger Weise durch diese Mails Seiten an dem Hündchen kennen die ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte. Seiten die ihn doch tatsächlich auf eine verquere Art und Weise für mich sympathisch machten. Recht schnell kam dann die Frage von seiner Seite aus wann wir uns denn sehen würden damit er mir die Stadt zeigen könnte, was mich wirklich überraschte.
 

Ich hatte bereits vergessen das ich das überhaupt zur Sprache gebracht hatte. Es war verwirrend für mich denn für gewöhnlich vergaß ich nie etwas. Kurzdarauf begann meine Suche nach Ausreden die ich ihm liefern konnte um diesem Treffen zwar zu entgehen aber die trotz dessen nicht dazu führten das er misstrauisch wurde oder gar die Mails nicht mehr beantwortete. Ich weiß zwar nicht wie ich dies geschafft hatte aber er nahm es so hin wie ich es ihm sagte und wir schrieben uns weiterhin. Weitere Probleme kamen jedoch mit der Zeit. Jedes Mal wenn ich ihn sah, im Park stehend auf mich wartend, bibbernd vor Kälte aber hoffnungsvollen Augen, fraß mich das schlechte Gewissen innerlich beinahe gänzlich auf aber zeigen tat ich mich trotzdem weiterhin nicht. Warum nicht? Innerlich wusste ich genau das ich die Feigheit ebenfalls als eine Art Ausrede regelrecht missbrauchte. Eine Ausrede um nicht aus dem Auto zu steigen und ihm gegenüber zu treten. Eine Ausrede um nicht in das enttäuschte Gesicht des Blonden blicken zu müssen, wenn die Erkenntnis ihn traf das der Kerl mit dem er manchmal stundelang über persönliche Dinge als auch Gott und die Welt schrieb kein geringer war als ich. Eine Ausrede um mich selbst davor zu schützen verletzt zu werden, sollte er wütend auf mich sein. Eine Ausrede um mein dummes Herz davor zu bewahren eventuell gebrochen zu werden.
 

Was für eine dumme Ausrede Feigheit doch war. Und was für ein dummes Herz das diese so einfach zuließ. Aber das wirklich dumme war das ich, seit ich ihn zum ersten Mal so frierend in seiner Kleidung sah, drei Tüten voller warmer Kleidung mit mir sparzieren fuhr die ich ihm eigentlich schenken wollte. Kurz entwich mir ein freudloses Lachen während ich mir träge mit beiden Händen über meine Augen rieb um die Müdigkeit zu vertreiben. So ein einfältiges, dummes und vor allem verliebtes Herz schlug mir in der Brust das mich zu einem Feigling werden ließ während Wärme auf meiner Rückbank vor sich hin wartete und einen so einfachen Ausweg aus dieser so verzwickt verfahrenen Situation bot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  MrsChiNanami
2016-11-01T15:40:14+00:00 01.11.2016 16:40
*.*
Mega schöne Geschichte!!
Hoffe der zweite Teil kommt auch noch! *.*
Will unbedingt wissen wies weiter geht und ob Kaiba seinen Hintern mal aus dem Auto bewegen kann!!
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-12-11T04:24:54+00:00 11.12.2015 05:24
Ui Kaiba hats erwischt
Aber er ist einfach zu stolz um dazu zu stehen

Dass ist je fast schon niedlich
Von:  Lunata79
2015-12-08T10:56:01+00:00 08.12.2015 11:56
Seto, ein Feigling. Ich fasse es nicht.
Dass er das gemacht hat, ist irgendwie verständlich. Er will Joey eben am Boden sehen und hat sich eben nichts groß dabei gedacht. Aber jetzt steht unerwartet seine Gefühlswelt Kopf.
Ich hoffe auf ein gutes Ende und freue mich schon auf Kapitel 2.

Lg
Lunata79
Von:  shadowsky
2015-12-06T22:45:09+00:00 06.12.2015 23:45
Oho, was wird der Herr nun tun? Ich finde es gut und es zauberte mir ein Lächeln beim Lesen aus Gesicht und bin gespannt wie es weiter geht. Hoffe natürlich auf ein gutes Ende 😊

Bis dann
*winke*
Shadowsky
Von:  Fusselfiech
2015-12-06T17:56:03+00:00 06.12.2015 18:56
Hallo, Ein schönes Kapitel und ein schöner Beitrag zu unserem Kalender.

Ich persönlich mag es sehr wenn Seto sich durch seine eigene Arroganz in solche Situationen manövriert und dadurch seine eigenen emotionalen Grenzen erfährt.

Freu mich schon auf das nächste Kapitel.

Bis dann

dat Fussel.

^_^

Von:  keikei
2015-12-06T12:43:39+00:00 06.12.2015 13:43
Was für eine süße Idee! Aber irgendwie kann ich mir so eine feige Seite auch gut bei Seto vorstellen... das macht ihn irgendwie menschlicher xD
Ich freu mich echt auf den zweiten Teil der Geschichte!!
Vielen Dank für das tolle Kapi zum 2ten Advent! :D
Von:  KamuiMegumi
2015-12-06T10:14:16+00:00 06.12.2015 11:14
Da bin ich aber nun wirklich gespannt wie sich das hier entwickelt! Seto als Feigling... wer hätte das gedacht!
Hoffe auf ein schönes Ende des TwoShots... Und das Joey nicht krank wird...
Schöne Story und schöner Schreibstil.
Freu mich auf Part 2
Grüßle
Kamui-chan


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